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Uni-Klinik aktuell : Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Nr. 2006,1

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a k t u e l l

Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main

UNI-KLINIK www .kgu.de

WM-NOTFALLPLAN

Uni-Klinik bekommt die Schwerverletzten

3

SPORTLICHE STUDIERENDE

Ein Leben zwischen Hörsaal und Sportplatz

5

GRADUIERTENKOLLEG

Die Suche nach

Gen-Arzneien

6

PRÄVENTION

"Wer an Darmkrebs stirbt, ist selbst schuld"

7

DERMATOLOGIE

"Bei uns gibts die

Therapie der Zukunft"

9

INTERVIEW

"Vogelgrippe ist reine Tierseuche"

10

VERTRAGSUNTERZEICHNUNG

Uni-Klinik kooperiert

mit Fresenius

13

HOBBY

Sorgenfrei beim

Segelfliegen

14

1/06

I N H A L T

25 Prozent der Männer und sechs Prozent der Frauen mit Bronchialkarzinom sterben hierzulande an ihrer Krank- heit. Eine Möglichkeit der nicht invasiven Diagnostik stel len die so genannten Tu- mormarker dar. Wenn sie ausreichende Sensivität und Spezifität besitzen, können sie zur Planung der invasiven Diagnostik genutzt werden.

Kleinzellige Bronchialkarzi- nome sind in der Lage, neben der bereits als Tumormarker etablierten neuronenspezi- fischen Enolase auch das Gas- trin Releasing Peptide (GRP) auszusondern.

Dennoch kann GRP klinisch nicht angewendet werden, da es zu instabil ist. Wie die For- schungsgruppe von Professor Dr. Gerhard Omerek vom Zentrallabor im Zentrum der Inneren Medizin am Univer- sitätsklinikum Frankfurt her- ausgefunden hat, stellt das Pro-Gastrin Releasing Pep- tide (ProGRP) einen Precu- sor des GRP dar, der einen höhere Stabilität aufweist. In einer Studie an 80 gesunden Probanden, 70 Patienten mit nicht-malignen pulmonalen Erkrankungen und 140 Pati- enten mit einem Bronchial- karzinom konnten die For- schungsgruppe die Bedeu- tung von ProGRP als Tumor- marker nachweisen.

D E U T S C H L A N D I M F U S S B A L L F I E B E R

Sportjahr 2006:

Die Uni-Klinik ist gerüstet

die Risiken des Nationalsports soll die Lust auf Fußball keinesfalls trü- ben – eher die Sinne für Gefahren schärfen (siehe Artikel Seite 4).

Sinnvolles haben die Profis vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt getan: Sie haben im Dezember die Kinderkrebsstation besucht und den kleinen Patienten ein unver- gessliches Weihnachtsgeschenk be- schert (siehe Artikel Seite 2).

Trotz des Fußballfiebers sollten

die anderen Sportarten nicht un- ter den Tisch fallen. So studieren an der Universität Frankfurt über- durchschnittlich viele Leistungs- sportler und -sportlerinnen Me- dizin. Der Grund: Sie können gleich zeitig am Olympia stütz punkt Frankfurt trainieren. So lassen sich Studium und Leistungssport besser vereinbaren. Eine von ihnen ist die Hürdenläuferin Katja Hödl (siehe Artikel Seite 5).

Das Jahr 2006 steht im Zeichen des Sports. Auch das Univer- sitätsklinikum Frankfurt bleibt davon nicht unberührt. Ganz im Gegenteil: Bei der Vorberei- tung für die Fußball-WM ist die Uni-Klinik voll integriert. Anlass genug, um in dieser Ausgabe die sportlichen Aktivitäten am Klini- kum genauer zu beleuchten.

V

on wegen Unterhaltung: Der Sport ist eine ernste Angele- genheit. König Fußball hat die Nation fest im Griff. Seit Anfang Februar laufen die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft an der Uni-Klinik Frankfurt auf Hochtou- ren. Bei möglichen Notfällen gehört das Klinikum zu den wichtigsten Frankfurter Krankenhäusern, die in erster Linie für die Schwerstverletz- ten zuständig sein werden (siehe Artikel Seite 3).

Verletzen können sich aller- dings auch die Spieler auf dem Platz. Ein kurzer Einblick in

Eintracht besucht die Kinderklinik:

Friedhelm Fun- kel, Professor Dr.

Thomas Klingebiel, Jermaine Jones, Oka Nikolov (von links)

Tumormarker

entdeckt

(2)

Die Fußballweltmeisterschaft schlägt hohe Wellen – auch im Hinblick auf die Planungen von Notfallbereitschaften in der Frankfurter Krankenhauslandschaft. Unser Haus ist nicht nur durch die unmittelbare Nachbarschaft zur Commerzbankarena, sondern auch aufgrund des Leistungsangebotes in allen Not- fall- und Katastrophenszenarien besonders exponiert – eine Expertise, auf die wir hoffentlich verzichten können, denn wir alle wünschen uns natürlich friedliche und faire Spielverläufe frei von schlimmeren Zwischenfällen. Dennoch bedeutet die gesam- te organisatorische Begleitmusik und die zeitliche Verfügbarkeit für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einiges an Zusatzar- beit oder an Freizeitverzicht bis hin zur Beeinträchtigung der Urlaubsplanungen gerade in den schönsten Wochen des Jahres.

Für diese selbstlose Einsatz- und Verzichtbereitschaft, die man vielleicht auch irgendwie sportlich gesehen ertragen mag, sei den vielen Betroffenen schon jetzt herzlich gedankt.

Unter dem Motto „Immer am Ball“ war Sport und Medizin The- ma unserer vergangenen Fortbildungsreihe der Frankfurter Kli- nikallianz. Auch der thematische Schwerpunkt dieser „Uni-Klinik aktuell“-Ausgabe dreht sich um Aspekte des Sports. Zum Bei- spiel wenn es darum geht, Medizinstudium und Leistungssport zu kombinieren, was nicht nur ein hohes Maß an Ehrgeiz und Disziplin in beiden Bereichen, sondern auch Rücksichtnahme im Studienplan erfordert. Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter der Uni-Klinik sehen´s oft sportlich und sind in den ver- schiedensten Disziplinen selber aktiv. Mit Beginn der Frühlings- zeit werden sich viele wieder auf ein besonderes Großereignis vorbereiten, nämlich den in diesem Jahr am 1. Juni stattfindenden JP Morgan Chase Corporate Challenge Lauf, um hoffentlich ge- nauso fit und mit gleicher Begeisterung wie im vergangenen Jahr antreten zu können.

Manchmal erhalten unsere Patienten dann auch etwas zurück durch den Sport. Der Besuch der Mannschaft von Eintracht Frankfurt auf der Kinderkrebsstation war solch ein Ereignis, mit dem die Fußballidole den kleinen Patienten eine ganz besondere Freude gemacht haben.

Auch die medizinische Leistungsfähigkeit der Uni-Klinik kommt selbstverständlich nicht von allein. Sie ist vielmehr – wie im Spit- zensport auch – das Ergebnis von permanentem Training und einer kontinuierlichen selbstkritischen Qualitätsüberprüfung.

Die Hürden, freilich, sind in der aktuellen gesundheitspolitischen Laufstrecke viel zu kurz getaktet und die Oberkanten in der Höhe ausgeufert. Niemand will aber auf der Strecke bleiben, die Unikliniken als Zukunftsgaranten schon gar nicht. Bleibt zu hoffen, dass die vorgezogenen politischen Bemühungen um eine Reform der Reform Voraussetzungen schaffen, die zumindest mal rein sportlich betrachtet für unsere Arbeitsbedingungen vor allem eines berücksichtigen: Fairness.

Mit freundlichen Grüßen Ihr

Professor Dr. Roland Kaufmann Ärztlicher Direktor

E D I TO R I A L

Sportlich betrachtet

E

rste Vorboten des Fußballjahres 2006 hielten bereits kurz vor Weihnachten Einzug in der Uni- Klinik. Die Profis des Fußball-Bun- desligisten Eintracht Frankfurt be- suchten die Kinderkrebsklinik – und machten den kleinen Patienten da- mit ein ganz unvergessliches Weih- nachtsgeschenk. Die komplette Mannschaft samt Trainer Friedhelm Funkel kam vollbepackt mit Ge- schenken, darunter Eintrachtschals, Weihnachtsrentieren, Postern und Autogrammkarten, in den Hörsaal der Klinik, wo sie von 20 aufgeregten Patienten empfangen wurde.

Allen Kindern, die nicht mobil ge- nug waren, in den Hörsaal zu kom- men, statteten Trainer Friedhelm Funkel und die Spieler Arie van Lent, Oka Nikolov und Jermaine Jones einen Besuch direkt im Patien- tenzimmer ab – auch wenn dabei das Zimmer der kleinen Anne, die all ih- re Wände mit Fahnen und Wimpel des Bundesliga-Konkurrenten 1. FC Köln tapeziert hat, sicherlich einen bleibenden Eindruck bei den Ein- tracht-Spielern hinterließ. Das je- doch konnte die fröhliche Stimmung nicht trüben – im Gegenteil, Annes Zim merdekoration hatte die Lacher

auf ihrer Seite und lockerte die At- mosphäre erst recht auf.

Dass sie es mit dem Fuß können, wissen wir. Aber können sie es auch mit der Hand? Die Fußballer von Eintracht Frankfurt wurden von den Kindern auf eine besondere Pro- be gestellt: Die Profis mussten beim Tischfußball beweisen, dass sie ihren Sport beherrschen. Und siehe da – die Stürmer Du-Ri Cha und Ioannis Amanatidis mussten den einen oder anderen Ball in ihr Tor lassen.

