• Keine Ergebnisse gefunden

Uni-Klinik aktuell : Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Nr. 2004,1

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2023

Aktie "Uni-Klinik aktuell : Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Nr. 2004,1"

Copied!
16
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

a k t u e l l

Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main

UNI-KLINIK www .kgu.de

Q UA L I T Ä T

Zertifikat für die Herz- und Thoraxchirurgie

3

P I E R C I N G

Berührungsängste

seitens der Medizin

6

F O R S C H U N G

Auf dem Weg zu einem

„Pharma-Denker-Cluster“

7

M E D I Z I N & K U LT U R

Alzheimer-Dialoge als Bühnenstück

8

P F L E G E - P R O J E K T

Interprofessionelles Schmerzmanagement

9

KO O P E R AT I O N

Uni-Delegation

zu Besuch in Shanghai

11

KO M M I S S I O N E N

Die Ethikkommission

(EK)

13

H O B B Y

Prof. Kaltwasser – Rheuma- tologe und Maler

14

1/04

I N H A L T

Probanden für Früherken- nungsstudie bei Demenz gesucht

Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Uni-Klinik sucht für eine derzeit an 14 deutschen Universitätskliniken durch- geführte Studie des „Kom- petenznetz Demenzen“ zur Früherkennung und Behand- lung der Alzheimer-Erkran- kung Frauen und Männer ab 50 Jahren mit leichten Gedächtnisstörungen, je- doch ohne andere wesent- liche geistige und körperli- che Beschwerden. Die vom Bundesministerium für Bil- dung und Forschung (BMBF) geförderte Studie dauert insgesamt zwei Jahre. Neben einer medikamentösen Be- handlung der leichten Ge- dächtnisstörungen werden in dieser Zeit regelmäßig körperliche, psychometri- sche, laborchemische und neuroradiologische Unter- suchungen durchgeführt.

Für weitere Informationen:

Montag bis Mittwoch Frau Berger,

Telefon 069 / 6301-5399 Donnerstag bis Freitag Herr Kratzsch, Telefon 069 / 6301-4861

jeweils zwischen 10 und 13 Uhr

N E U E S H Ö R S A A L - Z E N T RU M D E R U N I - K L I N I K F R A N K F U RT E I N G E W E I H T

Das neue Gesicht der Uni-Klinik

Das neue Hörsaal-Zentrum der Frankfurter Uni-Klinik gibt dem Klinikgelände ein völlig neues Gesicht. Ein Zeichen, das be- wusst gesetzt worden ist. „Es ist das Bekenntnis, Forschung und Lehre mehr Raum zu ge- ben“, so Professor Rudolf Stein- berg, Präsident der Johann Wolf- gang Goethe-Universität bei der Einweihung.

H

ell und luftig, viel Glas und Holz – obwohl sich das neue Hörsaalgebäude wie ein Rie- gel vor den Haupttrakt der Uni- Klinik schiebt, hat es nichts Düste- res, nichts Verdeckendes. Der Ein- druck ist kein Zufall, „das Hörsaal- Zentrum soll einladend sein, Neu- gier wecken, zum Denken anre- gen“, so Professor Josef Pfeilschif- ter, Dekan der medizinischen Fa-

kultät der Universität. Nachdem die ersten Vorlesungen schon statt- gefunden haben, wurde das Ge- bäude am 25. Februar dem Dekan und dem Hessischen Staatsminister als Repräsentant der Hessischen Landesregierung, vertreten durch Staatssekretär Professor Joachim- Felix Leonhard – zugleich Auf- sichtsratsvorsitzender der Uni-Kli-

W E I T E R S E I T E 2

Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde das neue Hörsaal-Zentrum im Februar eingeweiht

(2)

E D I T O R I A L 1 R U B R I K 2 E D I T O R I A L

Es tut sich viel Gutes und Schönes in der frühlingshaften Landschaft.

Alles blüht und gedeiht in prachtvoller Frische - und dies bei gleich- zeitig aufkeimender Müdigkeit zum Glück auch noch gänzlich ohne unser Zutun.Vollkommen anders verhält es sich in der frisch refor- mierten gesundheitspolitischen Landschaft. Frühlingsgefühle kommen erst gar keine auf, für Frühjahrsmüdigkeit fehlt die Zeit, und von al- leine tut sich weder Gutes noch Schönes. Im Gegensatz zur Natur war der Mensch am Werk, und dem fehlt es an der treibenden Kraft, dem Geld im System. Das aber war offenbar Grund genug für ein neues Entgelt-System.

Die flächendeckende Umsetzung des neuen Systems nach DRG-Fall- pauschalen trifft nun ausgerechnet die Universitätsklinika am härtes- ten und stellt uns vor zahlreiche neue Hürden. Ganz zu schweigen von den innovationsfeindlichen Bedingungen für eine universitäre Medizin, die ja eigentlich neue Entwicklungen ermöglichen soll. Gera- de für unsere komplizierten Fälle sind die Fallpauschalen nicht kos- tendeckend und auch Mehrleistungen zahlen sich nicht aus, sondern verursachen im Gegenteil eher Mehrkosten. So haben wir im ver- gangenen Jahr etwa zwanzigtausend stationäre Patienten „zuviel“

behandelt. Als Folge verschärft sich eine defizitäre Haushaltslage mit enormen Einsparzwängen.Wo keine zusätzlichen Einnahmen möglich sind, bleiben nur Kosten, die gesenkt werden können.

Hinzu kommen die Herausforderungen der Sicherstellung unseres Betriebes bei laufender Baumaßnahme und die wichtige Diskussion um sinnvolle Zukunftsstrukturen an den drei Standorten der hessi- schen Uniklinika. Unsere Aufgaben für die Zukunft sind im Prinzip lösbar, aber weder nach dem Gießkannen- noch nach dem Sankt Florians-Prinzip, auch nicht von heute auf morgen, sondern nur mit der nötigen Sensibilität für das Machbare und vor allem das für un- sere Patienten Verantwortbare.

Bei gleich bleibenden Fallzahlen wird sich unter den neuen DRG- Abrechnungsbedingungen die Verweildauer unserer Patienten ver- kürzen, die Belegung der Betten wird sinken. Hier sind wir beispiels- weise gefordert, durch entsprechende Neuorganisationen stationär unterbelegte Bereich zusammenzuführen oder den möglichen Ver- zicht auf Wochenendbelegungen zu überprüfen. Die Zusammenfüh- rung von Stationseinheiten über Fachgrenzen hinaus könnte auch interdisziplinäre Kooperationen fördern und Personalkosten sparen, wo es unsere Patienten am wenigsten tangiert. Die vom Aufsichtsrat als Folge der wirtschaftlichen Situation so nachhaltig und dringend geforderten Stelleneinsparungen dürfen nämlich in einem Kranken- haus nicht dazu führen, dass wir unsere Leistungsfähigkeit oder die Qualität der universitären Medizin gefährden. Ebenso wenig dürfen die ohnehin im bundesdeutschen Vergleich minimalistisch bemesse- nen Landesmittel für Forschung und Lehre dazu herangezogen wer- den, entstandene Defizite auszugleichen.

Einsparungen können an Universitätsklinika nur dann sinnvoll sein, wenn sie dem Patienten nicht schaden. Im Gegenteil müssen sie ge- eignet sein, dessen weitere Versorgung und auch die der Forschung und Lehre verpflichteten Zukunft unseres Hauses zu sichern.

Mit freundlichen Grüßen Ihr

Professor Roland Kaufmann, Ärztlicher Direktor

Spärzwänge:

Nicht am – sondern für den Patienten

F O R T S E T Z U N G

DA S N E U E G E S I C H T D E R U N I - K L I N I K

nik – offiziell übergeben. „Die Kra- terlandschaft ist verschwunden“, be- merkte bei der Übergabe zufrieden der Ärztliche Direktor des Klini- kums, Professor Roland Kaufmann.

Vier Millionen Euro hat das Land Hessen in die Ausbildung künftiger Mediziner- und Forscher-Generatio- nen investiert. Dafür ist nach knapp zwei Jahren Bauzeit ein stattliches Gebäude entstanden, das dem Ent- ree des Klinikgeländes ein neues Ge- sicht gibt. Das Bauwerk mit der glä- sernen Außenhaut und dem sparsam verwandten roten Sandstein korres- pondiert mit dem neuen Forschungs- turm auf der Westseite, der noch in diesem Jahr vollendet wird.

H O C H M O D E R N E AU S S TAT T U N G

Die moderne Ausstattung macht das Hörsaal-Zentrum auch zu einem idealen Tagungsort. So ermöglicht eine hochmoderne medientechnische Ausstattung beispielsweise direkte Bild- und Tonübertragungen aus den

Operationssälen. Mit dem Zentral- haus dahinter, in dem sich zwei wei- tere Hörsäle und drei Seminarräume befinden, ist das neue Hörsaalgebäu- de über eine rundum mit Glas ver- kleidete Brücke verbunden, deren lichtes Erscheinungsbild dem Ge- samteindruck entspricht. Die beiden Hörsäle – sie werden künftig die Na- men der großen Forscher Paul Ehr- lich und Franz Vollhardt tragen und verfügen über 240 bzw. 118 Plätze – und der Seminarraum des neuen Zentrums sind mit natürlichen Licht-

quellen beleuchtet und bieten geziel- te Ausblicke über Campus und Mainufer. Die nötigen Nebenräume wie Vorbereitungsräume, Medien- technik, Sanitär- und Technikräume, die nicht öffentliche Erschließung und der Aufzug befinden sich eben- falls innerhalb der neuen Hörsaal- Kuben.

Bauherr des Gebäudes ist das Land Hessen. Die Koordination und Überwachung des Bauablaufs erfolg- te durch das Hessische Baumanage- ment, das aus dem Staatsbauamt Frankfurt II hervorgegangen ist und in seiner neuen Struktur für die Op- timierung der Bauplanung des Lan- des verantwortlich zeichnet. Die Pla- nung des Neubaus erfolgte durch das Münchner Architekturbüro Nickl &

Partner, Sieger eines internationalen Architektur- und Ingenieurwettbe- werbs. Die Finanzierung wurde zu gleichen Teilen aus Bundes- und Landesmitteln bestritten. Für 2006 ist noch geplant, den großen Park- platz zwischen Hörsaal-Zentrum und Theodor-Stern-Kai in einen echten

Campus zu verwandeln.

