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Archiv "Ärztemangel: Ohne Medizin nicht überlebensfähig" (30.08.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 34–35

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30. August 2010 A 1631

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Ä RZTEM ANGEL

Die KBV will mit Hil- fe der Studierenden herausfinden, wie der Arztberuf attrak- tiver gestaltet wer- den kann (DÄ 22/

2010: „Was tun, wenn der Nachwuchs ausbleibt?“ von Carl-Heinz Müller).

Veraltete Hierarchien

Der angehende Arzt m/w erfährt im theorieüberlasteten Studium vor allem, dass er im Klinikbetrieb nur stört und lästig ist, als PJler wird er mit Billiglohn zu Hilfsarbeiten ausgenutzt und lernt nichts. Als Assistenzarzt m/w erfährt er keine Weiterbildung, die auch nur annä- hernd den Weiterbildungsinhalten anderer westlicher Länder ent- spricht, und als niedergelassener Arzt m/w hört er nur zwei Begriffe:

Mengenbegrenzung und finanzielle Haftung für alles, was er tut und verschreibt.

An den Universitätsklinika herrscht der Hochmut der Ordina- rien wie zu Sauerbruchs Zeiten. Es fehlt jeder, aber auch jeder Respekt vor der Tätigkeit des Kollegen Hausarzt m/w. An den übrigen Kli- nika findet man ein Chefarztwesen uralter deutscher Ordnung. Die Ärztekammern sind ohnmächtig, wenn Chefärzte reihenweise ihrer Weiterbildungsermächtigung nicht nachkommen und schicken Frage- bögen über die Effektivität der Weiterbildung nicht an die betrof- fenen Ärzte, sondern an die Chef- arzt-Sünder.

Und weil diese Probleme öffentlich weitgehend tabuisiert werden, wun- dern sich viele, warum junge deut- sche Ärzte m/w lieber ins Ausland abwandern. Es ist nicht das Geld, es

sind die Hierarchien von anno dun- nemals, die einfach nicht mehr in die heutige Zeit passen . . .

Dr. Albrecht Kühn, 72070 Tübingen

Problem weiter verschärft

KBV-Vorstand Carl-Heinz Müller schreibt in diesem Artikel zu Recht:

Hauptursache für das negative Image der Niederlassung ist die überbordende Bürokratie, die jegli- ches verantwortliche Handeln zu er- sticken droht. Wenige Sätze später verteidigt er aber die neuen Codier- richtlinien nach der ICD-10.

Diese bedeuten für alle Vertragsärz- te einen gigantischen zusätzlichen Arbeitsaufwand, der somit unvergü- tete Zusatzarbeit bedeutet und bei der Betreuung unserer Patienten fehlt. Das ist besonders dramatisch dort, wo eine Unterversorgung be- steht und wird damit dieses Pro- blem weiter verschärfen. Zudem wirkt solcher bürokratischer Auf- wand massiv demotivierend und wird insbesondere die besonders engagierten und patientenorientier- ten Ärzte frustrieren und viele aus dem Bereich der ambulanten ver- tragsärztlichen Versorgung vertrei- ben. Dem eventuell mit akribischer Codierung verbundenen Nutzen ei- ner geringfügig besseren Gesamt- vergütung und Verteilungsgerech- tigkeit steht ein weit überproportio- naler zusätzlicher Arbeitsaufwand gegenüber . . .

Prof. Dr. med. Erika Baum, 35444 Biebertal

Ohne Medizin nicht überlebensfähig

Im Artikel zum Ärztemangel wer- den Forderungen nach besseren Studienbedingungen, Qualität statt Quantität und einer gezielteren Aus- wahl der Studenten laut. Die Medi-

zinische Fakultät in Lübeck erfüllt genau diese Anforderungen bereits, was sich in Spitzenplätzen im CHE- Ranking über die letzen Jahre wi- derspiegelt. Umso unverständlicher ist es, dass gerade dieser Studien- gang zur Haushaltssanierung ge- schlossen werden soll.

