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Archiv "Beitragsdramatik oder nicht?: Ausgabenprognosen in der gesetzlichen Krankenversicherung" (26.09.1984)

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0-15 3,05 47,11 100,0 15-45 3,63 54,65 138,0 45-65 4,50 70,35 220,3

alle 3,91 62,82 170,9

Tabelle 1: „GKV-Nachfra- geprofil" nach ambulanten ärztlichen Leistungen (1982) Alters- Fälle pro Kosten Nach- klasse Ein- pro frage- wohner Fall (DM) intensität

(Index)

über 65 4,85 82,29 277,7

Quellen: Brenne , Boese: Material- sammlung zur Inanspruchnahme nie- dergelassener Ärzte in Lindau, Deut- scher Ärzte-Verlag, Köln, 1980; Sattel- le-Institut in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen:

Auswertung von Prozeßdaten der GKV, 1982

15-45 4,39 25,90 140,8

45-65 8,59 38,03 404,5

alle 6,82 34,51 291,4

Tabelle 2: „GKV-Nachfra- geprofil" nach Arzneimitteln (1982)

Rezepte pro Einwoh-

ner

Kosten pro Rezept

Nach- frage- intensität

(Index) Alters-

klasse

0-15 4,49 17,99 100,0

über 65 14,0 44,85 777,4

Quelle: Analyse von Struktur und Ent- wicklung der Arzneimittelausgaben der Krankenversicherung der Rentner.

Hrsg. Wissenschaftliches Institut der Ortskrankenkassen, Bonn, 1983

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

THEMEN DER ZEIT

Beitragsdramatik oder nicht?

Ausgabenprognosen in der gesetzlichen Krankenversicherung

Krankenversicherung erfolgen sollte (was freilich eine politische Entscheidung erfordern würde!).

Mehr Sorgen

hat die Rentenversicherung Weniger dramatisch als bisher

vermutet oder prognostiziert wir- ken sich die Altersstruktur und die demographischen Verschiebun- gen in der Bevölkerung auf die Gesamtnachfrage nach ambulan- ten ärztlichen Diensten, nach Arz- neimitteln und stationären Kran- kenhausleistungen aus. Drei Mil- lionen mehr Rentner im Jahr 2030 reichen nicht aus, um die Nachfra- geausfälle von 19 Millionen jünge- ren Deutschen, um die die Bevöl- kerung bis zu diesem Zeitpunkt abgenommen haben wird, auszu- gleichen. Die demographische Entwicklung wirkt sich in dem Bei- tragssatz für die gesetzliche Kran- kenversicherung (derzeit durch- schnittlich 11,5 Prozent) bis zum Jahr 2000 fast überhaupt nicht und bis zum Jahr 2030 mit einer Steigerung von zwei bis drei Pro- zentpunkten aus.

Unterstellt man allerdings, daß der haushalts- und finanzpolitisch

bedingte „Verschiebebahnhof"

zwischen den Sozialversiche- rungsträgern - wie in den Jahren 1982 bis 1984 praktiziert - weiter geöffnet bleibt und sich die ge- setzliche Rentenversicherung (GRV) wegen ihrer eigenen Fi- nanzierungsprobleme aus der Fi- nanzierung der Krankenversiche- rung der Rentner (KVdR) vollends zurückzieht, müßte der derzeitig gültige Beitragssatz zur gesetzli- chen Krankenversicherung (GKV) bereits um die Jahrtausendwende um etwa 20 Prozent und bis zum Jahr 2030 um gut die Hälfte ge- genüber der heutigen Durch- schnittsbeitragssatzmarke stei- gen. Der Durchschnittsbeitrags- satz läge im Jahre 2000 dann bei 14 Prozent und im Jahr 2030 bei gut 18 Prozent, falls der „interge- nerative Ausgleich" zwischen den erwerbsaktiv GKV-Versicherten und den krankenversicherten Rentnern ausschließlich über die Finanzierung der gesetzlichen

