Ein neues Therapiekon- zept, mit dem die Letali- tät bei Intoxikationen mit Knollenblätterpilzen auf mehr als die Hälfte ge- senkt werden kann, hat die Kölner Pharmafirma Madaus & Co. während der Medica '84 Ende No- vember in Düsseldorf vorgestellt. Es handelt sich um Legalon® SIL Ampullen, eine Weiter- entwicklung des bereits 1969 von Madaus einge- führten Lebertherapeuti- kums Legalon, das als Extrakt aus den Samen der Mariendistel isolier- tes Silymarin als Haupt- wirkstoff enthält. Speziell für die Behandlung von Annanitin-Intoxikationen steht es als injizierbare wasserlösliche Monosub- stanz Silibinin zur Verfü- gung. Einen durchschla- genden Therapieerfolg mit Legalon® SIL Ampul- len erzielten österreichi- sche Krankenhäuser.
Von 28 Patienten, die Knollenblätterpilze ver- zehrt hatten, konnten alle
—bis auf einen Suizidfall
—gerettet werden.
Der Biochemiker Prof.
Dr. rer. nat. Johann Son-
Diagnose und Therapie- möglichkeiten periphe- rer arterieller Durchblu- tungsstörungen standen kürzlich in Budapest auf einem Symposium der Firma Hormon-Chemie, München, zur Diskus- sion.
Professor D. Rühland, Münster, erläuterte war- um die Indikationen zur operativen Behandlung
nenbichler vom Max- Planck-Institut in Martins- ried bei München berich- tete über den Wirkme- chanismus von Silibinin:
Es induziert die Vermeh- rung der Ribosomen und steigert die Protein-Bio- synthese, wodurch die Teilung der Leberzellen stimuliert wird. So läßt sich die Regenerationsfä- higkeit einer geschädig- ten Leber durch Silibinin erklären. HC
Gegen den giftigen Knollen- blätterpilz ist ein Kraut ge- wachsen: die Mariendistel
Foto: Dr. Madaus
peripherer arterieller Durchblutungsstörungen in den letzten Jahren zu- nehmend zurückhalten- der angesehen werden.
Ursächlich dafür seien die Entwicklung anderer risikoärmerer Therapie- verfahren wie die perku- tane, transluminäre An- gioplastie, Thrombolyse- verfahren und Erkennt- nis, daß Durchblutungs- störungen im Stadium II
jahrelang stationär blei- ben können und einer konservativen Therapie zumeist gut zugänglich sind. Auch die mangel- haften gefäßchirurgi- schen Erfolge, insbeson- dere der peripheren Re- konstruktion, sind in die- sem Zusammenhang zu erwähnen.
Das besondere Augen- merk der Zuhörer lenkte Professor F. Hacke!, Bad Nauheim, auf die Niere, deren Beteiligung bei der arteriellen Verschluß- krankheit (AVK) bislang unterschätzt werde und die bei Hypertonikern verstärkt gefährdet sei.
Eigene korrosionsanato- mische Untersuchungen Hackels bestätigen, daß vom physiologischen Prozeß des Alterns vor al- lem die Nierenrinde be- troffen ist. Therapeuti-
Für ihren richtungwei- senden Beitrag zur The- rapieforschung wurden Professor Dr. med. Hein- rich Patscheke und Dr.
Karlheinz Stegmeier (Boehringer Mannheim) mit dem Preis der Deut- schen Therapiewoche 1984 ausgezeichnet. Bei- de Wissenschaftler cha- rakterisierten die phar- makologischen Eigen- schaften eines Thrombo- xan-Rezeptor-Antagoni- sten, der sich als ein neu- es Konzept für die anti- thrombotische und anti- ischämische Therapie anbietet.
Zwei Prostanoide spielen in der Pathophysiologie des Herz-Kreislauf-Sy- stems eine herausragen- de Rolle: Thromboxan A2 als Induktor der Throm- bozytenaggregation und Vasokonstriktion und
sche Maßnahmen bei AVK sollten daher auch die enge Korrelation zwi- schen dem peripheren und dem renalen Kreis- lauf beachten.
Hackel untersuchte au- ßerdem den Einfluß von Actovegin® und nieder- molekularem Dextran auf die Durchblutung der Ex- tremitäten und die Mikro- zirkulation. Die Langzeit- Infusionsbehandlung mit einer solchen Kombina- tion bewirkt bei AVK eine statistisch gesicherte Verbesserung der Durch- blutungsreserve sowohl der Unterschenkel-Mus- kulatur als auch der Ak- ren. Sie eignet sich nach Ansicht Hackels deshalb ganz besonders zur The- rapie schwerer Formen der peripheren AVK, ent- sprechend den Stadien III und IV nach Fontaine. la
Prostazyklin PGI 2 als Inhi- bitor der Thrombozyten- aggregation und Vaso- dilatator. Seit der Entdek- kung der biologischen Funktion dieser Prosta- noide verfolgt die phar- makologische Forschung das Ziel, Pharmaka zu entwickeln, die die uner- wünschten Wirkungen von Thromboxan A2 aus- schalten können, ohne dessen Antagonisten Prostazyklin zu hemmen.
Dieses Ziel wurde mit dem ersten bislang ein- gehender untersuchten
Thromboxan-Rezeptor- Antagonisten erreicht, der vorläufig BM 13177 heißt. Zur Zeit befindet sich das offenbar gut ver- trägliche Pharmakon in Phase II der klinischen Prüfung. Mit einer Zulas- sung allerdings ist erst Ende dieses Jahrzehnts zu rechnen. jv
Thromboxan-Antagonisten:
neues preisgekröntes Konzept
Bei AVK heute zurückhaltender gegenüber Operationen
Hochwirksames Therapeutikum bei Pilzvergiftungen
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG
132 (92) Heft 3 vom 16. Januar 1985 82. Jahrgang Ausgabe A