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Archiv "Die Interaktion von HIV und Makrophagen" (06.06.1991)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

ONGRESSBERICHT

Die Interaktion von HIV und Makrophagen

A

lrsn zweites Symposium im Rah- en der deutsch-französischen Kooperation in der AIDS-Forschung fand vom 7. bis 9. November 1990 ein von A. Kirn (Straßburg) und H. J.

Stutte (Frankfurt) organisiertes Ar- beitstreffen über die Interaktion zwi- schen Makrophagen und dem huma- nen Immundefizienz-Virus HIV (vgl.

Dtsch. Ärztebl. 1989; 48: 2458 A) statt. Die zu dem Arbeitstreffen ein- geladenen 57 Teilnehmer stammten größtenteils aus Frankreich und der Bundesrepublik, aber auch inter- essierte Wissenschaftler aus der Schweiz, Belgien, Großbritannien, Schweden, Australien und Japan wa- ren angereist. Das Treffen wurde von J. P. Levy, dem Direktor der Agence Nationale de Recherches sur le SIDA, Paris, und von Dr. W. Vet- termann aus dem AIDS-Zentrum des Bundesgesundheitsamtes in Berlin eröffnet.

Das intensive wissenschaftliche Programm beschäftigte sich vorwie- gend mit der Interaktion zwischen Monozyten/Makrophagen und HIV, wobei besonders auf den Nachweis von HIV in Makrophagen (M. Arm- strong, Belfast; J.-C. Chermann, Mar- seille; P. Innocenti, Grenoble; M.

Collin, Oxford; F. Lebargy, Cre- teil) mit Hilfe moderner Techniken wie der Polymerasekettenreaktion (PCR) u. a. eingegangen wurde. Da- bei zeigte sich, daß HIV-1-Provirus in über 60 Prozent der Fälle in peri- pheren Blutmonozyten HIV-seropo- sitiver Patienten nachgewiesen wer- den kann; die Nachweishäufigkeit steigt dabei mit dem Grad des Im- mundefektes an. Auch Alveolarma- krophagen enthalten in vielen Fällen Provirus. Experimente zur Infizier- barkeit und zum Retrovirusnachweis in anderen Zellentypen, die eben- falls dem mononukleären Phagozy- tensystem (MPS) zugehörig sind, et- wa den epidermalen Langerhanszel- len (Braathen, Bern; Schmitt, Lyon), den dendritischen (interdigitieren- den) Zellen (S. C. Knight, Harrow)

Symposium

„Macrophages As Target Cells For HIV", Le Bischenberg

(Straßburg)

sowie den follikulären dendritischen Zellen in Lymphknoten (J. Gerdes, Borstel) weisen nach, daß diese ebenfalls durch HIV befallen wer- den können. Ihre Infektion ist dabei zumindest teilweise nicht vom Vor- handensein des CD4-Moleküls (T.

Jouault, Paris) abhängig, vielmehr scheinen Komplementfaktoren mit- beteiligt zu sein (V. Broyer, Lyon).

Untersuchungen über die Folgen der HIV-Infektion dieser Zellen, etwa für die Pathogenese des Immun- defektes wie der Vermittlung des Retrovirus an noch nicht infizierte T-Lymphozyten und Makrophagen werden zur Zeit durchgeführt. Auch sind Analysen etwa zum Verhalten von MPS-Zellen bei der Übertra- gung des Retrovirus im Gange.

Ferner wurde über die Rolle vom MPS-Zellen als Zielzellen der HIV-Infektion des zentralen Ner- vensystems berichtet (V. Erfle, Neu- herberg; M. Tardieu, Le Kremlin-Bi- c&re), wobei sowohl Monozyten/

Makrophagen als auch Mikrogliazel- len als Virusträger infiziert werden konnten. Der Nachweis der Retrovi- rusinfektion von hämatopoietischen Vorläuferzellen, speziell der Granu- lozyten und Makrophagen (G. Ko- jouharoff, Frankfurt am Main) sowie

von eosinophilen Granulozyten (G.