Über den ZDF-Sportjournalisten René Hiepen, der auch die Bene- fiz-Marathonläufe „Run for kids“

zugunsten von krebskranken Kin- dern organisiert, war der Kontakt zu Friedhelm Funkel entstanden. Der Trainer hatte sich sofort bereit er- klärt, die Kinderkrebsstation der Uni-Klinik zu besuchen. „Die Kin- der und Jugendlichen verbrachten eine sehr intensive und schöne Zeit mit ihren Idolen und der Besuch wird für alle Beteiligten unvergessen bleiben“, sagt Sabine Schmid, As- sistentin von Professor Dr. Thomas Klingebiel, Direktor der Kinderheil- kunde III. „Wir hoffen, dass wir die Mannschaft dieses Jahr wieder be- grüßen dürfen.“

Eintracht-Fußballer besuchen Kinderkrebsklinik

Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel verteilt Geschenke an die kleinen Krebspatienten

(3)

R U B R I KT I T E L

E

s steht schon längst fest: Vier Vorrundenspiele und ein Vier- telfinale der Fußball-WM wer- den in Frankfurt ausgetragen. Die Fans von England, den Niederlanden und Portugal, aber auch Iran werden im Juni die Mainmetropole überflu- ten, von denen vor allem die ersten beiden nicht gerade zu den fried- lichsten in der Fußball-Szene zählen.

Sportliche und politische Brisanz ist also bereits zu Beginn der WM ga- rantiert.

Grund genug, alle möglichen Szena- rien durchzuplanen. Dass während dieser Tage im Falle eines Notfalls al- les nach Plan läuft, dafür ist im Uni- versitätsklinikum Frankfurt Privat- dozent Dr. Roland Inglis verantwort- lich. Seit Anfang Februar befasst sich der Oberarzt der Klinik für Unfall- chirurgie mit der Weltmeisterschaft.

Allerdings ist die bevorstehende Fußball-WM auch ein Anlass, längst Überfälliges zu organisieren: „Im Prinzip sind wir gerade dabei, den Krankenhausalarmplan, der grund- sätzlich für alle Gefahrensituationen gilt, zu aktualisieren“, erklärt Dr. In- glis. Jedes Krankenhaus in Deutsch- land ist verpflichtet, einen solchen Alarmplan zu besitzen, um auf inter- ne und externe Gefahrenlagen ent- sprechend reagieren zu können.

Im Hinblick auf externe Gefahren- situationen wird der neue Alarm- plan während der vier Wochen der Weltmeisterschaft erstmalig auf den Prüfstand gestellt. Über den gesam- ten Zeitraum der WM erwartet die Stadt mehrere 100.000 Menschen in Frankfurt. „Das Universitätsklini- kum liegt am dichtesten zum Stadi- on sowie zur Innenstadt“, sagt Dr.

Inglis, „und wir sind das leistungsfä- higste Krankenhaus in Frankfurt. Im Falle eines Notfalls würden alle zu uns kommen.“

U N I - K L I N I K K A N N D I E L A S T N I C H T A L L E I N T R AG E N Diese Last könnte die Uni-Klinik nicht alleine tragen. Aus diesem Grund wurde ein ausgeklügelter Notfallplan ausgearbeitet, wie Ver- letzte im Stadtgebiet versorgt wer-

N OT FA L L P L A N S I E H T D I E AU F T E I L U N G D E R V E R L E T Z T E N AU F S G A N Z E S TA D T G E B I E T VO R

Bei der Fußball-WM bekommt die Uni-Klinik die schwersten Fälle

den sollen: Frankfurt wird unterteilt in sechs Behandlungszentren. Ins- gesamt sechs Großkliniken – neben dem Universitätsklinikum gehören dazu das Krankenhaus Nordwest, das St. Markus-Krankenhaus, das Marienkrankenhaus, das Stadtkran- kenhaus Höchst sowie das Stadt- krankenhaus Offenbach – sind aus- schließlich für die Versorgung der Schwerverletzten zuständig. Dafür wird an den fünf Spieltagen (10., 13., 17. und 21. Juni sowie 1. Juli) an der Uni-Klinik eigens das Haus 22 zu ei- ner zentralen Logistik- und Aufnah- mestation umfunktioniert.

„Bisher war es so, dass der Katastro- phenschutz am Ort des Geschehens innerhalb kurzer Zeit eine Zeltstadt aufbauen konnte, in der erste Maß- nahmen sowie die Koordination der Verletzten-Versorgung erfolgten“, erklärt Dr. Inglis. Solch eine Zelt- stadt wird es nicht mehr geben. Bei einem Notfall mit vielen Verletzten würde vor Ort lediglich gesichtet.

„Dabei würde sich einzig die Fra- ge stellen: schwerverletzt oder nicht schwerverletzt?“, sagt der Oberarzt.

Dann würden die Schwerverletz- ten immer in Fünfergruppen auf die sechs genannten Krankenhäuser ver- teilt, alle anderen kämen in die an- deren Kliniken der Stadt. Die ers- ten fünf Schwerverletzten kämen in die Uni-Klinik. Dort würden sie im Haus 22 rund 120 Mitarbeiter erwar- ten, die sich aus Uni-Klinik-Ange- stellten und Externen zusammen- setzen. „Hier wird im Ernstfall die Erst- und Notfallversorgung statt- finden“, erklärt Dr. Inglis. Sofortige Notfall-Operationen wären möglich.

Anschließend würden die Patienten auf die Normal- oder Intensivstatio- nen verlegt. Wären diese bereits aus- gelastet, würden die Patienten per Hubschrauber oder bodengebunden auf andere Krankenhäuser verteilt.

„Erfahrungsgemäß treffen eine hal- be Stunde nach dem Ereignis jedoch auch Verletzte, Erkrankte oder Be- troffene ein, die noch selbst laufen können“, sagt Dr. Inglis, „von denen wird natürlich niemand weggeschickt – außer das Krankenhaus ist wirklich komplett überlastet.“

Das größte Sportereignis des Jahres 2006 steht vor der Tür: Die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland (9. Juni bis 9. Juli) stellt höchste Ansprü- che an alle Beteiligten. Fünf Mal wird dabei auch in der Frankfurter Commerzbankarena angepfiffen, wobei nicht nur die Sportler ihr Bestes geben wollen. Im Falle eines Notfalls ist das Universitätsklinikum Frankfurt für die bestmögliche Versorgung der Schwerstverletzten zuständig.

Natürlich ist auch ein Szenario denk- bar, bei dem die Zahl der Schwer- verletzten die Zahl der freien Betten weit übersteigt. „In solch einer Situ- ation würde der Ärztliche Direktor die Entlassung aller entlassbarer sta- tionären Patienten anordnen“, er- klärt Dr. Inglis. Auch wer eigentlich noch stationär weiterbehandelt wer- den müsste, sich aber nicht in einem lebensbedrohlichen Gesundheitszu- stand befindet, müsste in diesem Fall sein Bett räumen. „Auf diese Weise könnte die Uni-Klinik zusätzlich et- wa 200 Patienten aufnehmen.“

I M S C H L I M M S T E N FA L L W E R - D E N S TAT I O N Ä R E PAT I E N - T E N E N T L A S S E N

Fünf Stunden vor und fünf Stunden nach dem Spiel wird das Haus 22 an den fünf Spieltagen in voller Aus- stattung bereitstehen. In dieser Zeit ist der Krankenhausalarmplan ak- tiv. Das Stadtgesundheitsamt und die Feuerwehr sind in höchster Alarm- bereitschaft. Darüber hinaus gibt es Absprachen mit allen Nachbar- kreisen der Stadt Frankfurt und mit Hubschrauberstaffeln des Bundes.

PD Dr. Roland Inglis ist im Universitätsklinikum dafür verantwortlich, dass im Notfall alles nach Plan läuft

Anschließend wird die Station im Haus 22 wieder abgebaut. Doch auch an allen anderen Tagen ist für den Notfall gesorgt. Zum einen er- höht sich die Zahl der Regel- und Rufbereitschaftsdienste, zum ande- ren wird eine automatische Nachfor- derungsanlage eingerichtet, in der die Telefon- und Handynummern al- ler Universitätsklinikumsmitarbei- ter erfasst werden. „Diese Anlage kann innerhalb von 30 Minuten 1800 Anrufe tätigen“, erklärt Inglis – da- mit bekämen annähernd alle Ange- stellten einen automatischen Anruf.

Auch Haus 22 kann innerhalb einer halben Stunde wieder in eine Not- fallstation umgebaut werden.

Um den Ernstfall möglichst gut meis- tern zu können, wird es Ende April eine Großübung geben, an der alle Beteiligten teilnehmen. Dazu wer- den 150 Verletzten-Darsteller – jeder mit einem eigenen Verletzungsprofil – zur Verfügung stehen. „Natürlich hoffen wir alle, dass es letztlich nur bei dieser Übung bleibt, wir hier ein- fach nur die WM genießen können, die Spiele friedlich und ohne Zwi- schenfälle ablaufen und am Ende Deutschland Weltmeister wird.“

3

(4)

E D I TO R I A L 1 T I T E L

4

VO N KO P F V E R L E T Z U N G B I S K R E U Z B A N D R I S S : B E I M F U S S B A L L DA R F M A N N I C H T Z I M P E R L I C H S E I N

Sport ist Mord oder Was beim Fußball alles kaputtgehen kann

D E R KO P F

Platzwunden

• Sofortmaßnahme: Desinfektion der Wunde

• Sofort zum Arzt: wenn genäht werden muss; Komplikationen sind sehr selten, Tetanusschutz wird dennoch empfohlen

Nasenbruch, Jochbeinbruch

• Sofortmaßnahme: Kühlen (auch den Nacken zur Blutstillung)

• Sofort zum Arzt: bei groben Ver- schiebung sollte operiert werden;

wer nicht mehr riechen kann, soll- te unverzüglich zum HNO-Arzt gehen

Gehirnerschütterung beim Kopf- ball: Verlust von Gehirnzellen; Scho- nung zur Regeneration

D I E S C H U LT E R

Schultereckgelenksprengung

• Sofortmaßnahme: Ruhigstellung des betroffenen Armes und die Kühlung des Schultereckgelenkes

• Sofort zum Unfallarzt Schlüsselbeinbruch

• Sofortmaßnahme: Kühlung, Ruhig- stellung

• Dringend Unfallarzt aufsuchen Ausrenkung des Schultergelenks

• Sofortmaßnahme: Kühlung, Ruhig- stellung

• Dringend Unfallarzt aufsuchen, er muss die Schulter wieder einren- ken; durch eine Schulterverren- kung kann es zu einer Verletzung von Nerven und Blutgefäßen kom- men. Außerdem kann es in der Folge zum Rotatorenmanschet- tenriss kommen; meist arthrosko- pische Operation erforderlich D E R A R M

Schulter- und Oberarmbrüche sind sehr seltene Verletzungen. Bei sehr starkem Anpralltrauma kann es zum Bruch des Schulterblattes kom-

Bewegung ist gesund für Körper und Geist. Ein Mannschaftssport stärkt zudem das soziale Gefüge. Das ist alles gewiss unbestritten. Doch Sport ist auch gefährlich. Professor Dr. Ingo Marzi, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie beleuchtet aus aktuellem Anlass das Risiko beim Fußball – von Kopf bis Fuß.

men. Bei Oberarmbrüchen ist eine operative Versorgung meistens not- wendig.

Eine Radiusfraktur (Speichen- bruch) tritt typischerweise auf, wenn der Spieler versucht einen Sturz mit dem Arm abzufangen. Bei Verdacht auf einen Handgelenksbruch sollte gekühlt und das Handgelenk auf einer Schiene ruhig gestellt werden.

Eine operative Versorgung wird häu- fig notwendig werden.

DA S B E I N

Wie der Name Fußball schon vermu- ten lässt, sind Verletzungen der Bei- ne die häufigsten in dieser Sportart.

Zerrungen und Muskelfaserrisse ran- gieren dabei auf Platz eins.

Muskelverletzungen werden alle nach dem PECH-Schema behandelt:

Pause/Eis/Compression/Hochlagern Zerrung der rückseitigen Ober- schenkelmuskulatur

• Schmerzbeschreibung: plötzlicher, stechender Schmerz im Bereich der Oberschenkelrückseite, gefolgt von einer Art Krampfgefühl

• Sofortmaßnahme: PECH-Schema Adduktorenzerrung

• Schmerzbeschreibung: stechender Schmerz nach starkem seitlichen Abspreizen des Beines, wie beim Grätschen, oder wenn das Stand- bein beim Richtungswechsel plötz- lich wegrutscht

• Sofortmaßnahme: PECH-Schema Zerrung des Musculus rectus femoris

• Schmerzbeschreibung : stechender Schmerz an der Oberschenkelvor- derseite beim Ballschuss

• Sofortmaßnahme: PECH-Schema DA S K N I E

Fußball ist ein Kniebelastender Sport mit vielen unphysiologischen Dreh- bewegungen bei hoher Belastung.

Außenknöchelbruch

• Schmerzbeschreibung: ähnelt dem Bänderriss, der Schmerzpunkt liegt jedoch wenig unterhalb oder vor dem Außenknöchel

• Sofortmaßnahme: Kühlen, Ruhig- stellen

• Sofort zum Unfallchirugen: muss meist operiert werden

Bruch des 5. Mittelfußknochens

• Schmerzbeschreibung: Schmerz meistens an der Basis des 5. Mittel- fußknochens, verursacht durch ein Umknicken. Der Schmerzpunkt liegt aber eher im Bereich des seit- lichen Fußrückens bzw. des Fußau- ßenrandes

• Sofort zum Arzt: Die Therapie kann operativ oder konservativ sein

Achillessehnenriss

• Schmerzbeschreibung: plötzlicher Wadenschmerz beim Laufen, der von einem Knall begleitet wird der einem Peitschenhieb gleichen soll

• Sofortmaßnahme: PECH-Schema

• Sofort zum Unfallchirurgen: Die Achillessehne muss operativ ge- näht werden

Tibiakantenosteophyten (Fußballer Sprunggelenk;

Footballer`s ankle)

• Schmerzbeschreibung: chronische Schmerzen an der Vorderseite des Sprunggelenkbildenden Schien- beins. Es handelt sich dabei um knöcherne Kanten, die durch Mik- rotraumatisierungen des Kno- chens, durch das jahrelange Spann- schießen, entstanden sind. Am Röntgenbild kann der Fußballer erkannt werden. Bei der Abroll- bewegung des Fußes können die- se Kanten anstoßen und zu einem chronischen vorderen Sprungge- lenkschmerz führen

Meniskusriss

• Schmerzbeschreibung: plötzlicher, stichartiger Schmerz im Kniege- lenk nach einer plötzlichen Außen- drehbewegung des Kniegelenkes, bei leichter Beugung und fixiertem Unterschenkel. Das Knie kann zum Teil stark anschwellen

• Sofortmaßnahme: PECH-Schema

• Sofort zum Arzt: In der Klinik ge- lingt es manchmal, durch Mobi- lisationstechniken des Meniskus, diesen zu befreien und damit das stark schmerzhafte Krankheitsbild schlagartig zu lindern. Therapeu- tisch kommt eine Gelenkspiege- lung mit Meniskusnaht oder Me- niskusteilentfernung in Betracht Kreuzbandriss

• Schmerzbeschreibung: ähnelt dem Meniskusriss

• Sofortmaßnahme: PECH-Schema

• Sofort zum Unfallchirurgen: Eine Operation bleibt dem Betroffenen nicht erspart. Ein Kreuzbandriss ist eine schwere Kniegelenksver- letzung mit langfristigen Folgen für das Kniegelenk. Häufig liegt eine gleichzeitige Verletzungen von vor- derem Kreuzband und Innenme- niskus vor

Seitenbandverletzungen Häufig handelt es sich um harmlose Seitenbandzerrungen, die nach 3-6 Wochen ausheilen und keiner beson- deren Behandlung, lediglich einer Sportpause bedürfen. Seitenband- verletzungen entstehen durch seit- lichen Stress auf das Kniegelenk.

D E R F U S S

Außenbandriss Sprung gelenk

• Schmerzbeschreibung: stechender Schmerz nach Umknicken

• Sofortmaßnahme: PECH-Schema

• Sofort zum Arzt: Ein Unfallarzt sollte aufgesucht werden

(5)

T I T E L 5

L E I S T U N G S S P O RT U N D M E D I Z I N S T U D I U M I N F R A N K F U RT

Sportliche Studierende: ein Leben zwischen Sportplatz und Hörsaal

S

o kann ein Studentenleben aus- sehen: um sechs klingelt der We- cker – um sieben zur Physiothe- rapie – um acht Vorlesungsbeginn – um halb eins etwas essen – um eins auf den Sportplatz – Training bis in den Abend – lernen – schlafen. Ganz so straff ist der Tagesablauf von Hür- denläuferin Katja Hödl zwar nicht immer, auch variiert er von Tag zu Tag je nach Stundenplan und Jah- reszeit, doch viel Zeit für Freizeit und das so genannte Studentenle- ben bleibt der 22-jährigen Medizin- studentin dennoch nicht. Katja Hödl ist Kaderathletin des Hessischen Leichtathletik-Verbandes, Mitglied der U23-Nationalmannschaft und gleichzeitig Studentin im fünften – also ersten klinischen – Semester an der Universität Frankfurt. „Das Stu- dium ist mir sehr wichtig“, sagt sie,

„aber ich muss alles sehr gut planen, um es möglichst mit meinem Sport vereinbaren zu können.“ So ver- sucht sie zum Beispiel so viele Kurse wie nur möglich im Wintersemester abzudecken, während die Sommer- monate weitgehend ihrem Sport ge- widmet sind. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Im September hat Kat- ja Hödl ihr Physikum geschrieben – dafür opferte sie die ganze Frei- luftsaison 2005. „Das Physikum wäre sonst nicht machbar gewesen“, sagt

sie. Ihr Trainer Robert Schieferer hat sie unterstützt, waren kleine gesund- heitliche Probleme sowieso Anlass für eine Pause gewesen. Und es hat sich gelohnt: Das Physikum hat sie mit der Note „sehr gut“ bestanden.

„Jetzt steht dafür meine Sportlerkar- riere wieder im Vordergrund“, sagt die mehrfache Deutsche Jugend- und Juniorenmeisterin im Hürdensprint, die für die LG Seligenstadt an den Start geht.

Katja Hödl ist eine von rund 20 Leis- tungssporttreibenden, die an der Uni Frankfurt ihr Medizinstudium ab- solvieren. Dabei handelt es sich um Sportler unterschiedlichster Sportar- ten, von Leichathletik über Schwim- men bis hin zu Kampfsport. „Viele wählen bewusst Frankfurt als Studi- enort aus, weil sie hier am OSP trai- nieren können“, sagt Studiendekan des Fachbereiches Medizin, Profes- sor Frank Nürnberger. In der Funk- tion als Sport-Obmann kümmert er sich um die sportlichen Studieren- den, berät sie in allen Fragen der Sportorganisation, hilft bei der Ver- legung von Kursen oder Prüfungs- terminen: „Mein Rat lautet immer:

Der Leistungssport ist eine Sache von wenigen Jahren, seinen Beruf hat man aber sein ganzes Leben.“

Um gleichzeitig das Medizinstudium und die sportliche Karriere zu be-

wältigen, müssten die Studierenden die doppelte Zeit investieren, so der Studiendekan. Freizeit bleibe hier auf der Strecke. „Aber diese Studie- renden sind einfach anders struktu- riert, sie nehmen alle Widrigkeiten in Kauf, weil ihnen ihr Sport sehr wich- tig ist.“

Diese Zielstrebigkeit wird belohnt.

So kommen Kursbetreuer ihren sportlichen Kommilitonen meis- tens entgegen. „Der Anatomiekurs zum Beispiel findet täglich immer im Wechsel nachmittags oder vormit- tags statt“, erzählt Nürnberger, „ein Schwimmer zum Beispiel, der täg- lich von sechs bis neun Uhr Training hat, kann eben nur die Nachmittags- kurse besuchen und muss damit täg- lich den Betreuer wechseln.“ Das sei aber meistens kein Problem. Auf Wi- derstand seitens der Lehrenden ist Nürnberger bei der Erstellung spe- zifischer Studienpläne noch nie ge- stoßen.

Das kann auch Katja Hödl bestäti- gen. „Da sind alle sehr bemüht“, sagt sie. Zwei bis drei Stunden täglich, an sieben Tagen in der Woche steckt sie momentan in ihr Aufbautraining.

Denn zum Wesen eines Leistungs- sportlers gehört eine gehörige Men- ge Ehrgeiz: Schließlich soll auch die Saison 2006 mit einem „sehr gut“ ab- geschlossen werden.

