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Archiv "Das Gesundheitswesen Rumäniens" (09.05.2008)

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A1000 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 199. Mai 2008

T H E M E N D E R Z E I T

regionale Kassen mehr Geld erhal- ten als andere, denn die Geldverga- be sei abhängig von persönlichen Beziehungen. Wie viel Geld von der Nationalen Krankenkasse für Medi- kamente, Krankenhäuser, die ambu- lante Versorgung oder Polikliniken in die Regionen fließt, ist eigentlich genau festgelegt – eigentlich. Heute arbeitet die Ärztin und Gesundheits- wissenschaftlerin bei Europharm, ei- ner Tochtergesellschaft von Glaxo- smithkline. Der Arbeit bei der Versi- cherung hat sie vorerst den Rücken gekehrt.

Privatisiert und erfolgreich Das rumänische Gesundheitswesen wäre zu einfach dargestellt, würde man den Fokus ausschließlich auf dessen Probleme legen. Denn fern- ab alter Strukturen und überkom- mener Muster werden neue Wege eingeschlagen. Das sind zum Teil mutige und steinige Wege, aber auch Wege, die sich langfristig für die, die sie gehen, auszahlen könn- ten. Meistens geht es um erste Schritte hin zur Privatisierung von Gesundheitsleistungen. Sergiu Ne- gut beispielsweise ist überzeugt da- von, dass das Konzept der privaten Poliklinikkette „Centrul Medical Unirea“ aufgehen wird. „Noch sind wir nur ein Nischenplayer“, räumt

der Geschäftsführer der neuesten Poliklinik in Bukarest ein. „Doch die Mittelklasse in Rumänien wächst.“

Diese neue Mittelklasse, glaubt Ne- gut, verlange nach einer Alternative zum derzeitigen, überwiegend noch staatlich gelenkten Gesundheitssys- tem. In den hervorragend ausge- stattenen Polikliniken erhalten sie Alternativen. Wer hierher kommt, wird von freundlich wirkenden Mit- arbeitern begrüßt, Englisch ist Ver- kehrssprache. Die Patienten sind überwiegend bei großen Unterneh- men in Bukarest angestellt, die mit der Kette einen Vertrag abgeschlos- sen haben. Über den Vertrag ist ei- ne bestimmte Anzahl ambulanter Leistungen abgedeckt. Derzeit, sagt Negut stolz, gebe es 50 000 Behand- lungsverträge mit 300 Unterneh- men. Ärzte, die für die Kette arbei- ten, befänden sich meist in der Fa- miliengründungsphase und suchten nach einem sicheren Arbeitgeber sowie nach einem verlässlichen Ge- halt. Besser als im Krankenhaus wer- den sie aber nicht bezahlt. „Schließ- lich können Ärzte froh sein, an ei- nem so modernen Ort wie diesem zu arbeiten.“

Modernität bedeutet für rumäni- sche Ärzte aber auch, eine eigene Praxis zu betreiben und nicht in ei- nem Krankenhaus oder einer Poli-

klinik angestellt zu sein. „Das Wich- tigste für mich ist, Freiberufler zu sein“, sagt Dr. med. Kalman Derzsi.

Dem Hausarzt aus Neumarkt geht es in erster Linie darum, einen di- rekten Bezug zu seinen Patienten zu haben und deren Behandlung mitzuverfolgen. Lange Arbeitszeiten und eine mittelmäßige Bezahlung nimmt er dafür in Kauf. Eines ge- fällt ihm an dem neuen System aber nicht: die vielen Dokumenta- tionen, die das Ministerium von nie- dergelassenen Ärzten verlangt. Es fehle Zeit für den Patienten. „Das war vor 1997 besser.“ I Martina Merten

Desillusioniert:

Aurora Dragomiris- teanu glaubte einmal an Erfolg und Gerechtigkeit bei der Nationalen Krankenkasse.

DAS GESUNDHEITSWESEN RUMÄNIENS

> Finanzierung: über Krankenkassenbeiträge.

Der derzeitige Beitragssatz von zwölf Prozent wird paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanziert (Kinder und Jugendliche, Behinderte, Veteranen und Arbeitslose sind beitragsbefreit).

> Krankenversicherung: Seit 1998 gibt es den

„National Health Insurance Fund“, bestehend aus 42 regionalen „District Health Insurance Funds“. Das Gesetz zur Einführung einer Kran- kenversicherung („Law on Social Health Insur- ance“) hat die Regierung 1997 erlassen. Die regionalen Krankenkassen schließen mit den Leistungserbringern (Krankenhäuser, Ambulan- zen, Gesundheitszentren) Verträge ab. Einmal jährlich verhandelt die Nationale Krankenkasse gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium den Leistungskatalog (woran theoretisch auch die Ärzteschaft beteiligt ist). Der derzeitige Versiche- rungsschutz deckt die Akutversorgung, Arznei-

mittel zur Behandlung chronischer Erkrankun- gen sowie einen Teil der zahnmedizinischen Be- handlung ab; kosmetische und reproduktive Leis- tungen sind ausgeschlossen, ebenso Brillen.

>Typus der Krankenversicherung: Volks- be- ziehungsweise Bürgerversicherung mit Pflicht- mitgliedschaft der Gesamtbevölkerung

> Private Krankenversicherung: Private Voll- versicherungen gibt es nicht, jedoch seit 2004 private Zusatzversicherungen.

> Selbstbeteiligung/Zuzahlung: Dem natio- nalen Statistikbüro zufolge machen „Selbst- zahlungen“ 30 Prozent der Gesamtausgaben für Gesundheit aus (darin sind auch Schwarz- zahlungen enthalten), Zuzahlungen in Form einer Praxisgebühr oder im Krankenhaus fal- len nicht an; insgesamt liegt Rumänien mit der Höhe der Zuzahlungen an der Spitze der OECD-Staaten.

> Ambulante Versorgung: in Einzelpraxen, Gesundheitszentren und privaten Polikliniken

> Stationäre Versorgung: in Universitätsklini- ken und Allgemeinkrankenhäusern

> Gehalt der Ärzte: zwischen 300 und 1 500

Euro MM

Gesundheitsstaatssekretär Ervin Székely

Foto:Martina Merten Foto:Martina Merten

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