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Archiv "Medizin und Massenmedien" (14.09.1978)

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Es ist leichter für den Arzt, etwas über Kommunikation zu lernen, als für den Kommunikator das Erlernen der Medizin.

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DEUTSCHE S ÄRZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Medizin und

Massenmedien

Weltärztinnenbund sucht die Grundlagen für das gegenseitige Verständnis

Wir haben uns an ein Denkklischee gewöhnt: Die Medizin und die Mediziner auf der einen, die Massenmedien und die Journalisten auf der anderen Seite seien so unterschiedlich in ihren Denkweisen, Arbeitsmethoden und menschlichen Grundeinstellungen, daß eine reservierte Koexistenz das äußerst Erreichbare, gegenseitige Feind- seligkeit aber das eigentlich Normale sei. Die Ärzte sind allenfalls, wenn auch recht widerwillig, bereit zuzugestehen, daß die Massen- medien auf einem eng umgrenzten Gebiet der Medizin zu helfen geeignet sind, allerdings unter strenger ärztlicher Aufsicht: auf dem Gebiet der Gesundheitsaufklärung im Sinne der Prävention. Die Journalisten hingegen wollen informieren — schnell, umfassend, das Wissens- und Unterhaltungsinteresse der Medienkonsumenten befriedigend.

Der Weltärztinnenbund hatte es sich jedoch vorgenommen, einen Beitrag dazu zu leisten, um dieses Denkklischee aufzubrechen.

Seine wissenschaftliche Tagung, die — erstmals in Deutschland — an den letzten Augusttagen in der Berliner Kongreßhalle stattfand, stand unter dem Thema „Medizin und Massenmedien". Daß mit Dr.

Hedda Heuser gerade eine Medizin-Journalistin Präsidentin des gastgebenden Deutschen Ärztinnenbundes ist, hat sicher die Aus- wahl des Kongreßthemas entscheidend bestimmt. Auf den ersten Blick ist es allerdings nicht gerade ein spezifisch „weibliches"

Thema, höchstens insofern, als vielfach Ärztinnen etwas häufiger in denjenigen Bereichen der Medizin arbeiten, in denen ein größerer Bedarf an gesund heitserzieherischer und aufklärender Massenkom- munikation besteht.

Zu dem Kongreß waren etwa 1000 Ärztinnen aus 52 Ländern gekom- men, darunter aus vielen Entwicklungsländern mit sehr unterschied- lichem Standard sowohl der medizinischen Versorgung wie des Kommunikationswesens. Und das war das erste, was sich aus den fast 100 Kongreßbeiträgen herausschälte: Die Probleme, die wir hier in einer hochentwickelten Industrie- und Anspruchsgesellschaft zwi-

Heft 37 vom 14. September 1978 2025

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Die Information:

Bericht und Meinung

Medizin und Massenmedien

schen Medizin und Medien haben, existieren dort gar nicht.

Personale Kommunikation Im Entwicklungsland heißt die Auf- gabe vielmehr: Wie bringt die Medi- zin ihr Anliegen überhaupt unter die Leute? Und da bestehen Hindernis- se, an die der westeuropäische Zei- tungs- und Fernsehkonsument überhaupt nicht denkt. Für eine indi- sche oder westafrikanische Ärztin ist beispielsweise die kommunikations- theoretische Frage, ob das geschrie- bene oder das gesprochene Wort besser ankommt, ziemlich irrele- vant: Analphabeten können mit Zei- tungen ohnehin nichts anfangen. Al- so denkt man an Radio und Fernse- hen: Aber in Indien beispielsweise ist ein zentrales Fernsehnetz, das über Satelliten technisch möglich wäre, nutzlos, weil es eine Unzahl verschiedener Sprachen gibt. Dr.

Helga Thieme, Präsidentin des Welt- ärztinnenbundes, erzählte ein Bei- spiel: In einem westafrikanischen Land hatte sie über die Selbstunter- suchung der weiblichen Brust ge- sprochen und das allmorgendliche Abtasten empfohlen; auf dem Um- weg über die Übersetzung in die mehr als 20 lokalen Sprachen ent- stand daraus der über das Radio verbreitete Ratschlag, die Frauen sollten, um Krebs zu verhindern, all- morgendlich 20 Minuten lang ihre Brüste kräftig massieren.

