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Archiv "Universität Lübeck: Sparkurs gefährdet die Medizin" (11.06.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 23

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11. Juni 2010 A 1143 UNIVERSITÄT LÜBECK

Sparkurs gefährdet die Medizin

Die Sparpläne von Schleswig-Holstein treffen die Medizinische Fakultät Lübeck wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Der Studiengang Medizin, der für seine sehr gute Lehre bekannt ist, soll abgeschafft werden.

A

uf Morbus Wilson oder Ulcus duodeni können sich die Me- dizinstudierenden der Universität Lübeck momentan nur schwer kon- zentrieren. Denn sie drucken Flug- blätter und planen Protestveran- staltungen. Der Grund: Im Rahmen eines Sparpakets will die schles- wig-holsteinische Landesregierung ab dem Wintersemester 2011/2012 den Studiengang Medizin an der Universität Lübeck abschaffen.

Den entsprechenden Vorschlag der Haushaltsstrukturkommission bil- ligte das Kabinett am 26. Mai.

Der Bericht der Kommission sieht eine Fülle von Sparmaßnahmen vor, durch die das strukturelle Defizit ab 2011 jährlich um 125 Millionen Eu- ro abgebaut werden soll. Dazu ge- hört auch die Verlagerung des Me - dizinstudiums nach Kiel. „Das Stu- dienplatzangebot für Mediziner ist in Schleswig-Holstein überpropor- tional groß, gemessen an der Zahl der Studienplätze insgesamt“, recht- fertigt die Kommission diesen Vor- schlag. Zudem regt sie an, auch eine Privatisierung des Universitätsklini-

kums Schleswig-Holstein vorzube- reiten. Auf Gegenliebe stößt die Kommission mit ihrem Vorschlag je- doch nicht. Das Präsidium der Uni- versität zu Lübeck ist sich einig, dass der Kabinettsbeschluss vom 26. Mai

„ein schwerwiegender politischer Fehler“ ist. Er schädige die Region und das Land in unabsehbarer Weise und dürfe nicht umgesetzt werden.

Befürchtet wird, dass damit der ge- samte Uni-Standort in Gefahr gerät, weil viele andere Studiengänge, wie etwa Medizininformatik, um die Medizin angesiedelt sind. Hinzu kommt, dass viele Medizin- technikfirmen sich wegen der Nähe zur Universität in Lübeck etabliert haben.

Auch der Medizinische Fakultätentag (MFT) sieht sowohl die Universität Lü- beck als auch die me - dizinische Versorgung und den wirtschaftlichen Auf- schwung der Region ge- fährdet. „Wer die Medizi- nerausbildung in Lübeck einstellt, amputiert die Universität in ihrem Kern- bereich“, mahnt Prof. Dr.

med. Dieter Bitter-Suermann, Prä- sident des MFT. In einer Resolution vom 4. Juni fordert der MFT, die Studienplätze für die Ärzteausbil- dung in Lübeck zu erhalten. Eine Halbierung der Kapazitäten sei nicht zu verantworten. Auch Ko- operationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und me- dizintechnischen Unternehmen wä- ren kaum überlebensfähig.

Zugleich lobt der MFT die hohe Qualität der medizinischen Lehre in Lübeck. Bei den angehenden Medizi-

nern sei der Studienort sehr beliebt und belege im größten deutschen Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung unter den be- werteten 41 Universitäten Deutsch- lands und der Schweiz den ersten Platz.

Auch die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutsch- land (bvmd) fordert, die Entschei- dung, die Medizinische Fakultät Lübeck zu schließen, zu korrigie- ren. Sie sei ein „fataler Fehler“.

„Hier wird an der vollkommen fal- schen Stelle gespart“, betont Domi- nique Ouart, Präsident der bvmd.

Gerade für Schleswig-Holstein als ein vom Ärztemangel bedrohtes Flächenland hält die bvmd die Aus- bildung von bedeutend weniger Ärzten für ein verheerendes Signal.

KV sieht ärztliche Versorgung der Zukunft gefährdet

Diese Ansicht teilt auch Dr. med. In- geborg Kreuz. Künftig würden in Lübeck circa 1 500 Studienplätze verloren gehen, warnt die Vorstands- vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Schleswig-Hol - stein. „Gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein brauchen wir aber nicht weniger, sondern mehr Medizinstudenten“, erklärt sie.

Nur so könnten die Lücken in der Patientenversorgung geschlos- sen werden. Nach Angaben der KV gehen in den kommenden fünf Jah- ren in Schleswig-Holstein etwa 900 Hausärzte in den Ruhestand. Ähn- lich sehe es auch bei den Fachärzten aus. Investitionen in die medizini- sche Ausbildung seien eigentlich an- gebracht. „Dazu gehört auch, am ge- planten Lehrstuhl für Allgemeinme- dizin an der Universität zu Lübeck festzuhalten“, bekräftigt Kreuz.

Möglicherweise ist angesichts der Überlegungen der Bundesregie- rung, die Zahl der Medizinstudien- plätze zu erhöhen, das letzte Wort noch nicht gesprochen. Diese Hoff- nung haben zumindest die Studieren- den, die am 16. Juni einen Protestzug durch die Landeshauptstadt planen.

Unterstützt werden sie dabei vom Präsidium der Universität, von Wirt- schaftsverbänden, Gewerkschaften, Kirchen und der Stadt. ■

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann Plakate statt

Lehrbücher: Medi- zinstudierende der

Uni Lübeck kämpfen – unter-

stützt von vielen Seiten – gegen die Abschaffung ihres Studiengangs.

Foto: ddp

P O L I T I K

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