Von A wie Akupunktur bis Z wie Zytokeratine
Fast 600 Ärztinnen und Ärzte kamen zum 2. Fortbildungskongreß der Akademie für ärztliche Fortbildung der Landesärztekammer Brandenburg. Er fand vom 6. bis 10. September 1995 in Cottbus statt.
Sie nutztendie Gelegenheit, in den
Symposiendie Vermittlung moderner me- dizinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse mit einem regen Erfahrungsaustausch zu verbinden.
Nahezu 270 Ärztinnen und Ärzte erwarben in den 14 angebotenen Kursen ein Zertifikat.
POLITIK
• Vergütungsvereinbarungen beziehungsweise Vergütungsregelun- gen, die aufsichtsrechtlich beanstan- det werden, dürfen analog der Budge- tierung in 1993 bis 1995 im Jahr 1996 nicht wirksam werden.
• Der Ausgabenanstieg für die Gesamtvergütung für Ärzte und Zahnärzte wird auch im Jahr 1996 auf den Anstieg der Grundlohnsumme der Mitglieder der Krankenkassen li- mitiert. Diese Begrenzung gilt auch für die Vergütungsanpassung zahn- ärztlicher Leistungen bei Zahnersatz (einschließlich Zahnkronen und bei kieferorthopädischer Behandlung).
Die im GSG vorgesehene gesonderte Förderung einzelner Leistungsberei- che (ambulante Operationen, Vorsor- ge- und Früherkennung) wird unver- ändert fortgesetzt.
• Auch für die Ausgabenent- wicklung in den Bereichen Heil- und Hilfsmittel, für die Festbeträge nicht festgelegt sind, sowie für Kranken- transporte gilt weiterhin die Auflage, den Ausgabenanstieg im Limit der Grundlohnentwicklung zu halten.
• Die Pflegesätze müssen sich ebenfalls im Limit des Grundlohnzu- wachses halten. Sämtliche Ausnah- meregelungen werden für 1996 besei- tigt (analog zur beabsichtigten Rege- lung durch die Koalition).
• Auf Grund des Urteils des Bundesverwaltungsgerichtes (vom 21. Januar 1993) sind sämtliche Erhal- tungsinvestitionen vorerst den pflege- satzfähigen Instandhaltungskosten zuzuordnen. Das finanzielle Engage- ment der Krankenkassen darf aber in diesem Punkt nicht die Beitragssatz- stabilität gefährden, postuliert die SPD. Die für das Jahr 1996 zur Verfü- gung stehenden Mittel sollen auf die Höhe der Förderung der Länder im Jahr 1992 begrenzt werden.
• Die SPD plädiert im Bereich der Berechnung von Fallpauschalen und Sonderentgelten im Jahr 1996 für einen vollen Erlösabzug; diese Rege- lung sieht auch die Koalition vor.
• Die nächste Stufe der Pflege- Personalregelung wird in 1996 ausge- setzt (analog zur Koalitionsregelung).
Werden Budgetanteile für zusätzliche Pflegestellen kalkuliert, diese aber nicht besetzt, so ist dieser Anteil im folgenden Pflegezeitraum zu erstat- ten. Dr. Harald Clade
AKTUELL
Fortoilcung
T
hema des Symposiums „Arzt und Recht" beim Fortbildungskon- greß in Cottbus waren die Aufga- ben der Hausärzte bei Anträgen von Patienten, die Pflegebedürftigkeit zu bescheinigen. Zur ärztlichen Begut- achtungspraxis wurden Erfahrungen mit Richtern des Sozialgerichts Neu- ruppin ausgetauscht. Zwei Vorschläge waren das Ergebnis: Die Aufnahme einer Gutachterschulung zu sozial- rechtlichen Fragen in das Programm der Akademie für ärztliche Fortbil- dung und die Gründung einer Arbeits- gruppe von Juristen und Ärzten.Thema:
Mammakarzinom
Bei den Gynäkologen stand das Mammakarzinom auf der Tagesord- nung. Immerhin erkrankt in Deutsch- land jede elfte, in den USA jede neun- te Frau daran. Im Mittelpunkt des In- teresses stand die Position zu Diagno- stik und Behandlung des frühen Mammakarzinoms: Wann konserva- tiv, brusterhaltend, was geht, was nicht? Man war sich einig, daß bei subtotalen Eingriffen die Entschei- dung gut abgewogen werden sollte und die Histologie nicht den gering- sten Hinweis auf Metastasenneigung geben dürfe. Zu der durch die Medien in die Diskussion gekommene Frage der endokrinologischen Behandlung klimakterischer Beschwerden wurde den niedergelassenen Gynäkologen geraten, ohne Panik unter Beachtung der Indikation zu behandeln.
Möglichkeiten und Grenzen der Diagnostik und Therapie bei älteren Menschen waren unter anderem Ge-
genstand des Symposiums „Aktuelles aus der Geriatrie". Die mehr als 60 Teilnehmer waren sich einig, daß bei älteren Menschen medizinische Dia- gnostik und Behandlung nicht genü- gen. Erst mit Hilfe eines Therapie- schemas, das durch ein interdiszi- plinär zusammengesetztes Team ent- wickelt und durchgeführt wird, finden psychische und soziale Komponenten entsprechende Berücksichtigung.
Ärzte, Psychologen und So- zialtherapeuten tauschten an anderer Stelle Erfahrungen in der Betreuung Suchtkranker aus und gaben Hinweise für die integrierte Behandlung des be- troffenen Patientenkreises. Auf Dro- gen wie Speed und Ecstasy wurde ebenso eingegangen wie auf die Droge Nummer 1 in den neuen Bundeslän- dern: den Alkohol. Interessant, daß sich der Spirituosenkonsum zwischen alten und neuen Bundesländern durch die Qualität unterscheidet. In den neuen Bundesländern werden mehr
„harte" Alkoholika getrunken.
Das 5. Lausitzer Gespräch, Satel- litensymposium zum Kongreß, ver- einte erneut einen großen Kreis von Interessenten. Eine ausreichende psy- chosoziale Versorgung in der Medizin erfordere entsprechende materielle und personelle Voraussetzungen, be- tonten die Teilnehmer. Das schließt das Vorhandensein ausreichender ambulanter und stationärer Behand- lungsplätze ebenso ein wie die ärztli- che Qualifikation. Seit 1992, wurde erinnert, besteht in Deutschland die Möglichkeit, sich zum Facharzt für Psychotherapeutische Medizin wei- terzubilden. Diese Bezeichnung wur- de in der ehemaligen DDR bereits 1978 eingeführt. Erika Kehl A-3292 (20) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 47, 24. November 1995