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Analyse der Zusammenhänge zwischen der Entwicklung von Körper- und Klauenmerkmalen sowie der Druckverteilung unter den Klauen bei Jungrindern der Rassen Deutsche Holsteins und Deutsches Braunvieh

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(1)

der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Analyse der Zusammenhänge

zwischen der Entwicklung von Körper- und Klauenmerkmalen sowie der Druckverteilung unter den Klauen

bei Jungrindern der Rassen

Deutsche Holsteins und Deutsches Braunvieh

I

NAUGURAL

-D

ISSERTATION

zur Erlangung des Grades einer D

OKTORIN DER

V

ETERINÄRMEDIZIN

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Birgit Alsleben

aus Sulingen

Hannover 2002

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. O. Distl

1. Gutachter: Prof. Dr. O. Distl 2. Gutachter: PD Dr. habil. W. Brade

Tag der mündlichen Prüfung: 22.05.2002

(3)

Meinen Eltern

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG 13

2 LITERATUR 14

2.1 Wachstum und Körperentwicklung beim Rind 14

2.1.1 Definitionen des Wachstums 14

2.1.2 Entwicklungsphasen 18

2.1.2.1 Intrauterine Entwicklungsphasen 18

2.1.2.2 Postnatale Entwicklungsphasen 19

2.1.3 Postnatales Wachstum und Gewichtsentwicklung 20

2.1.3.1 Kälber und Jungrinderaufzucht 25

2.1.3.2 Geschlechtsreife 27

2.1.4 Merkmale für Wachstum und Körperentwicklung 31 2.1.5 Einflussfaktoren auf das Wachstum 35

2.1.5.1 Nichtgenetische Faktoren 36

2.1.5.2 Genetische Faktoren 43

2.2 Bisherige Untersuchungen und Methoden zur Messung 54 der Druckverteilung unter Rinderklauen

2.2.1 Indirekte Methoden 54

2.2.1.1 Direkte Methoden 60

3 MATERIAL UND METHODEN 66

3.1 Tiermaterial 66

3.1.1 Haltung und Fütterung der Tiere 69

3.2 Untersuchungsmethoden 74

3.2.1 Zeitlicher Ablauf der Untersuchungen 74

(6)

3.2.2 Erfassung der Körpermerkmale 77 3.2.3 Adspektorische Beurteilung von Klauenform und Gliedmaßenstellung 81

3.2.4 Bestimmung der Klauenmaße 84

3.2.5 Klauenhornhärte 86

3.2.6 Fußungsfläche der Klauen 88

3.2.7 Druckverteilung unter den Klauen 91 3.2.8 Photographische Dokumentation der Tiere 103

3.2.9 Blutuntersuchungen 103

3.3 Umfang und Struktur der erhobenen Daten 104

3.4 Bestimmung der Messgenauigkeit 114

3.5 Bestimmung der Wiederholbarkeit 116

3.6 Statistische Methoden 118

3.6.1 Verwendete Modelle 118

4 ERGEBNISSE 127

4.1 Körpermerkmale und Kennwerte der Druckverteilungsanalyse 127 4.1.1 Systematische Effekte auf die Körpermerkmale 127 4.1.2 Systematische Effekte auf die Kennwerte des Gewichts, der Fläche 129

und des mittleren Drucks sowie auf die Bewertungsfaktoren der Druckverteilungsanalyse

4.1.3 Einfluss von Rasse und Standort 154

4.1.4 Einfluss der Klauenpflege 160

4.2 Entwicklung der Körpermerkmale in den ersten zwei Lebensjahren 162 4.2.1 Regressionen in Abhängigkeit vom Alter 162 4.3 Entwicklung der Kennwerte der Druckverteilungsanalyse 167

in den ersten zwei Lebensjahren

4.3.1 Regressionen in Abhängigkeit vom Alter 167

(7)

4.4 Entwicklung der relativen Verteilung der Druckstärken 231 unter der Fußungsfläche der Klauen

4.4.1 Verteilung der Druckstärken über vier Altersklassen 231 4.5 Zusammenhänge zwischen Körper- und Klauenmerkmalen und den 236

Merkmalen der Druckverteilungsanalyse unter den Klauen

4.5.1 Analyse aller Altersstufen 236

4.5.2 Entwicklung des Verhältnisses von Körpergewicht, Kreuzhöhe und 250 Mittelhandlänge zu ausgewählten Klauenmerkmalen sowie dem

mittleren Druck mit dem Alter

4.5.3 Entwicklung des Verhältnisses von relativem Gewicht 264 unter der Fußungsfläche zu relativer Fußungsfläche

5 DISKUSSION 278

5.1 Systematische Effekte auf die Körpermerkmale 278 5.2 Entwicklung der Körpermerkmale mit dem Alter 280

5.3 Entwicklung der Gewichtsverteilung 283

5.4 Druckverteilungsanalyse unter den Klauen 284 5.4.1 Gewicht unter der Fußungsfläche der Klauen 285 5.4.1.1 Entwicklung des Gewichts unter der Fußungsfläche der Klauen 287

5.4.2 Fußungsfläche der Klauen 289

5.4.2.1 Entwicklung der Fußungsfläche der Klauen 292 5.4.3 Mittlerer Druck unter der Fußungsfläche der Klauen 295 5.4.3.1 Entwicklung des mittleren Drucks unter der Fußungsfläche der Klauen 298 5.4.3.2 Verhältnis des prozentualen Gewichts unter der Fußungsfläche 300

zu der prozentualen Fußungsfläche der Klauen

5.4.4 Einfluss der Klauenpflege auf die Fußungsfläche 301 und den mittleren Druck

(8)

5.5 Entwicklung der prozentualen Verteilung der Drücke 302 unter der Fußungsfläche der Klauen

5.6. Residualkorrelationen 303

5.7. Zusammenhänge und Proportionen des Wachstums von Körper- 305 und Klauenmerkmalen

5.8 Schlussfolgerungen 307

6 ZUSAMMENFASSUNG / SUMMARY 311

7 LITERATURVERZEICHNIS 317

ANHANG A ANHANG B ANHANG C ANHANG D

(9)

Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen

ad lib ad libitum

ADR Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter BCS Body Condition Score

bzw. beziehungsweise

d.h. das heißt

DBV Deutsches Braunvieh DFV Deutsches Fleckvieh

DH Deutsche Holsteins

DSB Deutsche Schwarzbunte

EAAP European Association for Animal Production

GLM Allgemeines lineares Modell (General Linear Model)

ggr. geringgradig

h² Heritabilität

hgr. hochgradig

HF Holstein Friesian

ITZ Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung KB Künstliche (Instrumentelle) Besamung

KGW Körpergewicht

LSM LS-Mittelwerte (Least Square Mean) LuFG Lehr- und Forschungsgut Ruthe

Max Maximalwert

mgr. mittelgradig

Min Minimalwert

mittl. mittlerer

MSE mittlere Reststreuung (Mean Square Error) MSR mittlere Abweichungsquadrate

n Anzahl Probanden

N Newton

n.b. nicht benannt

(10)

n.s. nicht signifikant

p Irrtumswahrscheinlichkeit R² Bestimmtheitsmaß (R-Squared) re residualer Korrelationskoeffizient s Standardabweichung

σ

Varianz

SAS Statistical Analysis System

SE Standardfehler

TS Trockensubstanz

x Mittelwert

w Wiederholbarkeit

Abkürzungen für die untersuchten Klauenmerkmale und Kennwerte der Druckverteilungsanalyse

AK Außenklaue

DIAG Diagonalenlänge (Diagonale)

DWL Dorsalwandlänge

DWW Dorsalwandwinkel

Hgldm. Hintergliedmaße HL linke Hintergliedmaße hla hintere linke Außenklaue hli hintere linke Innenklaue

IK Innenklaue

Klauen gesamt mediale und laterale Klaue

L Längenänderung

lat. lateral

med. medial

Sekt. Sektor

SHO 1-3 Klauenhornhärte, gemessen im proximalen Drittel der Dorsalwand SHO 4-6 Klauenhornhärte, gemessen im mittleren Drittel der Dorsalwand

SWL Seitenwandlänge

(11)

TH Trachtenwandhöhe (Trachtenhöhe) TL Trachtenwandlänge (Trachtenlänge) Vgldm. Vordergliedmaße

VR rechte Vordergliedmaße vra vordere rechte Außenklaue vri vordere rechte Innenklaue

Abkürzungen für die Bewertungsfaktoren der Druckverteilungsanalyse DVK Druckverteilungskoeffizienten

FF Flächenfaktor

GF Gradientenfaktor

GWF Gewichtsfaktor

KF Kontrastfaktor

MDF Maximaldruckfaktor

SF Schwerpunktfaktor

ZGF Zonengewichtsfaktor

Abkürzungen für die untersuchten Körpermerkmale

BRU Brustumfang

FEHL Fesselbeinumfang linke Hintergliedmaße FEVR Fesselbeinumfang rechte Vordergliedmaße

GEW Körpergewicht

HUE Hüftbreite

KRE Körpergewicht

MIH Mittelhandlänge

ROHL Röhrbeinumfang linke Hintergliedmaße ROVR Röhrbeinumfang rechte Vordergliedmaße SIT Abstand der Sitzbeinhöcker (Beckenbreite II)

TIE Körpertiefe

TRO Abstand der Großen Umdreher (Beckenbreite I)

UF Umfang

WID Widerrist

(12)
(13)

1 EINLEITUNG

Probleme mit den Fundamenten, insbesondere mit der Klauengesundheit, sind in den letzten Jahren verstärkt in den Blickpunkt des Interesses gerückt, da sie im Vergleich zu anderen Erkrankungen überproportional zugenommen haben und hohe wirtschaftliche Einbußen nach sich ziehen. Ein gesundes Fundament hat dagegen einen positiven Einfluss auf die Nutzungsdauer, Wirtschaftlichkeit und Lebensleistung der Tiere. Die Zucht und Aufzucht von Rindern mit gesunden und widerstandsfähigen Klauen ist deshalb heute von besonders großem Interesse. Das Ziel dieser Untersuchung besteht darin grundlegende Informationen über die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung von Körperform, Körpergewicht, Klaueneigenschaften und Druckverteilung unter den Klauen sowie über den Einfluss von Rasse und Haltung zu erhalten.

