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Archiv "Medizin 2010" (01.05.1980)

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DER KOMMENTAR

en Buch „Soziale Sicherheit?".

Laut „Dritter Familienbericht"

wurden die deutschen Familien durch den Lebensunterhalt ihrer Kinder 1975 mit 73 Milliarden DM belastet, die Arbeitsleistungen der Mütter entsprechen bei Zugrunde- legung eines Putzfrauenlohnes ei- nem Wert von 162 Milliarden DM, der entgangene Arbeitslohn der Mütter (Einkommensausfall bei außerhäuslicher Erwerbstätigkeit) betrug 1975 45 Milliarden DM. Die- se Kosten dürften sich (laut Fami- lienbericht) für 1979 um ein Viertel erhöht haben. Nach der gleichen Quelle liegt das Wohlstandsniveau eines Ehepaares mit einem Kind 18 Prozent unter dem eines ver- gleichbaren kinderlosen Ehepaa- res. Bei zwei Kindern beträgt die Differenz 34 Prozent, bei drei Kin- dern sogar 43 Prozent, wobei das Kindergeld bereits mit eingerech- net ist. Familien mit mehr als drei Kindern erwähnt der Familienbe- richt überhaupt nicht mehr!

Kann es hier überhaupt eine ande- re Konsequenz geben als eine Kor- rektur, die, wiederum nach von Nell-Breuning, grundsätzlich aner- kennen müßte: „Wenn die Kinder- losen und die Kinderarmen ihr Dasein, insbesondere ihre Versor- gung im Alter auf anderer Leute Kinder aufbauen, dann bilden Fa- milienlastenausgleich und Alters- versorgung eine Einheit; eine sinnvolle Regelung ist nur mög- lich, wenn man beides zusammen anfaßt . . . Daß unser heutiges Kindergeld nicht der Familienla- stenausgleich ist, den wir brau- chen, darüber besteht wohl Ein- mütigkeit . . . Auch hier käme al- les darauf an, klar herauszustellen und ins Bewußtsein zu rücken, daß ein Familienlastenausgleich wie jeder Ausgleich darin besteht, daß die einen, nämlich diejenigen, die geringere Lasten zu tragen ha- ben, abgeben und die anderen, das sind die schwerer Belasteten, empfangen! Das Verfahren wäre so zu entwickeln, daß es allen Be- teiligten, den Gebenden wie den Empfangenden, diesen Sachver- halt immer wieder verdeutlicht."

Ferdinand Oeter

Medizin 2010

Am Montag erwischte sie mich endlich —! Jeder bekommt sie ir- gendwann in dieser zugigen Halle.

Der Gebietsarzt nannte sie „Bron- chitis" (unproduktive, banale . . . ), sein Urteil: „vermeidbar".

Schöner Mist; mein Protest fiel schwach aus, zeigte doch meine ldentifizierungskarte ein „R".

Außerdem fehlten im Vormonat einige WKG's. (Dabei rauche ich öffentlich nur zehn am Tag, und die Kurse am Wochenende ma- chen manchmal richtig Spaß. Ob aber ich von so etwas gesünder werde?)

„Statistisches Limit sechs Tage und gehen Sie zur GZ", sagte er und fragte: „Teuer und schnell oder langsam und billig?" Ich ent- schied mich für billig, nahm das Rezept und den Ausfallschein und ging zur Gesundheitszentrale.

Nach dem Herumhantieren an mir wurde hier wenigstens nur gere- det. Der Arzt für Gesundheit blick- te mich mißbilligend an (ein ge- sundes Volk durch gesunde Bür- ger), nahm meine I-Karte und pfiff durch die Zähne: „Ein R und na- türlich im Sport eine Niete (bei mir stand ,kaum belastbar', weil ich mit Erfolg bei allen Übungen hink- te und keuchte) und dann noch die fehlenden WKG's, das kann teuer werden!"

Dann kamen noch ein Soziohygie- niker und ein Psychologe, und wir spielten Vater und Kind und Leh- rer und Schüler und Partner und Partner und Freund und Freund, und dann umarmten wir uns alle, und ich dachte, daß' unser ganzes Volk in Gesundheit und Wohlerge- hen aufblühen müßte, wenn ich das Rauchen aufgeben würde. Als der Familienhelfer anbot, am nächsten Tag zu uns zu kommen, um uns das richtige Wohnen und Essen und Schlafen zu zeigen (man lernt nie aus: gesund wer- den, gesund bleiben in gesunder

SATIRE

Umgebung), reichte es mir. Ich sagte einfach, daß mein Freund auch Familienhelfer sei, und an den würde ich mich wenden. Mein Gott, war ich wütend —, besonders, da Erika auch noch anfing zu mau- len: „Sechs Tage kein Geld und dann dein Rauchen, und wenn ich denen erst 'mal sagen würde, wie- viel du heimlich rauchst und was du sonst so alles machst — ich hät- te längst die Prämie bekommen und und und . . . "

Na ja, ich pflegte mich zuerst einmal.

Am nächsten Abend kam Erikas Bruder, spät im Dunkeln schlich er herein. Ich wollte mich schon wundern, aber er sagte: „Unver- meidbar, fieberhafte Grippe", und da wußte ich Bescheid. Wir spiel- ten Karten und tranken Bier, und es wurde spät.

Am nächsten Tag dröhnte mein Kopf; Erika glaubte natürlich nicht an meine Klagen, aber nachmit- tags rief sie den Gebietsarzt. Der kam am nächsten Tag, und da hat- te ich wirklich Fieber. Wieder klopfte und horchte er an mir her- um und nahm mir Blut ab und murmelte immer wieder: „Selt- sam, seltsam", und fragte, ob wir Besuch gehabt hätten, und fragte dann, ob ich bei der GZ gewesen sei und wann, obwohl er das doch genau auf meiner I-Karte sehen konnte.

Dann sagte er mir, daß er mir nicht glaube und daß ein Kontakt be- standen haben müsse. Er gab mir einen neuen Ausfallschein und da stand: Grenzfall, stat. Limit zehn Tage. „Melden Sie sich dann bei mir . . . "

Erleichtert ließ ich mich in die Kis- sen zurücksinken. Ich war ein Grenzfall, das Geld lief weiter, und ich konnte mir richtig Zeit lassen mit dem Gesundwerden. Nun wür- de Erika wohl doch nicht anrufen bei denen .

Dr. med. Dieter Hegemann praktischer Arzt

5783 Ramsbeck

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 18 vom 1. Mai 1980 1171

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