Die Therapie mit Taxanen hat die Chemotherapie verbes- sert. So sind beim Mammakar- zinom wie auch beim nicht- kleinzelligen Bronchialkarzi- nom (NSCLC) deutlich höhe- re Ansprechraten zu erzielen als unter Zytostatika-Regi- men ohne Taxane. Innovative Therapieansätze sind zudem antiapoptotische Substanzen, welche die Wirkung der Zy- tostatika weiter verstärken sollen. Zwei viel versprechen- de Substanzen dieser Art sind Oblimersen und Falvopiridol, die an verschiedenen Tumo- ren untersucht werden.
Beim Mammakarzinom er- höht das Taxan Docetaxel in der adjuvanten Situation die Heilungschance der Patientin- nen (Studien von Nabholtz et al., Breast Cancer Internation- al Research Group, BCIRG 001). Bei Patientinnen mit Lymphknotenbefall reduzier- te das Kombinationsregime TAC (TAC = Docetaxel, Do- xorubicin, Cyclophosphamid) die Rezidivrate um ein Drittel, unabhängig davon, ob sie hor- monrezeptorpositive oder -ne- gative Tumoren aufwiesen, be- richtete Dr. Andreas Schnee- weiß (Heidelberg).
Das TAC-Protokoll war ge- gen das FAC-Schema (5-Fluo- rouracil, Doxorubicin, Cyclo- phosphamid), alle drei Wo- chen gegeben in sechs Zyklen, geprüft worden. Nach einer medianen Nachbeobachtungs- zeit von 33 Monaten lag das krankheitsfreie Überleben im FAC-Arm mit 74 Prozent stati- stisch signifikant unter den 82 Prozent im TAC-Arm. Beson- ders profitierten Patientinnen mit ein bis drei vom Tumor befallenen Lymphknoten (79 versus 90 Prozent) zugunsten von TAC. Dies betraf auch das Gesamtüberleben mit 96 ge- genüber 89 Prozent.
Beim fortgeschrittenen NSCLC sei Docetaxel in der
Monotherapie bei bereits vor- behandelten Patienten sowohl einer BSC-Strategie als auch einer Behandlung mit den Zy- tostatika Vinorelbin oder Ifos- famid hinsichtlich Ansprech- raten und Überlebenszeit überlegen, betonte Dr. Wil- fried Eberhardt (Essen). Durch die Tumorrückbildung konn- ten die krankheitsbedingten Beschwerden deutlich gelin- dert und die Lebensqualität der Patienten signifikant ver- bessert werden.
In der Firstline-Therapie erreichte Docetaxel in Kombi- nation mit Cisplatin bezie- hungsweise Carboplatin (DC) eine höhere Ansprechrate und ein längeres Gesamtüberle- ben als die bisherige Standard- kombination Vinorelbin/Cis- platin (VC). Die Patienten im Stadium IIIB-IV ihrer Er-
krankung hatten nach sechs Zyklen DC eine deutlich stär- ker gestiegene Lebensqualität als die Patienten in der Grup- pe, die VC erhalten hatte.
Auch die Schmerzen ließen unter dem DC-Protokoll stär- ker nach, und die Patienten verloren weniger an Körper- gewicht. Eberhardt schloss aus diesen Daten, dass die DC-Kombination heute zu ei- nem der wirksamsten Schema in der Therapie des fortge- schrittenen NSCLC zählt.
Verbesserung der Wirkung etablierter Chemotherapien In Lymphomen, aber auch ei- ner Reihe anderer Tumoren, wird das Bcl-2-Protein expri- miert, beim malignen Mela- nom in bis zu 90 Prozent der Fälle. Die Arbeitsgruppe um Dr. Volker Wacheck (Wien) konnte in vitro an Mäusen durch die Reduktion der Bcl- 2-Expression mit so genann- ter Bcl-2-Antisense Oligonu- kleotiden (Oblimersen) eine signifikante Chemosensitivie- rung von Melanomen erzie- len. Daraufhin untersuchte ei-
ne Gruppe an der Universität Wien in einer Phase-I/II-Stu- die die Substanz Oblimersen (AVE3139) an Melanompati- enten. Die Behandlung wurde bis zu einer Dosierung von 12 mg/kg/d gut vertragen. Bei 14 Melanompatienten zeigte sich ein Ansprechen von 43 Prozent mit einer doppelt so langen Überlebenszeit gegen- über der Kontrollgruppe.
