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Sozialmedizin – Was ist das?

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Academic year: 2022

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Bayerisches Ärzteblatt 10/2005 719

Spektrum

Diese Frage wird oft gestellt, wenn die Arbeiten des Medizinischen Dienstes der Krankenversi- cherung (MDK) Bayern in Veranstaltungen, seien es Kongresse oder Symposien, Exkursionen von Medizinstudenten oder Besuche ausländischer Ärztinnen und Ärzte vorgestellt werden und dabei betont, dass die Ärztinnen und Ärzte im MDK ne- ben einer Facharztqualifikation auch die Zusatz- bezeichnung „Sozialmedizin“ tragen.

Grundsätzliches zur Sozialmedizin

Die Sozialmedizin als wissenschaftliches, interdisziplinäres Grundlagenfach der Hu- manmedizin erforscht, beschreibt und analy- siert die vielfältigen und vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Krankheit, Ge- sundheit, Individuum und Gesellschaft. Liegt die Bearbeitung grundsätzlicher sozialmedizi- nischer Fragestellungen primär im universitä- ren und akademischen Bereich, so ist die praktische angewandte Sozialmedizin inte- graler Bestandteil des Systems der sozialen Sicherung. Durch ihre komplexen Fragestel- lungen übt sie daher eine wichtige Klammer- und Vernetzungsfunktion aus. Methodisch greift die Sozialmedizin nicht nur auf klini- sche Strategien, sondern auch auf die Verfah- ren der Sozialwissenschaften zurück. Nur so kann sie ihrem Anspruch und Selbstverständ- nis gerecht werden, wissenschaftliche und einzelfallbezogene Aspekte innerhalb der an- gewandten Gesundheitswissenschaft zu inte- grieren.

Die Entwicklung in den letzten Jahren zeigt, dass die gesellschaftlichen Prozesse immer schneller auf Grund ökonomischer und poli- tischer Veränderungen einem ständigen Wan- del unterliegen, der Handlungsbedarf für die Sozialmedizin beinhaltet. Die Auswirkungen von Krankheiten auf die Organisationsstruk- turen des Gesundheitswesens, zum Beispiel Anstieg Diabetes – Etablierung Disease- Mangement-Programm (DMP) machen dies deutlich.

Praktische Sozialmedizin

Während die Sozialmedizin im wissenschaft- lich-universitären Bereich sich mit den kom- plexen Fragestellungen der Gesundheits- und Gesellschaftspolitik beschäftigt, sind die praktisch tätigen Sozialmediziner eng in die Aufgabengebiete der Leistungsträger einge- bunden, die gesetzlich festgelegt sind und zu deren sachgerechten Erfüllung die jeweiligen Sozialversicherungsträger der Beratung durch qualifizierte Sozialmediziner bedürfen. Im gegliederten System der sozialen Sicherung in Deutschland haben die Ärztlichen Dienste daher trägerspezifische sozialmedizinische Fragestellungen zu bearbeiten; die sozialme- dizinischen Gutachten sollen jedoch auch für andere Träger verwertbar sein. Deshalb ist es erforderlich, Untersuchungen, die zur Klä- rung eines Sachverhalts notwendig sind, so durchzuführen und zu dokumentieren, dass sie auch von anderen Sozialleistungsträgern verwendet werden können, um unnötige Mehrfachbegutachtungen zu vermeiden. Dies liegt im Interesse des einzelnen Versicherten und ist auch aus meiner Sicht ökonomisch zwingend geboten.

Die Sozialmedizin stellt daher die Klammer zwischen den Ärztlichen Diensten der Ren- tenversicherung, des MDK, der Arbeitsver- waltung, der Gesetzlichen Unfallversiche- rung, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, der Versorgungsverwaltung sowie der Sozial- hilfe und Grundsicherung dar.

Die vielfältigen Berührungspunkte und Schnittstellen erfordern einen engen fach- lichen Austausch, der in der Weiterbildungs- ordnung sowie trägerübergreifenden Fortbil- dungsveranstaltungen realisiert wird, aber auch im wissenschaftlichen Bereich, zum Bei- spiel in der Deutschen Gesellschaft für Sozi- almedizin und Prävention (DGSMP).

Rolle des Gutachters

Die fachliche Unabhängigkeit und Unpartei- lichkeit stellt die Grundlage der gutachter- lichen Tätigkeit dar, da sie die notwendige Voraussetzung für eine Gleichbehandlung al- ler Versicherten und für die Akzeptanz von sozialmedizinischen Beurteilungen und Ent- scheidungen der Verwaltung ist. Der sozial- medizinische Gutachter hat den individuellen Anspruch des Einzelnen und den Anspruch der Solidargemeinschaft im Blick zu haben

und sowohl die gesetzlichen Rahmenbedin- gungen als auch die wissenschaftlich aner- kannten Grundsätze zu kennen und zu be- achten. Nur durch ein fachlich hohes Quali- tätsniveau auf dem aktuellen Stand der medi- zinischen Entwicklung einerseits und der ge- sellschaftlichen und gesetzgeberischen Ent- wicklung andererseits kann der Gutachter seine vielfältigen Aufgaben erledigen.

Bedeutung der Sozialmedizin im MDK Bayern

Im MDK Bayern sind aktuell 270 Ärztinnen und Ärzte hauptamtlich tätig. 72 Ärztinnen und Ärzte besitzen die Facharztqualifikation im Fachgebiet Innere Medizin, 49 in der All- gemeinmedizin, 47 in der Chirurgie und 15 in der Psychiatrie/Psychotherapie, um nur die so genannten „großen Fächer“ zu benennen.

Insgesamt sind im MDK Bayern 27 der mög- lichen Fachgebiete vertreten, dazu noch di- verse Zusatzqualifikationen wie Betriebsme- dizin, Umweltmedizin, Rehabilitationswesen oder Naturheilverfahren. 153 Kolleginnen und Kollegen verfügen über die Zusatzbe- zeichnung Sozialmedizin, um die vielfältigen sozialmedizinischen Fragestellungen und Be- gutachtungsaufträge der gesetzlichen Kran- ken- und Pflegeversicherung mit der entspre- chenden Kompetenz und Qualität bearbeiten zu können. Neben der Weiterbildung im MDK durch weiterbildungsbefugte Ärztinnen und Ärzte sind Mitarbeiter des MDK auch als Dozenten in den sozialmedizinischen Kursen der entsprechenden Akademien und der universitären Ausbildung der Medizinstu- denten im Fach Sozialmedizin engagiert.

Der medizinische Fortschritt und die demo- grafische Entwicklung, die Globalisierung und damit verbundene Veränderungen der Gesellschaft und Märkte, aber auch die Ver- änderungen in den sozialen Sicherungssyste- men stellen eine Herausforderung für die me- dizinische Versorgung, die Politik, aber auch ganz besonders für die Sozialmedizin dar.

Nicht der sektoralen Betrachtung soll die Zu- kunft gehören, sondern der übergreifenden, denn die Medizin ist eine soziale Wissen- schaft, wie Professor Dr. Dr. h. c. Hans Schä- fer immer betonte.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Christian Alex, Leitender Arzt, MDK Bay- ern, Putzbrunner Straße 73, 81739 München

Sozialmedizin – Was ist das?

Dr. Christian Alex

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