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Archiv "Interview mit BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery zum Kampf gegen Ebola: Große Gemeinschaftsaktion nötig" (17.10.2014)

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A 1776 Deutsches Ärzteblatt

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17. Oktober 2014 Herr Professor Montgomery, der Welt-

ärztebund hat auf seinem aktuellen Treffen im südafrikanischen Durban ei- ne Notlagen-Resolution verabschiedet, die die Nationalstaaten dazu auffor- dert, deutlich mehr gegen Ebola zu tun.

Was sind die Beweggründe?

Montgomery: Vertreter des Roten Kreuzes und Ärzte aus afrikanischen Staaten haben darauf hingewiesen, dass die Lage in Westafrika eskaliert. Wir alle haben aber ein großes Interesse, die In- fektion lokal einzugrenzen und dort zu behandeln, wo sie ent standen ist. Es bedarf einer großen Gemeinschafts- aktion von WHO, National-

staaten und Hilfsorganisationen, um diesen Krankheitsausbruch un- ter Kontrolle zu bekommen. Dazu fordert der Weltärztebund auf.

In den letzten Tagen zeigt die Entwick- lung, dass der Ebola-Ausbruch kein auf Westafrika lokalisierbares Problem, viel- mehr eine globale Krise ist, die weltweit

zu koordinierende Gegenmaßnahmen erfordert. Was ist jetzt vordringlich?

Montgomery: Zuallererst muss die Ausbreitung der Epidemie einge- dämmt werden. Dann müssen die weitgehend aufgelösten Strukturen des Gesundheitswesens in den west- afrikanischen Ländern, die betrof- fen sind, wieder aufgebaut wer- den. Und schließlich müssen wir

langfristig wirksame Strategien zur Entwicklung von Impfstoffen und Durchführung von Impfungen ent- wickeln.

Was bedeutet das für Sie als Vertreter der Ärzteschaft Deutschlands? Was kann und muss Deutschland zur Be- kämpfung von Ebola akut beitragen?

Montgomery: Hilfe vor Ort leisten, Helfer schützen und, wenn Helfer doch erkranken, in Deutschland be- handeln. Das alles kostet viel Arbeit, Zeit und Geld. Es lohnt aber, hier zu investieren. Bisher ist es gelungen, einen epidemischen Ausbruch in Europa zu verhindern. Glücklicher- weise haben wir es bis jetzt außer- halb Westafrikas nur sporadisch mit

Ebola-Infizierten zu tun.

Damit das weiter so bleibt, müssen wir unsere Hilfe vor Ort verstärken.

Das Bundesgesundheitsmi- nisterium, die Bundesärzte- kammer und das Deutsche Rote Kreuz haben Ärzte und andere Gesundheitsberufe um Unter- stützung im Kampf gegen Ebola in West-Afrika aufgerufen. Wie ist die Re- sonanz?

Montgomery: Die Resonanz ist gut.

Wir müssen allerdings hohe Ausbil- dungs- und Erfahrungskompetenzen fordern, damit die Helfer nicht selber

INTERVIEW

mit BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery zum Kampf gegen Ebola

Wir müssen hohe Ausbildungs- und Erfahrungskompetenzen fordern, damit die Helfer nicht selber am Ende Hilfe brauchen.

Große Gemeinschaftsaktion nötig

Als nationaler Vertreter im Weltärztebund hat der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, eine Resolution der internationalen

Ärzteschaft für einen verstärkten Kampf gegen Ebola mitbeschlossen. Er fordert dazu auf, die Maßnahmen durch aktive Hilfe und durch Spenden zu unterstützen.

Foto: dpa

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17. Oktober 2014 A 1777 am Ende Hilfe brauchen. Deswegen

darf man die hohe Zahl derjenigen, die sich melden, nicht verwechseln mit der Zahl derjenigen, die für den Einsatz in Frage kommen. Diese ist eher gering. Das DRK meldet, dass von den bisher 1 600 Bewerbern 117 als geeignet eingestuft wurden.

Darunter sind 43 Ärzte. Deswegen müssen wir immer wieder unseren Aufruf wiederholen, sich beim Deut- schen Roten Kreuz zu melden, wenn man die Qualifikationsanforderun- gen erfüllt. Aber auch alle anderen Menschen können mit Geldspenden helfen. (siehe Kasten mit Angaben zum Spendenkonto, Anm. d. Red).