„Mit dem neuen Hörsaalgebäude ist ein Ort entstanden, der nicht nur re- präsentativ für unseren Anspruch an exzellente Lehre ist“, so Professor Josef Pfeilschifter, „mit unserer neu- en Studienordnung wird dieser Ort auch mit neuen, qualitativ überarbei- teten Inhalten gefüllt. Zudem wer- den die Mittel für die Lehre zuneh- mend leistungsorientiert vergeben.

Noch in diesem Jahr werden wir die- sen leistungsbezogenen Anteil auf 20 Prozent des 50 Millionen Euro-Lehr- Schlüsselübergabe: (v.l.) Horst Notnagel, Leiter des Hessischen

Baumanagements, Staatssekretär Prof. Joachim-Felix Leonhard, Dekan Prof. Josef Pfeilschifter und Unipräsident Prof. Rudolf Steinberg

(3)

Die Klinik für Thorax-, Herz- und Thorokale Gefäßchirurgie der Frankfurter Universitätsklinik hat das Qualitätssiegel nach aner- kannter Norm erhalten. Die Kli- nik unter der Leitung von Profes- sor Anton Moritz ist mit 1.800 Operationen am offenen Herz so- wie rund 400 im Bereich Thorax, Transplantation und Herzschritt- macher im Jahr 2003 eine der größten Herz- und Thoraxchirur- gien der Bundesrepublik.

I

m Rahmen einer Feierstunde übergab Dr. Heike Kahla-Witzsch, Leiterin der Stabsstelle Qualitäts- management (QM) am Uni-Klini- kum, stellvertretend für die DQS GmbH (Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Management- systemen) das Zertifikat nach DIN ISO 9001:2000 an Professor Anton Moritz. „Bereits vor Einführung ei- nes Qualitätsmanagementsystems bestand in unserer Klinik ein stan- dardisiertes System der internen Qualitätssicherung. Darüber hinaus nahmen wir auch an externen Quali- tätssicherungsmaßnahmen teil. So lag es nahe, das bestehende System auszubauen und ein weit über die ge- setzlichen Vorgaben hinausgehendes QM-System zu etablieren“, begrün- dete Professor Moritz den Ent- schluss, Mitte des Jahres 2001 ein Qualitätsmanagement in der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie einzuführen. „Ich war anfangs sogar etwas skeptisch, ob wir da überhaupt noch etwas ver-

bessern können“, räumte Professor Moritz in seiner Rede lächelnd ein,

„doch ich habe mich getäuscht: Qua- litätsmanagement heißt nicht bessere Strukturierung der Abläufe, sondern in hohem Maße auch eine bessere Patientenbetreuung. Denn ein Pa- tient, der optimal versorgt wird, fühlt sich auch wohler.“

B E T E I L I G U N G A L L E R M I TA R B E I T E R

Die Einführung und den Aufbau des Qualitätsmanagementsystems leitete Privatdozent Dr. Peter Kleine, Ober- arzt an der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie, der eigens für die Tätigkeit als QM-Be- auftragter zum „Ärztlichen Quali- tätsmanager“ ausgebildet wurde.

Unterstützt wurde er von den Quali- tätsbeauftragten für den Bereich Pflege am Zentrum der Chirurgie, Heide Etzel und später Kerstin Bau- er-Eifler („Danke an unseren fleißi- gen und engagierten Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter!“), sowie von Dr. Heike Kahla-Witzsch.

Gemeinsam erstellten die QM-Be- auftragten ein Qualitätsmanage- ment-Handbuch, das neben den not- wendigen formalen Kapiteln insge- samt 190 Leitlinien, Abläufe und Standards enthält. „Dies dient dazu, die optimierten Abläufe jederzeit nachlesbar transparent zu halten, und erleichtert nicht zuletzt die Ein- arbeitung neuer Mitarbeiter“, erklär- te Dr. Peter Kleine. Das Handbuch umfasst die Bereiche Patientenver-

sorgung durch ärztliche und pflegeri- sche Tätigkeiten, Patienteneinbestel- lung, OP, Ambulanzen, Sekretariate, Dokumentation, Archivierung sowie die Gebiete Forschung und Lehre.

„Das Wichtigste bei Qualitätsstan- dards ist jedoch, dass die Idee mit Aktualität belebt wird“, so Professor Moritz.

Und dass die Idee von allen mitge- tragen wird. An der Handbucherstel- lung waren alle Mitarbeiter der Kli- nik für Thorax-, Herz- und Thoraka- le Gefäßchirurgie beteiligt. Besonde- ren Wert legten die QM-Beauftrag- ten auf die Zusammenarbeit ver- schiedener Berufsgruppen und wich- tiger Schnittstellen (z.B. Radiologie, Krankengymnastik und Anästhesie).

Zudem führte das Team um Dr.

Kleine regelmäßig stichprobenartige Befragungen der Patienten durch, um deren Zufriedenheit mit der Kli- nik zu überprüfen. „Wir hatten bei der Frage, ’Würden Sie sich bei uns wieder behandeln lassen?‘, schon vorher positive Ergebnisse von weit über 90 Prozent. Bei der letzten Be- fragung Ende 2002 haben 100 Pro- zent mit ’Ja‘ geantwortet“, so Dr.

Kleine nicht ohne Stolz.

N E U S T R U K T U R I E R U N G D E R A B L Ä U F E

„Eine Strukturierung der Abläufe sowie die Transparenz der Abteilung schafft Vertrauen bei unseren Ko- operationspartnern, in erster Linie kardiologische Kliniken und nieder- gelassene Ärzte. Auch können Pa-

tienten sicher sein, dass ihr Aufent- halt in der Klinik nach qualitätsgesi- cherten Vorgaben ablaufen wird und die Klinik auf die Zufriedenheit ihrer Patienten größten Wert legt“, führte Professor Anton Moritz wei- ter aus. So strukturierten die QM- Beauftragten beispielsweise die Patientenaufnahme neu. „Patienten werden jetzt ähnlich einer Arztpraxis zur Aufnahme in die Poliklinik ein- zeln einbestellt“, erläuterte Dr. Klei- ne.

Professor Moritz ergänzt: „Selbst als die Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie infolge der Schließung der Cardioklinik so- wie des Herzzentrums Frankfurt um etwa 50 Prozent angewachsen war, konnte der zusätzliche Arbeitsanfall neben der personellen und räum- lichen Erweiterung vor allem durch die reibungsfreie Gestaltung der Ab- läufe deutlich besser abgefangen werden.“

Der QM-Prozess wird auch in Zu- kunft kontinuierlich fortgesetzt. „Sie haben mit der Zertifizierung eine große Aufgabe bewältigt“, so QM- Stabsstellenleiterin Dr. Kahla- Witzsch, „aber sie ist damit nicht ab- geschlossen, sondern eine tägliche Herausforderung.“ Eine Herausfor- derung, der sich alle Mitarbeiter der Herz- und Thorax-Chirurgie stellen wollen.

O R G A N I S AT I O N 3

Freude über die Zertifizierungsurkunde:

Kerstin Bauer-Eifler, Dr. Peter Kleine,

Professor Dr. Anton Moritz und Dr. Heike Kahla-Witzsch (v.l.)

Q M - Z E RT I F I K AT F Ü R D I E H E R Z - U N D T H O R A X C H I RU R G I E

Optimierte Abläufe transparent gemacht

(4)

E D I T O R I A L 1 M E D I Z I N 4

Am Valentinstag drehte sich in Frankfurt alles um das Wohl der Frau. Denn im Rahmen des Fach- kongresses „Gynäkologie und Ge- burtshilfe“ hatten die Veranstalter einen Frauentag organisiert.

Frauen – und auch Männer – aller Altersstufen hatten Gelegenheit, sich ausgiebig über die neuesten Medizin-Trends zu informieren. Im Zentrum der Vortragsreihen stan- den die Themen Hormonlehre, Krebsheilkunde und Geburtshilfe.

Z

iel der Veranstaltung war es, das wachsende Bedürfnis von Frauen nach seriösen und ver- ständlich aufbereiteten Informatio- nen rund um ihre medizinischen Be- lange zu stillen. Nach Einschätzung von Professor Manfred Kaufmann, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätskli- nikum, haben nicht zuletzt die Dis- kussionen um die Gesundheitsre- form und das allgemein zunehmende Gesundheitsbewusstsein zu einem wachsenden Interesse an medizini- schen Fragestellungen geführt. Des- halb sei es um so wichtiger, dass füh- rende medizinische Institutionen wie die Frankfurter Universitätsklinik ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und dazu beitragen, das Informationsdefizit abzubauen.

„Wir wollten die Besucher jedoch nicht mit Frontalunterricht langwei- len“, erklärt Professor Kaufmann das Veranstaltungskonzept, „uns war es wichtig, mit den Betroffenen in ei- nen konstruktiven Dialog zu treten.“

Aber es ging auch um mehr, wie Pro- fessor Manfred Kaufmann verdeut- lichte. Ebenso wichtig sei es, an die Eigenverantwortlichkeit der Patien-

tinnen zu appellieren: „Der Erhalt der Gesundheit ist nicht allein Sache von Krankenhäusern und Ärzten – die Patientinnen müssen auch bereit sein, selbst etwas für sich und ihre Gesundheit zu tun.“ Besonders wich- tig sei das Engagement der Patien- tinnen zum Beispiel in der Früher- kennung von Krebserkrankungen.

Würden mehr Frauen regelmäßig ih- re Brust untersuchen, könnten bös- artige Erkrankungen viel früher er- kannt und auch erfolgreich thera- piert werden. Professor Kaufmann dazu: „Das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, würde drastisch zurückge- hen.“ Ein Problem ist jedoch, dass die wenigsten Frauen wissen, wie die Selbstuntersuchung der Brust richtig funktioniert. Auf dem Frauentag wurde es ihnen gezeigt. Und nicht nur dort. Im Zentrum der Frauen- heilkunde an der Uni-Klinik gibt es ebenfalls diese Möglichkeit des Ler- nens.

