Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Bote für Tirol und Vorarlberg. 1849-1919 1854
49 (1.3.1854) 1854, Nr. 49, 1. März
Innsbruck, Mittwoch de« L. März 1854
Böthe für Ttrsl und Borartverg .
D , r Bvlbr erscheint täglich mit Nil , nähme ter Sonn , und JeNtaze . Preis h - lbjähriz 2 fi-, vierteljährig 2 sl. 2!t kr . SM . Mil Pv ,r bervgen des täglicher Zusentung unter Atressr hall >,ädrig t- fl- 20 kr . , vierteljährig .1 fl . >2 kr . SM .
Die Tiroler Volk «, und Echn ? e „ ieitung erschein ! w .' ch- ntlich dreinol . fllkontog . Mittwoch und greilag . — Preis halbjährig k fl. 2Ikr . , per Post beiooe » 2 fl. 22 kr .
Ganzjährig 2 fl . >8 kr . , per Post bezogen t fl. » I kr . SM . Die Zeilungsbestelluiigei , » rnffcu frankirl eingrseiflel werlen
n c l> c r s i cl, t Amtliche «.
Wien , TagSneuigkeiten . .
Franken that , Wucher prozcß . — Wiesbaden . — Rudolstadt , Wicdercinsührilng der Todesstrafe . — A l t o u a .
Pari « , das neue Ansehen .
London , Truppenabmärsche . Iltigkülksfall in der äkohlen - grude bei Wigan .
Kopenhagen , königl . Sanktion der Spezial - Verfassung für Schleswig .
Lissabon , der Kaiser von Brasilien erwartet .
Noi » , zerstörendes Erdbeben in Perugia . — Palermo . St . Petersburg , Entbindung der Großfürstin Alcrandra
von einer Prinzessin . Ausgabe neuer Neichsschatzbillets . Zur russischen Kriegsstarke .
Konstanlinopel . — Prevesa , tieUnrnhcn . Erpressun¬
gen eines albanischen Bey . Alepa » drien , Dr . Knobkecher . Ostindien und China . Nachritten vom KricgSschauplap .e.
Zur Aschermittwoch ( Gedicht .
Telegraphische Berichte .
Wien , 26 . Februar , Abends 0 Uhr 40 Min . In Epirus wächst , der Aufstand immer mehr an . Ärta ist von den Aufständischen genommen , Prevesa bedrängt . Zwei brittische Dampffrcgatten sind von Corfu nach Prevesa abgegangen .
Paris , 25 . Febr ., Nachmittags 2 Uhr 40 Min . Ganz Spanien ward in Belagerungszustand erklärt . Das Ministerium scheint festzustehen . Es fanden viele Verhaftn ,igen von Oppositionsmitgliedern statt .
Paris , 25 . Febr ., Nachmittags 4 Uhr 5 Min . Lord Clarendon erklärte im Oberhaus : Dank der von den Großmächten zehn Monate lang bewiesenen Mäßigung habe man eine beispiellos große moralische und materielle Macht zusammenbringen können . — Oesterreich und Preußen stellen sich England und Frankreich zur Seite . Friedenshoffnnngen beständen nicht mehr . Eine Konvention werde dem Sultan zur Unterschrift zugesendet vor Ausschiffung der Truppen ( auf türkischem Gebiet ) . Der Krieg werde mit aller Kraft vorwärts getrieben , die Nechte der Christen würden geordnet werden .
Paris , 26 . Februar . Die Negierung hat Kom¬
mandanten von 10 Linienschiffen , 14 Fregatten und 15 Korvetten ernannt . Diese Schiffe bilden das dritte Geschwader . ( Das erste liegt bei BeykoS , das sogenannte Oceangcschwader ist auf der Fahrt von Brest nass) dem Mittelmcer begriffen . Diese neue Flotte scheint nach der Ostsee bestimmt . ) ( A- Z . )
.Oesterretmislhe ÄUkoinitryle .
Amtliches .Das Handelsministerium hat die von der Handels - und Gewerbekammer in Bozen für das Jahr 1854 vorgenommene Wiederwahl des Franz Anton Koster zu ihrem Präsidenten und des Johann v. Putzer zu ihrem Vizepräsidenten genehmigt .
Wien , 24 . Februar .
— Nach einem bei dem Einzüge der Bräute unse¬
rer regierenden Fürsten in die Mauern der Residenz stets geübten Brauche steigt die Kaiserbrant , sobald sic beim Theresianum — der ehemaligen kaiserlichen Favorite — angelangt ist , aus dem Wagen und be¬
gibt sich in ein eigens zu diesem Zwecke im Theresia¬
num rescrvirteS Appartement , um daselbst ihre fest¬
lichen Brautgewänder anzulegen . Nach Erfüllung dieser Toilettenpflicht setzt sich der festliche Zug wie¬
der in Bewegung . Dieser Akt der Hosetikctte dürfte auch bei dem bevorstehenden Einzüge unserer künfti¬
gen Kaiserin vor sich gehen , da man , dem Vernehmen nach , sich bereits mit der Ausschmückung der erwähn¬
ten , im Theresianum sitnirtcn Brantgemächer be¬
schäftigt .
— Ihre Masestät die Kaiserin Karoline Auguste bat im Laufe der verflossenen Tage mehrere der hie¬
sigen Wohlthätigkcits - Anstalten mit a . H. Ihrem Be¬
suche beglückt . Vorgestern Nachmittag besuchte Höchst - dicsclbe die Kleinkinder - Bewahranstalt am Ncnnwege .
— Wie verlautet , wird die neu gebaute steinerne Wienflußbrncke nächst dem Kärnthnerthore im April eröffnet werden . Da die künftige Kaiserin von Oester¬
reich , Ihre k. Hoheit Prinzessin Elisabeth , zuerst über diese Brücke fahren soll , so wurde hohen Orts das Ansuchen gestellt , dieselbe Elisabeth - Brücke nennen zu dürfen .
— Nach den heutigen Berichten aus St . Peters¬
burg ist in dem Befinde » Sr . Masestät des Kaisers von Rußland eine wesentliche Besserling eingetreten und konnte der Czar schon am 10 . d. M . das Kran¬
kenbett wieder verlassen .
— Sc . k. k. Höh . Herr Erzherzog Franz Karl ist heute AbendS mit einem Scparatzugc der Nordbahn von H. Seiner Reise nach Prag zurückgekehrt .
