Verbreitung des Mediastinums fest- gestellt, ist eine Angiographie (DSA) indiziert, um eine sofort therapiebe- dürftige Aortenruptur nachzuweisen beziehungsweise auszuschließen. Als ergänzende Maßnahmen bei „brei- tem Mediastinum" kommen bei Ver- dacht auf eine Bronchus- oder Tra- cheaverletzung die Bronchoskopie, bei Hinweisen auf eine Perikardtam- ponade die Sonographie zur Anwen- dung. Mit zweiter Priorität kann zur Ergänzung der Thoraxaufnahme im Sinne einer Feindiagnostik im Not- fall eine Computertomographie an- geschlossen werden.
Wenn bei einem Kreislauf- schock radiologisch eine Blutungs- quelle im Bereich des Thorax ausge- schlossen wurde, muß die Suche auf das Abdomen ausgedehnt werden.
Hierfür wird vorrangig die Sonogra- phie zum Nachweis freier Flüssigkeit im Abdomen und einer Organläsion, zum Beispiel einer Milzruptur, ange- wandt. Bei positivem Befund ist un- verzüglich über operative Maßnah- men zu entscheiden, ein sicher nega- tiver Befund ist in regelmäßigen Ab- ständen zu kontrollieren (zweitzei- tige Milzruptur!). Bei nicht eindeuti- ger sonographischer Aussage und schwerem Verletzungsmuster emp- fiehlt sich die Durchführung einer Peritoneal-Lavage. Bei unauffälli- gem Ergebnis der Lavage wird der sonographische Befund in kurzen Abständen kontrolliert. Weist die Lavage hingegen auf eine intraperi- toneale Blutansammlung hin, wird sekundär die Computertomographie eingesetzt, um einen Organschaden zu erkennen.
Frakturbedingte Blutverluste treten überwiegend bei multiplen Verletzungen des Beckenskelettes auf. Daher empfiehlt sich bei Bek- kenfrakturen die frühzeitige Durch- führung der Angiographie, um Ge- fäßrisse unverzüglich erkennen und behandeln zu können. Bei Verlet- zungen im Beckenbereich muß eine Beteiligung der ableitenden Harn- wege und der Harnblase in Betracht gezogen und gegebenenfalls durch Kontrastmitteluntersuchungen aus- geschlossen werden.
Entsprechend dem Reanima- tionsvorgang bei polytraumatisierten Patienten wird in dritter Phase die
mögliche Beeinträchtigung der neu- rologischen Funktionen untersucht, im wesentlichen mittels Schädeldia- gnostik. Im Anschluß an die neurolo- gische Untersuchung wird eine Rönt- genaufnahme des Schädels in zwei Ebenen vorgenommen zur Beurtei- lung des Schädelskeletts. Bei be- wußtlosem oder zunehmend bewußt- seinsgetrübtem Patienten muß schon innerhalb der ersten Stunde nach Klinikaufnahme eine Computerto- mographie des Schädels durchge- führt werden, damit möglichst früh- zeitig eine eventuell notwendige neurochirurgische Intervention er- folgen kann.
Bei Verletzungen des Bewe- gungsapparates haben die Röntgen- untersuchung des Beckens zu dem bereits erwähnten Ausschluß einer Blutungsquelle und die Röntgenun- tersuchung der Wirbelsäule zur Fest- stellung einer drohenden Kompres- sion des Rückenmarkes erste Priori- tät. Die Untersuchung der Extremi- täten kann in zweiter Priorität erfol- gen, ausgenommen bei Verdacht auf eine Gefäßverletzung. Hier ist eine sofortige Angiographie (DSA) indi- ziert, damit gegebenenfalls ohne Zeitverlust die zur Erhaltung der Ex- tremität notwendige Operation vor-
Cisaprid
bei chronischer
Obstipation effektiv
Cisaprid, ein neues Gastroproki- netikum, das lokal Acetylcholin frei- setzt, stimuliert nicht nur im oberen Gastrointestinaltrakt die peristalti- sche Aktivität, sondern wirkt im Ge- gensatz zu den bislang bekannten Motilitätsregulatoren auch auf Dünn- und Dickdarm. In einer Dop- pelblindstudie wurden bei neun Pa- tienten mit schwerer Obstipation (weniger als drei Stuhlentleerungen/
Woche) 3 x 10 mg Cisaprid bezie- hungsweise Placebo eingesetzt und die Kolontransitzeit gemessen. Die Patienten erhielten 50
DTPA ins Coecum instilliert, die Ko- lonpassage wurde für 48 Stunden szintigraphisch gemessen. Ließ sich eine Kolontransportstörung nach-
genommen werden kann. Die Rönt- genuntersuchung des Beckens und der Wirbelsäule sollte nach Möglich- keit eine Computertomographie be- inhalten, damit, insbesondere bei drohender Kompression, die not- wendigen Detailangaben vorliegen.
Der planmäßige situationsadaptierte Einsatz radiologischer Untersu- chungsmethoden im chirurgischen Notfall liefert unverzichtbare Er- kenntnisse für die Festlegung einer adäquaten Therapie.
Abschließend sei wenigstens er- wähnt, daß Prof. Dr. Leonhard Schweiberer und Prof. Dr. Florian Eitel, München, erste Ergebnisse ei- nes öffentlich geförderten For- schungsprojektes vortrugen, mit dem Möglichkeiten einer verbesserten praktischen Ausbildung im Fach
„Chirurgie" während des Studiums untersucht werden sollen. Es wurde angeregt, die ermutigenden Resulta- te auch in die landesweite Diskus- sion über eine Reform ärztlicher Fortbildungsveranstaltungen einzu- beziehen.
Prof. Dr. med. Elmar Doppelfeld Herbert-Lewin-Straße 5
5000 Köln 41 (Lindenthal)
FUR SIE REFERIERT
weisen, so führte Cisaprid zu einer signifikanten Beschleunigung der Passage von Coecum und Ascen- dens. Bei einer funktionellen Ob- struktion im Rektosigmoidbereich hingegen war der Effekt der Wirk- substanz nicht eindeutig belegbar.
Cisaprid zeitigt demnach einen pro- kinetischen Effekt auf die Kolonpas- sage bei Patienten mit schwerer idio- pathischer Obstipation, wenn die Ur- sache in einer Transportstörung und nicht in einer funktionellen Obstruk- tion zu suchen ist.
Krevsky, B., A. H. Maurer, L. S. Malmud, R. S. Fisher: Cisapride Accelerates Colo- nic Transit in Constipated Patients with Colonic Inertia. Am. J. Gastroenterol. 84:
882-887, 1989.
Gastroenterology Section, Temple Uni- versity Hospital, 3401 N. Broad St., Phila- delphia, PA 19140.
A-1986 (70) Dt. Ärztebl. 87, Heft 24, 14. Juni 1990