A-1556
S P E K T R U M AKUT
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 23, 9. Juni 2000
Schwangerschaft
Alkohol und Nikotin sollten tabu sein
A
lkohol in der Schwangerschaft schädigt auch in kleineren Mengen das ungeborene Kind und seine spätere Entwicklung. Nach einer Faustformel führe bereits der Konsum von täglich 30 Gramm Alkohol, das entspreche etwa anderthalb Fla- schen Bier oder zwei Gläsern Wein, durch die Schwangere zu einer Verminderung des Intelligenz- quotienten des Kindes um sieben Punkte, sagte der Münsteraner Kinderarzt Prof. Hermann Löser bei ei- ner Fortbildungsveranstaltung in Starnberg. Die Kin- der von Müttern, die während der Schwangerschaft mäßig, aber regelmäßig Alkohol getrunken haben, fallen im Kindergarten durch verlangsamtes Denken, fehlende Fantasie sowie Merk- und Gedächtnis- schwächen auf. In der Schule kämen dann Lern- störungen hinzu, berichtete Löser.E
benso schädlich wie Alkohol ist auch Nikotin- konsum während der Schwangerschaft, da er zu intrauterinen Wachstumsstörungen führt.„Das Geburtsgewicht von Kindern, deren Mütter täglich etwa 20 Zigaretten rauchen, ist daher im Durchschnitt um 200 bis 250 Gramm reduziert“, sag- te Löser. Diskutiert würden auch körperliche und geistige Entwicklungsverzögerungen, Hyperaktivität und Aggressivität sowie ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod. Nach einer Untersuchung der TU München bestehe eine direkte Korrelation zwi- schen dem täglichen Zigarettenkonsum und dem Ge- burtsgewicht des Kindes, ergänzte der Gynäkologe Prof. Karl Schneider. Die Meinung, dass nur ein oder zwei Zigaretten pro Tag nicht schaden, sei falsch.