— Gesten « gab der k. englische Gesandte Lord Wcstmoreland ein glänzendes Ballfest , welches durch den Besuch Ihrer k. k. Hoheiten Herren Erzherzoge Wilhelm und Sigismund beehrt wurde . Das ganze diplomatische Korps mit Ausnahme des k. russischen Gesandten , Herrn v. Mepeiidorff , war anwesend . Auch Se . k. Höh . Prinz Gustav v . Wasa befand sich unter den Ballgästen .
— Gestern Abends ist ein k. englischer Kourier mit der Nordbahn aus London hier angekommen und ohne Aufenthalt mit der Südbahn mir größter Be¬
schleunigung weiter gereist . Derselbe geht , wie man vernimmt , nass) Athen .
Wien , 23 . Febr . Die Verstärkung des an der Südostgrcnze der Monarchie aufgestellten Observa - tionskorps um weitere 25 , 000 Mann ist eine noth¬
wendige Folge der unabsehbaren Ausdehnung , welche die Verwicklungen der orientalischen Frage zu erreichen drohen . Man wird , glauben wir , vor der Hand gut thun , sic weder als eine Drohung nach der einen , noch als ein Versprechen nach der andern Seite , son¬
dern lediglich als eine durch die Umstände gebotene Vorsichtsmaßregel und als einen Beweis zu betrachten , daß die österreichischen Interessen für die österreich . Politik allein maßgebend sein sollen und werden . Oesterreichs Neutralität wird gerade bis zu dem Punkt gehe » , wo diese Interessen unmittelbar berührt wer¬
den . Dieser Fall würde ciiiirctcn , wenn der Krieg den Charakter eines Eroberungskrieges annehmen , oder einer revolutionären Partei Gelegenheit geben sollte , unter dem Deckmantel nationaler oder religiöser Be¬
weggründe für ihre Zwecke Propaganda zu machen . Daß einer dieser Fälle oder beide zugleich in gegen¬
seitiger Wechselwirkung zu einander eintreten können , und daß namentlich in der Erhebung .der griechisch - türkischen Grcnzdistrikte möglicherweise die Keime bei¬
der Eventualitäten liegen , wird sich nicht leicht in Abrede stellen lassen . Zur Zeit fehlt es noch an sichern Angaben , die cigentlichc Bedeutung dieser Er¬
hebung , ihre Aussicht ans Erfolg und die ihr z»
Grunde liegenden Triebfedern ihrem vollen Umfang nach zu übersehen ; aber auch in ihren ersten iinbc - dentcndcn Anfängen ist sic ganz geeignet , die Mög¬
lichkeit eines aktiven Auftretens von Seiten Oester¬
reichs in ein Helles Licht zu stellen , und diese Mög - lichkeit würde sich in demselben Grade zur Nothwen¬
digkeit steigern , als die Bewegung sich den Grenz -
ländrrn der Monarchie nähern und durch ihren Ein¬
fluß auf den Gang der kriegerischen Ereignisse zu einem Konflikte von europäischer Bedeutung erweitern sollte .
Wir glauben unter diesen Umständen ein ganz be¬
sonderes Gewicht auf den Artikel des Moniteur legen zn müssen , der , wie die heute eingegangene telegra¬
phische Depesche anü Paris meldet , jede gegenwär¬
tige oder zukünftige Solidarität Frankreichs mit der Sache der Revolution entschiede » ablehnt . Es un¬
terliegt keinem Zweifel , daß solche Artikel , selbst wenn sie im nichtamtllchen Theile des Moniteur er¬
scheinen , als der unmittelbarste Ausdruck der persön¬
lichen Politik des französischen Kaisers zu betrachten sind . Vielleicht ließe sich gegen die in diesem Artikel vorkommenden Beziehungen auf die Interessen Deutsch¬
lands lind Oesterreichs von dem Standpunkte der Etikette manches einwenden ; auf alle Fälle wird die österreichische Negierung sich ihre Ansichten über die Wünsche und Interessen der österreichischen Völker nicht nach den Winken und Andeutungen des Moni¬
teur , oder irgend eines , wenn auch »och so hochge, stellten Publizisten bilden , und insofern sind jene gu¬
ten Rathschläge für Oesterreich im besten Falle we¬
nigstens überflüssig . Indessen ist die Sachlage fetzt am allerwenigsten dazu angethan , kleinliche Bedenken über formale Verstöße aufkommen zu lassen , und die Loyalität der in jenen Artikeln ausgesprochenen Ver , sichcrungen , soweit sie die Politik Frankreichs betreffen , kann deshalb auch bei denen die vollste Anerkennung finden , welche die in denselben Artikeln enthaltenen Vermuthungen über die Politik Oesterreichs wenig¬
stens der Form nach nicht ganz in der Ordnung finden . Aus dem Artikel der W . Z . geht aber auch her¬
vor , daß die österreichische Negierung noch nicht ab¬
solut alle Hoffnung auf Erhaltung des europäische ,, Friedens aufgegeben hat . Sollte der Krieg aber den¬
noch zum Ausbruche kommen , was allerdings fetzt fast unvermeidlich scheint , so wird cs Oesterreich sicherlich weder an der Kraft , noch am Willen fehlen , seine Interessen auch in dieser Krisis auf das entschiedenste zn wahren . ( Presse . )
Oo . O . Wien ,. 25 . Febr . Neuere Nachrichten auS Griechenland lassen keinen Zweifel übrig , daß die an den Grenzen jenes Königreiches entstandene Bewe¬
gung an Ausdehnung zugenommen hat .
Wir können diesen Ausbruch in mehrfacher Hinsicht nur bcklagcnswerth finden . Denn cs kann wohl Keinem , der die baldige Wiederherstellung friedlicher Verhältnisse in unserem Wclttheile aufrichtig wünscht , gleichgiltig erscheinen , wenn z» den bisherigen Ge , fahren der orientalischen Verwickelung noch eine neue hinzutritt , und wenn rin Streit , welcher einige Staa¬
ten entzweit , noch mehr geschärft und gesteigert wird durch die plötzlich mit roher Gewalt geltend gemachten Ansprüche iusurgirtcr Volksmasscn .
Der griechische Ausstand bietet jedoch neben dieser speziellen Seite noch eine allgemeine ; wie jede solche Bewegung ursprünglich formlos und zn Urberstürzutl - gen aller Art sich hinneigend , könnte auch diese, wenn nicht rechtzeitig behoben , eine Beschaffenheit anneh¬
me» , welche mit den großen konservativen Interessen des Welttheilcs in unlöslichen Widerspruch gcricthe .
