DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
U ltraschall-8 ioeffekte
~ daß die Experimente, die zu nachweisbaren Bioeffekten führ- ten, nicht primär dazu angelegt waren, Grenzwerte zu erfassen,
~ daß nicht auszuschließen ist, daß spätere Untersuchungen mit sensibleren Methoden Wirkungen erfassen, die jetzt noch nicht be- kannt sind und
~ daß organspezifisch unter- schiedliche Sensibilitäten nicht auszuschließen sind.
Diese Vorbehalte gegen die For- mulierung von Sicherheitsberei- chen entbinden jedoch nicht von der Pflicht, die Literatur über Ul- traschaii-Bioeffekte unter dem Aspekt der Schädigungsmöglich- keiten permanent und systema- tisch zu sichten. Dieser Notwen- digkeit hat das American Institute for Ultrasound in Medicine (AIUM) entsprochen und 1976 nach Sich- tung der relevanten Publikationen eine Feststellung getroffen, die als AIUM-Statement bekannt ge- worden ist. Dieses Statement wur- de 1978 überarbeitet (1) und 1982 erneut bestätigt. Der genaue Text der letzten Fassung ist aus Tabel- le 3 ersichtlich (Übersetzung vom Verfasser). Diese Feststellung will verstanden werden als Übersicht und Zusammenfassung der vorlie- genden Befunde über In-vive-Wir- kungen bei Säugern, keinesfalls aber als Abgrenzung eines Si- cherheitsbereichs. Das Statement besagt weder, daß Ultraschall un- terhalb der genannten Grenze si- cher harmlos sei, noch, daß ober- halb dieser Grenzen Schäden auf- treten müssen. Dennoch darf das AIUM-Statement bei Fragen der Risiken der Ultraschallanwen- dung als zur Zeit beste Orientie- rungshilfe angesehen werden. Die derzeit im Handel befindlichen Sonographiegeräte arbeiten, so- weit Angaben der Hersteller vor- liegen, unterhalb des von AIUM gesetzten lntensitätswertes. Im therapeutischen Bereich ist dage- gen ein biologischer Effekt er- wünscht. Ultraschall darf als eine Form der Wärmetherapie angese- hen werden, deren Vorteil darin besteht, daß die Wärme im absor-
bierenden Gewebe entsteht. ln- tensitäten von 0,1 bis 3 W/cm2 rei- chen aus, höhere lntensitäten bringen keine zusätzlichen Vortei- le. Diese Behandlungsart sollte je- doch nicht oder nur mit größter Zurückhaltung angewendet wer- den
~ am graviden Uterus, da Hyper- thermie teratogen wirken kann. Das schließt die Behandlung. an- derer Körperteile nicht aus;
~ am jugendlichen Knochen, ins- besondere im Bereich der Meta- physen, da Knochen besonders stark absorbiert und Wachstums- störungen infolge Überhitzung nicht auszuschließen sind;
~ am Herzen, da unter Beschal- lung Kavitationen im Blut ausge- löst oder verstärkt werden könn- ten (21 ).
5. Schlußbemerkungen
Ultraschall wird seit über 25 Jah- ren diagnostisch eingesetzt, ohne daß bisher nachteilige Wirkungen auf den Patienten oder den An- wender nachweisbar waren. Es wird daher heute allgemein ange- nommen, daß die diagnostischen Ultraschallverfahren mit den der- zeitig verwendeten Ultraschall- qualitäten harmlos und mit kei- nem gesundheitlichen Risiko ver- bunden sind. Diese Einstellung beruht auf dem derzeitigen Wis- sensstand. Zukünftige, neue Er- kenntnisse über andere, jetzt noch unbekannte Bioeffekte sind aber nicht auszuschließen. Im- merhin kann festgestellt werden, daß bei vernünftiger Anwendung die offensichtlichen Vorteile für den Patienten gegenüber poten- tiellen Risiken weit überwiegen.
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Hans-Dieter Rott
Institut für Humangenetik und Anthropologie der Universität Erlangen-Nürnberg Bismarckstraße 10, 8520 Erlangen 1074 (66) Heft 14 vom 6. April1984 81. Jahrgang Ausgabe A
FÜR SIE GELESEN
Apolipoprotein (Al) und koronare
Herzkrankheit
Die Konzentrationen von HDL- Apolipoprotein Al und HOL-Chole- sterin sind bei Patienten mit koro- narer Herzkrankheit signifikant er- niedrigt. ln einer Studie von Ma- ciejko et al. wurde HDL-Apoli- poprotein Al als potentester Dis- kriminator für Koronarsklerose und sogar als entscheidendes Kri- terium für die Indikation einer Ko- ronarang iog raph ie dargestellt.
Andere Wissenschaftler sind der Meinung, daß LDL-Apolipoprotein B oder das Verhältnis von HDL- Apolipoprotein Al zu LDL-Apoli- poprotein B bessere Indikatoren für die koronare Herzkrankheit sind. Leider wurden diese Para- meter bei der zitierten Arbeit nicht gemessen.
Die Diskussion über den Steilen- wert der verschiedenen Apoli- poproteine wird so lange anhal- ten, bis sich eine Bestimmungs- methode durchgesetzt hat. Zu groß sind die Schwankungen über Apolipoprotein-Normalwerte in der Literatur, da sie abhängig von der jeweiligen Meßmethode sind. So wurde auch bei der zitierten Arbeit auf die Diskrepanz zwi- schen relativ niedrigen HOL-Cho- lesterinwerten (ca. 40 mg-Pro- zent) und hohen HDL-Apolipopro- tein-AI-Werten (160 mg-Prozent) hingewiesen.
Diese Problematik kann letztlich erst dann gelöst werden, wenn sich alle Arbeitsgruppen auf ein einheitliches Verfahren für die Quantifizierung von Apolipopro- teinen geeinigt haben. hbr
Maciejko, J. J.; Holmes, D. R.; Kottke, B. A.; Zinsmeister, A. R.; Dinh, D. M.; Mao, S. J. T.:
Apolipoprotein A-1 as a marker of angiographi- cally assassed coronary artery disease, N.
Eng I. J. Med. 309 (1983) 385-9-Pundiak, T. J.;
Gonen, B.: Letters to the Editor. N. Engl. J.
Med. 310 (1984) 123-4- Dr. Terry J. Pundiak, 243 Spring Garden St., Easton, PA 18042, USA