Die Frankfurter Universität bietet sportlichen Studierenden einen entscheidenden Vorteil: Durch den Olym- piastützpunkt (OSP) Frankfurt lässt sich Training und Studium gut vereinbaren. Rund 20 Leistungssporttrei- bende absolvieren deshalb derzeit ihr Medizinstudium in der Mainmetropole. „Freizeit haben diese Studieren- den nicht“, sagt Studiendekan Professor Dr. Frank Nürnberger.

Für Hürdenläuferin Katja Hödl sind Beruf und Sport gleicherma- ßen wichtig

www.PhotoCase.com

Den Vergleich mit den Mara- thons in London, Berlin oder Boston sowie den Läufen in Bogota und Barcelona hält der JP Morgan Chase Corporate Challenge in Frankfurt problem- los stand: Mit 58.467 Startern aus 2018 Firmen, die aus mehr als 300 deut schen Städten an- reisten, ist er vergangenes Jahr der größte Lauf der Welt gewe- sen. Ansporn genug, die se Zahl in diesem Jahr möglichst noch zu steigern. Am Donnerstag, den 1. Juni 2006, um 19.30 Uhr ist es wieder soweit – und die Mitarbeiter der Uni-Klinik wol- len wieder mit einem Team an den Start der 5,6 Kilometer lan- gen Strecke gehen. Im Anschluss wird es voraussichtlich gemein- sam mit dem Blutspendedienst ein kleines Fest am Mainufer geben. Die Kosten für die Ver- pflegung und für die T-Shirts übernimmt die Klinikleitung.

In diesem Jahr kann jedoch auf- grund der finanziellen Situation des Klinikums die Meldegebühr von 20 Euro nicht übernommen werden. Die Teilnehmer müssen die Gebühr selbst bezahlen. Eine verbindliche Anmeldung kann nur nach vorheriger Zahlung der Anmeldegebühr erfolgen.

Mitmachen dürfen alle festange- stel lten Mitarbeiter, die mindes- tens drei Monate (rückwirkend ab Veranstaltungsdatum) im Klinikum beschäftigt sind und eine Mindest-Wochenarbeitszeit von 20 Stunden haben (Vorgaben vom Veranstalter). Die Starter müssen am Veranstaltungstag mindestens 18 Jahre alt sein.

Alle Teammitglieder müssen die Läufermeldungen unterschrei- ben. Die Läufer erklären damit, dass sie gesund sind und einen ausreichenden Trainingszustand besitzen.

Weitere Informationen gibt es auch unter www.jpmccc.de.

Wer Interesse hat mitzulau- fen, kann sich bis spätestens Freitag, den 28. April 2006, beim Betriebsärztlichen Dienst unter Telefon 83925 oder Email:

Marion.Noack@kgu.de anmelden.

Am 1. Juni fällt

der Start schuss

zum Chase-Lauf

(6)

M E D I Z I N 6

Die Heilungschancen bei Schild- drüsenkrebs sind vergleichbar höher als bei vielen anderen bös- artigen Tumoren. Wichtigste Voraussetzung ist dabei die früh- zeitige Entdeckung und richtige Behandlung. Entscheidend ist vor allem die enge interdiszip- linäre Zusammenarbeit aller be- teiligten Ärzte. Deshalb hat Pro- fessor Dr. Frank Grünwald, Di- rektor der Klinik für Nuklearme- dizin im Zentrum für Radiologie am Klinikum der Johann Wolf- gang Goethe-Universität Frank- furt am Main, mit Medizinern aus weiteren klinischen Funkti- onsbereichen des Uni-Klinikums eine interdisziplinäre Kompe- tenz-Allianz gegründet. Die Al- lianz führt die fachliche Kompe- tenz der beteiligten Zentren am Klinikum zusammen und verbin- det Diagnose- und Therapiever- fahren zu einer optimalen Ver- sorgung. Beteiligt sind dabei die Nuklearmedizin, die Innere Me- dizin und die Chirurgie.

Im Funktionsbereich Endokrino- logie der Medizinischen Klinik I untersuchen die Mediziner mit Hilfe einer umfassenden Hor- mondiagnostik die Stoffwech- selaktivität von Schilddrüsentu- moren.

Für die Optimierung der Opera- tion an der Schilddrüse verfügt die Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie des Zentrums für Chirurgie über mikrochirur- gische Methoden, intraoperatives Neuromonitoring, Nebenschild- drüsen-Reimplantation und auch minimal-invasive Verfahren. Die Klinik für Nuklearmedizin am Zentrum für Radiologie bietet neben der kompletten Diagnos- tik von verdächtigen Knoten die Radiojodbehandlung bei gutar- tigen und bösartigen Schilddrü- senerkrankungen an. Für die um- fassende Nachsorge der Behand- lung steht unter anderem die Po- sitronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Verfügung.

Die Zentrale Hotline „Schild- drüsentumoren“ unter Telefon 069 6301-5368 ist von Montag bis Donnerstag von 8-16 Uhr, frei- tags von 8-14 Uhr besetzt.

Kompetenz-

Allianz für Schild- drüsentumore

G R A D U I E RT E N KO L L E G B I O L O G I C A L S

Suche nach neuen Gen-Arzneien

und Biochemie/Chemie/Pharma- zie sowie dem Georg-Speyer-Haus und dem Paul-Ehrlich-Institut. Au- ßerdem ist es in die Aktivitäten des Zentrums für Arzneimittel-For- schung, -Entwicklung und -Sicher- heit (ZAFES) eingebunden. „Damit versuchen wir sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette abzudecken“, sagt Professor Pfeilschifter.

B I O L O G I CA L S A H M E N D I E N AT U R N AC H

Biologicals bedienen sich in ihrer Wirkung körpereigener Strategien.

Um den Organismus gesund zu er- halten, spielt das optimale Gleich- gewicht aller am Stoffwechsel betei- ligten Stoffe eine wesentliche Rol- le. Ein „zu viel“ ist genauso schäd- lich wie ein „zu wenig“. Deshalb ist es wichtig, dass die Menge der Bo- tenstoffe am Wirkort ein bestimm- tes Maß nicht übersteigt. Genau an diesem Punkt setzen die Biologicals an: Sie ersetzen fehlende oder funk- tionsunfähige körpereigene Stoffe oder fangen einem Überschuss an unerwünschten Botenstoffen ab.

Auf dem Markt etabliert haben sich bisher vor allem gentechnisch er- zeugte Peptide und Proteine wie In- sulin (Umsatz 4,5 Milliarden Dol- lar pro Jahr) oder das blutbildende Hormon Erythropoietin (Umsatz 10 Milliarden Dollar im Jahr), das auch als Dopingmittel Epo bekannt ist. Aber auch Ribonukleinsäuren, die im Körper die Bildung von Ent- zündungsstoffen verhindern, bergen ein großes therapeutisches Potenzi- al. „Rheuma, Arthritis oder entzünd- liche Darmerkrankungen wie Mor- bus Crohn können mit diesen Medi- kamenten wirksam behandelt wer- den“, sagt Pfeilschifter.

Zudem bergen Biologicals großes Potenzial als Tumortherapeutika.

Dabei ruhen große Hoffnungen auch auf der Gentherapie, die das Ziel verfolgt, Fehler in der menschlichen Erbinformation durch das Einschleu- sen „gesunder“ DNA-Moleküle zu korrigieren. In dieser Hinsicht ist die Zusammenarbeit mit dem Ge- org-Speyer-Haus, dem Blutspende- dienst und dem Paul-Ehrlich-Institut

F

ür den Dekan des Fachbereiches Medizin an der Universität Frankfurt, Professor Dr. Josef Pfeilschifter, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Drei Pro- zent der derzeit in Deutschland zu- gelassenen Arzneimittel werden auf biotechnologischem Weg herge- stellt – bereits 2009 werden es rund zwölf Prozent sein. „Biologicals sind die Medikamente mit dem größten Wachstumspotenzial – sowohl was den Markt anbetrifft als auch vom Wirkstoff her“, sagt Professor Pfeil- schifter. Aus diesem Grund war es dem Pharmakologen ein großes An- liegen gewesen, ein Graduiertenkol- leg zu diesem Thema ins Leben zu rufen.

Die Deutsche Forschungsgemein- schaft gab ihm und seiner Mitantrag- stellerin, Professor Dr. Dorothee von Laer, recht. Mit mehr als 2,8 Mil- lionen Euro fördert die DFG das neue Frankfurter Graduiertenkol- leg „Biologicals“, eine Summe, die nach Worten Pfeilschifters doppelt so hoch liegt wie normalerweise üb- lich. 22 Doktoranden aus der ganzen Welt befassen sich während der ers- ten Förderungsphase von viereinhalb Jahren mit der Erforschung, Ent- wicklung und Sicherheit der biotech- nisch hergestellten Medikamente.

Getragen wird das Kolleg von Do- zenten der Fachbereiche Medizin

in Langen unabdingbar. Geplant ist unter anderem, mit Hilfe von Viren Gene in immungeschädigte Zellen zu übertragen, um diese zur Synthe- se von Interferonen anzuregen. Au- ßerdem sollen Stammzellen so ver- ändert werden, dass sich ihre blutbil- denden Eigenschaften verbessern.

„Der Standort Rhein-Main hat ei- ne große Tradition in der Arzneimit- telherstellung“, sagt Professor Pfeil- schifter. Ängste in der Bevölkerung durch ungenügende Aufklärung der Öffentlichkeit hätten aber dazu ge- führt, dass die Entwicklung gentech- nisch veränderter Medikamente in den vergangenen zwanzig Jahren aus Deutschland nahezu verdrängt wor- den sei.

G R A D U I E RT E N S C H U L E

„ F I R S T “ I M AU F B AU

Um diese innovative Forschung wie- der voranzutreiben, hat sich das Uni- versitätspräsidium für die Exzellenz- Initiative des Bundes und der Län- der beworben. In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Graduier- tenkolleg „Eikosanoide“ mit seinem Sprecher Professor Dieter Steinhil- ber, das ebenfalls seinen Standort in Frankfurt hat, sowie dem Zentrum für Arzneimittel-Forschung, -Ent- wicklung und -Sicherheit (ZAFES) soll an der Universität Frankfurt ei- ne Graduiertenschule mit dem ziel- gerichteten Namen „First“ (Frank- furt International Research School for Translational Biomedicine) auf- gebaut werden. Die erste Runde im Bewerbungsverfahren hat die Uni bereits erfolgreich überstanden, nun wird der Antrag für die zweite Run- de gestellt. „Wir sind sehr optimis- tisch“, sagt Professor Pfeilschifter.

