N
ach den Terroranschlägen am 11. September habe es großen Bedarf an psycholo- gischer Beratung gegeben, berichtete Lothar Hellfritsch, Präsident des Berufsverban- des Deutscher Psychologen(BDP), beim Deutschen Psy- chologentag in Bonn. Mehr als 30 Anrufe täglich erreich- ten die von der Sektion Not- fallpsychologie eingerichtete Hotline.
Unzufrieden sind die rund 17 000 im BDP or- ganisierten Psychologen mit der Umsetzung des Psychotherapeutengeset- zes. Vor dem In-Kraft- Treten am 1. Januar 1999
„war die Honorierung der Niedergelassenen gut, jetzt ist sie sehr nied- rig“, beklagte Dipl.-Psych.
Laszlo Pota vom BDP.
Die Therapievielfalt kom- me nicht zum Zuge, weil wissenschaftlich an- erkannte Psychotherapiefor- men wie Gesprächs- oder Sy- stemische Psychotherapie nicht zur ambulanten Versorgung zugelassen wurden. Auch in den Kliniken sei die mit dem Gesetz beabsichtigte Gleich- stellung von Ärzten und Psy-
chologen nicht umgesetzt wor- den. Nach Potas Ansicht ver- hinderten die Klinikleitungen oft, dass Psychologen in lei- tende Positionen gelangen.
„Die Hierarchie in den Köp- fen ist immer noch so, dass ein Arzt Leiter sein muss.“
Krankenhäuser
Höherer
Haushaltsansatz
Mehr Geld für Investitio- nen an Rhein und Ruhr
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er Haushaltsplan des Lan- des Nordrhein-Westfalen für 2002 sieht Finanzmittel in Höhe von rund 500 Mil- lionen DM für neue Kran- kenhausbaumaßnahmen vor.Von diesem Betrag sind allein
420 Millionen DM für das Investitionsförderprogramm vorgesehen, die restlichen 80 Millionen DM für die Bewilli- gung von Mehrkosten.
In einer Eingabe an die Landesregierung hatten die Landeskrankenhausgesell- schaft und die Spitzenverbän- de der gesetzlichen und priva- ten Krankenversicherung dar- auf hingewiesen, dass das Haushaltsvolumen für Kran- kenhausinvestitionen, die nicht über Bettenpauschalen finan- ziert werden, in den letzten zehn Jahren mehr als hal- biert wurde. Dadurch seien den Krankenhäusern mehr als zwei Milliarden DM an In- vestitionsmitteln verloren ge- gangen, so die Krankenhaus- gesellschaft NRW. Das Land liegt mit einem Gesamtbetrag von 50 DM pro Kopf der Be- völkerung bei der Einzel- und Pauschalförderung im Ver- gleich der Bundesländer auf dem letzten Platz.
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 48½½½½30. November 2001 AA3157
Die Psychologen fordern mehr Geld für ihre Leistungen. Foto: Peter Wirtz
Therapeutisches Klonen
Lobbyarbeit per Fachpublikation
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igentlich war es ein glatter Fehlschlag:Zumindest der erste veröffentlichte Versuch, aus Hautzellen eines Erwach- senen einen menschlichen Embryo zu klonen, ist misslungen. Doch es ist cha- rakteristisch, dass das US-Unterneh- men Advanced Cell Technology (ACT) vergangenen Sonntag doch mit einer Erfolgsmeldung in die Schlagzeilen ge- riet: „Embryonen-Durchbruch“ melde- ten einige Agenturen. Was das Unter- nehmen wirklich erreicht hat, beschreibt eine Arbeit in der elektronischen Zeit- schrift „e-biomed: The Journal of re- generative Medicine“ (2001; 2: 25 und www.liebertpub.com/ebi/ebiopaper1.
pdf). Zudem haben die Wissenschaft- ler einen Bericht in der Online-Aus- gabe des „Scientific American“ ver- öffentlicht (www.sciam.com/explora tions/2001/112401ezzell/). Beide zeigen, dass ACT noch weit davon entfernt ist zu belegen, dass „therapeutisches Klo- nen“ möglich ist.
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as Prinzip: Die Forscher entnehmen einer Eizelle ihr Erbgut und injizie- ren stattdessen den Kern beispielswei- se aus einer Hautzelle eines Erwachse- nen. ACT will dadurch menschliche Embryonen entwickeln, um aus denen Stammzellen zu gewinnen. Dazu muss sich der klonierte Embryo jedoch rela- tiv weit entwickeln, in der Blastozyste muss eine „Innere Zellmasse“ erkenn- bar sein. Zu den Versuchen hatte sich die Firma Anfang des Jahres das Ein- verständnis bei seiner eigenen Ethik- kommission geholt und daraufhin per Inserat Ei-Spenderinnen rekrutiert.Insgesamt waren sieben Frauen 71 Ei- zellen entnommen worden. In elf die- ser Eizellen hatte die Gruppe Kerne aus Hautzellen übertragen, in keinem Fall setzte Zellteilung ein. Daraufhin haben die ACT-Forscher in acht weite- re Eizellen „Kumuluszellen“ injiziert.
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us solchen Nährzellen der Eizelle hatten japanische Forscher 1998 die ersten Mäuse kloniert. Auch diese Zel- len funktionierten nur bedingt besser:„Zwei (Embryonen) teilten sich bis zum Vierzell-Stadium, und einer entwickelte sich bis zum Sechszell-Stadium, bevor das Wachstum abbrach“, schreibt die
Gruppe im „Scientific American“. In einem dritten Experiment versuchte das Unternehmen 22 unbefruchtete Ei- zellen durch chemische Stimulation zur Teilung anzuregen, doch auch mit Par- thenogenese ließen sich keine embryo- nalen Stammzellen gewinnen. Zwar teilten sich sechs der 22 Eizellen ei- nige Zeit lang, aber die entstehen- den Embryonen waren schwer miss- gebildet – ihnen fehlte die „Innere Zellmasse“, aus der sich der Embryo entwickelt.