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Uni-Klinik aktuell : Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Nr. 2004,4

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Academic year: 2023

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(1)

a k t u e l l

Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main

UNI-KLINIK www .kgu.de

F I S I - S Y M P O S I U M

Verbesserte bild-

gebende Verfahren 3

AU G E N H E I L K U N D E

Das Ende von Brille und Kontaktlinse

5

N E U B E RU F U N G E N

Elf neue Professoren an der Uni-Klinik

7

V I RU S F O R S C H U N G

Cytomegalie-Viren

fördern Krebs

8

F O C U S - R A N K I N G

Aufsteiger der

Wissenschaftsszene

9

K A R D I O L O G I E

6 Millionen Dollar

Forschungsförderung

11

S T E R I L I S AT I O N

Vergabe an externen

Anbieter

12

H O B B Y

Professor Stehle ist Duathlon-Meister

14

4/04

I N H A L T

Ehrung für Vater der Mikroneuro- chirurgie

Am 21. September 2004 fand die Inaugurationsvorlesung der Carl Zeiss Ehrenvorle- sungen statt – „Ursprung, Entwicklung und Zukunft der Mikroneurochirurgie“ so der Titel. Kein geringerer als der mittlerweile 79-jährige Professor Dr. Gazi M. Yasar- gil eröffnete die neue Vorle- sungsreihe über herausra- gende Beiträge auf dem Ge- biet der klinischen Neurochi- rurgie. Entsprechend groß war der Andrang zu der vom Direktor der Neurochirurgi- schen Klinik, Professor Dr.

Volker Seifert, initiierten neuen Vorlesungsreihe. Pro- fessor Gazi M. Yasargil, gilt als Vater der Mikroneurochi- rurgie. Er hat nicht nur das Standardwerk zum Thema verfasst, er hat in zukunfts- weisender Manier gemein- sam mit innovativen Indu- strie-Betrieben das neurochi- rurgische Operationsmikro- skop entwickelt und so ver- feinert beziehungsweise an- gepasst, dass es heute das un- verzichtbare Handwerkszeug beinahe jeder neurochirurgi- schen Operation darstellt.

Vor allem aber war er ein Meister im Umgang damit.

Es gibt praktische keinen neurochirurgischen Zugang, der nicht von ihm erfunden, verbessert oder verfeinert worden wäre.

R I C H T F E S T A M B AUA B S C H N I T T O S T

Das „Jahrhundertwerk“

nimmt Formen an

Ende Oktober konnte Richtfest am größten und bedeutendsten Gebäude der Uni-Klinik-Erneue- rung gefeiert werden – dem östlichen Teil des Haupttraktes.

Das Haus wird Standort sein für die neue interdisziplinäre Not- aufnahme, für OP-Säle, Unfall- chirurgie und das neue Zentrum für Radiologie sowie nahezu alle Chirurgischen Kliniken.

V

on Ferne sieht das neue Ge- bäude mit seinem spektakulä- ren Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach ein wenig wie das Raumschiff „Enterprise“ aus. Ein Verweis auf ferne Galaxien. Doch so fern sind die Zeiten nicht mehr.

Mitte 2006 soll das Gebäude fertig- gestellt sein, 2007 dann die Ge- samtsanierung der Uni-Klinik ih- ren Abschluss finden.

„Dieser Festakt zeigt, dass wir zum Frankfurter Universitätsklinikum als medizinisches Kompetenz-Zen- trum in Hessen stehen“, betonte Professor Dr. Joachim-Felix Leon- hard, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, anlässlich der Feier. Allein in den vergangenen 30 Jahren seien insgesamt 500 Millionen Euro in

W E I T E R S E I T E 2

Thomas Müller-Bellingroth, Kaufmännischer Direktor, begrüßte die Richtfest-Gäste; mit dem Chef-Zimmermann stießen an (kleines Bild v.l.): Ärztlicher Direktor Prof. Dr.

Roland Kaufmann, Uni-Vize-Präsident Prof. Dr. Jürgen Bereiter-Hahn und Staatssekretär Prof. Dr. Joachim-Felix Leonard

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Das Jahr 2004 stand im Frankfurter Universitätsklinikum ganz im Zeichen der Zukunftsentwicklung. Mediziner der Uni-Klinik entwickelten neue diagnostische Verfahren und Therapiemetho- den. Fortschritte in Diagnostik und Therapie haben aber auch mit neuester Medizintechnik Einzug gehalten. Zwei Beispiele:

Die Magnet-Resonanz-Tomographen im neuen Brain Imaging Center eröffnen neueste Perspektiven für die neurowissen- schaftliche Forschung. In der Klinik für Neurochirurgie wurde einer der weltweit modernsten Operationssäle eingerichtet.

Mit seinem intraoperativen Kernspintomographen sind nun Operationen am Gehirn mit bisher einmaliger Präzision und größter Sicherheit für den Patienten möglich.

Entscheidend weiterentwickelt hat sich aber auch „das Ge- sicht“ der Uni-Klinik. Im Frühjahr konnten wir das neue Hör- saal-Zentrum einweihen. Der großzügig verglaste Bau setzt neue Akzente auf dem Uni-Klinik-Gelände.Anfang September durften wir das Zentrum für Stammzellentransplantation am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin seiner Bestimmung übergeben. Dieses Projekt ist auch deshalb etwas ganz beson- deres, weil es zur Hälfte aus privaten Spendenmitteln finanziert wurde, ohne die das so wichtige Zentrum nicht so rasch und sicher auch nicht in dieser Form hätte realisiert werden kön- nen. Im November schließlich konnten wir Richtfest feiern für den Bauabschnitt Ost, der innerhalb der gesamten Baumaßnah- men am Universitätsklinikum schon wegen seiner Dimension und den zahlreich betroffenen Fachdisziplinen eine herausra- gende Bedeutung hat.

Derartige Entwicklungen sind ganz entscheidend für unsere Zukunft, um auch weiterhin den Ansprüchen der Gesundheits- politik und der Patienten, aber auch denen der Ausbildung von medizinischem Nachwuchs auf höchstem Niveau gerecht wer- den zu können.All das kostet Kraft und manchmal brauchen Patienten, Besucher und Mitarbeiter der Uni-Klinik wohl auch ein wenig Geduld, müssen eine Weile mit Unzulänglichkeiten leben oder im Alltag auf den Stationen und in den Funktionsbe- reichen ihr Improvisationstalent unter Beweis stellen.Aber in diesem Jahr war doch auch sehr deutlich sichtbar und spürbar, dass es vorangeht und sich nach und nach auch die Vorteile der baulichen und medizinischen Weiterentwicklung einstellen.

Ihnen allen danken wir für Ihr Verständnis und für Ihre Nach- sicht, wenn es durch die umfangreichen Baumaßnahmen bei laufendem Betrieb gelegentlich zu Beeinträchtigungen kommen musste, aber auch für Ihr fortgesetztes Engagement, ohne das eine Weiterentwicklung in der heutigen Zeit nicht möglich wä- re.

Ihnen und Ihren Familien, wie auch unseren Patienten wün- schen wir ein friedliches Weihnachtsfest und einen guten Start in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Mit freundlichen Grüßen Ihre

E D I T O R I A L 1 R U B R I K 2 E D I T O R I A L

Entwicklungen

F O R T S E T Z U N G

DA S „ J A H R H U N D E R T W E R K “ N I M M T F O R M E N A N

Frankfurt investiert worden. „Trotz schwieriger Zeiten ist das eine richti- ge Investition in die Zukunft“, sagte Thomas Müller-Bellingrodt, Kauf- männischer Direktor der Uni-Klinik, in seiner Begrüßung, „denn die bau- liche Optimierung geht einher mit dem wissenschaftlichen Rang des Klinikums.“

In Anspielung auf die östliche Lage des Bauabschnitts sprach Professor Dr. Roland Kaufmann, Ärztlicher Direktor des Klinikums, in seiner Rede von „unserem ganz persön- lichen Aufbau Ost.“ Es handele es sich bei dem 1. Bauabschnitt Ost (Haus 23) um das größte und gleich- zeitig bedeutendste Gebäude des ge- samten Bauprojekts. „Man kann jetzt schon sehen, dass hier etwas ganz großes entsteht“, meinte auch Professor Dr. Jürgen Bereiter-Hahn, Vize-Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität, „es ist nicht übertrieben, von einem Jahrhundert- werk zu sprechen.“

Bauherr des mit 77,5 Mio. Euro ver- anschlagten viergeschossigen Gebäu- dekomplexes ist das Land Hessen, vertreten durch das Hessische Bau- management. Finanziert wird die Maßnahme durch den Bund, das Land Hessen und das Universitäts- klinikum Frankfurt. Die Planung des Neubaus erfolgte durch das Münch- ner Architektenbüro Nickl & Part- ner, Sieger eines im Jahre 1999 aus- geschriebenen EU-weiten Architek- ten- und Ingenieurwettbewerbes. Bei seiner Fertigstellung Mitte 2006 wird der Bau mit einer Nutzfläche von 13.976 m2ausreichend Platz für wich- tige Betriebseinheiten und Funk- tionsstellen bieten, die bisher auf dem Klinikgelände dezentral ausge- lagert waren.

„Da der Zentralbau ohne Auslage- rungsflächen nicht hätte saniert wer- den können, planten die Architekten einen Erweiterungsbau“, erläuterte Baudirektor Bernd Becker vom Hes- sischen Baumanagement den Sanie- rungsplan. Nach Abschluss dieser Maßnahme und Umzug der Be- triebsstellen werden daher die Funk- tionsgeschosse des Hauptgebäudes saniert. Diese Arbeiten werden nochmals 93,5 Mio. Euro kosten.

Im Tiefgeschoss wird die neue Zen- tralsterilisation eingerichtet, welche durch einen separaten Aufzug mit der Operationsabteilung im zweiten Obergeschoss verbunden sein wird.