H O R M O N T H E R A P I E I N D E R D I S K U S S I O N

Weiteres Hauptthema auf dem Frauentag waren Fragen rund um Hormonlehre und Geburtshilfe. Ei- nen Schwerpunkt bildete die kontro- verse Diskussion um die Hormoner- satztherapie für Frauen in den Wech- seljahren. Kritiker behaupten, dass die Anwendung der Ersatzmittel mit einem erhöhten Risiko für das Auf- treten von Brustkrebs, Herzinfarkt

und Schlaganfall verbunden sei und berufen sich dabei auf aktuelle Stu- dienergebnisse. Ist die Hormoner- satztherapie medizinisch also über- haupt noch vertretbar? „Die kriti- schen Auseinandersetzungen haben für eine große Verunsicherung ge- sorgt, bei Frauen als auch bei vielen Fachärzten“, so Professor Ernst Siebzehnrübl, Schwerpunktsleiter Endokrinologie und Reproduktions- medizin der Universitätsfrauenkli- nik. Deshalb sei es notwendig, sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäf- tigen – das heißt in erster Linie: die Ergebnisse differenziert zu betrach- ten und nicht in Panik auszubrechen, erläuterte Professor Siebzehnrübl.

P R O U N D C O N T R A N AT Ü R L I C H E G E B U R T

Die dritte Vortragsreihe des Frauen- tages beschäftigte sich mit Themen der Geburtshilfe – etwa mit der Fra- ge nach dem Pro und Contra der na- türlichen Geburt, mit der psychologi- schen Betreuung nach dem Tod ei- nes ungeborenen Kindes oder den Vor- und Nachteilen des Stillens.

Fragen, mit denen viele Frauen – ins- besondere junge und werdende Müt- ter – konfrontiert sind. „Die tägliche Praxis zeigt, dass gerade die jünge- ren Frauen über erstaunlich wenig medizinische Kenntnisse verfügen“, erklärte Professor Frank Louwen, Schwerpunktleiter Geburtshilfe und Pränatalmedizin der Frankfurter

Uni-Klinik. Viele wollen so wenig Stress und Unbequemlichkeit wie möglich. Vor die Frage gestellt, ob Kaiserschnitt oder natürliche Ge- burt, entscheiden sich deshalb viele Frauen für das Skalpell. Das aber sei nur in den seltensten Fällen medizi- nisch sinnvoll und vertretbar. Ähn- lich sieht es mit dem Stillen aus.

„Viele Frauen und junge Mütter glauben, es sei schmerzhaft und un- bequem, und die Flaschenernährung könne das Stillen vollständig erset- zen“, so Professor Louwen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Neueste Studien belegen, dass sich das Stillen auf das Kind weit über den Ernäh- rungsaspekt hinaus positiv auf Ge- sundheit und Entwicklung auswirkt und zudem mütterliche Komplika- tionen reduziert.

F R AU E N TAG B E I M FAC H KO N G R E S S G Y N Ä KO L O G I E U N D G E BU RT S H I L F E

Hormone, Krebs, Geburt – was Frauen (und Männer) wissen sollten

Mit Beginn diesen Jahres hat in Frankfurt das bundesweit größte Brustkrebs-Kompetenz-Zentrum

„Frankfurt Rhein/Main“ seine Ar- beit aufgenommen. Ziel ist es, den betroffenen Patientinnen eine möglichst optimale Diagnostik und Therapie anzubieten und die Krankheitsdaten in einer zentra- len Sammelstelle wissenschaftlich auszuwerten. In Deutschland er- kranken jährlich 50.000 Frauen an Brustkrebs, etwas 18.000 sterben daran. „Die Zahl der Überleben-

den ist in Deutschland vor allem im Vergleich zu den angelsächsi- schen Ländern deutlich schlech- ter“, so Professor Manfred Kauf- mann, Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum. Hauptur- sache für die hohe Sterblichkeit seien neben der schlechten Struk- tur der diagnostischen Versorgung vor allem fehlende Qualitätsstan- dards bei der Brustkrebsbehand- lung. Das soll sich mit dem so ge- nannten Disease-Management- Programm Brustkrebs (DMP), un-

ter dem das Kompetenz-Zentrum firmiert, ändern. Elf Kliniken im Rhein-Main-Gebiet (sechs davon in Frankfurt), der hessische Be- rufsverband der niedergelassenen Gynäkologen und die hessischen Krankenkassen haben sich zu ei- nem landesweiten Netzwerk un- ter der Leitung der Frankfurter Uni-Klinik zusammengeschlossen.

Info: Interessierte Patientinnen können sich über ihren niederge- lassenen Gynäkologen in das Pro- gramm aufnehmen lassen.

Disease-Management und Kompetenz-Zentrum

Tagungspräsident Professor Dr.

Manfred Kaufmann im Gespräch mit Bergsteiger Reinhold Messner

(5)

M E D I Z I N 5

Sie sind seit 1.August letzten Jahres Leiter der Abteilung Neo- natologie.Was war ausschlagge- bend für Ihren Wechsel an die Uni-Klinik Frankfurt?

Die Neonatologie an der Universität Frankfurt ist eine Pionierstätte der Neonatologie in Deutschland und genießt international einen sehr gu- ten Ruf. Darüber hinaus bestehen hier hervorragende organisatorische Voraussetzungen für eine sehr gute Neugeborenenmedizin.

Wie sehen diese Vorausset- zungen aus?

Gemeinsam mit der Geburtshilfe, der Kinderklinik und der Kinderchi- rurgie bilden wir eines von drei Peri- natalzentren in Hessen, die für die Behandlung von extrem unreifen Frühgeborenen und schwer kranken Neugeborenen besonders gut ausge- stattet sind und über die größte me- dizinische Erfahrung verfügen. So- mit sind alle Möglichkeiten zur Be- treuung von Risikoschwangerschaf- ten, Frühgeborenen und kranken Neugeborenen gegeben: von der pränatalen Diagnostik und Therapie über die Geburtsmedizin, die Neuge- borenenintensivmedizin und die Kin- derchirurgie bis zur Kinderkardiolo- gie und zum Stoffwechselzentrum.

Die Neugeborenenintensivstation liegt Tür an Tür zu den Kreißsälen, wodurch belastende Transporte von Neugeborenen auf die Intensivsta- tion und die Trennung von Mutter und Kind vermieden werden. Und was für die Neonatologie – die ja im- mer interdisziplinäre Teamarbeit be- deutet – ganz besonders wichtig ist:

Es besteht ein gutes Team von sehr engagierten Kollegen und Schwe- stern.

Worin liegen die Schwer- punkte Ihrer Tätigkeit?

Kurz zusammengefasst in den Berei- chen Ernährung, Beatmung, Infek- tionen und Schmerztherapie sowie in der Einbeziehung von Eltern und Familien in die Betreuung der Neu- geborenen und der Förderung der Muttermilchernährung und des Stil- lens von Frühgeborenen. Zur Ernäh- rung: Frühgeborene sollen nach ih- rer vorzeitigen Geburt mit demsel- ben Tempo wie im Mutterleib weiterwachsen, das heißt sie sollen innerhalb weniger Wochen ihr Ge- wicht verdreifachen. Dies stellt gro- ße Anforderungen an die richtige Ernährungstherapie. Muttermilch ist auch für Frühgeborene die beste Er- nährung, wenn sie auch eine hohe Motivation der Mütter fordert, die oft wochenlang abpumpen müssen, da die Kinder zum Trinken an der Brust noch zu schwach sind. Großen Wert lege ich auf die möglichst frühe Einbeziehung von Eltern und Fami- lien in die Betreuung der Neugebo- renen. Das fördert die Eltern-Kind- Bindung sowie den Stillerfolg und es verkürzt den stationären Aufenthalt.

Deshalb habe ich bereits die Be- suchsregelung für die Angehörigen erweitert. Für wichtig halte ich auch die „Kängurupflege“, bei der das Frühgeborene nicht im Inkubator bleibt, sondern in direktem Haut- kontakt auf die Brust von Mutter oder Vater gelegt wird.

Und welches sind Ihre Forschungsschwerpunkte?

Da ist zunächst die Messung des Energieumsatzes von Frühgebore- nen. Dafür haben wir mit dem Früh- geborenenkalorimeter ein Messgerät entwickelt, das uns eine individuelle

Ernährungssteuerung ermöglicht.

Ein Forschungsschwerpunkt be- schäftigt sich mit Infektionen in den ersten Lebensmonaten, in denen das Immunsystem gewissermaßen „abge- stellt“ ist, da Feten normalerweise nicht mit Krankheitserregern in Be- rührung kommen. Wir untersuchen die Entwicklung der Vielfalt der Lymphozyten – das sind die Blutzel- len, die Antikörper produzieren – bei Frühgeborenen, und zwar mit und ohne Infektion, bei Ernährung

mit Nahrung und über die Vene, je- weils im Vergleich zwischen Frühge- borenen und Reifgeborenen des glei- chen chronologischen Alters. Auf dem Gebiet der Schmerztherapie untersucht unser Team, ob die Gabe von Zuckerlösung auf die Zunge durch ihren intensiven Geschmack die Schmerzwahrnehmung von Früh- geborenen, zum Beispiel bei der Blutabnahme, dämpfen kann. Erste Befunde sind erfolgversprechend.

Außerdem arbeiten wir an der so genannten „patientengetriggerten“

Beatmung, die die Eigenatmung von Frühgeborenen möglichst effizient unterstützt.

Welches sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Künftig soll in der Klinik die Versor- gung von untergewichtigen Neuge- borenen verbessert werden. So ist die Einrichtung einer Spezialsprech- stunde und Spezialnachsorge für Früh- und Neugeborene vorgesehen.

