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Archiv "Von schräg unten: Nach Neujahr" (19.04.2013)

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VON SCHRÄG UNTEN

Nach Neujahr

Dr. med. Thomas Böhmeke

es irgendwo ein erhellendes Licht, auch in der trübsten Tunke kommt irgendwann einmal der Moment des Durchblicks! Du hast mir geholfen, die Qualitätsmana- gementkontrollen zu überstehen! Danke, du edler Trop- fen aus den sonnenverwöhnten Moselhängen, danke!

Und hier, dieser trockene Rioja! Der fuhr über den Zun- gengrund wie ein alter Panzer aus NVA-Beständen, lautstark, dröhnend, alles unter sich zerreißend! Als wollte er mir erzählen, dass das Leben auch aus Säuren und Selbstzerfleischung, aus Abgründen und Abstinenz besteht! Das war der richtige Trunk, um den freien Fall des Regelleistungsvolumen zu ertragen!“

Der Nachbar schaut misstrauisch, kann mich aber nicht stoppen. „Nun ist er leer, dieser beispiellose Baro- lo! Weh tat mir mein Herz, als ich einen Zwilling dieses wunderbaren Tröpfchens einem Kollegen spendete, der mir außerhalb seiner Sprechstundenzeit Gehör schenk-

te! Möge dein mit Beerenaromen überreich gefülltes Bouquet den Feierabend des Kollegen doch noch bereichert haben, möge er ohne Reue an mich denken! Dank auch an dich, du beerenreicher Barolo!“ Der Nachbar sagt nichts, guckt

nur irritiert. Ich füttere weiterhin den Container. „Gehe hin, du leere Flasche,

vormals gefüllt mit einer edelsüßen Trockenbeerenauslese! Du warst der Weg zur Versöhnung, der Schlüssel zur Harmonie, als ich einer freudlo- sen Fortbildung folgend wieder ein

Wochenende geopfert habe, das mei- ne geliebte Ehefrau für gemeinsame Tage verplant hatte! Mögen die Weinberge, in denen du geboren wur- dest, noch viele Tropfen des Trostes hervorbringen! Tropfen des Trostes, die Tränen trocknen! Danke!“

Der Nachbar bricht sein Schweigen:

„Sagen Sie mal, ihr Ärzte benutzt Weine nicht nur dafür, um Herz und Gefäße von Verunreinigungen frei zu halten?“ „Ja, natür- lich. Wundert Sie das?“

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

H

eute räume ich das alte Jahr aus den Keller - räumen heraus. Nachdem die zerrissenen Ge- schenkpapiere in dem dafür vorgesehenen Mülleimer verschwunden sind, sammle ich die leeren Flaschen, packe sie ins Auto, um sie einem zugehörigen Con - tainer anzuvertrauen. Dort treffe ich den Nachbarn, der offensichtlich der gleichen Tätigkeit nachkommt.

Nachdem wir uns begrüßt haben, fangen wir an, die schwarzen Löcher in den kugeligen Containern mit klirrenden Gläsern unterschiedlicher Tonqualitäten zu füllen. Ich gerate ins Schwärmen. „Ah, an diesen Ries- ling erinnere ich mich nur zu gut! Der schlang seine mit feinherben Aromen gestärkten Arme tröstend um meine Zunge und flüsterte mir zu: Auch in der Finsternis gibt

S C H L U S S P U N K T

[68] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 16

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19. April 2013

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