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Entwicklung von Klauenform und Klauenhorneigenschaften bei Jungrindern der Rassen Deutsche Holsteins und Deutsches Braunvieh

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Entwicklung von Klauenform und

Klauenhorneigenschaften bei Jungrindern der Rassen Deutsche Holsteins und Deutsches Braunvieh

I

NAUGURAL

-D

ISSERTATION

zur Erlangung des Grades einer D

OKTORIN DER

V

ETERINÄRMEDIZIN

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Astrid Klaudia Russke

aus Frankfurt/Main

Hannover 2001

(2)

1. Gutachter: Prof. Dr. O. Distl 2. Gutachter: Prof. Dr. J. Rehage

Tag der mündlichen Prüfung: 19. November 2001

(3)
(4)
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Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG 11

2 LITERATUR 12

2.1 Aufbau von Gliedmaßen und Klauen 12

2.2 Funktion der Klauen beim Kalb und beim erwachsenen Rind 15 2.3 Embryonalentwicklung und postnatales Wachstum der Klauen 18

2.4 Merkmale der Klauenqualität 21

2.5 Einflüsse auf die Klauenmerkmale 26

2.5.1 Einfluss von Rasse und Klauenhornpigmentierung auf Klauenmerkmale 39

2.6 Zusammenhänge zwischen Klauenmerkmalen 43

2.7 Züchterische Verbesserung von Merkmalen des Fundaments 48

3 MATERIAL UND METHODEN 50

3.1 Tiermaterial 50

3.1.1 Haltung und Fütterung der Tiere 53

3.2 Untersuchungsmethoden 58

3.2.1 Zeitlicher Ablauf der Untersuchungen 58

3.2.2 Erfassung der Körpermerkmale 61

3.2.3 Adspektorische Beurteilung von Klauenform und Gliedmaßenstellung 63

3.2.4 Bestimmung der Klauenmaße 66

3.2.5 Klauenhornhärte 68

(6)

3.2.6 Fußungsfläche der Klauen 70

3.2.7 Druckverteilung unter den Klauen 70

3.2.8 Photographische Dokumentation der Tiere 80

3.2.9 Blutuntersuchungen 80

3.3 Umfang und Struktur der erhobenen Daten 81

3.4 Bestimmung der Messgenauigkeit 89

3.5 Statistische Methoden 91

3.5.1 Verwendete Modelle 91

4 ERGEBNISSE 99

4.1 Klauenmerkmale 99

4.1.1 Systematische Effekte auf Klauenmerkmale 99

4.1.1.1 Einfluss von Rasse und Standort 106

4.1.1.2 Einfluss der Klauenpflege 108

4.1.2 Entwicklung der Klauenmerkmale in den ersten zwei Lebensjahren 109

4.1.2.1 Regressionen in Abhängigkeit vom Alter 109

4.1.2.2 Analyse der Interaktion zwischen Altersklassen, Rasse und Standort 146

4.1.3 Zusammenhänge zwischen Klauenmerkmalen 150

4.1.3.1 Analyse aller Altersstufen 150

4.1.3.2 Korrelationen innerhalb Altersklassen 160

4.2 Adspektorische Beurteilung der Klauenform und Gliedmaßenstellung 165 4.2.1 Verteilung der Beurteilungen innerhalb Rasse über vier Altersklassen 165

(7)

5 DISKUSSION 176

5.1 Systematische Effekte auf die Klauenmerkmale 176

5.2 Entwicklung der Klauenmerkmale mit dem Alter 179

5.3 Residualkorrelationen 184

5.4 Adspektorische Beurteilung von Klauenform und Gliedmaßenstellung 185

6 ZUSAMMENFASSUNG / SUMMARY 186

7 LITERATURVERZEICHNIS 190

ANHANG A ANHANG B ANHANG C

(8)
(9)

ADR Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter DBV Deutsches Braunvieh

DFV Deutsches Fleckvieh DH Deutsche Holsteins DRB Deutsche Rotbunte DSB Deutsche Schwarzbunte

EAAP European Association for Animal Production ggr. geringgradig

h² Heritabilität

HF Holstein Friesian

ITZ Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung KB Künstliche (Instrumentelle) Besamung

KGW Körpergewicht

LSM Least Square Mean (LS-Mittelwert) LuFG Lehr- und Forschungsgut Ruthe

Max Maximalwert

Min Minimalwert mgr. mittelgradig

MSE Mean Square Error (mittlere Reststreuung) MSR mittlere Abweichungsquadrate

n Anzahl Probanden

N Newton

n.s. nicht signifikant

p Irrtumswahrscheinlichkeit R² R-Squared (Bestimmtheitsmaß) re residualer Korrelationskoeffizient

s Standardabweichung

SAS Statistical Analysis System

(10)

Abkürzungen für die untersuchten Klauenmerkmale

A-DWL Klauenhornabrieb in Richtung der Hornröhrchen an der Dorsalwand A-SWL Klauenhornabrieb in Richtung der Hornröhrchen an der Seitenwand A’-SWL Klauenhornabrieb senkrecht zum Tragrand der Klaue an der Seitenwand

AK Außenklaue

DIAG Diagonalenlänge (Diagonale)

DWL Dorsalwandlänge

DWW Dorsalwandwinkel

FF Fußungsfläche

FFgesamt Summe der Fußungsflächen der Innen- und Außenklauen einer Gliedmaße Hgldm. Hintergliedmaße

hl linke Hintergliedmaße hla hintere linke Außenklaue hli hintere linke Innenklaue

IK Innenklaue

L Längenänderung

SHO 1-3 Klauenhornhärte, gemessen im proximalen Drittel der Dorsalwand SHO 4-6 Klauenhornhärte, gemessen im mittleren Drittel der Dorsalwand

SWL Seitenwandlänge

TH Trachtenwandhöhe (Trachtenhöhe) TL Trachtenwandlänge (Trachtenlänge) Vgldm. Vordergliedmaße

vr rechte Vordergliedmaße vra vordere rechte Außenklaue vri vordere rechte Innenklaue

Z-DWL Klauenhornzuwachs an der Dorsalwand Z-SWL Klauenhornzuwachs an der Seitenwand

(11)

1 EINLEITUNG

Die Beschaffenheit des Fundamentes bei Rindern hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit, Wirtschaftlichkeit, Nutzungsdauer und Lebensleistung der Tiere. In den letzten 20 bis 30 Jahren nahmen die Probleme des Fundamentes verglichen mit anderen Erkrankungen überproportional zu. Ein hoher Anteil dieser Probleme ist an den Klauen lokalisiert. Die Zucht und Aufzucht von Rindern mit gesunden und widerstandsfähigen Klauen ist daher heute von großem Interesse. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die Entwicklung der Klauen und ihrer funktionellen Eigenschaften im Vergleich zur Entwicklung der Körpermaße wachsender Rinder zweier verschiedener Rassen zu untersuchen. Diese Untersuchung soll grundsätzliche Informationen zu der Frage liefern, welche Veränderungen sich in der Aufzuchtphase an den Klauen der einzelnen Altersstufen abspielen, und ob rasse- oder haltungsbedingte Unterschiede für die Entwicklung von Merkmalen des Fundamentes von Bedeutung sind. Insbesondere soll analysiert werden, ob sich zwischen der Entwicklung der Klauen einerseits und der Entwicklung der Körpermaße andererseits Disproportionen ergeben. Dieses Wissen soll in der Diskussion, ob später im Leben auftretende Erkrankungen des Fundamentes bereits in frühen Altersstufen begründet sind, als Grundlage dienen.

Im Rahmen dieser Untersuchung sollen deshalb über einen Zeitraum vom 2. bis zum 24.

Lebensmonat bei weiblichen Rindern der Rassen Deutsche Holsteins und Deutsches Braunvieh in regelmäßigen Abständen von vier bis sechs Wochen Daten zur Entwicklung der Klauenform, der Klauenhorneigenschaften, der Körpermaße sowie des Körpergewichtes erhoben werden. Die Entwicklung der Klauenform wird mittels der Klauenmaße Dorsal- und Seitenwandlänge, Diagonal- und Trachtenwandlänge, Trachtenhöhe, Fußungsfläche und Dorsalwandwinkel erfasst. Die Klauenhorneigenschaften werden über Zuwachs, Abrieb und Klauenhornhärte charakterisiert. Zusätzlich erfolgt eine Beurteilung des Fundamentes. Eine elektronische Messanlage quantifiziert die Entwicklung der punktuellen Druckverteilung unter den Klauen und die erfassten Körpermaße beschreiben die körperliche Entwicklung der Tiere. In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse für die Entwicklung der Klauenform und der Klauenhorneigenschaften dargestellt. Die punktuelle Druckverteilung unter den Klauen und die körperliche Entwicklung der Tiere wird in Zusammenhang mit den hier dargestellten Ergebnissen in einer gesonderten Arbeit analysiert.

(12)

2 LITERATUR

2.1 Aufbau von Gliedmaßen und Klauen

Gliedmaßen

Am Gliedmaßenskelett des Rindes wird zunächst zwischen Vorder- bzw. Schultergliedmaße und Hinter- bzw. Beckengliedmaße unterschieden. Das Skelett beider Gliedmaßenpaare gliedert sich von proximal nach distal in Gliedmaßengürtel, -säule und -spitze. Der Gliedmaßengürtel (Cingulum extremitatum) besteht ursprünglich an beiden Extremitäten- paaren aus drei Knochen. Zum Schultergürtel zählen das Schulterblatt, das Schlüsselbein und das Rabenschnabelbein. Den Beckengürtel bilden das Darmbein, das Scham- und das Sitzbein. Die drei zuletzt genannten Knochen verwachsen jedoch nach der Geburt miteinander und bilden das Hüftbein. Die Gliedmaßensäule setzt sich aus zwei übereinander stehenden Gliedern zusammen: dem proximalen Glied, dem Stylopodium, Oberarmbein bzw.

Oberschenkelbein und dem aus zwei stabförmigen Knochen bestehenden distalen Glied, dem Zeugopodium. Die Knochen des Unterarmes sind die Elle und Speiche und das Schien- und das Wadenbein bilden den Unterschenkel. Die Gliedmaßenspitze, das Autopodium, umfasst von proximal nach distal die Knochen der Vorder- bzw. Hinterfußwurzel, das Basipodium, die Knochen des Vorder- bzw. Hintermittelfußes, das Metapodium, und die der Vorder- bzw.

Hinterzehen, das Akropodium (NICKEL et al. 1992).