Sollte das Vorhaben bis Oktober für förderungswürdig befunden werden, könnte „First“ bereits im November seine Pforten öffnen.

Neben der Vorsorge tragen auch neue Tumortherapeutika zur erfolgreichen Krebsbekämpfung bei. An der

Universität Frankfurt wird in einem der größten deutschen DFG-geförderten Graduiertenkollegs an inno-

vativen Arzneimitteln geforscht: Die gentechnisch hergestellten Medikamente „Biologicals“ gehören zu den

Arzneimitteln der Zukunft.

(7)

M E D I Z I N 7

D

ie Zahlen sind alarmierend.

„Derzeit liegt die Wahrschein- lichkeit eines 50-Jährigen bei fünf Prozent, an Dickdarmkrebs zu erkranken, und bei 2,5 Prozent, dar- an zu sterben“, sagt Professor Dr.

Wolfgang Caspary, Ärztlicher Di- rektor der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Frank- furt. 60.000 Neuerkrankungen und 30.000 Todesfälle pro Jahr bei einer Krebsart, deren Heilungschancen bei rechtzeitiger Diagnose bei fast 100 Prozent liegen, haben die Gas- troenterologen des ganzen Bundes- gebietes zu einer gemeinsamen Auf- klärungskampagne veranlasst. Beim Frankfurter Pressefrühstück im Rah- men des bundesweiten „Darmkrebs- monats März“ wiesen neben Profes- sor Caspary auch sein Kollege Pro- fessor Dr. Dr. Jürgen Stein, weitere Gastroenterologen anderer Frank- furter Krankenhäuser sowie der Di- rektor der Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie, Professor Dr. Wolf- Otto Bechstein, auf die Möglich- keiten einer erfolgreichen Präventi- on hin.

DA R M K R E B S E N T S T E H T AU S P O LY P E N

„Unser Ziel ist es vor allem, die Be- völkerung auf die fatalen Folgen ei- ner Darmkrebserkrankung hinzu- weisen und für die hervorragenden Früherkennungseffekte einer Routi- neuntersuchung mittels Darmspiege-

lung oder Okkulttest zu sensibilisie- ren“, so Professor Caspary.

Darmkrebs entsteht meist aus zu- nächst gutartigen Schleimhautwu- cherungen (Polypen), die sehr lang- sam wachsen. Grundsätzlich können sie bei jedem Menschen, auch bei gesunder Lebensführung, auftre- ten. Aus solchen Wucherungen der Darmschleimhaut entsteht ohne Be- handlung innerhalb von etwa zehn Jahren Darmkrebs. Da gutartige Polypen zum Bluten neigen, kön- nen sie mittels eines Stuhlbluttests, der auch okkultes (nicht sichtbares) Blut im Stuhl erkennt, leicht fest- gestellt werden. Besteht nach posi- tivem Stuhlbluttest ein Verdacht auf Darmkrebs, muss eine Darmspiege- lung durchgeführt werden. Der Test auf Blut im Stuhl ist nicht optimal, da er zu unempfindlich und wenig spezifisch für Polypen oder Darm- krebs ist.

N U R W E N I G E N U T Z E N VO R S O R G E A N G E B OT E

Die Darmspiegelung ist eine sichere Untersuchung, die den Patienten nicht oder nur gering belastet. Sie er- möglicht die Entfernung von einzel- nen Polypen. Neue endoskopische Verfahren wie die Chromo- und Zoomendoskopie helfen dem Gas- troenterologen zudem, den Darm- krebs noch früher und effizienter zu erkennen.

„95 Prozent aller Dickdarmkarzi- nome treten nach dem 50. Lebens- jahr auf“, sagt Professor Caspary.

Würden sich mehr Menschen – vor allem der Risikogruppe – konse- quent einer Dickdarmkrebsvorsorge- untersuchung unterziehen, ließe sich diese Krankheit nachweislich um 70 bis 90 Prozent verhindern. Nur we- nige Frauen und Männer nutzen je- doch die Früherkennungsangebote der Gesetzlichen Krankenkassen.

Gesetzlich Krankenversicherte ab 55 Jahren können an zwei Darm- spiegelungen (Koloskopie) im Ab- stand von zehn Jahren teilnehmen.

Nur drei Prozent der 55-Jährigen nutzen diese unkomplizierte Früher- kennungsmethode. Die Wiederho- lungsuntersuchung nach zehn Jahren

tragen die Krankenkassen. Zudem wird seit 1976 die Vorsorgeuntersu- chung auf verstecktes Blut im Stuhl erstattet. Diese nehmen aber nur 16 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen wahr. „Es ist den Behör- den nicht gelungen, die Bevölkerung für die Nutzung der Früherkennung wachzurütteln“, so Professor Cas- pary. Er wagt die These: „Wer heu- te noch an Dickdarmkrebs stirbt, ist selbst schuld daran.“

In etwa 20 Prozent der Fälle ist der Darmkrebs vererbbar. Dabei ist ei- ne Stammbaumanalyse der Patienten notwendig, um das persönliche Ri- siko abzuschätzen. Molekulargene- tische Untersuchungen können die Vererbung bestätigen. Diese Pati- enten müssen in einem speziellen Vorsorgeprogramm kontrolliert wer- den. Der Darmkrebs ist eine Erkran- kung, die sich im Anfangsstadium für den Patienten nicht bemerkbar macht. Wenn die krebsbedingten Beschwerden auftreten, ist es meist schon zu spät für eine erfolgreiche Behandlung.

Mittlerweile verwenden die Kliniken schonende Operationsmethoden wie die minimal-invasive laparos- kopische Methode beim Dickdarm- krebs. „Beim tief sitzenden Mast- darmkrebs kann heute zunehmend so operiert werden, dass sogar ein permanenter künstlicher Darmaus- gang vermieden werden kann – ins- R E C H T Z E I T I G E VO R S O R G E U N T E R S U C H U N G K A N N L E B E N R E T T E N

„Wer an Dickdarmkrebs stirbt, ist selbst schuld“

Dickdarmkrebs gehört zu den Krebserkrankungen, die bei rechtzeitiger Diagnose zu beinahe 100 Prozent geheilt werden können. Dennoch sterben jährlich rund 30.000 Menschen am kolorektalen Karzinom, weil sie zu spät einen Arzt aufsuchen. „Unfassbar“, nennt Professor Dr. Wolfgang Caspary, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik I an der Uni-Klinik Frankfurt, die mangelnde Aufklärung über Risiken und Vorsorgemöglichkeiten.

besondere nach Vorbehandlung mit Strahlen- und Chemotherapie“, sagt der Chirurg Professor Dr. Wolf-Otto Bechstein vom Universitätsklinikum Frankfurt. Gelingt es, den Darm- krebs im Frühstadium zu beseitigen, beträgt die Fünfjahres-Überlebens- rate – ein Maß der langfristigen Hei- lung – mehr als 90 Prozent.

V E R S O R G U N G S N E T Z I M R H E I N - M A I N - G E B I E T Die Rhein-Main-Region verfügt mit national und international aner- kannten Gastroenterologen in den Frankfurter Kliniken über ein exzel- lentes Versorgungsnetz in Diag nose, Operation, sowie Therapie sämt- licher Darmkrebserkrankungen und Immun erkrankungen des Magen- Darm-Traktes. „Das nicht zuletzt durch die Gründung eines bundes- weit einmaligen Kompetenznetzes Darm zwischen 14 gastroenterolo- gischen Praxen und ausgewählten Kliniken des Rhein-Main-Gebietes ein weiteres Qualitätsmerkmal er- hält“, sagt Professor Stein.

Die Experten haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrer um- fangreichen Aufklärungskampag- ne die Zahl der Darmkrebstoten in Deutschland bis zum Jahr 2010 zu halbieren und so etwa 15.000 Men- schenleben pro Jahr zu retten.

Prof. Dr. Wolfgang Caspary

Darm 22 %

Sonstige 33 %

Prostata 13 % Lunge 14 % Brust 18 %

Krebserkrankungen in Deutschland:

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M E D I Z I N 8

B E H A N D L U N G S S C H W E R P U N K T F Ü R S C H Ä D E L B A S I S - U N D K R A N I O FA Z I A L E C H I RU R G I E E I N G E R I C H T E T

Spezialwissen zugunsten des Patienten bündeln

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ieser neue Behandlungsschwer- punkt für Schädelbasis- und Kraniofaziale Chirurgie (SKF) wird von den beiden Kliniken im zweijährigen Turnus abwechselnd ge- leitet; die Koordination liegt bei Pri- vatdozent Dr. Dr. Cornelius Klein, Oberarzt der Klinik für Mund-, Kie- fer- und Plastische Gesichtschirurgie, sowie von neurochirurgischer Seite bei Oberarzt Privatdozent Dr. Ger- hard Marquardt.

Beide Kliniken sind international re- nommierte Zentren für Schädelbasis- chirurgie mit umfangreichen Erfah- rungen bei Operationen ausgedehn- ter tumoröser Prozesse der Schä- delbasis sowie komplexer Fehlbil- dungen, insbesondere des kindlichen Gesichtsschädels.

„Jeder im SKF-Schwerpunkt behan- delte Patient wird immer von beiden

Fachdisziplinen gesehen; so bringen beide ihr jeweiliges Spezialwissen mit ein und können so gemeinsam ein interdisziplinäres und optimiertes Behandlungskonzept festlegen“, sagt Professor Seifert, der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schä- delbasischirurgie.

Besondere Bedeutung kommt da- bei auch dem Brain-Imaging Center (BIC) des Klinikums zu. Hier kön- nen die komplexen Schädeleingriffe nicht nur dreidimensional exakt vor- ausgeplant werden, durch intraope- rative Bildgebung und Navigation hat der Chirurg die Möglichkeit, die- se genauen Planungen auch während der Operation exakt umzusetzen.

