• Keine Ergebnisse gefunden

Uni-Klinik aktuell : Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Nr. 2002,4

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2023

Aktie "Uni-Klinik aktuell : Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Nr. 2002,4"

Copied!
9
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

a k t u e l l

Zeitung für Mitarbeiter und Patienten des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main

UNI-KLINIK www .kgu.de

W E I T E R S E I T E 2

I N T E RV I E W

AOK-Geschäftsführer

Fritz Müller

3

E R Ö F F N E T

MammaCare

Trainingscenter

4

O N KO - I M AG I N G

Krebs früher erkennen

6

P O RT R Ä T

Verwaltungsdirektorin Irmtraut Gürkan

9

E I N S AT Z Ü BU N G

Umgang mit hoch-

infektiösen Patienten

10

I N T E R N AT I O N A L

Operationskurs

angeboten

11

KO O P E R AT I O N

Kompetenzzentrum mit Friedrichsheim

13

H O B B Y

Pianist Professor Vogl

15

4/02

I N H A L T

S T U D I E N E R G E B N I S S E I N T E R N AT I O N A L AU S G E Z E I C H N E T

Auf der 49. Jahrestagung der Society of Nuclear Me- dicine in Los Angeles er- hielt der Kongressbeitrag zum Thema „PET bei paraneoplastischen Syn- dromen“ einer gemeinsa- men Arbeitsgruppe der Klinik für Nuklearmedizin und der Klinik für Derma- tologie vom Universitäts- klinikum Frankfurt kürz- lich die höchste Auszeich- nung der Tagung, den Titel

„Image of the Year“.

In ihrer Studie werteten die Wissenschaftler die Po- sitronen-Emissions-Tomo- graphie (PET)-Ergebnisse von Patienten, die an para- neoplastischen Syndromen litten, über fünf Jahre aus.

„Paraneoplastische Syn- drome stellen die behan- delnden Ärzte oft vor schwierige Aufgaben“, so Professor Frank Grünwald, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin. Hierbei handelt es sich um Kran- kheitszeichen, die entwe- der auf einen bösartigen Tumor hindeuten können, oft aber auch ganz andere Ursachen haben.

Tumorzellen weisen einen erhöhten Zuckerverbrauch auf, der mit einer PET- Untersuchung gemessen und bildlich dargestellt werden kann. „Es konnte gezeigt werden, dass in na- hezu allen Fällen, bei de- nen ein bösartiger Tumor bestand, dieser mit der PET frühzeitig aufzuspü- ren war“, erklärt Professor Grünwald.

H E R Z O P E R AT I O N E N L I V E Ü B E RT R AG E N

Mit Robotersystem präziser und schonender operieren

Eine spektakuläre Live-Übertra- gung von drei Herzoperationen aus der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie am Frank- furter Universitätsklinikum per Satellit nach Monaco war der Höhepunkt der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Thorax- und Herzchirurgie (EACTS) im Fürstentum. Rund 400 Teilnehmer verfolgten die

Eingriffe und machten sich so ein Bild von den Anwendungs- möglichkeiten der neuesten Operationstechniken auf dem Gebiet der Herzchirurgie.

B

ei den Kongressteilnehmern rief insbesondere die Opera- tion mit dem „da Vinci“-Sys- tem ein großes Echo hervor, da zum ersten Mal gezeigt werden

konnte, dass diese Operationsform, die derzeit überhaupt nur an fünf Zentren weltweit durchgeführt wird, zunehmend an Bedeutung gewinnen kann und auch einer breiten Masse an Chirurgen und somit auch Patienten zur Verfü- gung stehen wird. Die Operation wurde mit Hilfe einer Weiterent- wicklung des Operationsroboters

„da Vinci“ von Privatdozent Dr.

Film ab: Die Herzoperation wird per Kamera nach Monaco übertragen

(2)

E D I T O R I A L

1 E D I T O R I A L I N T E RV I E W 3

2

Rückblick auf ein ereig- nisreiches Jahr 2002

I

m Rückblick könnte man fast meinen, Baulärm,Verkehrsbeein- trächtigungen, Schutt und Erdaushub seien für das Jahr 2002 kennzeichnend gewesen.Tatsächlich haben uns alle, die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter der Uni-Klinik, wie auch unsere Patien- ten und Besucher, die Bau- und Sanierungsmaßnahmen rund um den Zentralbau bewegt und manchmal wohl auch erregt. Bauarbei- ten bei laufendem Klinikbetrieb sind immer ein Problem und mit allerlei Unzulänglichkeiten und Behinderungen verbunden. Dafür bitten wir um Verständnis. Die hervorragende Bauplanung, wie auch die ausführenden Firmen haben es jedoch geschafft, die Be- einträchtigungen so gering wie möglich zu halten.

Wo viel gebaut wird, werden auch Spatenstiche getätigt, Grundstei- ne gelegt, Richtfeste gefeiert und Fertiggestelltes eingeweiht. So war der Spatenstich für die Zentralbauerweiterung gleich ein High- light zu Jahresbeginn, ebenso wie die kürzlich erfolgte Grundstein- legung des Forschungsgebäudes und das Richtfest für den Hörsaal- bau. Zu den erfreulichen Ereignissen gehörte aber auch die Einwei- hung des um- und zum Teil neugebauten Zentrums der Kinderheil- kunde und Jugendmedizin und der erste Spatenstich für ein neues Zentrum zur Stammzellentransplantation. Beide Baumaßnahmen wurden mit Unterstützung großzügiger Spender realisiert, für de- ren Engagement wir uns sehr herzlich bedanken.

Auch in den klinischen Bereichen und in der Verwaltung des Unikli- nikums hat sich eine Menge getan. Zu den medizinischen Highlights gehören die in diesem Jahr eingeweihte neue, hochmoderne Iso- lierstation sowie die Erfolge der Allgemein- und Gefäßchirurgie bei Dünndarmtransplantationen, über die wir auch in Uni-Klinik aktuell berichtet haben. Darüber hinaus konnten wir auch 2002 wieder ei- ne Reihe hervorragender Mediziner für führende Positionen gewin- nen, sicher auch ein Beweis für den ausgezeichneten Ruf, den das Frankfurter Universitätsklinikum genießt.

Auch in der Pflege wurden 2002 innovative Projekte in den Sta- tionsalltag umgesetzt. Primary Nursing lautet beispielsweise das Stichwort für ein modernes Pflegekonzept, wo der Patient von ei- ner festen Bezugsperson während seines gesamten Aufenthaltes in der Uni-Klinik begleitet wird.

Manchmal ein wenig im Verborgenen gehen dagegen organisatori- sche Veränderungen vonstatten, dennoch sind sie nicht weniger wichtig, um die Zukunft des Universitätsklinikums zu sichern. Vor allem die Vorbereitungen auf das neue Krankenhaus-Abrechnungs- system nach Fallpauschalen, den sogenannten DRGs, hat alle Berei- che der Uni-Klinik sehr beschäftigt. Dank der enorm aufwändigen Vorarbeiten durch das Controlling und die EDV-Abteilung sind wir aber nach umfangreichen Tests nun in der Lage, bereits 2003 als Frühumsteiger nach dem neuen System mit den Krankenkassen ab- zurechnen. Damit hat die Uni-Klinik Frankfurt auch im kommenden Jahr die Nase vorn, so dass wir auch weiterhin die Spitzenmedizin anbieten, die unserem hohen Versorgungsauftrag entspricht.

Unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken wir für Ihren Einsatz, den Sie in allen Bereichen der Uni-Klinik ge- leistet haben. Ihnen und Ihren Familien sowie allen unseren Patien- ten wünschen wir ein geruhsames Weihnachtsfest und einen guten Start in ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Wimmer-Greinecker, Lei- tender Oberarzt der Klinik für Tho- rax-, Herz- und thorakale Gefäßchi- rurgie am Frankfurter Universitäts- klinikum durchgeführt. Die Be- sonderheit des weiterentwickelten Robotersystems liegt darin, dass ne- ben den schon üblichen drei Opera- tionsarmen noch ein vierter hinzu- kommt. Somit steuert der Chirurg über eine Konsole drei Operations- arme mit chirurgischen Instrumenten und einen mit einer Kamera bestück- ten. Mit Hilfe von „da Vinci“ gelin- gen minimalinvasive Eingriffe am Herzen mit nur vier kleinen Stichen.

Durch den Einsatz des Roboters kann man viel präziser und schonen- der operieren als es je einem Chirur- gen „per Hand“ möglich wäre.

Durch eine chirurgische Bypassver- sorgung der Herzvorderwand und ei- ner eventuellen herzkathetertechni- schen Intervention der anderen Herzkranzgefäße wird in Zukunft ein multimodales Therapiekonzept der koronaren Herzkrankheiten möglich sein.

Die erste OP – ebenfalls eine Bypassoperation – wurde von Dr.