Das „Rooming-In“, die erweiterte Besuchsregelung für die Angehöri- gen, soll auch auf der Intensivstation eingeführt werden. Die Intensivsta- tion wird eine Neuausstattung mit modernsten Beatmungsgeräten er- halten. Derzeit arbeiten wir an der Erstellung, Anwendung und Evalua- tion von Therapiestandards. Weitere Vorhaben sind die Förderung des Stillens von Frühgeborenen und eine Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit.

N E U E R L E I T E R D E R N E O N ATO L O G I E A M U N I - K L I N I K U M F R A N K F U RT

„Hervorragende Voraussetzungen

für eine sehr gute Neugeborenenmedizin“

Neuer Leiter des Schwerpunk- tes Neonatologie am Zentrum für Kinderheilkunde und Ju- gendmedizin ist der Neonato- loge

Professor Dr. Karl Bauer

. Der 45-Jährige, der zuvor an der Kinderklinik der Freien Universität Berlin tätig war, übernimmt die Nachfolge von Professor Volker von Loewe- nich. Uni-Klinik aktuell sprach mit dem Professor über seinen Start am Uni-Klinikum und den Schwerpunkt seiner Tätigkeit.

?

?

?

?

?

(6)

medizinischen Risiken und Folgen der oft nicht unerheblichen Eingriffe untersucht. Körperschmuck ist grundsätzlich kein neues Phänomen.

Bei Naturvölkern werden Nasen, Ohren, Mund sowie Genitalien ver- ziert und ebenfalls nicht ungewöhn- lich ist Körperschmuck in Indien, Afrika und Südamerika, oft verbun- den mit religiösen Riten. Auch im antiken Griechenland waren Körper- modifikationen bekannt, berichtet wird zudem von derartigen modi- schen Trends am Hofe Ludwig XIV.

und im viktorianischen England.

Ansonsten wurden Körpermodifika- tionen wie Piercings oder Tätowie- rungen sozial stigmatisiert und hauptsächlich mit Außenseitern wie Seeleuten oder Gefängnisinsassen in Verbindung gebracht. Im modernen Europa, überhaupt der westlichen Welt, ist Körperschmuck (der klassi- sche Ohrring zählt nicht dazu) erst wieder durch die Punkrock-Bewe- gung in den 80er Jahren in den Blick- punkt gerückt. Damals wurde einfach eine Sicherheitsnadel durch Ohr, Nase oder Lippe gezogen. Seit etwa sieben Jahren ist Body-Piercing zu einem regelrechten Trend mit unter- schiedlichster Ornamentik geworden.

K Ü N S T L E R M AC H E N P I E R C I N G H O F F Ä H I G

Mit bekannten Künstlern wie Ma- donna, Robbie Williams, Christina Aguilera oder anderen Trendsettern als Vorbild, wird gepierct, was das Zeug hält. „Körpermodifikationen

sind längst ein Massenphänomen und somit auch gesellschaftsfähig ge- worden“, so Dr. Aglaja Stirn. So hat Professor Elmar Brähler von der Universität Leipzig, mit dem die Frankfurter Forscherin bei Studien zusammenarbeitet, herausgefunden, dass aktuell 38 Prozent aller jungen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren gepierct sind. Bei Männern ist der Anteil zwar geringer (27%), dafür lassen sich Männer eher Tätowierun- gen ritzen.

J U G E N D L I C H E AU F I D E N T I T Ä T S S U C H E

Doch was steckt hinter der Lust am Körperschmuck? „Es steckt zwar ei- ne gewisse Mode dahinter“, so Dr.

Aglaja Stirn, „aber ich habe bei mei- nen Befragungen festgestellt, dass fast niemand leichtfertig ein Piercing machen lässt. Immer stecken kon- krete Gründe und Anlässe dahinter.“

Piercing wird als etwas Individuelles empfunden, etwas, was einen von der Masse abhebt. Es ist eine ganz persönliche Aussage. Gleichzeitig ist es Teil der Identitätssuche junger Menschen, manchmal wie ein Initia- tionsritus, „wenn sich Jugendliche zum 18. Geburtstag oder Abitur ein Piercing machen lassen.“ Sie doku- mentieren einen Lebensabschnitt, sei es zu Beginn bei einer neuen Part- nerschaft oder zum Ende, nach einer Trennung. Sogar das bewusste (und freiwillige) Erleben von Schmerz spielt dabei eine Rolle. Und nicht zu- letzt hat Piercing auch einen eroti- schen Aspekt.

M E D I Z I N I S C H E R I S I K E N

Sind die psychologischen Motivatio- nen für Body-Piercing letztlich priva- ter Natur, haben Nebenwirkungen und Komplikationen Folgen für das Gesundheitssystem. Nicht nur, dass es zu Blutungen, Gewebstrauma und bakteriellen Infektionen kommen kann. Auch das Wissen um Ver- schlussmechanismen von Piercing- Schmuck in Notfallsituationen ist es- sentiell wichtig. Trotzdem hat Dr.

Aglaja Stirn festgestellt, „dass in den Medizinberufen noch große Un- kenntnis zum Umgang mit diesem Thema herrscht.“ So konnten in ei- ner Studie mit 28 Unfall- und Not- ärzten nur sechs die wichtigsten Ver- schlusstechniken genau beschreiben.

Offensichtlich gibt es noch Berüh- rungsängste und Vorurteile beim Thema Piercing. Die Forschungsar- beit von Dr. Aglaja Stirn ist daher ein wichtiger Schritt zur Annäherung an dieses neue Phänomen.

Madonna hat es, Robbie Williams auch und viele Jugendliche aus der Nachbarschaft: Ringe und Stecker durch Augenbraue, Nasenflügel, Zunge oder Bauchnabel. Piercing nennt sich dieses Phänomen, das längst – ähnlich wie Tätowierun- gen – zu einem breiten Trend ge- worden ist.

E

rstaunlicherweise haben sich bislang nur wenige Mediziner oder Psychologen mit diesem Phänomen befasst. Als eine der er- sten wagte sich Dr. Aglaja Stirn, Oberärztin an der Klinik für Psychia- trie und Psychotherapie I der Uni- Klinik Frankfurt, an dieses Thema.

Prompt wurde ihre Arbeit „Body- Piercing: Medizinische Konsequen- zen und psychologische Motivation“

nicht nur im renommierten briti- schen Wissenschaftsmagazin „Lan- cet“ veröffentlicht, sondern dort auch als die „meist diskutierte wis- senschaftliche Arbeit des Jahres 2003“ geehrt und in die Auswahl der zehn besten Arbeiten des Jahres ge- wählt.

Dr. Aglaja Stirn hat in ihrer For- schungsarbeit über das Piercing – übersetzbar mit Körpermodifikatio- nen – sowohl die psychologischen Aspekte des Piercings wie auch die F O R S C H U N G

6

F O R S C H U N G S A R B E I T Ü B E R P I E R C I N G

Berührungsängste seitens der Medizin

Herausragende Forschungsarbeit:

Dr. Aglaja Stirn

(7)

F O R S C H U N G 7

Seit August letzten Jahres ist Pro- fessor Dr. Johannes Pantel Leiter der Gerontopsychiatrie an der Klinik für Psychiatrie und Psycho- therapie I. Mit dem 41-Jährigen konnte das Universitätsklinikum Frankfurt einen hoch reputierten Spezialisten für die Erforschung, Diagnostik und Therapie von Demenzerkrankungen und De- pressionen des Alters gewinnen.

D

erzeit leben allein in Deutsch- land rund eine Million De- menzkranke, von denen etwa zwei Drittel von der Alzheimer Krankheit betroffen sind. Nach vor- sichtigen Schätzungen wird sich die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2050 auf mehr als zwei Millionen er- höhen. „Um diesen Trend abzumil- dern oder umzukehren, sind erheb- lich Fortschritte bei der Prävention, der Frühdiagnostik und der Therapie von Demenzerkrankungen notwen- dig“, ist Professor Pantel überzeugt.

Einer seiner Forschungsschwerpunk- te ist die Weiterentwicklung der Früh- und Differentialdiagnostik der Alzheimer-Demenz mit bildgeben- den Verfahren.

F R Ü H E D I AG N O S E

„Je früher die Diagnostik ansetzt und zuverlässige Abgrenzungen ver- schiedener Demenzerkrankungen voneinander liefert, desto früher können moderne Therapieverfahren zielgerichtet greifen“, erläutert der Demenzforscher die Bedeutung der Diagnostik. „Vor allem bei der Alz- heimer Krankheit kann man so zu- mindest eine Abmilderung der Ver- läufe erreichen und damit zu einer erheblichen Steigerung der Lebens- qualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen beitragen.“ Einen wei- teren wissenschaftlich-klinischen Schwerpunkt bilden Altersdepres- sion und Schizophrenie. „Hierbei geht es um die Erforschung der zere- bralen Grundlagen dieser Erkran- kungen durch bildgebende Diagno- stik wie zum Beispiel die MRT“, er- klärt Professor Pantel, „aber auch die Erhebung epidemiologischer Da- ten wie Häufigkeit und Charakteri- sierung des Krankheitsverlaufs.“

Zum klinischen Verantwortungsbe- reich des Facharztes für Psychiatrie

zählt neben der psychiatrischen Ver- sorgung von Demenzpatienten auch die Leitung der Gedächtnissprech- stunde. Hier bekommen die betrof- fenen Patienten und deren Angehö- rige eine umfassende psychosoziale Beratung und Informationen über die Möglichkeiten medikamentöser Therapien.

Die als Stiftungsprofessur an der Kli- nik für Psychiatrie und Psychothera- pie eingerichtete Professur wird für zunächst drei Jahre von der BHF- BANK-Stiftung finanziert. Ziel ist eine interdisziplinäre Einbindung in die bestehenden neurowissenschaft- lichen Forschungsprojekte am Klini- kum und an der Universität. „Die Professur befindet sich in einem na- hezu idealen Umfeld neurowissen- schaftlicher Forschung und soll eng mit dem neurowissenschaftlichen Schwerpunkt der Universität ver- flochten werden, zu dem auch das Max-Planck-Institut für Hirnfor- schung gehört“, erklärt Professor Dr.