Unsere Bundeskanzlerin beteuert, nicht in der Bildung zu sparen. Un- ser Gesundheitsminister bekundet sein Engagement gegen den Ärzte- mangel, und die FDP sprach sich auf ihrem letzten Parteitag für eine Er- höhung der Zahl der Medizinstu- dienplätze um bundesweit zehn Pro- zent aus. In Bielefeld und in Olden- burg werden Pläne für neue medizi- nische Fakultäten geschmiedet, aber in Lübeck sollten alle 1 500 Medizin- studienplätze gestrichen und damit eine ganze Universität, die ohne die Medizin nicht überlebensfähig ist, geschlossen werden! Wo war der bundesweite Aufschrei der bildungs- politisch Verantwortlichen? Wo ist die dringend benötigte Zusammen- arbeit von Bund und Ländern?

Maren Bredehöft, Medizinstudentin im 2. Semester, 23562 Lübeck

Mangelnde Attraktivität

„Der Köder muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken.“ Der zentralen Aussage des Autors:

„Hauptursache für das negative Image der Niederlassung ist die überbordende Bürokratie, . . .“

möch te ich doch widersprechen.

Hauptursache für das negative Image der Niederlassung ist die mangelnde Attraktivität der kurati- ven Tätigkeit als niedergelassener Arzt in unserem Gesundheitssystem.

In der Rangfolge der hierfür verant- wortlichen, vielschichtigen Ursa- chen rangieren mit Sicherheit die Punkte „Verlässlichkeit“, „Pla-

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D f h d t d 2 wennder Nachwuch

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30. August 2010 nungssicherheit“, „Arbeitsbelas-

tung“, „mangelnde Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf“,

„Chance – Risiko“, „Gängelung durch Politik und Selbstverwal- tung“, „inadäquates, intransparen- tes Vergütungssystem“ , „Budgetie- rung und Regresse“ noch deutlich vor dem zweifelsohne belastenden Bürokratiemonster . . .

In einer rasant zunehmenden Schlagzahl werden die niedergelas- senen Basisversorger von einer un- tauglichen Reform in die andere katapultiert, wobei als einzig er- kennbarer Sinn und Trend die spür- bare Verschlechterung unserer Ar- beitsbedingungen und auch der fi- nanziellen Ausstattung des ambu- lanten, (fach-)ärztlichen Sektors zu erkennen sind. Resignation und „in- nere Kündigung“ in der niederge- lassenen (Fach-)Ärzteschaft sind die nicht zu verkennenden Folgen . . .

Dr. Wolfgang Bärtl, Vorsitzender des Bayerischen Facharztverbandes, 92318 Neumarkt

FRÜHERKENNUNG

15 Prozent der Be- rechtigten haben im ersten Jahr das Hautkrebsscreening in Anspruch genom- men (DÄ 23/2010:

„Hautkrebsscree- ning: Beteiligung liegt bei 15 Prozent“).

Ohne Dermatoskop

Der KBV-Vorstand zeigt sich also zufrieden mit der Inanspruchnahme des Hautkrebsscreenings.

Leider ist Ihnen in der bildlichen Darstellung Ihres Berichts ein grundlegender Fehler unterlaufen:

Das gesetzliche Hautkrebsscree- ning sieht eine Ganzkörperuntersu- chung ohnedas abgebildete Der- matoskop vor, und hierin liegt der Skandal: Ein Hautkrebsscreening, durchgeführt wie vom Gesetzgeber vorgesehen und noch dazu von im Schnellkursus ausgebildeten Laien, sprich Hausärztinnen und Hausärz- ten, verdient aus meiner Sicht die- sen Namen nicht und führt die Be- völkerung an der Nase herum.

Dr. med. Ulrich R. Hein, 12099 Berlin

Ü

1 r e H i m

„ ning: Beteiligunglieg

VIRU S HEPA TITI S

Mehrere Spieler der deutschen WM- Mannschaft von 1954 waren an He- patitis C erkrankt (DÄ 23/2010: „Fuß- ballweltmeister- schaft 1954: Die Virushepatitis der ,Hel- den von Bern‘“ von Christian Hoffmann, Heiner Wedemeyer und Tim Niehues).