Eine isolierte Betrachtung der de- mographischen Einflußgrößen (al- so ohne Berücksichtigung eines veränderten Nachfrageverhaltens, des technologischen, medizini- schen und organisatorischen Fortschritts u. a.) auf die Ausga- benentwicklung der Krankenver- sicherung sowie die wahrschein- lichen Beitragsveränderungen bis zum Jahr 2000 bzw. 2030 ergibt insgesamt ein weniger dramati- sches Bild als in der Rentenversi- cherung. Hier ergibt sich allein aufgrund der demographischen Entwicklung entweder eine Ver- dopplung der Beitragssätze oder eine Halbierung des Rentenni- veaus im gleichen Betrachtungs- zeitraum. Über diese Ergebnisse berichtete Dipl.-Kaufmann Ger- hard Brenner, stellvertretender Geschäftsführer des ZI, Köln, beim Expertensymposium der Ge- sellschaft für Versicherungswis- senschaft und -gestaltung e. V. in Köln und skizzierte folgende Trendprojektion:

0 Die ambulant-kassenärztliche Nachfrage reduziert sich aufgrund der Bevölkerungsentwicklung von 15,2 Milliarden DM (1982) auf vor- aussichtlich um 18 Prozent bis zum Jahr 2030. Bis zur Jahrtau- sendwende dürfte sich die de- mographische Entwicklung in der Gesamtnachfrage insgesamt kaum bemerkbar machen. Der er- wartete Nachfrageanstieg in der Altersgruppe der 45- bis 65jähri- gen im Jahr 2000 wird voraus- sichtlich durch Nachfragerück- gänge in den jüngeren Altersklas- sen kompensiert. Abgesehen von den Kinderärzten dürften Ärzte in den übrigen Gebieten von den veränderten Altersstrukturen bis zum Jahr 2000 kaum betroffen sein. Auf Zusatznachfrage aller- dings dürften die neu approbier- ten Ärzte in den achtziger und neunziger Jahren kaum stoßen.

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 39 vom 26. September 1984 (27) 2785

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ausgabenprognosen

Tabelle 3: Veränderung der GKV-Ausgaben für ambulan- te ärztliche Leistungen (hori- zontale Prozentuierung)

Alters- 1982 2000 2030 klasse

0-15 100 86,6 60,0

15-45 100 89,1 54,5 45-65 100 113,6 95,5 über 65 100 94,7 115,8

alle 100 97,3 82,2

Bis zum Jahr 2030 dagegen ist ein relativ deutlicher Einbruch in die Gesamtnachfrage nach ambulan- ten ärztlichen Dienstleistungen absehbar, insbesondere durch die Nachfrageausfälle (bis zu 50 Pro- zent) der jüngeren Generation.

Obwohl mit einer Zusatznachfra- ge der über 65jährigen um 16 Pro- zent gerechnet werden kann, dürfte nach der Jahrtausendwen- de der Rückgang der jüngeren Jahrgänge diese Rate mehr als kompensieren, so daß per saldo ein Gesamtrückgang der Nachfra- ge und damit ein deutlicher Ein- schnitt in die Umsätze der Kassen- ärzte eintreten dürfte.

(i)

Die sektorale Betrachtung zeigt, daß bei den Arzneimittel-

ausgaben bis zum Jahr 2000 kaum Veränderungen eintreten dürften.

Der Nachfrageanstieg in der Al- tersklasse der 45- bis 65jährigen dürfte durch einen leichten Rück- gang bei der Nachfrage in den üb- rigen Altersgruppen ausgeglichen werden. Produktionseinschrän- kungen der Pharmaindustrie sei- en daher nicht zu erwarten, ver- mutet das ZI. Infolge der aus- geprägten Arzneimittelnachfrage der höheren Altersgruppe bleibt der Nachfrageausfall auch bis zum Jahr 2030 vermutlich mit rund sieben Prozent relativ be- scheiden.

Da heute bereits 72 Prozent des pharmazeutischen Umsatzes auf die Gruppe der über 45jährigen

Versicherten entfällt, wird der Be- völkerungsrückgang bei den jün- geren Jahrgängen für den Phar- maumsatz nicht von überragen- der Bedeutung sein. Hochrech- nungen ergeben, daß im Jahr 2000 bereits 75 Prozent des Phar- maumsatzes auf die über 45jähri- gen und im Jahr 2030 sogar 83 Prozent entfallen werden.