Die einander entsprechenden Skelettanteile der Schulter- und der Beckengliedmaße zeigen eine spiegelbildliche Winkelung der beiden Gliedmaßenpaare. Das Darmbein ist kaudodistal, das Schulterblatt dagegen kraniodistal gerichtet. Der Oberschenkel ist kraniodistal und der Oberarm kaudodistal gestellt, die Unterschenkelknochen sind leicht kaudodistal und die Knochen des Hintermittelfußes leicht kraniodistal gewinkelt. Während die Unterarm- und Vordermittelfußknochen senkrecht stehen, zeigen die Zehenknochen beider Gliedmaßen die gleiche kraniodistale Neigung. Entsprechend der gegensätzlichen Lage der Knochen sind auch die Gelenke unterschiedlich gewinkelt (NICKEL et al. 1992).

Das Akropodium des Rindes besteht aus zwei Hauptzehen und zwei Afterzehen. Die beiden

(13)

Hauptzehen stellen den dritten und vierten Fußstrahl dar und sind voll ausgebildet. Sie sind dreigliedrig und bestehen aus den drei Phalangen Fesselbein, Kronbein und Klauenbein. Die beiden rudimentären Afterzehen besitzen beim Rind meist zwei Glieder, manchmal ist auch nur die Endphalange ausgebildet. Die Endphalange ist vom Afterklauenschuh überzogen (HABERMEHL 1984). Durch die Reduzierung der Strahlen wird das Abheben der Gliedmaße erleichtert und die Reibungsfläche mit dem Boden verkleinert. Die dadurch größere Belastung der Gliedmaßenspitze hat gleichzeitig die Ausbildung eines spezifischen Zehenendorganes zur Folge (NICKEL et al. 1992). Unter dem Zehenendorgan, Organum digitale, versteht man die beiden Hauptklauen und unter ihnen alle anatomischen Teile die durch das Klauenhorn, auch Hornschuh genannt, eingeschlossen sind. Nach WILKENS (1963) unterscheidet man an der Klaue zwischen dem zentralen „knöchernen Stützapparat“, hierzu zählen auch der Bandapparat, die Bursa podotrochlearis und die Endsehnen des gemeinsamen Zehenstreckers, und dem „Hautüberzug“, dem Hornschuh.

Hornschuh

Topographisch wird die Klaue nach ZIETZSCHMANN (1918) und WILKENS (1963) in fünf Segmente gegliedert: Saum, Krone, Wand, Sohle und Ballen. Weitere Bezeichnungen am Hornschuh wurden in Anlehnung an den Pferdehuf für die Rinderklaue übernommen. Der vordere Bereich des Hornschuhs wird als Dorsalwand bezeichnet. Dabei ist zu beachten, dass der proximale Rand von der Saumlederhaut überlagert wird und somit nicht sichtbar, aber in der Regel deutlich palpierbar ist (WILKENS 1963; HUBER 1983; KEHLER 1998). Unter der lateralen Fläche des Hornschuhs wird allgemein die Seitenwand verstanden. Im Bereich des Ballens (Tracht) wird zwischen der Höhe (Trachtenhöhe) und der Länge (Trachtenlänge) differenziert. Die Diagonale ist der Abstand zwischen der Klauenspitze und dem proximalen Ansatz des Ballens (VERMUNT u. GREENOUGH 1995).

Der Hornschuh lässt sich als ein spezifisch haarloses Hautorgan analog zur äußeren Haut in drei Schichten unterteilen. Dies sind die Unterhaut (Subkutis), die Lederhaut (Korium) und die verhornte Oberhaut (Epidermis). Charakteristisch ist eine Haar- und Drüsenlosigkeit, sowie eine starke Epidermiswucherung mit hochgradiger Verhornung unter besonderer Mitbeteiligung des Koriums (HABERMEHL 1984).

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Die Klauenunterhaut (Subkutis) ist dem Periost direkt aufgelagert und entsprechend ihrer Lokalisation unterschiedlich stark ausgebildet. So bildet sie beispielsweise im Ballenbereich das elastische Ballenpolster, welches eine wichtige stoßbrechende Funktion während des Fußens besitzt (FÜRST 1992). Im übrigen Bereich ist die Unterhaut eher dünn ausgeprägt. Im Wandbereich stellt sie als Bestandteil des Periosts über Sharpeysche Fasern eine feste Verbindungsschicht zwischen der Lederhaut und dem zentralen Stützapparat her. Dieser Bereich trägt den Hauptteil der Körperlast (WILKENS 1963; HABERMEHL 1984).

Unter dem Tuberculum flexorium des Klauenbeins ist die Subkutis relativ schwach entwickelt, wodurch die Lederhaut fast direkt dem Periost anliegt. Dieser Umstand ist bei Belastungsveränderungen im Ballenbereich als prädisponierend für die Ausbildung von Druckbelastungsschäden der Lederhaut anzusehen (FÜRST 1992).

Die Klauenlederhaut (Korium) liegt der Unterhaut als äußerstes gefäßführendes Organ auf und ist zweischichtig (Stratum reticulare und papillare). Sein sog. Papillarkörper stellt sich im Saum-, Kron-, Sohlen- und Ballensegment durch Ausbildung von Zotten (fingerförmige Ausstülpungen) und im Wandsegment durch Blättchen (leistenförmige Ausstülpungen) dar.

Dieser Papillarkörper sorgt zum einen für eine feste Verbindung zwischen der Epidermis und dem Innenteil der Klaue und zum anderen für eine bis zu 40-fache Vergrößerung der Kontaktfläche für den Nährstofftransport zwischen den beiden Schichten (WILKENS 1963;

HABERMEHL 1984; FÜRST 1992). Über diese flexible Verbindung zwischen Lederhaut und Hornschuh, die von PREUSS (1981) als Gleithaftmechanismus bezeichnet wurde, sind im Wandbereich die Innenteile der Klaue im Klauenschuh „aufgehängt“ (CLEMENTE 1995).

Die Klauenoberhaut (Epidermis) bildet durch das Absterben oberflächlicher Zellen den schützenden Hornschuh der Klaue. Der Hornschuh besteht aus den abgestorbenen Hornzellen und einer interzellulären Kittsubstanz (BUDRAS et al. 1998; BUDRAS u. MÜLLING 1998). Da die interzelluläre Kittsubstanz für den Zusammenhalt des Hornes sehr wesentlich ist, wird häufig der Vergleich zu einem Mauerwerk aus Steinen (entspricht den verhornten Zellen) und Mörtel (entspricht der interzellulären Substanz) gezogen.

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2.2 Funktion der Klauen beim Kalb und beim erwachsenen Rind

NICKEL et al. (1992) bezeichneten als Bewegungsapparat die Gesamtheit jener Organe die dem Körper zum einen die notwendige Stabilität und die Voraussetzungen zu spontanen Bewegungen verliehen und zum anderen die Grundlage für die art- und individualspezifische Gestalt seines Gebäudes lieferten. Unterschieden wurden ein passiver Anteil, das Skelettsystem, und ein aktiver Anteil, das Muskelsystem.

Die an den Gliedmaßenenden befindlichen Klauen des Rindes zählen zu den sogenannten haarlosen Hautorganen. Die Klauen besitzen mit ihren Hornkapseln vor allem Schutzfunktion für die beim Zehenspitzengang allein den Boden berührenden Endphalangen. Auch die Verwendung als Waffe kommt in zweiter Linie in Frage.

Die durch die steile Aufrichtung der Zehen- und Mittelfußknochen erforderliche Stoßbrechung beim Aufsetzen des Fußes wird durch verschiedene Zehenbänder gewährleistet, die ein elastisches Abfedern und Auseinanderweichen der Zehen in Streckstellung zulassen.

Das Ballenpolster unter dem Klauenbein, der Aufhängeapparat des Klauenbeins in der Hornkapsel und der sogenannten Klauenmechanismus unterstützen ebenfalls die Stoßbrechung (FÜRST 1992).

Zehenbänder

Die Elastizität der Zehenbänder gewährleistet ein Abfedern beim Fußen der Gliedmaße (MAIERL 1998). Ist die physiologische Elastizität der Bänder nicht mehr gegeben, ist ein Abfedern beim Fußen der Gliedmaße nicht mehr in ausreichender Form gewährleistet.

LISCHER et al. (2000) und OSSENT et al. (2000) verglichen den Bandapparat von an Sohlengeschwüren erkrankten Kühen mit dem von unauffälligen Tieren. Dabei konnten sie feststellen, dass das Klauenbein durch überdehnte Bänder nicht mehr in seiner Position gehalten wurde, und es zu Deformierungen der Hornsohle kam.

Unterschiede der mechanischen Belastbarkeit des Bandapparates in einer in vitro Studie untersuchten MAIERL et al. (2000). Sie fanden bei älteren Kühen mit chronischer Laminitis

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geringere Belastbarkeitswerte als bei gesunden Jungbullen. Unterschiede in der Belastbarkeit zwischen Vorder- und Hintergliedmaßen oder Innen- und Außenklauen wurden nicht gefunden.

Ballenpolster

Das Ballenpolster, eine Ausprägung des Bindegewebes der Klauenunterhaut im Ballenbereich, wirkt federnd-elastisch und stoßbrechend bei der Belastung der Klauen. Es erstreckt sich palmar bzw. plantar über die gesamte Breite der Klaue und hat hier eine maximale Dicke von 15 mm. In Richtung der Klauenspitze flacht das Polster immer mehr ab, wird im Bereich der Sohle verhältnismäßig dünn und liegt dem Klauenbein direkt auf (NICKEL et al. 1992). LISCHER et al. (2000) fanden bei einer vergleichenden Messung der Dicke des Ballenpolsters heraus, dass bei den Klauen von Kühen mit einem Sohlengeschwür das Ballenpolster deutlich flacher war und weniger Fett enthielt als bei den Kontrolltieren ohne Sohlengeschwür. Bei dieser Untersuchung fanden sie vermehrt Exostosen am Klauenbein bei den erkrankten Tieren, aber keinerlei Hinweise auf eine Veränderung der Lamellenstruktur der Epidermis (LISCHER et al. 2000).