Der Einsatz ist riskant. Wie werden die Helfer auf ihre Aufgaben vorbereitet?

Montgomery: Die Helfer werden über das Deutsche Rote Kreuz in ei- nem einwöchigen Spezialkurs auf den Einsatz vorbereitet. Sie erhalten dann vor Ort ein länderspezifisches Briefing und sollen alle vier bis sechs Wochen rotieren. Wichtig ist aber auch eine mindestens dreiwöchige

„Dekontaminationsphase“ nach dem Einsatz, damit keine Patienten in Deutschland durch eingeschleppte Infektionen gefährdet werden.

Der Weltärztebund hat dazu aufgefor- dert, national und international die not- wendigen Strukturen zu schaffen, um künftig schlagkräftiger gegen Epide- mien vorgehen zu können. Ist Deutsch- land nach den aktuellen Erfahrungen gut aufgestellt, oder gibt es Optimie- rungsmöglichkeiten?

Montgomery: Deutschland ist na- tional sicher gut aufgestellt. Den- noch gibt es natürlich noch Verbes- serungsbedarf. Dieser betrifft Trans- portflugzeuge und Spezialkranken- wagen, Weiter- und Fortbildung und vor allem Training im Umgang mit der konkreten selbstgefährdenden Situation. Vor allem aber müssen wir in Impfstoffforschung investie- ren, auch wenn wegen der großen Armut der Länder Westafrikas nicht mit einem profitablen Geschäft zu rechnen ist. Es darf uns nicht noch einmal geschehen, dass wir ein Vi- rus seit mehr als 40 Jahren kennen und keine effektiven weltweiten Ab- wehrstrategien entwickeln.

Das Interview führte Egbert Maibach-Nagel.

Auf seiner Generalversammlung in Dur- ban, Südafrika, hat der Weltärztebund (WMA) die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und alle nationalen Regierungen aufgefordert, die Ebola-Seuche rasch und entschlossen durch international koordiniertes Handeln zu bekämpfen.

„Ebola muss als globale Krise, nicht als lokales Problem behandelt werden“, heißt es in der von der WMA in der letzten Woche verabschiedeten Not-Resolution, die von Vertretern aus mehr als 40 Staaten diskutiert und beschlossen wurde. Die Erfahrungen aus den betroffenen Gebieten zeigten, dass der Mangel an fachkundigen Helfern, an Materialien wie Schutzklei-

dung und Betten, aber auch eine un- zureichende Vorbereitung und Ausbil- dung der Helfer die Seuchenbekämp- fung vor Ort überaus erschwerten.

Die Ärzteversammlung hat deshalb die internationale Gemeinschaft auf- gefordert, „die notwendige Versor- gung mit Ausrüstungen zum Schutz von Ärzten und vor Ort helfenden Mit- arbeitern unverzüglich bereitzustellen

und damit das Risiko von Ansteckun- gen zu vermeiden“.

Gleichzeitig sollten sich alle an der Abwehr beteiligten Organisationen auf eine angemessene Vorbereitung und Ausrüstung für den erforderlichen In- fektionsschutz verständigen.

Die WMA appelliert an die in den Krisengebieten Verantwortlichen, die Aufklärung der Bevölkerung über grundlegende Schutzmaßnahmen ge- gen die Infektion zu intensivieren. An die WHO ging die Aufforderung, Maß- nahmen zu ergreifen, die künftig eine schnellere und effektivere internationa- le Intervention in solchen Krisenfällen ermöglichen. Darüber hinaus sollten

auch noch nicht von der Seuche be- troffene Nationalstaaten verbesserte Kontrollen und Modelle zum Nachvoll- zug von Kontakten und damit zur Ein- grenzung von Infektionen ermöglichen.

Die Vertreter des WMA wurden über die Resolution aufgefordert, ihre nationalen Regierungen ausdrücklich dazu anzuhalten, im Sinne dieser Re-

solution zu handeln.

WMA-RESOLUTION GEGEN EBOLA

Freiwillige medizinische Helfer können sich über das Deutsche Rote Kreuz für diesen Hilfseinsatz melden: https://drkhrnet.drk.de/Home

Aktion Deutschland Hilft, Spenden-Stichwort: Ebola,

Spendenkonto: 10 20 30, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 Aktuelle Berichterstattung im Internet: www.aerzteblatt.de/ebola

Foto: dpa

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