Über einen Zeitraum vom 2. bis zum 24. Lebensmonat sollen im Rahmen dieser Untersuchung bei 32 weiblichen Rindern der Rassen Deutsche Holsteins und Deutsches Braunvieh in Abständen von vier bis sieben Wochen Daten zur Körper- und Klauenentwicklung erhoben werden. Die körperliche Entwicklung wird anhand des Körpergewichts und der Körpermerkmale Brustumfang, Widerrist- und Kreuzhöhe, Mittelhandlänge, Hüft- und Beckenbreite sowie des Röhr- und Fesselbeinumfangs erfasst. Die Entwicklung der punktuellen Druckverteilung unter den Klauen, die anhand einer elektronischen Messanlage quantifiziert wird, soll zusammen mit Klauenformmerkmalen, Klauenhorneigenschaften und Beurteilung von Gliedmaßenstellung und Klauenform erhoben werden. Die Analyse der Entwicklung von Klauenform, Klauenhorneigenschaften und Gliedmaßenstellung wurde bereits in einer gesonderten Arbeit dargestellt (RUSSKE 2001). In dieser Untersuchung sollen die altersabhängige Entwicklung von Körpergewicht, Körpermerkmalen und punktueller Druckverteilung sowie die Zusammenhänge zwischen allen untersuchten Merkmalen mittels Korrelations- und Regressionsanalyse ausgewertet werden. An einigen Beispielen soll die Proportionalität zwischen der Entwicklung von Klaueneigenschaften und der Körper- wie der Skelettentwicklung herausgearbeitet werden.

Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen somit grundlegende Erkenntnisse zu den Wachstumsprozessen bei weiblichen Jungrindern erbringen.

(14)

2 LITERATUR

Eine umfangreiche Literaturübersicht über Aufbau, Funktion, Embryonalentwicklung und postnatales Wachstum von Klauen sowie über Einflüsse auf Klauenmerkmale und Zusammenhänge zwischen Klauenmerkmalen wurde in der Dissertation von RUSSKE (2001) dargestellt.

2.1. Wachstum und Körperentwicklung beim Rind

2.1.1 Definitionen des Wachstums

Das Wachstum ist ein komplexer Prozess, der bereits von KRONACHER (1929) als ein Vorgang der Zellvermehrung, -vergrößerung und -differenzierung bei der Körpermasse- zunahme definiert wurde, der mit einer der Art eigenen Geschwindigkeit vor sich geht und zu einer für die Art typischen Endgröße führt. Mit dem Begriff des Wachstums wurden in der Literatur generell intensive Zunahmen der Körpergröße und -masse junger Tiere bezeichnet, die mit Veränderungen der Zusammensetzung, der Strukturen und Proportionen des Organismus einhergehen und die sich durch zunehmende funktionelle Differenzierung und Komplexität auszeichnen (STERN 1981; SNOW 1981; FIEBIG 1991; SCHÖNMUTH u.SEELAND

1994). BRODY (1945) beschrieb das Wachstum von Färsen als natürlichen Expansionsprozess, bei dem die Färsen ihre Körpergröße in alle Richtungen mit einer etwa gleichförmigen aber nicht konstanten Wachstumsrate vergrößern. Das Wachstum schließt die Entwicklung im Sinne einer Differenzierung und Ausreifung des Organismus also mit ein (WILLEMART u.

TOUTAIN 1990; SCHÖNMUTH u.SEELAND 1994).

Im Folgenden sollen einige Begriffe des Wachstums näher erläutert werden:

- Entwicklung

- Wachstumsgeschwindigkeit und -intensität - Wachstumskapazität

- Kompensatorisches Wachstum - Wachstumsfunktionen und - Reifegrad

(15)

Die Entwicklung, als qualitatives Phänomen, wurde als eine im Allgemeinen nicht umkehrbare Veränderung von Formen und Strukturen beschrieben, die sich zu den Charakteristika des Erwachsenseins durch Umwandlung und Spezialisierung der Zellen entwickeln (WILLEMART u. TOUTAIN 1990). Voraussetzung für das Wachstum ist das Überwiegen von anabolen gegenüber katabolen Prozessen im Organismus. Als Ausgangspunkt für das Wachstum wird die Zygotenbildung gesehen, als Endpunkt die vollständige Ausbildung des adulten Organismus (WILLEMART u. TOUTAIN 1990;

SCHÖNMUTH u.SEELAND 1994).

Zur Beschreibung und zum Vergleich des Wachstums ist es wesentlich, in welcher Zeit sich die Veränderungen vollziehen. So wird die Zunahme des Körpergewichts oder eines Körpermaßes je Zeiteinheit als Wachstumsgeschwindigkeit bezeichnet und bringt die Wachstumsintensität zum Ausdruck. Die Wachstumsgeschwindigkeit kann in absoluten oder relativen Werten bezogen auf das aktuelle Körpergewicht der Tiere angegeben werden und ist dann ein Maß für die biologische Effizienz des Wachstums, da über die Körpermasse indirekt der Erhaltungsaufwand berücksichtigt wird (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994).

Als Wachstumskapazität definierte HUTH (1968) das absolute Wachstum der Körpergröße und des Gewichts. SCHÖNMUTH undSEELAND (1994) bezeichneten als Wachstumskapazität den Grenzwert des Wachstums, also das Endstadium des Körpergewichts, das ein Tier nach Abschluss des Wachstums erreicht. PABST (2000) definierte die Wachstumskapazität auch als das Wachstumsvermögen, das durch eine optimale Ernährung von Geburt an fast oder vollständig ausgeschöpft werden kann, wie z.B. in der Intensivmast von Tieren. Im Gegensatz dazu besteht aber auch die Möglichkeit, Tiere zu Beginn restriktiv und gegen Ende der Aufzucht oder Mast (Wirtschaftsmast) reichlich zu füttern, was eine Verschiebung der Phase höherer Tageszunahmen in einen späteren Altersabschnitt bewirkt.

Der Ausgleich niedriger Zunahmen in einem Abschnitt durch hohe Zunahmen in der Folgezeit wird in der Literatur (KORIATH 1969; MEYER et al. 1974; PABST 2000;

PHILLIPS 2001) als kompensatorisches Wachstum bezeichnet.

(16)

Außerdem wird der Begriff des kompensatorischen Wachstums auch für die Realimentationsphase, welche auf eine Gewichtsabnahme folgt, verwendet (KRÄUSSLICH

1997). Die Tiere vermögen es, nach einer Phase der Mangelernährung mit einer überdurchschnittlichen Steigerung der Wachstumsrate und einer Verbesserung der Futterverwertung zu reagieren (MEYER et al. 1974). Evolutionär betrachtet soll diese Fähigkeit eine notwendige Reaktion auf unterschiedliche jahreszeitliche Futterangebote sein (PHILLIPS 2001). Dieses kompensatorische Wachstum wird dabei im wesentlichen auf einen überproportionalen Muskelzuwachs zurückgeführt, der erfolgt, bis das normale Muskel- Knochen-Verhältnis wieder erreicht ist. Das Knochenwachstum wird während zeitlich begrenzter Hungerperioden dagegen kaum beeinträchtigt (KORIATH 1969; MEYER et al. 1974;

KRÄUSSLICH 1997;PABST 2000). Tritt eine Futterrestriktion jedoch zu früh bzw. zu lange oder zu schwer auf, kommt es nicht mehr zur vollständigen Kompensation (PHILLIPS 2001). So sind nach PLATEN u. KROCKER (1995) Entwicklungsrückstände, die in den ersten 12 Lebensmonaten verursacht werden, auch durch das kompensatorische Wachstum nicht mehr aufzuholen.

Das Wachstum als Zunahme an Körpersubstanz oder Vergrößerung eines Körpermaßes kann z.B. in Abhängigkeit von der Zeit dargestellt werden, so dass eine Wachstumsfunktion bzw.

eine Wachstumskurve erstellt werden kann (Abbildung 1). Diese besitzt für gewöhnlich einen sigmoiden Verlauf (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994; PHILLIPS 2001). Das Integral einer solchen Wachstumsfunktion beschreibt die Wachstumsgeschwindigkeit, die durch die absolute Wachstumsrate, z. B. in Form der täglichen Zunahme, gemessen werden kann (Abbildung 1). Der Scheitelpunkt dieser Ableitung bezeichnet den Zeitpunkt der höchsten Zunahme und liegt im Wendepunkt der Wachstumskurve (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994).

Bei intensiver Fütterung verläuft das Wachstum nach dem Modell einer S-förmigen Kurve mit zu Beginn zögernder Anfangsentwicklung und ansteigenden Tageszunahmen und nach Erreichen von 35-45 % des Endgewichts mit wieder abnehmenden Tageszuwächsen. Bei einer Fütterung, die ein kompensatorisches Wachstum bewirkt, kann die Wachstumskurve, durch höhere Tageszunahmen bedingt, steiler werden (PABST 2000).

(17)

Abbildung 1: Schematische Darstellung einer Wachstumsfunktion (linke Kurve) und schematische Darstellung der Wachstumsgeschwindigkeit (rechtes Kurve) nach (SCHÖNMUTH

u. SEELAND 1994)

Zur Berechnung des Wachstums von Holstein-Kälbern verwiesen WILLEMART und TOUTAIN

(1990) auf eine Formel mit der Gleichung:

P = 557,6 –583 e

–0,05 x 288 t

wobei t in Monaten und P, das Körpergewicht, in Kilogramm angegeben werden.

In der Literatur wird zwischen früh- bzw. spätreifen Rassen oder Typen innerhalb einer Rasse unterschieden. Der Begriff der Reife wird dabei meist im Zusammenhang mit der Geschlechts- und Zuchtreife gebraucht, kann aber auch als das Alter bei Beendigung des Wachstums verstanden werden (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994). KRÄUSSLICH (1998) sprach von Frühreife im Gegensatz zu Spätreife, wenn die Proportionen des ausgewachsenen Tieres in relativ jungem Alter erreicht werden. FITZHUGH et al. (1971) definierten den Reifegrad allgemein als den prozentualen Anteil eines Merkmals an seinem zu erwartenden Endstadium.

Lebend-

gewicht (kg)

tägliche Zunahme (kg/d)

(18)

Unter Frühreife wird die Fähigkeit eines Lebewesens verstanden sich besonders intensiv zu entwickeln. Das bedeutet, dass die verschiedenen Gewebearten sehr früh ihrer Funktion zugeführt werden und resultiert nach WILLEMART und TOUTAIN (1990) aus der Verbindung eines sehr schnellen Wachstums mit einer beschleunigten Entwicklung. Diese äußert sich durch ein Vorwärtstreiben der einzelnen Wachstumsphasen, die Fettbildung beginnt demnach bereits, während die Knochenbildung noch andauert.

2.1.2 Entwicklungsphasen

2.1.2.1 Intrauterine Entwicklungsphasen

Das Wachstum und die Entwicklung eines jeden Säugetieres beginnt mit der Befruchtung der Eizelle. Innerhalb der pränatalen oder intrauterinen Entwicklungsperiode eines Kalbes werden die Blastogenese, die Embryonal- und die Fetalperiode unterschieden. Als Blastogenese wird die Zeit von der Befruchtung bis zur Bildung der zweischichtigen Keimscheibe bezeichnet.

Sie dauert beim Rind etwa 14 Tage. Die Blastogenese beginnt mit der Zellteilung der Zygote.

Dabei findet zunächst keine Massezunahme statt. Mit der einsetzenden Zelldifferenzierung, die von einer spezifischen Zellvermehrung eingeleitet wird, schließt sich die Embryonalperiode an. Sie beginnt mit dem Auftreten des Primitivstreifens und beinhaltet die Bildung des Mesoderms, der Primitivorgane, der Eihäute und die Anlage sämtlicher Organe.

Sie dauert beim Rind bis zur sechsten Woche. Während dieser Periode spricht man von der Frucht als Embryo. Mit der endgültigen Differenzierung geht bei vielen Zellarten die Fähigkeit zur Vermehrung verloren. Die nachfolgende Fetalperiode währt bis zur Geburt. Die Frucht wird während dieser Zeit als Fetus bezeichnet. Das intrauterine Wachstum zeigt bei allen Tierarten einen nahezu exponentiellen Verlauf, beim Rind wird mehr als die Hälfte der Körpermasse im letzten Monat der Tragzeit gebildet (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994;

SCHNORR 2001).

(19)

2.1.2.2 Postnatale Entwicklungsphasen

Die postnatale Periode beginnt nach der Geburt mit dem Säuglingsalter.Nach einer Einteilung von SCHNORR (2001) folgt im Anschluss daran die Zeit der Jungtierentwicklung, welche über die Präpubertätsphase in die Geschlechtsreife übergeht. Mit der nachfolgenden Zuchtreife erreichen die Tiere ihre Reproduktionsphase, die über die Alterung zur Senilität führt. Eine ähnliche Einteilung führten SCHÖNMUTH und SEELAND (1994) durch, sie gliederten die postnatale Lebensphase in drei Perioden. Die erste Periode ist das Jugendstadium von der Geburt bis zum Beginn der Geschlechtsreife, die zweite Periode ist das Reifestadium, das die Geschlechtsreife und die Entwicklung zum ausgewachsenen Tier umfasst und die Zuchtreife beinhaltet. Sie endet, wenn ein Gleichgewicht zwischen den anabolen und katabolen Prozessen erreicht wird. Als dritte Periode schließt sich das Altern an, das durch Abbauerscheinungen und durch eine verminderte Aktivität der Proteinsynthese gekennzeichnet ist.

Die Definition der zwischen Geburt und Zuchtreife liegenden Entwicklungsphasen erfolgte nach KAMPHUES et al. (1999) anhand der Ernährung und des Alters der Tiere.

So werden generell die Jungtiere im Zeitraum von der Geburt bis zur vollen Ausbildung der Vormagenfunktion als Kälber bezeichnet. Das Kalb wird, solange es Muttermilch erhält, Saugkalb genannt. Diese Bezeichnung wird im engeren Sinn jedoch nur für die erste Lebenswoche als Kolostralmilch-Periode verwendet. Es folgt die Phase des Aufzuchtkalbes bis zu einem Alter von vier Monaten (KAMPHUES et al. 1999) bzw. bis zu einem Gewicht von 150 kg (KIRCHGESSNER 1997). Von da an wird bei einem weiblichen Tier bis zur Geburt des ersten Kalbes von einem Jungrind gesprochen, wobei Tiere dieser Altersklasse üblicherweise auch Färsen genannt werden. KIRCHGESSNER (1997) bezeichnete sie bis zwei Monate vor der Abkalbung auch als Aufzuchtrinder. Etwas weniger gebräuchlich sind die Begriffe Starken und Queenen. Regional unterschiedlich ist der Begriff „Färse“ auch noch für Kühe während der ersten Laktation üblich, er soll im folgenden Text aber nur für Jungrinder verwendet werden.

(20)

Nach der Geburt des ersten Kalbes werden die Tiere als Erstlaktierende, Kalbinnen oder Erstlingskühe und später allgemein als Kühe oder Milchrinder bezeichnet (KAMPHUES et al.

1999). Das Stadium der Alterung und der Senilität erreichen die Kühe in der modernen Landwirtschaft in der Regel nicht mehr, da es sich nicht mit der sogenannten Nutzungsdauer deckt.

2.1.3 Postnatales Wachstum und Gewichtsentwicklung

Säugetiere wachsen nicht während ihres gesamten Lebens, sondern in einer bestimmten nach Tierart, Rasse und Individualität unterschiedlichen Zeitspanne. Der Wachstumsverlauf und die letztendlich erreichbare Größe sind genetisch determiniert, können aber durch exogene Einflüsse wie Ernährung, hormonelle Beeinflussung oder funktionelle Beanspruchung in ihrer phänotypischen Ausprägung erheblich modifiziert werden. So lässt sich durch eine übermäßige Fütterung keine Steigerung der endgültigen Körpergröße, sondern nur eine Vorverlegung des Größenwachstums erzielen (HUTH 1968; HEINRICHS u. HARGROVE 1987a;

FIEBIG 1991).

Untersuchungen des Wachstumsverlaufs zeigten das Vorhandensein von Einschnitten, die mit besonderen Umstellungen in der Nahrung zusammenhängen, wie z.B. bei der Geburt, bei der die Umstellung von der kontinuierlichen Nährstoffversorgung im Mutterleib auf die selbständige Nahrungsaufnahme erfolgt und die postnatale Phase beginnt, oder beim Absetzen von der Flüssignahrung. Außerdem gibt es Veränderungen im Wachstum, die durch endokrine Einflüsse ausgelöst werden, wie z. B. in der Pubertät (HUTH 1968; WILLEMART u.

TOUTAIN 1990; SCHÖNMUTH u.SEELAND 1994).

Ein intensives Wachstum findet nur in der Jugendphase statt und kommt gegen Ende des Reifestadiums zum Erliegen. Nach einem Modell des zellulären Wachstums (FIEBIG 1991;

SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994) können drei Phasen unterschieden werden, die von SCHÖNMUTH und SEELAND (1994) der Jugendphase zugeordnet wurden.

(21)

Die Initialphase, in der im Organ bzw. Gesamtorganismus noch eine intensive Zellvermehrung (Hyperplasie) stattfindet, anschließend eine Phase, in der Zellvermehrung und Zellvergrößerung (Hypertrophie) gleichzeitig auftreten und die letzte Phase, in der nur noch eine Zellvergrößerung stattfindet, die zwischen den einzelnen Geweben unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Anschließend lässt die Intensität der Zellteilungsprozesse nach und ein Gleichgewicht zwischen Zellerneuerung und Untergang entsteht. Das Wachstum durch Zellvergrößerung macht dabei den Hauptteil der Körpermassezunahme vom juvenilen zum adulten Tier aus (FIEBIG 1991; SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994).

Die höchste Intensität für die Zunahme von Organmasse und Zellzahl der Organe liegt nach FIEBIG et al. (1984) und FIEBIG (1991) in den ersten 50 Lebenstagen, die kritische Wachstumsphase für den Gesamtorganismus wird jedoch mindestens bis zum 150. Lebenstag und für die Skelettmuskulatur auch noch über diesen Zeitraum hinaus gefasst. Laut PLATEN

und KROCKER (1995) betrifft die Hauptentwicklungsphase, also die Organwachstumsphase, sogar die ersten 12 Lebensmonate. Anschließend erfolgt dann die Reifung und weitere Ausbildung der gewachsenen Organe und Organfunktionen.