Die neue interdisziplinäre Notauf- nahme aller internistischen und chi- rurgischen Kliniken inklusive Tages-

klinik, Schockraum und Notfall-OP sowie das neue Zentrum für Radio- logie und die Unfallchirurgie werden im Untergeschoss untergebracht. Im Erdgeschoss ziehen die Chirurgi- schen Kliniken für Allgemeinchirur- gie, für Thorax-, Herz- und Gefäß- chirurgie, für Urologie sowie für Kiefer- und Plastische Chirurgie ein.

Im ersten Obergeschoss des Hauses finden sich künftig vier Intensivsta- tionen, der Herzkatheterbereich und eine Spezialpflegestation für Nukle- armedizin. Darüber werden 14, mit modernster Technik ausgestattete Operationssäle eingerichtet, die für stationäre wie auch ambulante Be- handlungen genutzt werden können.

Die Tagesklinik für ambulante OP- Behandlungen wird hier ebenfalls ih- ren Platz finden. Auf dem Dach des Erweiterungsbaus entsteht schließ- lich in 20 Meter Höhe der neue Hub- schrauberlandeplatz, der direkt mit dem darunter liegenden operativen Zentrum verbunden sein wird.

Die Verbindung zwischen dem neu- en Erweiterungsbau und dem sanier- ten Altbau, in dem das Zentrum der Inneren Medizin zusammengefasst wird, wird die neue Eingangszone darstellen: In einer großzügigen, lichten Eingangshalle werden alle Service- und Kommunikationsein- richtungen liegen. Das Dach der Halle wird weit über das Gebäude hinaus in den neuen Campus ragen und so den „Empfang“ kennzeichnen.

Führender Molekularbio- loge zu Gast

Mit Professor Dr. Joseph S. Taka- hashi von der North-Western Uni- versity (USA) war Mitte Novem- ber einer der weltweit führenden Molekularbiologen für einen wis- senschaftlichen Vortrag am Frank- furter Klinikum zu Gast. Seine Forschungsarbeiten haben ent- scheidend zum heutigen Verständ- nis der molekularen Grundlagen von circadianen Rhythmen beige- tragen. Das sind Schwankungen in der Physiologie und Biochemie von Organismen, die schon bei Einzellern deren Verhalten in ei- nem etwa 24stündigen Rhythmus steuern. Diese Rhythmen werden durch eine biologische Uhr her- vorgerufen. Die Veranstaltung fand im Rahmen der 6. Aventis(i)- Lab Lectures statt.

Prof. Roland Kaufmann Ärztlicher Direktor

Prof. Josef Martin Pfeilschifter Dekan

Thomas Müller-Bellingrodt Kaufmännischer Direktor

Martin Wilhelm

Pflegedirektor

(3)

A K T U E L L 3

N E U E B I L D G E B E N D E V E R FA H R E N E R L AU B E N P R Ä Z I S E R E D I AG N O S E N

Verbesserter Durchblick

Neue Kooperation

Seit Mitte Oktober kooperieren die Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim und das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uni-Klinik unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Vogl zum Zweck der Optimierung der bildgebenden Diagnostik und Inter- vention. Für die Bildgebung von Er- krankungen der Gelenke und Ge- lenkweichteile galt bislang das kon- ventionelle Röntgenbild als Stan- dard. Die Zukunft der Gelenkdiag- nostik gehört jedoch dem kombi- nierten, auf den individuellen Patien- ten ausgerichteten Einsatz von mo- dernen Verfahren wie MRT, CT und Ultraschall. Eine wesentliche Aufga- be der Kooperation ist zudem das Thema Strahlenschutz. Ziel ist es, bei Untersuchungen im Erwachse- nen- sowie vor allem auch im Kin- des- und Jugendalter die Strahlen- dosis zu reduzieren. Die Koopera- tion von Radiologie, Orthopädie und Unfallchirurgie beinhaltet außerdem die Weiterentwicklung der computerunterstützten chirur- gischen Navigation.

Die Interventionelle Magnet-Re- sonanz-Tomographie erweitert die Bandbreite minimalinvasiver Eingriffe

CT-Aufnahme einer Wirbelsäulenfraktur nach einem Unfall

Gelenk- und Wirbelsäulenerkran-

kungen können nun noch präziser, schneller und sicherer behandelt werden.Verbesserte bildgebende Verfahren in der Radiologie ver- schaffen Chirurgen und Orthopä- den den nötigen Durchblick und ermöglichen neuartige minimalin- vasive Interventionen, so das Re- sultat des 5. Frankfurter interdis- ziplinären Symposiums für innova- tive Diagnostik und Therapie (FISI 2004).

D

ie neuen bildgebenden Verfah- ren zeigen, dass die Technik immer schneller zu immer prä- ziseren diagnostischen Ergebnissen führt“, sagt Professor Dr. Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Dia- gnostische und Interventionelle Ra- diologie und einer der wissenschaft- lichen Leiter des FISI-Symposiums, das im September am Uniklinikum stattgefunden hatte. In dessen Mittelpunkt stand die bildgebende Diagnostik und Therapie bei Er- krankungen der Gelenke und der Wirbelsäule – Gebiete, in denen bis- her konventionelles Röntgen und nuklearmedizinische Verfahren als Standard galten. „Die Zukunft der Gelenkdiagnostik gehört jedoch der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) sowie Ultraschallverfahren“, betont Professor Vogl.

3 D - DAT E N S AT Z

Die MRT liefert im Unterschied zu den bisher angewandten Methoden gestochen scharfe Bilder der Ge- lenkweichteile ohne Röntgenstrah- lung. Verletzungen lassen sich so ein- wandfrei erkennen. Ultraschall er- laubt sogar die Darstellung des Ge- lenks während der Bewegung. Durch

diese exakteren Diagnosemethoden können Ärzte genau abgestimmte Therapien einleiten.

In der klinischen Routine, insbeson- dere in der Traumatologie, eröffnet der Einsatz moderner Multidetektor- Computertomographen (MDCT) völlig neue Möglichkeiten: Sie lie- fern einen ganzen 3D-Volumenda- tensatz des bestrahlten Bereichs.

Aus diesem können beliebig viele Ansichten generiert werden. Weitere Untersuchungen mit Röntgenstrah- lung sind nicht nötig. Die gesamte radiologische Notfalldiagnostik kann in einem Arbeitsschritt durchgeführt werden.

V I R T U E L L E B I L DW E LT E N Auch bei Wirbelsäulenerkrankungen ergeben sich neue Interventions- und Operationstechniken. Radiologische Interventionen im Bereich der Wir- belsäule werden vor allem aus dia- gnostischen Gründen durchgeführt.

An erster Stelle steht dabei die Dia- gnose tumoröser Erkrankungen.

Während lange Zeit die chirurgisch offene Biopsie als einzige Möglich- keit galt, um an Gewebeproben zu kommen, sind diese Eingriffe mit den modernen, minimalinvasiven Techniken nun ambulant möglich.

„Vorteil dieses Verfahrens ist die ge- ringe Komplikationsrate“, bestätigt Professor Dr. Ludwig Zichner, Ärzt- licher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim.

Ebenso eröffnen moderne OP-Tech- niken neue Perspektiven für die Wir- belsäulenchirurgie: Die computer- unterstützte Navigation (CAS – Computer-Assisted Surgery) hilft dem Chirurgen, Eingriffe präopera- tiv zu planen und intraoperativ zu verfolgen. „Durch die präzise Navi- gation in einer virtuellen Bildwelt können die Zugänge zum Opera- tionsgebiet klein gehalten und so der Blutverlust des Patienten und das In- fektionsrisiko minimiert werden“, sagt Professor Dr. Ingo Marzi, Di- rektor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie.

Auch in der Schmerztherapie setzen Mediziner minimalinvasive Verfah- ren ein. Bei Tumorerkrankungen

und der Osteoporose wird der Schmerz durch einen zunehmenden Verlust an Knochenmasse bedingt.

Bei der Vertebroplastie (bzw. Oste- oplastie) wird der Verlust von Kno- chenmasse durch das Einspritzen von zunächst flüssigem Knochenze- ment ausgeglichen.

(4)

ten (Sentinel) lässt sich so markieren, denn er wird mit Messsonden auf- spürbar und zusätzlich blau sichtbar gemacht. Dadurch kann er minimal- invasiv aufgesucht, entfernt und auf Metastasen hin untersucht werden.

„Dieses Diagnoseverfahren ist be- deutend empfindlicher als alternati- ve Methoden mit Ultraschall oder dem Computertomogramm. Wenn einmal der Schildwächter-Lymph- knoten befallen ist, müssen wir von möglichen weiteren Metastasen aus- gehen. Beziehungsweise können wir Tochtergeschwüre eher ausschließen, wenn dieser Lymphknoten gesund ist“, so Privatdozent Dr. Maurizio Podda, Oberarzt am Zentrum der Dermatologie und Venerologie an der Uni-Klinik. „Patienten, denen ein Melanom mit mehr als einem Millimeter Tiefenausdehnung ent- fernt wird, empfehlen wir die Senti- nel-Lymphonodektomie. Denn wenn wir uns damit Klarheit über die Aus- maße des Krebses verschaffen, kön- nen wir gezielter handeln.“

F R Ü H E H AU T K R E B S - F O R M E N W E G G E C R E M T Wer seine Haut schützen will, sollte sich vor dem Sonnenbaden immer eincremen. Trotz diesem Wissen er- kranken in Deutschland jährlich Zehntausende Menschen an Haut- krebs. Doch die Medizin arbeitet auf Hochtouren an neuen Therapiemög-

lichkeiten – mit Erfolg. So ist die Dermatologie im Kampf gegen den hellen Hautkrebs nun wieder einen Schritt weiter: Statt die Tumore mit dem Skalpell zu entfernen, setzen die Ärzte inzwischen auf Creme.

