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Archiv "Redaktionspolitik: Unser Konzept" (28.05.1999)

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eute sieht das Deutsche Ärz- teblatt selbstverständlich ganz anders aus als vor 50 Jahren.

Wir bewegen uns schließlich in einer Branche, die durch schnellen Wech- sel geprägt ist.

So sehr sich die Zeitschrift seit 1949 geändert hat – es gab keine ab- rupten Brüche. Kennzeichen unserer Entwicklung ist vielmehr Konti- nuität. Dafür gibt es zwei Gründe:

Zum einen der stets gleichgebliebene Auftrag der herausgebenden ärztli- chen Spitzenorganisationen, für alle Ärztinnen und Ärzte eine Zeitschrift zu machen, die über Gesundheits- und Sozialpolitik sowie ärztliche Be- rufspolitik berichtet und außerdem die ärztliche Fortbildung fördert. Der zweite Grund für den kontinuierli- chen Wandel ist die personelle Stabi- lität der Redaktion. In der Presse kei- ne Selbstverständlichkeit.

Meine beiden Vorgänger im Amt sind noch aktiv, wir treffen uns regel- mäßig und tauschen dabei keines- wegs nur Erinnerungen aus. Uns geht es vielmehr darum, die Erfahrungen für die Zukunftsplanungen zu nutzen.

Immerhin reicht die Tätigkeit von J.F.

Volrad Deneke noch in die Pionier- zeiten des Deutschen Ärzteblattes zurück. Er trat nämlich schon Mitte der fünfziger Jahre in die Redaktion ein und wurde 1958 Chefredakteur.

Auf ihn folgte 1966 (nach einem glei- tenden Übergang) Ernst Roemer, von dem der Autor das Amt 1991 übernahm, auch das gleitend. Konti- nuität, sorgfältige Einarbeitungen.

Mit Deneke wurde erstmals ein Journalist Chefredakteur (die in den ersten Jahren übrigens Hauptschrift- leiter hießen); Deneke kam von den Aachener Nachrichten. Ernst Roe- mer hatte zuvor unter anderem bei der Rheinpfalz gearbeitet. Auch er also ein gelernter Journalist. Beide

haben das „journalistische Gesicht“

des Deutschen Ärzteblattes erheblich geprägt. Ihre Vorgänger walteten als Hauptschriftleiter mehr oder weniger im Nebenberuf. Carl Oelemann, der erste Hauptschriftleiter der wieder- begründeten Ärztlichen Mitteilun- gen, wie auch dessen Nachfolger Berthold Rodewald (Hauptschriftlei- ter von 1951 bis 1958) hatten ihre be- ruflichen Schwerpunkte anderswo.

Sie waren beide sowohl „Ärztefunk- tionäre“ als auch praktisch tätige Ärzte. Zumindest Rodewald hat aber das Blatt tatkräftig redigiert, bis er zwangsweise ausscheiden mußte (Nä- heres dazu steht in Ernst Roemers Beitrag in diesem Heft).

Solche Vorkommnisse hat es da- nach nicht mehr gegeben, wenn es auch gelegentlich bis hart an den Rand ging. Das gehört zum journali- stischen Geschäft. Meinungsmacher müssen damit rechnen, in die Wüste geschickt zu werden, wenn ihre Mei-

nung der politischen Lage nicht mehr entspricht, wie jüngste Beispiele in der Medizinpresse wieder einmal zei- gen.

Deneke und Roemer und zum Teil noch der Verfasser dieses Arti- kels waren nicht nur Redakteure, sondern auch „Presseleute“ der ärzt- lichen Organisationen. Vor allem De- neke, aber auch Roemer übten in Personalunion das Amt des Chefre- dakteurs und des Leiters der Presse- stelle der deutschen Ärzteschaft aus.

Man unterschied in früheren Jahren bei den herausgebenden Organisatio- nen und bei der Redaktion nicht zwi- schen den unterschiedlichen Aufga- benstellungen und Arbeitsweisen von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ei- nerseits und Redaktionsarbeit ande- rerseits. Man war, sei es als Zeit- schrift, sei es als Pressestelle, „Sprach- rohr“ der Ärzteschaft.