Wenn sich daher das amtliche Blatt der französi¬
schen Regierung im Allgemeinen gegen insnrrcktionctte Versuche , insbesondere aber auch gegen diese Bewe¬
gung ausspricht , so können wir solcher Auffassung unseren vollkommenen Beifall nicht versagen , und leihen bei diesem Anlasse nur noch unserer feste » Ueber¬
zeugung den Ausdruck , daß die jenem Aussprache zum Grunde liegende Wahrheit eine unwandelbare Giltig¬
keit für alle Fälle und welche Phasen noch die ver » hängnißschwere orientalische Frage durchlaufen möge , über jeden Zweifel hinaus , behauptet .
Deutschland.
Franken that , 2l . Febr . Lederhändler Marr Aaron von Dürklirün wurde heute durch das köiikgl.
Ziichtpolizeigericht dahier wegen Gewohnhei 'tswuchcrs zu 800 fl . Geldbuße , sowie wegen Prellerei zu ein Jahr Gefängniß und 50 Franken Geldstrafe ver- urtheilt .
Wiesbaden . Vom Kri 'iiiinalsciiat des Hofge¬
richts ist in der Untersuchung gegen den Bischof von Limburg und dessen Ordknariatsräthe wegen „ Er¬
pressung " nunmehr ein Urtheil gefällt worden : sämmt¬
liche Angeklagte stnd von der Hauptanklagc freige¬
sprochen , dagegen ans Grnnd des Artikels 401 des Strafgesetzbuches der Bischof , Gencralvikar Klein und Kaplan Müller in Anklagestand versetzt . ( Art . 401 lautet : „Vormünder , Tcstamentscrekutorcnic ., welche auch ohne Unterschlagung oder Betrug ihren Pflege¬
befohlenen oder Massen absichtlich zum Nachtheil han¬
delten , sollen 14 wenn sic sich dadurch eigenen Vor¬
theil verschafft haben , mit re. bestraft werden ; 2 ) in allen andern Fällen tritt Gefängniß oder Geldbuße ein .)
Rudolstadt , 20 . Febr . Das thüringische Straf¬
gesetzbuch kennt bekanntlich die Todesstrafe nicht ; es hat aber das fürstliche Ministerium dem Landtag eine Vorlage wegen Wiedereinführung dieser Strafart ge¬
macht , und in der Verhandlung deren Nothwendig¬
keit unter Hervorhebung des Attentats auf das Leben des Kaisers von Oesterreich und des Mordes des l'ungen Krackrügge nachzuweisen gesucht . Der Land¬
tag hat den Beschluß gefaßt , die Regierung zu cr- märbtigrn in Gemeinschaft mit dem Großherzogthnm Weimar und dem Fürstenthuine Gondershausen die Todesstrafe für besonders schwere Fälle wieder ein¬
zuführen .
Die Altonaer Zeitung schreibt : „ Sicherm Vernehmen zufolge ist an sämmtliche Armeeabtheilungen vom Kriegsministern »» ein Verbot gegen Annahme von Briefen , auf deren Adresse» die betreffenden Be¬
hörden mit „königlich - herzoglich " bezeichnet werden , ergangen . " ( Sie sollen bloß „ königlich " heißen .)
Frankreich .
Das Rothschild 'sche Handlungshaus in Paris hat in diese» Tagen seine Korrespondenten zur Theilnahme an der von ihm zum Curse von 62 pCt . übernomme¬
nen neue » französischen dreiprozcntigen Anleihe auf¬
gefordert .
Der „Kobl . Ztg ." wird ans Paris vom 21 . d.
geschrieben : „Neben den orientalischen Verwicklungen erregt die Finanzlage große Besorgnisse - Das Pro¬
jekt einer bedeutenden Anleihe sieht man als gewiß an und bringt den Namen Rothschild damit in Ver¬
bindung . Lebhaft beschäftigt man sich ferner mit dem den verbannten Generalen zugedachten Loose. Man hat nicht vergessen , daß in dem Briefe , in welchem die Generale Bedcau , Lamoriciöre , Changarnier und Lcflo sich weigerten , der gegenwärtigen Regierung den Eid zu leisten , jeder von ihnen erklärte , an dem Tage , wo der Krieg ausbreche , habe Frankreich über seinen Degen zu gebieten . Es scheint nicht unmög¬
lich, daß die Regierung dieses Versprechen benutzen wird , um den Verbannten die Thore Frankreichs wie¬
der zu öffnen . Jemand , dessen Urtheil ein gewisses Gewicht hat , äußerte in dieser Beziehung , die Ruck- berufung der Generale durch einen öffentlichen Akt und ohne Bedingungen würde in diesem Augenblicke ein höchst verständige und politische Maßregel sein . Eine abschlägige Antwort der Generale ließe sich nicht denken ; denn in dem Falle würden sie nur Par¬
teigänger sein .
Paris , 24 . Febr . Man ist hier militärischcrseits auf zwei Dinge , scheint cs , gefaßt : einerseits ans das Einrücken einer französischen Garnison in Kon - stantinopcl , mit einer englischen verbündet ; anderer¬
seits auf die Ausschiffung eines bedeutenden französi¬
sche» Hilfökorps in Datum ( ? ) . Auf den ' Kankasuö und die Armee des Fürsten Woronzow , auf die aller¬
verwundbarste Stelle der russischen Macht , scheint cs abgesehen zu sei». Durch das Meer steht die Vcr - proviantirung frei ; die französischen Soldaten sind in Asnka an die Atlaskümpfe gewöhnt , die Völker des
Kaukasus umdroben die Russen . Diese Zwekgetbeilk heit der russischen Macht , die Hauptmacht , welche gegen die Moldau und Walachei zu konccntrirt ist und die europäische Türkei bedroht , die Ncbeiimacht , welche den Kaukasus im Zaum hält und gegen Ar¬
menien anbrandet , ist es eben , welche die Russe ,, in der Spanne halten muß ; sie wissen nicht , wo ihre Hauptgcfahr zu befürchten ist. Dazu kommen noch die Schäden , welche man ihnen in ihrer Marine und in ihren Seehäfen des baltischen und des schwarzen Meeres anzuthun den guten Willen hat . Anderer¬
seits herrscht hier die Ueberzeugung , daß der Kampf für die Russen ein Nationalkampf und rin Religions¬
krieg zugleich sein wird ; daß ihr Vordringen in der europäischen Türkei einen allgemeinen Aufstand grie¬
chischer und slavischer Völkerschaften im osmanischen Staat zur Folge haben wird . I » dieser Hinsicht hofft man hier auf die Interessen Oesterreichs die Donau frei , Serbien nicht russisch sehen. ( A . Z .)
Gvosilwitatttnen .