Roland Kaufmann, Ärztlicher Di- rektor des Klinikums.

D E M E N Z F O R S C H E R L E I T E T D I E G E R O N TO P S Y C H I AT R I E

Mit früher Diagnostik zur zielgerichteten Therapie

In der Fußballersprache würde man sagen: Professor Josef Pfeil- schifter – zugleich Dekan der me- dizinischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität – und Professor Gerd Geißlinger, Geschäftsführender Direktor des

„pharmazentrums frankfurt“ ha- ben ihre Verträge mit der Uni-Kli- nik verlängert und sind nicht den Abwerbeversuchen anderer Uni- versitäten gefolgt.

D

en Ausschlag für Frankfurt ga- ben verschiedene Faktoren, obwohl es den beiden gebürti- gen Bayern „schwer fiel“, einen Ruf nach Bayern abzulehnen, so Profes- sor Gerd Geißlinger, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakolo- gie. Er hatte einen Ruf an die Uni- versität Erlangen erhalten. Professor Josef Pfeilschifter, renommierter Arzneimittelforscher und Direktor des Instituts für Allgemeine Pharma- kologie und Toxikologie, war von der Universität Regensburg mit ei- nem konkreten Angebot angefragt worden.

Dennoch sprachen eindeutige Grün- de für den Verbleib in Frankfurt.

„Wir haben hier gemeinsam mit dem Pharmazentrum und dem Zentrum für Arzneimittelforschung, -entwick- lung und -sicherheit (ZAFES) etwas in Deutschland Einzigartiges aufge- baut, das Seinesgleichen sucht. Das gibt man nicht so leicht auf“, betont Professor Pfeilschifter. Das Pharma- zentrum ist ein wissenschaftlicher Zusammenschluss der beiden Lehr- stühle von Professor Pfeilschifter und Professor Geißlinger, quasi als Vorstufe des ZAFES. In diesem

Zentrum arbeiten fachbereichsüber- greifend Wissenschaftler der Univer- sität (chemische und pharmazeuti- sche Wissenschaften sowie Medizin) zusammen.

ZAFES ist die Antwort auf die Inno- vationskrise der Pharmaforschung weltweit – so haben sich zwar in den vergangenen acht Jahren die For- schungskosten verdoppelt, doch die Zahl neuer Wirkstoffe hat sich hal- biert – als auch auf die spezielle Situation in Deutschland. Denn hier, wie generell in Europa, sind die For- schungssysteme stark zersplittert.

„Das ZAFES ist die Frankfurter Antwort auf die in Deutschland unterrepräsentierte Pharmafor- schung“, erklärt Professor Pfeilschif- ter. Professor Geißlinger umschreibt die Perspektive: „Unser Ziel ist es, im Verbund wesentliche Beiträge zu leisten, damit neue Wirkstoffe nicht nur gefunden, sondern auch schnell zur Arzneimittelreife entwickelt wer- den können.“ In Frankfurt kann praktisch die gesamte Wertschöp- fungskette der Arzneimittelentwik- klung abgedeckt werden, da führen- de Pharma- und Biotechnologie- unternehmen sowie die Universität nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind. Im Idealfall kann ein bundesweit einzigartiges „Pharma- Denker-Cluster“ entstehen.

Weiterer Anreiz für die beiden For- scher ist, dass in Frankfurt die For- schungsmittel leistungsbezogen ver- geben werden. „Das begrüßen wir außerordentlich. Das ist die Zukunft und da hinkt das sonst so wissen- schaftsfreundliche Bayern hinter- her“, sagt Professor Geißlinger.

P R O F E S S O R P F E I L S C H I F T E R U N D P R O F E S S O R G E I ß L I N G E R B L E I B E N I N F R A N K F U RT

Auf dem Weg zu einem

„Pharma-Denker-Cluster“

Forschen weiterhin an der Uni-Klinik Frankfurt:

Professor Josef Pfeilschifter (li.) und Professor Gerd Geißlinger

Professor Dr. Johannes Pantel ist 1963 in Aalen/Westfalen geboren und hat Philosophie, Psychologie und Humanmedizin in Münster/

Westfalen, Heidelberg und Lon- don studiert. Er absolvierte Assis- tenzarztzeiten in Essen und Hei- delberg und erlangte 1997 seine Anerkennung als Facharzt für Psychiatrie. Nach Forschungs- und Studienaufenthalten in den USA wurde er 2001 im Fachge- biet Psychiatrie habilitiert und besetzt seit August 2003 als Lei- ter der Gerontopsychiatrie die Stiftungsprofessur am Universi- tätsklinikum Frankfurt.

(8)

1 A K T U E L L 8

Spätestens seit Ex-US-Präsident Ronald Reagan publik machte, dass er an Alzheimer erkrankt ist, ist diese Variante der senilen De- menz der Öffentlichkeit ein Be- griff. Die erst 1995 entdeckte Originalakte des Nervenarztes Alois Alzheimer, die den mittler- weile berühmten, 1901 geführten Dialog mit Auguste D. dokumen- tiert, hat nicht nur der Forschung interessante Hinweise gegeben, sondern auch zu dem faszinieren- den Bühnenstück „Die Akte Augu- ste D.“ geführt.

N

ach Aufführungen in Zürich und in Würzburg kommt das Stück im Rahmen des 90-jähri- gen Jubiläums der Johann Wolfgang Goethe-Universität am 17. Oktober in Frankfurt im Kleinen Haus auf die Bühne. Das Stück geschrieben hat der Mann, der zusammen mit zwei Oberärzten die Originalakte im Kel- ler der Frankfurter Uni-Klinik 1995 gefunden hat, nachdem sie lange als verschollen galt: Professor Konrad Maurer, Direktor der Klinik für Psy- chiatrie und Psychotherapie I der Uni-Klinik. Er hat die Bühnenfas-

sung zusammen mit seiner Frau Ulri- ke Maurer und dem Theaterverlag- Hofmann-Paul verfasst. Aber was macht es interessant, eine deprimie- rende Krankheit wie Alzheimer auf der Bühne darzustellen?

V E R B O R G E N E S L E I D E N

„Für mich gibt es drei Gründe“, sagt Professor Maurer, „zum einem woll- ten wir die Krankheit, von der in Deutschland immerhin rund 1,2 Millionen Menschen betroffen sind, in den Blick der Öffentlichkeit rük- ken. Denn die Auswirkungen dieser Erkrankungen betreffen ja noch weit mehr Menschen, da es häufig die Angehörigen sind, die sich mit den Kranken auseinander setzen. Und das ist meist ein Leiden im Verbor- genen.“ Der zweite Grund: So, wie die Akte Auguste D. überliefert ist, hat sie „quasi eine natürliche drama- tische Qualität“, die mit fiktiven Sze- nen ergänzt wurde. So ist der Beginn des Gesprächs von Alois Alzheimer mit Auguste Deter, die 1901 von ih- rem Mann in die Städtische Irrenan- stalt Frankfurt gebracht wurde, weil er sich angesichts der Vergesslichkeit

seiner erst 51 Jahre alten Frau nicht mehr anders zu helfen wusste, schon Legende. Und der damals noch jun- ge Nervenarzt Alois Alzheimer war ziemlich ratlos, als er folgenden be- klemmenden Dialog protokollierte:

Wie heißen Sie? – „Auguste.“ – Fa- milienname? – „Auguste.“ – Wie heißt Ihr Mann? – „Ich glaube Au- guste.“ – Ihr Mann? – „Ja so, mein Mann.“ – Sind Sie verheiratet? – „Ja, zu Auguste.“ Es sind die Symptome einer Demenz, aber keiner gewöhn- lichen Altersdemenz, sondern einer mit hirnorganischen Ursachen, wie Dr. Alzheimer später herausfand.

Während er mit seiner Entdeckung in die Medizingeschichte als Na- mensgeber dieser Krankheit einging, wusste man lange Zeit über die Per- son Alois Alzheimers (1864-1915) wenig. Und das ist der dritte Grund für Professor Konrad Mauer: „Wir finden, dass auch das Leben dieses außergewöhnlichen Arztes, der 15 Jahre an meiner Klinik gearbeitet hat, dokumentierenswert ist.“ So pu- blizierten er und seine Frau 1997 beim Piper-Verlag das Buch „Alzhei- mer – Das Leben eines Arztes und die Karriere einer Krankheit“.

A L Z H E I M E R - D I A L O G E A L S B Ü H N E N S T Ü C K

Die Akte Auguste D.

I

m Mittelpunkt dieser Vorlesung und der Anatomie, so wie sie die Frank- furter Mediziner verstehen, stand und steht die wissenschaftliche „Erkennt- nisanatomie“, die „sich klar abgrenzt von der ‚Erlebnisanatomie‘ in von Hagens Ausstellung“, so Professor Horst-Werner Korf, Geschäftsführen- der Direktor der Dr. Senckenbergi- schen Anatomie der Frankfurter Goethe-Universität.

Die Kritik ist sowohl fachlich wie ethisch begründet. „Die Struktur des

menschlichen Körpers zu untersu- chen und auch Fachleuten wie inte- ressiertem Publikum zu vermitteln, ist sicherlich Aufgabe der Anatomie“, so Professor Korf, „doch dazu gehören auch die zellulären und molekularen Aspekte.“ Und die würden bei Kör- perwelten einfach ausgeblendet. Die Ausstellung erinnere an „anatomi- sche Theater von vor 200 Jahren“, sagt Professor Korf. Zudem kritisier- te er, wie Gunther von Hagens seine Plastinate herstelle: „Man kann ja

nicht einfach einen Körper aus Teilen verschiedener Körper zusammen- basteln.“ Auch sei die Ausstellung rein statisch. Wie Muskeln, Sehnen oder Nerven wirklich funktionieren, sei nirgendwo dargestellt.

Aus ethischer Sicht sei zu beanstan- den, dass Zweifel bestünden, ob die Herkunft der Leichen, die für „Kör- perwelten“ zur Plastination benutzt worden seien, eindeutig geklärt sei.