Die Gründung dieses hoch speziali- sierten Behandlungsschwerpunktes ist eine konsequente Folge der zu- nehmenden Anforderungen an die

Unter Federführung der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie (Direktor: Professor Dr. Dr. Robert Sader) und der Klinik für Neurochirurgie (Direktor: Professor Dr. Volker Seifert) ist am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main ein neuer Schwerpunkt zur Behandlung von Patienten mit Fehlbildungen, Tumoren und Verletzungen der Schädelbasis sowie des Hirn- und Gesichtsschädels eingerichtet worden.

2 0 0 T E I L N E H M E R B E I M F I S B A - S Y M P O S I U M

Neue Behandlungsstrategien bei verengten Arterien

Auf großes Interesse ist ein inter- disziplinäres Symposium gestoßen, das vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie zur Diagnostik und Therapie von Verengungen an der Nieren- und den Baucharterien veranstaltet wurde.

B

esonders spannend für die rund 200 Teilnehmer des Fortbil- dungs-Symposiums waren die Live-Demonstrationen, die von Pro- fessor Dr. Thomas Vogl, Privatdo- zent Dr. Jörn O. Balzer und Team aus dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie in den Hörsaal übertragen wurden.

Gezeigt wurden vier Fälle, bei de- nen eine Verengung der Nieren- be- ziehungsweise der Baucharterie zu- nächst geweitet und dann mit einem Stent versorgt werden konnten. An- schließend diskutierten die Radio- logen die Eingriffe mit dem Fach- publikum. Neben den Radiologen in-

formierten Mediziner aus den Fach- bereichen Kardiologie, Gefäßchi- rurgie, Angiologie und Nephrologie der Uni-Klinik Frankfurt in theore- tischen Vorträgen über das Thema.

Die so genannte Nierenarterienste- nose entwickelt sich schleichend, so dass zum Zeitpunkt der Erstdiagno- se der Krankheitsverlauf oft schon sehr weit fortgeschritten ist. Durch die Verengung der Arterie kann die Erkrankung zu Einschränkungen der Nierenfunktion bis hin zum Nie- renversagen führen. Häufig wird die Nierenarterienstenose durch Verkal- kung der Gefäße verursacht. Meist leiden die Patienten zudem unter Bluthochdruck. So beschäftigte sich das Symposium auch mit der mög- lichst frühzeitigen Diagnose der Nie- renarterienstenose. Professor Vogl:

„Wir konnten zeigen, dass es heute mit modernen Verfahren möglich ist, eine Nierenarterienstenose frühzei- tig zu entdecken und dann auch ef- fektiv zu therapieren.“

B

eim Wettbewerb „Deutsch- lands beste Klinik-Website“

belegte das Institut für Diag- nostische und Interventionelle Radiologie am Zentrum für Ra- diologie des Klinikums der Jo- hann Wolfgang Goethe-Univer- sität Frankfurt am Main den drit- ten Platz. „Wir freuen uns sehr, dass sich unsere Website unter insgesamt 128 Mitbewerbern mit dieser Platzierung durchgesetzt hat“, sagte Professor Dr. Tho- mas Vogl, Direktor des Instituts.

Der erstmalig von Novartis Phar- ma initiierte und von der Medical Tribune publizistisch unterstütz- te Wettbewerb möchte die Kom- munikation zwischen Arzt und Patienten fördern. Eine Fachjury aus Vertretern des Initiators No- vartis Pharma, Medical Tribune, der Abteilung für Klinische Sozi- almedizin an der Universität Hei- delberg und dem IT-Beauftrag- ten des Deutschen Hausärztever-

bands e.V. prüfte gemeinsam mit Patienten und Ärzten die einge- reichten Websites auf Informa- tionsstruktur und Menüführung, Design und Gestaltung, Inhalte, Interaktivität und Funktionali- tät. Die besten Zehn unter den Teilnehmern sind berechtigt, ihre Website mit einem Internet-Gü- tesiegel zu versehen.

Vogl: „Kommunikation zwischen Medizinern und Patienten steht auf unserer Agenda ganz weit oben. Ein optimaler Informati- onsfluss ist sehr wichtig für die Patientenversorgung.“

Radiologieinstitut hat drittbeste Klinik-Website Deutschlands

Spitzenmedizin. Die zur Behandlung komplexer Krankheitsbilder notwen- digen interdisziplinären Experten- gruppen, Ressourcen, Forschungs- und Ausbildungsmöglichkeiten sind in der Regel nur an Krankenhäusern der Maximalversorgung wie dem Universitätsklinikum Frankfurt vor- handen. „Entsprechend anspruchs- volle Krankheitsbilder wie kindliche Schädelfehlbildungen oder Schädel- basistumore sollten daher vorzugs- weise an universitären Einrichtungen behandelt werden, wo dieses nicht nur medizinisch adäquat und auf höchstem Niveau, sondern auch kos- teneffizient erfolgen kann“, erklärt Professor Sader.

Neben der klinischen Versorgung steht ausdrücklich auch die Förde- rung von innovativen und inter- be- ziehungsweise multidisziplinären

neuen Behandlungsmethoden im Fokus des Schwerpunktes. Neben Ko operationsprojekten auf interna- tionaler Ebene ist eine Zusammen- arbeit in der Rehabilitation betrof- fener Patienten mit den Fachberei- chen Logopädie und Ergotherapie der Europafachhochschule Fresenius in Idstein angedacht.

Mit dem neuen Behandlungsschwer- punkt baut das Universitätsklinikum Frankfurt konsequent seine Position als regional führendes Krankenhaus der Maximalversorgung aus. „Al- lerdings“, sagt Dr. Klein, „soll die in Frankfurt zur Verfügung stehen- de Spitzenmedizin künftig auch über humanitäre Hilfsprojekte bedürf- tigen Kindern in der dritten Welt mit Fehlbildungen der Schädelbasis zu gute kommen.“

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Ubiquitin

repariert DNA

Wissenschaftler des Instituts für Biochemie II, Kardiovaskuläre Biochemie, am Klinikum der Jo- hann Wolfgang Goethe-Univer- sität in Frankfurt am Main haben zusammen mit in- und auslän- dischen Kollegen einen moleku- laren „Schalter“ gefunden, der die Reaktion der Zelle auf Schäden am Erbmolekül DNA bestimmt.

Wenn die DNA beispielsweise durch ultraviolette Strahlung der Sonne beschädigt wird, so verhin- dert dies den ungestörten Ablauf der DNA-Replikation (Verdopp- lung). Um die beschädigte Stelle zu umgehen, muss die Zelle spezi- fische Enzyme aktivieren, die als Reparatur-Polymerasen die DNA- Läsion erkennen und ausbessern können. Die Wissenschaftler konn- ten zeigen, dass die Fähigkeit die- ser Polymerasen, ein kleines Mo- lekül mit der Bezeichnung Ubiqui- tin zu binden, entscheidend ist, um an der beschädigten DNA-Stelle die Replikation fortzusetzen. Die- se Ergebnisse liefern einen langge- suchten Hinweis darauf, wie die se Reparatur-Polymerasen einen Zu- gang zur beschädigten Stelle be- kommen, während die üblichen Polymerasen die DNA nicht wei- ter replizieren. Veröffentlicht wur- de die Entdeckung in der Dezem- berausgabe des amerikanischen Wissenschaftsmagazins Science (16.12.2005, Seiten 1821-1824).

„Dieser wichtige biochemische Schalter ist bei Patienten, die an einer Variante der UV-induzierten Hautkrankheit Xeroderma pig- mentosum leiden, defekt, was zur Häufung von DNA-Schäden und schließlich zu Hautkrebs führt“, erklärt der Leiter dieser Studie, Professor Dr. Ivan Dikic vom In- stitut für Biochemie II des Univer- sitätsklinikums Frankfurt.

Die Wissenschaftler waren über- rascht, dass die neu gefundenen Ubiquitin bindenden Domänen in einer Vielzahl von Proteinen exis- tieren, die für die zelluläre Signal- transduktion, die Immunreaktion sowie die Transkription und Re- plikation von DNA bedeutsam sind. „Dies zeigt eine eher gene- relle Bedeutung der Ubiquitin-Sig- naltransduktion bei der Regulati- on von Zellfunktionen und weist darauf hin, dass ihre Fehlregulati- on möglicherweise zur Entstehung von Krankheiten beiträgt“, meint Professor Dikic.

F O R S C H U N G 9

R

und 50 klinische Studien lau- fen derzeit am Studienzentrum Dermatologie der Uni-Klinik Frankfurt. Die meisten davon im Auf trag großer Pharmaunternehmen, die hier ihre neuen Wirkstoffe prü- fen lassen. Das ist das erfolgreiche Resultat zehnjähriger Arbeit. „Bei uns bekommen Patienten bereits heute die Medizin von morgen“, sagt Dr. Diamant Thaci, Oberarzt und Leiter der klinischen Forschung am Zentrum der Dermatologie und Ve- nerologie der Uni-Klinik.

„Bereits 1995 haben wir angefan- gen, in professioneller Art und Weise klinische Forschung nach internatio- nalen Richtlinien zu betreiben“, er- zählt Dr. Thaci. Damals hatte es sich lediglich um Richtlinien gehandelt, die keinesfalls bindend gewesen wa- ren. Dennoch hatte der damals neue Direktor des Zentrums der Derma- tologie und Venerologie, Professor Roland Kaufmann, darauf bestan- den, alle Studien gemäß den Vorga- ben der ICH-GCP (international con- ference of harmonisation – good cli- nical practice) durchzuführen und da- mit bereits zu einem sehr frühen Zeit- punkt hohe, international anerkann- te Qualitätsstandards einzuhalten.

„Damit haben wir uns einen enormen Vorsprung verschafft gegenüber allen, die jetzt erst damit anfangen“, sagt Dr. Thaci. Denn mittlerweile sind aus den Richtlinien Gesetze geworden.