London , 22 . Febr . Heute um 3 Uhr Morgens schon wurde das dritte Bataillon der Grcnadicrgarde in seinen Quartieren in den St . Georgs - Barrakcn , Charing Cross , aufgestellt und verlesen . Kein Mann fehlte beim Appell , obgleich den Leuten noch eine Freinacht bewilligt gewesen war . Schon vor 2 Uhr hatte eine große Menschenmenge in der Nachbarschaft sich gesammelt , um den Ausmarsch des Bataillons mit anzusehen , mußten aber volle drei Stunden auf die Befriedigung ihrer Neugier warten . Erst um 5 Uhr öffneten sich die Thore und vom donnernden Zu¬
ruf der Menge begrüßt , und diesen erwidernd , unter den Klängen der Musik , welche die Weise „vritisl , Oreimtliers " spielte , zog das aus den stattlichsten Leu¬
ten bestehende Bataillon den Strand hinab , durch den Lärm alle Anwohner aus dem Schlafe erweckend , so daß alle Fenster mit Zuschauern besetzt waren , wübrcnd die Frauen darunter mit den Taschentüchern den Soldaten ein Lebewohl zuwehten . Um » V-> Uhr war das Bataillon im Bahnhöfe der Südwestbahn angelangt , und nm 6V» Uhr setzte sich der Zug un¬
ter einem letzten herzlichen Lcbewohlrnf der Soldaten aus den Wagons , in Bewegung . Bald war er aus dem Gesichte . Bereits hat der Telegraph auch die Ankunft zu Southampton und die erfolgte Einschiffung der Truppen daselbst hichcr gemeldet .
London . Am 18 . Februar ereignete sich in einer Kohlengrube bei Wigan ( Lancashire ) , in der Arley -Mine , welche der „Jnce -Hall Coal Company "
gehört , wieder einer jener Unglücksfälle , welche diesen Zweig des Bergbaues so gefährlich machen . Morgens waren 240 Arbeiter , Männer und Knaben , in den Schacht hinabgestiegen ; Nachmittags 3 Uhr hörte man einen Knall und dann wieder einen . Im nörd¬
lichen Theil der Grube hatte sich das Gas entzündet und die Erplosion einen Theil des Schachts einge¬
stürzt . Bis die zu Hilfe Eilenden sich durcharbeiten konnten , vergingen mehrere Stunde » , und als man endlich eindrang , fand man ganze Haufen Leichen : 60 wurden » och Abends heraufgezogen , und 26 am andern Morgen . Also 60 Todte und 40 werden noch vermißt ! Die meisten lebend Herausgezogene » sind völlig erschöpft . In der nämlichen Grube kamen im März vorigen Jahrs 60 Arbeiter ums Leben.
Dänemark .
Kopenhagen , 18 . Febr . „ Fädrelandct " hat erfahren , daß die Special - Verfassung für das Her - zogthnm Schleswig am Mittwoch die Unterschrift des Königs erhalten hat .
Portugal .
Briefe aus Lissabon vom 14 . Februar melden , daß man dort den Kaiser Don Pedro von Brasilien erwartet , der die Absicht haben soll , eine Reise in Europa zu machen.
Italien .
Rom , 15. Febr . Gestern überbrachte eine Staf - fette die bestürzende Nachricht , daß Perugia von furchtbaren Erdstößen , die einen großen Theil der Stadt niedergeworfen und die Einwohner zur Flucht veranlaßt haben sollen , heimgesucht worden sei. Auch die Umgegend von Foligno scheint stark dadurch mit¬
genommen worden zu sein , und die Kirche degli Angeli bei Assini soll zum zweitenmal den Einsturz drohen . Gleichzeitig haben Volksaufläufe stattgehabt , bei denen rin Schweizer Offizier umgekommen , rin Kornhänd¬
ler blutig verfolgt und der Delegat hart bedroht ge¬
wesen ist. Auch in Ravenna sind vier des Korn - wuchers verdächtige Personen crmordcrt worden . Hier ist die Theurung groß , aber in den Provinzen soll das Elend kaum erträglich sein .
Einer Verordnung des Sanitäts - Magistrates in P a l e r m v ( 6 . Februar ) zufolge unterliegen Schiffe , welche Galac ; nach dem 27 . Dezember , Dänemark und Altona nach dem 24 ., und Antwerpen nach dem 30 . Jänner verlassen haben , einer zehntägigen Con - tiimaz für die Menschen und Lüftung der Effekten am Bord . Schiffe , welche Hamburg nach dem 1.
Februar verlassen haben , erhalten freie Pratica . — Provenienzen vom schwarzen Meere werden in freier Pratica zugelassen . Schiffe , welche nach dem 26tcn Jänner von Chester , Liverpool und Stockton abge¬
gangen sind, werden einer zehntägigen Contumaz un¬
terzogen .
Nriifilun- .
St . Petersburg , 16 . Febr . ( Zur Kriegs - Stärke Rußlands . ) Der gesetzmäßige Kriegsdienst ist in Rußland 2 > Jahre . Aber schon seit 15 Jahren werden die Mannschaften viel früher entlassen , ge¬
wöhnlich nach 15 jähriger , und manchmal sogäv nach 12jähriger Dienstzeit . Diese Mannschaften bilden die Reserve , welche vollständig einberufen worden ist, und sich schon nnter den Fahnen befindet . Ihre Stärke ist nicht genau bekannt ; nach einer wohl übertriebenen Schätzung rechnet man 500 , 000 Reser¬
visten ; 300 , 000 ist aber der geringste Anschlag . Mit diesem Zuwachs alter Soldaten ist Rußland vollkom¬
men im Stande , in diesem Sommer nicht nur den türkischen , sondern auch einen etwa weiter gehenden Krieg zu bestehen . Die eben verordnete neue Rekru - tirung von nenn Mann auf je Tausend in den west¬
lichen Provinzen wird 220 , 000 Mann liefern . Diese werden Ende Aprils sich bei den Depot - Bataillonen einfinden . Wenn nun auch ein ganzes Jahr auf das Einererciren dieser Mannschaften gewandt wird , so erhält die Armee , jedenfalls vor Eröffnung der Som¬
mer - Campagne von 1855 , diese neuen Streitkräfte , welche die im Jahr 1854 entstandenen Lücken zum Uebcrflnß füllen werden . Gegen die Wechselfälle zweier Campagnen ist Rußlano ' also jetzt wohl schon gesichert . ( N . Pr . Ztg .)