Massenkommunikation via Radio und Fernsehen ist also in solchen Ländern nur im jeweils begrenz- ten Raum einer (Stammes-)Sprache möglich und erfordert, wenn sie zentral organisiert werden soll, ei- nen aufwendigen Produktions- und Kontrollapparat. Nicht immer ist da- bei sichergestellt, daß die ausgesen- dete Information auch ankommt, ob überhaupt Radioapparate und der zu ihrem Betrieb erforderliche Strom vorhanden sind. Vom teuren Fernsehgerät ganz zu schweigen.

Immerhin berichtete eine Inderin, daß der Gang zum gemeindeeige- nen Radio oder (in reicheren Dör- fern) zum Gemeinde-Fernsehappa- rat mancherorts als das „gesell- schaftliche Ereignis" der Dorfge-

meinschaft gilt — von dem bleiben aber nun vielfach die Frauen ausge- schlossen, weil sie nicht „ausge- hen" dürfen.

Ein anderes Problem aus einem süd- amerikanischen Staat: Dort ist im Hochgebirge mit den Siedlungen im Talgrund ein Radioempfang aus to- pographischen Gründen gar nicht möglich. Die „Massen"-Kommuni- kation zur Gesundheitsaufklärung ist dort deshalb Aufgabe der Medi- zinstudenten, die ein Jahr lang „auf die Dörfer gehen" und ganz persön- lich Informationen verbreiten müs- sen. In Indien läßt sich der wandern- de Märchenerzähler in die Gesund- heitsinformation einspannen. Wo die Massenkommunikation nicht hinreicht, muß man eben noch im- mer auf das individuelle Gespräch zurückgreifen.

Vormarsch der Medien

Dies hier ist natürlich wie ein Holz- schnitt mit krassen Schwarzfarben referiert; tatsächlich gibt es differen- zierte Übergänge: Die rund 15 oder 20 Prozent der Inder, die mit Zeitun- gen oder mit anderem Gedruckten erreicht werden können, weil sie des Lesens mächtig sind, die sind zu- gleich die Meinungsführer, die Mul- tiplikatoren. Es lohnt sich deshalb durchaus, auch die in mehr oder we- niger großem Umfang vorhandenen technischen Massenkommunika- tionsmittel einzusetzen. Damit aber treten die Schwierigkeiten, die das Verhältnis zwischen Massenmedien und Medizin in den Industriestaaten bestimmen, allmählich auch in den sich entwickelnden Ländern in Er- scheinung. Denn schon dort werden die Medien nicht von Ärzten, son- dern von Journalisten „gemacht".

Für eine Weile mag das glattgehen, weil Ärzte und Journalisten nicht nur eine gemeinsame und von beiden gleich gesehene Aufgabe erfüllen, sondern weil häufig auch diese Tä- tigkeit sich im Rahmen einer für bei- de verantwortlich leitenden Organi- sation abspielt — zum Beispiel in ei- nem Gesundheitsministerium. Aber der Zusammenstoß ist schon pro- grammiert: zum Beispiel, wenn die

Gesundheitsaufklärung Ansprüche weckt, die das Gesundheitssystem des betreffenden Landes (noch) nicht zu erfüllen in der Lage ist. Die- ser Fall kann schon auf der primitiv- sten Ebene eintreten: Als bei einer Choleraepidemie die Gesundheits- verwaltung die Verwendung von ab- gekochtem Wasser empfahl und die Medien diese Empfehlung verbreite- ten, stellte sich heraus, daß die Be- völkerung nicht die Mittel besaß, sich Brennmaterial zum Wasserab- kochen zu beschaffen. An dieser Stelle wird der selbständig denken- de Journalist, der wie der Arzt zur intellektuellen Elite seines Landes gehört, beginnen, über seine Rolle nachzudenken und seine eigene Aufgabe zu suchen.

Zwei Professionen

Im Kern macht dieses Beispiel grundsätzlich das Spannungsfeld zwischen Ärzten und Journalisten, zwischen Medizin und Massenme- dien sichtbar: Auch Medienmachen • ist eine Profession mit eigenen Re- geln, eigenen Methoden und auch einer eigenen Ethik — wie die Medi- zin. Der Arzt hat einen Auftrag, an dem alles gemessen wird: die Be- wahrung oder Wiederherstellung der Gesundheit des Menschen, also die Erfüllung eines der menschli- chen Grundbedürfnisse. Er muß sich mit dem Patienten identifizieren. Der Medienmacher erfüllt die Grundbe- dürfnisse Information und Unterhal- tung, seine Aufgabe ist die Identifi- zierung mit dem Leser oder Hörer oder Zuschauer. Der Mensch als Le- ser, Hörer und Zuschauer ist aber nicht unbedingt identisch mit dem Menschen als Patienten. So gese- hen, müßte ein Medizin-Journalist eigentlich „schizophren" sein — und wem fällt jetzt nicht das Schlagwort von der „fruchtbaren Spannung"

ein?

