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Archiv "Lexikon: MDK" (26.09.2003)

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A2540 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3926. September 2003

S T A T U S

A

ls ich vor sechs Jahren nach Cambridge kam, er- schien mir der Sprung über den Kanal etwas risiko- reich. Doch was hatte ich zu verlieren? Als praktischer Arzt ohne allzu viele Zusatzbezeich- nungen in eine Praxis auf dem Land einzusteigen war für mich nicht besonders attraktiv.

England kannte ich bereits.

Als AiPler und später als Assi- stent für ein Jahr hatte ich mich durch die Krankenhausdienste gequält und das System in An- sätzen kennen gelernt. Endlo- se Nachtdienste, zu viele Pati- enten und schlechte Bezah- lung gab es dort ebenso wie in Deutschland.Aber es gab auch einiges, das anders war.

Die Arbeit im Krankenhaus war deutlich teamorientierter.

Ich hätte mir vorstellen kön- nen, als Consultant zu arbei- ten, einem Mittelding zwi- schen Oberarzt und Chefarzt.

Man arbeitet eigenständig und ist in Teilzeit in einem Kran- kenhaus des staatlichen Ge- sundheitsdienstes NHS tätig.

Den Rest der Zeit kann man nutzen, um in Privatkliniken zusätzlich Geld zu verdienen.

Allerdings war ich bereits da- mals eher an den „GP-rota- tions“ interessiert. Als zukünf- tiger Allgemeinarzt startet man strukturiert in die Karrie- re: sechs Monate Innere Medi- zin und sechs Monate Chirur- gie, Kinderheilkunde oder Psychiatrie und danach ein Jahr in der Praxis – eine solide Basis. Als ich dann hörte, was man nach diesen drei Jahren Weiterbildung verdienen kann, spielte ich damals schon mit dem Gedanken, nach England zurückzukehren.

Die Tätigkeit als „General Practitioner“ (GP) ist für mich vor allem deshalb attraktiv, weil keine Anfangsinvestitio- nen nötig sind, das Gehalt si- cher und relativ großzügig be- messen ist und man nicht ganz so viel arbeiten muss – auch weil es in jeder Praxis einen Praxismanager gibt, der für das Administrative zuständig ist.

In England werden Ärzte gesucht und dementsprechend bezahlt. Es gibt hier mehr als 50 „Locum-Agenturen“, die Praxisvertreter vermitteln und

sich um frei gewordene Ärzte geradezu reißen. Der Markt bestimmt die Preise.Ein erfah- rener Spezialist, der zehn Jah- re Krankenhauserfahrung hat, kann als Locum im Monat bis zu 20 000 Euro verdienen.Das dürfte für Ärzteohren ver- lockend klingen.

Stimmt es denn nicht, was man sich erzählt? Dass der NHS nicht funktioniert, dass Patienten nach Deutschland verschifft werden müssen und dass man auf Operationen so lange warten muss, bis man aufgibt oder sein Haus beleiht, um sich privat behandeln zu lassen? Doch, das stimmt! Feh- lende Investitionen, fehlende Privatinitiativen, ein aufge- blähter Administrationsappa-

rat haben zu einer suboptimalen Patientenversorgung geführt.

Deshalb habe ich für meine Fa- milie eine private Zusatzversi- cherung abgeschlossen. Doch es wird daran gearbeitet, die Missstände zu beheben. Pub- lic/Private Partnerships, Foun- dation hospitals und Dezen- tralisierung sind die Zauber- worte. Das Primärarztsystem wird gestärkt. Allgemeinärzte erhalten in diesem Jahr eine Gehaltserhöhung von fast 20 Prozent. Die ärztliche Renten- versorgung wird verbessert.

Als Patient kann es durch- aus sein, dass man in England die schlechteren Karten hat.

Doch als Arzt fühle ich mich hier wohl. Mich mit Kranken- kassen herumzuschlagen, im

Papierkrieg unterzugehen und mir überlegen zu müssen, ob ich in Urlaub fahren kann, ist nicht mein Ding. Meine Kin- der (zwei, fünf und sieben Jah- re alt) wachsen zweisprachig auf, die Integration in die Ge- sellschaft lief problemlos.

Meine Arbeit ist vielfältig.

Als GP bekommt man alle Pa- tienten zu sehen. Neben dem üblichen Spektrum behandelt man auch gynäkologische, päd- iatrische und dermatologische Fälle. Ich arbeite an dreiein- halb Tagen in der Praxis und einen halben Tag am Kranken- haus mit einem Dermatologen zusammen. Ich sehe alle zehn Minuten einen Patienten, die Praxis mit drei Partnern ist computerisiert, hat drei Kran- kenschwestern, zehn Rezep- tionistinnen und einen Pra- xismanager. Pro Tag behandle ich durchschnittlich 30 Patien- ten und absolviere einen Hausbesuch. Der Verdienst liegt bei rund 120 000 Euro jährlich, und ich habe sechs Wochen im Jahr frei.

Der NHS ist im Wandel be- griffen und braucht dringend qualifizierte Ärzte. Ein Ra- diologe, ein ultraschallver- sierter Hausarzt, ein adapti- onsfähiger Psychiater – sie al- le werden hier gebraucht und dementsprechend bezahlt.

Winfried Brenneis E-Mail: w.brenneis@ntlworld.com

Als Allgemeinarzt in England

Rundum zufrieden

L E X I K O N

D

er Medizinische Dienst der Kranken- versicherung (MDK) ist der sozialme- dizinische Beratungs- und Begutach- tungsdienst der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Der MDK ist

eine Gemeinschaftseinrichtung der Krankenkassen und in jedem Bundesland als eigenständige Ar- beitsgemeinschaft organisiert. Das

Aufgabenspektrum des MDK umfasst die Einzelfallbegutachtung wie auch die Bera- tung in Grundsatzfragen der medizinischen und pflegerischen Versorgung. § 275 SGB V benennt die Aufgaben des MDK. Dazu zählen Stellungnahmen für die Krankenkas- sen zu Fragen der Arbeitsunfähigkeit von Arbeitnehmern; zu Notwendigkeit, Art, Umfang und Dauer von Rehabilitationslei- stungen; zur Verordnung von Arznei-, Ver-

band-, Heil- und Hilfsmitteln, zur Notwen- digkeit und Dauer einer Krankenhausbe- handlung und zur Notwendigkeit und Dauer von häuslicher Krankenpflege. Dabei liegt die Entscheidung über eine Leistung aber stets bei den Kranken- und Pfle- gekassen. Die MDK-Gutachter dür- fen nicht in die ärztliche Behandlung eingreifen. Derzeit beschäftigt der MDK etwa 2 100 Ärztinnen und Ärzte. Da- von besitzen knapp 90 Prozent mindestens eine Facharztanerkennung und knapp 60 Prozent die Zusatzqualifikation des Sozial- mediziners. Dabei ist die Bandbreite der fachärztlichen Qualifikationen breit ge- streut. Bei Fragestellungen der Krankenkas- sen aus hoch spezialisierten Gebieten bin- den die Medizinischen Dienste zusätzlichen externen Sachverstand ein. JF

M D K

Fotos:Winfried Brenneis

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