Schwerpunkte der klinischen For- schung bilden die verbesserte Be- handlung von chronisch-entzünd- lichen Hauterkrankungen wie Pso- riasis (Schuppenflechte) und der atopischen Dermatitis (Neuroder- mitis), aber auch maligne Hauter- krankungen. „Ebenso führen wir Vergleichsstudien für Therapien al- ler anderen dermatologischen Indi- kationen durch“, sagt Dr. Thaci. Die Aufträge dafür kommen in den meis- ten Fällen von der Pharmaindustrie.

Am Studienzentrum werden kli- nische Studien zu allen Phasen der Arzneimittelzulassung durchgeführt.

Neben den neuen Therapiekon- zepten industrieller Partner werden

auch eigene Wirkstoffkonzepte über- prüft. „Außerdem führen wir auch so genannte Prüfarztinitiierte Studi- en durch, bei denen wir im Rahmen einer laufenden Studie zusätzlich ei- gene Fragestellungen zur Optimie- rung einer neuen Therapie erfor- schen“, sagt Dr. Thaci.

F O R S C H U N G Z U M N U T Z E N D E S PAT I E N T E N

Vorrangiges Ziel ist dabei immer, die Forschungsergebnisse möglichst schnell zum Nutzen des Patienten umsetzen zu können. „Durch unse- re Studien können wir bereits sehr früh sehr viel Erfahrung mit neu- en Arzneimitteln und neuen Thera- pien sammeln, was uns zu Experten macht“, so Dr. Thaci. „Damit sind wir in der Lage, die Zukunft mitzuge- stalten.“ Mit Hilfe ihrer Forschungs- ergebnisse kann die Hautklinik ihren Patienten die innovativsten Medika- mente und Therapien anbieten.

Von Beginn an hat die Hautklinik mit der Ethikkommission zusam- mengearbeitet, ohne deren Zustim- mung am Studienzentrum keine Stu- die durchgeführt wird. „Die Sicher- heit des Patienten steht bei allen Stu- dien immer an erster Stelle“, sagt Dr.

Thaci. Seit rund drei Jahren gibt es eine Kooperation mit dem Zentrum für Arzneimittelforschung, -Entwick- lung und -Sicherheit (ZAFES), wo universitäres, pharmazeutisches und biotechnologisches interdisziplinäres

Wissen gebündelt wird. „Durch die Kooperation können wir unser Stu- dienzentrum noch mehr weiterentwi- ckeln“, sagt Dr. Thaci.

Für seine Tätigkeit in der patienten- orientierten klinischen Forschung ist Dr. Diamant Thaci gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Nicola Gök- buget, die seit 1993 die Studienzent- rale der Medizinischen Klinik II lei- tet und dort mono- und multizent- rische Therapiestudien aller Phasen bei Leukämie durchführt, im De- zember mit dem Theodor-Stern- Preis ausgezeichnet worden. Wie Dr.

Thaci hat auch Dr. Nicola Gökbuget ihre Studienzentrale zu einer hoch spezialisierten und effektiven Ein- heit aufgebaut, die mit qualifiziertem Personal alle Serviceleistungen eines Koordinationszentrums für klinische Studien anbietet. So koordiniert die Ärztin unter anderem die „Deut- sche Multizentrische Studiengrup- pe für die Akute Lymphatische Leu- kämie des Erwachsenen“ (GMALL) mit mehr als 100 teilnehmenden Kli- niken aus Deutschland und angren- zenden europäischen Ländern. Dank der effizienten Infrastruktur in der Versorgung können dort 4000 Pati- enten in sieben konsekutiven Studi- en behandelt werden.

„Für mich persönlich bedeutet der Preis sehr viel“, sagt Dr. Thaci, „es ist eine Anerkennung meiner Arbeit und ein Ansporn für alle unsere Mit- arbeiter, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

1 0 J A H R E S T U D I E N Z E N T RU M D E R M ATO L O G I E

„Bei uns gibt es die Therapie der Zukunft bereits heute“

Vor über zehn Jahren hat Professor Dr. Roland Kaufmann, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Frankfurt und Direktor des Zentrums für Dermatologie und Venerologie, das Studienzentrum Dermatologie etabliert. „Damit waren wir unter den Vorreitern der klinischen Forschung an der Uni-Klinik“, sagt der Leiter des Studienzentrums, Dr. Diamant Thaci.

Erfolgreiches Team unter Führung von Dr. Diamant Thaci (oben links)

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E D I TO R I A L 1 F O R S C H U N G 10

Die Vo- gelgrippe ist in aller Munde.

Wie hoch ist das Risi- ko wirklich für uns Menschen und für unsere Tiere? „Die Entwicklung des Influenzavirus H5N1 zum hochaggressiven Virus haben wir möglicherweise der Massentier- haltung in Asien zu verdanken“, sagt Professor Dr. Hans-Wilhelm Doerr, Direktor des Institutes für Medizinische Virologie am Klini- kum der Johann Wolfgang Goe- the-Universität, im Gespräch mit Uni-Klinik aktuell.

Professor Doerr, wie beurtei- len Sie als Experte die aktuelle Lage in Deutschland?

Auch wenn das Virus Mittel- und Westeuropa erreicht hat, muss man immer wieder betonen, dass es sich immer noch um ein Influenzavirus handelt, das ausschließlich im Vo- gelreich vorkommt. Die Hauptwir- te von H5N1 sind Wasservögel, vor allem Enten. Sie stellen das natür- liche Reservoir des Virus dar. Der massive Anstieg an toten Tieren En- de Februar hierzulande hatte zwei Ursachen: Zum einen waren die Vögel durch den langen und kalten Winter bereits sehr geschwächt und dadurch um ein vielfaches anfälliger für Infektionen. Zum anderen han- delt es sich bei dem Influenzavirus H5N1 natürlich um eine sehr aggres- sive Virusvariante. Aber wie gesagt:

Es ist immer noch eine reine Vogel- seuche.

H5N1 ist bereits vor mehre- ren Jahrzehnten zum ersten Mal aufgetreten. Warum kam es erst jetzt zu dieser Angst vor einer Pandemie?

Tatsächlich ist H5N1 bereits 1959 zum ersten Mal in einer schottischen Geflügelfarm aufgetreten. Es kam hierbei zu keiner Übertragung auf den Menschen. Dann trat 1997 in Hongkong das Virus zum ersten Mal von Geflügel auf den Menschen

über. Fachleute waren alarmiert, of- fenbar war das Virus zu diesem Zeit- punkt das erste Mal mutiert. Man hat den gesamten betroffenen Ge- flügelbestand gekeult, das heißt die Tiere geschlachtet und die Kadaver verbrannt. Damit war die Gefahr vorerst gebannt. 2003 gab es aber die nächsten Fälle in Vietnam. Dabei sind auch Menschen infiziert worden und gestorben. Auch hier kann man davon ausgehen, dass erneut eine Mutation stattgefunden hatte. Man hat die Virusvarianten von 1997 und 2003 verglichen und festgestellt, dass H5N1 noch aggressiver geworden ist.

Die Experten schlossen daraus, dass bei einem so mutationsfreudigen Vi- rus eine Variante entstehen könnte, die in der Lage wäre, eine Pandemie beim Menschen auszulösen. Das Vi- rus müsste also in dem Maße mutie- ren, dass es entweder leicht auf den Menschen überspringen kann oder gar von Mensch zu Mensch übertra- gen wird. Doch das ist bis jetzt nicht geschehen. Es handelt sich weiter um ein zwar hochaggressives, aber reines Vogelvirus.

Bei der Übertragung vom Vogel auf den Menschen spielen doch vor allem Hygienemaßnah- men und Lebensbedingungen eine wesentliche Rolle.

Genau. In Asien leben die Menschen sehr häufig eng mit ihren Tieren zu- sammen. Deshalb bin ich überzeugt, dass, wenn überhaupt, es in erster Linie in Asien zu einer für den Men- schen tatsächlich gefährlichen Mu- tation des H5N1-Virus und somit zu einer Epidemie kommen kann. Ähn- lich im Übrigen wie im Falle von SARS. Auch wenn eine weltweite Ausbreitung aufgrund des Reisever- kehrs kaum zu unterbinden wäre, ist die Bevölkerung mittlerweile derma- ßen sensibilisiert, dass in diesem Fall sofort geeignete Maßnahmen ein- geleitet werden würden. Sobald ein Mensch Symptome der Vogelgrippe zeigt, wird er ohnehin isoliert. Da- durch wird einer weiteren Ausbrei- tung zunächst Einhalt geboten.

Nach den Vogelgrippe-Todes- fällen im Herbst in Asien haben sich sehr viele Menschen hier- zulande gegen die menschliche

Influenza impfen lassen. Redu- ziert das nicht das Risiko einer gleichzeitigen Infektion mit Hu- man- und Vogelgrippeviren und somit einer Mischung der viralen Gene?

Vom Dogma eines Hybridvirus ist die Fachwelt mittlerweile abgerückt.

Man hat herausgefunden, dass bei der Spanischen Grippe H1N1, an der 1918 rund 40 Millionen Menschen starben, das Virus H1N1 von einem Vogelgrippe-Virus abstammte und die Fähigkeit entwickelte, den Men- schen zu befallen. Danach sprang die Spanische Grippe nicht nach ei- ner Kreuzung mit Humangrippevi- ren über, sondern nach wenigen Mu- tationen direkt. Seitdem das bekannt wurde, wird das Risiko für eine neu- erliche Grippe-Pandemie deutlich höher eingestuft.

Unter Mutation des Virus verstehen viele Menschen au- tomatisch eine Veränderung in Richtung erhöhter Pathogenität und Aggressivität. Aber eigent- lich will das Virus seinen Wirt doch nicht möglichst schnell umbringen. Sind Mutationen, bei denen sich Virus und Wirt bes- ser aneinander anpassen, nicht wahrscheinlicher?

Normalerweise ist das so. Warum sich das H5N1 aber derart aggres- siv entwickelt hat, darüber kann man nur spekulieren. Ich bin der Mei- nung, dass die Hauptursache in der Massentierhaltung in Asien liegt.

Wenn eine stark pathogene Virus- variante auf viele Tiere trifft, kann sie sich nun mal besser ausbreiten als wenn nur einzelne Tiere befal- len werden. In diesem Fall würde das Virus schnell aussterben. Aber es gibt auch gegenteilige Meinungen.