Zwei verschiedene Methoden haben sich dabei durchgesetzt. Eine völlig neue Behandlungsform besteht le- diglich aus dem Auftragen und Ein- wirken einer Creme. Bei der zweiten Möglichkeit, der so genannten Photodynamischen Therapie (PDT) wird eine Creme auf die erkrankte Hautpartie aufgetragen und an- schließend mit Rotlicht bestrahlt.

Der Wirkstoff reichert sich in den Tumorzellen an, die dabei absterben – die gesunden Zellen wiederum rea- gieren nicht.

F R Ü H E R K E N N U N G

V E R H I N D E R T O P E R AT I O N Maßgeblich beteiligt an der Entwick- lung der PDT war Professor Dr.

Roland Kaufmann, Direktor des Zentrums der Dermatologie und Ve- nerologie an der Universitätsklinik Frankfurt: „Vor allem die hellen Hautkrebsformen, aktinische Kera- tosen, das sind Vorstufen, und ober- flächliche Karzinome können wir mit den Cremetherapien gut behandeln.

Die Methoden sind nicht nur wirk- sam, sondern vor allem schonender für den Patienten als operative Maß- nahmen.“ Der helle Hautkrebs tritt etwa zehn Mal so häufig auf wie der schwarze (Melanom). Früherken- nung und eine frühzeitige Therapie kann also viele schlimme Krank- heitsverläufe abwenden und Opera- tionen vermeiden.

E D I T O R I A L 1 M E D I Z I N 4

V E R B E S S E RT E D I AG N O S E U N D T H E R A P I E B E I H AU T K R E B S

Früherkennung und schonende Behandlung

Der Deutsche Hautkrebspreis wird jährlich von der Deutschen Hautkrebs-Stiftung unter Vorsitz von Professor Dr. Roland Kauf- mann (Uni-Klinik Frankfurt) ver- liehen. In diesem Jahr ging der mit 10.000 Euro dotierte Preis für außerordentliche Leistung auf dem Gebiet der Hautkrebsfor- schung an Professor Dr. Peter Friedl von der Universitätshautkli- nik sowie dem Rudolf-Virchow- Zentrum für Experimentelle Bio- medizin Würzburg, für seine Un- tersuchungen zum Eindringen von Krebszellen in das Gewebe.

Preisübergabe (v.l.): Dr. Manon Sommerlad, Prof. Dr. Peter Friedl, Stadträtin Dr. Ursula Fechter und Prof. Dr. Roland Kaufmann

Deutscher Haut- krebspreises 2004

Die Zahl der Hautkrebserkran- kungen in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr, die Betroffenen wer- den immer jünger. Jeder Zehnte ist noch keine 30. Insgesamt er- kranken jährlich 100.000 Men- schen an Hautkrebs.Verantwort- lich für rund 2.000 Tote im Jahr ist das Melanom, der schwarze Haut- krebs.Auf einem Live-Symposium in Darmstadt und Frankfurt Ende Oktober wurden nun neue Diag- nose- und Therapieverfahren vor- gestellt.

F

rüherkennung ist der wichtigste Schritt im Kampf gegen Haut- krebs. Da es trotz intensiver For- schung bis heute keine gesicherte Heilungschancen gibt, setzt die Me- dizin auf die frühzeitige und genaue Diagnose, um im Frühstadium noch helfen zu können. Das ist besonders wichtig, wenn der Krebs droht, Metastasen zu streuen – im Fall des Melanoms häufig zuerst in den Lymphknoten. Im Frankfurter Klini- kum wenden die Ärzte eine diagnos- tische Methode an, die sehr viel zu- verlässigere Ergebnisse bringt als an- dere verfügbare Verfahren: die so genannte Sentinel-Lymphonodekto- mie. Dabei wird im Umfeld des Me- lanoms ein radioaktiver Stoff in die Haut gespritzt und gegebenenfalls zusätzlich Farbstoff. Der dem Tumor am nächsten liegende, schwierig auf- findbare Schildwächter-Lymphkno-

Die aktinische Keratose (oben) sowie oberfläch- liche Basalzell- karzinome (links) lassen sich mit der Cremetherapie behandeln

Kunstaus- stellung

N

och bis zum 7. Januar 2005 werden in der Abteilung An- giologie des Frankfurter Uni- versitätsklinikums im Erdgeschoss des Hauses 13 A Bilder der Malerin- nen Ingrid Müller-Owczarek und Ina Hermann ausgestellt. Die Kunstaus- stellung ist montags bis freitags von 8:30 bis 16:00 Uhr geöffnet.

Inspiriert von Licht, Luft und Sonne, fangen die Bilder von Ingrid Müller- Owczarek die Stimmung der spani- schen Insel La Gomera ein, wo sie größtenteils entstanden sind. Intensi- ve, kräftige Farbtöne bestimmen die Werke der Künstlerin, die Malerei und Graphik auf Burg Giebichen- stein bei Halle a. d. Saale studierte.

Die Bildauswahl der Erfurter Künst- lerin Ina Hermann zu dieser Ausstel- lung steht für Stille, das vordergrün- dig Undramatische, ein Ausgangs- punkt für Geschichten. Jedes Acryl- bild ist ein Anker für den Augen- blick – die Stimmung einer gewitter- trächtigen Landschaft in gleichem Maße wie die Tapete hinter dem Schrank eines Abrisshauses oder ei- nige gelesene Worte.

(5)

M E D I Z I N 5

N

eue Methoden in der Behand- lung von starker Fehlsichtig- keit sind weltweit auf dem Vor- marsch. Statt auf konventionelle Sehhilfen wie Brille und Kontaktlin- se setzen immer mehr Menschen auf Korrekturen durch chirurgische Ein- griffe. Ganz oben auf der Beliebt- heitsskala stehen Laser-Behandlun- gen. Allein in Deutschland lassen sich jedes Jahr rund 80.000 Patienten erfolgreich per Laser behandeln, mit steigender Tendenz. In den meisten Fällen wird dabei das so genannte LASIK-Verfahren angewendet. Der Grund: Es zeichnet sich durch hohe Sicherheit, Effektivität, Stabilität, Vorhersehbarkeit und eine niedrige Komplikationsrate aus.

KO M P L I K AT I O N E N M I N I M I E R T

Die 500.000-Euro-Investition bringt den Patienten der Klinik, einer der führenden Augen-Kliniken in Deutschland, weitere Verbesserun- gen. „Mit Hilfe des neuen Lasers ist es möglich, die ohnehin schon gerin- ge Komplikationsrate bei LASIK- Eingriffen auf ein Minimum zu redu- zieren“, so Professor Dr. Thomas Kohnen, Oberarzt an der Klinik für Augenheilkunde. Damit sollen ver- einzelte Beeinträchtigungen, über die Patienten im Anschluss an den Eingriff klagten, zum Beispiel herab- gesetzte Dämmerungsschärfe oder störende optische Phänomene, künf- tig der Vergangenheit angehören.

„Mit dieser Investition in die neueste Technologie hat die Frankfurter Uni-Klinik ihre führende Rolle in der LASIK-Behandlung wieder ein- mal unter Beweis gestellt“, betont Professor Kaufmann.

Die Stärke des neuen Zyoptix-Laser- systems liegt in erster Linie in seiner Genauigkeit. Es erlaubt wesentlich präzisere Messungen und Korrektu- ren der Fehlsichtigkeit, so dass sämt- liche Abbildungsfehler des Auges er- fasst und korrigiert werden können.

Das zu dem System gehörende Aberrometer misst selektiv die Brechkraft des Auges an über 50 Punkten. Diese Daten werden zu- sammen mit denen der Hornhautto- pographie in den Computer des La- sergerätes eingelesen und dienen als Grundlage für die Behandlung. Eine weitere Besonderheit des neuen Systems: Es erlaubt individualisierte Laserbehandlungen der Hornhaut.

Verantwortlich dafür ist eine speziel- le Software, die die Daten des Horn- hauttopographen und des Wellen- front-Aberrometers miteinander kombiniert und auf diese Weise ein individuelles Abtragsprofil generiert.

Darüber hinaus verfügt das Univer- sitätsklinikum über einen Laser (Schwind ESIRIS), der eine weitere Optimierung der Behandlung be- wirkt. Hierbei werden mit Hilfe ei- nes Hornhaut-Topographie-Systems oder eines Aberrometers maßge- schneiderte Abtragsmuster entwor- fen, die in der Behandlung mit dem Laser umgesetzt werden. „Durch dieses Verfahren können wir die Sehqualität insbesondere bei Patien- ten verbessern, die sich bereits einer refraktiven Behandlung unterzogen haben und über eine reduzierte Seh- qualität klagen“, führt Professor Kohnen aus.

Ü B E R Z E U G E N D E E R G E B N I S S E

Neben den Laserverfahren bietet die Implantation von Linsen eine weite- re Möglichkeit, die starke Fehlsich- tigkeit von Patienten zu korrigieren.

P R Ä Z I S I O N S - L A S E R U N D L I N S E N - I M P L A N TAT E

Haben Brille und Kontaktlinse bald ausgedient?

„Dieses ebenso schonende wie nach- haltige Verfahren bringt bei Patien- ten mit einer hohen Kurzsichtigkeit – ab etwa minus sechs Dioptrien – be- sonders gute Ergebnisse“, erklärt Professor Kohnen. Derzeit führt die Universität Frankfurt verschiedene Studien über neuartige, besonders elastische Intraokularlinsen durch.

Hierbei handelt es sich um Vorder- kammerlinsen, die zwischen der Hornhaut und der Iris sitzen. Der Vorteil: „Durch das neue, hochelasti- sche Material der intraokularen Lin- se ist nur noch ein kleiner Schnitt von etwa drei Millimetern für die Implantation notwendig“, so Profes- sor Kohnen. „Der Schnitt ist so klein, dass er nicht mehr mit einer Naht verschlossen werden muss.“

Das hat zur Folge, dass Astigma- tismus, eine normalerweise durch die Naht erzeugte Sehstörung, nicht mehr festgestellt werden kann und das angestrebte postoperative Er- gebnis wesentlich schneller eintritt.

