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Archiv "Neue Influenza: Hysterische Züge" (12.03.2010)

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A 444 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 10

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12. März 2010

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

NEUE INFLUENZA

Es war unverzicht- bar, Vorräte an Impf- stoffen anzulegen.

Verschwörungstheo- rien haben keine reale Basis (DÄ 5/

2010: „Kritik ohne Realitätssinn“ von Vera Zylka-Menhorn).

Risikomündig

Ich habe mit Vergnügen das Editori- al gelesen. Nachdem die WHO die Neue Influenza A/H1N1 zur Pande- mie erklärt hat, ist richtigerweise in Deutschland sehr schnell reagiert worden. Dass in diesem Falle die involvierte Pharmaindustrie dabei einen zusätzlichen Profit gemacht hat, ist sicherlich nicht verwerflich.

Glücklicherweise hat sich diese In- fluenza nicht als so virulent erwie- sen, wie vorher befürchtet. Richtig ist, dass das mögliche Risiko einer virusinduzierten flächenwirksamen Pandemie damit aber noch nicht vom Tisch ist. Der Kollege Renn, den Sie zitieren, weist mit Recht darauf hin, dass die Bürger im all- gemeinen und die Vertreter des Ge- sundheitswesens im speziellen (dies betrifft auch und insbesondere die vergleichsweise schlecht informier- ten ärztlichen Kollegen und Kolle- ginnen) diese Risikomündigkeit entwickeln müssen. Dies betrifft ei- nerseits die nicht man made Virus- influenza, die nur sehr beschränkt beeinflussbar ist, was ihre Entste- hung betrifft. Aber ein in Deutsch- land zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht diskutiertes Pro- blem/Risiko ist die man made Bio- attacke (Bioterrorismus). Die dazu notwendige kriminelle Energie, wie aber auch das vergleichsweise sehr niedrige Produktionsniveau sowie

die geringen Kosten zur Erstellung dieser künstlichen Biowaffen stel- len ein real existierendes Risiko dar, dessen Handling ein großes Maß an Mündigkeit seitens des Gesund- heitswesens, der Bürger allgemein und der Politik im Besonderen ver- langt. Die Obama-Administration hat zur Evaluierung gesundheitspo- litischer Entscheidungen allgemein, unter anderem aber auch gegen die Bedrohung eines Bioterrorismus, einen Gesamtbetrag von 1,1 Milli- arden Dollar ausgewiesen, um eine Rationalisierung (im Sinne von Ra- tio) zu erreichen.

Die Neue Influenza A/H1N1 war ein guter Testfall; Deutschland hat diesen Test bestanden. Es gibt aller- dings noch viel zu tun . . .

Dr. Fritz Steinberg, 45033 Essen

Ohne Not zur Pandemie erklärt

Die Autorin hat in dem Punkt Recht, dass es schwierig war, „das rechte Maß des Handelns“ in die- sem Fall zu finden. Es gab vor al- lem in dem Streit um die Schweine- grippe-Impfung zwei extreme ge- gensätzliche Positionen.

Nach meiner Meinung lag der Hauptfehler darin, dass die WHO die Schweinegrippe 2009 ohne Not zur Pandemie erklärt hat. Der bis dahin verlässliche Grundleitsatz, sich schnell ausbreitende Infektions- krankheiten erst dann zur Pandemie zu erklären, wenn daraus eine große Gefahr hervorgeht, wurde über Bord geworfen, obwohl die meisten Erkrankungen auch damals mild verliefen und weiterhin verlaufen.

Nach dieser WHO-Entscheidung kamen auch die Behörden in Deutschland in Zugzwang zu han- deln und entsprechende Vorbeu-

gungsmaßnahmen einschließlich Schweinegrippe-Impfung zu initi - ieren. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass man damals die Impfaktion viel besser und kosten- günstiger für den Steuerzahler hätte managen können . . .