Danach heißt es, dass Tiere in Mas- sentierhaltung vollkommen abge- schirmt seien.

Wie hoch schätzen Sie das Risiko für unseren Geflügelbe- stand in Deutschland ein?

Ich bin sehr optimistisch. Bei uns sind alle Geflügeltierhalter vorge- warnt. Die Bevölkerung ist sehr sen- sibilisiert. Das Virus wird nicht un- I N T E RV I E W M I T P RO F E S S O R H A N S - W I L H E L M D O E R R Z U M T H E M A VO G E L G R I P P E

„Eine für den Menschen gefährliche Mutation ist in Europa unwahrscheinlich“

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terschätzt wie etwa in der Türkei, wo man meiner Meinung nach zu nach- lässig mit dem Thema umgegangen ist. Das Beispiel Vietnam zeigt, dass durch konsequentes Handeln, etwa striktes Keulen und straffe Hygiene- maßnahmen, das Problem in Griff zu bekommen ist. Seit etlichen Wochen sind aus Vietnam keine Vogelgrippe- fälle mehr gemeldet worden.

Ihr Institut für Medizinische Virologie arbeitet bereits seit einigen Monaten an der Ent- wicklung eines Vogelgrippe-Impf- stoffes. Liegen hier bereits die ersten Ergebnisse vor?

Wir arbeiten als Partner des Wie- ner Biotechnologie-Unternehmens Green Hills, das im Rahmen eines europaweiten Forschungsauftrags den Impfstoff auf gentechnolo- gischem Wege herstellt. Dabei geht es darum, dass in ein abgeschwächtes Influenzavirus, das sich im mensch- lichen Körper nicht weiter vermehrt, aber dennoch zu einer Immunant- wort führt, zusätzlich Vogelinfluen- za-Antigene eingebaut werden. Ge- testet wird es derzeit noch an Mäu- sen. Unsere Aufgabe ist es, die Vi- ren zu kultivieren, zu prüfen ob die Mäuse Antikörper und Lympho- zyten bilden usw. Das Problem ist, dass Grippeviren ständig mutieren.

Gegen die momentan zirkulierenden H5N1-Virusstämme könnte man zwar voraussichtlich innerhalb von vier bis sechs Monaten eine wirk- same Impfung entwickeln, nicht aber gegen heute noch völlig unbekannte, künftige Virusstämme. Die meisten Länder warten deshalb ab. Der For- schungsansatz, den wir und andere verfolgen, zielt auf die Entwicklung eines abgeschwächten Impfvirus.

Anders als die bisher übliche inak- tivierte Vaccine (Totimpfstoff) kann die Infektion mit einem Impfvirus ei- nen breiten, gegen viele Varianten wirksamen Immunschutz aufbauen.

Professor Doerr

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raig Mello untersucht mit sei- ner Forschungsgruppe am Ho- ward Hughes Medical Institute in Worchester, USA, die molekular- genetischen Grundlagen biologischer Entwicklungsprozesse. Als Modell- organismus dient hierbei der Faden- wurm Caenorhabditis elegans, dessen geringe Anzahl von Zellen für Trans- parenz bei der Beobachtung der em- bryonalen Entwicklung sorgt. Mellos Gruppe interessiert sich besonders dafür, welche biochemischen Me- chanismen bereits während der ers- ten Teilungen die Bestimmung der Zellen für spezifische Gewebe fest- legen. Das Muster dieser frühen em- bryonalen Entwicklung wird durch eine kleine Gruppe von Genen be- stimmt, die zum Beispiel für die Or- ganisation des Cytoskeletts, die Po- larität des Embryos oder die Aus- bildung fundamentaler Signaltrans- duktionswege sorgt. Als wichtiges

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mmer noch ist Brustkrebs die häu- figste bösartige Tumorerkran- kung bei Frauen. Jedes Jahr be- handelt das Brustzentrum Frank- furt/Rhein-Main 1.600 Patientinnen mit neu auftretendem Brustkrebs.

Das Brustzentrum gehört mit zehn kooperierenden Kliniken und 228 angeschlossenen niedergelassenen Frauenärzten zum größten seiner Art. Grund genug, die medizinische Versorgung in diesem Bereich noch weiter zu optimieren. Mit der Ein- führung des Gesundheitsmoderni- sierungsgesetzes (GMG) hat der Ge- setzgeber nun Möglichkeiten eröff- net, durch Integrierte Verträge die Versorgung zu verbessern und die Wege zwischen ambulanten und sta- tionären Bereichen zu ebnen. Als erstes Brustzentrum in Deutschland hat Frankfurt einen Vertrag zur In- tegrierten Brustversorgung mit den kooperierenden Kliniken, den teil-

nehmenden Frauenärzten und der BARMER Hessen unterzeichnet.

„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Vernetzung zwischen Kranken- haus und den Vertragsärzten zu in- tensivieren“, sagt Professor Dr.

Manfred Kaufmann, Vorsitzender des Brustzentrums und Direktor des Zentrums für Frauenheilkun- de und Geburtshilfe am Uni-Klini- kum Frankfurt. Künftig soll im ver- mehrten Maße – falls möglich – die brustschonende minimal-invasive Abklärungsdiagnostik eingesetzt werden. Außerdem können die be- troffenen Frauen nach dem Befund nahtlos in das strukturierte Behand- lungsprogramm (DMP) Brustkrebs wechseln. Damit, so Kaufmann, sei eine durchgängige Diagnose- und Therapiekette geleistet.

Mit dem Vertrag wollen die Partner die Behandlung der Patientinnen verbessern; hierzu dienen unter an-

derem Therapieleitlinien und Qua- litätsindikatoren der Therapie, die innerhalb des Brustzentrums Frank- furt/Rhein-Main regelmäßig über- prüft und auf Basis der neuesten wis- senschaftlichen Erkenntnisse durch- geführt werden. Daraus resultieren kürzere Kommunikationswege und der Austausch von Synergien zwi- schen den kooperierenden Kliniken des Brustzentrums und den nieder- gelassenen Frauenärzten. Überflüssi- ge oder mehrfach erbrachte Leistun- gen aufgrund von Überschneidungen sollen vermieden und Kosten redu- ziert werden.

Als enormen Fortschritt für die Le- bensqualität der Patientinnen beur- teilen die Vertragspartner die Mög- lichkeit der minimal-invasiven Di- agnosesicherung. „Mit Hilfe dieses ambulanten, brustschonenden Ver- fahrens muss der Arzt für eine Ge- webeprobe nur einen nadelstichar-

tigen ,Eingriff’ vornehmen und ver- schont so die Patientinnen vor unan- genehmen Gewebeverlusten in der Brust“, sagt Dr. Klaus König, Vorsit- zender des Berufsverbands der Frau- enärzte e.V.

„Der Vertrag bedeutet für Patien- tinnen und Ärzte eine erhebliche Verbesserung des Informationsaus- tauschs zwischen behandelndem nie- dergelassenen Frauenarzt und den Fachärzten in den Kliniken“, erklärt Professor Kaufmann. So umspannt der Informations- und Datenaus- tausch nicht nur Diagnose, Operati- on, Therapie, sondern auch Abklä- rung, Nachsorge und Rehabilitation.

Alle Vertragsärzte verpflichten sich zur regelmäßigen Teilnahme an der interdisziplinären Fallkonferenz im teilnehmenden Krankenhaus.

VO RT R AG Ü B E R R N A - I N T E R F E R E N Z U N D B I O L O G I S C H E E N T W I C K L U N G S P RO Z E S S E

Craig Mello begeistert sein Publikum

Neuer Vertrag zur Integrierten Brustversorgung

Einblicke in die aktuelle Forschung des amerikanischen Molekularbiologen und diesjährigen Trägers des Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstädter-Prei- ses, Professor Dr. Craig Mello, haben am 14. März Studenten, Klinikmitarbeiter und Interessierte im Rahmen der Perspective Lectures in Molecular Medicine erhalten. Rund eineinhalb Stunden referierte Professor Mello über die Rolle der RNA-Interferenz bei der Entwicklung des Fadenwurms

Caenorhabditis elegans. Die Perspective Lectures sind eine gemeinsame Vortragsreihe der J. W. Goethe-Universität Frankfurt am Main und Sanofi

Aventis, organisiert von Professor Dr. Werner Müller-Esterl vom Institut für Biochemie ll.

Werkzeug für die Untersuchung die- ser Prozesse hat sich die RNA-Inter- ferenz, kurz RNAi, herausgestellt.

Diese von Craig Mello und Andrew Z. Fire entwickelte molekularbiolo- gische Methode beruht darauf, dass durch Injektion von kurzen RNA- Strängen die Expression von Genen unterdrückt werden kann. Durch die experimentelle Ausschaltung einzel- ner Gene mit dieser relativ einfachen Methode konnten die Wissenschaft- ler ihr Verständnis der molekularge- netischen Prinzipien der frühen Emb- ryogenese bedeutend vertiefen.

Trotz eines strapaziösen Tages, an dem Professor Craig Mello ge- meinsam mit Andrew Z. Fire in der Frankfurter Paulskirche mit dem Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darm- städter-Preis ausgezeichnet wurde, nahm sich der Wissenschaftler viel Zeit für sein interessiertes Fach- publikum im gut gefüllten Hörsaal

22.1 des Universitätsklinikums. Nach seinem sehr detaillierten Vortrag be- antwortete der 46-Jährige alle Fra- gen.

Craig Mello, geboren 1960 in den USA, studierte Biochemie und Ent- wicklungsbiologie an der Brown Universität und der Universität von Colorado, bevor er 1990 an der Har- vard Universität promovierte. Da- nach forschte er vier Jahre am Fred Hutchinson Cancer Research Cen- ter. 1994 wurde er Professor an der Abteilung für Zellbiologie der Uni- versität von Massachusetts. Seit 2003 ist er Professor für molekulare Medi- zin am Howard Hughes Medical Ins- titute in Worchester, Massachusetts.

Craig Mello gehört renommierten wissenschaftlichen Gesellschaften an, unter anderem der National Aca- demy of Sciences, und erhielt zahl- reiche Ehrungen für seine wissen- schaftliche Arbeit.

Professor Craig Mello referiert in der Uni-Klinik

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