Aufhängeapparat des Klauenbeins

Durch die als Gleithaftmechanismus bezeichnete flexible Verbindung zwischen Lederhaut und Hornschuh trägt der Wandbereich den Hauptteil der Körperlast (sog. Aufhängeapparat der Klaue) und es erfolgt eine Umwandlung der Druckbelastung des Klauengelenks in eine Zugbelastung der Klauenwand (PREUSS 1981; CLEMENTE 1995). Im Gegensatz zum Pferd trägt beim Rind auch der Ballenbereich und die Hornsohle einen nicht unerheblichen Teil der Körperlast (FÜRST 1992; CLEMENTE 1995). Das problemlose Funktionieren des Aufhängesystems setzt im axialen Teil der Hornsohle eine geringe Auskehlung (axiale Hohlkehlung) voraus (FESSL 1980; GREENOUGH 1991; CLEMENTE 1995; KÜMPER 1997).

Klauenmechanismus

Der Klauenmechanismus beschreibt die Formveränderungen der Klaue des Rindes bei der Belastung. Beim Fußen der Klaue sinkt das Klauenbein ab und aktiviert den Klauenmechanismus, welcher ein Auseinanderweichen der Klauen darstellt.

(17)

KÜMPER (1997) beschrieb diese Formveränderung als eine sich ständig wiederholende seitliche Ausdehnung des Hornschuhs im kaudalen Wandbereich, einen Indifferenzbereich auf Höhe der weitesten Stelle der Wand, eine Verengung der Klauenkapsel im vorderen Wandbereich, ein Einsenken des Ballens, ein Absenken der Klauensohle und eine Erweiterung des Zwischenklauenspaltes. Bei Entlastung der Klaue kehren alle Abschnitte federnd in ihre Ausgangslage zurück. Das Ausmaß der Dehnung ist im wesentlichen von der Klauenform abhängig (PRIETZ 1977; KÜMPER 1997).

Durch die genannten Formveränderungen der Hornkapsel bei der Belastung geschieht die Umwandlung von einer Druck- in eine Zugwirkung, welche die Klauenlederhaut bzw. die gesamte Gliedmaße durch Stoßbrechung vor Schädigung schützen soll (KÜMPER 1997).

Dieser Mechanismus besitzt außerdem eine wichtige Funktion für die Blutzirkulation im Bereich der Klaue und damit für die Hornbildung. Nach dem Prinzip einer Druck- und Saugpumpe wird bei der Entlastung der Gliedmaße Blut angesogen und bei der Belastung wieder ausgepresst. Dadurch wird ein regelmäßiger Stoffwechsel und ein reguläres Hornwachstum ermöglicht (TOUSSAINT RAVEN 1989; GREENOUGH 1994).

Das Funktionieren des Klauenmechanismus ist auf eine korrekte Belastungsverteilung angewiesen. Eine axiale Hohlkehlung stellt auch hierfür eine wichtige Voraussetzung dar, da hierdurch im Gegensatz zu einer vollständig planen Fußungsfläche Raum für Ausdehnungsvorgänge der Klauenkapsel im kaudalen Bereich geschaffen wird (DIETZ u.

HEYDEN 1990). Bei fehlender Hohlkehlung kommt es nach FESSL (1980) und CLEMENTE (1995) zu Quetschungen der Lederhaut im axialen Bereich.

Die axiale Hohlkehlung entsteht physiologischerweise durch das selbständige Ausbröckeln trockenen Hornes. Bei den heutigen Haltungsbedingungen funktioniert dieses System oft nicht ausreichend, da die Klauen häufig zu feucht sind. Aus diesem Grund sollte die Klaue bei Bedarf durch eine Klauenpflege unterstützt werden (TOUSSAINT RAVEN 1989; CLEMENTE

1995).

(18)

FESSL (1980) stellte fest, dass diese axiale Hohlkehlung bei Kälbern einen deutlich höheren Prozentsatz der Fußungsfläche einnimmt als bei älteren Tieren. Auch die Wölbungstiefe der Hohlkehlung nimmt mit zunehmendem Gewicht und Alter ab. Eine Klaue ohne Hohlkehlung wird als Flachklaue bezeichnet. Diese pathologische Klauenform entsteht nach FESSL (1980) durch wiederholtes unsachgemäßes Beschneiden der Klaue oder durch zu starke Abrasion auf rauen Böden.

2.3 Embryonalentwicklung und postnatales Wachstum der Klauen

Während der Embryonalentwicklung sind bereits im Alter von vier Wochen die Gliedmaßen am Embryo erkennbar. Als erste Anlage der Gliedmaßen entsteht zur Zeit des Auftretens der Kiemenbögen die Extremitätenleiste (MICHEL 1986; SINOWATZ 1991; SCHNORR 2001). Es handelt sich hierbei um eine vom Epidermisblatt überzogene Wucherung des Mesenchyms der Seitenzone, welche unmittelbar neben den Urwirbeln liegt. Die Extremitätenhöcker bilden sich durch vermehrtes Wachstum im kranialen und kaudalen Bereich. Der mittlere Bereich der Extremitätenleiste verschwindet mit dem Wachstum der Körperwand. Aus den Extremitätenhöckern entwickeln sich die abgeflachten, flossenähnlichen Extremitäten- stummel, welche der Körperwand zunächst sagittal anliegen. Erst mit der weiteren Differenzierung zur Gliedmaße findet eine Drehung statt, bei der die ursprünglich lateral gelegene Dorsalfläche nach kranial verlagert wird. Bei der Morphogenese aus dem Mesoderm entwickelt sich aus dem zentralen Anteil das Skelett und aus dem peripheren Material das Bindegewebe und die Sehnen der Muskulatur. Die kontraktilen Muskelfasern entstehen aus eingewanderten Myoblasten(SINOWATZ 1991; SCHNORR 2001).

Aus den Epidermisverdickungen an den Gliedmaßenspitzen entstehen die ersten Anlagen der Klauen. Schon mit 50 Tagen sind die Klauenanlagen zu erkennen (HABERMEHL 1984;

SCHNORR 2001). Das unter den Epidermisverdickungen gelegene Korium bildet Papillen bzw.

Blättchen aus, auf denen Hornröhren bzw. Hornblättchen entstehen. Durch starke Proliferation der Epidermis an der Sohle zieht sich das anfangs kugelförmige Gewebe nach distal aus und nimmt kegelartige Gestalt an (BRAGULLA 1991). Diese Epithelwucherungen

(19)

werden in der veterinärmedizinisch-embryologischen Terminologie als Eponychium (fetales Klauenkissen) bezeichnet (MICHEL 1986; SINOWATZ 1991; SCHNORR 2001). Unter dem Eponychium entsteht mit dem Beginn der zweiten Trächtigkeitshälfte bis zur Geburt eine neue verhornende Klauenkapsel (BRAGULLA 1991). In der Veterinäranatomie wird unter dem Begriff Eponychium hingegen die Saumoberhaut von Huf und Klaue verstanden.

Die Entwicklung der Rinderklaue gleicht der des Hufes beim Pferd. Für das ungeborene Fohlen beschrieb BRAGULLA (1991) verschiedene Entwicklungsstadien, welche sich an den Scheitel-Steiß-Längen (SSL) orientierten. In Tabelle 1 sind deshalb die Scheitel-Steiß-Längen des Pferdefetus im Vergleich zu denen des Rindes aufgeführt. Bei Pferdefeten mit einer SSL von 110 mm oder 220 mm glich die Hufform derjenigen des adulten Pferdes, wohingegen mit einer SSL von 450 mm der Huf eine asymmetrische Kegelform aufwies. Mit 500 mm bis 900 mm SSL war die Kegelform erhalten, doch die Sohlenepidermis hatte deutlich zugenommen.

Kurz vor dem Zeitpunkt der Geburt erhält der Huf die bekannte Form(BRAGULLA 1991).

Das Eponychium ist zum Zeitpunkt der Geburt weich und gelblich gefärbt. Es dient den Fruchthüllen im Uterus als Schutz vor Verletzungen. Es vertrocknet jedoch post partum sehr schnell und ist mit einem Alter von vier Tagen verschwunden. Ab dem fünften Lebenstag wächst das Klauenhorn durchschnittlich ¼ mm täglich. Das proximal neugebildete Horn ist deutlich erkennbar und kann bis zu einem Alter von fünf Monaten zur ungefähren Altersbestimmung herangezogen werden (PAVAUX 1990).

Die Entwicklung des Fetus im Verlauf der Trächtigkeit nimmt durch seine Gewichtszunahme einen Einfluss auf die Mutterkuh. Die durchschnittliche Gewichtsentwicklung im Vergleich zur Scheitel-Steiß-Länge (SSL) ist ebenfalls in Tabelle 1 wiedergegeben (MICHEL 1986;

SCHNORR 2001). Das Fortschreiten der Fetalentwicklung wirkt sich auf die Kuh und indirekt auch auf deren Klauen aus. Es kommt zu einer Stoffwechselumstellung mit einem höheren Bedarf an Energie, Mineralien und Spurenelementen, mit hormonellen Veränderungen, die beispielsweise zu einer Erweichung des Bindegewebes peripartal führen und einen lockernden Einfluss auch auf den Bandapparat der Klauen haben (LISCHER et al. 2000; TARLTON u.

WEBSTER 2000).

(20)

Tabelle 1: Vergleich der durchschnittlichen intrauterinen Gewichtsentwicklung und des Längenwachstums zwischen Rinder- und Pferdefetus sowie Eckpfeiler der Ontogenese des Zehenendorgans (nach HABERMEHL 1984;PRIETZ 1985; SINOWATZ 1991; SCHNORR 2001)

Gewicht der Frucht in kg

Scheitel-Steiß- Länge in mm Alter

in

Monaten Rind Pferd Rind Pferd

Entwicklungsschritte des Zehenendorganes

1. 0,002 - 8-22 30

Erste Gliedmaßenanlagen erkennbar; 4 mm 2.

0,01- 0,03

0,02-

0,03 53 60 Verdickte Epidermis sitzt glattem Korium auf, Huflänge 6-10 mm

3.

0,17- 0,30

0,05-

0,1 130 110 Bildung des Kronwulstes

4. 0,8-1 1,6 245 165 Provisorisches Horn ersetzt Epidermis; erste Korium- und Epidermisblättchen entstehen

5. 1-3 3-5 325 300

6. 3-8 3-6 450 405 Bildung von permanentem pigmentierten Horn am Kronsaum

7. 8-15 4-7 560 490 Kegelform

8. 15-25 8-15 690 630

9. 20-45 17-20 810 740

10. - 25-45 - 840

Permanentes Horn auch an der Sohlenfläche

11. - 30-60 - 1100

Bei dem trächtigen Tier kommt es zu einer Gewichtsverlagerung von den Vordergliedmaßen vermehrt auf die Hintergliedmaßen. Bei nichttragenden Rindern fanden FESSL (1980) und WITZMANN (1969) Verteilungen des Körpergewichtes von 55 % auf den Vorder- zu 45 % auf den Hintergliedmaßen und bei Kühen mit einer 30-40 Wochen bestehenden Trächtigkeit von 52 % des Gewichtes auf den Vorder- und 48 % auf den Hintergliedmaßen.

