Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Pyrazolonhaltige Monopräparate:
Eingeschränkte Indikation
Für pyrazolonhaltige Monopräpa- rate hat das Bundesgesundheits-
amt, wie bereits im Dezember 1981
angekündigt, die Anwendungsge- biete eingeschränkt. Jede Pak- kungsbeilage muß ab 1. Juli 1982 entsprechend neu abgefaßt wer- den; ebenso muß in der Beilage wie auf der äußeren Umhüllung auf die Risiken (relativ selten Agra- nulozytose und Schockzustände) hingewiesen werden.
Betroffen sind 162 Arzneimittel von 70 Herstellern. Für drei Arznei- mittel wird die Zulassung widerru- fen, da die bisher von ihnen in Anspruch genommenen Anwen- dungsgebiete nicht mehr mit den vom Bundesgesundheitsamt aner- kannten Indikationen übereinstim- men. Gegen diese Maßnahmen können die Hersteller binnen Mo- natsfrist Widerspruch einlegen. Metamizolhaltige Arzneimittel dür- fen künftig vertrieben werden, um kurzfristig schwere Schmerz- und Fieberzustände zu behandeln. Da- zu zählen:
C> kolikartige Schmerzen, insbe- sondere Gallen- und Nierenstein- koliken,
C> akute starke Schmerzen, zum
Beispiel nach operativen Eingrif- fen, Verletzungen oder bei nicht- entzündlichen arthrotischen Ge- lenkveränderungen,
C> Tumorschmerzen und ver-
gleichbare schwere Schmerzzu- stände,
C> schwere Fieberzustände, die auf andere ärztliche Maßnahmen nicht ansprechen.
Andere Anwendungsgebiete wer- den ausgeschlossen. Bei Auftre- ten von Überempfindlichkeitsreak- tionen, fehlender Fiebersenkung und Schockzeichen soll das Prä- parat sofort abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden.
Metamizolhaltige Injektionslösun- gen zur parenteralen Anwendung sollen darüber hinaus der Rezept- pflicht unterstellt werden. Enterale Darreichungsformen bleiben ent- sprechend der Empfehlung des Sachverständigenausschusses für die Verschreibungspflicht voraus- sichtlich rezeptfrei.
Arzneimittel, die Propyphenazon oder Phenazon als Monosubstanz enthalten, werden in ihren An- wendungsgebieten nicht einge- schränkt. Für die Packungsbeila- gen werden jedoch die Angaben über Gegenanzeigen, Nebenwir- kungen und Warnhinweise vom Bundesgesundheitsamt vorge- schrieben.
Mit einer entsprechenden Ent- scheidung für die über 1000 pyra- zolonhaltigen Kombinationsprä- parate ist in den nächsten drei bis vier Monaten zu rechnen.
Im Hinblick auf die beabsichtigten Maßnahmen des Bundesgesund- heitsamtes haben pharmazeuti- sche Unternehmen bisher die Zu- lassung von insgesamt 278 pyr- azolonhaltigen Arzneimitteln zu-
rückgegeben. HO
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öffentliche Telefone für Rollstuhlfahrer
Die Zahl öffentlicher Telefone, die auch von Rollstuhlfahrern benutzt werden können, wurde im vergan- genen Jahr fast verdoppelt. Insge- samt können die Rollstuhlfahrer nun 3330 Fernsprechhäuschen und Telefonzellen ohne fremde Hilfe erreichen und das Telefon benutzen. Kürzlich leitete die Deutsche Bundespost auch die Fertigung von 600 neu konzipier- ten großräumigen Fernsprech- häuschen mit sechseckigem Grundriß ein. Diese Telefonzellen werden mit einem elektrischen Türöffner ausgestattet und bieten Rollstuhlfahrern die erforderliche Bewegungsfreiheit. RG
MdB Faltlhauser (CSU):
Kritische Fragen
zur Konzertierten Aktion
Anläßlich der Frühjahrssitzung der Konzertierten Aktion im Gesund- heitswesen am 24. März 1982 stell- te der politische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundes- tag, Dr. Kurt Faltlhauser, damit im Zusammenhang stehende grund- sätzliche Fragen kritisch zur Dis- kussion, insbesondere auch das Problem der bislang fehlenden Berücksichtigung medizinischer Orientierungsdaten bei den Emp- fehlungen der Konzertierten Ak- tion.
Der Abgeordnete Faltlhauser frag- te unter anderem:
~ "Ist es sachgerecht, wenn die verantwortlichen Experten aus al- len Bereichen des Gesundheits- wesens auf der Grundlage eines ,Orientierungsdatenpapiers' des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung diskutieren müs- sen, in dem letztlich allein die ge- samtwirtschaftliche Preissteige- rungsrate und die Grundlohnent- wicklung zur Orientierung für ge- meinsames Handeln vorgegeben werden?
~ Diese Orientierungsdaten be- rücksichtigen weder die spezifi- sche Organisationsstruktur noch die Entwicklungsdynamik des Ge- sundheitswesens. Medizinische Fachgesichtspunkte für die Ko- stenentwicklung werden nicht ein- bezogen.
~ Welche Konsequenzen will man aus dem voraussahbaren Um- stand ziehen, daß eine zahlenmä- ßig fixierte Empfehlung für den Krankenhausbereich nicht zustan- de kommen konnte? Will man in Zukunft das Selbstkostendek- kungsprinzip und die pauschale Wachstumsbegrenzung der Ko- sten im Krankenhaus unter einen Hut bringen, ohne an das Grund- übel der Krankenhauskostenent- wicklung, das duale Finanzie- rungssystem, heranzugehen?" M 22 Heft 16 vom 23. April1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe AlB