So wurde zuletzt der Vorwurf erho- ben, dass in der chinesischen Depen-

dance des Ausstellungsmachers Lei- chen von Hingerichteten gefunden worden seien. „Die Würde des Men- schen endet nicht mit seinem Tod“, so Professor Korf. Er widerspricht zu- dem der Auffassung, Tod und Ster- ben würden durch „Körperwelten“

als Thema weniger tabuisiert: „Hier wird der Tod plastiniert, bunt ange- strichen und weit weggerückt.“ Die eigentliche Funktion der Anatomie sei es jedoch, menschliche Lebens- prozesse verstehen zu helfen.

E T H I S C H E U N D FAC H L I C H E Z W E I F E L

Uni-Klinik fordert „Anatomie ohne Körperwelten“

Der Chef-Anatom der Frankfurter Uni-Klinik, Professor Horst-Werner Korf, kritisiert den Veranstalter der noch bis Mitte April in Frankfurt zu sehenden Ausstellung „Körperwelten“, Gunther von Hagens. Die Schau sei sachlich veraltet und erinnere zudem an „anatomisches Theater“. Statt- dessen lud der Fachbereich Medizin am 10. Februar zu einer Vorlesung „Anatomie ohne Körperwelten“ ein.

Was ist Alzheimer?

Die Alzheimer-Krankheit ist eine langsame, jedoch stetig voranschrei- tende Erkrankung des menschlichen Gehirns. Es handelt sich dabei zu- nächst um eine organische Verände- rung im Gehirn, wobei sich Anhäu- fungen von Eiweißkörpern anlagern.

Dadurch kommt es zur Zerstörung von Nervenzellen. Obwohl dieser Prozess häufig schon früh beginnen kann, wird die Diagnose „Alzheimer“

oft erst dann gestellt, wenn ausge- prägte Störungen in der Merkfähig- keit auftreten. Am Ende steht die völlige Orientierungslosigkeit.

Bislang ist die Alzheimer-Krankheit nicht heilbar, sie kann im Verlauf aber mit speziellen Medikamenten (Anti- dementiva) verlangsamt werden.

Dabei handelt es sich um ein integra- tives Konzept, das sowohl medika- mentöse Behandlung wie psychothe- rapeutische Maßnahmen wie Ge- dächtnistraining aber auch z.B. Mu- siktherapie umfasst.

Weitere Informationen:

Gedächtnissprechstunde der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Telefon 069 / 6301-5996

Alzheimer auf die Bühne gebracht:

Ulrike und Professor Dr. Konrad Maurer

(9)

Schmerzen sind für die betroffe- nen Personen ein sehr bedeuten- des, oft einschneidendes Phäno- men, das die Lebensqualität beein- trächtigt. Besonders die Zunahme chronischer Erkrankungen, aber auch Tumorschmerzen und Schmerzen im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen erfor- dern ein effektives, interprofessio- nelles Schmerzmanagement.

D

er richtige Umgang mit Schmerzen bei Patienten ge- hört zu den Kernaufgaben der Pflege. Neben der Unterstützung der ärztlichen Therapie können verschie- dene eigenständige pflegerische Interventionen die Schmerzen der Patienten positiv beeinflussen. Den Pflegenden kommt daher eine Schlüsselstellung bei der kontinuier- lichen Schmerzprophylaxe und -be- kämpfung zu.

E X P E R T E N S TA N DA R D

Im Rahmen eines Projektes von Ärztlichem Dienst und Pflege soll das bestehende Schmerzmanage- ment erweitert und inhaltlich ausge- baut werden. Basis dafür bildet der – vom Deutschen Netzwerk für Quali- tätsentwicklung in der Pflege entwik- kelte – so genannte „Nationale Ex- pertenstandard“ zum Schmerzma- nagement in der Pflege sowie die re- levanten ärztlichen Leitlinien.

Gleichzeitig genießt das Thema Schmerz am Klinikum auch auf ärzt- licher Seite in der klinischen Versor- gung eine hohe Priorität: Die Beru- fung von Professor Dr. Bernhard Zwißler an die Spitze der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie war ein wichti- ger Schritt für die Aufwertung und den Ausbau der Schmerzambulanz.

Deren Kapazitäts- und Leistungser- weiterung bildet einen wesentlichen Bestandteil der Verbesserung des Schmerzmanagements am Klinikum.

„Bei dem Projekt ist es wichtig, die Mitarbeiter der Stationen einzube- ziehen, bei denen das Thema Schmerztherapie schon heute einen großen Stellenwert hat“, erläutert Thomas Fischer, Stabsstelle Pflege- forschung der Uni-Klinik Frankfurt.

„Diese Mitarbeiter dienen gewisser- maßen als Motoren oder Zugpferde für die Anhebung des Niveaus der Schmerzversorgung im gesamten Klinikum.“ Die Arbeitsgruppen zur Erarbeitung der Handlungsanlei- tungen haben sich schon gebildet

und ihre Arbeit aufgenommen.

„Wenn alles gut läuft, werden bis Mitte des Jahres die Ergebnisse vor- liegen“, ist Thomas Fischer zuver- sichtlich.

Ein zentrales Anliegen und der Aus- gangspunkt aller Bemühungen be- steht darin, den Schmerz überhaupt richtig zu erfassen. Patienten spre- chen oft nicht darüber, weil sie mei- nen, „das muss so sein“ und das müs- sten sie aushalten. „’Die Schmerzen gehören nicht dazu‘, lautet unser Credo, für das wir den Patienten – aber auch die Mitarbeiter – sensibili- sieren wollen“, erklärt der Pflegefor- scher, „uns kommt es darauf an, dem Patienten dabei zu helfen, den sub- jektiv empfundenen Schmerz objek- tiv nachvollziehbar auszudrücken.“

Das ist eine wichtige Voraussetzung für den nächsten Schritt: die gewis- senhafte Dokumentation und Be- wertung des Schmerzes. Denn nur so wissen alle Beteiligten gleicherma- ßen, behandelnde Ärzte genauso wie das Pflegepersonal, womit sie es zu tun haben und was folglich zu tun ist.

Insofern bildet die Schmerzdoku-

mentation die Basis für die einzulei- tende Schmerztherapie. „Wir müssen den Schmerz als fünftes Vitalzeichen – neben Puls, Blutdruck, Temperatur und Atemfrequenz – etablieren“, be- tont Thomas Fischer die Bedeutung des Schmerzes für die Behandlung und Versorgung des Patienten.

P R A K T I S C H E U M S E T Z U N G

Ein erfolgreicher Projektverlauf bil- det nicht den Schlusspunkt der Be- mühungen, sondern ist Auftakt für den nächsten Schritt: „Liegen die er- arbeiteten Ergebnisse vor, so gilt es, sie in Schulungen und Fortbildungs- maßnahmen im Klinikum weiter zu verbreiten und die Umsetzung zu forcieren“, blickt Thomas Fischer nach vorn. Für das Gelingen eines effizienten Schmerzmanagements ist außer der Schulung der Mitarbeiter natürlich das Mitwirken der Patien- ten elementar, für die deshalb ent- sprechendes Informationsmaterial entwickelt wird.

P R O J E K T I N T E R P R O F E S S I O N E L L E S S C H M E R Z M A N AG E M E N T

„Dem Schmerz mehr Bedeutung beimessen“

P F L E G E 9

Projekt Schmerz- management

Projektziele

• Verbesserung des Schmerz- managements auf den Statio- nen, insbesondere durch Fort- bildungsangebote für die Mitar- beiter und Erarbeitung eines einheitlichen Vorgehens im Schmerzmanagement (Hand- lungsanleitung)

• Umsetzung des „Nationalen Expertenstandards“ zum Schmerzmanagement in der Pflege, zunächst auf einigen Projektstationen

• Verstärkung der Schmerzam- bulanz

Zu einem umfassenden Schmerzmanagement gehören

• die Erkennung und Erfassung von Schmerzen nach einheit- lichen und objektivierbaren Regeln

• die gezielte Therapie von Schmerzen mit Medikamenten und anderen Verfahren (z. B.

Schmerzpumpen) und auch mit nicht-medikamentösen Metho- den (z. B. physikalische Thera- pie, Entspannungsübungen usw.)

• die Vorbeugung gegen vorher- sehbare Schmerzen und die optimale Bekämpfung von Schmerzen bei diagnostischen und therapeutischen Maßnah- men (z. B. nach Operationen)

• die Information und Schulung von Patienten und Angehörigen im Umgang mit Schmerzen und zur Schmerztherapie

• Nicht zuletzt bildet die optima-

le Zusammenarbeit der verant-

wortlichen Ärzte, Pflegefach-

kräfte und Physiotherapeuten

die Grundlage für eine kontinu-

ierliche Schmerztherapie bei

Patienten mit akuten oder

chronischen Schmerzen.

(10)

E D I T O R I A L 1 KO O P E R AT I O N 10

Auf Einladung der „Allrussischen öffentlichen Stiftung ‘Gesundheit des Menschen’“ waren der Ärzt- liche Direktor der Uni-Klinik Frankfurt, Professor Dr. Roland Kaufmann, und der Geschäfts- führende Oberarzt der Chirur- gischen Poliklinik, Professor Dr.

Eckart Wernicke, Ende Januar zu einem fünftägigen Besuch in Moskau.

D

er Stiftungspräsident, Profes- sor Dr. Alexander Chuchalin, bekundete starkes Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Kli- nikum der Johann Wolfgang Goe- the-Universität Frankfurt – und stieß auf offene Ohren. Beide Seiten fan- den schon beim ersten Besuch in in- tensiven Gesprächen zu so vielen ge- meinsamen Interessen, dass die Ver- treter der Uni-Klinik mit einer Ab- sichtserklärung im Gepäck nach Hause zurückkehrten (siehe Ka- sten). So wird sich die Uni-Klinik im

April dieses Jahres auf einem Ärzte- kongress der Stiftung mit einem Stand präsentieren. Auch konnten mittlerweile schon die ersten Patien- ten aus Russland am Uni-Klinikum behandelt werden.