Tayfun Aybek, Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßschirurgie, an einem wachen Patienten mit Hilfe einer spi- nalen Epiduralanästhesie vorgenom- men und wurde von PD Dr. Paul Kessler, ZAW, durchgeführt. Diese

„Narkose des Rückrats“, die natür- lich schmerzlos ist, belastet die Kon- stitution des Patienten nicht so stark wie herkömmliche Operationen.

Noch befindet sich diese Methode in der klinischen Erprobung und wird weltweit sehr selten durchgeführt.

Um so interessierter wurde sie von den Tagungsteilnehmern verfolgt.

Zusätzlich kam bei der dritten Ope- ration eine neuartige Herz-Lungen- Maschine der Firma Cardiovention zum Einsatz. Alle drei Patienten wa- ren am Abend extubiert und konn- ten bereits wieder von der Intensiv- station in den Intermediate-Care-Be- reich verlegt werden.

F O R T S E T Z U N G

M I T R O B O T E R S YS T E M P R Ä Z I S E R U N D S C H O N E N D E R O P E R I E R E N

Versteckte Kamera: Jeder Handgriff wird dokumentiert...

... und dem Fachpublikum zugänglich gemacht

Prof. Roland Kaufmann, Ärztlicher Direktor

Prof. Josef Martin Pfeilschifter, Dekan

Irmtraut Gürkan,

Kaufmännische Direktorin

Martin Wilhelm, Pflegedirektor

I N T E RV I E W M I T AO K - G E S C H Ä F T S F Ü H R E R F R I T Z M Ü L L E R

Für die Zukunft gut gerüstet

Herr Müller, welche Anlauf- schwierigkeiten gab es bei die- sem Modellprojekt?

Fritz Müller Aufgrund der Unter- schiede im australischen (Das DRG- System wurde in Australien entwi- ckelt; Anm. d. Red.) und deutschen Verschlüsselungssystem kam es bei der EDV-Anpassung anfänglich zu Fehlern, die nach Umstellung durch die beteiligten Partner überwunden werden konnten. Jetzt sind wir auf- einander eingespielt. Ohne Schulun- gen ginge das jedoch nicht. Die AOK-Mitarbeiter wurden intensiv auf die Fallpauschalen vorbereitet – gemeinsam mit dem Personal des Uniklinikums.

Ist das aktuelle DRG-Grou- ping, also die Einteilung der Pau- schalen, praktikabel?

Fritz Müller Ja. Da das DRG-Sys- tem schon über mehrere Jahre unter anderem in Australien sehr erfolg- reich getestet wurde, können wir von der Erfahrung anderer Länder profi- tieren. Von seiner Praktikabilität konnten wir uns auch im Rahmen des Projektes überzeugen. Grund- voraussetzung ist natürlich, dass die Kodierrichtlinien und die Vorschrif- ten zur Datenqualität befolgt wer- den.

Ergaben sich im Vergleich zum bisherigen Modus nennens- werte Differenzen bei der Be- rechnung?

Fritz Müller Zu Projektbeginn wur- de eine recht hohe Basisrate verein- bart, so dass zum Jahresbeginn eine deutliche Absenkung erfolgen muss- te. Wir gehen davon aus, dass sie den heutigen Berechnungen im Rahmen der Bundespflegesatzverordnung

sehr nahe kommt. Möglicherweise liegt die Basisrate sogar darüber.

Teilweise konnten Verwerfungen zwischen der bisherigen Berechnung und der Abrechnung nach DRG festgestellt werden. Transplantatio- nen werden beispielsweise auf Basis der australischen Relativgewichte er- heblich niedriger vergütet. In ande- ren Bereichen nivelliert sich diese Tendenz.

Erwarten Sie bei der Einfüh- rung des DRG-Systems besonde- re Schwierigkeiten?

Fritz Müller Besondere Schwierig- keiten erwarten wir nicht, da sich die Vertragspartner schon seit geraumer Zeit mit der Einführung der DRG beschäftigen und auch schon ent- sprechende Qualifizierungsmaßnah- men durchgeführt haben. Das Uni- versitätsklinikum Frankfurt war in dieser Hinsicht einer der Vorreiter.

Einzelne hessische Krankenhäuser haben sich gerade noch rechtzeitig für das Optionsmodell angemeldet.

Es bleibt abzuwarten, wie und in welcher Qualität diese Häuser das neue System innerhalb kürzester Zeit umsetzen können.

Ein generelles Problem könnte sich in der Übermittlung der Daten erge- ben, da die Datenlieferung unter DRG-Gesichtspunkten qualitativ hochwertig erfolgen muss. Aber das Gesundheitswesen ist den stetigen Wandel gewohnt. Deshalb ist anzu- nehmen, dass nach einer kurzen Übergangsphase das neue Entgeltsy- stem von allen Beteiligten gut ange- nommen wird und die Schwierigkei- ten in der Einführungsphase gänzlich behoben werden.

Ambulante Behandlung mit weniger Liegezeiten sind von Po- litik und Kostenträgern ge- wünscht. Die Universitätsklini- ken sind im Bereich von Ambu- lanzen und Polikliniken Vorreiter.

Allerdings ist die Vergütung oft nicht ausreichend, zumal die Uni-Kliniken als mittlerweile teilprivate Unternehmen ge- zwungen sind, wirtschaftlich zu arbeiten.Wie lässt sich dafür ei- ne Lösung finden?

Fritz Müller Die Leistungserbrin- gung unterliegt im Grundsatz den Regelungen des Einheitlichen Be- wertungsmaßstabes (EBM) – es gibt somit gar keinen Spielraum. Die Ver- gütung der Leistungen erfolgt über das Budget der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV Hessen).

Es gibt zwar so genannte Poliklinik- pauschalen: Diese werden allerdings nur noch bis zum Jahresende über die KV Hessen abgerechnet. Auf- grund einer gesetzlichen Änderung im Sozialgesetzbuch wird die Ab- rechnung ab 2003 direkt zwischen den Krankenkassen und den Polikli- niken vollzogen. Die Verhandlungen mit den Universitätskliniken sind zur Zeit noch im Gange.

Qualitätsmanagementsyste- me sollen hohe Standards garan- tieren. In wie weit wird das Vor- handensein von QM bei der Ver- tragsgestaltung eine Rolle spie- len?

Fritz Müller Die gesetzliche Quali- tätssicherung ist ein Muss und wird zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Eine bessere Leistungstransparenz im Rahmen der DRG erleichtert die Vergleichbarkeit und damit auch die Identifizierung von Verbesserungs- potentzialen. Ein Preis-Leistungs-

Wettbewerb wird dadurch gefördert.

Durch die Weitergabe dieser Infor- mationen an unsere Versicherten er- warten wir den Schritt zu einer grö- ßeren Patientensouveränität bei der Auswahl des Leistungserbringers – dabei sollte die Behandlungsqualität vorrangiges Kriterium sein. Quali- tätsbegleitete Verträge werden zu- nehmend im Rahmen der gesetz- lichen Möglichkeiten genutzt. Zu nennen wären die derzeitigen Ver- träge zur integrierten Versorgung in den Bereichen Hüftendoprothetik und Apoplex.

Welche Rolle spielen künftig überhaupt individuelle Verträge mit einzelnen Leistungsanbie- tern, in diesem Fall also der Uni- Klinik?

Fritz Müller Angesichts der begrenz- ten Ressourcen im Gesundheitswe- sen wird es in naher Zukunft weitere Marktbereinigungen geben. Die Poli- tik hat den Ausbau der Möglichkei- ten von Einzelverträgen über die be- stehenden Regelungen zur integrier- ten Versorgung hinaus bereits im Rahmen des Vorschaltgesetzes signa- lisiert. Voraussetzung für den Ab- schluss individueller Verträge zwi- schen Krankenkassen und Leistungs- erbringern werden unter Wettbe- werbsbedingungen nur qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Leis- tungen sein können. Es wird für die Marktchancen einer Klinik in Zu- kunft entscheidend sein, diese Ent- wicklungen frühzeitig zu antizipieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das neue Abrechnungssystem DRG, das im Wesentlichen einen festen Abrechnungssatz für bestimmte Behandlungen und Therapien vorsieht, steht kurz vor der Einführung. Die AOK Hessen und die Frankfurter Uni-Klinik haben mit einem einmaligen Modellprojekt schon jetzt die Zukunft durchgespielt. Uni-Klinik aktuell sprach mit dem Vorsitzenden des Vorstandes der AOK Hessen, Fritz Müller, welche Erkenntnisse aus dem Projekt gezogen wurden und ob bei der Einführung des Abrech- nungssystems Schwierigkeiten zu erwarten sind.

?

?

Fritz Müller (53), seit dem 5.

Februar Vorsitzender des Vor- standes der AOK Hessen, hat das Metier von der Pike auf ge- lernt. 1965 begann er bei der AOK in Wetzlar seine Ausbil- dung, dort schloss er auch sei- ne Weiterbildung zum Diplom- Verwaltungswirt ab. Über ver- schiedene Stationen in Hessen stieß er schließlich 1996 zum Vorstand der AOK Hessen. In seiner Freizeit liebt Fritz Mül- ler, der im Lahn-Dill-Kreis wohnt, die Natur. Joggen,Wandern,Trekk- ing und Bergsteigen gehören zu seinen Hobbys.