— 17 . Febr . Ein vom Kaiser am 30 . Januar unterzeichneter Ukas an den dirigirenden Senat be¬
fiehlt , daß zur Aushülse des Neichsschatzes , dem jetzt ungewöhnliche Ausgaben zur Last fallen , in Ueber¬
einstimmung mit der im Neichsrathe genehmigten Vorlage des Finanzministcrs , sechs neue Serien Neichsschatzbilletc , XXVII , XXVIII , XXIX ,
XXX , xxxl und XXXII ,
jedevon 3 Millionen
Silberrubel , ausgegeben werden sollen .
— l8 . Februar . Die Großfürstin Alerandra Jo - sephowna , Gemahlin des Großfürsten Constantin , ist am 16 . Febr . von einer Tochter entbunden , welche den Namen Wera erhalten hat .
Ionische Inseln .
Aus C o r f n vom 23 . Februar meldet man uns , daß die Landleute nm Arta sich dem Aufstande nicht anschließen wollten , und die hinlänglich verproviantirte Citadelle sich vollkommen gut behaupte . ( Tr . Z .)
Montenegro .
Von der Grenze Montenegro 's melden die mit letzter Post eingelangten Berichte , daß im Fürsten¬
thuine Montenegro die Ruhe nicht gestört sei. Tiefer Schnee macht jede Kommunikation unmöglich . Die Türken haben ihr Observationskorps an der Grenze , welches in Folge der Truppenmärsche nach Albanien einige Zeit sehr schwach war , mit Beschleunigung wieder verstärkt . Der Pascha von Skutari hat sich selbst an Ort und Stelle begeben und Maßregeln getroffen , um jede Vereinigung »nt den Insurgenten in Albanien zu verhindern . Die Hauptposten des türkischen Obscrvationskorpö sind in Podgoriza , Gerlio , Goritschani und Zabaljak .
Türkei .
Ueber Corfu und Triest sind Nachrichten aus K o n st a n t i n o p e l vom 12 . Febr . hier einge¬
troffen , welche melden , daß sich dort im Stande der Dinge nichts verändert habe . Die Nachricht , daß die Mission des Grafen v. Orloff resultatlos geblie¬
ben se», war durch Briefe von Wien am 4 . bekannt geworden , und hat einen günstigen Eindruck hervor -
gerufen . Dle im südlichen Albanien auSgebrochene Insurrektion gegen die Pforte hatte zwar im ersten Augenblick allarmirt , doch beruhigte man sich bald , als die offiziellen Nachrichten der Paschas dein Auf¬
ruhre kein gar zu großes Gewicht beilegten . Die Gesandtschaften von England und Frankreich haben Sekretäre nach Athen abgeschickt, um Erkundigungen und Aufklärungen über den Stand der Dinge einzu¬
holen . Den 13 . wird aus Konstantinopel weiter be¬
richtet : Am 9 . sind dort eingelangt : Der Gl .'. Sir John Bourgne , zwei engl . Genik - Lientenants und ein franz . Oberst mit seinem Adjutanten , und reisten am 11 . nach den Dardanellen , um die Fortifikationrn zu visttiren , wo sich schon engl . Truppen befinden . Ein Courier bringt die Nachricht von der Einnahme Khi - wa 's durch die Ruffen .
Den mit letzter Post ans Albanien hier ckn- getroffenen Nachrichten vom 13 . Febr . ist noch nach¬
zutragen , daß die Türken ein zahlreiches Korps im Sandschak Elbessen in Albanien conccntriren , um dem bedrängten Pascha von Janina zu Hilfe zu eilen . Rekrutkrungen werden eifrig betrieben . Die türkischen Grundbesitzer fördern die Rüstungen durch freiwillige Bestellung von Pferden , Waffe » n . dcrgl . Mehrere Griechen im nördlichen Albanien sind wegen revolu¬
tionären Umtrieben eingezogen und nach Koustanti - nopel transportirt worden . An die türkische Bevölke¬
rung sitid km kriegerischen Geiste verfaßte Prokla¬
mationen von Seite der Paschas vertheilt worden . So weit die Nachrichten reichen , ist die Insurrektion bis auf das Sandschak Janina beschränkt geblieben , und wenn sich auch in den benachbarten Distrikten Unruhige Bewegungen zeigten , so war doch biö zum 13 . die offene Insurrektion nicht zum Ausbruche ge¬
kommen . Der Distrikt Janina enthält einen Theil deS Epirus , dann die Landschaften Akarnanien und Aetolien .
Prevesa , 1. Februar . Die Bewegung in den Gemüthern wächst mit jedem Tag , und der Ausbruch ist nahe . Die Osinancn fürchten ihn , denn sic sind schwach im Land und wissen , bis zu welchem Grad ihre Verfolgungen und Gräuel de» Haß der Bevölke¬
rung gesteigert haben , die Christen hoffen ibn , sie hoffen Befreiung , und sehen die Gefahren im Hinter¬
grund nicht , denn die Sehnsucht macht blind gegen die möglichen Uebel , die mit und nach der Hülfe kommen . Eine eigene Aufregung gebt durch die be¬
waffneten Schaarcn in den Engpässen . Es sind meist christliche Armatolen im Dienste der Derben - Agas , zum Theil Räuberbande » , von ihnen geduldet und begünstigt , und es wird nicht lange dauern , so sind sie in den antitürkischen Umschwung hiucingc - rissen , und der griechische Aufstand beginnt zum zweitenmal von ihnen . Gestern kam der . berüchtigte Albanese Zünzil Bey , der im Dienste des Dcrbeaga Suleiman Bey steht , mit einem starken Korps nach Radowizi . Er war gegen eine der Banden geschickt, die ihre Waffen gegen die Osnianli gekehrt batten . Der Kapitän von dieser , D . Skelsnjanis , fühlte sich stark genug , gegen ihn das Feld zu halten . Es kam zu einem sehr erbitterten Gefecht , in welchem das Korps des Albanesen zerstreut , und er selbst erschla¬
gen wurde . Sein Leichnam wurde nach Arta ge¬
bracht . Zur Charakteristik dieses Mannes führe ich an , daß , als er mit seiner Schaar in die Ortschaft Pela bei Arta einrückte , er mit gezogenem Schwert in die volle Kirche , in der eben das Amt gehalten wurde , drang , uni von den Gemeindevorstehern unter Drohungen Lebensmittel und Geld für seine Truppe zu fordern . Das Volk zerstreute sich in wilder Flucht , die Requisitionen wurde » geliefert , und der Bey zog des Wegs weiter , auf dem er angegriffen u . getödtct wurde . Die albanesische Besatzung unserer Stadt ist über diese Vorgänge in nicht geringer Bestürzung .
( Allg . Ztg .)
Cgypten .
Aus Alexandrien , 18 . Februar , wird der
„Trlester Ztg ." geschrieben : Kürzlich cingelaufenen Nachrichten zufolge ist der apostol . Provicar Hr . Dr . Ignaz Knoblecher mit den neuen Mitgliedern der apostol . Mission am 29 . Dezember v . Js . glücklich
BVL
kn Chartum angelangt . Dem Vernehmen nach wird dieser eifrige Priester nur einige Wochen dort ver¬
weilen , um die nöthigen Anordnungen zum Bau der Kirche und des Erziehnngsinstitutes zu treffe », zu welchen großartige Plane entworfen sind , und sich sodann nach seiner Station aus dem weißen Flusse zu begeben .
Ostindien und China .
Durch den Lloyddampser „ Bvmbai " , der heute Morgens nach 158stsüidi'gcr Fahrt mit 9 Passagieren a »S Alerandrirn in Triest eintraf , erhielten wir Nach¬
richten aus Bombai vom 28 . , Calcntta 20 ., Singaporc 13 . , Hongkong 11 . Januar . Der Gcueralgouvern7ur ist am 17 . Januar von Rangun in Calcntta eingetroffen , nachdem er von dem er¬
oberten Gebiete im Namen der Königin feierlich Besitz ergriffen und die Grenzlinie abgesteckt . — Kapitön Phapre , der brittische Kommissär in Pegu , sollte nach Ava abgehen , um mit der dortigen Negierung wo möglich einen definitive » Fricdensvertrag abzuschließen , da die Feindseligkeiten von birmanischer Seite in der Form von Gnerillaskäinpfen und räuberischen An¬
fällen noch immer fortdauern . Die Berichte , welche ans Persien in Bombai eintrafen , lauteten zwar wi¬
dersprechend , aber im Ganze » doch beruhigend ; na¬
mentlich hieß cs , daß in Buschir große Aufregung herrsche , wcßhalb der dortige brittische Resident , Ka¬
pitän Kcmball , sich genöthigt sah , die Stadt zu ver¬
lassen, und sich auf ein Schiff im Hafen zu begeben . Die Insel Karrack sei von den Persern befestigt wor¬
den , die große Vorräthe von Kriegsbedürfnissen aller Art dahin gebracht . — Die englische Kricgskorvcttc
»Falkland " hatte Befehl , sich nach dem persischen Golf zu begeben , und die »Augusta " mit Depesche » für den Residenten in Buschir sollte unmittelbar folgen .
Nachrichten vom Kriegsschauplatz .
Die »Krönst . Ztg ." vom 16 . d. M . meldet : Die KriegSsuric ist wieder vollständig entfesselt . — Bei Braila ist am 9 . Februar eine heiße Schlacht enga - girt worden , und am lO . war dieselbe beim Abgang der Post noch nicht beendet . Die Kanonen donner¬ten so furchtbar , daß die Erde erzitterte . Ja eö wird uns in einem Briefe geschrieben , daß man bei Braila schon seit dem 7 . furchtbaren Kanonendonner gekört habe . Ueber den beiderseitigen Verlust konnte man uns nichts näheres melden , weil der Kampf eine Stunde weit von Braila wüthete , und beim Abgang der Post noch nicht zn Ende waren .
Der 10 . Februar ist ein allgemeiner Nanftag an der nntcrn Donan gewesen . Auch bei Oltcnizza ist cs an diesem Tage wieder zu einem scharfen Gefecht gekommen . Das Treffen hat sich bei der Quarantäne von Oltcnizza entsponnen , und endete mit dem Rück¬
zug der Türken ans die Insel . Von den Russen wurden einige Offiziere schwer verwundet und 20 Mann getödtet . Auf die mit Estaffete im Haupt , quartier angelangte Nachricht ist allsoglckch Hr . Ge¬
neral v. Kotzcbue nach dem Kampfplatz abgegangen . Nachrichten vom Kriegsschauplätze in der kleinen Walachei reichen heute bis zum 19. ds . Mts . Ein starker Schnecfall ist eingetreten und hat die Straßen neuerdings unwegsam gemacht . Die beiden Armee - Korps haben ihre Stellungen nicht verändert . Mit Ausnahme kleinerer Vorpostcngcfechtc sind keine Kriegsercigiiisse vorgekommen . Die Nedifs , welche ans Albanien stammen , ziehen unaufhaltbar von Widdin in ihre Heimat ; man glaubt aber , daß sie in Kürze wieder freiwillig zurückkehren werden .
Nach einer ans Orsowa hicher gelangten Mit¬
theilung voiii 18 . ds . wäre Halim Pascha , welcher derzeit die türkischen Truppen in der Dobrudscha kommandirt , zum Befehlshaber des Armeekorps in Albanien , welches gegen die Insurgenten bestimmt ist, ernannt . Halim Pascha ist einer der tüchtigsten türkischen Generale , und hat sich schon im I . l83l in Albanien ausgezeichnet .
Die heutige Mkenev Post iiiav beiin Ab¬
schlüsse ttuseies Blattes noch uicht einge¬
troffen .
Llir Llschermillmoch 1854.
älemenl » Iwmo , quia pulvis es . Die Geigen ruhn lind die Tronipeten feiern .
Der Balknacht helle Kerzen sind verglommen ; Sie ziehen heim »nt ihren müden Leiern , Die »insre Ohren in Beschlag genommen . Die letzten Masken werden sich entschleiern Und alle Narren zur Besinnung kommen . Die Fasten überstreut das Haupt mit Erden : Wir sind nfir Staub , nm wieder Stand zu werden . Es schließen sich die Säle allerorten .
Der Boden ruht , von manchem Fuß zertreten . Die Glocke tönt kn crnstereü Accorden ,
Auf leichte Witze folgen ernste Reden ; Die Kirche öffnet ihre heil 'gcn Pforten Und lehrt die gläub 'gc Seele büßend beten : O strenr Zische auf dein Haupt von Erden ,
Denn du bist Staub und mußt zn Staube werden ! So schließ dich denn , dn bnndgeschaarter Neigen In dem sich mancher Busen stolz erhoben , O wollet jetzt das Haupt in Demuth neigen . Das Knie gesenkt und Herz und Hand nach oben ; Der Himmel selbst gibt euch das ernste Zeichen , Daß alle Lust wie Spreu im Wind zerstoben Und darin » Asche auf das Haupt von Erden , Denn ihr seid Staub und müßt zu Staube werden ! Wie mancher Kämpe fiel wohl in den Reihen
Auf diesem Schlachtfeld cngbegrenzter Freuden , Wie manche Unschuld — mög ihr 's Gott verzeihen ! Sah hier die Lilie ihres Schmucks entkleiden .