Dr. Fevzi Koc, 48149 Münster

Hysterische Züge

Ich danke Frau Zylka-Menhorn für ihre sachlichen und abwägenden Worte zum Thema „Neue Grippe“, da die Diskussion zu diesem Thema auch unter Ärzten zeitweise hysteri- sche Züge angenommen hatte. Ich will allerdings nicht verschweigen, dass auch ich anfänglich zu den Gegnern dieser Impfung gehörte und ihr auch jetzt noch ambivalent gegenüberstehe. Dies nicht zuletzt aus dem Grund, weil selbst uns Ärzten viele Informationen zu die- ser Erkrankung und der Impfung viel zu spät und oft nur bruchstück- haft zur Verfügung gestellt wurden.

So bezog ich mein Wissen über die Neue Grippe in den ersten Wochen ihres Auftretens vorwiegend bei

„Spiegel-Online“, auf den Internet- seiten der Bundesärztekammer und der KVN herrschte zu diesem Zeit- punkt, was dieses Thema betraf, gähnende Leere. Aber auch später war es dann oft nicht mehr als ein Verweis auf die Seite des RKI, und selbst als der Impfstoff zur Verfü- gung stand, erreichten uns die In- formationen verzögert. Dass für alle Altersgruppen nur eine Impfung er- forderlich ist, erfuhr ich beispiels- weise zuerst aus unserer Regional- zeitung und erst später „offiziell“.

Da eine erneute Pandemie ohne Zweifel kommen und diese mögli- cherweise viel gefährlicher sein wird, täten alle beteiligten Institu-

U U

E b s V r r 2 Realitätssinn“ von V

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12. März 2010 A 445 tionen und Behörden gut daran,

über ihr Informationsmanagement nachzudenken. Schließlich sind es wir niedergelassenen Ärzte, auf die die Bürger mehr als auf alle anderen hören, wenn es um die Frage geht,

„Impfung ja oder nein“. Das Inter- net bietet die hervorragende Mög- lichkeit, uns zeitnah zu informieren, zum Beispiel mit einer E-Mail zur aktuellen Lage, die wir jeden Mor- gen in unserem Briefkasten haben.

Dr. Mark Pilz, 26919 Brake

POSITIONSPAPIER

Die BÄK und der Bundesverband pri- vater Anbieter sozia- ler Dienste haben ein Positionspapier für eine bessere heimärztliche Ver- sorgung vorgelegt (DÄ 1–2/2010: „Me- dizinische Versorgung in Heimen: Ärzte und Pflegeheime wollen stärker koope- rieren“ von Birgit Hibbeler).

Zu kurz gegriffen

Die Verbesserung der Kooperation und Koordination zwischen Ärzten und Pflegeheimen ist angesichts der in Zukunft weiter steigenden Zahl behandlungs- und pflegebedürftiger hochaltriger Bewohner(innen) in stationären Pflegeeinrichtungen aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psy- chotherapie e.V. (DGGPP) dringend geboten. Die Initiative der Bundes- ärztekammer (BÄK) und des Bun- desverbandes privater Anbieter so- zialer Dienste e.V. (bpa) ist daher zu begrüßen.

Der vorgetragene Vorschlag greift aber mit der bloßen Beschreibung zu optimierender operativer Prozes- se und struktureller Gegebenheiten deutlich zu kurz. Der Hausarzt wird in den vorgelegten Vorschlägen le- diglich zu einer stärkeren Wahrneh- mung seiner Koordinierungsfunkti- on, etwa in der Behandlung mit Hinzuziehung von Fachärzten, auf- gefordert. An keiner Stelle ist von der Notwendigkeit einer kontinuier- lichen, begleitenden Fortbildung von Ärzten und Pflegekräften in den relevanten Feldern Geriatrie,

Gerontopsychiatrie und Geronto- neurologie die Rede . . .

Schließlich erwähnt das Eckpunkte- papier im Hinblick auf die Finan- zierung wünschenswerter Maßnah- men lediglich die Verträge zur haus- arztzentrierten Versorgung und mögliche Zusatzverträge nach SGB V; die Notwendigkeit einer ange- passten Finanzierungsregelung für die fachärztlich, beziehungsweise psychiatrisch zu erbringenden Leis- tungen bleibt hingegen unerwähnt.