Das Wachstum verläuft sowohl in der prä- als auch in der postnatalen Phase nicht gleichmäßig intensiv, so dass es im Laufe der Entwicklung der Tiere zur Veränderung der Körperproportionen kommt (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994). So haben die einzelnen Körperregionen und -gewebe nicht den gleichen Wachstumsrhythmus, sondern entwickeln sich gemäß einer genetisch festgelegten Reihenfolge nach und nach in Form eines beschleunigten Wachstums. In den ersten 15 Monaten des Wachstums erreichen nacheinander erst das Nervengewebe, dann das Knochengewebe, später das Muskelgewebe und anschließend das Fettgewebe die Höhepunkte ihrer Wachstumsintensität. Das Zentralnervensystem ist der sich am frühesten entwickelnde Teil, da dieses Gewebe bereits sehr früh für Regulationsaufgaben benötigt wird. Die Ausbildung der Muskulatur erfordert ein Stützgerüst, weshalb die Ausbildung des Knochensystems schneller erfolgt. Beim Fett wird zunächst das Fett der Körperhöhlen, welches eine Schutzfunktion hat, aufgebaut, gefolgt von subkutanem, intermuskulärem und intramuskulärem Fett, das am langsamsten gebildet wird (WILLEMART u. TOUTAIN 1990; KIRCHGESSNER 1997).

(22)

In Abhängigkeit vom Alter des Tieres ändert sich die Zusammensetzung der Zuwächse und somit auch die Körperzusammensetzung dementsprechend erheblich. Der Anteil an Wasser im Zuwachs und folglich auch im Tierkörper geht stark zurück, der Eiweißgehalt bleibt weitgehend konstant (KIRCHGESSNER 1997) bzw. verringert sich ein wenig (SCHÖNMUTH u.

SEELAND 1994) und der Fettgehalt und somit auch der Energiegehalt des Zuwachses steigt dagegen stark an. Die Verschiebungen der grobgeweblichen Zusammensetzung betreffen die einzelnen Körperregionen unterschiedlich stark (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994;

KIRCHGESSNER 1997). Die Wachstumsintensität lässt, bezogen auf die Körperregionen, vom Kopf über den Hals und den Rumpf zum Becken hin nach und steigt von den Gliedmaßen zu den Lendenwirbeln hin an (WILLEMART u. TOUTAIN 1990).

Das Längenwachstum ist gegenüber dem Höhenwachstum intensiver und die Brusttiefe nimmt gegenüber der Widerristhöhe relativ stärker zu. Im Jugendstadium herrscht das Höhen- und Längenwachstum vor, während sich im Reifestadium das Wachstum auf die Breite und die Tiefe beschränkt (HUTH 1968; SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994). So erscheinen junge Tiere oft hochbeinig, weil die Brust spät abwächst (UTZ 1998a). Äußerlich sichtbar ist dies beispielsweise auch daran, dass Erstkalbinnen häufig eine zwei bis drei Zentimeter geringere Widerrist- oder Kreuzhöhe als ausgewachsene Kühe aufweisen. KERTZ et al. (1997) ermittelten für US-Holsteins Durchschnittswerte von 138 cm Widerristhöhe während der ersten bzw. 141 cm während der zweiten Trächtigkeit sowie einen weiteren Anstieg der Widerristhöhe um 2-3 cm bis zu der fünften oder sechsten Trächtigkeit. Tiere, bei denen das Wachstum noch nicht abgeschlossen ist, sind häufig „überbaut“, d. h. ihre Kreuzhöhe ist deutlich (>3 cm) größer als die Widerristhöhe (UTZ 1998a).

Die Durchführung einer Exterieurbeurteilung, die Beschreibung der äußeren Erscheinung, gibt somit auch Aufschluss über das Wachstum und die Entwicklung eines Rindes. Im Durchschnitt ist das Wachstum eines Rindes etwa mit fünf Jahren abgeschlossen (UTZ

1998a,b).

(23)

Abbildung 2 zeigt beispielhaft die durchschnittlichen Proportionen eines Rindes bei der Geburt und im Alter von einem und fünf Jahren. Der Höhenunterschied zwischen Widerrist und Kreuzhöhe bei noch wachsenden Tieren wird deutlich.

Abbildung 2: Veränderungen in den Körperproportionen mit zunehmendem Alter (nach HUTH 1968)

Bei den zu den Nestflüchtern zählenden Rindern ist zum Zeitpunkt der Geburt die Verknöcherung des Skeletts deutlich weiter fortgeschritten als bei den Nesthockern. Während der Embryonalentwicklung führen histologische Umwandlungsprozesse bereits zur Ablösung eines knorpeligen Primordialskelettes durch das bleibende knöcherne Ersatzskelett (NICKEL et al. 1992; MAIERL et al. 1998). Jeder Röhrenknochen hat eine bestimmte Zeit für das Wachstum, so dass Tiere verschiedenen Alters auch eine unterschiedliche Gestalt aufweisen.

Ein plötzlicher Wachstumsschub tritt während der Pubertät auf. Danach beginnen die Wachstumsfugen sich zu schließen und das Längenwachstum der Röhrenknochen, das in den Wachstumsfugen stattfindet, wird schließlich eingestellt (GREENOUGH 1997).

(24)

PAVAUX (1990) gab die festgelegten Zeitpunkte, zu denen post partum die zahlreichen Epiphysenkerne des Skeletts zusammenwachsen, zwischen einem Alter von sieben Monaten bis 3,5 Jahren an. Beispielsweise wachsen die Epiphysenkerne an den Unterfüßen an Vorder- und Hintergliedmaße etwa zur gleichen Zeit zusammen. Die Epiphysen der ersten und zweiten Phalangen mit 18-24 Monaten und die der Mittelfußknochen mit 2-2,5 Jahren. Das Skelett ist sehr empfindlich, so kann die lokale Schädigung eines Epipysenknorpels zu Minderwuchs des betroffenen Skelettabschnitts führen. Zeitlebens spielen sich an den Knochen durch exo- und endogene Einflüsse ausgelöste Ab-, Auf- und Umbauvorgänge ab (NICKEL et al. 1992, MAIERL et al. 1998).

Die quantitative Analyse der Proportionsverschiebungen im wachsenden Organismus, also das Wachstum eines Teils im Verhältnis zum Ganzen, wird als Allometrie bezeichnet und geht auf HUXLEY (1932) zurück.

y = b x

a

log y = log b + a log x

y = Größe oder Gewicht des untersuchten Körperteils oder Organs

x = Bezugsgröße, diese kann das Körpergewicht sein, falls die Entwicklung eines Organs im Verhältnis zum Gesamtorganismus betrachtet werden soll oder auch ein beliebiges Organ, falls die Proportionalität zwischen zwei Organen untersucht wird

b = Konstante, die das Größenverhältnis zwischen y und x am Beginn der Analyse zum Ausdruck bringt

a = Koeffizient, Abhängigkeit von y und x (Tangente des Steigungswinkels der Allometriegeraden)

Falls a<1 ist, nimmt die Teilgröße y weniger zu als die Bezugsgröße x, das bedeutet eine negative Allometrie. Falls a >1 gilt, hat die Teilgröße y ein intensiveres Wachstum und nimmt relativ zu x stärker zu. Es besteht eine positive Allometrie. Für den Fall a=1 kommt es nicht zu Proportionsveränderungen, es besteht Isometrie.

(25)

Der Koeffizient a verändert sich im Verlauf der Ontogenese für die verschiedenen Organe. So nimmt z.B. das Hirngewicht im Laufe der Entwicklung weniger zu als das Körpergewicht, so dass a<1 ist (HUXLEY 1932; WILLEMART u. TOUTAIN 1990; SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994;

KRÄUSSLICH 1998).

2.1.3.1 Kälber und Jungrinderaufzucht

Bei dem heute in der Rinderzucht gängigen Ziel, ein Erstkalbealter von 24 (22-26) Monaten (HAYES 1975; HEINRICHS u. SWARTZ 1990; CROWLEY et al. 1991; GREENOUGH 1997;

KALAYCI 1999; RICHTER 1999b; LAMMERS et al. 1999b) mit einem Abkalbegewicht von ca.

600-650 kg zu erreichen, sind durchschnittliche mittlere Tageszunahmen von ca. 800 g erforderlich. Eine adäquate Fütterung und Rationsgestaltung in der Aufzucht, die den Lebensphasen mit intensivem und weniger intensivem Wachstum und entsprechend höheren und geringeren durchschnittlichen Tageszunahmen angepasst ist, wird empfohlen, um das Wachstumspotential der Rinder optimal ausnutzen zu können (RICHTER 1999b).

Bei der Aufzucht müssen die Kälber im ersten halben Lebensjahr zunächst von der Tränke- auf die Festfütterung umgestellt werden. Um die dazu notwendige Pansenentwicklung möglichst früh anzuregen, sollte nach KIRCHGESSNER (1997) und RICHTER (1999b) schon ab der zweiten bis dritten Lebenswoche zur Ausbildung der vollen Vormagenfunktion ein gutes Grundfutter, z. B. bestes Heu, und hochverdauliches Kälberkraftfutter zur Tränke zugefüttert werden, um ein optimales Wachstum und die vollständige Entwicklung des Pansens zu ermöglichen. Nach KIRCHGESSNER (1997) sollte die Ration deshalb immer Heu enthalten, um die Fresslust der Tiere nicht zu beeinträchtigen. Der Zeitpunkt des Absetzens kann je nach Tränkeregime unterschiedlich gewählt werden. Er sollte aber möglichst keinen Wachstumsknick nach sich ziehen und kann z.B. durch die Kraftfuttermenge, die vom Kalb aufgenommen wird, bestimmt werden.