Die „Verpackung"

So einfach ist das aber leider nicht.

Zum Beispiel: Die Medizin erwartet von den Medien auch und gerade in den Industrieländern Mithilfe an der Gesundheitserziehung. Die Vermitt- lung von Information aber in einer

2026 Heft 37 vom 14. September 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Die Information:

Bericht und Meinung

Are(

Der Kongreß des Weltärztinnenbundes in Berlin begann am 27. August mit zwei Preisverleihungen: Prof. Dr. Hoimar von Ditfurth erhielt den Preis „Medizin im Wort" 1978 des Kollegiums der Medizinjournalisten, und den Preis der „Silbernen Feder"

1978 des Deutschen Ärztinnenbundes erhielt Frau Dr. Barbara Bronnen für ihr Rowohlt-Taschenbuch „Wie mein Kind mich bekommen hat". Foto links - von links: Bei der Preisverleihung Dr. med. dent. Hanna Neumeister MdB/CDU; Dr. Lena Ohnesorge, Dr. Helga Thieme, Prof. von Ditfurth, Dr. Fritz Weilenmann (Vertreter der Stifterfirma des Preises „Medizin im Wort", Byk-Essex), Prof. Dr. Alfred Gellhorn, New York, Präsident der CIOMS. Die Festrede zur Preisverleihung ist auf Seite 2034 dieses Heftes wiedergegeben. Rechtes Bild: Dr. Hedda Heuser, Prof. von Ditfurth, Dr. Barbara Bronnen Fotos: Hendrik Heuser

Weise, daß sie beim Informations- empfänger nicht nur zur Kenntnis genommen wird, sondern daß auch die erwünschte Verhaltensänderung erfolgt, hat sich gerade in den Indu- strieländern mit ihrem hochdifferen- zierten Publikum zu einer Wissen- schaft entwickelt, von der der Medi- ziner so gut wie nichts weiß, und die hierfür erforderlichen Formen der Informationsvermittlung, ihre „Ver- packung", sind für den sein Fachge- biet intellektuell beherrschenden Arzt oftmals erschreckend, zumin- dest seltsam (obwohl er auf anderen Gebieten entsprechend „verpackte"

Information widerstandslos akzep- tiert). Hans Mohl gab den Ärztinnen aus aller Welt interessante derartige Erfahrungen aus seiner jahrelangen Arbeit im ZDF-Gesundheitsmagazin bekannt: Am wirkungsvollsten bei- spielsweise ist im Fernsehen das Quiz! Frau Dr. med. Mildred Scheel berichtete in diesem Zusammen- hang über die für die Vorsorge wer- benden Aktionen der „Deutschen Krebshilfe", bei denen in den näch- sten Monaten auch ganz neue Wege beschritten werden sollen.

Weiter: Der Leser, Hörer, TV-Seher ist nicht nur potentieller Patient, er ist unter anderem auch Zoon politi- kon. Der Journalist, der sich auch mit diesem Zoon identifiziert, kann schon deshalb nicht mehr allein in dem Sinne arbeiten, wie es sich der patientenbezogene Mediziner vor- stellt. So bringt er - selbst wenn er

„nur" Gesundheitserziehung be- treibt - andere, beispielsweise wirt-

schaftliche, Beziehungen ins Ge- spräch. Letztendlich ergibt sich hieraus etwas, was oftmals Quelle der Mißverständnisse und des ärztli- chen Mißvergnügens ist: Der Me- dienmacher steht dem Thema Medi- zin genauso selbständig auf einer eigenen Position gegenüber wie der Arzt - er kann sich nicht als Diener der Ärzte fühlen.

Ungleiche Partnerschaft

Wenn aber nicht Diener, dann kann er nur Partner sein; zur Partner- schaft aber gehört gegenseitiges Verständnis. Das ist ebenso leicht gesagt wie schwierig zu realisieren.