Auch Kliniken bekommen Luft Aufgrund der Bevölkerungs- entwicklung und des derzeit ausgeprägten altersabhängigen

„Nachfrageprofils" nach Kranken- hauspflege ist zu erwarten, daß das absolute Ausgabenvolumen und der relative Anteil der GKV- Ausgaben für Krankenhäuser bis zum Jahr 2000 relativ konstant bleiben werden. Bis zum Jahr 2030 dürften auch die stationären Kosten um 13 Prozent zurückge- gangen sein.

0 Alle Ausgabensektoren der GKV, so wird prognostiziert, wer- den infolge der Bevölkerungsent- wicklung bis zum Jahr 2000 wenig tangiert (— 1,5 Prozent). Danach wird mit einem Nachfrage- und Ausgabenrückgang der GKV zwi- schen acht und 14 Prozent ge- rechnet.

Ursächlich für die Finanzierungs- probleme ist die Tatsache, daß die bundesdeutsche Bevölkerung zwischen 1982 und 2030 um rund 26 Prozent (von 61,7 Millionen auf 45,7 Millionen) abnehmen dürfte, die Leistungsaufwendungen da- gegen nur zwischen acht und 14 Prozent niedriger ausfallen. Dar- aus resultieren strukturelle Un- gleichgewichte und eine Bela- stung des Beitragsniveaus. We- gen der ungleichgewichtig verlau- fenden Entwicklung zwischen Be- völkerungs- und Nachfragerück- gang bei Gesundheitsleistungen muß die Beitragsbelastung der Versicherten in der GKV beson- ders nach der Jahrtausendwende spürbar ansteigen. Dies resultiert im wesentlichen aus der rückläufi- gen Zahl der Erwerbstätigen: Die- se lag 1982 noch bei 24,8 Millio-

nen (— 59,5 Prozent, gemessen an der Zahl der Erwerbstätigen zwi- schen 15 und 65 Jahren); sie nimmt bis zum Jahr 2000 auf 24,2 und bis zum Jahr 2030 voraus- sichtlich auf 17,1 Millionen Er- werbstätige ab.

Von diesen 17 Millionen Erwerbs- tätigen gehen auch die langfristi- gen Prognosen des Bundesmini- steriums für Arbeit und Sozialord- nung (BMA) und des Rentenbei- rats für die Beitragslast in der Rentenversicherung aus.

Fazit: Die Hochrechnungen las- sen klar erkennen, daß der Nach- fragezuwachs in den Rentnerjahr- gängen weitaus geringer ist als der Nachfragerückgang, der bei den jüngeren Jahrgängen zu er- warten ist. Daraus resultiert, daß aufgrund der zu erwartenden Be- völkerungsentwicklung nicht da- mit zu rechnen ist, daß die heute bereits und in Zukunft (ab 1990) zu 50 Prozent über der Nachfrage

„produzierte" Zahl nachrücken- der Ärzte kein befriedigendes be- rufliches Betätigungsfeld finden dürfte, weil der objektive Nachfra- geausfall auch bei einem Auswei- chen in die „Zahl der Fälle/Kran- kenscheine" nicht kompensato- risch wirken kann. HC

ZITAT

Nur über meine Leiche!

„Diese Reform müssen die Besserverdienenden bezah- len, aber nicht mit ihrem eigenen Leistungsentgelt, sondern durch weniger Hin- terbliebenen-Bezüge, und zwar bei Männern und Frau- en. Denn sonst geht es auf Kosten der berufstätigen Frauen. Und da sage ich:

Nur über meine Leiche."

Dr. phil. Norbert Blüm, Bundesmi- nister für Arbeit und Sozialord- nung, in einem Interview mit dem in Köln erscheinenden „Expreß"

auf eine Frage, wie er sich die Re- form der Hinterbliebenen-Versor- gung vorstelle.

2786 (28) Heft 39 vom 26. September 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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