Fritz Müller

?

?

?

?

?

(3)

Heil und Heilung – über die Me- dizin hinaus

E D I T O R I A L

1 M E D I Z I N M E D I Z I N 5

4

Etwa 80 Prozent aller Verände- rungen der weiblichen Brust wer- den von den betroffenen Frauen selbst entdeckt. Die Brustselbst- untersuchung wird deshalb als Teil der Früherkennung von Brust- krebs von allen Fachleuten,Ver- bänden und den Krankenkassen seit Jahren empfohlen.Allerdings gab es bislang keine standardisier- te Untersuchungstechnik der Brust, weder für Ärzte noch für die Frauen selbst. Mit Hilfe des Ersten Trainingscenters in Europa nach der neu entwickelten Mam- maCare-Methode sollen nun Mul- tiplikatoren wie Ärzte oder Pfle- gepersonal und interessierte Frauen angeleitet werden.

D

ie MammaCare-Methode ist weltweit die einzige Methode zur Brustuntersuchung, die wissenschaftlich entwickelt und

überprüft wurde“, so die kommissa- rische Leiterin des neuen Mamma- Care Trainingscenters, Dr. Christine Solbach, Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. „In den vergangenen vier Jahren haben wir ungefähr 100 Frauen als Multipli- katorinnen in der Brustuntersuchung nach der MammaCare Methode aus- gebildet. Da die Nachfrage stetig steigt, haben wir uns entschlossen, in unserem Brustzentrum in Frankfurt die erste europaweite Ausbildungs- einrichtung zu gründen.“

Ü B E N A M S I L I KO N M O D E L L Ausgebildet wird mit einer Nachbil- dung der Brust in Form eines Sili- konmodells, in welchem Knoten nachgebildet sind und das helfen soll, tastbare Befunde zu differenzieren, auffällige Veränderungen zu erken- nen und somit eine größere Sicher- E R S T E S M A M M AC A R E T R A I N I N G S C E N T E R E R Ö F F N E T

Lernen, die Brust professio- nell zu untersuchen

heit bei der Brustselbstuntersuchung zu erlangen. Die erlernte Tasttechnik wird nach dem Üben am Modell un- mittelbar zur Untersuchung der eige- nen Brust angewendet.

M U LT I P L I K AT O R E N A N S P R E C H E N

Ziel des neuen Trainingscenters ist die regelmäßige Ausbildung von Multiplikatoren (Ärztinnen, Hebam- men, Pflegepersonal, Arzthelferin- nen, Krankengymnastinnen etc.) und Ärzten, die dann ihrerseits zur An- leitung der Brust(selbst)untersu- chung nach der MammaCare-Metho- de zur Verfügung stehen, um eine weite Verbreitung dieser Technik zu erreichen. Auch soll die MammaCa- re-Methode möglichst vielen interes- sierten Frauen zugänglich gemacht werden, so dass diese monatlich ihre Brüste mit dieser einfachen Technik untersuchen. „Es werden so gering- fügige Veränderungen der Brust ent- deckt und je kleiner ein bösartiger Tumor bei der Diagnose ist, desto besser sind die Therapieoptionen, um beispielsweise brusterhaltend operieren zu können“, erklärt die Frauenärztin.

Trainingskurse finden an der Klinik für Gynäkologie und Geburts- hilfe der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt statt. Die Kursgebühr beläuft sich dabei auf 300 Euro für Multiplikatoren und 75 Euro für Ärzte. Interessierte Frauen zahlen pro Kurs 30 Euro.

Die Anmeldung und Terminvergabe erfolgt über:

Irmgard Gaus

Tel.: (0 69) 935 40 597 Fax: (0 69) 935 40 598

E-Mail: Irmgard.Gaus@t-online.de

Die meisten Frauen entdecken Brustveränderungen selbst, aber das Tasten will gelernt sein

S Y N Ä S T H E S I E – D E M R Ä T S E L AU F D E R S P U R

Wie funktioniert die Wahrnehmung?

Die Synästhesie, miteinander ge- koppelte gleichzeitige Sinneswahr- nehmungen, ist ein medizinisches Rätsel, aber keines mit Nachteil für die Betroffenen. So gibt es Menschen, die sehen bei der Wahrnehmung von Zahlen, Buch- staben, Gerüchen oder Klängen bestimmte Farben und Muster.

Neurophysiologen der Uni-Klinik versuchen dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

M

enschen, die von dem Phäno- men Synästhesie betroffen sind, ordnen beispielsweise der Zahl sieben hellblau, der drei grün und der fünf braun zu und kön- nen sich damit Zahlenkombinatio- nen oft gut merken . Oder sie sehen bei bestimmten Klängen nicht nur Farben, sondern auch Formen, bei- spielsweise Linien oder Kreise.

Prinzipiell sind bei diesem Phäno- men alle Kombinationen der fünf Sinne möglich – Töne riechen, Gerü- che spüren oder Gesehenes schme- cken. Die häufigste Form der Synäs- thesie dürfte jedoch die als „Farben- hören“ bezeichnete Verbindung von Hör- und Seheindrücken sein.

Man schätzt, dass unter 2.000 Men- schen ein Synästhetiker ist, wobei Frauen etwa sechsmal häufiger be- troffen sind als Männer. Die einmal gebildeten Assoziationen, zum Bei- spiel zwischen einer bestimmten Zahl und einer bestimmten Farbe, bleiben lebenslang stabil. Diese kon- stante Vermischung der Sinne kann

unter Umständen dazu benutzt wer- den, um sich lange Zahlenfolgen wie Telefonnummern zu merken.

„Synästhetiker sind oft zu erstaun- lichen Gedächtnisleistungen fähig oder können die zusätzlichen Mög- lichkeiten der Wahrnehmungsassozi- ation für Alltagsaufgaben nutzen“, berichtete Dr. Dr. David Linden, Neurophysiologe an der universitä- ren Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I. „Trotzdem“, so Linden, „sind viele Synästhetiker, wenn sie diese ungewöhnlichen Wahrnehmungen bemerken, verunsi- chert und wenden sich an Psychiater, weil sie befürchten, an einer psychi- schen Krankheit zu leiden.“ Dabei gilt die Synästhesie als eine besonde- re Wahrnehmungsform ohne Krank- heitswert.

U N G E K L Ä R T E S P H Ä N O M E N Das Phänomen der gleichzeitigen Wahrnehmung von Sinneseindrücken ist zwar seit Jahrhunderten bekannt, aber immer noch ungeklärt. Die psy- chiatrische Uni-Klinik Frankfurt be- teiligt sich daher an einem For- schungsprojekt zur Synästhesie, das in Kooperation des eigenen Labors für Neurophysiologie und Neuroima- ging mit dem Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Abteilung Neurophy- siologie (Prof. Dr. Wolf Singer), dem Institut für Neuroradiologie des Uni- versitätsklinikums (Prof. Dr. Fried- helm E. Zanella) sowie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Han- nover (Prof. Dr. Hinderk M. Emrich) durchgeführt wird.

Mit Hilfe der funktionellen Kern- spintomographie soll herausgefun- den werden, wo im Gehirn die Ver- bindungen zwischen den Sinnes- wahrnehmungen zustande kommen.

„Nach den ersten Ergebnissen unse- rer Forschungsgruppe führt die akus- tische Stimulation der Synästhetiker mit Buchstaben, die Farbwahrneh- mungen hervorrufen, zu einer Erhö- hung der Aktivität im Sehzentrum“, erläutert Linden, „die gleichzeitig durchgeführten Messungen mit der Elektroenzephalographie sollen dar- über Aufschluss geben, durch wel- chen Mechanismus diese Koaktivie- rung bewirkt wird“.

HILFE FÜR KREBSKRANKE KINDER, JUGENDLICHE UND JUNGE ERWACHSENE FRANKFURT

Komturstrasse 3 60528 Frankfurt

Telefon (069) 96 78 07 - 0

GESCHÄFTSLEITUNG

INFORMATION

Frau Eva-Maria Hehlert Telefon (069) 96 78 07-17 Hausleitung-Familienzentrum

Übernachten

Wohnen

Frau Monika Waltz Frau Christine Hauser Telefon (069) 96 78 07-14

Psychosoziale Beratung und Betreuung

Haus 23/Stationen B5, B6, KMT Kreativwerkstatt, Patiententreff

im Familienzentrum Frau Argiri Tsiviki Telefon (069) 96 78 07- 36

Pädagogisch-psychologische Beratung und Betreuung

im Familienzentrum (u.a. Schullaufbahnberatung

sowie Möglichkeiten der Leistungstestung) Herr Dr. Frank Pastorek

Telefon (069) 96 78 07- 36

Psychologische Betreuung

Familienzentrum Einzel-Paar-Familiengespräche

Frau Karen Arnold Telefon (069) 96 78 07- 36

Ambulante Familienbetreuung • Hausbesuche, Sozialberatung, Gesprächsangebote, Stationen 32-4 und 31-3

Ingeborg Linke • Tel. (069) 63 01 60 73, (0173) 3 16 04 48 AU S S T E L L U N G : „ F L A M -

M E N D E FA R B E N “

Die abstrakten Kompositionen des Künstlers Dieter Kimmel sind keine Bilder, die man ge- fällig im Vorbeigehen wahr- nimmt. Die glühenden, flam- menden Farben ziehen das Auge geradezu an. Sie erin- nern an Feuersbrünste oder an die Stimmung eines Som- merabends, an Gewitter und Sonnenaufgang. Die Bilder des Frankfurter Künstlers können noch bis zum 28. Februar 2003 in der Angiologie in Haus 13 A im Erdgeschoss besichtigt werden.

R O B O T E R G E S T Ü T Z T E I M P L A N TAT I O N

Weltweit erstmalig wurde eine Hüftgelenkspfannenprothese mit einem neuen interaktiven Operations-Robotersystem durchgeführt.An der Orthopä- dischen Universitätsklinik

„Stiftung Friedrichsheim“

setzte Professor Dr. Fridun Kerschbaumer einem 54 Jahre alten Mann ein künstliches Hüftgelenk ein. Das neu ent- wickelte System besteht aus einem interaktiven Opera- tionsroboter, einem intraope- rativen 3D-Infrarotmesssystem und einer Planungsstation.

Schon seit der Gründung der Frankfurter Uni-Kli- nik 1914 gibt es am Haus die Krankenhausseelsor- ge, die bei der Einheit von Heilung und Heil hilft – nicht nur den Patienten, sondern auch den Mitar- beitern der Klinik, die häufig auch Gespräche oder Beratung in ihrem anstrengenden Beruf

brauchen. Über die wechselvolle Geschichte der ökumenischen Krankenhausseelsorge hat Dr. Gregor Schorberger, Pastoralre- ferent der katholischen Seelsorge, nun ein umfangreiches Buch verfasst, das jüngst zur Frankfurter Buchmesse erschienen ist.

Lesetipp: Schorberger, Gregor: Geschichte der ökumenischen Krankenhausseelsorge an der Universitätsklinik Frankfurt am Main, Matthias-Grünwald-Verlag Mainz 2002.

Krankenhausseelsorger Dr. Gregor Schorberger stellt sein Buch vor

(4)

M E D I Z I N M E D I Z I N 7 6

Das 3. Frankfurter interdisziplinä- re Symposium für innovative Diagnostik und Therapie an der Uni-Klinik hat sich der bildgeben- den Diagnostik und interventio- nellen Therapie bei onkologischen Fragestellungen gewidmet. Ziel ist es, eine Krebserkrankung früher zu erkennen und erfolgreicher be- kämpfen zu können. Denn gerade in den letzten Jahren haben sich die Möglichkeiten für eine Frühdi- agnostik entscheidend verbessert.

D

ie breite Einführung moderner Magnetresonanz-Tomogra- phen (MRT) und Computerto- mographen (CT) hat dazu geführt, dass Tumorerkrankungen immer frü- her erkannt werden können. Diese Diagnoseverfahren, auch „Onko- Imaging“ genannt, erfordern jedoch eine Qualitätskontrolle und weitge- hende Optimierung. Aus diesem Grund widmete sich das diesjährige Frankfurter interdisziplinäre Sympo- sium für innovative Diagnostik und Therapie der bildgebenden Diagnos- tik wie MRT, CT oder Ultraschall.

Das Thema des „Onko-Imaging“

wurde vor allem auch unter dem Blickwinkel minimalinvasiver Thera- pieverfahren betrachtet und neue, die Patienten weniger belastende Behandlungsmethoden wurden vor- gestellt, wie die regionale Chemothe- rapie, die Lasertherapie und weitere

innovative Verfahren. Die Schwer- punkte der diskutierten Erkrankun- gen lagen bei diesem Symposium auf Tumorerkrankungen der Lunge und des Bronchialsystems, der Kopf- und Halsregion, der weiblichen Brust, der Haut und bei Tumoren des Bauchraums etwa der Leber, Bauch- speicheldrüse, Niere und Prostata.

Auf dem zweitägigen Fachforum wurden in einer Reihe von Vorträ- gen die Anforderungen an die ver- schiedenen Techniken für die we- sentlichen Tumorerkrankungsgrup- pen diskutiert. Darüber hinaus be- schäftigten sich die renommierten Experten mit den unterschiedlichen diagnostischen Möglichkeiten und den jeweils daraus resultierenden Therapien bei Krebserkrankungen.

Besonderen Wert legt Mitorganisa- tor Professor Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Uni- versitätsklinikums Frankfurt, auf die Interdisziplinarität der Veranstal- tung. „Wir sind stolz, dass es uns auch dieses Jahr wieder gelungen ist, namhafte Referenten der verschie- densten Fachbereiche zu gewinnen.

Schließlich ist es für die jeweilige op- timale diagnostische und therapeuti- sche Strategie bei der Tumorbehand- lung wichtig, dass sich die einzelnen Fachdisziplinen in kurzen Wegen zu- sammenschließen, am besten in Form von Tumorzentren.“

„ O N KO - I M AG I N G “ B E I K A R Z I N O M E N

Krebserkrankungen früher erkennen

G R O ß E R E S O N A N Z B E I D E R N I E R E N WO C H E

Aufklärung ist das Ziel

Eine Wochen lang standen Mitte Oktober Spezialisten der Uni-Kli- nik für Fragen rund um die Nie- ren zur Verfügung. Die Resonanz war überwältigend. Die Telefone standen während der Sprechzei- ten nicht still.

D

ie Nierenwoche ist eine bundesweite Veranstaltung der Deutschen Nierenstiftung. Die- se hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit einer Aktion über Nierenerkran- kungen sowie Dialyse und Trans- plantation zu informieren. Ziel ist die Früherkennung und die optimale Be- handlung von Nierenerkrankungen, damit es nicht zum endgültigen chro- nischen Nierenversagen kommt. Im Rahmen der Aktion veranstaltete die Abteilung für Nephrologie des Zentrums der Inneren Medizin des Universitätsklinikums Frankfurt un- ter dem Motto „Nierenerkrankungen – Wie erkenne ich sie? Wie behande- le ich sie?“ eine Telefonaktion für interessierte und betroffene Bürger sowie Ärzte. Ein Spezialistenteam stand in der Woche vom 14. bis 18.

Oktober täglich vier Stunden unter einer kostenfreien Telefonnummer zur Verfügung und informierte über aktuelle Aspekte rund um Nierener- krankungen und beantwortete Fra- gen zu diesem Thema.

H Ä U F I G K E I N E B E S C H W E R D E N

Viele Menschen mit chronischen Nieren- und Hochdruckerkrankun- gen sind voll leistungsfähig und ha- ben keine Beschwerden. Bei einem anderen Teil von Personen mit Nie- ren- und Bluthochdruckerkrankun- gen kommt es zu subjektiven Be- schwerden. Diese Beschwerden sind allerdings meist unspezifisch. Die Früherkennung einer Nierenerkran- kung erfolgt daher häufig erst bei ei- ner Routineuntersuchung durch den Hausarzt, der Blut oder Eiweiß im Urin feststellt. Manchmal allerdings ist es bereits zu einer eingeschränk- ten Nierenfunktion mit erhöhten Se- rumkreatinwerten gekommen. Pa- tienten, die an schwerem Bluthoch- druck leiden, sollten an den Nieren- spezialisten – Nephrologen – über- wiesen werden.

Ein Schwerpunktthema des inter- disziplinären Symposiums für in- novative Diagnostik und Therapie war das „Onko-Imaging“ beim schwer zu behandelnden Pank- reaskarzinom – dem Krebsbefall der Bauchspeicheldrüse.

D

as Pankreaskarzinom ist eine besonders heimtückische Krankheit, weil sie den Patien- ten meist aus voller Gesundheit her- aus befällt. Dabei ist Bauchspeichel- drüsenkrebs mit jährlich etwa 11.000 Neuerkrankungen die fünfthäufigste Krebserkrankung in Deutschland.

Die häufigsten Symptome eines Pankreaskarzinoms ist eine schmerz- lose, mit Juckreiz auftretende Gelb- sucht (Ikterus) sowie Schmerzen im Oberbauch oder Rücken, die oft auch gürtelförmig ausstrahlen kön- nen. Hinzu kommen Appetitlosig- keit, Gewichtsverlust, Durchfall und eine allgemeine Leistungsschwäche.

„Leider ist die Prognose bei Bauch- speicheldrüsenkrebs sehr schlecht, weil er meistens zu spät erkannt wird“, erklärte Professor Wolfgang Caspary, Direktor der Medizinischen Klinik II des Zentrums der Inneren Medizin, auf der Pressekonferenz anlässlich des Symposiums für inno- vative Diagnostik und Therapie. Da- her lassen sich die meisten Tumore nicht mehr operativ entfernen. Ein Ziel der medizinischen Forschung ist deshalb die frühe Erfassung von sehr kleinen Tumoren. „Hier wird uns über kurz oder lang ein verbessertes

’Onko-Imaging’ weiterhelfen“, hofft der ausgewiesene Pankreasexperte der Frankfurter Uni-Klinik.

Aber: „Eine Heilung des Pankreas-

Gut sichtbar: Bronchialkarzinom im oberen Teil des Lungenflügels (li.)

S C H W E R P U N K T PA N K R E A S - K A R Z I N O M

Interdis- ziplinäre Teams

gefragt

karzinoms ist nur durch eine um- fangreiche Operation möglich“, so Professor Caspary. „Da das Pankreas sehr ’versteckt’ im Oberbauch liegt, stellt die Operation einen recht gro- ßen Eingriff dar, der nur in einer ent- sprechend ausgestatteten Klinik durchgeführt werden sollte. Es müs- sen dabei nicht nur Teile der Bauch- speicheldrüse, sondern auch Teile des Zwölffingerdarms, des Magens und die Gallenblase entfernt wer- den.“

A N K L I N I S C H E R S T U D I E B E T E I L I G T

Bei nicht mehr operablen Tumoren kann eine Strahlentherapie oder eine kombinierte Strahlen- und Chemo- therapie durchgeführt werden. Um hier neue Möglichkeiten der Chemo- therapie zu überprüfen, beteiligt sich die Uni-Klinik Frankfurt an einer multizentrischen klinischen Studie.

Sowohl die endoskopische Therapie wie auch die Chemotherapie verbes- sern laut Professor Caspary eindeu- tig die Lebensqualität des Patienten, vermögen aber nicht die Krankheit zu heilen. „Deswegen spielen in der palliativen Behandlung die Schmerz- und Ernährungstherapie eine wichti- ge Rolle. Insgesamt erfordert die Be- handlung des Bauchspeicheldrüsen- krebses eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gas- troenterologen, Chirurgen, Radiolo- gen, Pathologen, Strahlentherapeu- ten, Schmerztherapeuten und Ernäh- rungsteams. Nur so kann dem Pa- tienten eine für seine Situation opti- male Therapie geboten werden.“

B Ü R G E R H O S P I TA L W I R D A K A D E M I - S C H E S L E H R K R A N - K E N H AU S D E R G O E T H E - U N I

Am 16. Oktober unterzeich- neten der Dekan und der Studiendekan der Medizini- schen Fakultät der Goethe- Universität sowie Vertreter der Senckenbergischen Stif- tung und des Bürgerhospi- tals eine Vereinbarung, mit der das Bürgerhospital in den Kreis der akademischen Lehrkrankenhäuser aufge- nommen wird. Die seit vie- len Jahren in der klinischen Zusammenarbeit zum Woh- le der Patienten und auch beim Unterricht von Medi- zinstudenten bestehenden Verbindungen wurden nun- mehr auch vertraglich fi- xiert. Das Bürgerhospital wird – gemeinsam mit einer Reihe weiterer Lehrkran- kenhäuser – an der Vorberei- tung und Umsetzung der im Oktober 2003 beginnenden neuen Approbationsordnung für Ärzte eine wichtige Rol- le spielen. Professor Nürn- berger, der Studiendekan der Medizinischen Fakultät, wies auf die besondere Be- deutung der Lehrkranken- häuser bei der Verbesserung des praktischen Unterrichts am Patienten hin.

Der Dekan der Medizini- schen Fakultät, Professor Pfeilschifter, erinnerte an den Wortlaut des Stiftungs- briefes der Senckenbergi- schen Stiftung. Senckenberg war davon überzeugt, dass

„durch diese Stiftung Frank- furt ein Platz werden wird, der sich zum Studium der Medizin eignet, wie Hippo- krates einen solchen ver- langt.“

Der Wunsch des Stifters Dr.

Johann Christian Sencken- berg, eine Lehranstalt für Ärzte zu schaffen, wurde mit der Schaffung der Insti- tute für Anatomie, Patholo- gie, Botanik, Geschichte der Medizin und die Sencken- bergische Bibliothek an der Universität erfüllt.

Dr. Schopow, der Vorstands- vorsitzende der Sencken- bergischen Stiftung und des Bürgerhospitals, bedankte sich bei den Vertretern der Universität für die Auszeich- nung, die das Bürgerhospital durch den Zusatz „Akade- misches Lehrkrankenhaus“

erhalten hat. Er sieht darin die Bestätigung für die seit vielen Jahren bestehende, sehr positive Zusammenar- beit mit der medizinischen Fakultät und dem Universi- tätsklinikum.

Mit der Berufung von Professor Wolf Otto Bechstein gewinnt das Universitätsklinikum Frank- furt einen überregional bekann- ten Chirurgen, der mittelfristig vor allem den Bereich der Trans- plantationsmedizin ausbauen will. Professor Bechstein tritt die Nachfolge von Professor Al- brecht Encke, dem langjährigen Direktor der Klinik für Allge- mein- und Gefäßchirurgie, an.

D

er überregional bekannte Transplantationsmediziner kommt vom größten Pankre- as-Transplantationszentrum im Eu- rotransplant-Bereich, dem Knapp- schafts-Krankenhaus Bochum- Langendreer / Ruhr-Universität Bochum an den Main. In Frankfurt plant der 44 Jahre alte Chirurg ei- ne kombinierte Leber-/Gallenwe- ge- und Pankreas-Sprechstunde einzurichten, in der auch Vorberei- tungen für eine kombinierte Nie- ren- und Bauchspeicheldrüsen- Transplantation getroffen werden können. Darüber hinaus wurde im Hessischen Sozialministerium ein Antrag zur Durchführung von Pan- kreastransplantationen gestellt.

„Damit wird für Patienten, For- schung und Industrie ein Zeichen in Richtung transparenter Neu- strukturierung und Fokussierung der Transplantationsaktivitäten am Universitätsklinikum gesetzt“, sagt Professor Bechstein.

Neben dem Ausbau der Transplan- tations- und Forschungsaktivitäten ist mittelfristig der Aufbau eines Zentrums für Leber-Lebendspen-

den bei Kindern vorgesehen.

„Langfristiges Ziel ist die Etablie- rung eines Süddeutschen Schwer- punktes für Erkrankungen der Le- ber-, Galle- und Bauchspeicheldrü- se“, so der Transplantationsmedizi- ner. Des weiteren ist die chirurgi- sche Behandlung von Krebserkran- kungen der Verdauungsorgane wie Speiseröhre, Magen, Bauchspei- cheldrüse, Leber, Dickdarm und Mastdarm geplant.

„Am Universitätsklinikum Frank- furt habe ich ein hervorragendes Umfeld vorgefunden, in dem sich moderne Konzepte der Krebsbe- handlung multimodal und interdis- ziplinär in Zusammenarbeit mit Internisten, Strahlentherapeuten und interventioneller Radiologie umsetzen lassen“, so Bechstein.

KO M P L E T T P R O G R A M M In der Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie wird ausgehend von minimalinvasiven Eingriffen ein Komplettprogramm über große Resektionen bei Tumoren von Le- ber, Gallenwegen und Pankreas bis hin zur Transplantation erkrankter Organe angeboten.

Das neue Team wird verstärkt durch chirurgische Oberärzte mit besonderen Schwerpunkten bei- spielsweise für die Behandlung chronisch-entzündlicher Darmer- krankungen – PD Dr. Markus Gol- ling, minimalinvasive Chirurgie – Dr. Christoph Wullstein und Chir- urgie der Schilddrüse – Dr. Kai Dette.

P R O F E S S O R B E C H S T E I N I S T N E U E R L E I T E R D E S T R A N S - P L A N TAT I O N S Z E N T RU M S

Süddeutschen Schwer- punkt etablieren

Professor Wolf Otto Bechstein wurde 1958 in Einbeck/Nieder- sachsen geboren und studierte von 1977 bis 1983 Humanmedizin an den Universitäten in Hannover und London. 1985 promovierte er und habilitierte 1994 an der Freien Universität Berlin. Er ist seit 1985 verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von elf und 14 Jahren.

Professor Wolf

Otto Bechstein

(5)

Professorin Helm wurde als zweites von sechs Kindern in Nürnberg geboren und wuchs hauptsächlich in Kassel auf. Seit 1957 lebt die heute 66-Jährige in Frankfurt, wo sie auch Medizin studierte. Seit 1966 ist sie durchgängig im Zentrum der In- neren Medizin der Universitäts- klinik Frankfurt beschäftigt. In ih- rer Zeit als Assistenzärztin war sie 1967 unter anderem als Quarantäneärztin mit der Be- handlung von Patienten mit Mar- burg-Virus-Infektion beschäftigt.