„Erste Implantationen haben sehr überzeugende Ergebnisse gebracht“, zeigt sich Professor Kohnen, der als

„Visiting Professor“ eine Gastpro- fessur am Baylor Collage of Medici- ne, Houston, Texas, innehat, überaus zufrieden mit dem bereits erzielten Stand der Studie, die die Vorteile der elastischen Linse gegenüber bisher auf dem Markt erhältlichen Linsen wissenschaftlich belegen will.

Die Anschaffung eines hochwertigen Präzisions-Laser der neuesten Generation ermöglicht den Spezialisten der Klinik für Augenheilkunde, die Behandlung von Fehlsichtigkeit erheblich zu perfektionieren. „Mit dem Zy- optix der Firma Bausch & Lomb sind wir auf dem höchsten Stand des derzeit technisch Machbaren – und können mit den finanziell besser ausgestatteten Privatkliniken mehr als mithalten“, erklärt Professor Dr. Ro- land Kaufmann, Ärztlicher Direktor der Frankfurter Uni-Klinik.

Zyoptix 100 (oben) und Zyoptix XP – Lasertechnologie der neu- sten Generation

„Hormonelles – Dyshormonelles – Harmonisches“ lautete der Titel der Abschiedsvorlesung von Pro- fessor Dr. Klaus-Henning Usadel, dem ehemaliger Direktor der Me- dizinischen Klinik I (Endokrinolo- gie / Angiologie).

P

rofessor Dr. Klaus-Henning Usadel wurde 1990 auf den Lehrstuhl für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Endokrinolo- gie der Johann Wolfgang Goethe- Universität berufen. Seit 1995 war er Lehrstuhlinhaber und Direktor der Medizinischen Klinik I am Zentrum der Inneren Medizin. Der Endokri- nologe und Diabetologe ist vor allem durch die Erforschung, Erkennung, Behandlung und Prävention von Di- abetes im In- und Ausland bekannt geworden. Darüber hinaus hat sich Professor Usadel auf Grund seiner Forschungsarbeiten auf den Gebie- ten der Autoimmungenetik und der Pathophysiologie von Schilddrüsener- krankungen einen Namen gemacht.

Von 1988 bis 1999 war Professor Usadel Delegierter der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissen- schaftlichen Medizinischen Fachge- sellschaften (AWMF) Düsseldorf und dort ab 1990 Vizepräsident. Im Amtsjahr 2002/2003 war er zudem Präsident der renommierten Deut- schen Gesellschaft für Innere Medi- zin. 2002 erhielt Professor Usadel das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Neben seinen wissenschaftlichen Leistungen hat sich Professor Usadel auch einen Namen als Musiker ge- macht. Zu den Höhepunkten des Tü- bingers, der vor seinem Medizinstu- dium in Bonn und Tübingen am Mu- sik-Konservatorium Komposition studierte, gehören zweifellos die Auftritte mit dem weltberühmten Frankfurter Jazz-Posaunisten Albert Mangelsdorff (Foto).

P R O F E S S O R U S A D E L

Diabetes und Musik

Fotos:Bausch&Lomb AG

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P E R S O N A L I E 6

R E N O M M I E RT E W I S S E N S C H A F T L E R I N F O R S C H U N G U N D L E H R E

Zahlreiche Neuberufungen

I

n der Verwaltung der Uni-Klinik steht der Bereich Finanzen, in dem die ehemaligen Dezernate Con- trolling und Finanzen zusammenge- fasst wurden, unter der Leitung des neuen Finanzdezernenten Wolfgang Weber. Der 42-Jährige hat am 1. No- vember seinen Dienst angetreten. Er wechselte aus Heidelberg, wo der Diplom-Kaufmann seit 1991 am dor- tigen Klinikum das Controlling leite- te, an den Main. Am Universitätskli- nikum Frankfurt plant Wolfgang We-

ber, die leistungs- und anreizbezoge- ne interne Budgetierung auszubauen sowie eine fallbezogene Kostenrech- nung zur gesetzlichen DRG-Kalkula- tion zu etablieren. Für den neuen Fi- nanzdezernenten steht dabei die Si- cherstellung und der Ausbau der Leistungsfähigkeit des Klinikums so- wie die Finanzierung von Kranken- versorgung, Forschung und Lehre auf hohem Niveau im Mittelpunkt

seiner Tätigkeit. Finanzdezernent

Wolfgang Weber

Finanzdezernent

Der Fachbereich Medizin der Jo- hann Wolfgang Goethe-Univer- sität ist 2004 mit seiner Beru- fungspolitik erneut in die Offensi- ve gegangen. Elf neue Kolleginnen und Kollegen werden nun die Uni-Klinik in Forschung und Leh- re verstärken. Uni-Klinik aktuell stellt die Wissenschaftler vor.

Professor Dr. Peter Baderkommt aus Tübingen und verstärkt seit Ok- tober 2004 den Bereich der pädiatri- schen Stammzellentransplantation in der Klinik für Kinderheilkunde III (Direktor Professor Dr. Thomas Klingebiel). Die Schwerpunkte des 42-Jährigen liegen auf den Gebieten der klinischen und experimentellen Stammzellentransplantation, insbe- sondere bei der molekularbiologisch basierten Diagnostik sowie der im- mun- und zelltherapeutischen Inter- vention. Professor Bader hat zuletzt als Oberarzt in der Universitätskli- nik Tübingen gearbeitet und war un- ter anderem zu einem Forschungs- aufenthalt in Bristol/England.

Mit der Geschichte und Ethik der Medizin beschäftigt sich der promo- vierte Mediziner und Germanist Professor Dr. Udo Benzenhöfer, der am 1. Oktober 2004 die Leitung des Senckenbergischen Instituts für Geschichte der Medizin übernom- men hat. Der gebürtige Pforzheimer begann seine Ausbildung in Heidel- berg, war dann an der Medizinischen Hochschule in Hannover tätig, bevor er an die Universität Bonn wechsel- te. In über 100 Veröffentlichungen hat sich der 47-Jährige unter ande-

rem mit Themen wie „Jüdische Ärz- te in Deutschland von 1933-45“, „Pa- racelsus: Leben und Werk“, „Medi- zin im Spielfilm des Nationalsozia- lismus“ sowie „Herausforderung Ethik in der Medizin“ beschäftigt.

Ebenfalls seit dem 1. Oktober ist Professor Dr. Peter Eickholz (41) neuer Direktor der Poliklinik für Pa- rodontologie im Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Stif- tung Carolinum). Der gebürtige Oberhausener begann sein Studium in Köln, nach seiner Promotion wechselte er zur Uni-Klinik Heidel- berg. Dazwischen absolvierte er ver- schiedene Forschungsaufenthalte in den USA. Seine Fachgebiete sind die chirurgische Zahnerhaltung bei Pa- rodontose sowie gewebeerhaltende Maßnahmen. Seit 1993 gewann er verschiedene Forschungspreise.

Professorin Dr. Ingrid Fleming(38) ist in Uni-Klinik aktuell schon vorge- stellt worden. Die Britin aus Nordir- land wurde an das Institut für Kar- diovaskuläre Physiologie (Direktor Professor Dr. Rudi Busse) berufen.

Neuer Direktor des Instituts für All- gemeinmedizin ist Professor Dr.

Ferdinand Gerlach(43). Ihn wird Uni-Klinik aktuell in der Ausgabe 1/05 gesondert vorstellen.

Mit Innovationen im Gesundheitssys- tem beschäftigt sich Professor Dr.

Thomas Gerlinger(45). Seit An- fang November 2004 ist er Direktor des Instituts für Medizinische Sozio- logie; Gesundheits- und Versor-

gungsforschung stehen im Mittel- punkt seiner Tätigkeit. Der Politolo- ge und promovierte Gesellschafts- wissenschaftler arbeitete zuvor am renommierten Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und ab- solvierte mehrere Forschungsaufent- halte in England und bei der EU.

Professor Dr. Jens Gille (39) wurde in Uni-Klinik aktuell ebenfalls schon vorgestellt. Er ist seit Juli 2004 Pro- fessor für dermatologische Onkolo- gie im Zentrum für Dermatologie und Venerologie (Direktor Professor Dr. Roland Kaufmann).

Mit Anästhesie und Intensivmedizin setzt sich Professor Dr. Oliver P.

Hablerauseinander. Seine Tätigkeit ist zugleich mit der Position eines lei- tenden Oberarztes verbunden. Wis- senschaftlich liegen die Schwerpunk- te des Oberfranken im Bereich

„Physiologie und Pathophysiologie des Sauerstofftransportes“, der Ent- wicklung neuer, Fremdblut sparen- der Konzepte sowie der experimen- tellen Anästhesiologie. Zuletzt war der 41-Jährige als Oberarzt in Mün- chen (Klinik Großhadern/Ludwig- Maximilians-Universität) tätig.

Professor Dr. Jochen Kaiser(36) ist seit September Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie im Zentrum der Psychosozialen Grund- lagen der Medizin. Der gebürtige Mainzer studierte in seiner Heimat- stadt sowie in Glasgow, London und Lyon. Sein Fachgebiet ist die medizi- nische Psychologie und Verhaltens- neurobiologie, in einem Sonderfor-

schungsbereich hat er sich mit dem Thema: „Erkennen, Lokalisieren, Handeln: Neurokognitive Mechanis- men und ihre Flexibilität“ beschäftigt.

Das Zentrum der Rechtsmedizin (Direktor Professor Dr. Hansjürgen Bratzke) wird seit dem 1. April durch Professor Dr. Peter Schmidt (46) verstärkt. Das Fachgebiet des Rheinländers, der in Aachen, Düs- seldorf, Köln und Bonn studierte und arbeitete, ist die forensische Morphologie. So befasst er sich unter anderem mit der immunhistochemi- schen Problematik bei Drogentoten.