Am ehesten entsteht Verständnis zwischen zwei verschiedenartigen Partnern, wenn jeder das Metier des anderen kennt - und gerade das ist bei der Partnerschaft Medizin/Me- dien problematisch. Denn der Jour- nalist kann im allgemeinen nicht Medizin studieren, wenn er etwas über Medizin produzieren will; die Zahl der Journalisten mit einer mehr oder weniger vollständigen Medizin- ausbildung ist gering aus dem sehr natürlichen Grund, daß der gelernte Mediziner normalerweise voll moti- viert ist, diesen Beruf auch am Men- schen auszuüben, nicht aber auf dem Papier.

Es war eine amerikanische Gynäko- login, die den sehr einfachen Lehr- satz prägte: Es ist leichter für den Arzt, etwas über Kommunikation zu lernen, als für den „Kommunikator"

das Erlernen der Medizin. Deshalb

plädierte sie für ein verstärktes En- gagement der Ärzte in den Medien - und führte an Hand von Videobän- dern vor, wie sie selbst (von der Na- tur allerdings auch mit einer über- aus telegenen Erscheinung ausge- stattet) in den typischen amerikani- schen Hausfrauen-TV-Shows als

„Medizinstar" auftritt. Und eine Bar- nard-Kollegin aus dem Groote- Schuur-Hospital, Redakteurin einer Ärztezeitschrift außerdem, gab kon- krete Ratschläge an Ärzte: Lernt, forderte sie, die Funktion der Mas- senmedien praktisch kennen, bittet den lokalen Redakteur, daß er euch bei seiner täglichen Arbeit zuschau- en läßt, vom Nachrichteneingang bis zum Umbruch! Und - neben einer Reihe von weiteren praktischen Vor- schlägen für die ärztliche Pressear- beit - sie machte die Position klar, von der aus das gegenseitige Ver- ständnis entstehen kann: „Es gibt Leute, die niemals eine anständige ärztliche Versorgung finden, denn sie machen es den Ärzten schwer, sie zu behandeln. Ebenso aber gibt es Leute, über die niemals etwas Vernünftiges berichtet wird, denn sie machen es den Reportern schwer, über sie zu berichten."

Grenzen bleiben verschwommen

Natürlich gab es unter den fast 100 Beiträgen des Ärztinnen-Kongres- ses einige, die sich auf die Kritik an sensationeller, oberflächlicher oder gewichtsverschobener Publizistik in den Massenmedien beschränkten -

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 37 vom 14. September 1978 2027

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Die Information:

Bericht und Meinung Medizin und Massenmedien

von der Hackethal-Welle in Deutsch- land bis zur wahlpolitisch motivier- ten Schweinegrippe-Berichterstat- tung in den USA. Allerdings hilft es nichts, sich darüber nur zu bekla- gen, vor allem, wenn im gleichen Atemzug die „Sensationsberichter- stattung" über die zufällig fast gleichzeitigen Brustoperationen bei den Gattinnen des US-Präsidenten und des Vizepräsidenten gelobt und begrüßt wird, weil dadurch unge- zählte Amerikanerinnen zur Krebs- vorsorge motiviert wurden. Wo ist die Grenze? Der Jounalist muß sie von Zeit zu Zeit anders ziehen, als der Arzt es gern sehen würde. Das gleiche gilt beispielweise von der Berichterstattung über medizinische Leistungen, die im jeweiligen Land nicht zu haben sind: Einerseits wird beklagt, daß bei den Patienten uner- füllbare Hoffnungen geweckt wer- den, andererseits begrüßen es auch gerade Ärzte, daß die Presse mit sol- cher Berichterstattung Druck auf Behörden oder Regierungen ausübt, um noch nicht Verfügbares heran- zuschaffen.

Zu irgendwelchen verbindlichen Konklusionen konnte schon wegen dieser verschwimmenden Grenzzie- hung, aber auch wegen der so sehr unterschiedlichen Verhältnisse in den verschiedenen Gebieten dieser Welt ein Kongreß wie der des Welt- ärztinnenbundes nicht kommen. Es gab ein paar Entschließungen, in de- nen Schwerpunkte für die Medienar- beit genannt wurden, darunter eine, eingebracht von der deutschen De- \

legation, die die Medien auffordert, zur Anzeige von Kindesmißhandlun- gen zu ermutigen, und die Behör- den, Anzeigenerstatter von eventu- eller strafrechtlicher Verantwortung (üble Nachrede, Verleumdung), frei- zustellen. In anderen Entschließun- gen werden konkrete Themen ge- nannt, für deren Behandlung in den Medien — gegebenenfalls mit Regie- rungshilfe — Ärztinnen in aller Welt sich einsetzen sollen: Insbesondere Schwangerschaftsvorsorge und Er- nährungsberatung stehen im Vor- dergrund. Der nächste Kongreß des Weltärztinnenbundes soll 1980 in Teheran stattfinden.