Wie manches Herz , statt sich der Lnst zu weihen . Ward hier geweiht auf jahrelange Leiden — O Asche, Asche auf dein Haupt von Erden ,
Denn dn bist Staub und mußt zu Staube werden ! Wie manches Antlitz , das im hellen Spiegel
Sein liebes Bild mit süßem Lächeln schaute . Trug auf der Stirne schon des Todes Siegel , Eh noch der Tag i'n dnnklcr Färbung graute ; Wie manches Grab schloß seine schweren Riegel Ob einem Aug ', das solcher Lust vertraute ; O Asche, Asche auf dein Haupt von Erden ,
Denn du bist Stand und mußt zu Staube werden ! Nach jedem Schlummer folgte das Erwachen ,
Nach einem Schlummer wird es nicht mehr kommen . Der Tod wird überall die Runde machen .
Wenn Stern an Stern am Firmament verglommen ; Lenk' ein zur Ruh , mein sturmumwogtcr Nachen , Eh dich die Nacht ins wilde Meer genommen . Und darum Asche auf mein Haupt von Erden , Denn ich bin Staub und muß zu Staube werden !
Gustav Engen ins . Innsbruck , 1. März 1854 .
Couvs der Ltants - Papiere in NZien am 28 . Februar >854 .
( Telegraphisch . )
Staatsschuldverschreibuiigen zu 5pCt . 87 , Detto zu 4 '/? pCt . . 70 V«
Detto zu 4 vCt . , 69 '/ ,
Darlehen mit Verlosung von 1834 für 100 fl. 2 >6
» 18.30 für 100 fl 127 Aktien der n . ö. EskomptcgcscUschaft per
Stück zu 500 fl... 468V°
Bank - Aktien pr . Stück . ... 1248 Aktien der K .Ferdinands -Otordbaljn zu l OOOfl. 2245 Aktien der Ocdenb .- Wiener - Neust . Eisenbahn
zu 200 fl . . ... 111
Aktien det östr Donlin - Dampfsch . zu 500 fl . 595 Aktie» des östr Lloyd in Triest zn 500 fl. 575 Wechsel Cours i' u Mieu am 28 - Febr . >854 .
( Telegraphisch .)
Augsburg , für 100 fl. Current vsa . l3WL Frankfurt , für 120 fl . süddeutscher Vereins -
Währung im 24V 2 fl . Fuß ...
Hamburg , für 100 Mark Banco . . . 93 London , für 1 Pfund St ... l2 .48 '/ , Mailand , für 300 österreich. Lire . . . 128 Marseille , für 300 Franken ... 154 Paris , für 300 Franken ... 154V « Bukarest , für l Gulden pur » . . . . 212
Verantwortlicher Redakteur : HZ. LLassermann .
»««
Intelligeiiz -Dlatt M " 49 .
DcrMaglstrat und der zur Brod - und FleischsahungS - Negulirung zusaniintngesctzte Bürger - AuSschufi haben für den Monat März 1854 nachstehende Brod -
Vrodsatzung Fleisch -
satzung RWj , . kr. Pfd . Loth Quintl 1 Wcizeiibrod . Paarten 1 „ — 2 —'
tetto ,, 2 ,, 4 j
Ä ZI Halbweizenbrod . um 2 „ — 6 — .S ' S
detto » o „ — 18 ^15 kr.
detto .. 12 „ 1 4 --
ZG ' NW .
Roggenbrod . . nm 1 „ — 4 2
detto „ 3 „ 13 2
detto ,, 6 „ — 27 —
detto 12 1 22
K Innsbruck , am 1. März 1854 .
Der Bürgermeister - Stellvertreter : Or . v. Peer .
Angekommene in Innsbruck .
Den 27 . Februar . Hr . Zimmermann , k. k. Bezirks¬
gerichts - Adjunkt , von Tclfö ; Hr . Ganner , Dr . der Medizin , von Matrei ; Hr . Klammer , k. k. Kanzlist , von Imst ; Hr . Joh . Eigner , Gastwirth und Guts¬
besitzer , von Gries ; Hr . Krapf , Fabriks - Direktor , von Telfs ; Hr . Netzer , Fabriks -Direktor , von Matrei ; Hr - Müller , Mechaniker , von Jendach ( im rothen
A dler ) ._ — — .
Verstorbene in Innsbruck .
Den 25 . Februar - Dem Privatlehrer Hrn . Peter Eberle seine Tochter Karolina , alt 8 Wochen , zu St . Niko¬
laus Nr . 536 , am Gedärmbrand .
Den 27 . Februar . Gottfried Hachel von Jerzens , Bezirksgerichts Imst gebürtig , lediger Tagiöhner , alt
18 I -, im Stadtspital , am Zehrfieber -
Den 28 . Februar . Karl Delmenhorst von Triest , ledi¬
ger Seilergefell , alt 40 I . , zu St . Nikolaus an der Kaiseestraße durch einen Pöllerschuß verunglückt .
^ Kundmachung .
Donnerstag den 9 . März 1854 um 10 Uhr Vormittags findet bei dem gefertigten Distrikts - Kommando die öffentliche Minucndo - Versteige¬
rung wegen Beistellnng der Locofuhren für die Zeit vom 1. Mai 1854 bis Ende April 1855 resp. 1857 statt , zn welcher die Ucbcrnahms - liistigen mit dem Bemerken hiemit eingeladen werden, daß die nähern Bedingungen dieses Ge¬
schäftes beim Beginne der Lizitation bekannt ge¬
geben werden.
K. K . Artillerie - Zeugs - Verwaltnngs - Distrikts - Kommando .
Innsbruck , am 23 . Februar 1854 . Edler v. Friwisz , Major .
Bekanntmachung .
In der Gemeinde Söll im k. k. Gerichts bezirke Kirfstein ist ein Bauern - Anwesen ans freier Hand zn verkaufen.
Dasselbe hat eine sehr gute Lage , eine beden- tcndc Waldung , einen hübschen Obstanger , fut¬
tert 10 Rinder , und sowohl Felder als Gebäude befinden sich im besten Zustande.
Darauf Ncflektircnde wollen sich entweder in portofreien Briefen oder persönlich bis zum 24 . Mai d. ZS . bei der dortigen Gemcinde - Vorstehuttg melden, welche über die nähern Ver¬
hältnisse Auskunft ertheilt.