Neuer Leiter des Instituts für Anato- mie III am Zentrum der Morpholo- gie (Direktor Professor Dr. Horst- Werner Korf) ist Professor Dr. Jörg Stehle. Über ihn wird gesondert in dieser Ausgabe berichtet (Seite 14).

Außerdem stehen drei weitere Neu- berufungen kurz vor dem Abschluss, über die Uni-Klinik aktuell in der nächsten Ausgabe berichten wird.

„Auguste D.“

aufgeführt

M

itte Oktober stand das Thea- terstück „Die Akte Auguste D.“ auf dem Spielplan im Klei- nen Haus des Frankfurter Schau- spiels. Verfasst wurde das Stück vom Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I des Klinikums der J.W. Goethe-Universität Frank- furt, Professor Dr. Konrad Maurer und seiner Frau Ulrike (Uni-Klinik aktuell berichtete). Das Stück greift mit den Mitteln des Theaters ein Thema auf, das in einer Gesellschaft, deren durchschnittliche Lebenser- wartung weiterhin ansteigt, immer mehr an Bedeutung gewinnt: die Alzheimer’sche Krankheit, bekannt nach dem Arzt Alois Alzheimer (1864-1915), der diese Krankheit als Erster definierte. Der Theatertext basiert auf den authentischen Dialo- gen zwischen Alzheimer und seiner Patientin Auguste Deter und bindet sie in die Kontroversen der Psychiat- rie jener Zeit ein.

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P E R S O N A L I E 7

I N T E RV I E W M I T WO L F G A N G S C H WA R Z

Derzeit kein Anlass für betriebs- bedingte Kündigungen

Der gebürtige Saarländer Wolf- gang Schwarz (54) schlug nach sei- ner Ausbildung zum Diplom-Ver- waltungswirt in Trier zunächst ei- ne Beamtenkarriere im rheinland- pfälzischen Wissenschaftsministe- rium ein, wo er in der Abteilung Hochschulwesen für den Uni-Kli- nik-Bereich zuständig war. Nach einem Zusatzstudium zum Di- plom-Betriebswirt wechselte er 1987 als Personalleiter an die Kli- nik der Johannes Gutenberg-Uni- versität in Mainz.

Wolfgang Schwarz

Nach zweijähriger Vakanz ist die Position des Personaldezernenten neu besetzt worden. Uni-Klinik aktuell sprach mit Wolfgang Schwarz, der zugleich auch stell- vertretender Kaufmännischer Di- rektor des Universitätsklinikums ist.

Herr Schwarz, können Sie kurz für die Leser Ihr Aufgaben- gebiet umreißen?

Das Dezernat umfasst mehrere gro- ße Bereiche rund um das Personal, wie die Personalbetreuung, Perso- nalabrechnung oder Personalkosten- steuerung und -statistik, sowie die Abteilung Zentrale Dienste, in der unter anderem das Wohnungswesen, die Sicherheit des Klinikums und der Strahlenschutz oder die Umsetzung der Biostoffverordnung zusammen- gefasst sind. Meine Aufgabe als Stellvertreter des Kaufmännischen Direktors ist eine Abwesenheitsver- tretung für den Fall, dass Herr Mül- ler-Bellingrodt verhindert ist. Der kaufmännische Bereich ist mir dabei nicht fremd, da ich mich sowohl in meiner Tätigkeit im rheinland-pfälzi- schen Wissenschaftsministerium als auch später an der Mainzer Unikli- nik mit den Themen der Kranken- hausfinanzierung und Betriebsfüh- rung vertraut gemacht habe. Mit die- sen Erfahrungen kann ich einiges an Wissen in meine neue Tätigkeit in Frankfurt einbringen.

Was sind aus Ihrer Sicht die drängendsten Fragen als Perso- nalchef?

Höchste Priorität hat angesichts ge- ringer werdender Erträge die Frage der Finanzierung der Personalkos- ten. Wir werden nicht darum herum kommen, diese Kosten, immerhin 70 Prozent der Gesamtkosten, zu redu- zieren – und zwar ohne dabei die Leistungsfähigkeit und die Qualität der Patientenversorgung zu vernach- lässigen. Dies hat viele Facetten. Die Krankenhausfinanzierung ist durch gesetzliche Bestimmungen reguliert, hier haben wir nicht viel Bewegungs- spielraum. Die Absenkung der Er- träge durch den Gesetzgeber ist be- schlossene Sache. Wir müssen von Ertragsausfällen in Höhe von mehre- ren Millionen Euro pro Jahr ausge- hen. Durch unsere bisherigen Spar- maßnahmen sind wir im Sachkosten-

bereich an die Grenzen unserer Möglichkeiten gestoßen, hier besteht kaum noch Spielraum. So müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die Personalkosten anpassen kön- nen. Das Problem dabei ist: Wir sind in den BAT-Flächentarifvertrag ein- gebunden, der sehr starr ist, kaum Leistungsbezüge enthält und auf des- sen Entwicklung wir keinen Einfluss haben. So sind wir darauf angewie- sen, dass diejenigen, die für uns ver- handeln – das ist die Tarifgemein- schaft deutscher Länder –, Ergeb- nisse erzielen, die in unserem Sinne sind.

Was heißt das konkret?

Die Spielräume, die der BAT bieten müsste, müssen größer werden und zwar so weit, dass wir im Tarifbe- reich eine Situation aushandeln kön- nen, die sich an den betrieblichen Notwendigkeiten orientiert. So wie der Flächentarif jetzt besteht, berück- sichtigt er nicht das Schicksal des ein- zelnen Betriebes. Ich will Ihnen zwei Beispiele geben: Jedes Prozent, um das die tarifliche Vergütung angeho- ben wird, ist nicht finanziert und zieht den Abbau von 50 Stellen nach sich. Wir würden uns wünschen, dass die Arbeitsplatzsicherung, die wir eindeutig wollen, ein zunehmendes Gewicht im Vergleich zu Lohnerhö- hungen gewinnt. Der starre Tarifver- trag verhindert andererseits in seiner jetzigen Fassung, bestimmte hoch- qualifizierte und gesuchte Fachkräf- te, die gerade eine Universitätsklinik braucht, besser zu entlohnen.

Wie ist dieser Spagat hinzu- bekommen?

Wir würden gern – gegebenenfalls auch im Verbund mit anderen Uni- versitätskliniken – mit den Gewerk- schaften gezielt verhandeln, was aber zur Zeit nicht möglich ist. Daher werden wir nicht umhinkommen, Bereiche – ausgenommen ist der ärztliche Dienst wegen seiner Anbin- dung an die Universität – auszuglie- dern, um die notwendigen Einspa- rungen zu erzielen.

Gibt es da konkrete Über- legungen?

Es gibt Überlegungen, die Klinik- Service Frankfurt am Main GmbH, die dem Universitätsklinikum mehr- heitlich gehört, in einem stärkeren

Maße zu nutzen. Wir überlegen zur- zeit, welche Segmente wir in die GmbH überführen wollen. Wir ge- winnen so zum Beispiel Freiräume, Löhne und Gehälter zu gestalten, und zwar nicht nur für die medizini- schen, sondern auch für die admi- nistrativen Bereiche.

Was viele Mitarbeiter wissen wollen:Wird es Stellenabbau oder betriebsbedingte Kündi- gungen geben?

Aus heutiger Sicht gibt es für be- triebsbedingte Kündigungen keinen Anlass. Das haben der Vorstand wie auch der Aufsichtsrat bekräftigt.

Allerdings wird es einen Stellenab- bau geben, aber in Maßen, denn wir können nicht unter die Grenze der Leistungsfähigkeit schrumpfen. In erster Linie werden wir durch Um- setzungen versuchen, den Betrieb zu optimieren und durch die Service GmbH eine Auffangposition aufbau- en.

Keine einfaches Terrain ...

... sicher nicht. Wir werden alles dar- an setzen, dies in einem sozialver- träglichen Rahmen zu gestalten. Ich möchte bei dieser Gelegenheit beto- nen, dass ich in allen Dezernaten, die an den Problemlösungen mitarbei- ten, sehr motivierte und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angetroffen und ein gut gerüstetes Umfeld vorgefunden habe. Das macht mir Mut und ich bin deshalb sehr zuversichtlich, diese Aufgaben angehen und lösen zu können.

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I M P R E S S U M

Uni-Klinik aktuell – Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt Ausgabe 4-2004

H E R AU S G E B E R : Uni-Klinik Frankfurt, der Vorstand, Theodor-Stern-Kai 7, 60596 Frankfurt/Main, Telefon: 0 69 / 63 01- 60 00 Telefax: 0 69 / 63 01-74 74 Internet: www.kgu.de

R E DA K T I O N :

Michael Sommer (verantwortlich) Matthias Kittmann, Frank Westbomke, Peter Wiehl

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Merkur-Druck Mayer, Ostfildern

Uni-Klinik aktuell erscheint viermal im Jahr und ist kostenlos im Uniklinikum Frankfurt erhältlich.

Für unverlangt eingesandte Manu- skripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden.

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1 F O R S C H U N G 8

Das Cytome- galie-Virus

Das Cytomegalie-Virus (CMV) gehört zur Familie der Her- pesviren. Es benötigt wie alle Viren lebende Zellen, um sich zu vermehren. Das Virus wird durch engen körperlichen Kon- takt sowie über Schmier- und Tröpfcheninfektionen übertra- gen. Erreger befinden sich zum Beispiel in Speichel, Urin, Blut, Samenflüssigkeit, Muttermilch.

Das Virus ist oft über lange Zeit völlig inaktiv und liegt ver- steckt im Zellkern des Wirtes.