(26)

RICHTER (1999b) beschrieb als Anhaltspunkt zwei kg Kraftfutter pro Tier und Tag, bei deren Aufnahme die Milchtränke abgesetzt werden konnte, ohne dass ein Wachstumsknick auftrat.

Im Durchschnitt sind die Kälber beim Absetzen neun bis zehn Wochen alt und wiegen ca. 100 kg. KIRCHGESSNER (1997) beschrieb alternativ jedoch auch die Möglichkeit einer Frühentwöhnung im Alter von sieben bis acht Wochen oder die Tränkung bis zur 12.-13.

Lebenswoche mit entsprechend unterschiedlichen Absetzgewichten.

Die zweite Hälfte des ersten Lebensjahres zeichnet sich ebenfalls noch durch intensives Wachstum aus. Nach dem ersten Lebensjahr sollen Holsteinfärsen laut RICHTER (1999b) möglichst 60 % des erwünschten Abkalbegewichts erreicht haben, was einem Gewicht von etwa 370 kg entspricht.

Im zweiten Lebensjahr sollte nach Meinung verschiedener Autoren (KIRCHGESSNER 1997;

RICHTER 1999b) die Aufzuchtintensität gemindert werden, um eine Verfettung zu vermeiden.

Die Färsen müssen in diesem Zeitraum Zuchtkondition erlangen, belegt werden und konzipieren. Sie sollen eine hohe Grundfutteraufnahme erreichen und am Ende dieses Zeitraumes abkalben. Bereits SWANSON (1971) sowie HEINRICHS und HARGROVE (1987a) empfahlen für Färsen eine moderates Wachstum ohne sichtbare Verfettung.

In verschiedenen Studien wurde das Wachstum von Jungrindern bei unterschiedlich intensiver Aufzucht mit dementsprechend differierenden Tageszunahmen verglichen. LAMMERS et al.

(1999a) untersuchten beispielsweise das Wachstum von Färsen in der Zeit zwischen der 19.

und 39. Lebenswoche. Dabei wurden die überprüften Tiere in zwei Gruppen aufgeteilt und mit dem gleichen Futter gefüttert, erhielten aber unterschiedlich viel davon. Die eine Gruppe erzielte mit der als Standardration bezeichneten Futtermenge einen Zuwachs von 700 g/Tag, während die Vergleichsgruppe für ein beschleunigtes Wachstum eine Ration für 1000 g Zuwachs pro Tag erhielt. Die intensive Aufzucht der zweiten Gruppe bewirkte eine um 5,1 % verbesserte Effizienz der Fütterung, eine um 12 % erhöhte Wachstumsrate für die Widerristhöhe und eine um jeweils 27 % erhöhte Wachstumsrate für den Brustumfang und die Hüftbreite. Der Body Condition Score war um 0,25 Punkte vergrößert.

(27)

KERTZ et al. (1987) fanden in Fütterungsversuchen zwischen dem dritten und zwölften Lebensmonat heraus, dass die Wachstumsrate von Jungrindern auf bis zu 1000 g/Tag erhöht werden konnte, ohne dass es zu einer exzessiven Verfettung kam. Eine erhöhte Wachstumsrate ging dabei ebenfalls mit einer leichten Erhöhung des Body Condition Scores einher.

Nach RICHTER (1999b) besteht bei intensiver Fütterung vor der Geschlechtsreife noch keine Gefahr der Verfettung. KALAYCI (1999) befürchtet eine Verfettung bei sehr energiereicher Fütterung dagegen auch schon bei Jungrindern vor der Pubertät. Besonders zwischen dem 3.

und 10. Lebensmonat, während der Entwicklung der milchbildenden Zellen, soll dies zu einer Euterverfettung führen können. Folge davon kann eine beeinträchtigte Milchleistung sein, da Fettzellen die zukünftigen milchbildenden Zellen ersetzen. Auch nach Meinung von SEJRSEN

et al. (2000) und HEINRICHS et al. (1992) kommt es bei einer zu hohen präpubertären Wachstumsrate, welche auf einer zu intensiven Fütterung beruht und die nicht mit einem korrespondierenden Skelettwachstum einhergeht zu einem vermindertem Euterwachstum. Im Gegensatz zu KALAYCI (1999) und SEJRSEN (2000) sah RICHTER (1999b) in der Zeit nach der Belegung bei sehr energiereicher Fütterung eine erhöhte Gefahr der Verfettung des Eutergewebes mit einer möglichen Beeinflussung der späteren Milchleistung.

2.1.3.2 Geschlechtsreife

Die Geschlechtsreife ist derjenige Entwicklungszustand eines Tieres, in dem die Geschlechtsorgane voll funktionstüchtig sind und zeigt sich durch das Auftreten der ersten Brunst (SMIDT 1994; SCHÖNMUTH u.SEELAND 1994). Endokrinologisch betrachtet wurde die Pubertät von KINDER et al. (1987, 1994) als der erste am Verhalten erkennbare Östrus, der von der Entwicklung eines Gelbkörpers und dessen Aufrechterhaltung für eine artspezifische Dauer begleitet wird, definiert. Das Stadium der Geschlechtsreife ist in der Regel nicht identisch mit dem der Zuchtreife. Diese folgt einige Monate später und bezieht die gesamte physische Reife des Tieres mit ein (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994). Die Geschlechtsreife tritt bei den Färsen mehr gewichtsbezogen als durch das Alter bedingt ein (SHORT et al. 1994;

KIRCHGESSNER 1997).

(28)

Nach KALAYCI (1999) erfolgt in der Regel die erste Brunst bei Erreichen von etwa 40-45 % des ausgewachsenen Körpergewichts, dies entspricht bei der Rasse Deutsche Holsteins etwa einem Gewicht von 270 –300 kg (KALAYCI 1999) bzw. 200-250 kg (KIRCHGESSNER 1997).

Bei adäquater Fütterung soll dieses Gewicht etwa im neunten oder zehnten Lebensmonat erreicht werden (KALAYCI 1999). Andere Altersangaben für die erste Brunst variierten zwischen dem sechsten und zehnten Lebensmonat (PABST 2000) bzw. vom zehnten bis elften Monat (LAMMERS et al. 1999b). Im Vergleich sind Färsen von milchbetonten Rassen im Durchschnitt früher geschlechtsreif als Färsen von Fleischrassen (SHORT et al. 1994). Bei einem verzögertem Wachstum durch zu geringe Fütterung kann sich der Zeitraum bis zur Geschlechtsreife nach KALAYCI (1999) auch verdoppeln. Bei einem beschleunigten Wachstum durch intensive Fütterung setzt der Zeitpunkt der ersten Ovulation bei gleichem Körpergewicht dagegen entsprechend deutlich früher ein, da die für den Östrus verantwortlichen Mechanismen in der Hypophyse eine hohe Abhängigkeit von der Energieversorgung aufweisen (PLATEN und KROCKER 1995). So konnten LAMMERS et al.

(1999b) bei US-Holstein Färsen, die intensiv aufgezogen wurden (1000g tägliche Zunahmen), im Vergleich zu mit Standardrationen aufgezogenen US-Holstein Färsen (700g tägliche Zunahmen) ein mit 32 Tagen signifikant früheres Auftreten der Pubertät bei etwa gleichem Körpergewicht feststellen.

Nach den genannten Autoren ist demnach auch nicht das Alter, sondern vielmehr das erreichte Körpergewicht entscheidend für die Möglichkeit einer ersten Belegung der Färsen.

Die Zuchtreife soll erreicht sein, wenn die Färsen etwa 50-58 % (KALAYCI 1999; PLATEN u.

KROCKER 1995) bzw. 66 % (PABST 2000) oder 70 % (KIRCHGESSNER 1997) des ausgewachsenen Körpergewichts von ca. 675 kg bei Deutsch Holsteins erlangt haben. Bei der Belegung sollten die Färsen nach Aussage von KALAYCI (1999) eine Widerristhöhe von mindestens 125 cm aufweisen. Je nach Management wird die Erstbelegung der Färsen auch bei anderen Körpergewichtsklassen oder strikt nach dem Alter, z.B. im 13. Lebensmonat, (LAMMERS et al. 1999b) vorgenommen. In Tabelle 1 folgt eine Auflistung unterschiedlicher Erstbelegungsgewichte von Holsteinfärsen, die in der Literatur von verschiedenen Autoren beschrieben wurden.

(29)

Tabelle 1: In der Literatur beschriebene Körpergewichte von Färsen, bei denen erstmalig eine Belegung vorgenommen wurde, unter Angabe der Aufzuchtintensität

Körpergewicht (in kg) bei Erstbelegung

Rasse

Anzahl der Tiere (n)

Aufzuchtintensität

(tägliche Zunahme in kg) Autor

340 US-Holsteins 273

drei Gruppen:

0,68 kg/Tag 0,83 kg/Tag 0,94 kg/Tag

VAN AMBURGH

et al. (1998) 340 – 370 Deutsche

Holsteins Allgemeine Empfehlung unabhängig

vom Erstkalbealter KALAYCI (1999) 350 – 420 Deutsche

Holsteins

Allgemeine Empfehlung unabhängig

vom Erstkalbealter RICHTER (1999b) 363 US-Holsteins 35

35

0,8 kg/Tag 1,2 kg/Tag

RADCLIFF et al.

