genetisch bedingte retrovirale Eigen- schaften als auch die Produktion bestimmter biologisch aktiver Sub- stanzen wie Interferone (L. Gazzolo, Lyon; K. Rokos, Berlin) als pathoge- netisch wirksame Faktoren identifi- ziert werden. Diese Faktoren sind von großer Bedeutung für den unter- schiedlichen Organotropismus (zum Beispiel bevorzugter Befall des Ner- vensystems), für die Mechanismen, die es etwa infizierten Alveolarma- krophagen erlaubt, eine gegen sie ge- richtete Immunreaktion zu unter- drücken (B. Autran, Paris) sowie für die unter Umständen jahrelange la- tente Infektion von MPS-Zellen und für jeden Therapieansatz, der die in MPS-Zellen „versteckten" Retrovi- ren miterfassen muß. Untersuchun- gen über die Lektinausstattung von Makrophagen (A. C. Roche, Or- leans) stellen hier neben Experimen- ten mit medikamentenbeladenen, von MPS-Zellen phagozytierten Na- nopartikeln, wie sie etwa im Rahmen des vom BMFT geförderten For- schungsschwerpunktes HIV und Ma- krophagen in Frankfurt am Main stattfinden, Grundlagen für ein mög- liches „drug-targeting" dar.
Die Tatsache, daß mit SIV (Si- mian Immundeficiency-Virus) infi- zierte Affen im Gegensatz zum Men- schen in einem hohen Prozentsatz histiozytäre Riesenzellen in verschie- denen Organen aufweisen (P. Biber- feld, Stockholm), weist darauf hin, daß Viruseigenschaften für die un- terschiedlichen zytopathischen Ef- fekte verantwortlich sein müssen.
Makrophagenfunktion und HIV
Ara
Daneben wurde das Sekretions- potential HIV-infizierter Makropha- gen im Hinblick auf weitere Zytokine untersucht und hier eine erniedrigte Sekretion eines hämatopoietischen Wachstumsfaktors (M-CSF) nachge- wiesen. Dieser Defekt besitzt mögli- cherweise Bedeutung bei der Patho- genese der HIV-assoziierten Blutbil- dungsstörungen, die ein erhebliches klinisches Problem darstellen kön- nen. Dies gilt auch für die opportuni- stischen Infektionen, die am Beispiel der Tuberkulose HIV-Infizierter er-
örtert wurden (H. Müller, Frankfurt am Main). Hier findet sich eine in- komplette Aktivierung und Trans- formation von Makrophagen mit ge- störter Expression des Interleukin-2- Rezeptors auf den Granulom-assozi- ierten T-Lymphozyten, so daß der Störung der Makrophagenfunktion sehr wahrscheinlich eine entschei- dende Bedeutung bei der Pathoge- nese der schwer verlaufenden und häufig tödlichen infektiösen Kom- plikationen der HIV-Infektion zu- kommt. HIV-infizierte Makropha- gen spielen über die Sekretion angio- troper Substanzen aber auch eine wichtige Rolle beim Wachstum des AIDS-assoziierten Kaposi-Sarkoms (W. K. Roth, Martinsried), dem nach neueren Erkenntnissen wahrschein- lich eine para- und autokrin stimu- lierte Proliferation endothelialer Zellen, wohl aber nicht eine veritab- le Neoplasie zugrundeliegt.
Dieser knappe Uberblick kann selbstverständlich nicht die ganze Bandbreite dieses vorzüglich orga- nisierten Treffens widergeben, das Wissenschaftler verschiedenster Dis- ziplinen (Immunologen, Virologen, Molekular- und Zellbiologen, Häma- tologen, Pathologen und andere) zu- sammenführte. In seinem Rahmen wurden nicht nur wichtige und re- zente Forschungsergebnisse der ver- schiedenen Arbeitsgruppen präsen- tiert, sondern es haben sich auch vielfältige Möglichkeiten zum per- sönlichen Austausch und Anstöße für die auf diesem komplexen Ar- beitsgebiet dringend notwendige, auch internationale Kooperation er- geben.
Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Falk Wiss. Sekretär des Frankfurter HIV-Forschungsschwerpunktes II Senckenbergisches Zentrum der Pathologie
Klinikum der Universität, Theodor-Stern-Kai 7
W-6000 Frankfurt am Main 70
Cisaprid und Cimetidin bei
Refluxösophagitis:
identisch
Die Refluxösophagitis wird in- zwischen zu den „klassischen" Wohl- standskrankheiten gerechnet; epi- gastrischer Schmerz und Sodbren- nen gelten als Kardinalsymptome. In einer randomisierten Doppelblind- studie erhielten 36 Patienten mit ei- ner endoskopisch gesicherten erosi- ven Refluxösophagitis vier mal 10 mg Cisaprid, 37 Patienten vier mal 400 mg Cimetidin. In zwei Dritteln der Fälle lag eine Refluxösophagitis Grad I nach Savary und Miller vor.
Die Behandlung wurde auf 12 Wo- chen ausgedehnt, wenn die Epithel- defekte nach sechs Wochen noch nicht abgeheilt waren. Am Ende der Behandlungsphase ergab eine Kon- trollendoskopie nach einer Behand- lung mit Cisaprid in 56 Prozent eine Abheilung der Läsionen, unter Ci- metidin in 57 Prozent. Nach einer 6wöchigen Behandlungsphase ließ sich eine signifikante Abnahme der klinischen Symptomatik unter bei- den Substanzen nachweisen. Über Nebenwirkungen klagten vier Pa- tienten unter Cisaprid und neun Pa- tienten unter Cimetidin. Die Auto- ren kommen zu dem Schluß, daß das Gastroprokinetikum Cisaprid genau- so effektiv bei der Behandlung der Refluxösophagitis wie der H 2-Blok- ker Cimetidin ist.
Galmiche, J. P., B. Fraitag, B. Filoche, M.
Evreux, J. Vitaux, P. Zeitoun, J. Fournet, J. C. Soule: Double-blind comparison of ci- sapride and cimetidine in treatment of re- flux esophagitis. Dig. Dis. Sci. 35: 649-652, 1990.
Laboratoire d'Explorations Functionelles Digestives, Höpital Guillaume et Reri La- ennec, CHU-Nord, F-44035 Nantes, Ce- dex, Frankreich.
Dt. Ärztebl. 88, Heft 23, 6. Juni 1991 (71) A-2087