E. Griffin, London) erweitert das Spektrum der bekannten Zielzellen von HIV.

HIV-Replikation .11111111111111ile

Darüber hinaus wurden die Me- chanismen der HIV-Replikation in Makrophagen (D. Dormont, Paris;

G. E. Griffin, London; J. Lazdins, Basel; J. Sire, Marseille; J. C.

zier, Paris; H. v. Briesen, Frankfurt) untersucht, wobei besonders das Kernprotein NF-KB sowie die Inter- aktion mit bestimmten Zytokinen, zum Beispiel mit transforming growth factor beta, Tumornekrose- faktor alpha oder Interleukin 1 im Vordergrund der Diskussion stehen.

Offenbar führt die Interaktion zwi- schen HIV und NF-KB zu einer Stei- gerung der Virusreplikation, so daß HIV seine Replikation durch die Zelle selbst aktiv stimuliert. Dies könnte auch für TGF-ß, Interleukin 1 sowie für bakterielle Endotoxine zutreffen, deren Einwirkung die Empfänglichkeit von Makrophagen gegenüber HIV im Sinne einer au- tokrinen Stimulation steigern. Da TGF-ß und andere Zytokine vor- nehmlich durch im Rahmen von Ent- zündungsvorgängen aktivierte Ma- krophagen gebildet werden, ergibt sich hier möglicherweise eine Ver- bindung zu den den Verlauf der HIV-Infektion mitbestimmenden Co-Faktoren wie chronischen Virus- infektionen (zum Beispiel Herpes- oder Hepatitisviren). Untersuchun- gen über die Abhängigkeit der HIV-Vermehrung von bestimmten Pharmaka ergaben überraschender- weise, daß die HIV-Replikation in Kupfferschen Sternzellen der Leber durch Morphin stimuliert wird (A.

M. Aubertin, Straßburg). Auch hier sind Bezüge zu den Vorgängen der HIV-Infektion bei i.v.-Drogenabusus vorhanden.

Mehrere Referate (M. A. Arm- strong, Belfast; H. Rübsamen-Waig- mann, Frankfurt; J. L'age-Stehr, Ber- lin) beschäftigten sich mit HIV- Stämmen, die ein unterschiedliches Wachstumsverhalten auf Lymphozy- ten und Makrophagen aufweisen, so- wie mit den dafür verantwortlichen Mechanismen. Dabei können sowohl A-2086 (70) Dt. Ärztebl. 88, Heft 23, 6. Juni 1991

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genetisch bedingte retrovirale Eigen- schaften als auch die Produktion bestimmter biologisch aktiver Sub- stanzen wie Interferone (L. Gazzolo, Lyon; K. Rokos, Berlin) als pathoge- netisch wirksame Faktoren identifi- ziert werden. Diese Faktoren sind von großer Bedeutung für den unter- schiedlichen Organotropismus (zum Beispiel bevorzugter Befall des Ner- vensystems), für die Mechanismen, die es etwa infizierten Alveolarma- krophagen erlaubt, eine gegen sie ge- richtete Immunreaktion zu unter- drücken (B. Autran, Paris) sowie für die unter Umständen jahrelange la- tente Infektion von MPS-Zellen und für jeden Therapieansatz, der die in MPS-Zellen „versteckten" Retrovi- ren miterfassen muß. Untersuchun- gen über die Lektinausstattung von Makrophagen (A. C. Roche, Or- leans) stellen hier neben Experimen- ten mit medikamentenbeladenen, von MPS-Zellen phagozytierten Na- nopartikeln, wie sie etwa im Rahmen des vom BMFT geförderten For- schungsschwerpunktes HIV und Ma- krophagen in Frankfurt am Main stattfinden, Grundlagen für ein mög- liches „drug-targeting" dar.

Die Tatsache, daß mit SIV (Si- mian Immundeficiency-Virus) infi- zierte Affen im Gegensatz zum Men- schen in einem hohen Prozentsatz histiozytäre Riesenzellen in verschie- denen Organen aufweisen (P. Biber- feld, Stockholm), weist darauf hin, daß Viruseigenschaften für die un- terschiedlichen zytopathischen Ef- fekte verantwortlich sein müssen.

