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Gemeinsam geht es doch

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Bayerisches Ärzteblatt 4/2003 171

Leitartikel

Vom angeblichen Versagen der Selbstverwal- tung hat man in den letzten Wochen und Mo- naten einiges gehört und gelesen. Krankenkas- sen und Ärzte wären gemeinsam nicht in der Lage, ihre Hausaufgaben zu machen. Deshalb müsste jetzt mit eisernen Besen das antiquierte System hinweggefegt und durch ein neues, staatlich strikt reguliertes Gesundheitswesen ersetzt werden. Soweit die Theorie der Ge- sundheitsministerin und ihrer Einflüsterer, doch wie sieht es in der Realität aus? Dieser Leitartikel ist nicht der Ort, um die jüngsten vertragspolitischen Verhandlungsergebnisse der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) mit allen Krankenkassenarten im Detail aus- zubreiten. Aber im Kern geht es darum, dass wir es geschafft haben, die vom Gesetzgeber zugestandenen Spielräume, also die Kopplung der Honorarsteigerung an die Grundlohnsum- menentwicklung, voll auszuschöpfen. Dies ist angesichts der zumindest als schwierig zu be- zeichnenden Haushaltslage unserer Vertrags- partner nicht immer einfach. Durch viel En- gagement auf beiden Seiten ist es dennoch gelungen, jene Spielräume zu nutzen, für die der Gesetzgeber gemeinsame Anstrengungen fordert: Honorarsteigerungen für die niederge- lassenen Ärzte werden durch eine bessere Effi- zienz im Gesamtsystem kompensiert. Von die- sen Ergebnissen profitieren wir alle, liebe Kolleginnen und Kollegen. Dies nützt aber in besonderem Maße auch unseren Patientinnen und Patienten, denn die Versorgung wird qua- litativ verbessert.

Diese Einsicht ist zugleich der Schlüssel zum Erfolg. Lösungen kommen zustande, sobald und solange unsere gemeinsame Verantwor- tung im Blickfeld bleibt.

Sprechen wir an dieser Stelle nicht über die Verantwortung der Krankenkassen, sondern über unsere eigene: Wir haben uns in den Ver-

handlungen zum einen dazu verpflichtet, für die Top-Qualität unserer Leistungen zu sor- gen und Förderungen nur dort einzusetzen, wo die Qualität nachgewiesen ist. Dies bedeu- tet aber auch, dass sich immer mehr Praxen von einigen für sie weniger bedeutsamen Leis- tungsbereichen trennen werden. Wir haben darüber zum Zweiten bekräftigt, dass wir weiter für Ordnung in unserem System sorgen werden. Nicht nur dort, wo spektakuläre Pup- pen ins Schaufenster gestellt werden – siehe Abrechnungsbetrug mit den Chipkarten Ver- storbener –, sondern überall. Dies sichert die Reputation und das Ansehen unseres Berufs- standes und des gesamten Gesundheitssystems heute und über den Tag hinaus. Für jene, die sich ungerechtfertigt an dem System bereichern wollen, wird dies bitterste Konsequenzen ha- ben, bis hin zum Zulassungsentzug.

Drittens nehmen wir unseren Auftrag ernst, der ambulanten Versorgung endlich zum poli- tisch gewollten Vorrang zu verhelfen. Dazu werden wir gemeinsam mit unseren Vertrags- partnern Kooperationsangebote für den statio- nären Bereich entwickeln. Wenn solche Ange- bote ausgeschlagen werden, sind wir bereit, unser Anliegen notfalls konfliktiv durchzuset- zen. Und auch innerärztlich werden wir da- für sorgen, dass die ambulante Option die erste Priorität hat. Dazu gibt es nicht nur das Ins- trument der Prüfung, sondern auch den An- reiz und die Förderung. Der Strukturvertrag Katarakt-Operation ist der erfolgreiche Vor- läufer. Weitere sollen folgen.

Natürlich herrscht in den Vertragsverhand- lungen nicht immer eitel Sonnenschein, womit wir beim Thema Schiedsamt wären. Es liegt in der Natur der Sache, dass beim Geld die Freundschaft aufhört und nicht jedes Hono- rarproblem im ersten Anlauf gelöst wird. Ein echtes Zerwürfnis lässt sich nur vermeiden,

wenn sich die Kontrahenten jenseits der Ho- norarfrage ihrer gemeinsamen Werte bewusst sind. Mit den Ersatzkassen haben wir einen solchen Zustand nach jahrelangen, schier aus- sichtslos scheinenden Konfrontationen erreicht.

Bayern als bundesweiter Einzelfall? Wir glauben das nicht. Was bei uns klappt, kann überall gelingen. Denn die Probleme sind die gleichen. Ein bisschen Glück und Geschick ge- hören immer dazu. Insofern geht unser Dank an die drei Unparteiischen im bayerischen Schiedsamt, die großen Anteil an der gelunge- nen Balance der Interessen haben.

Woher kommt dann das Klischee, dass die Selbstverwaltung nichts mehr taugt und nichts mehr leistet? Solange Brandverletzun- gen der rechten Hand – bedingt durch das Stricken mit heißer Nadel – die gefährlichste Berufskrankheit von Gesundheitsministern bleiben, wird sich daran nichts ändern. Das lieb gewonnene Spiel, der Selbstverwaltung die Schuld zu geben, wenn miserable Gesetze nicht zu exquisiter Umsetzung derselben füh- ren, haben wir satt.

Gemeinsam mit den Kassen werden wir die staatlich verordneten Disease Management Programme (DMP) mit Leben erfüllen. Jeder Schritt kostet bei den Verhandlungen Blut, Schweiß und Tränen. Wir sind noch dabei, weil wir wissen, wie viel Finanzkraft für die Kassen von den DMP abhängt, und weil alle, sogar der Gesetzgeber, sich am Ende ein Stück weit bewegt haben. Doch noch sind wir nicht am Ziel. Seit nämlich 23 Kassenärztliche Ver- einigungen und über 350 Kassen angefangen haben, sich ernsthaft mit diesem Thema zu be- schäftigen, schlagen die Wogen über dem Bundesversicherungsamt (BVA) zusammen.

Nicht an der Selbstverwaltung kommen die DMP jetzt ins Stocken, sondern daran, dass das BVA die geltenden Gesetze ernst und wörtlich nimmt. Das ist die Realität, die man im Hinterkopf behalten sollte, wenn wieder einmal über das Versagen der Selbstverwal- tung lamentiert wird.

Gemeinsam geht es doch

Dr. Axel Munte, Vorsitzender des Vorstandes der KVB

Dr. Wolfgang Hoppenthaller, stellv.

Vorsitzender des Vorstandes der KVB

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