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Archiv "Kommentar: Keineswegs überholt" (30.07.2010)

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A 1464 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 30

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30. Juli 2010

KOMMENT A R

Die Vorschriften zur Anerkennung von Berufskrankheiten werden infrage ge- stellt (DÄ 16/2010:

„Berufskrankheiten durch Kanzerogene:

Nachweis oft nicht mehr möglich“ von Hans-Joachim Woitowitz).

Keineswegs überholt

Die sehr emotionalen, aber leider wenig substantiierten Ausführungen im Kom- mentar von Prof. Dr. Woitowitz sollen nicht unwidersprochen bleiben. Die der Begutachtung von Berufskrank- heiten zugrunde liegenden Kausalitäts- normen sind keineswegs längst über- holte Relikte aus der Bismarckzeit, vielmehr folgen sie den Vorschriften des Sozialrechts und damit den Rechts- normen des geltenden Zivilrechts.

Wie sollen ursächliche Zusammen- hänge anders geklärt werden als durch die Prüfung der beurteilungs- relevanten Anschlusstatbestände im konkreten Einzelfall? Die Anerken- nung einer Berufskrankheit kann schlechterdings nicht auf bloßen Ver- dacht hin oder auf Zuruf erfolgen.

Im Vollbeweis zu sichern ist der gege- benenfalls schädigungsrelevante Ge- sundheitsschaden. Erst wenn dieser ohne vernünftigen Zweifel nachge- wiesen ist, ist im zweiten Schritt zu überprüfen, ob der Gesundheitsscha- den tatsächlich Folge einer infrage kommenden beruflichen Exposition ist. Für die positive Feststellung des Ursachenzusammenhangs genügt die überwiegende Wahrscheinlichkeit.

Nehmen wir an, ein Versicherter wird im Alter von 30 Jahren krebser- zeugenden Arbeitsstoffen ausgesetzt.

Wenn die lebensbedrohlichen Fol- gen todbringender Berufskrankhei- ten nach Latenzzeiten von manch- mal mehr als 60 Jahren eintreten (Prof. Woitowitz), dann ist der Versi- cherte 90 Jahre alt. Lässt sich dann noch differenzieren, ob zum Beispiel ein Leberkrebs oder ein Bronchial- karzinom Folge einer möglichen Ex- position mit gegebenenfalls todbrin- genden Arbeitsstoffen oder die Folge von Alternativursachen war? . . .

Dr. med. Helmut E. P. Springer, Institut für medizinische Begutachtung, 39112 Magdeburg

D A B w s

„ d Nachweisoft nicht m Im Unterschied zu den „Maschi-

nenstürmern“ des 18. Jahrhunderts rufen die heutigen Kritiker des eGK-Systems keineswegs zur akti- ven Zerstörung von „Gesundheits- karten“, Heilberufsausweisen, Kar- tenlesegeräten, Konnektoren, Ser- vern und darauf abgelegten Daten- banken auf. Sie tragen vielmehr ge- duldig Sachargumente gegen die Einführung des eGK-Systems vor, und sie haben 2007, 2008, 2009 und 2010 kritische Beschlüsse Deutscher Ärztetage erwirkt. Kom- mentar und selektive Berichterstat- tung des DÄ sind in dieser Hinsicht geeignet, das Parlament der deut- schen Ärzteschaft zu desavouieren

und gehörten eher in die Boule- vard-, als in die Standespresse.

Aber vielleicht will das DÄ mit dem Begriff „Maschinenstürmer“ ja auch nur den Widerstand gegen die Deprofessionalisierung des Arztbe- rufes und gegen die fortschreitende Industrialisierung der Medizin pla- kativ verdeutlichen. Und auf die Tatsache aufmerksam machen, dass uns Ärzten zur Durchsetzung unse- rer kollektiven Interessen keine le- galen Mittel, wie gewerkschaftliche Organisierung, Arbeitskampf und Tarifverhandlungen zur Verfügung stehen . . .

Dr. med. Ewald Proll, Vorstandsmitglied der Freien Ärzteschaft e.V., 42115 Wuppertal

B AYERN

Der bayerische Ge- sundheitsminister Markus Söder for- dert mehr regionale Zuständigkeiten bei der Gesundheitsver- sorgung (DÄ 21/

2010: „Bayerische Perspektive“ von Thomas Gerst).

Widerspruch

Dem Autor ist es gelungen, auf ei- ner Seite wesentliche Probleme der GKV darzustellen und gleichzeitig die Unmöglichkeit, diese durch die Politik zu lösen.

Staatsminister Dr. Markus Söder will sich konkret mit der Frage be- schäftigen, wie die zu erwartenden großen Defizite in der GKV bewäl- tigt werden könnten. Dies sei nur mit einer Ablösung der GKV-Ein- nahmen von den Arbeitskosten mög- lich. Darüber bestünde Einigkeit in der schwarz-gelben Regierungsko- alition. Aber: Er wehrt sich wegen mangelnder Solidarität gegen die Einführung einer Gesundheitsprä- mie/Kopfpauschale. Dafür sieht er Einsparungen von circa 20 Milliar- den Euro durch weniger Bürokratie.

Ein Beispiel dafür kann er in dem- selben Heft unter der Überschrift

„Diagnosecodierung“ nachlesen:

Die Codierrichtlinien umfassen min- destens 160 Seiten. 2009 betrugen die Kosten der GKV 170 Milliarden

Euro für 70 Millionen Versicherte, also 243 Euro pro Versicherten. Man nimmt an, dass ungefähr 20 Millio- nen Versicherte mit einer Prämie in dieser Höhe überfordert sind. Wenn man dieser Bevölkerungsgruppe ei- ne Prämie von durchschnittlich 100 Euro zumuten kann, müsste man rund fünf Milliarden Euro als Prämi- enzuschuss aufwenden . . .

Die Aussage von Staatsminister Dr.

Markus Söder, den Sozialausgleich aus Steuermitteln könne keiner be- zahlen, ist mit Sicherheit so nicht richtig.

Dass der Gesundheitsfonds eine Umverteilungsmaschinerie zulasten Bayerns ist, wissen alle in Bayern niedergelassenen Ärzte. Sollte des- halb der Umverteilungseffekt nicht auf 100 Millionen Euro im Jahr be- schränkt werden? War das nicht ei- ne Zusage der Gesundheitsministe- rin Ursula Schmidt an Ministerprä- sidenten Edmund Stoiber?

Söder postuliert, die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung funktio- niere künftig nur, wenn man über die Sektorengrenzen hinweg zu ei- nem besseren Zusammenwirken von Krankenhäusern und niederge- lassenen Ärzten komme. Die ärztli- che Versorgung funktioniert schon jetzt, weil diese Zusammenarbeit schon seit Jahrzehnten besteht und im Großen und Ganzen auch funk- tioniert . . .

Dr. Dolf Hufnagl, Vorstandsmitglied im bayeri- schen Facharztverband e.V., 83022 Rosenheim D

s M d Z d s 2010: Bayerische P

B R I E F E

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