Walter Burkart

NACHRICHTEN

Zulassungsordnung

für Kassenärzte geändert

Die Voraussetzungen für die Zu- lassung von Kassenärzten, wie sie

§ 368 c der Reichsversicherungs- ordnung (RVO) vorsieht, sind kürz- lich modifiziert worden. Nach Be- ratung mit dem Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen so- wie mit Zustimmung des Bundes- rates räumt die am 30. Juli 1978 in Kraft getretene Änderungsverord- nung zur Zulassungsordnung für Kassenärzte jetzt auch den nicht- leitenden Krankenhausfachärzten die Möglichkeit ein, sich an der ambulanten kassenärztlichen Ver- sorgung zu beteiligen. Die Grund- Tage für die Änderung und die Er- weiterung der Ermächtigungsnor- men ist mit dem am 1. Juli 1977 in Kraft getretenen „Krankenversi-

cherungs-Kostendämpfungsge- setz" (KVKG) geschaffen worden.

Die Bestimmungen der jetzt gel- tenden Verordnung für die Beteili- gung von nichtleitenden Kranken- hausärzten sehen vor, daß diese in ihrem Antrag auf kassenärztliche Zulassung eine fachärztliche Tä- tigkeit nachweisen. Das heißt, sie müssen „das Recht zum Führen einer bestimmten Gebietsbezeich- nung beifügen." Die Verordnung besagt weiter, daß nichtleitende Krankenhausärzte nur für die Durchführung besonderer Unter- suchungs- und Behandlungsme- thoden, insbesondere ärztlicher Sachleistungen beteiligt werden.

Neben dem Umfang ist auch die Dauer der Beteiligung geregelt so- wie auch die Überprüfung der Be- teiligungsvoraussetzungen durch den Zulassungsbeschluß vorge- schrieben. Dieser „hat in ange- messenen Zeitabständen, die zwei Jahre nicht überschreiten dürfen, zu prüfen, ob die Voraussetzun- gen, die zur Beteiligung geführt haben, noch vorliegen."

Die neue Zulassungsordnung ent- hält außerdem Fristen für die Be- endigung der kassenärztlichen Tä- tigkeit. Der Verzicht auf die Zulas-

sung als Kassenarzt wird demnach mit dem Ende des auf den Eingang der Verzichterklärung des Kassen- arztes beim Zulassungsausschuß folgenden Kalendervierteljahres wirksam. Eine Verzichterklärung erlangt also je nach dem Zeitpunkt der Abgabe erst nach drei Mona- ten oder einem halben Jahr ihre Gültigkeit.

Diese Frist kann allerdings dann abgekürzt werden, „wenn der Kas- senarzt nachweist, daß für ihn die weitere Ausübung der kassenärzt- lichen Tätigkeit für die gesamte Dauer oder einen Teil der Frist unzumutbar ist." UV

Zahl

der Ausbildungsplätze dem Bedarf anpassen!

Als sozialpolitisch äußerst be- denklich und als offensichtlich weiteren Versuch, die noch freien ärztlichen Berufe in die Unterord- nung zu zwingen, hat der Präsi- dent der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, Dr. med. Hugo Schad (Backnang), den Vorschlag des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) ge- tadelt, eine im Jahre 2000 erhebli- che Überzahl an Ärzten durch ei- nen „unterdurchschnittlichen Ein- kommensanstieg" aufzufangen.

Noch — so Schad — gebe es keine nennenswerte Zahl an arbeitslo- sen Ärzten, dagegen fast eine Mil- lion arbeitsloser Arbeiter und An- gestellter, so daß man sich fragen müsse, warum hier nicht mit der Forderung nach Einkommensein- bußen eine Verbesserung der Arbeitsplatzsituation geschaffen werde? Sicher sei doch, daß die Gewerkschaften ein solches Vor- haben ablehnen würden. Es liege also auf der Hand, daß der Vor- schlag des Instituts der Ortskran- kenkassen eher auf eine Verände- rung der Struktur der Ärzte abziele als auf eine dauerhafte Absiche- rung der Einkommen. Den Vor- schlag der Ortskrankenkassen, Ärzte sollen früher als derzeit üb-

2028 Heft 37 vom 14. September 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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