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Antipsychotika in der Schwangerschaft Welche Risiken bestehen für die werdende Mutter und ihr Kind?

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Academic year: 2022

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Die Einnahme antipsychotisch wirk - samer Neuroleptika während der Schwangerschaft ist in den letzten Jah- ren deutlich angestiegen. Ein Grund könnte sein, dass Frauen mit psychoti- schen Störungen öfter schwanger wer- den. Zum anderen werden atypische Neuroleptika insbesondere zur Thera- pie bipolarer Störungen und einer Major Depression häufiger bei Schwan- geren eingesetzt. Die Entscheidung über den Einsatz von Neuroleptika während einer Schwangerschaft ist nicht einfach.

Die Unterbrechung der Medikation

kann die psychische Erkrankung ver- schlechtern.

Die meisten zur Verfügung stehenden Studien haben die klassischen Neurolep- tika untersucht, wohingegen die Infor- mationen über den Einsatz atypischer Neuroleptika gering sind. Ziel einer Stu- die war, zu untersuchen, welche Verän- derungen Neuroleptika im mütterlichen Organismus hervorrufen und in welcher Weise sie die perinatale Phase beeinflus- sen. In dieser Studie wurden etwa 90 Pro- zent der Patintinnen mit ei nem atypi- schen Neuroleptikum behandelt.

Studiendesign und -ziel

Die bevölkerungsbezogene Matched- Kohortenstudie wurde von fünf kanadi- schen Wissenschaftlern durchgeführt.

Matching ist ein Verfahren, das sicher- stellt, dass Fälle und Kontrollen hin- sichtlich der wichtigsten Faktoren ver- gleichbar sind: Beim Matching wird für jeden untersuchten Fall eine Kontrolle ausgewählt, die hinsichtlich definierter, als relevant betrachteter Eigenschaften vergleichbar ist. In dieser Studie wur- den unter anderem Alter und bereits bestehende Erkrankungen wie Alko- holabhängigkeit berücksichtigt.

Analysiert wurden Daten von mehre- ren Datenbanken des öffentlichen Ge- sundheitswesens in Ontario, Kanada.

Die Da ten stammten von Frauen, welche sich von April 2003 bis Dezember 2012 in einem Krankenhaus in Ontario befun- den hatten und dort von einem lebend- oder totgeborenen Kind entbunden wor- den waren. Ausgewählt wurden Frauen, welche mindestens zwei aufeinander- folgende ärztliche Verordnungen eines Antipsychotikums zwischen dem Zeit- punkt der Empfängnis und dem Ent- bindungstermin erhalten hatten, wo bei wenigstens eine Verschreibung im ers- ten oder zweiten Trimester erfolgt war.

1021 Patientinnen, welche eine anti- psychotische Medikation erhalten hat- ten, wurden 1021 Patientinnen, die kein Antipsychoti kum bekommen hat- ten, mit Hilfe des HDPS (High Dimen- sional Propensity Score) zugeordnet, sodass Verzerrungen von Studienergeb- nissen vermindert wurden.

Primäre Endpunkte, welche sich auf Veränderungen des mütterlichen Or - ganismus bezogen, waren Gestations- diabetes, schwangerschaftsspezifische Hochdruckerkrankungen wie Präek - lampsie/Eklampsie und venöse Throm- boembolie. Primäre Endpunkte, die sich auf die Perinatalperiode bezogen, waren eine verkürzte Schwangerschafts- dauer (< 37 Wochen) und ein stark er- niedrigtes oder erhöhtes Geburtsge- wicht (< 3. oder > 97. Perzentile).

Sekundäre Endpunkte waren unter an- derem Inanspruchnahme der Versor- gungsleistungen und die Mortalitäten von Mutter und Kind.

Häufigkeit von Diabetes, Hoch- druck oder Thrombembolien unter Antipsychotika nicht erhöht, ...

923 Patientinnen waren mit einem aty-

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ARS MEDICI 182015

STUDIE REFERIERT

Antipsychotika in der Schwangerschaft

Welche Risiken bestehen für die werdende Mutter und ihr Kind?

Eine grosse Matched-Kohortenstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Antipsychotika während der Schwangerschaft das Risiko für Gestationsdiabetes, schwangerschaftsspezifische Hochdruckerkrankungen und eine venöse Thromboembolie nicht erhöht. Etwa 90 Prozent der Patien- tinnen waren mit einem atypischen Neuroleptikum behandelt worden. Da sich ungünstige Effekte nicht sicher ausschliessen lassen, muss eine sorg- fältige Überwachung während der Schwangerschaft erfolgen.