(21)

Wachstumsvorgang des Klauenhorns

Das Klauenhorn schiebt sich beim Wachstum durch die distale Zottenausrichtung an der Verbindung von Lederhaut zu Epidermis von proximal nach distal hinab. Dabei schieben durch Zellteilung neu gebildete Epithelzellen die vorher gebildeten vor sich her in Richtung der Oberfläche. Es kommt zu einem Kontaktverlust zur Lederhaut und aufgrund der mangelhaften Ernährung letztlich zum Absterben und zur Verhornung der Epithelzellen (TOUSSAINT RAVEN 1989; FÜRST 1992). Im Bereich der Hornsohle stehen die Zotten annähernd senkrecht, so dass nachgebildetes Horn direkt von den darunter liegenden Hornbereichen produziert wird (HABERMEHL 1984).

Sogenannte Wachstumsringe oder Ernährungsringe entstehen als parallel zum Kronsaum verlaufende oberflächliche Rillen beim physiologischen Wachstumsvorgang.

Wachstumsgeschwindigkeit und die Zusammensetzung des Klauenhornes beeinflussen die Ausprägung der Wachstumsringe. Deutlich nach hinten abfallende Wachstumsringe sind in der Regel auf eine Reheerkrankung zurückzuführen. (TOUSSAINT RAVEN 1989;

KLOOSTERMANN 1997).

2.4 Merkmale der Klauenqualität

Die gängigen Qualitätsmerkmale der Klauen und Gliedmaßen wurden im Rahmen der EAAP Arbeitsgruppe Claw Quality in Cattle (POLITIEK et al. 1986; DISTL et al. 1990a) und bei BOELLING undPOLLOT (1997) umfangreich erläutert (Tabelle 2). Als einer Klaue von guter Qualität wurde eine Klaue angesehen, die sich über einen langen Zeitraum als wenig pflegeintensiv und widerstandfähig gegen Erkrankungen erwiesen hat.Es war hierbei jedoch nicht ausreichend bekannt, welche Ausprägungen der verschiedenen Merkmale zu einer Klaue von guter Qualität führte (BOELLING u. POLLOT 1997). Neuere Studien untersuchten die Bedeutung des Bandapparates in Zusammenhang mit Veränderungen an den Klauen (LISCHER et al. 2000; MAIERL et al. 2000). Eine Übersicht zu Klauenmerkmalen befindet sich bei HUBER (1983). VERMUNT und GREENOUGH (1995), BOELLING und POLLOT (1997) und DISTL (2000) gaben einen Überblick der neueren Literatur.

(22)

Tabelle 2: Charakteristische Merkmale von Klauen und Gliedmaßen (nach DISTL 2000) Äußere Merkmale

Adspektorische Beurteilung von Klauen und Gliedmaßenstellung Messungen der Klauenform

Dorsalwandwinkel, Dorsalwandlänge, Trachtenhöhe, Trachtenlänge, Diagonale, Fußungsfläche

Klauenhorneigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Klauenhornwachstum, -abrieb, Härte, Feuchtigkeitsgehalt Histologische Eigenschaften

Hornröhrchendichte, -durchmesser und Rinde Biochemische Eigenschaften

lösliche Proteine, Zytokeratine, Aminosäuren, Mineralstoffe Funktionelle Merkmale

Adspektorische Beurteilung der Bewegung (Skala 1-9) Druckverteilung unter den Klauen

Bewegungsanalyse mit Hochgeschwindigkeitskameras oder Ultraschallmesssystemen Veränderungen am Bandapparat

Zu der hier durchgeführten Untersuchung fanden sich in der Literatur keine vollständig vergleichbaren Arbeiten, da die Rassen, Altersstrukturen und auch die Beobachtungs- zeiträume bzw. –intervalle zu stark differierten. Das Tiermaterial bestand überwiegend aus Färsen und Kühen. In den Arbeiten von FESSL (1980), SCHNEIDER (1980), HUBER (1983) und OFFER et al. (2000a) wurden die Klauen von Tieren unterschiedlicher Altersgruppen untersucht. Hier waren neben Kühen auch jüngere Tiere, sowohl weiblichen als auch männlichen Geschlechtes, im Tiermaterial vertreten. Die Tiere entstammten den Rassen Deutsches Fleckvieh, Deutsches Braunvieh und Holstein Friesian. Bei den in der Literatur vertretenden Kälbern handelte es sich überwiegend um männliche Mastkälber. NITSCHE

(1974), MÜLLER et al. (1975) und FESSL (1980) untersuchten auch weibliche Tiere, jedoch waren es bei NITSCHE (1974) und MÜLLER et al. (1975) ebenfalls Mastkälber und nur bei FESSL (1980) befanden sich auch Zuchtkälber im Tiermaterial. Es wurden Tiere

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unterschiedlicher Rassen (Deutsche Schwarzbunte, Jerseykreuzungen und Österreichisches Fleckvieh) eingesetzt.

Das Messen definierter Strecken an der Außenseite des Klauenhornschuhs hat sich als eine genaue und aussagekräftige Methode zur Beschreibung der Klauenform etabliert. Die geeignetesten Klauenmaße waren nach HUBER (1983), BAUMGARTNER (1988) sowie VERMUNT und GREENOUGH (1995) beim Rind die Dorsalwandlänge, die Trachtenhöhe, die Trachtenwandlänge (Syn. Trachtenlänge), die Diagonalenlänge (Syn. Diagonale) und der Dorsalwandwinkel. REURINK und VAN ARENDONK (1987) maßen aufgrund ihrer an Schwarzbunten Färsen ermittelten hohen Heritabilität insbesondere der Diagonalenlänge große Bedeutung bei. BAUMGARTNER (1988) hingegen hielt die Dorsalwandlänge, den Dorsalwandwinkel und die Trachtenhöhe für die geeignetesten Merkmale (ermittelt an Jungkühen der Rasse Deutsches Fleckvieh).

Die Klauenmaße wurden in den vergleichbaren Arbeiten recht einheitlich definiert.

Überwiegend wurde als proximaler Messpunkt der Dorsalwandlänge der Übergang vom Kronsaumhorn zum Dorsalwandhorn als die palpatorische Grenze zwischen Haut und Hornschuh verwendet (HUBER 1983; BAUMGARTNER 1988; VERMUNT u. GREENOUGH 1995).

HAHN et al. (1984b) verwendeten die Saumhornlinie und SMIT et al. (1986) den Haaransatz als oberen Messpunkt der Dorsalwandlänge. Weiterhin musste in den Arbeiten zwischen relativen und absoluten Maßangaben unterschieden werden. Relative Maßangaben des Verhältnisses der Dorsalwandlänge zur Trachtenhöhe (Ballenhöhe) wurden häufig in der Literatur zum Thema Klauenpflege und Klauenerkrankungen angeführt (CLEMENTE 1995;

GREENOUGH 1997).

Die genannten Klauenmaße können am lebenden, stehenden Tier mit verhältnismäßig wenig Ausrüstung präzise erhoben werden und beziehen sich auf die äußere Form des Hornschuhs.

Am lebenden Tier stellt die radiologische Untersuchung eine Möglichkeit dar, die inneren anatomischen Strukturen zu erkunden (ZANTIGA 1981). SOHRT (1999) setzte sich mit einem Vergleich der äußeren Klauenmaße mit den Verhältnissen an der Innenstruktur am abgesetzten Unterfuß auseinander. Seine Aufmerksamkeit galt insbesondere den

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Veränderungen am Hornschuh durch Reheerkrankungen und deren Bedeutung für die in der Klauenpflege bedeutsame Länge der Dorsalwand. LISCHER et al. (2000) und WESTERFELD et al. (2000) untersuchten durch hohe Beanspruchung bedingte Veränderungen am Bandapparat.

der Klaue.

Über das Setzen von Markierungen im Klauenhorn an der Dorsalwand und dem wiederholten Messen der Strecken mit einem Spitzzirkel konnten Zuwachs- und Abriebsdaten erhoben werden (SCHMID 1974; PRIETZ 1985; TRANTER u. MORRIS 1992; KEHLER 1998).

Das Klauenvolumen wurde sowohl über eine auf mehreren Klauenmaßen basierende Formel geschätzt (PHILLIPS 1996, SCOTT et al. 1999) als auch über Verdrängung entsprechender Wassermengen gemessen (SCOTT et al. 1999). Die Fußungsflächen der Klauen wurden zum einen an der aufgehobenen Gliedmaße abgezeichnet (FESSL 1968) oder über einen Negativabdruck gewonnen, wenn die Tiere langsam über eine leicht feuchte und mit feinstem Sägemehl gleichmäßig bestreute dunkelrote Gummimatte getrieben wurden (HUBER 1983;

BAUMGARTNER 1988; SCHMID 1990). Die erhaltenen Flächen wurden anschließend bei beiden Methoden planimetriert.

Die Fußungsflächen der Klauen konnten anhand der Längen- und Breitenmaße der Klauen geschätzt werden (DISTL et al. 1982). Auch das Bestimmen des Klauenvolumens mittels Wasserverdrängung oder das Schätzen des Volumens über das Auswerten von Klauenmaßen waren gängige Methoden (PHILLIPS et al. 1996;SCOTT et al. 1999). Weitere, nicht invasiv zu messende physikalische Eigenschaften des Klauenhornes waren seine Oberflächenhärte und sein Feuchtigkeitsgehalt. Die Abriebsfestigkeit des Klauenhornes wurde häufig als maßgebendes Kriterium bei der Beurteilung verschiedener Bodenbeläge verwendet (NITSCHE

1974; MÜLLER et al. 1975). Für die Messung der punktuellen Druckverteilung unter Rinderklauen wurde vonMAIR et al. (1988) ein elektronisches Messsystem auf der Grundlage eines kapazitativ arbeitenden Plattenkondensators entwickelt. Damit wurden Messungen von DISTL et al. (1990b) und HUBERT und DISTL (1994) vorgenommen. Weitere histologische und biochemische Eigenschaften können an abgesetzten Unterfüßen erfasst werden (POLITIEK et al. 1986; BOELLING u.POLLOT 1997).