Beim NSCLC wird Oblimer- sen in Kombination mit Do- cetaxel in einer Phase-III- Studie geprüft.
Die zweite viel verspre- chende neue Substanz ist der Cyclin-abhängige Kinase-In- hibitor Falvopiridol. Die Sub- stanz greift in den Zellzyklus ein und macht Tumorzellen an- fälliger für eine chemothera- pie-induzierte Apoptose. Dr.
Udo Vanhoefer (Essen) infor- mierte, dass die Substanz in Phase-III-Studien bei unter- schiedlichen Tumoren getestet wird. Sabine Böttger
Pressegespräch von Aventis Onkologie
„What’s next?" im Rahmen des Kongres- ses der Deutschen Gesellschaft für Häma- tologie und Onkologie 2002, München V A R I A
A
A1146 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1725. April 2003
Medikamentöse Krebstherapie
Studien mit neuen
Substanzen vorgestellt
Unternehmen
Die Frage, ob wirksamkeitsbestimmende In- haltsstoffe von Johanniskrautextraken über- haupt an das zentrale Nervensystem gelangen, ist im Tiermodell beantwortet. Bei der Maus wurde Hyperforin nach Fütterung im Gehirn nachgewiesen. Hyperforin ist einer der Haupt- inhaltsstoffe standardisierter Johanniskrautex- trakte. Im Modell ist die Hemmung mehrerer synaptosomaler Transmittersysteme als mögli- cher antidepressiver Wirkmechanismus der Extrakte beschrieben. Ob und in welchem Umfang jedoch die Inhaltsstoffe überhaupt ins Gehirn gelangen, war bisher durch keine Stu- die belegt. Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz (Frankfurt/Main) hat dazu eine Untersuchung an Mäusen durchgeführt. Zwei Stunden nach Fütterung mit wässrigem Natrium-Hyperforin wurden die Tiere reseziert und der Zellauf- schluss des Gehirns einer Hochdruck-Flüssig- keits-Chromatographie-Massenspektroskopie unterworfen. Dabei konnte der Wirkstoff nachgewiesen werden.
Neu ist auch eine Metaanalyse jüngerer placebokontrollierter Studien zur Wirksam-
keit von fünf Präparaten mit mindestens 0,1 Prozent Hyperforingehalt. Nach Angaben von Dr. Michael Berner (Freiburg) zeigte sich bei den 890 Patienten unter Verum mit 50,3 Prozent eine deutlich höhere Respon- derrate als in den Placebogruppen (39,4 Pro- zent) mit insgesamt 845 Teilnehmern.
Die Wirksamkeit des standardisierten Hy- pericum-Extrakts WS 5570 (3 × 300 mg/die) bei leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen (Hamilton Depression Skala, 17-Item-Version) belegt eine prospektiv ran- domisierte Doppelblindstudie bei 374 Patien- ten: Nach sechswöchiger Behandlung war der Ausgangswert von 22 Punkten auf der Hamil- ton-Skala auf zehn abgefallen – unter Placebo auf dreizehn. Die Responderrate lag nach An- gaben von Dr. Angelika Dienel (Karlsruhe) mit 53 deutlich höher als im Placebo-Arm (43 Prozent), Gleiches gelte für die Remissionsra- ten (46 versus 37 Prozent). Dr. Renate Leinmüller
Pressekonferenz „Johanniskraut“ in Frankfurt/Main, veranstal- tet von Dr. Willmar Schwabe Arzneimittel