Die Personalunion ist erst in der Amtszeit von Ernst Roemer Schritt für Schritt und mit Unterbrechungen beendet worden, die Funktionen wurden getrennt. Heute gibt es nicht einmal mehr eine gemeinsame Pres- sestelle von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.

Deneke und Roemer wie auch der Autor verstanden und verstehen sich als politische Journalisten, frei- lich zudem auch als Macher ihrer Zeitschrift. Der politische Auftrag des Deutschen Ärzteblattes ist ein-

16 Beilage zum Deutschen Ärzteblatt Heft 21/1999

5 0 J A H R E

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT IM DEUTSCHEN ÄRZTE-VERLAG

Redaktionspolitik

Unser Konzept

Das Deutsche Ärzteblatt verbindet die klassische Fach- zeitschrift mit dem journalistisch gemachten Magazin.

H

Rodewald, Deneke, Roemer bei einer Verlagsveranstaltung im Jahr 1966 Foto: Archiv

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deutig und reicht weit zurück: Umfas- sende Information unter Wahrung des Auftrages der Herausgeber. In der Redaktionspraxis hat sich zuneh- mend gezeigt, daß das in der Ärzte- schaft zutage tretende weite und oft heterogene Meinungsspektrum vom Deutschen Ärzteblatt widergespie- gelt werden muß. Schließlich will auch unsere Zeitschrift, wie jedes Presseorgan, ihre Leser erreichen.

Und sie tut es: Die statistisch regel- mäßig gemessene Reichweite liegt zwischen 70 und 90 Prozent.

Verteidigung der Meinungsvielfalt

Es ist nicht selbstverständlich für ein von Herausgebern geprägtes Presseerzeugnis, Meinungsvielfalt zu pflegen. Herkömmliche Verbands- blätter unterliegen hier strengen Auf- lagen. Das Deutsche Ärzteblatt hat in dieser Hinsicht in den letzten Jahr- zehnten Glück gehabt. Die Heraus- geber förderten durchweg die Mei- nungsfreiheit und verteidigten sie ge- genüber vielerlei Ansinnen. Stellver- tretend sei hier dem Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deut- schen Ärztetages, Prof. Dr. med. Dr.

h. c. Karsten Vilmar, ausdrücklich ge- dankt; er war in den vergangenen zwanzig Jahren eine zuverlässige Stütze, wenn es galt, die Unabhängig- keit der Redaktion zu verteidigen.

Journalistische Machart und der ausgeprägte (gesundheits-)politische Schwerpunkt sind wesentliche Kenn- zeichen des Deutschen Ärzteblattes.

Es steht dabei in der Tradition seiner beiden Vorgänger, des Ärztlichen Vereinsblattes und der Ärztlichen Mitteilungen. Beide Zeitschriften wurden im Dritten Reich gleichge- schaltet, Anlaß übrigens für das heu- tige Deutsche Ärzteblatt, sich schon früh, nämlich anläßlich des 50jähri- gen finsteren Jubiläums der Gleich- schaltung im Jahre 1983, mit der Ver- gangenheit der Ärzteschaft und ihrer Zeitschrift in der NS-Zeit zu beschäf- tigen.

Relativ neu ist für das Deutsche Ärzteblatt die „Medizin“. Selbstver- ständlich haben sich die beiden Vor- gänger wie auch die wiedergegründe- ten Ärztlichen Mitteilungen nach

dem Krieg mit „Medizin“ beschäftigt.

Das aber überwiegend unter gesund- heitspolitischen Aspekten. Medizin im Sinne von Fortbildung wurde Mit- te der fünfziger Jahre aufgenommen.

Erinnert sei hier an Emil Heinz Graul, der für das Deutsche Ärzte- blatt seit 1956 schrieb und der Re- daktion gut 35 Jahre verbunden blieb. Graul war und ist ein vielfältig interessierter Arzt mit journalisti- schem Touch, dem Autor in Erinne- rung vor allem als ein früher Wegbe- reiter der Umweltmedizin, die er übrigens „medizinische Environtolo- gie“ taufte.