Die vom Gesundheitsministerium der Russischen Föderation unter- stützte Stiftung „Gesundheit des Menschen“ wurde 1991 ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder sind vor allem Wissenschaftler der Russischen Akademie für medizini- sche Wissenschaften. Zu den wich- tigsten Aufgaben der Stiftung gehö- ren die Durchführung von Kongres- sen, der internationale Austausch von medizinischem Wissen sowie die Forschungsförderung im Bereich der allgemeinen Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. „Diese Stiftung ist in ihrer Bedeutung nicht zu unter- schätzen“, erklärt Professor Werni- cke, „so werden zu dem Kongress im April 40.000 Ärzte erwartet.“

D E U T S C H - RU S S I S C H E KO O P E R AT I O N

Präsentation in Moskau

Das Zentrum der Pharmakologie hat eine Forschungskooperation mit Ägypten aufgebaut. Nach den außerordentlich guten Erfahrun- gen mit dem Stipendiaten El-Sayed Akool aus Kairo soll künftig ein reger Austausch mit der Al-Azhar- Universität in Kairo stattfinden.

Dabei geht es keineswegs nur um Entwicklungshilfe, sondern um ei- nen wissenschaftlichen Austausch.

A

m Anfang steht das dicke Kompliment: „El-Sayed Akool ist der beste wissenschaftliche Stipendiat aus dem Ausland, den wir lange hatten“, schwärmt Professor Josef Pfeilschifter, Direktor des Inst- ituts für Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie. Die Konsequenz:

„Wir haben El-Sayed Akool über die vorgesehenen zwei Jahre hinaus für ein weiteres Jahr aus eigenem Bud- get bezahlt, weil er einfach gut ist“, so Professor Pfeilschifter weiter.

Grundsätzlich sind Stipendiaten aus dem Ausland an der Frankfurter Universitätsklinik nichts Neues. Et- wa fünf junge Wissenschaftler aus Europa und Nordamerika kommen jährlich ins Pharmazentrum. Doch zum ersten Mal war ein Kollege aus der arabischen Welt zu Gast. Nach dem Abschluss des Studiums wurde er von seiner Fakultät für die Hoch- begabtenförderung ausgewählt. Er entschied sich für die Frankfurter Uni, „weil mich die wissenschaft- lichen Arbeiten von Professor Pfeil- schifter, die ich gelesen hatte, beein- druckt haben“, betont der Ägypter.

So zog der jetzt 36-Jährige mit seiner Frau und seinem Sohn vor drei Jah- ren nach Frankfurt in einen völlig

neuen Kulturkreis. „Es ging leichter, als ich dachte. Ich komme aus einer Großstadt, Frankfurt ist auch eine und zudem sehr international.“ Pro- fessor Josef Pfeilschifter war wiede- rum „begeistert von der Begabung, dem Engagement, dem Einsatz und der technischen Perfektion“ des jun- gen Forschers: „Eine absolute Aus- nahmeerscheinung, die alles über- trifft, was wir bisher erlebt haben.“

R Ü C K K E H R N AC H K A I R O

In Frankfurt schrieb El-Sayed Akool seine Doktorarbeit zum Thema

„Funktion und Regulation von Ma- trixmetalloproteasen“. Dabei geht es um Enzyme, die das Gewebe ab- bauen können; ein wichtiger For- schungsbereich auf dem Gebiet der Entzündungsforschung und der Tu- morbiologie. „Seine Forschungsar- beit hat sehr wichtige Ergebnisse für diesen Bereich erbracht“, erklärt sein Doktorvater. Zudem hat der ägyptische Forscher im Lauf seiner Tätigkeit Publikationen in drei hoch- klassigen Fachjournalen veröffent- licht.

Nach seiner Frankfurter Ausbildung wird El-Sayed Akool demnächst nach Kairo zurückgehen. An der dortigen Universität wird er direkt in den Lehrbereich der Pharmakologie wechseln, mit der Perspektive auf ei- ne dort so genannte Assistenz-Pro- fessur. „Wir werden ihn vermissen“, sagt Professor Pfeilschifter, „aber der Vorteil ist: Nach den guten Erfah- rungen mit El-Sayed Akool werden wir künftig die Zusammenarbeit mit der Universität in Kairo verstärken.“

Ein Gewinn für beide Seiten.

F O R S C H U N G S KO O P E R AT I O N M I T Ä G Y P T E N

Ein Gewinn für beide Seiten

Die wichtigsten Punkte der Kooperation

Ergebnis der Gespräche zwischen der „Allrussischen öffentlichen Stiftung ‘Gesundheit des Men- schen’“ und dem Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Univer- sität Frankfurt, zusammengefasst in einer Absichtserklärung vom 29. Januar 2004:

1. Das Klinikum der Johann Wolf- gang Goethe-Universität Frank- furt wird sich am von der Stif- tung ausgerichteten Kongress

„Mensch und Medikamente“

vom 19. bis 23.April 2004 mit einem Stand präsentieren.

2. Eine Weiterbildung von Ärzten in Frankfurt wird – nach Klärung formaler Voraussetzungen – ins Auge gefasst. Eine wissenschaft- liche Kooperation ist nur auf in- dividueller Basis planbar.

3. Die Stiftung plant die Überset- zung wichtiger wissenschaftlicher Publikationen ins Russische.

4. Die Stiftung wird ein Organi- sationsbüro für potenzielle Patienten des Uni-Klinikums Frankfurt einrichten.

Freundlicher Empfang in Moskau:

(v.l.) Prof. Dr. Eckart Wernicke, Geschäftsführender Oberarzt der Chirurgischen Poliklinik, Prof. Dr.

Vladimir N.Yarigin, Rektor der Russischen Medizinischen Staats- universität Moskau, Dr. Z. Izhar, Facharzt für Augenheilkunde, Prof. Dr. Roland Kaufmann, Ärzt- licher Direktor der Uni-Klinik Frankfurt, Prof. Dr. Alexander Chuchalin, Präsident der Stiftung

„Gesundheit des Menschen“

Begabt, engagiert, technisch perfekt: Drei Jahre arbeitete El-Sayed Akool am Zentrum für Pharmakologie der Uni-Klinik Frankfurt

(11)

Im Oktober 2002 war eine hoch- rangige Delegation der Tongji-Uni- versität aus der chinesischen Me- tropole Shanghai am Frankfurter Uni-Klinikum zu Besuch. Das gegenseitige Interesse war so groß, dass der Ärztliche Direktor, Professor Dr. Roland Kaufmann, und der Geschäftsführende Ober- arzt der Chirurgischen Poliklinik, Professor Dr. Eckart Wernicke, im November letzten Jahres den Gegenbesuch antraten.

E

mpfangen wurden die beiden Vertreter der Uni-Klinik von Professor Hu Dayi, Leiter des Kollegs für Medizin, Professor Fu Jiliang, Leiter der Abteilung für Me- dizin und Life-Science, Feng Yipng vom „International Exchange and Cooperation Office“ sowie Dr. Linda Piling, Assistentin von Professor Hu.

„Was wir dort zu sehen bekamen, war beeindruckend“, berichtet Pro- fessor Wernicke von der viertägigen Reise, „nicht nur die Größenord- nung, sondern auch die für uns unge- wohnten Organisationsstrukturen und Behandlungsabläufe.“ Zur Uni- versität gehören vier Kliniken mit insgesamt über 2.000 Betten. Pro Jahr werden hier rund drei Mio. Pa- tienten ambulant und 80.000 statio- när behandelt. „Es ist enorm, mit wie einfachen Methoden und weni- gen Mitteln die chinesischen Ärzte eine wirkungsvolle Behandlung durchführen und diese Massen von Patienten bewältigen“, zeigt sich Professor Wernicke beeindruckt.

Allerdings gibt es auch das andere Extrem: So unterhält das zur Uni- versität gehörende Eastern Pudong Hospital eine mit modernstem me- dizintechnischem Gerät eingerichte- te VIP-Station für hochrangige Per- sönlichkeiten und ausländische Pa- tienten.

„Mit beiden Besuchen konnten wir einen Grundstein legen für eine fruchtbare und vertrauensvolle Zu- sammenarbeit“, ist Professor Kauf- mann überzeugt. Und die Agenda geplanter Kooperationen ist lang:

Auf dem Wunschzettel der Chinesen steht vor allem eine Zusammenar- beit in der Herz- und Gefäßmedizin und -chirurgie, in der Tumorchirur- gie und Krebsbehandlung, der mini-

malinvasiven Chirurgie sowie der Psychiatrie und klinischen Psycholo- gie. Getragen werden soll die Ko- operation von einem Professoren- Besuchs-Programm, einem AiP- (Arzt im Praktikum) Austausch, ge- meinsamen Forschungsvorhaben, aber auch von Beratungen in admi- nistrativen und logistischen Berei- chen sowie im Studienaufbau und der Mitwirkung bei Examina zwecks internationaler Anerkennung.

B E G E H R T E S PA R T N E R L A N D

Für die deutsche Seite sind insbeson- dere die herkömmliche, bei uns erst in Bruchteilen bekannte chinesische Medizin mit ihren vielseitigen Facet- ten sowie das chinesische Gesund- heitssystem interessant. Nicht zu unterschätzen ist das nationale und

internationale Renommee dieser Kooperation für die Uni-Klinik Frankfurt. Als zunehmend begehrtes Partnerland steht China nicht nur auf der Wunschliste der Hessischen Landesregierung, sondern auch der Bundesregierung.

In Planung ist der Bau eines deutsch- chinesischen Universitätsklinikums in Shanghai. Ein Entwurf sowie eine Machbarkeitsstudie durch einen deutschen Projektplaner existieren bereits und Bundeskanzler Gerhard Schröder hat seine Unterstützung zugesagt. Besonders stark für das Projekt macht sich das Hessische Mi-

nisterium für Wissenschaft und Kunst, und hier insbesondere der Leitende Ministerialrat und Ge- schäftsführer der Vereinigung der Freunde der Tongji-Universität e.V., Dietrich Blankenburg. Die chinesi- sche Seite hat in diesem Zusammen- hang starkes Interesse an den derzei- tigen Baumaßnahmen des Uni-Klini- kums gezeigt und sich ausdrücklich auch auf diesem Gebiet eine intensi- ve Zusammenarbeit und sogar eine Schlussbegutachtung durch die Uni- Klinik gewünscht.