Spannend

Vielen Dank den Autoren für diese nicht nur aus medizinischer Hin- sicht interessante Arbeit. In Zeiten aktueller WM-Euphorie sind die fußballhistorischen Aspekte des Ar- tikels natürlich sehr spannend. Die Helden von Bern, der Stolz der jun- gen Republik, die das „Wir sind wieder wer“ begründeten, zu einem großen Teil mit Hepatitis(C) infi- ziert? Man darf bei diesen Helden gar nicht fragen, ob die „Vitamin- spritzen“ gezielter Aufbau oder ge- wolltes Doping waren, ist ihre his- torische Rolle für viele Bürger doch fast so wichtig, wie die von Ade - nauer oder das Wirtschaftswunder.

Helmut Rahn, der aus dem Hinter- grund schießen musste, als Verursa- cher einer „Epidemie“? Eigentlich sollten diese Fragen mit über 50 Jahren Abstand endlich ohne allzu große Emotionalität zu klären sein.

Es wäre tatsächlich schön und inter- essant, die verbliebenen Spieler se- rologisch und gegebenenfalls auch auf ihren HCV-Genotyp (so sie denn positiv wären) zu testen, um die offenen Fragen des Artikels zu klären oder den schwelenden Ver- dacht aus der Welt zu räumen. Ob man das von den Althelden wirk- lich erwarten oder verlangen kann?

Hoffen wir einfach, dass wir bei den Helden 2010 diesen Fragen nie nachgehen müssen.

Dr. med. Jan Thoden, Koordinator des Rheuma- zentrums Südbaden, Universitätsklinikum Freiburg, 79106 Freiburg

Spritzen unzureichend sterilisiert

. . . Die Verfasser beschreiben ihre

„medizinische Spurensuche“ und haben umfangreiche Recherchen

durchgeführt, um Art und Ursache der Erkrankung zu ermitteln. Sie hätten sich jedoch viel Mühe erspa- ren und zu einem noch eindeutige- rem Ergebnis kommen können, wenn ihre Spurensuche sie an die eigentliche Quelle des Geschehens geführt hätte: zum DFB und dessen Archiv, das Unterlagen zur Erkran- kung der Nationalspieler enthält.

Diese Unterlagen erlauben eigent- lich nur einen Schluss: Die Spieler erkrankten an einer Hepatitis C, da der behandelnde Arzt Spritzen ver- wendete, die nicht hinreichend ste- rilisiert wurden.

So zumindest urteilten bereits da- mals ärztliche Spezialisten, die sich zu der mysteriösen Erkrankung der Spieler äußerten. Diese hatte beim DFB für einige Aufregung gesorgt, da sie durchaus ernsthaft verlief und zudem der Vorwurf des Do- pings im Raume stand. Es ist schwierig, für die damalige Zeit diesen Begriff eindeutig zu definie- ren. Im heutigen Sinne jedenfalls handelte es sich nicht um Doping.

Denn die Spieler erhielten intrave- nös Vitamin-C-Injektionen – so zu- mindest der behandelnde Arzt. Die- ser gibt an, damit auf Wünsche von Helmut Rahn reagiert zu haben, der sich kurz zuvor in Südamerika auf- gehalten und dort beobachtet hatte, dass Spieler dieses Mittel bekämen und ihre Leistungen steigerten.

Vermutungen, die deutschen Spieler hätten auch andere Mittel erhalten, sind ohne Beleg. Unstrittig ist hin- gegen, dass die Spritzen nur unzu- reichend sterilisiert waren. Den Un- terlagen zufolge wurden sie mit ei- nem Apparat abgekocht, der schon im Zweiten Weltkrieg eingesetzt worden war und aus einer „Sowjet- Praxis“ stammte. Schon nach da- maligen Kenntnissen war dieses Vorgehen unzureichend. Man kön- ne, so einer der Spezialisten in ei- nem Schreiben an Herberger, „mit Sicherheit annehmen, dass die He- patitis der WM-Mannschaft eine vom Arzt übertragene Inokulations- hepatitis (= durch Spritzen hervor- gerufen) ist“. Die Regeln der Steri- lität seien bekannt, und er könne dem behandelnden Arzt den Vor- wurf nicht ersparen, „dass er aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit

VIRU S HEPA T

M d M 1 p ( b schaft 1954: Die Viru

B R I E F E

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