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Im Rahmen der linearen Beurteilung der Deutschen Holsteins ist eines der Beurteilungskriterien die Trachtenhöhe. Die adspektorische Beurteilung der Klauen erfolgt von der Seite. Es werden keine angestrebten Längenmaße vorgegeben, sondern anhand eines linearen Beschreibungssystems die Ziffern 1 bis 9 vergeben. Eine flache Klaue bekommt die kleinste Ziffer 1, die häufigste Ausprägung der Trachtenhöhe in der Population der Deutschen Holsteins die 5 und entsprechend erhält eine hohe Trachtenwand die höchste zu vergebene Ziffer 9. Diese Methode hat den Vorteil, dass sie schnell und ohne großen zusätzlichen Aufwand durchgeführt werden kann, sie verfügt allerdings gegenüber der Erfassung von messbaren Klauenmaßen bei ungeübten Personen über eine geringere Objektivität (UTZ

1998a).

Die Exterieurmerkmale werden je nach Zuchtverband in unterschiedlich definierten Hauptmerkmalen zusammengefasst. Bei den Deutschen Holsteins sind dies Milchtyp, Körper, Fundament und Euter. Eine ausführliche Darstellung der unterschiedlichen Bewertungssysteme findet sich bei UTZ (1998b). Neben den Deutschen Holstein Züchtern führten auch die Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzuchtverbände für die dort verbreiteten Rassen, wie Deutsches Fleckvieh, Deutsches Braunvieh oder Deutsches Gelbvieh, lineare Beschreibungssysteme in leicht abgewandelter Form ein. Je nach Rinderrasse unterscheiden sich die Beschreibungssysteme in einzelnen Merkmalen, doch die Beschreibung des Rahmens, des Beckens, der Stellung der Gliedmaßen und des Euters ist regelmäßig vertreten. Die Weiterentwicklung der Exterieurbeurteilungssysteme in den letzten Jahren in Europa und Nordamerika unterstreicht den Stellenwert, den das Exterieur in der Rinderzucht einnimmt (UTZ 1998b).

Die Stellung der Gliedmaßen und die Form der Klauen hat auch im veterinärmedizinischen Bereich eine gewisse Bedeutung. DIRKSEN (1978) beschrieb die Zehenachse als eine gedachte Linie durch die Mitte der drei Zehenknochen (Klauen-, Kron- und Fesselbein), welche von vorne gesehen senkrecht verlaufen sollte. Infolge Vernachlässigung der regelmäßigen Klauenpflege, zu langsamer oder ungleichmäßiger Abnutzung des Hornes, Ernährungsstörungen, Klauenkrankheiten oder Stellungsanomalien der Gliedmaßen können sich Formveränderungen des Hornschuhs entwickeln, die gemeinhin als Stallklauen

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bezeichnet werden. Diese treten jedoch in der Regel erst bei Kühen und nicht beim jungen Rind auf (DIRKSEN 1990). Vereinzelt beobachtete DIRKSEN (1978) im Alter von zwei Jahren Anfänge der erblichen Form der Zwangsklauenbildung. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt kann es zu Veränderungen im Sinne der Spreizklauenbildung kommen, diese sind jedoch auf eine Schwächung des Bandapparates der Zehenknochen zurückzuführen und somit strenggenommen keine Formveränderung des Klauenschuhs(DIRKSEN 1978).

2.5 Einflüsse auf die Klauenmerkmale

Es wurden in der Literatur eine ganze Reihe von Einflussfaktoren auf die Klauenmerkmale beschrieben. Vergleiche waren jedoch nur bedingt möglich, da die Variationsbreite der Rassen, Altersstufen, Haltungsbedingungen und Produktionsklassen sehr groß war.

Insbesondere waren weibliche Kälber und Jungrinder bis zu einem Alter von zwei Jahren selten im Tiermaterial vertreten.

In den Untersuchungen von FESSL (1980) an Tieren der Rasse Österreichisches Fleckvieh, zur Beschreibung der durchschnittlichen Normalklaue dieser Rasse wurden die Positionen der Klauen für einige Merkmale miteinander verglichen. Die Tabelle 3 gibt diejenigen Klauenmaße wieder, die dem in der vorliegenden Untersuchung verwendeten Tiermaterial alters- und gewichtsmäßig entsprach. Die Längenmaße der Klaue, wie die Dorsalwand- und Seitenwandlänge nahmen mit zunehmendem Alter deutlich zu. Die Seitenwandlänge erwies sich als größer als die Länge der Dorsalwand. Bei beiden Merkmalen waren in der Tendenz an den Vordergliedmaßen die Innenklauen größer als die Außenklauen und an den Hintergliedmaßen die Außenklauen länger als die Innenklauen. Beim neugeborenen Kalb lagen bezüglich der Dorsalwandwinkel zwischen Vorder- und Hinterklauen nur geringfügige Unterschiede vor. FESSL (1980) fand für die Kuhkälber im Neugeborenenalter Durchschnittswerte von 52,1° an den Vordergliedmaßen und 50,3° an den Hintergliedmaßen und entsprechende Werte von 56,8° bzw. 51,7° im Alter von 5-7 Wochen. Diese Abweichung von zwei bis vier Grad setzte sich durch die anderen Gruppen hindurch fort. Insgesamt nahmen die Winkel der Dorsalwand mit zunehmendem Alter an Vorder- und Hintergliedmaße

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um einige Grad ab. MÜLLER et al. (1975) untersuchten 276 weibliche und männliche auf Vollspaltenboden gehaltene Deutsche Schwarzbunte Kälber im Alter von 5, 9, 11 und 17 Wochen und fanden in allen Altersgruppen an den Vorder- im Vergleich zu den Hintergliedmaßen sowohl kleinere Dorsalwandwinkel als auch längere Dorsalwandlängen.

Tabelle 3: Dorsalwandlänge (DWL), Seitenwandlänge (SWL), Dorsalwandwinkel (DWW) und Fußungsflächen (FF) weiblicher Jungrinder unterschiedlicher Altersstufen der Rasse Österreichisches Fleckvieh (nach FESSL 1980)

Gruppe Kuhkälber Kuhkälber Jungkalbinnen belegte Kalbinnen Alter 3-4 Tage 5-7 Wochen 15-18 Monate 19-21 Monate

Gewicht (kg) 40-45 90-112 380-420 490-540

Anzahl (n) 8 10 10 10

Einheit x s x s x s x s

DWL-vra mm 38,6 3,2 50,0 3,1 67,9 1,9 75,6 3,6

DWL-vri mm 37,8 3,1 50,7 2,8 69,5 1,8 77,3 3,7

DWL-hla mm 38,5 2,5 48,3 3,4 71,9 5,7 72,1 2,0

DWL-hli mm 37,0 2,9 46,3 3,1 68,7 5,9 69,2 2,1

SWL-vra mm 39,3 3,3 51,2 3,1 69,8 2,3 77,1 3,7

SWL-vri mm 38,6 3,3 51,6 2,9 71,3 2,9 78,4 3,8

SWL-hla mm 38,9 2.9 48,8 3,7 73,4 5,8 73,0 2,0

SWL-hli mm 37,6 3,6 47,2 3,3 70,1 5,9 70,2 2,1

DWW-vra Grad 52,1 2,0 57,0 2,4 50,4 2,7 50,7 2,7

DWW-vri Grad 52,0 2,1 56,6 2,2 51,3 1,9 50,0 2,6

DWW-hla Grad 51,3 2,6 52,2 1,6 47,1 4,1 46,7 0,9

DWW-hli Grad 50,5 2,5 51,2 1,6 47,4 4,0 45,8 0,9

FF-vra cm² 10,0 1,1 11,2 1,0 46,7 2,7 50,4 2,7

FF-vri cm² 10,1 1,3 12,1 0,9 47,7 3,1 50,9 3,0

FF-hla cm² 9,1 1,3 9,8 1,1 41,9 1,9 44,6 1,9

FF-hli cm² 8,4 1,3 9,7 1,1 39,7 2,1 43,2 1,4

Die Fußungsflächen waren bei allen 12 von FESSL (1980) untersuchten Gruppen verschiedener Alters- und Gewichtsklassen an den Vordergliedmaßen größer als an den Hintergliedmaßen. Die prozentualen Unterschiede waren bei den Kälbern geringer als bei den schwereren Gewichtsklassen. Signifikante Unterschiede zwischen lateraler und medialer Klaue konnten an den Vorderklauen der Kuhkälber nicht festgestellt werden.

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An den Hinterklauen waren in allen Gruppen, mit Ausnahme der 5-7 Wochen alten Kuhkälber, die medialen Klauen signifikant kleiner. Durch die Untersuchung verschiedener Altersgruppen konnte FESSL (1980) eine alterabhängige Entwicklung einiger Klauenmerkmale feststellen, auch ohne das gleiche Tiermaterial fortlaufend zu untersuchen.

Zu der von TOUSSAINT RAVEN (1989) und CLEMENTE (1995) große Bedeutung für die Klauengesundheit zugesprochenen axialen Hohlkehlung schrieb FESSL (1980), dass diese zwar mit der Größe der Klauen absolut zunahm, aber in den höheren Gewichtsklassen relativ zur Gesamtsohlenfläche abnahm. Bei den untersuchten Kälbern der Rasse Österreichisches Fleckvieh betrug die axiale Hohlkehlung 30-33 % und bei der Gruppe der schweren Besamungsstiere lediglich 12-14 %. FESSL (1980) begründete diese Beobachtung durch das mit zunehmendem Gewicht auftretende Abflachen der Sohle und dem Verbreitern der Klaue.

Bei BRENTANO (1979) wurden Angaben zu den Fußungsflächen von 27 Schwarzbunten Bullenkälbern gemacht. Das Untersuchungsmaterial bestand aus den nach der Schlachtung abgesetzten rechten Vorder- und Hinterextremitäten der im Alter von etwa 26 Lebenswochen mit einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von 277 kg geschlachteten Bullen. Bei allen Tieren waren die Fußungsflächen der lateralen Klauen größer als die der medialen und die der Vordergliedmaße größer als die der Hintergliedmaßen. Es waren haltungsbedingte Unterschiede zu erkennen, da bei den auf Stroh gehaltenen Tieren die Fußungsflächen kleiner waren als bei den auf Spaltenrosten gehaltenen. Diese Beobachtung war an den Vorderklauen ausgeprägter als an der Hinterklauen. Der Autor erklärte dies durch den mangelnden Abrieb auf der weichen Stroheinstreu und die erhöhte Wasserspeicherung im Sohlenhorn aus der Feuchtigkeit des Strohs und dem Ausbleiben des Abriebs bei weichem Horn.