Diese ehrgeizigen Ziele werden zweifellos dadurch befördert, dass an der Tongji-Universität eine hohe Af- finität zu Deutschland besteht: Nicht nur, dass sie auf eine Gründung der

„Deutschen Medizinschule für Chi- nesen“ durch den deutschen Arzt Erich Paulun im Jahre 1907 zurück-

geht, eine Kooperation wird sicher- lich auch dadurch erleichtert, dass heute etwa 60 Prozent der Studenten und Professoren über Deutschkennt- nisse verfügen. Viele von ihnen ha- ben bereits eine Ausbildung in Deutschland genossen und zahlrei- che Seminare werden in deutscher Sprache abgehalten.

Dass die Kooperation sehr engagiert betrieben wird zeigt sich auch daran, dass die nächste Einladung bereits ausgesprochen wurde: Wenn alles klappt, kommen die Vertreter der Tongji-Universität schon im April wieder nach Deutschland.

KO O P E R AT I O N 11

D I E B E D E U T U N G C H I N A S W Ä C H S T – AU C H I M B E R E I C H M E D I Z I N I S C H E R KO O P E R AT I O N E N

„Grundstein für eine frucht- bare Zusammenarbeit“

Auf gute Zusammenarbeit: Prof.Weiming Li (3.v.l.), Prof. Dr.

Roland Kaufmann (5.v.l.), Prof.Ye Qiang (6.v.l.), Dr. Linda Piling (5.v.r.), Prof. Dr. Eckart Wernicke (3.v.r.), Prof. Hongbring Xiac (2.v.r.) und Mitarbeiter

(12)

E D I T O R I A L 1 A K T U E L L 12

Mitte Januar dieses Jahres hat die Frankfurter Medizinische Gesell- schaft gemeinsam mit der Ingrid zu Solms-Stiftung den Ingrid zu Solms-Wissenschaftspreis verlie- hen. Ausgezeichnet wurde Privat- dozentin Dr. Heike Allgayer vom Klinikum Großhadern in Mün- chen.

G

egründet wurde die Frankfur- ter Medizinische Gesellschaft schon in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Ziel ist eine en- ge, interdisziplinäre Verzahnung zwi- schen Klinik, Wissenschaft sowie Weiter- und Fortbildung unter den

Frankfurter Medizinerinnen und Medizinern. Und zwar unabhängig von ihrem Arbeitsplatz in den ver- schiedenen Frankfurter Kliniken oder niedergelassenen Arztpraxen.

Ein Modell, das in der Bundesrepu- blik nach wie vor Seltenheitswert hat.

Einmal im Monat lädt die stark in der hiesigen Region verwurzelte Frankfurter Medizinische Gesell- schaft zu Veranstaltungen ein, mit Referaten und Diskussionen zu ak- tuellen Themen. „Wir wollen damit die jungen Kollegen auf den neusten Stand bringen, wie etwa bei SARS oder BSE, und den interdisziplinä-

ren Austausch untereinander för- dern“, sagt Professor Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Diagnosti- sche und Interventionelle Radiologie an der Frankfurter Uni-Klinik und derzeit Vorsitzender der Gesell- schaft. „Wir versuchen, schnell auf aktuelle Themen zu reagieren und Top-Referenten einzuladen.“

Die Veranstaltungen, zu denen nicht selten 200 bis 300 Teilnehmer kom- men, sind von der Landesärztekam- mer zertifiziert und werden somit als Weiterbildung für junge Ärzte im Praktikum (AiP) anerkannt. Die Veranstaltungen sind für alle medizi- nischen Berufe offen, das heißt auch für Pflegekräfte und Medizinisch- Technische Assistentinnen und Assi- stenten.

Die guten Kontakte der Mitglieder der Frankfurter Medizinischen Ge- sellschaft machen es möglich, dass zu einer Preisverleihung wie der des In- grid zu Solms-Wissenschaftspreis der Festvortrag von der Nobelpreisträge- rin Professorin Christiane Nüsslein- Volhard vom Max-Planck-Institut zum Thema „Forschung an mensch- lichen Embryonen“ gehalten wird.

Ein Höhepunkt, der für jeden jungen Mediziner Ansporn und Motivation zugleich ist.

F R A N K F U RT E R M E D I Z I N I S C H E G E S E L L S C H A F T V E R L E I H T I N G R I D Z U S O L M S - P R E I S

Nobelpreisträgerin hält Festvortrag

Die Susan G. Komen Stiftung fördert für zunächst ein Jahr die Einrichtung einer medizinisch- psychologischen Beratungsstel- le, in der ambulant behandelte Patientinnen mit einem Mam- makarzinom vor, während und nach einer interventionellen Therapie psychologisch betreut werden können. Eine von der Komen-Stiftung 2001 durchge- führte Untersuchung ergab, dass es in Deutschland vor allem bei der psychologischen Begleitung von Diagnostik, Behandlung und Nachsorge bei Brustkrebspa- tientinnen noch Raum für Ver- besserungen gibt.

Info: Kontakt über das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uni-Klinik Frankfurt, Telefon 069 / 6301-7277

Stiftung fördert psychologische Beratung

Ein Team von deutschen For- schergruppen unter Beteiligung des Universitätsklinikums Frank- furt hat ein Protein entdeckt, das Blutgerinnungsforscher auf der ganzen Welt seit Jahren vergeblich suchten.

D

amit haben sie den Wettlauf gegen eine konkurrierende Forschungsgruppe aus den USA mit einigen Wochen Vorsprung gewonnen. Die übereinstimmenden Ergebnisse der zwei Gruppen wur- den am 5. Februar als Titelstory in

“Nature” veröffentlicht.

Die Blutgerinnung ist ein kompli- zierter Vorgang, an dem viele Fakto- ren mitwirken. Gleich mehrere die- ser Gerinnungsfaktoren brauchen zur Entfaltung ihrer vollen Aktivität

Vitamin K. Bei einigen seltenen Erb- krankheiten sind die von Vitamin K abhängigen Faktoren von Geburt an vermindert. Früher starben die be- troffenen Kinder kurz nach der Geburt an Gehirnblutungen. Heute werden sie meistens durch eine rechtzeitige Behandlung mit Vitamin K gerettet.

Den Gendefekt, der in diesen Fami- lien zur erhöhten Blutungsneigung führt, hat das Team aus Frankfurt (Universitätsklinikum), Würzburg, München (GSF-Forschungszentrum) und Münster (Biologische Bundes- anstalt) unter Leitung des jetzt in Frankfurt im DRK Blutspendedienst tätigen Gerinnungsforschers Profes-

sor Johannes Oldenburg aufgeklärt.

Sie stießen nach jahrelanger Detek- tivarbeit auf ein bisher unbekanntes Protein, das eine zentrale Rolle im Vitamin-K-Stoffwechsel spielt: Es handelt sich um eine Hauptkompo- nente des seit langem gesuchten Pro- teinkomplexes Vitamin-K-Epoxid- Reduktase (VKOR). Dessen Aufga- be besteht darin, verbrauchtes, inak- tives Vitamin K wieder in seine akti- ve Form zu überführen. Bei den von den Wissenschaftlern untersuchten Familien ist das VKOR-Gen mutiert.

Daraus ergibt sich eine Störung im Vitamin-K-Stoffwechsel, die unwei- gerlich zur Blutungsneigung führt.

Gleichzeitig fanden die Forscher

heraus, dass Mutationen in diesem Gen auch auf anderen Gebieten Be- deutung haben. So wirkt bei man- chen Menschen das häufig verwen- dete Blutverflüssigungsmittel Marcu- mar deshalb nicht, weil ebenfalls Mutationen im VKOR-Gen vorlie- gen. Interessanterweise ist das Gen auch bei Ratten mutiert, die gegen das Schädlingsbekämpfungsmittel Warfarin resistent sind. Dieses Prä- parat hat dieselbe Wirkungsweise wie Marcumar.

Der nächste Schritt wird nun sein, diese Forschungsergebnisse für den klinischen Alltag nutzbar zu machen, um den Betroffenen helfen zu kön- nen.

F O R S C H E R D E R U N I - K L I N I K B E T E I L I G T

Schlüsselprotein der Blutgerinnung entdeckt

Dr. Ingrid Gräfin zu Solms-Wilden- fels, Dr. Heike Allgayer und Prof. Dr.

Christiane Nüsslein-Volhard (v.l.)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auch in der Klinik III im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Frankfurter Universitätsklinikum werden fünf wissenschaftliche Projekte durch die vor zehn Jahren

Neu ist vor allem die zentrale Rufnummer 01805 6301, über die der einzelne Patient zusammen mit seiner vierstelligen Durchwahl direkt an seinem persönlichen Apparat

Tumormarker entdeckt.. Die Fußballweltmeisterschaft schlägt hohe Wellen – auch im Hinblick auf die Planungen von Notfallbereitschaften in der Frankfurter Krankenhauslandschaft.

Vor diesem Hintergrund hat die Klinik für Urologie und Kinder- urologie (Direktor: Professor Dietger Jonas) am Universitäts- klinikum eine interdisziplinäre Ex-

Und die Tendenz ist steigend. Nach aktuellen Statistiken sind für das Jahr 2003 in Deutschland zwei Pro- zent aller Todesfälle bei Frauen und 17 Prozent der durch Krebs verur-

Im Institut für Forensische Medizin werden nicht nur dubiose Todesfälle oder Opfer von Gewaltverbrechen untersucht, sondern auch unklare Todesfälle auf private Veranlassung

„Immer zusammen bleiben!“ Denn im Gewirr der Gänge – es gab hier nicht nur komplett eingerichtete OP- Säle, sondern auch Platz für 50 Pa- tientenbetten – kann man sich

Ziel der Förderung ist neben der Würdigung der wissenschaftlichen leis- tung auch die Unterstützung der Alzhei- mer-Forschung, die an der Klinik für Psychi- atrie, Psychosomatik