Professorin Helm dürfte heute die einzige Ärztin sein, die diese berühmt-berüchtigte Krankheit behandelt hat und noch im Amt ist. 1973 erfolgte ihre Anerken- nung als Fachärztin für Innere Medizin. Seit 1978 ist Professo- rin Helm Oberärztin in der In- fektiologie des Zentrums für In- nere Medizin der Johann Wolf- gang Goethe-Universität Frank- furt. Nach ihrer Habilitation 1976 hat sie weitere umfangrei- che Arbeiten auf dem Gebiet der antibakteriellen Chemothe- rapie verfasst, die 1983 zur Er- nennung als Honorarprofessorin führten.

Professorin Eilke Brigitte Helm

P E R S O N A L I E N P E R S O N A L I E N 9

8

P R O F E S S O R I N H E L M E R H Ä LT BU N D E S V E R D I E N S T K R E U Z

Auszeichnung für HIV-Forschung

S

eit 1982, als die ersten AIDS- Fälle in Deutschland am Frank- furter Universitätsklinikum auf- tauchten, war Professorin Eilke Brigitte Helm maßgeblich an der Behandlung und Erforschung dieser Krankheit beteiligt. Schon damals wurde durch den damaligen Leiter der Infektiologie Professor Wolfgang Stille und seinem Team der Grund- stein für den überragenden Ruf der Frankfurter Uni-Klinik in der Be- handlung von Aidskranken gelegt.

Bahnbrechend war Professorin Helms Publikation der ersten deutschsprachigen Fallbeschreibung, die noch im Jahre 1982 veröffentlicht wurde. Bereits damals – vor Verfüg- barkeit einer Testmethode – hat die Infektiologin die Freunde der Er- krankten gebeten, sich untersuchen zu lassen. Es war ihr aufgefallen, dass auch die Freunde Lymphkno- tenschwellungen – ein typisches Symptom der HIV-Krankheit – hat- ten. Diese Untersuchungen waren der Anfang der Frankfurter Kohor- tenstudie, die Untersuchung einer definierten Patientengruppe über ei- nen langen Zeitraum.

Mit ihrer Tätigkeit als Oberärztin am Zentrum der Inneren Medizin, Schwerpunkt Infektiologie, hat Pro- fessor Helm Standards in der For- schung und Behandlung von HIV ge- setzt und vielen anderen in der Be- schäftigung mit HIV wichtige Impul- se gegeben. Außer ihrer wissen- schaftlichen Tätigkeit hat die Medi- zinerin viel für die Aufklärung der einst mit großen Vorurteilen behaf- teten HIV-Krankheit getan. Sie hat vor Ärzten, Studenten, Patienten, Angehörigen und freiwilligen Hel- fern viele Vorträge gehalten und in der Öffentlichkeit für Forschung und für die Akzeptanz von HIV-positiven Menschen geworben.

Zahlreiche Studien zur Optimierung der HIV-Therapie hat das Team der Frankfurter Infektionsspezialisten um Professorin Helm durchgeführt.

So waren sie maßgeblich an Studien beteiligt, die zur Zulassung der er- sten AIDS-Medikamente Azidothy- midin (AZT) und Didesoxycytidin (ddC) im Rahmen einer Monothera- pie führten und die die Überlebens- chancen der Betroffenen allmählich verbesserten. Die Wende brachte die Kombinationstherapie, an deren Entwicklung vor allem Dr. Schlomo Staszewski, ein Mitglied der Frank- furter Arbeitsgruppe, einen wichti- gen Anteil hatte. Auch wenn die HIV-Krankheit noch längst nicht als

besiegt gilt, ist es auch der Arbeit der Frankfurter Mediziner zu ver- danken, dass es inzwischen gelingt, bei nahezu allen Patienten auch in weit fortgeschrittenem Krankheits- stadium eine Besserung des Gesund- heitszustandes mit Erhalt der Ar- beitsfähigkeit zu erreichen.

D E R M E N S C H I M VO R D E R - G R U N D

Über die Forschung hinaus begrün- dete auch die medizinische und pfle- gerische Tätigkeit des Teams um Professorin Helm den guten Ruf des Schwerpunktes Infektiologie der In- neren Medizin. Weiterhin wurde durch Betreiben von Professorin Helm eine HIV-Ambulanz für Infi- zierte eingerichtet. Diese ist bis heu- te eine der wichtigsten Einrichtun- gen zur Behandlung von HIV-Infi- zierten in Deutschland. Auch in der Lehre ist Professorin Helm stark en- gagiert. So hält sie Vorlesungen über Infektiologie sowie Seminare und Repetitorien. Darüber hinaus betei- ligt sie sich an Fortbildungsveranstal- tungen für Ärzte. Sie hat zahlreiche Publikationen zum Thema HIV-In- fektion veröffentlicht und ist Mither- ausgeberin des Standardwerks

„AIDS und die Vorstadien“. Zudem ist Professorin Helm Mitglied des Nationalen AIDS-Beirates.

Im Rahmen einer Feierstunde vor 100 geladenen Gästen wurde Profes- sorin Eilke Brigitte Helm am 23. Oktober diesen Jahres das Große Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Ruth Wagner, Hessische Ministerin für Wissen- schaft und Kunst, überreichte der Medizinerin die Auszeichnung für Ihr wissenschaftliches und ärztliches Engagement im Kampf gegen die Im- munschwächekrankheit AIDS.

Frau Gürkan, Sie waren 23 Jahre am Frankfurter Univer- sitätsklinikum tätig, davon 13 Jahre als Verwaltungsdirekto- rin, beziehungsweise kaufmän- nische Direktorin, warum ha- ben Sie sich jetzt für eine neue Aufgabe in Heidelberg ent- schieden?

Irmtraut GürkanJa, das war schon eine lange und auch eine wichtige Zeit für mich hier in Frankfurt und deshalb ist mir auch die Entscheidung, nun als kauf- männische Direktorin nach Hei- delberg zu gehen, nicht leicht ge- fallen. Ich fühle mich sehr verbun- den mit dem Frankfurter Universi- tätsklinikum. Andererseits habe ich mir gerade nach einer so lan- gen Zeit auch die Frage gestellt, ob es nicht für meine persönliche Ent- wicklung notwendig ist, diese neue Herausforderung anzunehmen.

Das Universitätsklinikum in Heidelberg ist fast doppelt so groß wie das Frankfurter Universitätsklinikum.Aber sie arbeiten dort wie hier in gleicher Funktion.Warum nicht etwas ganz anderes?

Irmtraut Gürkan Ich habe mich nach dem Studium schon früh auf das Gesundheitswesen festgelegt.

Das ist eine Arbeit, zu der ich je- derzeit stehen kann. Zudem ist der Gesundheitsmarkt ein ausgespro- chen spannender Wachstums- markt mit den Krankenhäusern in zentraler Position. In den Kran- kenhäusern werden die interessan- testen Leistungen geboten. Die Universitätsklinika stehen an der Spitze dieser medizinischen Leis- tungsangebote, denn hier ist die Nahtstelle zwischen Krankenver- sorgung und Forschung. Und das macht auch die Arbeit in der Ver- waltung und im kaufmännischen Bereich hochinteressant. Deshalb wollte ich nie eine andere Tätig- keit im Gesundheitswesen oder sonst wo in der Wirtschaft, auch wenn es da manchmal attraktive Angebote gab.

Die enge Verbindung zwischen Klinikum und medizinischem

Fachbereich muss erhalten bleiben

Sie haben ja an der Frankfur- ter Uni-Klinik nicht gleich als Verwaltungsdirektorin begon- nen.Wie sah Ihr Start hier aus?

Irmtraut Gürkan Begonnen habe ich im Rahmen einer Projektarbeit.

Dabei ging es darum, die Uni-Klinik von der Kameralistik auf kaufmänni- sches Rechnungswesen umzustellen.

Das war vom Gesetzgeber vorgege- ben, aber die hessischen Uniklinika waren sehr spät dran und eigentlich war die Frist für die Umstellung schon überschritten.

Das hat sich im Laufe der Zeit ja deutlich geändert. Heute ist das Frankfurter Universitäts- klinikum auch im organisatori- schen und kaufmännischen Be- reich eher Vorreiter.

Irmtraut Gürkan Ja, das ist richtig.

Wir gehörten beispielsweise 1995 bei der Umsetzung der Bundespflege- satz-Verordnung zu den Frühumstei- gern und auch beim Umstieg auf das neue Fallpauschalen-Abrechnungs- system nach DRGs ist die Frankfur- ter Uni-Klinik 2003 unter den ersten.

Es lohnt sich meist, neue Rahmenbe- dingungen früh umzusetzen und nicht abzuwarten.

1979 bei der Umstellung auf das kaufmännische Rechnungswesen war dagegen die Skepsis unter den Mitarbeitern noch sehr groß. Auf- bruchstimmung oder Experimentier- freude war nirgendwo zu spüren. Für viele war es aber wohl auch deshalb nicht ganz einfach, weil ich einerseits noch sehr jung war und andererseits die erste Akademikerin in der Ver- waltung, die den alten Hasen nun sa- gen sollte, wie das Rechnungswesen umzustellen ist. Rückendeckung für meine Arbeit bekam ich, als der neue Verwaltungsdirektor Dr. Rein- hard Schwarz an die Uni-Klinik kam.

