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ie Bilanz einer Studie der Stiftung Warentest über die Wirkung alternativer Heilmethoden fällt negativ aus: „Nur für ein Drittel der 58 von uns untersuchten al- ternativen Diagnose- und Heilverfahren lässt sich ein si- cherer und messbarer Effekt für die Gesundheit belegen“, sagte Vera Herbst, Autorin der am 28. September in Ber- lin vorgestellten Studie „Die Andere Medizin“. Dagegen konnten zwei Drittel bisher keine Wirkung nachweisen, hatten Risiken oder warenuntauglich, um Krankheiten und gesundheitliche Störun- gen zu beheben. Warentest zufolge sind auch die Hinwei- se zur Wirksamkeit der Ho- möopathie – einem der am meisten genutzten Verfahren – so schwach, dass sie sich von Placeboeffekten nicht ab- grenzen lassen.
Der Deutsche Zentralver- ein homöopathischer Ärzte hat die Kritik scharf zurück- gewiesen: „Mit diesem Urteil verunsichert Stiftung Waren- test Millionen von Patienten, die sich jährlich erfolgreich homöopathisch behandeln las- sen, und stellt die homöopa- thische Ärzteschaft als Schar- latane dar“, sagte Sprecher Christoph Trapp. So seien die Studien zur Homöopathie
„einseitig ausgewählt und in- terpretiert“ worden.
Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Indu- strie kritisierte die Untersu- chung. Studien der Berliner Charité zeigten, dass die Homöopathie in der Praxis einer konventionellen Be- handlung oft mindestens eben- bürtig sei. Hubert Primus von Warentest verteidigte die Er- gebnisse. Die Kassen erstatte- ten jährlich 600 Millionen Euro für alternative Medi- kamente und 1,4 Milliarden für alternative Heilverfahren.
Primus forderte den Gemein- samen Bundesausschuss auf,
„den Leistungskatalog für al- ternative Heilverfahren zu überprüfen“. ddp/HK
A K T U E L L
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A2666 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005
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ie Ausgaben der Gmünder Ersatzkasse (GEK) für Heilmittel sind 2004 im Ver- gleich zum Vorjahr um 8,9 Pro- zent auf 68,6 Millionen Euro gestiegen. Die Ausgaben für Hilfsmittel waren im selben Zeitraum – bedingt durch die Einschränkung des Leistungs- anspruches bei Sehhilfen – mit 67,8 Millionen Euro leicht rückläufig. Insgesamt entspra- chen die Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel 2004 mit 136 Millionen Euro 6,6 Prozent der GEK-Gesamtausgaben.Das geht aus dem „GEK-Heil- und Hilfsmittel-Report 2005“
hervor, den die Kasse Ende September in Berlin vorstellte.
Prof. Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen und Pro- jektleiter des Reports bezeich-
nete Heil- und Hilfsmittel als die „größten Kostentreiber der letzten Jahre“. Um unnöti- ge Ausgaben zu vermeiden, müssten Qualität und Effizi- enz ebenso verbessert werden wie die Qualifikation der Ver- ordner, betonte Glaeske. Zu- dem müsse transparenter wer- den, in welchen Gruppen der Heil- und Hilfsmittel welche Kosten entstehen, ergänzte GEK-Vorstand Dieter Hebel.
Dem Report zufolge verur- sachten 4,8 Prozent der Versi- cherten 80 Prozent der Aus- gaben für Hilfsmittel. „Auf- grund des demographischen Wandels werden die Ausga- ben in diesem Bereich weiter steigen“, erklärte Glaeske.
Der Kostenanstieg im Heil- mittelbereich resultiert dem Report nach vor allem aus den Verordnungen für logo- pädische und ergotherapeuti- sche Leistungen. Dabei stell- ten die fünf- bis zehnjährigen Kinder bei den Jungen 60 Prozent aller ergotherapeu- tisch Behandelten, bei den Mädchen waren es knapp 50 Prozent. Auch bei den logo- pädischen Leistungen ist der Anteil der Fünf- bis Zehn- jährigen am größten. Glaeske und Koautorin Dr. med. Elke Scharnetzky regten an, die In- dikationen zu Ergotherapie und Logopädie enger zu fas- sen.Auch müsse überlegt wer- den, ob nicht andere Maßnah- men in Kindergarten oder Schule medizinische Leistun- gen ersetzen könnten. MM
Pharmaverband
Sorge vor Einschnitten
Forderungen des BAH nach der Bundestagswahl
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er Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) erwartet von der künf- tigen Bundesregierung die Schaffung sicherer Rahmen- bedingungen für die mittel-ständische Pharmabranche.
Der BAH befürchtet jedoch, die neue Regierung könne mit aus Verbandssicht vor- schnellen Kostendämpfungs- maßnahmen auf die gestie- genen Arzneimittelausgaben reagieren.
Der Verband fordert un- terdessen, rezeptfreie Medi- kamente müssten auch für Jugendliche von den gesetzli- chen Krankenkassen erstat- tet werden. Die Altersgren- ze sei von zwölf auf 18 Jah- re anzuheben.Außerdem plä- diert der BAH für eine Ab-
senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel auf sieben Prozent. „Dies würde eine Entlastung der Krankenkas- sen von 1,7 Milliarden Euro bedeuten“, betonte der neu gewählte Vorsitzende Hans- Georg Hoffmann bei der Jahreshauptversammlung am 28. September in Berlin. Der Verband fordert ferner eine einheitliche Zuzahlung von zehn Prozent für alle erstat- tungsfähigen Medikamente.
So würden günstige Präpara- te für die Patientinnen und Patienten attraktiver. BH
Bedingt durch Einschränkun- gen des Lei- stungsan- spruchs bei Brillen, sanken die Ausgaben für Hilfsmittel leicht.
Heil- und Hilfsmittel
Steigende Ausgaben
Gmünder Ersatzkasse fordert mehr Transparenz.
Stiftung Warentest
Alternative Medizin meist wirkungslos
Nur ein Drittel der unter- suchten Verfahren nachweislich wirksam
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