Solange es sich nicht vermehrt, ist es für das Immunsystem nicht angreifbar. Die Bevölke- rung in Deutschland ist, je nach Altersstufe, bis zu 70 Prozent mit dem Cytomegalie-Virus in- fiziert. Da die Infektion oft oh- ne Krankheitssymptome ver- läuft, tragen viele Infizierte den Erreger lebenslang unbemerkt in sich.

2 . P E R I N ATA L KO N G R E S S F R A N K F U RT

Perinatalzentren bieten bessere Überlebenschance für Frühgeborene

N E U E N T D E C K U N G I N D E R V I RU S F O R S C H U N G

Cytomegalie-Viren erhöhen die Aggressivität von Krebs- zellen

Auf dem 2. Perinatalkongress, der im Oktober an der Uni-Klinik Frankfurt stattfand, stellten nam- hafte Geburtsmediziner und Neo- natologen interdisziplinäre Diag- nose- und Therapiekonzepte im Perinatalzentrum vor. Der Kon- gress stand unter der wissen- schaftlichen Leitung von Professor Dr. Karl Bauer, Leiter des Schwer- punktes Neonatologie am Zent- rum der Kinderheilkunde und Ju- gendmedizin, sowie Professor Dr.

Frank Louwen, Leiter des Schwer- punktes Geburtshilfe und Präna- talmedizin am Zentrum für Frau- enheilkunde und Geburtshilfe.

W

issenschaftliche Studien be- legen, dass die Überlebens- chance für Hochrisiko-, Neu- und Frühgeborene in speziell hierfür ausgewiesenen Perinatalzentren am größten und die Behinderungsrate geringer ist“, sagte Professor Bauer, der derzeit auch Präsident der Deut- schen Gesellschaft für Perinatale Medizin ist. „Wird eine Schwangere mit drohender Frühgeburt rechtzei- tig in ein Perinatalzentrum verlegt und kommt ihr frühgeborenes Kind in einem solchen Zentrum zur Welt, so hat es selbst bei einem Geburtsge- wicht unter 1.000 Gramm und einem Schwangerschaftsalter von weniger als 28 Wochen heute eine Überle- benschance von über 90 Prozent“, ergänzte Professor Louwen.

G R E N Z E G E S E N K T

Noch bis in die sechziger Jahre hin- ein überlebten von Kindern mit ei- nem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm nur 30 Prozent, von denen 70 Prozent schwere Dauerschäden davontrugen. Deswegen wurden

Frühgeborene mit weniger als 1.500 Gramm, an manchen Häusern sogar mit weniger als 2.000 Gramm, nicht am Leben erhalten. Diese Grenze sank auf 1.250 Gramm, 1.000 Gramm, 800 Gramm und heute 600 Gramm.

S T E I G E N D E Z A H L F R Ü H G E B O R E N E R

„Dies zeigt, dass jede dieser Grenz- ziehungen willkürlich war oder ist“, meinte Dr. Volker von Loewenich, ehemaliger Leiter des Schwerpunk- tes Neonatologie am Uniklinikum Frankfurt. „Allerdings nimmt mit zu- nehmender Unreife eines Frühgebo- renen auch die Rate schwerer blei- bender Schäden bei den Überleben- den zu. Sie liegt derzeit bei Kindern mit einem Schwangerschaftsalter von weniger als 24 Wochen zwischen 90 und 95 Prozent“, so von Loewenich.

Die Anzahl der frühgeborenen Kin- der hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. „Die Schwangerenvor- sorge ist daher wesentlich darauf ausgerichtet, eine verfrühte Geburt zu vermeiden oder diese solange hin- auszuzögern, bis der Fötus überle- bensfähig ist“, erklärte Professor Louwen. Für die steigende Anzahl frühgeborener Kinder gibt es ver- schiedene Gründe: die Häufung der Mehrlingsschwangerschaften als Fol- ge einer künstlichen Befruchtung, die Möglichkeiten des frühen und geplanten (oder des notfallmäßigen) Kaiserschnitts, schwangerschaftsbe- dingte Erkrankungen der Mutter oder des Ungeborenen. Darüber hin- aus spielen Umwelteinflüsse, Stress, soziale und psychologische Belastun- gen, aber auch Rauchen und Dro- genkonsum während der Schwanger- schaft oder die Zunahme des durch- schnittlichen Alters der Schwange- ren eine Rolle.

Die Uni-Klinik Frankfurt ist eine der Gründungsstätten der Zusammenar- beit zwischen Geburtsmedizinern und Neonatologen in Deutschland.

Seit 1972 gibt es dort das Perinatal- zentrum, in dem Kreißsaal und Neo- natologie Tür an Tür liegen.

Frankfurter Wissenschaftlern ist erstmalig in der Geschichte der Virologie der Nachweis gelungen, dass das zur Herpesgruppe gehö- rende Cytomegalie-Virus das Wachstum von Krebszellen an- regt. Diese Entdeckung ist von großer Bedeutung für eine besse- re Krebstherapie.

Z

um einen bilden Tumorzellen, die mit dem Virus infiziert sind, mehr und schneller Metastasen aus als nicht infizierte Zellen“, er- klärt Professor Dr. Jindrich Cinatl, Leiter des Interdisziplinären Labora- toriums für Tumor- und Virusfor- schung am Institut für Medizinische Virologie in Frankfurt. „Zweitens sind infizierte Tumorzellen wesent- lich unempfindlicher gegenüber Che- motherapeutika und sprechen so schlechter auf eine Chemotherapie an.“ Den Zusammenhang zwischen einer Cytomegalie-Infektion und der Bösartigkeit von Tumoren bestätig- ten nun auch Forscher auf einer internationalen Fachtagung in Frankfurt am Main („5th Meeting on CMV-related Immunopathology“), zu der das Institut für Medizinische Virologie unter der Schirmherrschaft der Frankfurter Stiftung für krebs- kranke Kinder e.V. im September eingeladen hatte.

S YS T E M I S C H E T H E R A P I E Die Proteine und Nukleinsäuren des Cytomegalie-Virus konnten bisher in Hirntumoren, Dickdarm- und Pros- tata-Karzinomen, jedoch nicht in den umliegenden Geweben nachgewie- sen werden. Experimentelle Befunde deuten darüber hinaus auf einen Zu- sammenhang zwischen Cytomegalie- Infektionen und kindlichen Krebser- krankungen wie dem Neuroblastom hin. „Der Einfluss des Cytomegalie- Virus auf die Tumormalignität legt eine systematische Therapie mit der Kombination von Zytostatika – das Zellwachstum hemmende Substan- zen – und Virostatika – die Virus- vermehrung hemmende Substanzen – nahe“, erläutert Professor Dr.

Hans Wilhelm Doerr, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie am Uni-Klinikum Frankfurt, die the- rapeutische Bedeutung der Entdek- kung. „Insbesondere für Kinder, die mit schweren Tumorerkrankungen

und Cytomegalie-Infektionen nur geringe Überlebenschancen haben, ergibt sich daraus die Perspektive, einen besseren Therapieerfolg zu er- zielen.“ Eine weitere Möglichkeit, Krebspatienten mit Cytomegalie- infizierten Tumoren zu behandeln, besteht in der Entwicklung von Immuntherapien. Das Institut für Medizinische Virologie und die Münchner Firma Leukocare planen die Entwicklung von entsprechen- den Therapiestrategien.

W E I T E R E F O R S C H U N G Die Aufklärung des Mechanismus, der dem Zusammenhang zwischen Cytomegalie-Infektion und Bösartig- keit von Tumoren zugrunde liegt, wird Gegenstand weiterer Untersu- chungen sein, die von Wissenschaft- lern und Ärzten der Uni-Klinik Frankfurt in Kooperation mit der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder und Wissenschaftlern und Ärzten der Universität von Alabama in Birmingham (USA) demnächst durchgeführt werden.

Prof. Dr. Frank Louwen (re.) mit Prof. Dr. Franz Kamphaus, Bischof des Bistums Limburg

Foto:helpmaster.de

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M E D I Z I N 9

H

essen galt einmal als die Apo- theke Europas. Hier wurde der weltweit erste vollsynthetische Arzneistoff produziert. Aus einer Färberei wurde so die Weltfirma Hoechst AG. An diese Tradition wollen wir anknüpfen“, betont Pro- fessor Dr. Dr. Gerd Geißlinger, Di- rektor des Institutes für Klinische Pharmakologie und Sprecher des ZAFES-Vorstands. Denn nach wie vor besteht im Rhein-Main-Gebiet eine hervorragende Infrastruktur zur Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln. „Da lag es auf der Hand, ein Netzwerk zu bilden, das in der Entwicklung innovativer Arznei- mittel in den Bereichen Entzündung, Schmerz und Krebs neue Wege geht“, sagt Professor Geißlinger.

Der Geschäftsführer des ZAFES, Professor Dr. Bernd Stowasser, be- tonte bei der Eröffnung des Sympo- siums, dass das ZAFES das beste

Wissen aus drei Welten – Univer- sität, Industrie und Biotechnologie – optimal zusammenführe. Die betei- ligten Wissenschaftler der Fachberei- che Chemische und Pharmazeutische Wissenschaften sowie Medizin arbei- ten dazu in interdisziplinären Teams Hand in Hand mit Forschern aus an- deren Bereichen zusammen. „Naht- stellen“, an denen es bislang in Deutschland im Vergleich zur inter- nationalen Konkurrenz oft zu Verzö- gerungen kam, werden so vermie- den. „Wir decken im ZAFES die ge- samte Wertschöpfungskette eines Arzneimittels ab, von der `Target`- Findung über die Präklinik bis hin zur klinischen Prüfung“, erläutert Professor Geißlinger, „somit finden komplexe Fragestellungen schneller die beste Lösung.“ Ein Beispiel ist die Erforschung der molekularen Mechanismen von Lipiden, die in zahlreichen physiologischen und pa-

thophysiologischen Prozessen wie Entzündungen oder Schmerz eine Schlüsselfunktion haben.

G E W I C H T I G E PA R T N E R Im ZAFES sind die Aktivitäten der Johann Wolfgang Goethe-Univer- sität und des Rhein-Main-Gebietes gebündelt. So ist etwa auch das Stu- dienzentrum Rhein-Main unter dem neuen Dach angesiedelt. Insgesamt 27 Professorinnen und Professoren aus 20 Instituten und klinischen Zen- tren sind Mitglieder. Als assoziierte Partner konnten unter anderem das Paul Ehrlich Institut sowie das Karo- linska Institut im schwedischen Stock- holm, mit dem seit 1990 eine Part- nerschaft und seit 2002 ein gemeinsa- mes Graduiertenkolleg besteht, ge- wonnen werden. Finanziert wird das ZAFES in den ersten beiden Jahren mit 300.000 Euro pro Jahr durch den

Hessischen Innovationsfond, durch die Pharmafirma Aventis, die in der Anfangszeit die Kosten für die Ge- schäftsführung trägt, sowie im We- sentlichen durch die Forschungsleis- tung der Wissenschaftler, die über zahlreiche Projekte Drittmittel ein- werben.

Mit einem hochkarätig besetzten Symposium – darunter der schwedische Nobelpreisträger Professor Dr.

Bengt Samuelsson – ging Mitte Oktober das Zentrum für Arzneimittelforschung, -entwicklung und -sicherheit (ZAFES) an den Start. Ziel des an der Frankfurter Universität verankerten, bundesweit einmaligen Zentrums ist eine schnellere Erforschung innovativer Arzneimittel. Dazu sind im ZAFES die drei Bereiche Universität, Biotechnologie und Industrie zusammengeführt.

Z A F E S I S T A N D E N S TA RT G E G A N G E N

Neue Wege für innovative Arzneimittel

Ein Symposium zur Einweihung:

Im Oktober ging das ZAFES an den Start

Lob für die Uni-Klinik gab es auch von den hessischen Parlamentariern S P I T Z E N P L AT Z I M F O C U S - F O R S C H U N G S R A N K I N G

„Aufsteiger“ der Wissenschaftsszene

Die Anstrengungen beginnen sich auszuzahlen. Im bundesweiten Ranking des Magazins Focus zum Thema „Die besten Universitä- ten“ platzierte sich der Fachbe- reich Medizin der Frankfurter Uni im Bereich Forschung auf Platz 3.

Damit gilt Frankfurt als „Aufstei- ger“ der Wissenschaftsszene.

D

ies ist ein großer Erfolg für un- ser Konzept. Es zeigt, dass Frankfurt zur Spitzengruppe der medizinischen Forschung in Deutschland aufgeschlossen hat“, so der Dekan des Fachbereichs, Profes- sor Dr. Josef Pfeilschifter. Denn der Fachbereich Medizin vergibt seit Mitte der 90er Jahre konsequent ei- nen wachsenden Teil seiner Mittel für Forschung und Lehre auf der Ba- sis klarer Leistungskriterien. Im lau- fenden Jahr sind dies etwa 20 Pro- zent der Gesamtmittel – bundesweit ein Spitzenwert. Dieses Konzept war und ist verbunden mit der gezielten

Förderung besonders zukunftsträch- tiger Forschungsschwerpunkte und mit einer entsprechenden gezielten Berufungspolitik nach dem Motto:

„Die Stärken stärken“.

Dass Frankfurt damit auf dem richti- gen Weg ist, hat auch das Focus- Ranking vom September 2004 zum Thema ‚Die besten Universitäten‘

gezeigt. Beim Forschungsranking (ISI-Zitationsindex) steht Frankfurt bundesweit auf Platz 3, hinter der

TU München und der Uni Würz- burg. Im Bereich der Drittmittelwer- bung ist Frankfurt sogar auf Rang 2.

Hinter sich gelassen hat Frankfurt dabei die einstigen „Champions League-Unis“ Baden-Württembergs, Freiburg, Tübingen und Heidelberg.

Aufholen muss Frankfurt noch im Bereich der „weichen“ Kriterien, der Reputation in der Szene. „Ein- stige Leistungsträger profitieren von ihrem früheren Ruf, Neulinge müs-

sen sich diesen Ruf erst erarbeiten“, sieht Dekan Pfeilschifter dies eher als Ansporn. „Ich freue mich außer- ordentlich über diese hervorragende Position der Frankfurter Medizin.

Sie ist Bestätigung für unseren einge- schlagenen Weg, aber natürlich auch nur eine Momentaufnahme und kein Anlass, sich auszuruhen.“

Der Frankfurter Spitzenplatz war auch Thema des „Parlamentarischen Abends“ am 11. November, den die Uni-Klinik zum vierten Mal veran- staltete. Dabei lädt das Klinikum die Mitglieder der Wissenschafts- und Gesundheitsausschüsse des hessi- schen Landtags ein, um mit den Par- lamentariern aktuelle Themen zu diskutieren. Die Politiker sparten dabei nicht mit Lob, stärkt doch die- ses Ergebnis ganz Hessen im bundes- weiten und auch internationalen wis- senschaftlichen Wettbewerb. Das Konzept „Leistungsanreize statt Alimentierung“ zahlt sich offensicht- lich aus.

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E D I T O R I A L 1 O R G A N I S AT I O N 10

T H E O D O R S T E R N - P R E I S V E R L I E H E N

Verdienste um die externe und interne Kommunikation

M U KOV I S Z I D O S E - V E R S O R G U N G G E S I C H E RT

Christiane Herzog-Preis für ambulantes Behandlungszentrum

Mit dem Theodor Stern-Stiftungs- preis 2004 zur Förderung des Universitätsklinikums wurden Ri- carda Wessinghage und Ralf Dö- blitz ausgezeichnet. Den mit 5.000 Euro dotierten Preis erhielten sie in Anerkennung ihres besonderen Engagements in der Patientenbe- treuung und Öffentlichkeitsarbeit des Klinikums.

D

ie 7. Preisverleihung der Theo- dor Stern-Stiftung – sie wurde eingerichtet, um die Leistungen von Mitarbeitern der Uni-Klinik

Das ambulante Behandlungszen- trum für Patienten mit der Stoff- wechselkrankheit Mukoviszidose an der Frankfurter Uni-Klinik ist mit dem Christiane Herzog-Preis 2004 ausgezeichnet worden. Der mit 65.000 Euro dotierte Preis wurde für die jahrelange vorbildli- che Arbeit der 1995 gegründeten Einrichtung verliehen.

S

eit Christiane Herzog vor fast zwanzig Jahren ihr Engagement für Mukoviszidose-Erkrankte aufgenommen hat, wurde dieser Preis erst dreimal verliehen. Mit der diesjährigen Vergabe wird erstmals eine Spezialambulanz für Erwachse- ne ausgezeichnet. In Hessen verfügt lediglich das Universitätsklinikum

Frankfurt über eine derartige Ein- richtung.

Die Erwachsenenambulanz gehört zur Abteilung Pneumologie/Allergo- logie und wird von Professor Tho- mas O.F. Wagner geleitet. Dr. Joa- chim Bargon hatte sie im Jahr 1995 gegründet, Christiane Herzog weihte die Ambulanz damals persönlich ein.

Die Einrichtung gehört damit zu den ersten und ältesten Erwachsenen- Ambulanzen in Deutschland. Wur- den damals etwa sechzig Patienten betreut, sind es heute fast 150 Pa- tienten im Erwachsenenalter.

Die Ambulanz bietet das gesamte Versorgungsspektrum von Ambu- lanz bis Normal- und Intensivstation einschließlich Beatmungstherapie und Lungentransplantation.

AU S B AU B E DA R F

Vier Ärzte betreuen derzeit die Pa- tienten der Ambulanz. Zu ihren Aufgaben gehört neben der klini- schen Versorgung und der Koordina- tion der Behandlung vor allem die klinische Forschung in allen Berei- chen der Mukoviszidose. Außerdem erforschen sie neue therapeutische Ansätze mit zell- und molekularbio- logischen Methoden. Neben dem ärztlichen Team arbeiten Mitarbeiter der Pflege, Ernährungsberatung, Physiotherapie und der psychosozia- len Betreuung in der Ambulanz. Mit dem Preisgeld soll die Arbeit eines wissenschaftlichen Mitarbeiters für zwei Jahre finanziert werden.

Die große Mehrheit der erwachse-

nen Mukoviszidose-Patienten wird noch immer von Kinderärzten be- treut. „Dabei unterscheiden sich die Erfordernisse an eine Erwachsenen- betreuung doch erheblich von denen einer primär auf Kinder und Jugend- liche spezialisierten Einrichtung“, erläutert Lungenspezialist Professor Wagner. Daher gibt es in diesem Be- reich dringenden Ausbaubedarf. In der Regel werden die Kosten der Mukoviszidose-Ambulanzen durch die gesetzliche Krankenversicherung meist nur zu 50 Prozent gedeckt.

Die Finanzierung von Personalstel- len und medizinischen Geräten wird in diesen Fällen von Regionalgrup- pen und Selbsthilfevereinen wie Mu- koviszidose e.V. oder Christiane Her- zog Stiftung maßgeblich getragen.

würdigen zu können – stand unter dem Motto „Patient und Öffentlich- keitsarbeit: Im Mittelpunkt steht der Mensch“. Professor Dr. Roland Kaufmann, Ärztlicher Direktor des Klinikums und Vorstandsvorsitzen- der der Theodor Stern-Stiftung, wür- digte die beiden Preisträger als Mit- arbeiter, „die sich um das Wohl der Klinik in besonderem Maße verdient gemacht haben. Die Kommunikation nach außen wie innen ist von enor- mer Bedeutung. Denn es bedeutet auch, Problemen zu begegnen und sie zu lösen.“

Die Volljuristin und zugelassene Rechtsanwältin Ricarda Wessingha- ge, aufgewachsen in Mainz, leitet seit Mai 1996 die Stabsstelle Recht, Pres- se und Öffentlichkeitsarbeit, die da- mals direkt dem Vorstand des Klini- kums angegliedert wurde. Ricarda Wessinghage hat die Pressestelle sukzessive auf- und zu einem inter- disziplinären Informationszentrum ausgebaut, das über alle wichtigen Entwicklungen und Neuerungen im Klinikum informiert.