Wie ist es gelungen für die Frankfurter Uni-Klinik eine mo- derne Verwaltung zu formen?

Irmtraut Gürkan Wir mussten den Geist der Menschen erreichen, wir mussten eine neue Unternehmens- kultur schaffen. Die Frage war, wie identifiziert sich die Verwaltung? Wo liegen ihre Aufgaben? Die Antwort

war eigentlich klar: Aufgabe der Verwaltung ist es, als Dienstleister die Kliniken möglichst effektiv in ih- rer Arbeit zu unterstützen. Dabei kam uns zugute, dass nach einem Wirtschaftlichkeitsgutachten, das für die Uni-Klinik nicht sehr positiv aus- fiel, Vorschläge für eine Neustruktu- rierung erarbeitet wurden. Ein Er- gebnis war eine deutliche Auswei- tung der Kompetenzen des Verwal- tungsdirektors. Für die Verwaltung wurden mehrere Mitarbeiter mit Hochschulabschluss eingestellt, um auch die wirtschaftliche Kompetenz zu stärken. Als Stabstelle Planung und Organisation war ich direkt Dr.

Schwarz zugeordnet. Die sehr gute und angenehme Zusammenarbeit mit Dr. Schwarz hat mich dann trotz des frustierenden Beginns motiviert, in der Uni-Klinik zu bleiben.

1984 wurden Sie dann stell- vertretende Verwaltungsdirekto- rin und als Dr. Schwarz die Uni- Klinik verließ, wurden Sie 1990 seine Nachfolgerin.Wird auf solch einen Posten nicht meist ein Be- werber von außen genommen?

Irmtraut Gürkan Ich hatte mich zu- nächst auch gar nicht beworben, ha- be meine Bewerbung dann aber schließlich doch noch nachgereicht.

Dann lief plötzlich alles ganz zügig und ich erhielt die Stelle als Verwal- tungsdirektorin. Die ersten Jahre be- gannen dann gleich mit einer sehr bewegten Zeit für das Universitäts- klinikum. Im Zentralbau mussten Sanierungsarbeiten bei laufendem Betrieb durchgeführt werden, was auf sehr viel Widerstand stieß. Und wegen des Pflegenotstandes Anfang der 90er Jahre mussten wir Betten schließen, was zu Budgetkündigun- gen führte. Ein Gutachten des Wis- senschaftsrates zur Weiterentwick- lung des Universitätsklinikums kriti- sierte zudem das wissenschaftliche Niveau und auch die Klinikstruktu- ren als unzureichend. Wir haben dar- auf nicht nur in den medizinischen Bereichen reagiert, sondern auch die Verwaltung komplett neu organi- siert, vor allem aber die Ertrags-Ko- sten-Einheiten – EKE – geschaffen.

Die einzelnen Kliniken und Bereiche des Universitätsklinikums arbeiten seitdem Profit-Center-ähnlich.

Das war für manchen Chef- arzt sicher eine ungewöhnliche Rolle, sich nun auch noch um die Wirtschaftlichkeit seiner Klinik selbst kümmern zu müssen.

Ging das denn alles glatt?

Irmtraut Gürkan Sicher haben wir einiges an Überzeugungsarbeit leis- ten müssen. Ich denke auch, wenn es uns nicht finanziell so schlecht ge- gangen wäre wie Anfang der 90er Jahre, wäre die Bereitschaft der Chefärzte nicht so groß gewesen, sich umzustellen. Überwiegend wur- de das neue System der Ertrags-Ko- sten-Einheiten aber akzeptiert, weil die Klinikleiter natürlich auch schnell erkannten, dass sie so deut- lich mehr Gestaltungsspielraum ha- ben als bisher. Das gilt im Übrigen auch für die Verwaltungsabteilun- gen. Auch hier haben wir so viel Ver- antwortung wie möglich delegiert.

Entscheidungen werden heute dort getroffen, wo das Fachwissen vor Ort ist. Die Mitarbeiter haben deut- lich mehr Entscheidungskompeten- zen und Gestaltungsmöglichkeiten erhalten.

Seit Anfang 2001 ist das Uni- versitätsklinikum Frankfurt rechtlich selbstständig und wird wie ein Wirtschaftsunterneh- men von einem Vorstand gelei- tet und von einem Aufsichtsrat kontrolliert. Sind Ihre Erwartun- gen damit erfüllt?

Irmtraut Gürkan Wir hatten große Erwartungen in die neue Rechtsform gesetzt, aber nicht alles ist erfüllt und manches hat sich auch in die falsche Richtung entwickelt. Deshalb ist eine Novelle des hessischen Universitäts- gesetzes dringend erforderlich. Vor allem muss der Zusammenhalt, die enge Verbindung zwischen Klinikum und dem medizinischen Fachbereich erhalten bleiben. Die aktuelle Geset- zeslage, die zu einem Auseinander- driften von Krankenversorgung auf der einen und Forschung und Lehre auf der anderen Seite führen kann, schadet dem Ganzen. Die Einheit zwischen Klinikum und Fachbereich muss deshalb vom Gesetzgeber abge- sichert werden. Zudem muss der Kompetenzbereich des Klinikums er- weitert werden. Wir haben in vielen

Bereichen zwar die Verantwortung für den Betrieb, nicht aber die Kom- petenz zum Handeln – und das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil. Ein Bei- spiel ist die Verfügbarkeit über unse- re Immobilien, über Grund und Bo- den. Hier sind derzeit zwei Ministe- rien zuständig, nämlich das Wissen- schafts- und das Finanzministerium.

Das wirkt sich beispielsweise auch auf die Bauherrenschaft für unsere derzeitigen Neubau- und Sanierungs- maßnahmen aus. Die liegt beim Land Hessen, vertreten durch das hessi- sche Ministerium der Finanzen. Hier benötigen wir mehr Kompetenz im Uni-Klinikum. Allerdings muss man bei dem aktuell laufenden „Jahrhun- dertprojekt“ sagen, dass die Zu- sammenarbeit vor Ort sehr gut läuft, was aber nicht an den Strukturen, sondern an den handelnden Perso- nen vor Ort liegt.

Und was erwartet Sie nun in Heidelberg?

Irmtraut Gürkan Das Universitäts- klinikum ist auch von der räumlichen Ausdehnung deutlich größer als das Frankfurter. Der Campus mit der Uni-Klinik ist wie eine kleine Stadt für sich. Aber einige Klinikbereiche sind auch noch über die Stadt ver- teilt und sollen in den nächsten Jah- ren in Neubauten an den Haupt- standort ziehen. Bautätigkeiten und Sanierungen sind also auch dort ein wichtiges Thema. Und auch in Hei- delberg geht es natürlich darum, die Wettbewerbsfähigkeit des Universi- tätsklinikums mit den Möglichkeiten der rechtlichen Eigenständigkeit weiter voranzutreiben.

Frau Gürkan, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre neue Herausfor- derung in Heidelberg alles Gute.

Zum 1. Januar 2003 wechselt die kaufmännische Direktorin der Uni-Klinik Frankfurt in gleicher Funktion ans Heidel- berger Universitätsklinikum.

„Uni-Klinik aktuell“ sprach mit der erfolgreichen Krankenhaus- Managerin über ihre Zeit in Frankfurt und ihren beruflichen Wechsel.

?

?

?

?

?

?

?

?

?

Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan

Wissenschaftministerin Ruth Wagner (li.) und Professorin Eilke Brigitte Helm

(6)

Der Ärztliche Direktor Professor Dr. Roland Kaufmann (li.) überreicht Privatdozent Dr. Hans Richard Brodt den renommierten Preis

Theodor-Stern-Preis verliehen

Die Theodor-Stern-Stiftung zur För- derung des Universitätsklinikums Frankfurt am Main hat Privatdozent Dr. Hans Reinhard Brodt den mit 5.000 Euro dotierten Stiftungspreis verliehen. Der Oberarzt der Infek- tionsstation und der internistischen Intensivstation des Zentrums der In- neren Medizin wurde mit dem Preis für seine Verdienste um die Diagno- se und Behandlung von hochinfekti- ösen Erkrankungen ausgezeichnet.

Der Arzt behandelt Patienten mit HIV-Infektionen und Aids. Er ist außerdem leitender Arzt der erst in E D I T O R I A L

1 N AC H R I C H T E N N AC H R I C H T E N 11

10

I N T E R N AT I O N A L E R O P E R AT I O N S K U R S A N D E R N E U R O C H I RU R G I E

Wider den Mangel an praxis- orientierten OP-Kursen

Vom 17 . bis zum 19. Oktober hat die Neurochirurgische Universi- tätsklinik einen Operationskurs abgehalten, in dem spezielle Ope- rationstechniken für Prozesse der Schädelbasis vermittelt wurden.

Gleichzeitig mit dem Kurs wurde das neue Schädelbasispräpara- tionslabor der Neurochirurgi- schen Klinik, das mit Unterstüt- zung der Firma ZEISS gestaltet werden konnte, eröffnet.