(2000) 370 Italienische

Holsteins

21 21

0,7 kg/Tag 0,9 kg/Tag

ABENI et al.

(2000)

370 Italienische

Holstein-Frisians 61

0,6 kg /Tag 0,66 kg/Tag 0.8 kg /Tag 0,85 kg/Tag vier verschiedene Fütterungen bis 300 kg KGW, danach identisch

PIRLO et al.

(1997)

380 US-Holsteins - 0,8 kg/Tag PLATEN u.

KROCKER (1995)

>400 Zweinutzungs-

rasse - - KIRCHGESSNER

(1997) 420 Italienische

Holsteins

21 21

0,8 kg/Tag 1,2 kg/Tag

ABENI et al.

(2000)

Da als gängige Zielsetzung in der Rinderzucht aus wirtschaftlichen Gründen ein Abkalbealter von ca. 24 (22-26) Monaten empfohlen wird (HAYES 1975; HEINRICHS u. SWARTZ 1990;

CROWLEY et al. 1991; KALAYCI 1999; LAMMERS et al. 1999; RICHTER 1999b), setzt dies bei einer Trächtigkeitsdauer von neun Monaten und eventuell notwendiger Mehrfachbelegung eine Erstbelegung zwischen dem 13. und 15. Lebensmonat voraus. Färsen, die so früh besamt wurden, zeigten laut PLATEN und KROCKER (1995) allgemein eine gute Konzeptionsbereitschaft, die jedoch mit der Anzahl nicht genutzter Ovulationen abnahm.

(30)

AuchKIRCHGESSNER (1997) beschrieb die Gefahr von Fruchtbarkeitsstörungen durch zystöse Veränderungen am Ovar von Färsen, die infolge reichlicher Ernährung eine vorverlegte Geschlechtsreife aufwiesen und erst nach mehreren Brunstzyklen belegt wurden. LAMMERS et al. (1999b) empfahlen dagegen zur Optimierung des Besamungserfolges die Färsen zunächst mehrere Östrusperioden durchlaufen zu lassen. Sie beriefen sich auf BYERLEY et al. (1987), die in einer Studie an Fleischrindern, die in der ersten bzw. dritten erkennbaren Brunst besamt wurden, eine von 57 % bei der ersten auf 78 % bei der dritten Brunst verbesserte Konzeptionsrate gefunden hatten. Bei einer zeitgerechten Besamung zwischen dem 13. und 15. Lebensmonat, bei hohen täglichen Zunahmen, kann nach PLATEN und KROCKER (1995) jedoch von problemloser Konzeption ohne Gefahr der Verfettung der reproduktiven Organe ausgegangen werden.

Für den Zeitpunkt nach der ersten Kalbung wurde in der Literatur ein Körpergewicht von etwa 80-85 % des ausgewachsenen Körpergewichts bei einer Widerristhöhe von durchschnittlich 138 bzw. 140 cm empfohlen (KERTZ et al. 1997; KALAYCI 1999).

Färsen, die vor der Geschlechtsreife zu langsam wachsen, wird ein höheres Risiko für eine verspätete Zuchtreife zugesprochen, mit der Folge eines entsprechend erhöhten Erstkalbealters (KALAYCI 1999). Für Färsen mit einem zu niedrigen Body Condition Score (BCS) <2,5 sowie für im Wachstum zurückgebliebene Tiere (Kümmerer) wird von RICHTER

(1999b) ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Fruchtbarkeitsstörungen, wie z. B. Hungersterilität und embryonaler Frühtod beschrieben. Des Weiteren werden Unterentwicklung bei der Kalbung und dadurch bedingte Dystokien oder ein verringertes Milchleistungspotential beschrieben. Zu früh belegte Färsen sollen ebenfalls sehr anfällig für Dystokien aufgrund mangelhaft entwickelter Geburtswege sein und eine niedrigere Wiederbelegungsrate aufweisen (SHORT et al. 1994).

Für Färsen, die vor der Geschlechtsreife zu schnell wuchsen oder die einen zu hohen BCS

>4,5 aufwiesen, wurde dagegen ein größeres Risiko für eine verringerte Trächtigkeitsrate aufgrund von Maststerilität beschrieben.

(31)

Als weitere Probleme wurden Überkonditionierung mit Verfettung der Geburtswege und daraus resultierenden Dystokien, geringe Milchleistung durch Euterverfettung und Unterentwicklung des milchbildenden Gewebes sowie eine erhöhtere Anfälligkeit nach der Kalbung an Milchfieber zu erkranken von verschiedenen Autoren genannt (KIRCHGESSNER

1997; KALAYCI 1999; LAMMERS et al. 1999b; RICHTER 1999b; RADCLIFF et al. 2000; SEJRSEN

et al. 2000).

2.1.4 Merkmale für Wachstum und Körperentwicklung

Die Beurteilung des Skelettwachstums und die Darstellung des Wachstums- und Entwicklungsverlaufes von Rindern ist anhand der Messung definierter Körpermaße mit Hilfe palpierbarer Knochenpunkte möglich. Gemäß GREENOUGH (1997) erlaubt eine objektive Messung von Knochenlängen und festen Körperpunkten eine wissenschaftliche Aufnahme der Gestalt. Nach SIEBER (1986) soll das verwendete Körpermaß exakt bestimmbar und der Messfehler möglichst klein sein. In der Literatur wurden dafür verschiedene definierte Maße beschrieben. Dabei handelte es sich einerseits um Merkmale wie Widerristhöhe, Kreuzhöhe, Körpergewicht, Brustumfang, Körpertiefe und Mittelhandlänge, welche geeignet sind Größenwachstum, Lebendmassezunahme und Körperproportionen darzustellen und andererseits dienen z.B. die Maße von Röhrbeinumfang, Fesselbeinumfang, Hüfthöckerabstand und Beckenbreite zur Charakterisierung der Skelettentwicklung. Die Beckenbreite soll einen Eindruck über die Reife eines Tieres vermitteln.

Eine Vergleichbarkeit von Studien zur Entwicklung der Körpermaße wird oft dadurch erschwert, dass verschiedene Merkmale herangezogen wurden. Im folgenden Abschnitt soll beispielhaft ein Überblick über das Wachstum von Rindern gegeben werden. Die folgenden Tabellen stellen die in der Vergangenheit in verschiedenen Studien ermittelten Körpermaße von weiblichen Jungrindern in den ersten beiden Lebensjahren dar. In den Tabellen 2 und 3 folgt eine Auflistung der durchschnittlichen Entwicklung der Körpergewichte bzw. der Widerristhöhe von US-Holstein und US-Brown Swiss Färsen von der Geburt bis zum Alter von 24 Monaten. In Tabelle 4 wird die Entwicklung des Brustumfangs von US-Brown Swiss Färsen für die gleiche Zeitspanne aufgelistet.

(32)

In der Literatur wurde von verschiedenen Autoren empfohlen Kälber und Jungrinder bzw.

Färsen regelmäßig zu wiegen und die Größe oder den Brustumfang zu messen, um so überprüfen zu können, ob sie für ihr Alter normal entwickelt sind. Nach KALAYCI (1999) und HEINRICHS und HARGROVE (1987b) wird auf diese Weise ein Vergleich mit den bestehenden Standards und Mittelwerten gleichaltriger Tiere der Rasse möglich. So können die gemessenen Werte als Hilfsmittel zur Beurteilung der Aufzucht und der Fütterung dienen, während ohne Vergleichswerte nur der Ernährungs- nicht aber der Entwicklungszustand überprüft werden könne. Laut KALAYCI (1999) kann durch diese Kontrolle des Wachstums eine Verzögerung der Geschlechtsreife und somit ein höheres Erstkalbealter durch verlangsamtes Wachstum vermieden werden.

Tabelle 2: Durchschnittliche Entwicklung des Körpergewichts (in kg) von US- bzw.

Canadian Holstein- und US-Brown Swiss Färsen (Altersangabe in ganzen Monaten, bei der Studie von HEINRICHS und LOSINGER (1998) in halben Monaten, in Klammern gesetzt)

Rasse „Milch- rinder“

US- Holsteins

US- Holsteins

US- Holsteins

US- und Canadian Holsteins

US- Holsteins

US-Brown Swiss Alter

in

Monaten

Körpergewicht (in kg)

0 - - - - 42 - -

1 (0,5) 50,8 54,8 - 62,1 63 (53,1) 62,7

2 (1,5) - - - 82,1 84 (77,2) 81,9

3 (2,5) 87,6 98,1 97,6 99,0 107-110 (96,1) 110,5 6 (5,5) 161,2 181,5 181,1 168,6 177-186 (168,1) 176,9 9 (8,5) 231,1 258,9 257,9 231,4 247-263 (243,2) 254,5 12 (11,5) 286,9 319,4 319,6 302,5 316-339 (308,6) 324,1 15 (14,5) 338,7 367,2 - 368,4 386-416 (380,7) 380,3 18 (17,5) 383,6 413,0 419,5 419,8 456-492 (443,7) 438,2 21 (20,5) 432,2 465,3 - 477,5 525-569 (493,6) 487,2 24 (23,5) 485,3 506,1 521,6 515,2 595-645 (528,9) 525,8 Anzahl

der Tiere (n)

n.b. n.b. 89 Herden 5723 n.b. 8568 1819

Autor RAGSDALE

(1934)

MATTHEWS

u.

FOHRMAN

(1954)

DAVIS

u.

HATHAWAY

(1956)

HEINRICHS

u.

HARGROVE

(1987a)

HOFFMAN

(1997)

HEINRICHS

u.

LOSINGER

(1998)

HEINRICHS

u.