A N W Ä LT I N D E R K L I N K

„Durch ihre Professionalität und ihr Engagement ist es Ricarda Wessing- hage gelungen, das Ansehen des Kli- nikums regional und überregional zu steigern und das Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit zu etablieren. So ist sie in jeder Beziehung eine An- wältin der Klinik“, würdigte Profes- sor Kaufmann die Presseverantwort- liche. In dieser Funktion vermittelt sie Ansprechpartner für interne und externe Anfragen und fungiert als Kommunikationsberaterin für die Mitarbeiter des Klinikums. Daneben plant, organisiert und führt sie diver- se Presseveranstaltungen durch, ko- ordiniert Pressetexte und Reden.

Der examinierte Krankenpfleger und Gruppenleiter im Zentrum der Inneren Medizin, Ralf Döblitz, ist seit 2000 Mitarbeiter in der Kunden-

betreuung und hat diese ins jetzige Service- und Informationsmanage- ment (SIM) des Klinikums umge- wandelt, das neben der Beschwerde- abteilung noch weitere Dienstleis- tungen für Patienten und Mitarbeiter anbietet. Zu den bedeutendsten Pro- jekten, die von Döblitz und den der- zeit drei Mitarbeitern des SIM erar- beitet wurden, gehören die Entwick- lung eines neuen Patienten-Fragebo- gens und die Umgestaltung der zen- tralen Patienten- und Besucherinfor- mation vom klassischen Infopoint zu einer Rezeption, dem „Service und Informationscenter“.

I N I T I AT I V E B E W I E S E N Des Weiteren wurde eine eigene Ho- mepage für Mitarbeiter im Intranet eingerichtet. Außerdem war Döblitz, der kurz vor dem Abschluss zum Dipl.-Pflegewirt steht, maßgeblich an der Entwicklung und Neugestaltung der Patientenbroschüre, einer Trau- erbroschüre für Eltern und des Lage- plans des Klinikums beteiligt. Zu- dem ist verantwortlich für den haus- internen Patienten-Informationska- nal. Professor Kaufmann: „Mit gro- ßer Eigeninitiative und Leistungs- bereitschaft hat Ralf Döblitz dazu beigetragen, dass sich die Quantität und Qualität der Dienstleistungen für die Patienten kontinuierlich ver- bessert hat.“

Prof. Dr. Roland Kaufmann mit den Preisträgern Ralf Döblitz (li.) und Ricarda Wessinghage

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O R G A N I S AT I O N 11

Professor Dr. Stefanie Dimmeler (Molekulare Kardiologie) und Professor Dr.Andreas Zeiher (Kardiologie) vom Universitätskli- nikum Frankfurt wurden gemein- sam mit ihren Kooperationspart- nern mit einer Forschungsförde- rung ausgezeichnet. Sie erhielten sechs Millionen US-Dollar für die kardiovaskuläre Forschung.

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as „Transatlantic Network of Excellence for Cardiac Rege- neration“, an dem beide Frank- furter Forscher maßgeblich mitarbei- ten, hat sich zum Ziel gesetzt, die Reparaturvorgänge des Herzens zu erforschen. Daraus sollen dann neue Behandlungsverfahren zur Regene- ration und Heilung des Herzens nach Herzinfarkt und bei Herzschwäche entwickelt werden.

Herzschwäche („Herzinsuffizienz“) nach Herzinfarkt oder Entzündung des Herzmuskels ist in den west- lichen Industrienationen weiterhin Todesursache Nummer 1. Basierend auf den ersten klinischen Studien in Frankfurt, bei denen aus dem Kno- chenmark oder dem Blut gewonnene patienteneigene Stammzellen erfolg- reich nach Herzinfarkt transplantiert wurden, arbeitet ein internationales Team an der Verbesserung des inno- vativen Behandlungsverfahrens mit körpereigenen Stammzellen zur Wiederherstellung der Herzleistung.

In Deutschland häufen sich War- nungen vor einem drohenden ärztlichen Nachwuchsmangel in Krankenhäusern. Denn immer mehr Ärztinnen und Ärzte wen- den sich alternativen Berufsfel- dern zu oder wandern ins Aus- land ab. Darauf wies die Uni-Kli- nik im Rahmen einer Pressekonfe- renz hin.

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ufgrund der Alterstruktur ge- hen viele Ärzte in der nächsten Zeit in den Ruhestand. Auf der anderen Seite bricht der Nachwuchs weg, weil immer weniger junge Ärz- te die Möglichkeit sehen, ihren

„Traumberuf“ in der angestrebten Weise auch auszuüben und deshalb in nichtkurative Betätigungsfelder

abwandern. Die Entscheidung für einen Ausstieg fällt jedoch nicht, wie häufig angenommen, am Ende des Studiums, sondern ist die Folge

„schlechter Erfahrungen“ in den ersten Jahren als Krankenhausarzt.

Die Vorstellung vom Traumberuf Arzt steht oft im Widerspruch zum Klinikalltag. „Angesichts der schlechten Zukunftsperspektiven im Hinblick auf eine berufliche oder akademische Karriere sind junge Mediziner heute oft nicht mehr be- reit, ihr Privatleben für einen Beruf zu opfern, der mit schlechten Ar- beitsbedingungen und langen und unregelmäßigen Arbeitszeiten ein- hergeht sowie finanziell für Berufs- anfänger nicht besonders attraktiv ist“, sagte der Frankfurter Assisten-

tensprecher Dr. Bora Akoglu vom Zentrum der Inneren Medizin. Und seine Kollegin Dr. Ulrike Henke vom Zentrum für Dermatologie und Ve- nerologie ergänzte die Sicht junger Ärztinnen: „In vielen Bereichen sind die Bedingungen derart schwierig, dass viele Jungmedizinerinnen den Klinikalltag kaum mit dem Wunsch nach Familie vereinbaren können und sich daher ebenfalls genötigt se- hen, Alternativen zu prüfen.“

Weit vor langen Arbeitszeiten und unbefriedigender Bezahlung nennen die Frankfurter Klinikärzte aller- dings das Übermaß an Verwaltungs- tätigkeiten als Hauptgrund für ihre Unzufriedenheit. „Im Krankenhaus- bereich hat sich der ärztliche Doku- mentationsaufwand mit der Einfüh- rung der DRG-Fallpauschalen noch einmal beträchtlich erhöht“, betonte der Ärztliche Direktor Professor Dr.

Roland Kaufmann.

Der drohende Nachwuchsmangel stieß auf reges Medieninteresse TO P - AU S Z E I C H N U N G F Ü R K A R D I O L O G E N D E R U N I - K L I N I K

Sechs Millionen Dollar Forschungsförderung

Gemeinsam sollen Methoden und Wissen ausgetauscht werden, um möglichst schnell neue Behandlungs- verfahren entwickeln zu können.

Professor Dimmeler ist überzeugt, dass dieser Forschungsverbund be- deutende Fortschritte ermöglicht.

KO L L E K T I V E S K N OW- H OW B Ü N D E L N

„Diese Auszeichnung garantiert in einzigartiger Weise, Know-how, In- frastrukturen, Modelle und Experti- sen weltweit führender Wissen- schaftler zu bündeln und gemeinsam zu nutzen.“ Zwischen einigen dieser Wissenschaftler bestehen bereits Ko- operationen, die nun noch ausgewei- tet werden: „Als Team werden wir in der Lage sein, unser kollektives Ver- ständnis der Stammzell-Biologie viel schneller und effizienter in klinisch anwendbare Behandlungsverfahren zur Regeneration von Herzmuskel- gewebe und zur Linderung der Herz- schwäche umzusetzen.“

Der europäische Teil des von Profes- sor Dimmeler geleiteten Teams setzt sich dabei aus Professor Dr. Guilio Cossu (Stem Cell Research Institute, Mailand) und Professor Dr. Nadia Rosenthal (EMBL-Institute, Monte- rotondo/Rom) zusammen. Beide Gruppen sind weltweit führend im Bereich der Regeneration von Mus- kelgewebe. Ergänzt wird das europä-

ische Team durch die amerikani- schen Forscher Professor Dr. Mi- chael Schneider und Professor Dr.

Robert Schwartz (beide Baylor Col- lege, Houston, Texas).

J U N G E W I S S E N S C H A F T L E R E I N B I N D E N

In Frankfurt soll diese Forschungs- förderung insbesondere dazu genutzt werden, herausragende junge Wis- senschaftler einzubinden. Gleichzei- tig ermöglicht die Förderung eine weitere Ausdehnung des Stammzell- transplantationsprogramms zur Be-

handlung von Patienten mit Herzin- farkt oder chronischer Herzschwä- che. Dieses wurde gemeinsam mit dem Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (Dr. Torsten Tonn / Professor Dr. Erhard Sei- fried) und der Abteilung für Häma- tologie der Universitätsklinik (PD Dr. Hans Martin / Professor Dr. Die- ter Hoelzer) vor drei Jahren initiiert.

Die fünfjährige Forschungsförde- rung wird durch die französisch-ame- rikanische Leducq-Stiftung zur Ver- fügung gestellt. Das Frankfurter Pro- jekt ist eines von insgesamt nur vier geförderten Vorhaben weltweit.

Freude über die Foschungsförderung: Prof. Dr.Andreas Zeiher und Prof. Dr. Stefanie Dimmeler

N AC H W U C H S M A N G E L D R O H T

Mediziner ohne Perspektiven?

Referenzen

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