Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Kinderulkusleiden
domen wird bretthart, die Atmung oberflächlich. Bei Verdacht auf Per- foration muß sich die Röntgendia- gnostik auf Übersichtsaufnahmen beschränken. Dabei zeigt sich bei horizontaler Position des Kindes ei- ne ballonartige Luftansammlung in der Oberbauchmitte, in aufrechter Position ein Pneumoperitoneum und in linker Seitenlage mit Aufnah- men im horizontalen Strahlengang eine Luftansammlung zwischen Le- ber und Bauchwand. Im Einzelfall drängt die Entscheidung, ob eine chirurgische Therapie oder eine konservative Behandlung erforder- lich bzw- möglich ist.
Krankheitsverlauf
Der Verlauf der Ulkuskrankheit scheint bei Kindern allgemein etwas günstiger zu sein als bei älteren Ul- kuspatienten. Nach Bettruhe und medikamentöser Behandlung wird in ein bis zwei Wochen Beschwerde- freiheit erreicht. Die Ulzera selbst heilen im allgemeinen nach sechs bis acht Wochen ab, wie unsere röntgenologischen Kontrollen zeig- ten. Gleichzeitig ergaben unsere Nachuntersuchungen jedoch, daß eine Rezidivneigung bestehen bleibt (Lassrich und Schäfer, 1965). Von 71 Patienten, die über ein bis elf Jahre beobachtet wurden, bekamen 32 später erneut Beschwerden. Diese Ergebnisse stimmen mit anderen Berichten überein, wonach etwa die Hälfte der kindlichen Ulkuspatienten auch als Erwachsene weiterhin un- ter dieser Krankheit zu leiden haben.
Kinder mit einer Ulkuskrankheit soll- ten daher über längere Zeit ärztlich betreut und beraten werden. Es ist vorstellbar, daß auch gerade das Eß- verhalten dieser Kinder — häufige kleine Mahlzeiten, langsames Essen und genügend Zeit und Ruhe — zur Rezidivprophylaxe beitragen kann.
(Literatur bei den Verfassern) Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med. Rolf Grüttner Professor Dr. med. Max A. Lassrich Universitäts-Kinderklinik
Martinistraße 52 2000 Hamburg 20
FÜR SIE GELESEN
Thrombose der
Femoralarterie durch körperliche Aktivität
Eine akute Thrombose der A. femo- ralis superficialis wird oft durch ein mechanisches Trauma infolge sport- licher Aktivität im Bereich des Ad- duktorenkanals ausgelöst. Vorwie- gend bei Joggern wird dieses Phä- nomen vermehrt beobachtet. Analog dem thorakalen Kompressionssyn- drom (thoracic outlet syndrome) wird bei körperlich Aktiven (Jog- gern, Skiläufern und bei Leichtathle- ten) neuerdings vermehrt ein Adduk- torenkanal-Syndrom beobachtet.
Infolge von immer wieder auftreten- den Mikrotraumata kommt es vor- wiegend im Bereich der Gefäßstrek- ke, wo die A. femoralis superficialis aus dem Adduktorenkanal (Hunter- Kanal) austritt, zu Intimaläsionen und in der Folge zu Thrombusbil- dungen. Ursache der Kompression ist ein permanenter Druck der Ad- duktorenaponeurose auf das Gefäß.
Es wurde in der Vergangenheit im- mer wieder darauf hingewiesen, daß gerade dieser Gefäßabschnitt be- sonders häufig auch atheroskleroti- sche Veränderungen aufweist. In ei- ner amerikanischen Veröffentli- chung wurden jetzt erneut drei Fälle beschrieben, wo körperliche Aktivi- tät mit größter Wahrscheinlichkeit die Ursache plötzlicher Femoralarte- rienverschlüsse war. Ein Patient be- kam beim Joggen plötzlich Waden- schmerzen und -krämpfe. Bei einem weiteren Sportler entwickelte sich während eines Lauftrainings eben- falls ein Ischämie-Syndrom mit typi- scher Claudicatio intermittens.
Immer wenn die Symptome eines plötzlichen Gefäßverschlusses im Bereich der unteren Extremitäten auftreten, muß differentialdiagno- stisch auch an ein Adduktorenkom- pressions-Syndrom gedacht wer- den. Vermutlich wird dieses Syn- drom im Rahmen der sich ausbrei- tenden Jogging- und Fitness-Bewe- gung in der Praxis mit zunehmender Häufigkeit zu beobachten sein. Die Autoren der vorliegenden Studie
diskutieren sogar eine prophylakti- sche Tenotomie der Sehnen beim Anlegen eines femoro-poplitealen Bypass. Dem
Balaji, R., de Weese, J. A.: Adductor Canal Outlet Syndrome, Jama 245 (1981), University of Rochester School of Medicine and Dentistry Rochester N. Y.
Sozialstatus und
koronare Herzkrankheit
Die 16 200 an der Oslo-Studie teil- nehmenden Männer wurden nach Einkommen, Ausbildung usw. in fünf soziale Klassen eingeordnet (I.
Klasse „top status", V. Klasse nied- rigster sozialer Status), nach fünf- einhalb Jahren wurden dann Morta- lität sowie die Beziehungen zu Risi- kofaktoren ausgewertet.
Die Gesamtmortalität nahm mit ab- nehmendem sozialem Status ebenso zu wie die Anzahl bestimm- ter Risikofaktoren. Haupttodesursa- chen in der Klasse V waren Krebser- krankungen, Unfälle und Morde, we- niger die koronare Herzkrankheit (KHK). Am niedrigsten war die Sterb- lichkeit infolge KHK in der Klasse III.
Die multivariate Analyse der Risiko- faktoren ergab positive Korrelatio- nen zwischen Hypercholesterinämie und KHK-Mortalität, zwischen Ziga- rettenrauchen und Krebs- und KHK- Sterblichkeit und zwischen Hyperto- nie und kardiovaskulären Erkran- kungen (plötzlicher Herztod und Schlaganfall). Mit zunehmender kör- perlicher Freizeitaktivität sank die Gesamtmortalität.
Der soziale Status stellt einen wichti- gen Faktor in der Beurteilung der Todesursachenstatistik, auch der KHK-Mortalität, dar. Die Mortalität in den sozialen Klassen läßt sich zu etwa 50 Prozent durch die Analyse von Risikofaktoren statistisch bele- gen, zur Erklärung der restlichen 50 Prozent müssen andere Umstände herangezogen werden. Müb
Holme, I.; Helgeland, A.; Hermann, I.; Leren, P.: The Oslo study: Social indicators, risk fac- tors and mortality, Medical Aspects of Mortali- ty Statistics, Almquist & Wicksell International, Stockholm (1981) 165-177
30 Heft 37 vom 17. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe B