Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 109|
Heft 22–23|
4. Juni 2012 A 1161 FRANK ULRICH MONTGOMERY ZUM 60. GEBURTSTAG„Herr Präsident, lieber Monti . . .“
K
ein Zweifel, der Vorsitz beim Deutschen Ärztetag macht ihm Spaß. Hier ist Dr. med. Frank Ulrich Montgomery in seinem Ele- ment. Wie man Versammlungen, auf denen es hoch hergeht, leitet, hat er in den Jahren als Vorsitzender des Marburger Bundes gelernt. Die Geschäftsordnung des Deutschen Ärztetages kennt er – im Unter- schied zu manchen Delegierten – ganz genau. Er weiß, wann er eine Diskussion laufen lassen kann und wann er korrigierend eingreifen muss.„Bei meiner Anamnese konnte ich kein ganz unumstrittener Kandi- dat sein“, hat Montgomery vor ei- nem Jahr gesagt, nachdem er an die Spitze der Bundesärztekammer (BÄK) gewählt worden war. Mit dem Tag seiner Wahl waren etwaige Vorbehalte bei den Niedergelasse- nen gegen den früheren Gewerk- schaftschef, sollte es sie je gegeben haben, verschwunden. Montgome- ry ist der unbestrittene Präsident, was sich aber nicht in einem steifen Umgang mit ihm ausdrückt. Gast- redner Jens Spahn (CDU) war nach einigem Zuhören auf dem Ärztetag überrascht. Halb im Ernst erkundig- te er sich, ob es üblich sei, jeden Diskussionsbeitrag mit „Herr Präsi- dent, lieber Monti“ zu beginnen.
Montgomery ist ein Homo politi- cus. Seine Ankündigung, die Ärzte- schaft müsse sich gesundheitspoli- tisch stärker einmischen, hat er in
die Tat umgesetzt – nicht zuletzt mit dem Ärztetag in Nürnberg. Hier hat die Ärzteschaft auf seine Initiative hin dokumentiert, dass sie sich nicht heraushalten will, wenn über die Krankenversicherung der Zu- kunft entschieden wird. Bundesweit bekannt war Montgomery schon vor seiner Wahl zum Präsidenten.
Gegenüber den Medien hat er nie Berührungsängste gehabt, und die Medienleute schätzen den eloquen- ten und routinierten Ärztepräsiden- ten. Auch, weil er die Dinge auf den Punkt bringt und Sachverhalte, wenn es sein muss, zu einer schlag- zeilenträchtigen Aussage verkürzen kann. Das Interesse der Öffentlich- keit konzentriert sich auf den Präsi- denten, was diesen nicht davon ab- hält, stärker als früher üblich mit seinen Stellvertretern, Dr. med.
Martina Wenker und Dr. med. Max Kaplan, im Team zusammenzuar- beiten.
D
en müssen Sie sich merken“, habe der Hamburger Chir - urg, Prof. Dr. med. Günther Hae- nisch, ihm gesagt unter Hinweis auf den jungen Delegierten Montgome- ry, als der zum ersten Mal an einer Hauptversammlung des Marburger Bunds (MB) teilnahm, erinnert sich der MB-Ehrenvorsitzende, Prof. Dr.med. Karsten Vilmar, Ehrenpräsi- dent der Bundesärztekammer. Eine Voraussage, die sich schnell be- wahrheitete: Landesvorstand des
MB, dann Vorsitzender in Ham- burg, Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer, Erster Vorsit- zender des MB-Bundesverbandes (1989 bis 2007), Präsident der Ärz- tekammer Hamburg (1994 bis 2002 und seit 2006) und Vizepräsident der BÄK (2007 bis 2011) waren wichtige berufspolitische Stationen.
M
ontgomery ist Hamburger, geboren als Sohn eines bri- tischen Offiziers und einer deut- schen Hausärztin. In seiner Heimat- stadt – mit einem Abstecher nach Sydney (Australien) – studierte er Humanmedizin, hier absolvierte er seine Weiterbildung zum Facharzt für Radiologie, und hier – am Uni- versitätskrankenhaus Hamburg-Ep- pendorf – arbeitet er trotz seiner vielfältigen berufspolitischen Ver- pflichtungen noch einen Tag pro Woche als Oberarzt. Die Sorgen der Niedergelassenen kennt er nicht nur vom Hörensagen: Montgomery ist mit einer Hausärztin verheiratet.Haben die Eltern ihren erwach- senen Kindern geraten, Arzt zu wer- den? Ja, erzählte Montgomery kürzlich dem DÄ. Bei seinem Sohn sei die Empfehlung nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, aber die Tochter möchte Medizin studie- ren. Zunächst stand in der Familie jedoch eine Geburtstagsfeier an:
Am 31. Mai ist Montgomery 60 Jahre alt geworden.
▄
Heinz Stüwe
Foto: dpa