FESSL (1968) untersuchte die Fußungsflächen unter den abgesetzten Klauen von Kalbinnen (noch nicht oder bereits tragende Jungrinder) und Kühen verschiedener Gewichtsklassen der Rassen Österreichisches Fleckvieh, Braunvieh und Pinzgauer. Angaben zur Haltung lagen nicht vor. Die Fußungsfläche wurde anhand der Länge und Breite eines Rechteckes in das die Unterseite der Klaue eben noch hineinpasste berechnet.

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Für die Fußungsflächen des Deutschen Braunviehs wurde ein Vergleich zwischen den Kalbinnen mit einem Gewicht von 400-480 kg und den Kühen mit 400-500 kg aufgestellt.

Dabei zeigte sich, dass die Kalbinnen im Durchschnitt der vier Klauen kleinere Fußungsflächen aufwiesen als die Kühe, obwohl die Gewichtsklassen einander entsprachen.

Der Unterschied war allerdings statistisch nicht abgesichert. Ein deutlicher Unterschied bestand in beiden Gruppen zwischen den Klauen der Vorder– und Hintergliedmaßen. Die Fußungsflächen der Vordergliedmaßen waren jeweils deutlich größer als die der Hintergliedmaßen. Die Werte werden in der Tabelle 4 wiedergegeben.

Tabelle 4: Gemittelte Fußungsflächen der vier Klauen der Vorder- und der Hintergliedmaßen für zwei Altersgruppen der Rasse Braunvieh (cm²) und der Anteil an der Gesamtfußungsfläche gemeinsam für die Rassen Braunvieh und Österreichisches Fleckvieh (%) (nach FESSL 1968)

Kalbinnen (400-480 kg) Kühe (400-500 kg)

Fußungsfläche Fußungsfläche

(cm²) (%) (cm²) (%)

Vordergliedmaße 50,45 53,59 51,61 54,26

Hintergliedmaße 43,92 46,41 44,38 45,74

Zwischen den Altersklassen traten nur geringe Unterschiede auf. Im Vergleich der Kalbinnen zu den Kühen mit 400-500 kg nahm der prozentuale Anteil der Klauen der Vordergliedmaßen an der Gesamtfußungsfläche zu. Entsprechend nahm der Anteil der Klauen der Hintergliedmaßen ab.

POUGIN et al. (1983) fanden in einer Studie mit Tieren im Alter von 1-10 Monaten heraus, dass bei einer Haltung auf Spaltenboden die Fußungsfläche deutlich mehr zunahmen, als bei anderen Haltungsformen. Das berechnete Gewicht pro cm² Fußungsfläche nahm bei diesen Tieren mit zunehmendem Alter ab.

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SCHLEITER und GÜNTHER (1967) konnten bereits bei Kälbern beobachten, dass an den Hintergliedmaßen die lateralen Klauen größer waren als die medialen. Dieses Phänomen beobachteten sie bei einer Mehrzahl der Rinder in der DDR.

In einer umfangreichen Untersuchung wurden von AHLSTRÖM et al. (1986) die Merkmale von Klauen und Extremitäten von der Aufzuchtphase bis zur fünften Laktation bei Rindern untersucht. Die Tiere wuchsen unter kontrollierten Bedingungen auf. Die erste Messung fand während der ersten Trächtigkeit statt und nachfolgend zweimal während jeder folgenden Laktation. Die 119 Tiere gehörten zu den Rassen Schwedische Rotbunte, Schwedische Schwarzbunte, F1-Kreuzungen dieser Rassen und Schwedische Jerseys. AHLSTRÖM et al.

(1986) fanden heraus, dass erst nach der ersten Laktation die Rasse einen zunehmend deutlichen signifikanten Einfluss auf alle Merkmale verzeichnete. Die Jerseys unterschieden sich z. T. deutlich von den Tieren der Zweinutzungsrassen. So zeigten die Jerseys beispielsweise das geringste Hornwachstum, die kleinsten Fußungsflächen und die spitzesten Dorsalwandwinkel. Weiterhin wurden u. a. die Einflüsse des Alters, des Jahres, der Aufzuchtsintensität und des Einzeltieres auf die Klauenmerkmale untersucht. Die Ergebnisse waren jedoch sehr uneinheitlich.

VERMUNT und GREENOUGH (1996) untersuchten 30 Holsteinfärsen in einem Alter von 12-13 Monaten bis zum Abkalben mit 24-26 Monaten. Sie fertigten in vierwöchigen Intervallen nach einer festgelegten Methodik Fotos der Klauen an. Die bislang manuell erhobenen Klauenmaße wurden anhand dieser Fotos bestimmt. Anhand des Datenmaterials konnten die beiden Haltungssysteme, Stallhaltung und ganzjährige Auslaufhaltung mit Unterstand, sowie die Klauen der Vorder- und Hintergliedmaßen verglichen werden. Da nicht gesichert war, ob diese Daten mit den manuell erhobenen Klauenmaßen vergleichbar waren, sollten lediglich die beschriebenen Tendenzen wiedergegeben werden.

VERMUNT und GREENOUGH (1996) fanden beim Vergleich zwischen Tieren in einem Alter um 12 Monate mit denen um 24 Monate für die Trachtenhöhe zu beiden Zeitpunkten und für die Dorsalwandwinkel mit 24 Monaten signifikante Unterschiede zwischen Vorder- und Hintergliedmaße. An der Vordergliedmaße waren die Trachten beider Klauen signifikant

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höher und die Winkel signifikant stumpfer als an der Hintergliedmaße. Eine relative Größenzunahme während des dazwischenliegenden Jahres war für die Dorsalwandlänge zu beobachten. Während die Länge mit einem Jahr an der Vorder- und Hintergliedmaße gleich war, war sie im Alter von zwei Jahren an der Vordergliedmaße kürzer als an der Hintergliedmaße. Der Dorsalwandwinkel wurde während dieser Zeit an der Vordergliedmaße stumpfer und an der Hintergliedmaße spitzer, während die Trachtenhöhe sich kaum verändert hatte und zu beiden Zeitpunkten an der Vordergliedmaße deutlich größer war als an der Hintergliedmaße.

LOGUE et al. (2000) stellten in einer Untersuchung an 60 Färsen der Rasse Holstein-Friesian fest, dass sich eine Ernährung des Jungviehs mit nasser fermentierter Grassilage schädlich auf die Klauengesundheit vor der Kalbung und in den nachfolgenden Laktationen auswirkte. Sie untersuchten die Klauen sechs mal im Jungrinderalter, einen Monat vor der Kalbung, direkt danach und zwei, vier und sechs Monate später. Die Tiere wurden nach dem Absetzen in zwei Ernährungsgruppen aufgeteilt und entweder mit nasser fermentierter Grassilage (TS 190g/kg) oder mit Stroh unter Ergänzung eines Mischfuttermittels (TS 860g/kg) gefüttert. Bei jedem Tier wurden alle vier Gliedmaßen aufgehoben, photographiert und ein Läsionsindex nach der von OFFER et al. (2000b) beschriebenen Methode vergeben. Der Läsionsindex war unerwartet hoch in Anbetracht des geringen Alters der Tiere und er war signifikant größer bei den Tieren, die mit der nassen fermentierten Grassilage gefüttert wurden.

An dem identischen Tiermaterial wie bei LOGUE et al. (2000) untersuchten OFFER

et al. (2000a) die Veränderungen der Fußungsfläche, Dorsalwandlänge und –winkel, sowie Zuwachs und Abrieb an der Dorsalwand der lateralen und medialen Klaue der rechten Hintergliedmaße. Auch die Klauenhornhärte (Shore A) wurde gemessen. Dabei fanden sie härteres Klauenhorn in der Gruppe der Strohfütterung an der axialen Sohlenfläche und am Ballen, jedoch nicht abaxial an der Sohle, an der Zehe oder an der Wand. Es konnte ein signifikanter Alterseffekt festgestellt werden. So war die Ballenhornhärte im Alter von drei Monaten bis zu 25 % größer (um 85 Shore A) als bei den älteren Tieren (zwischen 60 und 65 Shore A).

(32)

Auch für den Klauenhornzuwachs und –abrieb stellten sie eine signifikante Abhängigkeit zum Alter fest. Zwischen den beiden Gruppen waren die Unterschiede jedoch nicht signifikant.

Die größten Werte für Wachstum und Abrieb fanden OFFER et al. (2000a) direkt nach dem Aufstallen nach der Sommerweide in einem Alter von 12-15 Monaten an der lateralen Klaue der rechten Hintergliedmaße (~8 mm/Monat). Der Unterschied beider Ernährungsgruppen war nicht signifikant. Interessant war jedoch, dass im Gegensatz zur lateralen Klaue die entsprechenden Werte für die mediale Klaue zum gleichen Zeitpunkt am niedrigsten im gesamten Beobachtungszeitraum waren (~2,5-4 mm/Monat).

Für die Länge der Dorsalwand und den Dorsalwandwinkel konnten ebenfalls keine signifikanten Einflüsse der Ernährung festgestellt werden. Auch sie waren signifikant vom Alter beeinflusst. Der Dorsalwandwinkel lag zwischen 48° und 55°, wobei er den Maximalwert mit etwa einem Jahr erlangte. Die lateralen Klauen waren dabei jeweils steiler als die medialen Klauen. Die Länge der Dorsalwand nahm mit dem Alter kontinuierlich bis etwa einen Monat vor der ersten Kalbung zu und blieb danach bei 77 mm. Auch die Fußungsfläche nahm bis kurz vor der Kalbung signifikant zu und danach hielten sich die Werte auf diesem Plateau. Zwischen den beiden Gruppen bestanden für die Größe der Fußungsfläche signifikante Unterschiede. Die Fußungsflächen der auf Strohbasis gefütterten Tiere waren signifikant kleiner.

LEACH et al. (2000) fanden am selben Tiermaterial wie bei LOGUE et al. (2000) und OFFER

et al. (2000a) in 24 Stunden dauernden Beobachtungszeiten im Verhalten der Tiere signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. So verbrachten die Tiere unter der Fütterung der nassen fermentierten Silage signifikant mehr Zeit mit Futteraufnahme und Wiederkauen als die auf Grundlage von Stroh gefütterten Tiere. Etwaige Einflüsse der geringeren Bewegung dieser Gruppe auf die Klaueneigenschaften wurden nicht getestet. Es wurde hingegen eine vorsichtige Theorie aufgestellt, nach der eine höhere Anzahl von Klauenläsionen in der mit nasser Grassilage gefütterten Tiergruppe durch einen längeren Aufenthalt im Fressstand und den Laufgängen und somit einem längeren Kontakt der Klauen mit dem Mist verursacht wurde. Es wurden auch signifikante Unterschiede in der Konsistenz

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und anderen Eigenschaften des Mistes der unterschiedlichen Gruppen gefunden, die ebenfalls eine Bedeutung haben könnten.

