Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 31–32⏐⏐6. August 2007 A2161
A K T U E L L
AOK-Versicherte machen bislang nur zögerlich von den neuen Wahl- tarifmöglichkeiten ihrer Kranken- kassen Gebrauch. Von den mehr als 25 Millionen Versicherten im AOK- System hätten sich bisher rund 15 000 für Wahltarife entschieden.
„Dies ist zugegebenermaßen eine übersichtliche Zahl“, sagte der Vor- standsvorsitzende des AOK-Bun- desverbands, Dr. Hans Jürgen Ah- rens, bei einer Veranstaltung in Joa- chimsthal bei Berlin. Ahrens gab sich aber optimistisch, dass die Nach- frage schnell steigen werde: „Die neuen Tarife werden ein Renner, weil alle Beteiligten davon profitie- ren können.“
Es sei höchste Zeit, sich von den bisher starren Tarifen zu verabschie- den. Denn durch die neuen Wahl- möglichkeiten könnten bei allen Versicherten Anreize zu mehr Ei- genverantwortung gesetzt werden, betonte Ahrens. Die Selbstbehalt- tarife seien fair und einfach. Vor- sorge- und Routineuntersuchungen könnten weiterhin ohne Folgen für einen Bonus oder Selbst-
behalte in Anspruch ge- nommen werden.
Unterdessen stieß ei- ne zur Ankurbelung der neuen Wahltarife ge- plante Werbekampagne
Die Vakuumbiopsie ist in das bun- desweite Mammografie-Screening- Programm zur Früherkennung von Brustkrebs und in die ambulante ku- rative Brustkrebsdiagnostik aufge- nommen worden. Die Methode ist bereits fester Bestandteil verschie- dener internationaler und deutscher Leitlinien. Bisher wurde die Va- kuumbiopsie jedoch nur im Rah- men einzelner Projekte, beispiels- weise dem Bayerischen Mammo- grafie-Screening-Projekt oder dem Modellprojekt „Qualitätsgesicherte Mamma-Diagnostik (QuaMaDi)“, ambulant erstattet. zyl VAKUUMBIOPSIE
Teil des Brustkrebs-Screening-Programms
ORTSKRANKENKASSEN
Versicherte bei Wahltarifen zurückhaltend
Foto:picture-alliance/chromorange
Foto:KVB
der AOK bei Patientenvertretern auf scharfe Kritik. Mit geschätzten Kos- ten von mehr als acht Millionen Euro dafür werde „eine ganz erheb- liche Summe an Krankenversiche- rungsbeiträgen“ ausgegeben. Eine solche Werbekampagne sei vor dem Hintergrund vielfacher Leistungs- verweigerung gegenüber Patienten auch bei geringfügigen Beträgen
„keinesfalls im Sinne der Kunden der AOK“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Versi- cherte und Patienten, Wolfram-Ar- nim Candidus.
Die AOK will ihr Tarifgeschäft dennoch weiter ausbauen. So arbei- ten Kassenexperten nach Angaben von Ahrens bereits an Kostenerstat- tungstarifen und Tarifen für alterna- tive Therapierichtungen. SR
Die Freundschaftsbekundung
„Wir sind richtig dicke Freunde“ be- kommt nach Angaben einer aktuel- len Studie (N Engl J Med 2007;
357: 370–9) eine ganz neue Be- deutung: Nicht die Gene oder das anerzogene Essverhalten machen dick. Nein, es sind die dicken Freun- de. Die Chance, selbst dick zu wer-
den, wenn die engsten Freunde zu- genommen haben, liegt bei 57 Pro- zent. Adipositas ist also ansteckend.
Wer dies erfährt, überprüft ganz au- tomatisch vorsichtig den Freundes- kreis – wen sollte man besser nicht mehr treffen? Niemand möchte nur wegen der Freunde dick werden.
Vielleicht ist man sogar selbst ein vermeintlich schlechter Umgang für seine Mitmenschen und wird in Zu- kunft gemieden. Oder heißt dies, dass man ungestört Pommes und Himbeertorte verdrücken kann und nicht zunimmt, solange man einfach auf übergewichtige Freunde ver- zichtet? Vielleicht hätte man lieber niemals von dieser Studie erfahren, wirft sie doch mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Beruhigend ist aber, dass die Gefahr, die vom Le- benspartner ausgeht, nicht ganz so groß ist (37 Prozent). Man muss sich jedenfalls nicht trennen.
Gleichzeitig gibt die Studie aber auch allen Menschen, die abneh- men möchten, Hoffnung: Je dünner der Partner, desto mehr spornt dies zur Gewichtsreduktion an. Anderer- seits haben sich „Dick und Doof“ – die vielleicht bekanntesten Freunde der Filmgeschichte – auch niemals in ihrem Gewicht aneinander ange- glichen. Soll man sich also wirklich die Freunde nach Gewicht aussu- chen? Die Wissenschaftler geben Entwarnung. Das einzige, was zählt, ist, wie viele gute Freunde man hat und dass diese zu einem stehen:
durch dick und dünn.
RANDNOTIZ
Sunna Gieseke