HARGROVE

(1994)

(33)

Wie aus der Tabelle 2 hervorgeht, ist die Körpermassezunahme in den ersten Lebensmonaten am stärksten ausgeprägt. WILLEMART und TOUTAIN (1990) beschrieben für Kälber bis zum sechsten Lebensmonat eine Beschleunigung der Wachstumsrate, sowohl für die Gesamtmasse als auch für die biologisch-chemischen Bestandteile, und nach dem sechsten Monat eine Verlangsamung. So soll ein durchschnittliches Kalb seine Muskelmasse etwa bis zur 12.

Lebenswoche verdoppeln. Ein Vergleich der Daten in der Tabelle 2 zeigt einen ähnlichen Verlauf der Körpermassezunahme bei den weiblichen Jungrindern beider Rassen. Dabei ist ein deutlicher Anstieg des Körpergewichts bei Kälbern und Jungrindern von den älteren Untersuchungen, sowohl von RAGSDALE (1934) als auchMATTHEWS und FOHRMAN (1954), zu den Körpergewichtsangaben der neueren Studien festzustellen.

Neugeborene Kälber sollen ein recht einheitliches rassespezifisches Geburtsgewicht besitzen.

Das durchschnittliche Geburtsgewicht von Kälbern der Rasse US-Holsteins lag in einer Studie von KERTZ et al. (1997) bei 41,4 kg. Das Geburtsgewicht von Bullenkälbern betrug dabei im Durchschnitt 43,2 kg (±13,9 %) und von weiblichen Kälbern 39,8 kg (±14,0 %).

Zwillingskälber wiesen dagegen im Durchschnitt nur ein Körpergewicht von 35,4 kg (±13,4 %) auf. HOFFMAN (1997) gab, wie in Tabelle 2 aufgelistet, 42 kg Körpergewicht für das Geburtsgewicht an und Kräusslich (1997) 39,5 kg. FIEBIG (1991) nannte als durchschnittliches Geburtsgewicht bei Rindern 6-7 % der adulten Körpermasse.

Das Größenwachstum ist, wie in Tabelle 3 zu sehen, in den ersten sechs bis neun Monaten am stärksten ausgeprägt. Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Größenzunahme dann kontinuierlich. Ein Vergleich der Daten beider Rassen zeigt, wie für die Körpermassezunahme, einen ähnlichen Wachstumsverlauf der weiblichen Jungrinder.

(34)

Tabelle 3: Durchschnittliche Entwicklung der Widerristhöhe (in cm) von US-, Canadian Holstein- und US-Brown Swiss Färsen (Altersangabe in ganzen Monaten, bei der Studie von HEINRICHS und LOSINGER (1998) in halben Monaten, in Klammern gesetzt)

Rasse „Milch- rinder“

US- Holsteins

US- Holsteins

US- und Canadian Holsteins

US- Holsteins

US-Brown Swiss Alter

in

Monaten

Widerristhöhe (in cm)

0 - - - 75 - -

1 (0,5) 77,1 - 80,1 81 (79,4) 80,5

2 (1,5) - - 85,6 86 (84,2) 85,0

3 (2,5) 87,1 89,2 89,7 92 (88,0) 90,1 6 (5,5) 100,8 103,4 101,1 104-105 (100,8) 102,9 9 (8,5) 110,5 113,1 110,6 112-113 (110,2) 112,3 12 (11,5) 116,8 119,5 117,9 118-120 (118,3) 120,5 15 (14,5) 121,7 - 122,7 124-126 (123,8) 125,3 18 (17,5) 125,2 128,3 127,2 129-132 (128,9) 127,3 21 (20,5) 128,5 - 130,7 134-137 (131,6) 131,4 24 (23,5) 131,3 133,3 132,1 138-141 (134,6) 134,7 Anzahl

der Tiere (n)

n.b. 89 Herden 5723 n.b. 8568 1819

Autor RAGSDALE

(1934) DAVIS

u.

HATHAWAY

(1956)

HEINRICHS

u.

HARGROVE

(1987a)

HOFFMAN

(1997) HEINRICHS

u.

LOSINGER

(1998)

HEINRICHS

u.

HARGROVE

(1994)

Nach HEINRICHS und HARGROVE (1987a) ist die Endgröße eines ausgewachsenen Rindes überwiegend genetisch determiniert und kann je nach auftretenden Umweltfaktoren beschleunigt oder verzögert erreicht werden. Deshalb soll sich durch übermäßige Fütterung auch keine Steigerung der endgültigen Körpergröße, sondern nur eine Vorverlegung des Größenwachstums erzielen lassen. Die Widerristhöhe variierte in der Studie an US-Holsteins von HEINRICHS und HARGROVE (1987b) am stärksten bei den Jungrindern, die Variation im Körpergewicht stieg dagegen mit dem Alter der Färsen an.

(35)

Auch die Entwicklung des Brustumfangs (Tabelle 4), als Maß für die Rumpfentwicklung der Rinder, ist besonders im ersten Lebensjahr stark ausgeprägt.

Tabelle 4: Durchschnittliche Entwicklung des Brustumfangs (in cm) von US-Brown Swiss Färsen (n=1819) in einer Studie von HEINRICHS und HARGROVE (1994)

Alter

(in Monaten) 1 2 3 6 9 12 15 18 21 24

Brustumfang

(in cm) 83,1 92,4 102,8 121,9 139,7 152,5 161,3 169,7 176,3 181,3

2.1.5 Einflussfaktoren auf das Wachstum

Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren auf das Wachstum von Kälbern, dabei werden genetische und nicht genetische Einflüsse unterschieden. Unter den genetischen Faktoren sind nach SCHÖNMUTH und SEELAND (1994) nur diejenigen zu verstehen, die vom Genotyp des Tieres selbst ausgehen, wie z.B. auch das genetisch festgelegte Geschlecht, während unter den nichtgenetischen Faktoren z.B. sämtliche Umwelteinflüsse in der prä- und postnatalen Phase zusammengefasst werden. Die Unterscheidung von genetischen und nicht genetischen Einflussfaktoren auf das pränatale Wachstum ist jedoch problematisch, da das Wachstum des Embryos und Fetus sowohl vom eigenen als auch vom Genotyp der Mutter beeinflusst wird.

So wird der uterinen Umwelt des Feten, die unter anderem vom Alter, Ernährungszustand und der Größe des Muttertieres abhängig ist, ein größerer Einfluss auf das Geburtsgewicht zugesprochen als dem embryonalen Genotyp (KRÄUSSLICH 1997).

Ursachen für die große Variation physiologischer Merkmale bei jungen Kälbern wurden von STEINHARDT et al. (1996) sowie STEINHARDT und THIELSCHER (1999) unter anderem in unterschiedlicher Reife oder Anpassungsfähigkeit nach der Geburt, aber auch im Geschlecht und im Geburtszeitpunkt und –verlauf gesehen. Auch die täglichen Zunahmen von (Holstein-) Kälbern können aufgrund vieler verschiedener Faktoren variieren.

(36)

So werden Einflüsse durch Krankheiten, Management, Ernährung, Abkalbungsort, Aufstallung und Umgebung sowie durch die Jahreszeiten beschrieben und der Einfluss des Muttertieres von verschiedenen Autoren herausgestellt (WILLEMART u. TOUTAIN 1990;

KOENEN u.GROEN 1996;KERTZ et al. 1997; DONOVAN et al. 1998; PLACE et al. 1998).

2.1.5.1 Nichtgenetische Faktoren

Maternaler Einfluss

Die pränatale und, im Fall von Mutterkuhhaltung aufgrund der Milchleistung und –zusammensetzung, auch die postnatale Entwicklung der Kälber wird sowohl vom Genotyp der Muttertiere als auch über ihren Phänotyp beeinflusst. Dieser Einfluss wird als sogenannter maternaler Effekt bezeichnet (SCHÖNMUTH u.SEELAND 1994).

In einer Untersuchung von KOENEN und GROEN (1996) zeigte das Alter der Muttertiere einen Einfluss auf die Reife der Kälber bei der Geburt. Kälber von Erstkalbinnen wiesen einen geringeren Reifegrad auf als Kälber von Drittkalbinnen. In einer Studie von KERTZ et al.

(1997) lag das Geburtsgewicht bei Kuhkälbern von Erstkalbinnen 7-8 % unter dem von Kuhkälbern, deren Mütter Zweit- oder Drittkalbinnen waren. Ab der vierten Kalbung sank das durchschnittliche Geburtsgewicht von Kuhkälbern jedoch wieder. Bei Bullenkälbern stieg ebenfalls das Geburtsgewicht bis zur dritten Kalbung der Muttertiere an, sank aber im Durchschnitt erst ab der siebten Kalbung deutlich ab. Zwillingskälber wiesen im Mittel ein um 15 % erniedrigtes Geburtsgewicht auf. KOENEN und GROEN (1998) fanden in einer Studie selbst noch bei Tieren, die sich schon in der ersten Laktation befanden, einen Gewichtsunterschied, der durch das Alter der Muttertiere zum Zeitpunkt der Geburt bedingt war. So wiesen Kühe, die von einem multiparen Muttertier stammten, ein im Durchschnitt um 1,1 kg (2 %) höheres Körpergewicht auf als Kühe von primiparen Muttertieren.

(37)

Eine Studie an 1000 Kühen der Rasse Holstein zeigte, dass das Geburtsgewicht ihrer Erstkälber mit deren zukünftig zu erwartender Anzahl von Laktationen korrelierte. So war die durchschnittliche Anzahl der Laktationen 2,3, wenn das Geburtsgewicht unter 41 kg lag und betrug 3 Laktationen, wenn das Geburtsgewicht über 45 kg lag (LAMB u. BARKER 1975).

