A-1831
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 26, 30. Juni 2000 Eine Übersicht über die moleku-
largenetischen und klinischen Daten der Kanalkrankheiten der Skelett- und Herzmuskulatur und des Nerven- systems, also der Erregungsstörungen, gibt die Tabelle. In Teil 2 des Beitrags:
Ionenkanalerkrankungen – Krank- heitsbilder, der in Heft 27 erscheinen wird, werden die aufgeführten Krank- heitsbilder genauer dargestellt.
Ausblick
Die ständig wachsende Gruppe der Kanalkrankheiten verdient beson- dere Aufmerksamkeit, da – wie bei kei- ner anderen Gruppe von Erbkrankhei- ten – die Pathophysiologie durch eine Kombination aus Molekulargenetik und Elektrophysiologie detailliert auf- geklärt werden kann. Die Kenntnis des Pathomechanismus macht die meist seltenen Ionenkanalerkrankungen zu interessanten Modellen für häufigere Erkrankungen mit gleicher oder ähnli- cher Symptomatik, und für das Ver- ständnis der molekularen Physiologie.
Es bleibt zu hoffen, dass durch die Identifikation neuer Kanalerkrankun- gen, beziehungsweise der krankheits- verursachenden Gene und deren Funk- tion, neue pathophysiologische und therapeutische Konzepte entstehen werden, wie dies zum Beispiel für die Epilepsien und die Migräne nun mög- lich ist. Grundlage solcher Studien ist eine genaue klinische Charakterisie- rung solcher Erkrankungen und die ge- zielte Suche nach Familien, in denen episodische Erregungsstörungen ge- häuft vorkommen.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A-1826–1831 [Heft 26]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Sonder- druck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Frank Lehmann-Horn Abteilung für Angewandte Physiologie Universität Ulm
Albert-Einstein-Allee 11 89081 Ulm
E-Mail: frank.lehmann-horn@medizin.
uni-ulm.de
DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
Dynamisches Wundheilungsprofil der Patientin von Abbildung 1. Nach Ab- tragen der Unterminierungen kam es
unter sachgemäßer lokaler Therapie sowie konsequenter Druckentlastung (zeitweilig Lagerung im Air-Flui- dized-Bett [Hill Rom]) zu einer täglichen, linearen Abnahme des imaginären Wundradius um 0,235 mm.
Die Zeit bis zur völligen Abheilung betrug 213 Tage (circa 7 Monate). r, Regressionskoeffizient; b, Neigung der Regressionsgerade entsprechend der täglichen Abnahme des imaginären Radius pro Tag.
Imaginärer Wundradius (mm)
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 Behandlungstage
50 40 30 20 10 0
r = – 0,974 b = – 0,235 Grafik 1
Ursache der gastroösophagealen Refluxkrankheit ist eine Schwäche des unteren Ösophagussphinkters. Proki- netika sind in der Lage, die Tonisie- rung des Schließmuskels im Magenein- gangsbereich zu verbessern. Die Auto- ren führten eine vergleichende Thera- piestudie mit 20 mg Omeprazol und zweimal 20 mg Cisaprid in 65 Praxen in Norwegen durch. Insgesamt wurden 483 Patienten acht Wochen lang be- handelt, die häufiger als drei Tage pro Woche über Sodbrennen klagten und mindestens eine Refluxösophagitis Grad I aufwiesen. Therapieziel war ei- ne Reduktion des Sodbrennens auf weniger als einen Tag pro Woche nach vierwöchiger Behandlung. Eine aus-
reichende Kontrolle des Sodbrennens war mit Omeprazol bei 71 Prozent, mit Cisaprid bei 22 Prozent und unter Pla- cebo in 18 Prozent zu erreichen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Cisaprid nicht besser wirkt als ein Pla- cebo und dass nur durch eine Proto- nenpumpenblockergabe eine ausrei- chende Kontrolle des Refluxes zu er-
zielen ist. w
Hatlebakk JG, Hyggen A, Madsen PH et al. on behalf of the Norwegian Heartburn Study Group: Heartburn treatment in primary care: randomised, double blind study for 8 weeks. Brit Med J 1999; 519:
550–555.
Jan G. Hatlebakk, Department of Medi cine, Haukeland Sykehus, University of Bergen, N 5021 Bergen, Norwegen.
Rund 50 Prozent der erwachsenen Bevölkerung der Vereinigten Staaten sind übergewichtig, die Zahl der Per- sonen mit einem Body-Maß-Index (BMI) von 30 und mehr hat in den letz- ten zehn Jahren um 50 Prozent zuge- nommen.
Die Autoren untersuchten, ob die Meinung zutrifft, dass der Durch- schnittsamerikaner 2,3 kg oder mehr in der Ferienperiode zwischen Thanksgi- ving und Neujahr zunimmt. In der pro- spektiven Studie konnte festgestellt
werden, dass der durchschnittliche Ge- wichtsanstieg nur 0,48 kg betrug. Da diese Gewichtszunahme jedoch nicht in den Frühjahr- und Sommermonaten reversibel ist, gehen die Autoren davon aus, dass die Gewichtszunahme im Ur- laub sukzessive zu dem Übergewicht im Erwachsenenalter beiträgt. w
Yanovski JA, Yanovski SZ, Sovik KN: A prospective study of holiday weight gain.
N Engl J Med 2000; 342: 861–867.
Dr. J. A. Yanovski, National Institute of Health, Bldg. 10, Rm. 10 N 262, 10 Center Dr., MSC 1862, Bethesda, MD 20992-1862, USA.
Ferienspeck wächst
PPI oder Cisaprid bei Sodbrennen?
Berichtigung
Aufgrund eines technischen Fehlers wurde die Grafik 1 in dem Beitrag „Entste- hung, Prophylaxe und The- rapie von Durchliegege- schwüren“ von Martin et al.
in Heft 23 mit falschen Zah- lenwerten auf der Y-Achse dargestellt. Nebenstehend ist die korrigierte Grafik ab-
gebildet. MWR