3 K o n k u rü - C d l k t . Nr . 862
Vom k. k. Landeögerichtr zu Feldkirch wird durch gegenwärtiges Edikt allen denjenigen , denen daran ge¬
legen , bekannt gemacht :
Es sei von dem Gerichte in die Eröffnung eines Konkurses über das gesauunte , wo immer befindliche bewegliche und das in den Kronländern , für welche die Civil -Jurisdiktionsnorm vom 18 . Juni 1850 Wirksamkeit hat , gelegene unbewegliche Vermögen der Maria Katharina Wachter , Ehegattin des Peter Ganahl von Gaschurn , gewilliget worden .
Daher wird Jedermann , der an die gedachte Verschuldete eine Forderung zu stellen berechtiget zu sein glaubt , anmit erinnert , bis den 5 . April dies JahrS die Anmeldung seiner Forderung in Gestalt einer förmlichen Klage wider diese Konkursmasse bei diesem Gerichte so gewiß einzureichen , und in dieser nicht nur die Richtigkeit seiner Forderung , sondern auch das Recht , kraft Lessen er in diese oder jene Klasse gesetzt zu werden verlangte , zu enveisen , als widrigens nach Verfluß des bestimmten Tages Niemand mehr gehört werden , und diejenigen , die ihre Forderung bis dahin nicht angemeldet haben , in Rücksicht des gesammten , zur Konkursmasse gehörigen Vermögens der benannten Ver¬
schuldeten ohne Ausnahme auch dann abgewiesen sein sollen , wenn ihnen wirklich ein Kompcnsationsrecht ge¬
bührte , oder wenn sie auch ein eigenes Gut von der Masse zu fordern hätten , oder wenn auch ihre Forderung auf ein liegendes Gut der Verschuldeten vorgemerkt wäre , daß also solche Gläubiger , wenn sie etwa ' in die Masse
schuldig sein sollten , die Schuld ungehindert des Kom - pcnsations -, Eigenthums - , oder Pfandrechts , das ihnen sonst zu statten gekommen wäre , abzutragen verhalten werden würden .
Zugleich wird zum Versuche einer gütlichen Aus¬
gleichung dieser Konkurssache , und im NichterzielungS - falle zur Bestätigung oder Wahl eines Vermögens¬
verwalters und Kreditorcnausschusseö , und zur Bestim¬
mung anderer , diese Masse betreffender Angelegenheiten eine Tagsatzung auf den 19 . April 1854 um 9 Ubr Vormittag in der Kanzlei des k. k. Bezirksgerichts in SchrunS angeordnet , bei welcher sämmtliche Gläubiger um so gewisser zu erscheinen haben , als die Nichterschci - nenden den Beschlüssen der Anwesenden beigetreten ge¬
achtet würden .
K . K . Landesgericht Feldkirch am 23 . Februar 1854 . I . K . Ratz , Präsident . WiLerin , L-G -R .
' Reise - Gelege nheit nach Amerika .
Lioipeit in Kempten
befördert am 10 . und 26 . eines jeden Monats Auswanderer nach Neu - Bork , Bal¬
timore , Quebec , Philadelphia , wie in geeigneter Zeit nach Neu - Orleans und Gal - veston in großen schnellsegelnden schönen Dreimastern erster Klasse und macht sich anheischig , jederzeit eben so billige Ueberfahrtö - Preise zu stellen , wie die Reisenden bei einer persönlichen Unterhandlung am EinschiffungS - Platze zu bedingen im Stande sind .
Derselbe besorgt Geld - Auszahlungen in Amerika , verkauft Wechsel auf Ncu - Aork in jeder Sicht und Summe zum billigsten Course , und stellt Freibillets für die Hudson -River -Eisenbahn nach allen Hauptplätzen der Bereinigten Staaten aus .
In der
Wagtter 'schen Bilchhaildrimg in Innsbruck
ist zu haben :
Fasten -Patent
für die
Diözese Briren
im
Jahve L854 .
Gefalzt 3 kr. Conv . Mze .
Dücher für - jeweilige Fastenzeit.
Folgende , in unserm Verlage erschienenen Werke empfehlen wir zur gefälligen Abnahme : Predigten für die heilige Fastenzeit
von
Alexander Fürst Hohenlohe ,
Bischof von Sardica ic. ic.
3 Bändchen . Preis 1 st. C . M .
Dieselben sind auch einzeln unter nachstehenden Titeln zuhaben :
Bon der Selbstprüfung des Christen nnd
den Gefahren der Täuschung im Geschäfte der Buße . Acht Fastenprcdigten ( 1847 .) brosch. Preis 20 kr. C . M .
Des katholischen Christen Wandel vor Gott .
Sieben Fastcnpredigten ( 1848 .) brosch.
Preis 20 kr. C . M .
Bon den sieben leiblichen und geistlichen Werken der Barmherzigkeit . Sieben
Fastenpredigten ( 1849 .) Preis 20kr .C .M .
Die einfache , schwulstlose und ruhige , der Würde des Evangeliums angemessene Sprache in diesen vor¬
liegenden Predigten , so wie die Pietät gegen den hohen , leider zu früh Verstorbenen , dürften bei dessen zahl¬
reichen Verehrern stets willkommene Aufnahme finden .
heilige Chcrrwoehe ,
wie sic in der katholischen Kirche gefeiert wird ; sammt der Erklärung der von ihr angeordneten Ceremonien und verschiedenen Andachtsübungcn .
Neu bearbeitet . Vierte Auflage . Mit
1 Stahlstiche und 14 Abbildungen des heiligen Kreuzweges . Duodezformat . Maschinen -Papier .
45 kr. C . M . Gebundene Exemplare hievon halten wir stets in den verschiedenartigsten Einbänden von 50 kr.
bis 2 fl . C . M . vorräthig . Bef u «Hu ng
des
heiligen Kreuzweges ,
mit Stationsbildern . Steif brosch. 3 kr., per Dutzend 30 kr. C .M .
Oriieiuin Iiv1i <1oiliuNri6 suiiotus ,
rother und schwarzer Druck, Velin -Papier , mit Choralnotcn 24 <> . . 2 st. C .M .
— — mittels . Papier , mit Chvralnoten 24 ".
1 fl . 15 kr. C .M .
— — in ganz kleinem Format , ohne Noten , 1 fl . 15 kr. C . M . TVagneriche Anchhandlung
in Innsbruck .
Diese Fastenbücher sind auch stets vorräthig in der ÄDlLgNev 'schcn Buchhandlung in Brisen und Feldkirch , so wie bei I . Seifer in Trient .
Verlag der Wagnev ' schen Buchhandlung . — Druck der -Waguer ' schen Buchdruckerei .