British Medical Journal

Die Einnahme antipsychotisch wirksamer Neuroleptika während der Schwan- gerschaft ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Eine grosse bevölkerungsbezogene Matched-Kohortenstudie untersuchte den Einfluss von Antipsychotika auf Mutter und Kind. Über 90 Prozent der Patientin- nen waren mit einem atypischen Neuroleptikum behandelt worden.

Die Studie ergab, dass die Einnahme von Antipsychotika während der Schwan- gerschaft nicht mit einem erhöhten Risiko für einen Gestationsdiabetes, für schwangerschaftsspezifische Hochdruckerkrankungen oder für eine venöse Thromboembolie einhergeht.

Die neonatale Mortalität war doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung.

Auch das Risiko für eine medikamentöse Geburtseinleitung und eine operativ- vaginale Entbindung war in der Antipsychotikagruppe höher als in der Kontroll- gruppe und in der Allgemeinbevölkerung.

Es wird empfohlen, die Einnahme von Antipsychotika während einer Schwan- gerschaft sorgfältig zu überwachen.

MERKSÄTZE

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ARS MEDICI 182015

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pischen Antipsychotikum behandelt worden, wobei 556 Patientinnen allei- nig Quetiapin (z.B. Sequase®), 166 Ol- anzapin (z.B. Olanpax®) und 112 Ris- peridon (z.B. Risperdal®) erhalten hat- ten.

Die Einnahme der Antipsychotika während der Schwangerschaft ging nicht mit einem erhöhten Risiko für einen Gestationsdiabetes (Rate Ratio [RR]: 1,1, 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,77–1,57), für schwangerschafts- spezifische Hochdruckerkrankungen (RR: 1,12, 95%-KI: 0,7–1,78) oder eine venöse Thromboembolie (RR:

0,95, 95%-KI: 0,4–2,27) einher. Das Risiko einer verkürzten Schwanger- schaftsdauer war zwar in der Antipsy- chotikagruppe (14,5%) geringfügig höher als in der anderen Gruppe (14,3%), der Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant. Auch zwi- schen einem niedrigen oder hohen Ge- burtsgewicht und der Einnahme von Antipsychotika konnte kein Zusam- menhang gefunden werden.

Von Bedeutung ist jedoch, dass die Raten einiger negativer Ergebnisse wie medikamentöse Geburtseinleitung oder vaginal-operative Entbindung in der

Antipsychotikagruppe höher waren als in der anderen Gruppe und in der All- gemeinbevölkerung. Die neonatale Mortalität lag in der Antipsychotika- gruppe bei 1 Prozent und war damit doppelt so hoch wie in der Allgemein- bevölkerung.

... aber dennoch bestehen erheb - liche Risiken

Es lässt sich nicht ausschliessen, dass eine antipsychotische Therapie in der Schwangerschaft das Risiko für einen negativen Verlauf erhöht.

Erst nach dem Matching zeigte sich, dass eine Antipsychotikaeinnahme das Risiko für einen Gestationsdiabetes oder für schwangerschaftsspezifische Hochdruckerkrankungen nicht erhöht.

Auch die Ergebnisse zum neonatalen Anpassungssyndrom, einem der sekun- dären Ereignisse, sind in dieser Hin- sicht von Bedeutung. So war das Risiko vor dem Matching in der Antipsychoti- kagruppe siebenmal höher, wohinge- gen es nach dem Matching nur gering- fügig erhöht war. Dies deutet darauf hin, dass beim Ausbruch dieser Erkran- kungen andere Faktoren als eine Anti- psychotikaeinnahme eine Rolle spielen.

Die Studie wirft zudem die Frage auf, ob nicht bereits vor einer Schwanger- schaft eingenommene Antipsychotika sich ungünstig auf Mutter und Kind auswirken. 88 Prozent der Patientinnen der Antipsychotikagruppe und 27 Pro- zent der anderen Gruppe war ein Anti- psychotikum innerhalb des Jahres vor der Konzeption verschrieben worden.

Ein Antipsychotikum könnte be- stimmte (z.B. metabolische) Funktio- nen bereits vor der Schwangerschaft verschlechtern.

Fazit

Die Einnahme von Antipsychotika während der Schwangerschaft kann das Risiko für ein negatives Ereignis er- höhen. Es wird empfohlen, den Einsatz von Antipsychotika sorgfältig zu über-

prüfen.

Claudia Borchard-Tuch

Vigod SN et al.: Antipsychotic drug use in pregnancy:

high dimensional, propensity matched, population based cohort study. BMJ 2015; 13; 350: h2298.

Referenzen

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