WEBSTER (2001) teilte 40 Holstein Friesian Färsen im Alter von zwei bis zweieinhalb Jahren in vier Gruppen zu zehn Tieren auf, die in zwei unterschiedlichen Haltungsformen, Haltung auf Stroh und in einem Laufstall und mit je zwei verschiedenen Futterregimes gehalten wurden. Alle vier Gruppen erhielten als Futtergrundlage Grassilage, zwei der Gruppen jedoch mit einem Trockenmasseanteil von 60 % und die beiden anderen Gruppe erhielten die gleiche Silage die durch Zugabe von frischem Wasser auf einen Trockenmassegehalt von 25 % gebracht wurde. Neben Klauenläsionen wurden auch Klauenmerkmale erfasst. Die Messungen wurden fünf mal durchgeführt, vier Wochen vor dem Termin der ersten Kalbung und vier, acht, 16 und 24 Wochen danach. An der lateralen und medialen Klaue der rechten Hintergliedmaße wurden die Dorsalwandlänge, der Dorsalwandwinkel, der Klauenhornzuwachs und –abrieb, die Klauenhornhärte und die Fußungsfläche erfasst. Für alle vier Gruppen waren die Mittelwerte für den Dorsalwandwinkel, den Zuwachs und Abrieb nahezu identisch. Die Raten für den Klauenhornzuwachs und –abrieb lagen für die laterale Klaue bei 18,0 bzw. 16,3 mm/100 Tage und für die mediale Klaue bei 17,7 bzw. 17,2 mm/100 Tage. Der durchschnittliche Dorsalwandwinkel lag bei 45,4°. Auch hier lagen keine signifikanten Unterschiede zwischen den vier Gruppen vor. Lediglich die Fußungsflächen der Tiere im Laufstall bei der Fütterung der nassen Silage waren signifikant kleiner als die der anderen drei Gruppen.

Ähnliche Ergebnisse fanden OFFER et al. (2000b) bei einer Untersuchung mit 31 überwiegend auf der Weide gehaltenen Tieren der Rasse Holstein Friesian. Die ersten beiden Messungen wurden drei bis fünf und ein bis zwei Monate vor der ersten Kalbung durchgeführt und jeweils vier mal in den folgenden vier Laktationen wiederholt. Neben einer Beurteilung der Klauenläsionen wurden die Klauenmerkmale Dorsalwandwinkel, Dorsalwandlänge, Zuwachs, Abrieb und die Klauenhornhärte gemessen. Die Dorsalwandlänge der Klauen der Hintergliedmaße war während der ersten Laktation signifikant kleiner als bei den nachfolgenden Laktationen. Die Unterschiede zwischen den Laktationen waren zwar nicht

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signifikant, jedoch waren im Verlauf der Laktationen Änderungen in der Dorsalwandlänge bis zu knapp einem Zentimeter und dem Dorsalwandwinkel bis zu 4,5° zu erkennen.

Ein Vergleich der Zuwachs- und Abriebsdaten zwischen den Laktationen zeigte die signifikant größten Werte in der ersten Laktation. Hier lagen die Werte bei 5,52 und 5,40 mm/Monat in der ersten Laktation und in den nachfolgenden Laktationen maximal bei 4,17 mm/Monat für den Zuwachs und bei 4,56 mm/Monat für den Abrieb.

Die Größenordnung der von OFFER et al. (2001) an 16 Holstein Friesian gefundenen Werte für den Klauenhornzuwachs und -abrieb entsprach den Ergebnissen von OFFER et al. (2000b).

Jedoch konnten sie signifikante Unterschiede zwischen zwei Fütterungsvarianten, Grassilage im Gegensatz zu Heu als Futtergrundlage, feststellen. Es zeigten sich signifikant größere Wachstumsraten des Klauenhornes bei den mit Heu gefütterten Tieren (5,5 zu 4,9 (±0,27) mm/Monat). Für den Abrieb war dieser Vergleich jedoch nicht signifikant. Die Gruppe der mit Silage gefütterten Tiere wies signifikant kürzere Klauen der Hintergliedmaße auf. Die Werte lagen für die laterale Klaue bei 74,6 mm im Vergleich zu 76,50 mm (±0,60) bei Heufütterung. Für die mediale Klaue ergab sich bei Silagefütterung eine Dorsalwandlänge von 74,6 mm im Gegensatz zu 77,0 mm (±0,59) bei Heufütterung. Auch hier wurden deutliche Schwankungen der Werte sämtlicher Merkmale zwischen den Messungen vier Wochen vor bis 20 Wochen nach der Kalbung festgestellt.

Bedingt durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren ist die Variationsbreite der Angaben zu Wachstumsraten des Klauenhornes an der Dorsalwand sehr groß. Vergleichbare Angaben über ein Tiermaterial weiblicher Zuchtrinder im Alter unter zwei Jahren sind auch hier selten.

Wachstums- und Abriebsdaten wurden oft dazu verwendet, die Qualität der Stallbodenbeschaffenheit zu untersuchen bzw. verschiedene Bodenbelage oder Haltungsformen zu vergleichen. In solchen Arbeiten wurden häufig keine weiteren Klauenmerkmale erhoben. Beispiele einiger Klauenhornwachstumsraten mit Angabe von Alter, Rasse, Geschlecht und Haltungsform, soweit vorhanden, sind in der Tabelle 5 aufgeführt.

(35)

Tabelle 5: Wachstumsraten des Klauenhorns bei Kälbern, Jungrindern und tragenden Färsen verschiedener Rassen unter Angabe von Geschlecht, Alter, Nutzungsrichtung und Haltung (soweit Angaben vorhanden)

Autor (Jahr) Tiermaterial

(Rasse/Geschlecht/Alter) Haltung Klauenhornwachstum GRUNER

(1971) Mastbullen Lauf- und

Anbindehaltung 5 mm/Monat PRIETZ

(1985) Kälber 7 mm/Monat

Betonspalten Differenz: Zuwachs-Abrieb 4 mm

SÜSS (1987) DFV, weibliche Kälber,

Mastkälber gummiummantelte

Spalten 5,5 mm

POUGIN u.

SCHLICHTING

(1983)

DSB, DRB und HF, 2-10 Wochen

Stroh/Spalten/

Gummi

1,56 cm (Vgldm.) 1,49 cm (Hgldm.) /10 Wochen PRENTICE

(1973)

Ayrshire, Kälber (11 Wochen), Jährlinge (8 Monate) und Kühe (4 J.)

Stall und Weide

Kälber: 0,160 mm/Tag Jährlinge: 0,144 mm/Tag Kühe: 0,127 mm/Tag HAHN et al.

(1986) Färsen 6,2-8,3 mm/Monat

VERMUNT

(1995) Färsen 5,6-6,1 mm/Monat

TRANTER u.

MORRIS

(1992)

2-jährig 5,9 mm/Monat

SCHMID

(1974)

DSR, tragende Milchkühe im 1., 2. u. 3.

Trächtigkeitsdrittel

3,5 mm/Monat (1.Drittel) 3,4 mm/Monat (2.Drittel) 4,8 mm/Monat (3.Drittel)

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Fortsetzung Tabelle 5:

AHLSTRÖM et al. (1986)

SRB, SLB, SRBxSLB und SJB, 1. Trächtigkeit bis 5. Laktation

Spaltenboden/

Weide

0,12-0,15 mm/Tag (Vgldm.), 0,13-0,18 mm/Tag (Hgldm.) OFFER et al.

(2000b)

Holstein Friesian, 1.-5. Laktation

überwiegend Weidehaltung

5,52 mm/Monat (1. Lakt.) 4,05 mm/Monat (

ø

2.-5.L.

In einer Untersuchung von POUGIN undSCHLICHTING (1983) wurde das Klauenhornwachstum und der -abrieb an der Dorsalwand sowie der Dorsalwandwinkel bei Haltung auf drei unterschiedlichen Bodenbelägen bei zwei bis zehn Wochen alten Kälbern erfasst. Alle Maße wurden jeweils an den Innenklauen der Vorder- und Hintergliedmaßen erhoben. Verglichen wurde eine Haltung auf Stroh, auf herkömmlichem Spaltenboden und auf hölzernen Spalten mit Gummiummantelung. Im Alter von zwei Wochen wichen die einzelnen Gruppen nicht signifikant vom Durchschnitt ab. Im Alter von 10 Wochen wichen dagegen sowohl die Gruppen auf herkömmlichem Spaltenboden als auch diejenige auf Stroh in allen drei Merkmalen signifikant vom Durchschnitt ab. Die Durchschnittswerte und die Abweichungen der einzelnen Gruppen vom Durchschnitt sind in Tabelle 6 dargestellt.

Tabelle 6: Dorsalwandwinkel, Klauenhornwachstum und –abrieb sowie deren Abweichung vom Mittelwert von 10 Wochen alten Kälbern der Rassen DSB, DRB und HF, welche entweder auf Stroh, Spaltenboden oder Gummi aufgestallt waren (nach POUGIN u.

SCHLICHTING 1983)

Aufstallung Anzahl Dorsalwandwinkel Klauenhornwachstum cm/10 Wochen

Klauenhornabrieb cm/10 Wochen

Vgldm. Hgldm. Vgldm. Hgldm. Vgldm. Hgldm.

Stroh 28 -2,52* -3,68** -0,22** -0,21** -0,16** -0,20**

Spaltenboden 15 1,09 3,11** 0,17** 0,23** 0,19** 0,33**

Gummi 15 1,43* 0,57 0,05 -0,02 -0,03 -0,13**

Mittelwert 58 52,02 55,61 1,56 1,49 0,55 0,51

* : p<0,05; ** : p<0,01

(37)

Die Abweichung vom Mittelwert war für die Hintergliedmaßen i. d. R. größer als für die Vordergliedmaßen, besonders deutlich war diese Beobachtung für den Dorsalwandwinkel.

