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Archiv "Schach: Heilmittel Schach" (04.12.2009)

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[104] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 49

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4. Dezember 2009

S C H L U S S P U N K T

Foto: Dagobert Kohlmeyer

SCHACH

Heilmittel Schach

Dr. med. Helmut Pfleger

Gott sei Dank haben wir in diesem Jammertal noch unsere Dichterfürsten Schiller und Goethe. Für Ersteren war das Schachspiel ein großer Trost auf seinem Kran- kenbett, für Letzteren ein „Probierstein des Gehirns“ – und weiterhin: „Langeweile ist ein böses Kraut, aber auch eine Würze, die viel verdaut.“

Jetzt jedenfalls gegen unsere Langeweile eine Prise Schach. Beim letzten Ärzteturnier hatte der forschende Essener Arzt Dr. med. Thomas Wessendorf, der sich nicht allzu viel zu langweilen scheint, gegen Dr. med.

Volkmar Sieger diese Stellung:

Letzterer hatte gerade auf f3 einen Springer geschla- gen und erwartete „natürlich“ das Wiederschlagen sei- nes Läufers dortselbst. Doch just im Verzicht auf dieses Wiederschlagen kam Dr. Wessendorf, der ansonsten den Bundesligaverein Essen-Katernberg verstärkt und – lei- der muss ich’s sagen – mir einmal bei einem Schnell- schachturnier ein Remis abgeknöpft hatte, als Weißer in Sieg verheißenden materiellen Vorteil. Wie kam’s?

N

ach dem letzten Ärzteturnier in Bad Neuenahr schrieb mir mein Schulfreund Dr. med. Norbert Knoblach: „Etwa ein Dutzend Kollegen (familiärer An- hang mitgerechnet) reiste wie ich schon am Donnerstag an, um sich auf die ,schönste Zeit des Jahres‘, die drei Tage Ärzteturnier, einzustimmen . . . Am Sonntagnach- mittag spazierte ich am Ufer der Ahr entlang und entdeckte dort einen steinernen Schachtisch mit vier Stühlen. Ohne Spieler und ohne Figuren sah er allerdings etwas traurig aus; das passte zu meiner wehmütigen Stimmung am Sonntagnachmittag, als das Turnier zu Ende war und fast alle Kollegen weggefahren waren.“

Wer kennt es nicht, dieses Gefühl „post festum“, wenn alles vorbei ist, oft sogar wenn ein lohnendes Ziel erreicht ist, auf welches wir lange voller Mühsal und mit all unserem Streben hingearbeitet haben. Blaise Pascal (1623–1662): „Nichts ist so unerträglich für den Menschen, als sich in einer vollkommenen Ruhe zu be- finden, ohne Leidenschaft, ohne Zerstreuung, ohne Be- schäftigung. Er wird dann sein Nichts fühlen, seine Preisgegebenheit, seine Unzulänglichkeit, seine Ab- hängigkeit, seine Ohnmacht, seine Leere. Unaufhörlich wird aus dem Grund seiner Seele der Ennui aufsteigen, die Schwärze, die Traurigkeit, der Kummer, der Ver- zicht, die Verzweiflung.“

Was jeder auf seine Weise zu bekämpfen beziehungs- weise zu lindern versucht, unsereins eben mit dem Schachspiel, dem seit alters her sicher nicht zu Unrecht gerühmten „Königlichen Spiel“. Im frühen Mittelalter schleudert der islamische Gelehrte Ibn Al-Mu’tazz einem klerikalen Kritiker entgegen: „Ach du, der du so zynisch und spöttisch das Schachspiel tadelst, wisse, warum wir es lieben: . . . Es ist da, wann immer wir es brauchen. Es lindert den Schmerz, und droht uns Gefahr, bedrückt uns die Angst, so ist es ein Freund in unserer Einsamkeit.“

Das Taedium vitae, der Ennui, die Langeweile ge- hört nach Kierkegaard von Anbeginn an zu unserem Menschsein wie die Erbsünde: „Erst langweilten sich die Götter. Sie schufen den Menschen. Dann langweilte sich Adam. Eva wurde ihm beigegeben. Dann langweil- ten sich Adam und Eva en famille, schließlich die Menschheit en masse, und als man den Babylonischen Turm baute, war die Langeweile bereits so groß, wie der Turm hoch war.“

Lösung:

Nach dem (Schein-)Damenopfer 1. Dxc6! verlor Schwarz

zwangsläufig eine Figur – es hängen gleichzeitig seine Dame

und seine beiden Läufer. Es folgte 1. . . . Dxc6

und nun die Springergabel 2. Sxe7+ Kh8 3. Sxc6; nach der so einge- heimsten Figur kam nach dem Zwangsrückzug des Läufers

3. . . . Lh5 durch

4. cxb4 axb4 5. Sxb4 noch ein fetter Bauer

hinzu.

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