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Archiv "Gutmütiger Bär verprügelt Ärzte" (19.05.2000)

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E

s ist grade mal ein paar Mo- nate her, dass die Betriebs- prüfer des Dortmunder Fi- nanzamtes nach Lünen fuhren und daselbst die Geschäftsräu- me des Wertpapierhandelshau- ses AHAG inspizierten. Wohl- gemerkt, im Rahmen einer ganz normalen Prüfung.

Doch die fleißigen Beamten kümmerten sich nebst Bilanzen und sonstigen Rechenwerken, erstmalig und anders als sonst, sehr genau um die Kunden- kartei. Sie suchten und fanden offensichtlich genug Material, um in der Folgezeit unzählige Kontrollmitteilungen an die Fi- nanzämter einzelner AHAG- Kunden zu schicken. Die Kolle- gen aus den einzelnen Veranla- gungsbezirken wurden freund- lich aufgefordert, die Steuer- erklärungen der Privatinvesto- ren auf die Angabe von Speku- lationsgewinnen zu überprüfen und – falls nicht geschehen – die Kollegen der Steuerfahnung zu alarmieren.

Besonders tückisch: Die Be- triebsprüfer informierten die AHAG in keinster Weise über die Weitergabe der Daten, schwiegen auch eisern über die versandten Kontrollmitteilun- gen. Die Kunden des Wert- papierhandelshauses wurden also völlig ahnungslos ihrem Schicksal überlassen, und et- liche tappten auch prompt in die Falle der Fahnder.

Gar keine Frage, bei Be- triebsprüfern und Steuerfahn- dern hat sich längst rumge- sprochen, dass die ehemals bra- ven Sparbuch-Deutschen längst den Sexappeal von Aktiendeals entdeckt haben. Dass dabei ein Großteil der – speziell am

Neuen Markt – erzielten (teil- weise exorbitanten) Kursgewin- ne dem Fiskus verschwiegen wurde, gilt mittlerweile als aus- gemacht. Oder, wie es ein Fi- nanzbeamter etwas drastisch ausdrückte, man habe es mit

„einer völlig neuen Klientel von Steuerhinterziehern“ zu tun.

Schätzungen zufolge sollen im vorletzten Jahr sogar 90 Pro- zent aller Spekulationsgewinne nicht angegeben worden sein.

Offenbar in dem Glauben, die Finanzämter hätten aufgrund des Bankgeheimnisses kaum eine Möglichkeit, jemandem auf die Schliche zu kommen.

Das aber ist ein möglicher- weise tragischer Fehlschluss.

Das viel beschworene Bank- geheimnis schützt in gar keinem Fall vor Verfolgung. Wenn Fi- nanzbeamte eine Bank (oder ein Wertpapierhandelshaus) prüfen, dürfen sie Unterlagen beschlagnahmen und Kontroll- mitteilungen auch über Sach- verhalte schreiben, die mit der eigentlichen Überprüfung gar nichts zu tun haben.

In der Oberfinanzdirektion Düsseldorf gibt es in dieser Richtung sogar klare Vorgaben, will heißen, die Betriebsprüfer sollen ganz konkret auf nicht er- klärte Spekulationsgewinne achten. Der Münchener Fach- anwalt für Steuerrecht, Eber- hard Simon, will sogar ausge- macht haben, dass sich die Steuerprüfer des Themas mit besonderer Freude annähmen.

Neid als Motivationsschub?

Wie auch immer, Anleger sind gut beraten, Spekulationsge- winne auf Aktien penibel an- zumelden, eventuell auch nach- zubessern. Börsebius

[68] Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 20, 19. Mai 2000

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

T

raditionell gehen dem Deutschen Ärztetur- nier am Vorabend Si- multanveranstaltungen vor- aus. Neben mir selbst wird dabei jeweils ein anderer Großmeister geladen, dies- mal war es der deutsche Spit- zenspieler Artur Jussupow.

In seiner besten Zeit war Artur hinter Kasparow und Karpow die Nr. 3 in der Welt, mehrfach auf dem Sprung ins WM-Finale, doch leider sprang er immer zu kurz. Hat Artur einmal

die Initiative, so ist er fürch- terlich (ich weiß, wovon ich spreche!), doch mehr noch zeichnet ihn sein „Sitz- fleisch“ (übrigens ein Lehn- wort im Russischen, wie Zeitnot, Mittelspiel, End- spiel usw.) aus. Wehe, wenn der „russische Bär“ Kampf-

haltung einnimmt und sein

„mächtiges, von rötlich-wal- lendem Haar umrahmtes Haupt“ (SZ) in die Fäuste stützt – stundein, stundaus.

Vor vielen Jahren kam es in Moskau zum Kampf

um den Europa-Cup zwi- schen ZSKA Moskau und Bayern München, wobei ich am Spitzenbrett das (Miss-) Vergnügen mit Artur hatte.

Nachdem er mich in der er- sten Partie verprügelt hatte (s. o.), war der „Bär“ in der zweiten besänftigt und ent- ließ mich mit einem Remis.

Wer hätte damals ahnen können, dass er Jahre später selbst am Spitzenbrett von Bayern München spielen sollte?! Mit seiner Hilfe ge- wann Bayern alle Titel, die es zu erringen galt, sodass der Pressesprecher des Ver- eins sogar stolz verkündete:

„Bayern hat es nicht nur in den Füßen, sondern sogar im Kopf.“ Nachdem dann allerdings Franz Becken- bauer befand, dass man die

„Klötzchenschieber nicht brauche“, ist zu befürchten, dass sie es in besagtem Kör- perteil nicht mehr haben.

Wobei zugegebenermaßen die bayerischen Füße lukra- tiver sind. Es muss an Arturs

Gutmütigkeit liegen, dass er trotzdem noch Anhänger von Bayern München ist.

Beim Simultan gegen 36 Ärzte gab es für ihn manch knifflige Situation.

Die Reihen hatten sich schon gelichtet, als Prof. Dr.

Zierott vor dieser Stellung gegen seinen großen Geg- ner saß – Jussupow tauchte also immer schneller wieder vor ihm auf. Schließlich ging die Partie nach subtilen Manövern des Großmei- sters auch verloren, doch hier hätte der Mediziner als Schwarzer am Zug Remis erzwingen können (was Jus- supow unmittelbar nach En- de der Partie zeigte). Wie?

Lösung

Gutmütiger Bär

verprügelt Ärzte

DR. MED. HELMUT PFLEGER

Börsebius zu Spekulationsgewinnen

Neuer Spaß

für Steuerfahnder

Der schwarze

König ist am

Rand eingeklemmt.

Es riecht nach Matt, aber auch nach Patt.

Und dies hätte Schwarz mit dem

Turmopfer 1. .

..

Txg2+! errei-

chen können.

Nach 2 . Kxg2

kann Schwarz nicht mehr

zie-

hen, ohne dass sein

König im

Schach steht – also remis.

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