Die Größe des mütterlichen Organismus ist laut SCHÖNMUTH und SEELAND (1994) von entscheidender Bedeutung für das Wachstum in der pränatalen Phase, da sie die Wachstumskapazität während der intrauterinen Entwicklung begrenzen kann. Bei der Mutterkuhhaltung ist als ein weiterer wichtiger postnataler maternaler Effekt auch das Pflegeverhalten des Muttertieres anzusehen.

Saison

Auch dem saisonalen Zeitpunkt der Geburt wurden Auswirkungen auf den weiteren Entwicklungsverlauf zugesprochen. So wiesen Kälber, die im Winter geboren wurden tendenziell höhere Tageszunahmen auf als Kälber aus anderen Jahreszeiten. Kälber, die im Sommer geboren wurden, zeigten eine Tendenz zu geringeren Tageszunahmen (PLACE et al.

1998; DONOVAN et al. 1998). Nach WILLEMART und TOUTAIN (1990) sichern Temperaturen zwischen 0 und 33°C ein normales Wachstum. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50-60 % soll das Wachstum dagegen herabgesetzt sein.

Ernährung und Erkrankungen

Wie bereits beschrieben, können sich in vielen Organen vorgeburtlich angelegte Zellen während der Aufzucht weiter vermehren. Krankheiten oder eine ungenügende Versorgung in der hyperplastischen Phase schränken diese Vermehrung jedoch stark ein und können sogar zum Abbruch der Zellteilung führen. Dagegen wirken Störungen in späteren Zeitabschnitten lediglich verzögernd auf die Zellvergrößerung, haben aber keinen Einfluss mehr auf die Zellvermehrung (FIEBIG 1991; FISCHER u. GIESCHLER 2000). Hohe Zunahmen bewirken laut FISCHER und GIESCHLER (2000) dagegen eine Anregung zur Zellvermehrung, was die Leistungs- und Belastungsfähigkeit der Organe für eine lange Nutzungsdauer und eine hohe Milchproduktion steigern soll. Diese Zusammenhänge betonen die Wichtigkeit und die Empfindlichkeit dieser sensiblen Phase.

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Als der wichtigste nichtgenetische Einfluss wurde von SCHÖNMUTH und SEELAND (1994) die Ernährung angesehen, sowohl intrauterin als auch postnatal. Bei der Mutterkuhhaltung ist das neugeborene Kalb z. B. abhängig von der Höhe der Milchleistung sowie der Zusammensetzung der Muttermilch. Entsprechendes gilt bei der mutterlosen Aufzucht für die Zusammensetzung und Menge der Tränke. So bestimmen diese beiden Faktoren in hohem Maße die Wachstumsgeschwindigkeit (SCHÖNMUTH u. SEELAND 1994).

Die Studie von FISCHER und GIESCHLER (2000) betonte zudem die Wichtigkeit der schnellen Erstversorgung mit Kolostrum nach der Geburt. So zeigten Kälber, die zwischen den ersten 25 bis 45 Minuten post natum getränkt wurden, eine geringere Durchfallhäufigkeit in den ersten 14 Lebenstagen und außerdem um etwa 10 % höhere Tageszunahmen als Kälber, die zwischen der 46. und 120. Minute erstversorgt wurden.

Die Angaben über den Einfluss des Fütterungsmanagements auf das Wachstum, die Körperreifung sowie die spätere Milchleistung der Tiere variieren in der Literatur zum Teil recht stark. Im Rahmen einer Arbeit über die Veränderung von Blutparametern unter dem Einfluss restriktiver Fütterung wurde die Gewichtsentwicklung zweier Gruppen von Bullenkälbern dokumentiert (MEYER et al. 1974). Dort zeigte sich, dass die Tageszunahmen der Tiere bei restriktiver Fütterung mit 300g/Tier/Tag deutlich geringer waren als bei der Fütterung ad libitum (1200g/Tier/Tag). Über ein deutliches kompensatorisches Wachstum der vorher restriktiv gefütterten Tiere konnte aber in der anschließenden sechswöchigen Erholungsphase das Gewicht der durchgehend ad libitum gefütterten Tiere bis Versuchende bis auf eine Differenz von 40 kg wieder erreicht werden.

CHOI et al. (1997) überprüften das Wachstum von Holsteinfärsen, die in alternierenden Fütterungsphasen entweder 20 % weniger oder 25 % mehr Futter als eine Vergleichsgruppe erhielten und stellten durch das kompensatorische Wachstum der Färsen einen Beitrag zu einer erhöhten Wachstumseffektivität im Vergleich zur konventionell gefütterten Kontrollgruppe fest. Bei Gewichtsverlusten (Unterernährung) wird Fett rascher abgebaut als andere Gewebe.

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Die auf eine Gewichtsabnahme folgende Realimentationsphase führt anschließend zu überproportionalem Muskelzuwachs bis zu dem Punkt, bei dem das normale Muskel-/

Knochenverhältnis wieder erreicht ist (KRÄUSSLICH 1997).

Beschleunigtes postpubertäres Wachstum von Färsen durch reichhaltige Fütterung bewirkte in einer Untersuchung von HOFFMAN et al. (1996) ein früheres Abkalben bei gleichem präpartalen Körpergewicht wie in der Kontrollgruppe, jedoch mit geringeren Widerristhöhen, Beckenmaßen und postpartalen Körpergewichten. Die Kühe waren kleiner und wiesen eine geringere Milchleistung während der ersten Laktation auf. Färsen dieser intensiv gefütterten Gruppe, die ca. zwei Monate später tragend wurden, wiesen höhere prä- und postpartale Körpergewichte auf und waren größer. Sie hatten einen höheren Body Condition Score bei der Abkalbung aber auch eine höhere Inzidenz von Dystokien. Ein Einfluss auf die Laktation wurde bei diesen Tieren nicht gefunden. SEJRSEN et al. (2000) und KALAYCI (1999) stellten dagegen, wie bereits beschrieben, fest, dass eine hohe Fütterungsintensität vor der Pubertät das Euterwachstum in der Pubertät und somit das Milchleistungspotential verringern kann, eine hohe Fütterungsintensität nach der Pubertät jedoch keine solchen Einflüsse hat.

Auch eine falsche Rationsgestaltung mit zu proteinarmer Fütterung kann das Wachstum, insbesondere des Skeletts und somit die Körpergröße der Tiere beeinflussen. Proteinmangel kann z. B. bei schlechter Heuqualität, proteinarmer Maissilage- oder Ganzpflanzensilage- Fütterung oder auf der Sommerweide auftreten (KALAYCI 1999).

Verhalten und Aufstallung

Rangordnungskämpfe können eine ausreichende Futteraufnahme trotz guten Futterangebotes gefährden. WILLEMART u. TOUTAIN (1990) betonten die negativen Einflüsse auf die Gewichtszunahme bei zu hoher Gruppengröße. Meist wird jedoch der Spieltrieb und die vermehrte Bewegung als Ursache einer verminderten Gewichtszunahme durch einen höheren Energieverbrauch gesehen. Auch das Verhalten bzw. das Temperament von Jungtieren kann einen Einfluss auf ihre täglichen Gewichtszunahmen haben.

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Rinder, die bei der täglichen Routine ruhiger waren, wiesen in einer Studie von VOISINET et al. (1997) höhere Tageszunahmen auf als solche, die dadurch beunruhigt wurden. Färsen wurden im Vergleich zu Bullen im Durchschnitt als temperamentvoller eingestuft.

Nach PLACE et al. (1998) wirkt sich die Verwendung von Kälberhütten sowie eine damit verbundene Aufstallung fern von den Muttertieren vorteilhaft auf die Tageszunahmen aus.

Auch LOSINGER und HEINRICHS (1997) sprachen sich gegen die Haltung nicht entwöhnter Kuhkälber in einem Stall mit den Kühen aus, da sie einen negativen Zusammenhang mit dem erwünschten Körpergewicht und einem frühen Erstkalbealter sahen. Die Größe der Boxen in denen die Kälber aufgezogen werden hatte dagegen in einer Untersuchung von TEROSKY et al.

(1997) keinen Einfluss auf das Wachstum und das Körpergewicht.

Große Entwicklungsunterschiede zeigten dagegen BAR-PELED et al. (1997) bei Kälbern auf, die in den ersten sechs Lebenswochen bei einer Amme oder Mutter dreimal täglich saugen konnten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von Kälbern, die Milchaustauscher aus offenen Eimern erhielten. Die Kälber wurden anschließend identisch gehalten und im Alter von 60 Tagen entwöhnt. Während der ersten sechs Wochen erzielten die Saugkälber signifikant höhere Tageszunahmen als die Kontrollgruppe. Das Erstbesamungsalter und entsprechend das Erstkalbealter dieser Gruppe lag deutlich unter dem der Kontrollgruppe, Gewicht und Größe sowie Konzeptionsrate und Milchleistung in der ersten Laktation waren tendenziell höher als in der Kontrollgruppe.

Erkrankungen

Bestimmte Erkrankungen wiesen in verschiedenen Studien einen signifikanten Einfluss auf die postnatale Entwicklung auf (KLEINER et al. 1983; FIEBIG 1991; DONOVAN et al. 1998).

Während der Wachstumsphase erkrankte Kälber blieben nach Beobachtungen von STÖBER

(1990) häufig in der Entwicklung zurück. Bei wiederhergestellter Gesundheit und guten Haltungsbedingungen konnte der Rückstand jedoch teilweise wieder kompensiert werden. Es kann aber auch zu irreparablen Schäden kommen.

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