Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 16|
23. April 2010 A 733 Der Bundesgerichtshof (BGH) wirdsein Urteil über die Zulässigkeit ver- schiedener Bonussysteme in Apo- theken erst am 17. August verkün- den. In mehreren Parallelfällen, die am 15. April verhandelt wurden, gewährten die Apothekeninhaber Kunden beim Kauf von Arzneimit- teln oder anderen Produkten Preis- nachlässe, Einkaufsgutscheine, Bo- nuspunkte („Taler“), Prämien, oder sie erstatteten die Praxisgebühr.
Die dagegen klagenden Apotheken und die ebenfalls klagende Zen - trale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs sehen darin einen Verstoß gegen arzneimittelrechtli- che Preisbindungsvorschriften.
APOTHEKEN
Urteil zu Boni erst im August
Der Vorsitzende Richter des 1.
Zivilsenats des BGH, Joachim Born- kamm, sagte in seiner Einführung, die Preisbindung solle im Arznei- mittelrecht dazu dienen, dass ein Patient, der dringend ein Medi - kament brauche, nicht von einer besonders hohen Preisforderung
„überrumpelt“ werde. Zum anderen solle damit aber auch ein „ruinöser Wettbewerb“ zwischen den Apothe- ken unterbunden werden.
In den Vorinstanzen haben die Ge- richte über die jeweiligen Unterlas- sungsklagen unterschiedlich geurteilt.
Überwiegend haben sie den Klagen jedoch wegen Verstoßes gegen das Preisbindungsgebot stattgegeben. ddp
RANDNOTIZ
Eva Richter-Kuhlmann
Die Fitness- und Gesundheitsbran- che ist nach wie vor einer der Zu- kunftsmärkte in Deutschland. Auch in Zeiten der Krise scheint zu gelten:
„Gesundheit geht immer.“ Obwohl einige finanziell den Gürtel enger schnallen müssen, lassen sich die Deutschen ihre Gesundheit und Fit- ness etwas kosten. 2009 trainierten bereits 6,3 Millionen Bundesbürger
in einem Fitnessstudio und gaben dafür durchschnittlich 45 Euro im Monat aus. Die Zahl der Mitglied- schaften stieg der aktuellen Deloitte- Studie „Der deutsche Fitnessmarkt 2010“ zufolge im Vergleich zum Vor- jahr noch einmal um 6,9 Prozent.
Die Fitnessstudios haben sich auf diesen Trend bestens eingestellt. Vor allem Discounter, wie die Marktfüh- rer McFit, Clever-Fit oder Easy-Sports, sowie edlere Premiumanbieter ge- winnen neue Kunden. Während Dis- counter mit ihrer Niedrigpreispolitik (durchschnittlicher Monatsbeitrag 21 Euro) vorrangig jüngere Alters- klassen anlocken, scheinen die Leistungen der Premiumanbieter (durchschnittlich 71 Euro im Monat) besonders den Erwartungen von Mitgliedern ab 30 Jahren zu ent- sprechen.
Die Betreiber von Fitnessstudios, die sich vom 22. bis 25. April auf der internationalen Leitmesse für Fit- ness, Wellness und Gesundheit FIBO, in Essen vorstellen, blicken weiterhin positiv in die Zukunft. Für das lau- fende Jahr prognostizieren sie noch- mals eine Verbesserung ihrer wirt- schaftlichen Lage. Dabei setzen sie auf Angebotsdifferenzierung und durchaus auch auf die Folgen des demografischen Wandels. Reine
„Mucki-Buden“ für 20-Jährige sind out. Im Kommen sind dagegen al- tersgerechte Trainingseinheiten für
„Best Agers“ ab 50 und Fitnessan- gebote für Kinder.
Gesundheit geht immer
Auf breite Information setzt die Stiftung für das behinderte Kind, um über die Risiken des Alkohol- konsums in der Schwangerschaft aufzuklären. Nachdem sie Anfang April gemeinsam mit einem Spi - rituosenhersteller die Kampagne
„Mein Kind will keinen Alkohol“
vorstellte, hat sie nun mit dem
Deutschen Brauer-Bund die Aktion
„0,0 Promille in der Schwanger- schaft“ gestartet. Die Schirmherr- schaft übernahm Bundesfamilien- ministerin Kristina Schröder.
Die Aktion richtet sich an Schwangere und Gynäkologen. Es sei besonders effizient, wenn Letz- tere alle Schwangeren zum Thema
„Alkohol in der Schwangerschaft“
SCHWANGERE
Beratungsbedarf zum Thema Alkohol
beraten würden, erklärte Prof. Dr.
med. Joachim Dudenhausen, Vor- sitzender der Stiftung für das behin- derte Kind. Problematisch sei in der Schwangerschaft nicht nur der star- ke Alkoholkonsum von abhängigen Müttern, sondern auch das gesell- schaftsfähige Glas Rotwein am Abend, betonte er. Dies sei jedoch
zu wenig bekannt. „Da wir bisher nicht wissen, an wel- chem Tag der Schwanger- schaft wie viel Alkohol wie gefährlich ist, ist es nur si- cher, ganz auf Alkohol zu verzichten“, erläuterte Du- denhausen.
In Deutschland werden jährlich etwa 3 000 Kinder mit dem „fetalen Alkohol- syndrom“ geboren, der häu- figsten angeborenen und vermeidbaren Behinderung.
„Die Kinder haben neben äußerli- chen Schädigungen im Gesicht ein kleineres Gehirn, einen geringeren Kopfumfang und leiden oft an Kom- munikations- und Lernschwierig- keiten“, sagte Dudenhausen. Später hätten die Betroffenen oftmals Schwierigkeiten in der Schule und erlangten überdurchschnittlich häu- fig keinen Schulabschluss. ER Auch das
Glas Wein am Abend ist in der Schwanger-
schaft nicht ohne Risiko.
Foto: picture alliance