Bei den auf Stroh gehaltenen Tieren wuchs das Klauenhorn weniger und der Abrieb war geringer als der Mittelwert. In der herkömmlichen Spaltenbodenhaltung lagen die Werte über dem Mittelwert. Der Dorsalwandwinkel war bei den auf Stroh gehaltenen Tieren kleiner und bei der Haltung auf Spaltenboden größer als der Mittelwert.

Die Werte zeigten deutlich, dass das Wachstum größer war als der Abrieb und dass die Raten an den Vordergliedmaßen größer waren als an den Hintergliedmaßen. Nicht aufgeführt, aber erhoben, wurden Messwerte für den Hornzuwachs und -abrieb an einer weiter kaudal gelegenen Lokalisation an der Seitenwand der Klaue. Diese wiesen ein größeres Wachstum und auch einen größeren Abrieb auf als an der Dorsalwand. Die Dorsalwandwinkel im Alter von zwei Wochen lagen für die Vordergliedmaße bei 57,3° und für die Hintergliedmaße bei 58,5°. Sie waren einander somit ähnlicher und beide größer als im Alter von 10 Wochen (52,0° und 55,6°). Die Winkel der Hinterklauen waren jeweils größer als die der Vorderklauen.

In einer Studie von PRENTICE (1973) wurden die Wachstums- und Abriebsraten von drei Altersgruppen bei Ayrshire Rindern für die Dauer eines Jahres erfasst. In die Untersuchungen gingen drei Kälber mit einem Anfangsalter von elf Wochen, vier Tiere mit acht Monaten und vier erwachsene Kühe im Alter von vier Jahren ein. Wachstum und Abrieb wurden an drei Lokalisationen gemessen: an der Dorsalwand, mittig an der Seitenwand und im kaudalen Bereich der Seitenwand. Bei allen Tieren war das Wachstum in den kaudalen Bereichen der Seitenwand um bis zu 40 % größer als an der Dorsalwand. Es zeigte sich, dass der Gruppendurchschnitt der Wachstumsraten mit zunehmendem Alter der Gruppen geringer wurde. Der Abrieb hingegen nahm von den Kälbern zu den Jährlingen zu und zu den Erwachsenen hin wieder ab, blieb jedoch oberhalb der Werte der Kälber. Da alle drei Kälber mit Lungenwürmern infiziert waren, könnten dadurch die Wachstumsraten während des Erkrankungszeitraumes beeinträchtigt worden sein.

(38)

SÜSS (1987) verglich an 122 männlichen Kälbern der Rasse Deutsches Fleckvieh die Haltung auf herkömmlichen Betonspaltenböden mit der auf gummiummantelten Spaltenrosten.

Prüfungskriterien waren die Wachstums- und Abriebsdaten des Klauenhorns, Tageszunahme der Tiere und ein Wahlversuch, bei dem die Tiere zwischen den beiden Bodenbelägen frei wählen konnten.

Die täglichen Zunahmen waren bei den Tieren auf den gummierten Belägen höher. Die Bereiche mit den gummiummantelten Spaltenrosten wurden von den Tieren bevorzugt aufgesucht und die Sohlenfläche blieb unverletzt, wohingegen auf den Betonböden die Sohlen schnell Zerklüftungen aufwiesen und somit Eintrittspforten für Keime geschaffen wurden.

Unterschiede beim Wachstum und Abrieb waren in beiden Haltungssystemen zwischen den jeweiligen Innen- und Außenklauen gering, aber zwischen Vorder- und Hintergliedmaßen deutlich. An den Hintergliedmaßen waren sowohl das Wachstum als auch der Abrieb deutlich höher. Auf den gummierten Böden ergab die mittlere Differenz aus Zuwachs und Abrieb der Innen- und Außenklauen der Vorder- und Hintergliedmaßen nach 63 Tagen einen positiven Wert von durchschnittlich 4,0 mm im Gegensatz zu einer mittleren negativen Differenz von -5,5 mm bei Haltung auf Betonböden. Die größten Differenzen wurden an der Innenklaue der Hintergliedmaße gefunden und betrugen auf den gummierten Böden 4,8 mm und auf herkömmlichem Betonboden -8,0 mm. SÜSS (1987) betonte, dass bei dauerhafter Aufstallung auf dem gummierten Boden die Längenzuwächse an den Klauen zu groß werden und es zur Stallklauenbildung kommen kann. Als Fazit dieser Untersuchung wurde eine Aufteilung von 3:2 von Beton- zu Gummispalten für die Kälbermast empfohlen.

GRUNER (1971) erhielt bei Mastbullen in unterschiedlichen Haltungsformen Wachstumswerte von durchschnittlich 5 mm/Monat. Der Abrieb war bei der Haltung in Laufstall- oder Anbindehaltung auf Stahl-T-Profilen größer als auf Polyäthylen-Spaltenböden und Gitterrosten. Der größere Abrieb hatte bei den Mastbullen einen stumpferen Vorderwand- winkel zur Folge.

PRIETZ (1985) beschrieb ein Wachstum von 7 mm im Monat bei Kälbern und leistungsbedingt differierende Raten bei Kühen von durchschnittlich 3,3 mm bei hoher Milchleistung und 5,1 mm bei mittlerer Leistung.

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An einer Gruppe von 12 DSR Milchkühen wurden während der Trächtigkeit wechselnde Klauenhornwachstums- und Abriebsdaten ermittelt (SCHMIDT 1974). Im Durchschnitt betrug das monatliche Wachstum im ersten Trächtigkeitsdrittel 3,5 mm, im zweiten 3,4 mm und im dritten 4,8 mm. Entsprechende Abriebsraten waren 3,6 mm, 2,8 mm und 3,7 mm. Auch bei DIETZ und PRIETZ (1981) wurde ein Nachlassen der Hornproduktion im zweiten Drittel der Trächtigkeit beschrieben.

2.5.1 Einfluss von Rasse und Klauenhornpigmentierung auf Klauenmerkmale

Einige Rinderrassen werden im Rasseprofil ihres gesunden Fundamentes wegen besonders hervorgehoben. So wird beispielsweise bei den Rassen Angler, Harzer Rotvieh oder Jersey das im Vergleich zu anderen Rassen härtere Klauenhorn betont (SAMBRAUS 2001). Die Härte des Klauenhornes weist beim Deutschen Fleckvieh eine mittlere Heritabilität auf (SCHNEIDER

1980; DISTL et al. 1982). Es hält sich bei Tierzüchtern die Vorstellung vergangener Generationen, dass dunkel pigmentierte Klauen härter und somit widerstandsfähiger seien als helle Klauen, jedoch ohne, dass dies bislang eindeutig durch Studien belegt wäre

FÜRST (1992) untersuchte die Verteilung des Pigments im Klauenhorn von Deutschen Braunviehkühen. Im Zytoplasma der Epidermiszellen eingelagerte Pigmentgranula lassen das Horn dunkel erscheinen. Die einzelnen Segmente weisen einen unterschiedlich großen Gehalt an Pigment auf, so dass auch das Horn sowohl sehr dunkel als auch fast weiß erscheinen kann. Die Pigmentgranula wird in spezialisierten Zellen des Stratum basale produziert. Die Pigmentgranula liegt im Stratum spinosum als haufenförmige Ansammlung und im Stratum corneum über das gesamte Zytoplasma verteilt vor.

NITSCHE (1974) führte einen geringfügig höheren Abrieb bei Kälbern der Rasse Deutsche Schwarzbunte im Gegensatz zu Jerseykälbern sowohl auf den histologischen Feinbau als auch auf die mangelnde Pigmentierung zurück. Dies deckte sich mit den Aussagen von WALZ

(1979), der ebenfalls Unterschiede im histologischen Feinbau, hier bei Bullen der Rassen Deutsches Fleckvieh und Deutsches Braunvieh, feststellte. Das Braunvieh hatte einen kleineren Hornröhrchendurchmesser und konnte dadurch weniger Wasser speichern. Dieses in

(40)

den Hornröhrchen gespeicherte Wasser beeinflusste die Abriebsfestigkeit negativ. Ein größerer Hornröhrendurchmesser wie beim Fleckvieh ist nach Untersuchungen von PRENTICE

(1973) und PFLUG et al. (1979) Ausdruck eines größeren Hornwachstums und aufgrund einer geringeren Widerstandfähigkeit Ursache eines größeren Abriebs.

PFLUG et al. (1979) stellten in Abriebsversuchen keinerlei Unterschiede zwischen pigmentiertem und unpigmentiertem Horn fest. Sie betonten, dass der histologische Aufbau und der Feuchtigkeitsgehalt einen viel größeren Einfluss auf den Abrieb hatten.

WALZ (1979) fand eine Ausdehnung der Pigmentschicht an der Kronepidermis beim Braunvieh von 3,5-5 mm. Die Klauen des Fleckviehs waren unpigmentiert. Diese Pigmentschicht sollte nach Untersuchungen von SASSEN (1938) am Pferdehuf und von CAMARA und GRAVERT (1971) an Rinderklauen von Kälbern, Färsen und Kühen der Rassen Schwarzbunt, Rotbunt und Angler ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf den Wassergehalt und somit auf die Verstärkung der Abriebsfestigkeit des Klauenhornes haben.

Des Weiteren berichtete WALZ (1979) von histologischen Unterschieden zwischen Vorder- und Hintergliedmaße. Die Vorderextremitäten besaßen signifikant kleinere Hornröhrchen- durchmesser und Querschnittsflächen sowie einen signifikant größeren Zwischenhorn- epithelanteil.

DIETZ und PRIETZ (1981) waren der Ansicht, dass eine gute Qualität des Klauenhornes entscheidend von seiner Mikroarchitektur beeinflusst wurde. Der maßgebliche Einfluss dabei soll von der Anzahl der Hornröhrchen ausgehen. Die Widerstandsfähigkeit von Klauenhorn an den verschiedenen Segmenten der Klauen wurde mit histologischen Merkmalen verglichen und stieg mit einer hohen Anzahl der Hornröhrchen je Flächeneinheit, mit der Dicke der Hornröhrchenrinde, einem kleinen Röhrchenmarkraum und einer dunklen Pigmentierung des Hornes an. Diese Ergebnisse wurden auf die Klauen unterschiedlicher Rinderrassen übertragen. Bereits DIETZ und KOCH (1972) betonten, dass sich in den von ihnen durchgeführten Abriebsversuchen das stärker pigmentierte Horn der Klauen des Harzer Rindes als widerstandfähiger erwies als wenig pigmentiertes Horn von Deutschen Schwarzbunten Kühen.

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