A

n dem erstmals in Frankfurt in dieser Form durchgeführten Kurs nahmen 16 Neurochirur- gen aus 8 europäischen Ländern teil.

Der Kurs stand unter der Leitung des Direktors der Neurochirurgi- schen Klinik, Professor Dr. Volker Seifert. Die lokale Organisation vor Ort unterstand dem Leitenden Oberarzt der Klinik, Privatdozent Dr. Andreas Raabe.

Als Gastreferent war Professor Dr.

Takanori Fukushima, Professor für Neurochirurgie an der Duke Univer- sität von North Carolina, einer Ein- ladung von Professor Seifert gefolgt.

Am 1. Tag des Kurses wurden den teilnehmenden Neurochirurgen Li- ve-Operationen aus dem neurochi- rurgischen OP-Saal, durchgeführt von Professor Seifert und Professor Fukushima, per Videoübertragung gezeigt. An den darauffolgenden Ta- gen hatten die Kursteilnehmer die Möglichkeit, unter Anleitung an spe- ziellen Schädelpräparaten unter dem Operationsmikroskop verschieden- ste Zugänge zur Schädelbasis zu er- lernen und zu üben.

G R O S S E S I N T E R E S S E Wie Professor Seifert erläutert

„besteht in Deutschland ein Mangel an vergleichbaren, praxisorientierten Operationskursen für Neurochirur- gen unter direkter Anleitung erfah-

rener Operateure. In Zukunft wollen wir mehrfach im Jahr entsprechende Kurse unterschiedlicher Zielrichtung für Neurochirurgen aus Deutschland und Europa anbieten. Das Interesse ist sehr groß. Wir hatten doppelt so viele Bewerber für den Kurs, als wir schließlich, um eine gute Betreuung aller Teilnehmer gewährleisten zu können, annehmen konnten.“

U R K U N D E Ü B E R R E I C H T Als besonderen Höhepunkt des Kur- ses hebt Professor Seifert den Vor- trag von Professor Fukushima zur operativen Behandlung des Trigemi- nusgesichtsschmerzes hervor, in des- sen Anschluss der Gastreferent vom Prodekan Professor Steinmetz die Urkunde als „Visiting Professor“ der Medizinischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität über- reicht wurde.

Zufrieden mit „ihrem” Kurs: Professor Dr.Volker Seifert (li.) und Professor Dr.Takanori Fukushima I N T E R N AT I O N A L E „ S T I C K -

S TO F F M O N OX I D - TAG U N G “

Bedeutende Rolle

Mehr als 100 Spezialisten trafen sich Anfang Oktober in Frank- furt, um neueste Erkenntnisse auf dem Gebiet der Stickstoff- monoxid-(NO)-Forschung zu diskutieren. Zu den Höhepunk- ten der Veranstaltung gehörte der Vortrag von Professor Pa- trick Vallance über die neuartige Rolle des asymmetrischen Di- methyl-Arginins (ADMA) im menschlichen kardiovaskulären System.

I

n seinem Vortrag beleuchtete Professor Patrick Vallance vom Centre for Clinical Pharmacolo- gy in London die neuartige Rolle des asymmetrischen Dimethyl-Ar- ginins (ADMA) im menschlichen kardiovaskulären System. Dieser endogene Inhibitor der Stickstoff- monoxid-Synthasen und seine metabolisierenden Enzyme (DDAHs) wurden erst in letzter Zeit ausführlicher untersucht und besitzen eine essentielle Rolle bei- spielsweise in der Regulation des Blutdrucks.

Darüber hinaus wurden in zahlrei- chen Kurzvorträgen im Rahmen der jährlichen Tagung der Gesell- schaft für NO-Forschung e.V., die als 8. NO-Forum 2002 am Klini- kum der Goethe-Universität statt- fand, und in ebenso vielen Poster- präsentationen neueste Erkennt- nisse zur Expression und Funktion der NO-Synthasen, sowie zur viel- fältigen Funktion des wichtigsten Kofaktors der NO-Synthasen, Te- trahydrobiopterin, vorgestellt. Kli- nisch relevante, physiologische und pathophysiologische Themen, wie beispielsweise die Rolle von NO in der endothelialen Dysfunktion, in der Transplantat-Abstoßung und während entzündlicher Vorgänge (Wundheilung, Leishmania-Infek- tion) erhielten dabei ebenso große Aufmerksamkeit wie Ergebnisse aus der Grundlagenforschung, wel- che zum Beispiel die Rolle von NO in der Genexpression und die viel- fältige Regulation der NO-ver- mittelten Signaltransduktion be- leuchteten.

Angeregte Diskussionen über die größtenteils noch nicht veröffent- lichten Resultate und ein Abend im Höchster Schloss rundeten die- se gelungene Veranstaltung ab.

diesem Jahr eröffneten Isolierstation (Uni-Klinik aktuell berichtete), in der an hochgradig lebensbedroh- lichen Infektionen wie Lungenpest, Affenpocken oder Lassa-, Ebola- und Marburg-Fieber erkrankte Pa- tienten behandelt werden.

Der Preis wurde anlässlich des fünf- ten Stiftungstreffens der Theodor Stern-Stiftung übergeben, die Lau- dation hielt die ehemalige Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Margare- te Peters.

Am 10. Dezember wurde eine Einsatzübung zum Umgang und Transport mit Patienten durchge- führt, bei denen der Verdacht auf eine hochinfektiöse Erkrankung besteht. Zuständig für alle not- wendigen Abläufe und Schutzmaß- nahmen ist das hessenweite Kom- petenzzentrum für hochinfektiöse lebensbedrohliche Erkrankungen.

I

n Hessen wurde der Ernstfall ge- probt. Unter möglichst realen Be- dingungen wurde ein – fiktiver – Fall durchgespielt: Im Klinikum der Stadt Hanau ergibt sich der Ver- dacht, dass ein Patient an Lassa-Fie- ber erkrankt ist. Da es sich dabei um eine lebensbedrohliche und hochan- steckende Krankheit handelt, muss der Patient unter hohen Sicherheits- maßnahmen zur weiteren Behand- lung in die Isolierstation der Uni-Kli- nik Frankfurt gebracht werden – das einzige Krankenhaus, das auf solche Fälle eingerichtet ist.

In dieser Einsatzübung wurde das gesamte Leistungsspektrum des Ma- nagements für den Ernstfall geprobt.

Alle Beteiligten des Kompetenzzen- trums arbeiteten dabei Hand in Hand. Das Kompetenzzentrum ist ein Netzwerk, zu dem verschiedene Institutionen gehören: Neben der

E I N S AT Z Ü BU N G Z U M U M G A N G M I T H O C H I N F E K T I Ö S E N PAT I E N T E N

Uni-Klinik ist gut vorbereitet

Proben für den Ernstfall – unter möglichst realistischen Bedingungen Uni-Klinik das Stadtgesundheitsamt Frankfurt, die Branddirektion Frankfurtund das Hessische Sozial- ministerium.

Anatomiekurs

PD Dr. Helmut Wicht bringt den Studenten Anatomie anschaulich nahe. Am wohlgeformten Kör- per von Kai Gansel etwa zeigt er das Muskelrelief der Körper- oberfläche. In unserem Bild er- klärt er gerade den Musculus sartorius und den Musculus quadriceps femoris des Ober- schenkels. Kai Gansel ist Stipen- diat des Graduiertenkollegs

„Neuronale Plastizität: Molekü-

le, Strukturen, Funktionen“ und

promoviert am Max-Planck-Ins-

titut für Hirnforschung.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auch in der Klinik III im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Frankfurter Universitätsklinikum werden fünf wissenschaftliche Projekte durch die vor zehn Jahren

Neu ist vor allem die zentrale Rufnummer 01805 6301, über die der einzelne Patient zusammen mit seiner vierstelligen Durchwahl direkt an seinem persönlichen Apparat

Tumormarker entdeckt.. Die Fußballweltmeisterschaft schlägt hohe Wellen – auch im Hinblick auf die Planungen von Notfallbereitschaften in der Frankfurter Krankenhauslandschaft.

Vor diesem Hintergrund hat die Klinik für Urologie und Kinder- urologie (Direktor: Professor Dietger Jonas) am Universitäts- klinikum eine interdisziplinäre Ex-

Und die Tendenz ist steigend. Nach aktuellen Statistiken sind für das Jahr 2003 in Deutschland zwei Pro- zent aller Todesfälle bei Frauen und 17 Prozent der durch Krebs verur-

Im Institut für Forensische Medizin werden nicht nur dubiose Todesfälle oder Opfer von Gewaltverbrechen untersucht, sondern auch unklare Todesfälle auf private Veranlassung

„Immer zusammen bleiben!“ Denn im Gewirr der Gänge – es gab hier nicht nur komplett eingerichtete OP- Säle, sondern auch Platz für 50 Pa- tientenbetten – kann man sich

Ziel der Förderung ist neben der Würdigung der wissenschaftlichen leis- tung auch die Unterstützung der Alzhei- mer-Forschung, die an der Klinik für Psychi- atrie, Psychosomatik