Makrophagenfunktion und HIV

Ara

Daneben wurde das Sekretions- potential HIV-infizierter Makropha- gen im Hinblick auf weitere Zytokine untersucht und hier eine erniedrigte Sekretion eines hämatopoietischen Wachstumsfaktors (M-CSF) nachge- wiesen. Dieser Defekt besitzt mögli- cherweise Bedeutung bei der Patho- genese der HIV-assoziierten Blutbil- dungsstörungen, die ein erhebliches klinisches Problem darstellen kön- nen. Dies gilt auch für die opportuni- stischen Infektionen, die am Beispiel der Tuberkulose HIV-Infizierter er-

örtert wurden (H. Müller, Frankfurt am Main). Hier findet sich eine in- komplette Aktivierung und Trans- formation von Makrophagen mit ge- störter Expression des Interleukin-2- Rezeptors auf den Granulom-assozi- ierten T-Lymphozyten, so daß der Störung der Makrophagenfunktion sehr wahrscheinlich eine entschei- dende Bedeutung bei der Pathoge- nese der schwer verlaufenden und häufig tödlichen infektiösen Kom- plikationen der HIV-Infektion zu- kommt. HIV-infizierte Makropha- gen spielen über die Sekretion angio- troper Substanzen aber auch eine wichtige Rolle beim Wachstum des AIDS-assoziierten Kaposi-Sarkoms (W. K. Roth, Martinsried), dem nach neueren Erkenntnissen wahrschein- lich eine para- und autokrin stimu- lierte Proliferation endothelialer Zellen, wohl aber nicht eine veritab- le Neoplasie zugrundeliegt.

Dieser knappe Uberblick kann selbstverständlich nicht die ganze Bandbreite dieses vorzüglich orga- nisierten Treffens widergeben, das Wissenschaftler verschiedenster Dis- ziplinen (Immunologen, Virologen, Molekular- und Zellbiologen, Häma- tologen, Pathologen und andere) zu- sammenführte. In seinem Rahmen wurden nicht nur wichtige und re- zente Forschungsergebnisse der ver- schiedenen Arbeitsgruppen präsen- tiert, sondern es haben sich auch vielfältige Möglichkeiten zum per- sönlichen Austausch und Anstöße für die auf diesem komplexen Ar- beitsgebiet dringend notwendige, auch internationale Kooperation er- geben.

Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Falk Wiss. Sekretär des Frankfurter HIV-Forschungsschwerpunktes II Senckenbergisches Zentrum der Pathologie

Klinikum der Universität, Theodor-Stern-Kai 7

W-6000 Frankfurt am Main 70

Cisaprid und Cimetidin bei

Refluxösophagitis:

identisch

Die Refluxösophagitis wird in- zwischen zu den „klassischen" Wohl- standskrankheiten gerechnet; epi- gastrischer Schmerz und Sodbren- nen gelten als Kardinalsymptome. In einer randomisierten Doppelblind- studie erhielten 36 Patienten mit ei- ner endoskopisch gesicherten erosi- ven Refluxösophagitis vier mal 10 mg Cisaprid, 37 Patienten vier mal 400 mg Cimetidin. In zwei Dritteln der Fälle lag eine Refluxösophagitis Grad I nach Savary und Miller vor.

Die Behandlung wurde auf 12 Wo- chen ausgedehnt, wenn die Epithel- defekte nach sechs Wochen noch nicht abgeheilt waren. Am Ende der Behandlungsphase ergab eine Kon- trollendoskopie nach einer Behand- lung mit Cisaprid in 56 Prozent eine Abheilung der Läsionen, unter Ci- metidin in 57 Prozent. Nach einer 6wöchigen Behandlungsphase ließ sich eine signifikante Abnahme der klinischen Symptomatik unter bei- den Substanzen nachweisen. Über Nebenwirkungen klagten vier Pa- tienten unter Cisaprid und neun Pa- tienten unter Cimetidin. Die Auto- ren kommen zu dem Schluß, daß das Gastroprokinetikum Cisaprid genau- so effektiv bei der Behandlung der Refluxösophagitis wie der H 2-Blok- ker Cimetidin ist.

Galmiche, J. P., B. Fraitag, B. Filoche, M.

Evreux, J. Vitaux, P. Zeitoun, J. Fournet, J. C. Soule: Double-blind comparison of ci- sapride and cimetidine in treatment of re- flux esophagitis. Dig. Dis. Sci. 35: 649-652, 1990.

Laboratoire d'Explorations Functionelles Digestives, Höpital Guillaume et Reri La- ennec, CHU-Nord, F-44035 Nantes, Ce- dex, Frankreich.

Dt. Ärztebl. 88, Heft 23, 6. Juni 1991 (71) A-2087

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