1971 schließlich startete das Deutsche Ärzteblatt ein ganz neuarti- ges medizinisches Projekt. Es eta- blierte eine medizinische Ressort- schriftleitung mit Vertretern verschie- dener Fachbereiche, allesamt nam- hafte Vertreter ihrer Gebiete, alle tätig in Klinik und Praxis und neben- beruflich dem Ärzteblatt verpflichtet.

Diese Ressortschriftleitung baute als- dann einen Fortbildungsteil auf, des- sen Struktur sich noch heute erken- nen läßt. Anfangs residierte diese Ressortschriftleitung in Frankfurt am Main-Hoechst, bedingt durch den da- maligen Leiter Wilhelm Theopold, ei- nen Pädiater, der in Hoechst als Chefarzt arbeitete. Theopold schied 1974 aus, als die Ressortschriftleitung nach Köln verlegt wurde, nicht ohne Widerstände. Ein wahrer Motor, An- reger und Antreiber kam alsdann mit Carl Erich Alken, einem der Urväter der Urologie.

Medizin aus erster Hand

Alken verband Wissenschaft mit journalistischem Sinn für Aktualität.

Er hat den medizinisch-wissenschaft- lichen Teil nach vorne gebracht, ge- nau so wie sein Nachfolger (von 1980 bis 1988), der Internist Rudolf Gross, der erheblich zum Ansehen des Deutschen Ärzteblattes beigetragen hat. Gross war ein Redaktionsleiter mit dem Gespür für wissenschaftli- che Entwicklung und für Bedürfnisse der ärztlichen Praxis. Dazu kamen weitgespannte Interessen und wis- senschaftliche Toleranz.

Seit 1989 leitet Elmar Doppel- feld die medizinisch-wissenschaftli-

che Redaktion. Doppelfeld setzt die von Alken und Gross geprägte Tradi- tion fort. Kennzeichen der Arbeit des Ressorts ist die enge Zusammenar- beit mit den ehrenamtlichen Ressort- schriftleitern. Manuskripte werden von diesen geplant, veranlaßt, zum Teil selbst geschrieben, immer begut- achtet. Bei der Begutachtung werden freilich je nach Themenstellung regel- mäßig weitere externe Gutachter hin- zugezogen. Manuskripte für diesen Teil des Blattes durchlaufen in aller Regel ein solches Gutachterverfah- ren, ehe sie angenommen, verändert oder auch abgelehnt werden.

Neben den medizinisch-wissen- schaftlichen Teil tritt eine journali- stisch geprägte medizinische Rubrik, der Medizinreport, verantwortet von einer erfahrenen Medizinjournalistin und Ärztin, Vera Zylka-Menhorn.

Aufgabe dieser Rubrik ist die Be- richterstattung über aktuelle Ereig- nisse aus dem weiten Feld der Medi- zin, mit Blick immer auf das Interesse des Lesers an brauchbaren Informa- tionen für die tägliche Arbeit.

Aktuell und schnell, dabei zuverlässig

Das Konzept des medizinisch- wissenschaftlichen Teils folgt der Tra- dition der klassischen medizinischen Fachzeitschrift. Der politische Teil, einschließlich des Medizinreports, ist hingegen bewußt journalistisch ge- prägt. Hier hat sich über die Jahre ein merklicher Wandel vollzogen. Die Konkurrenz ärztlicher Zeitungen und die professionell besetzte Redaktion haben das Deutsche Ärzteblatt ge- trieben, zunehmend aktueller und schneller zu werden, dabei aber zu- verlässig zu bleiben. Begünstigt wur- de die schnelle Berichterstattung durch die technische Entwicklung, denn heute wird in der Redaktion, nicht mehr in der Druckerei, mit Computerhilfe gesetzt und umbro- chen. Diese technische Revolu- tion, die das Druckgewerbe insge- samt radikal verändert hat, ist noch nicht zu Ende und wird weiter die Aktualität befördern. In Kürze wird das Deutsche Ärzteblatt einen weiteren großen Schritt nach vorne

tun. Norbert Jachertz

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