Die DGGPP weist darauf hin, dass die zur ärztlichen Heimversorgung vorliegende Studienlage nachdrück- lich eine unzureichende diagnosti- sche Klärungsrate von bei diesem Personenkreis häufigen gerontopsy- chiatrischen Störungsbildern (De- menzen, Depressionen und Deliren) belegt (z. B. Riedel-Heller et al.

1999). Auch die Unter- und Fehl- versorgung in den individuell erfor- derlichen psychopharmakologi- schen Verordnungen ist in der Lite- ratur unstrittig (Rothgang et al.

2008., Pantel et al. 2005, Hallauer et al. 2005).

Das Papier der BÄK und des bpa enthält erste unterstützenswerte Aspekte, die aber zu sehr auf reine Verfahrensabläufe beschränkt blei- ben und die tatsächlichen Ursachen bisheriger suboptimaler Versorgung zu wenig benennen und nicht er- kennbar zu beheben versuchen.

Zusammenfassend ist festzuhalten:

Bei Pflegeheimbewohnern handelt es sich in der Regel um chronisch kranke, alte bis hochaltrige Men- schen, von denen viele eine nerven- ärztliche Betreuung benötigen, die bisher als nicht befriedigend ange- sehen werden muss.

Hausärzte sind die Primärversorger, verfügen aber häufig nicht über die notwendigen Kompetenzen auf ner- venärztlichem Gebiet. Niedergelas- sene Nervenärzte verfügen oft nicht über ausreichende zeitliche Kapazi- täten zur Versorgung behandlungs- bedürftiger Heimbewohner, hier stehen in vielen Regionen Instituts- ambulanzen zur Verfügung. Vor dem Hintergrund der soeben erfolg- ten Kündigung des Vertrags der psychiatrischen Institutsambulan- zen durch KBV und GKV beobach- tet die DGGPP die weitere Ent-

wicklung der Versorgung von Heimbewohnern mit größter Sorge.

Priv.-Doz. Dr. Martin Haupt, Vizepräsident der DGGPP, 51657 Wiehl

Neue Versorgungsformen

Endlich wird zum Thema, was vie- len Hausärzten unter den Nägeln brennt, nämlich die sehr zeitaufwen- dige und wenig lukrative Versor- gung unserer Pflegeheimbewohner.

Viele Hausärzte, einschließlich mir, engagieren sich schon lange mit wö- chentlichen Routinevisiten bei unse- ren Patienten zuzüglich notfallmäßi- ger Einsätze, wohl wissend, dass die Ordinationsziffern und Chroniker- zuschläge bereits nach zwei Wochen abgeschöpft sind und die Besuchs- ziffern dem Budget zum Opfer fal- len. Eine routinemäßige Mitbehand- lung der Patienten des Kollegen wird so lange nicht funktionieren, wie dafür nur die halbe Versicherten- pauschale bezahlt wird. Es müssen dringend neue Versorgungsformen auf den Tisch! Die Heime haben aber daran kein Interesse, solange das jetzige Modell funktioniert.

Außerdem müssten die Pflegefach- kräfte in den Heimen viel besser ausgebildet sein, um Verantwortung zu übernehmen und kleine Proble- me selbst zu lösen. Aus Angst vor Fehlern, muss ärztlicherseits jede Kleinigkeit dokumentiert werden und jede Belanglosigkeit beim Pa- tienten behandelt werden. Das kos- tet sehr viel Zeit und Geld.

Die Bestimmungen des MDK füh- ren nicht selten dazu, dass eine ab struse Vorratshaltung an Medika- menten getrieben wird und der ge- sunde Menschenverstand oft ausge- schaltet wird, zum Beispiel müssen Bedarfsmedikamente ständig auf den Patienten rezeptiert werden.

Wenn er diese nicht braucht, verfal- len sie, dürfen aber nicht für andere Patienten genutzt werden.

Die in den Heimen umgehenden Er- nährungsberater und Wundmanager, sowie sonstige Vertreter der Hilfs- mittelindustrie, geben „Empfehlun- gen“ zur Verordnung teurer Präpa- rate, die wir dann verordnen sollen und verantworten müssen.

Ich habe den Eindruck, dass eine rie- sige Pflegeindustrie aufgebaut wird,

OS O S

D B v l e f h sorgung vorgelegt (D

B R I E F E

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