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»Der Herr sei mit euch!«

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Academic year: 2022

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»Der Herr sei mit euch!«

Zur Betonung der Verhältniswörter

Die Beobachtung, daß den Präpositionen heute im Satz ein bisher nicht gewohntes Ge- wicht beigelegt wird, ist zweifellos richtig (vgl. Sprachdienst 1979, S. 73, 143, 157 f.;

1980, S. 13). Dabei hat die Erklärung, diese Entwicklung könne mit dem Sprechstil der Sportreporter in Zusammenhang gebracht werden, m. E. viel für sich. Allerdings kann darin sicher nicht der alleinige Grund liegen, gibt es doch Belege dafür aus ganz anderen Bereichen, z. B. aus der schon genannten Bühnensprache und aus der Kultsprache des römisch-katholischen Gottesdienstes. Seit der Liturgiereform betonen viele Meßze- lebranten in der Verdeutschung der Formel »Dominus vobiscum« das mit: »Der Herr sei mit euch!« (Bisher habe ich aber noch nicht gehört, daß die Gemeinde darauf mit analoger Betonung geantwortet hätte; das Responsorium klingt wie immer »Und mit deinem Geiste«, also mit Hauptton auf der vorletzten Silbe wie im lateinischen »Et cum spiritu tuo«.) Hinter der hier auftretenden klanglichen Hervorhebung des Verhältnis-

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worts steht wohl die Absicht, die »Bewegung«, die diese Formel als Wunsch formuliert

— nämlich: der Geist Gottes möge sich der versammelten Gemeinde mitteilen —, in das mit hineinzulegen. Außerdem mag das Bestreben, ein Herunterleiern der oft gebrauch- ten Formel zu vermeiden, eine Rolle spielen.

Nun bin ich aber, meine ich, Ansätze zu einer Erklärung des Phänomens schuldig, die über die bisher gegebenen hinausgehen.

1. Von Haus aus gehören die Präpositionen oder Verhältniswörter zu den »empty words« (O. Jespersen), d. h., sie stellen, wie die Artikel und die Konjunktionen, eine Wortklasse dar, deren Beitrag zum Sinn der Aussage mehr formaler Natur ist (»struk- turelle, grammatische Bedeutung«; C. C. Fries, J. Lyons), im Gegensatz zu den mehr lexikalische Bedeutung tragenden Substantiven, Adjektiven und Verben. — Nun wird offenbar bei der hier beobachteten Erscheinung die vorrangige Information — z. B. die über die Bewegung des Fußballes auf dem Spielfeld — vom Verb abgezogen und auf die Präposition verlagert. Die Spannung des Bewegungsablaufes stellt sich sprachlich dar als eine Aufeinanderfolge von Präpositionen (von, auf, zu, in, gegen ...), so daß die Verben entweder ganz wegfallen können oder aber ihrerseits zu »empty words« absin- ken (sein, haben, nehmen, geben, gehen ...).

2. Der Einfluß des Englischen darf m. E. hier nicht unbeachtet bleiben. Im englischen Satz kommt der Präposition eher die Funktion eines primären Sinnträgers zu als im deutschen; dies ist gekoppelt mit einer Sinnentleerung von Verben wie go, get, put, have..., die bekanntermaßen keine klar zu umreißende Bedeutung mehr haben, sondern zu strukturellen Formwörtern degradiert erscheinen.

(2 a) Are you going with us?

(2 b) G e h s t du mit uns?

In (2 b) ist mit noch Präposition, nicht etwa abgetrennter Teil des zusammengesetzten Verbs mitgehen. Doch dies führt uns zu Punkt 3.

3. Bei trennbar zusammengesetzten Verben, deren erster Teil ja ein Adverb oder eine Präposition ist (mitgehen, hereinkommen, fortlaufen, zusperren . . . ) , liegt die Betonung grundsätzlich auf diesem Element: »ich gehe mit«, »er sperrt zu« . . .

(3 a) Ich gehe mit euch (Präposition mit) (3 b) Ich gehe mit (Verbpräfix mit-)

Bei Satz (3 a) liegt das Wort mit üblicherweise im Betonungstal, in (3 b) hingegen von Haus aus auf dem Tongipfel. Eine Beeinflussung der Betonungsverhältnisse durch den Typ (3 b) ist nicht von der Hand zu weisen, so daß dann mit (3 a) folgende Tonver- schiebung vor sich geht:

(3 c) Ich gehe mit euch.

Diesem (3 c) entspricht der oben zitierte Satz aus dem Meßbuch.

Ich kann mir vorstellen, daß sich weitere Spekulationen anstellen lassen, die schließlich zu einer bündigen Erklärung der modisch werdenden Hervorhebung der Verhältniswör- ter führen. Es sind wohl auch Einflüsse von Seiten landschaftstypischer Umgangsspra- chen zu berücksichtigen (»Intonationslandschaften«).

Ludwig Zehetner, Regensburg

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