Von links nach rechts: Ministerialrat Helmut Voigtländer, Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit; Dr. Ulrich Oesingmann, Erster Vorsitzender der KBV, Renate Hess, Bundesärztekammer; Ryzard Rojek, Erster Sekretär der polnischen Bot- schaft; Dr. Andrzej Kosiniak-Kamysz, Mini- ster für Gesundheitswesen und Sozialfürsor- ge; Prof. Dr. Henryk Gaertner, Medizinische Akademie Krakau; Prof. Dr. Tadeusz Chruj- ciel, Präsident der polnischen Obersten Ärz- tekammer; Prof. Dr. Gustav Osterwald, Vize- präsident der BÄK Foto: Fraß
Ärzte und Gesundheitspolitiker zu Informationsveranstaltungen in der
DDR einzuladen. EB
GKV-Plastikkarte später?
Die für den 1. Januar 1992 ge- plante allgemeine Einführung der Krankenversicherungskarte (Plastik- kartenausweis) gemäß § 291 Sozial- gesetzbuch V (SGBV) ist inzwischen fraglich geworden; man rechnet al- lenfalls mit einer schrittweisen regio- nalen Einführung. Zur Zeit gibt es noch erhebliche technische Schwie- rigkeiten, vor allem bei den Lesege- räten, um — wie vorgesehen — zu- nächst die beiden Modellversuche rechtzeitig zum 1. Januar 1991 in den Regionen Rendsburg/Eckernförde, im Raum Dortmund und im Main- Taunus-Kreis (einschließlich der Stadt Wiesbaden) starten zu können.
Wie der Stellvertretende Vorsitzen- de der Kassenärztlichen Bundesver- einigung (KBV), Dr. med. Otfrid P.
Schaefer, vor der Presse in Köln er- DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
KURZBERICHTE
Engere Zusammenarbeit auch mit Polen
Ihren Aufenthalt in der Bundes- republik Deutschland nutzten der polnische Minister für Gesund- heitswesen und Sozialfürsorge, Dr.
Andrzej Kosiniak-Kamysz, und Mit- glieder einer polnischen Delegation zu einem Abstecher nach Köln. Sie besuchten die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bun- desvereinigung (KBV), um sich über deren Arbeit und insbesondere über das System der ärztlichen Versor- gung sowie über die Weiter- und Fortbildung zu informieren.
Beide Seiten äußerten den Wunsch, über die auch in der Ver- gangenheit gepflegten medizinisch- wissenschaftlichen Kontakte zwi- schen Ärzten und Wissenschaftlern beider Länder hinaus die gegenseiti- ge Information und den Erfahrungs- austausch auf dem Gebiet des Ge- sundheitswesens und der Aufgaben der Ärztekammern sowie der Kas- senärztlichen Vereinigungen zu ver- tiefen.
Es wurde vereinbart, über einen Austausch von aktuellen Informatio- nen — etwa durch die Gazeta Lecars- ka und das Deutsche Ärzteblatt — über die ärztliche Versorgung (zum Beispiel Erfassung von Arzneimittel- nebenwirkungen), die aktuelle Ge- sundheitspolitik sowie die medizini- schen Entwicklungen (zum Beispiel Organtransplantation) hinaus, die gegenseitigen Informationsbesuche fortzusetzen. Auch der Austausch von Referenten bei wissenschaftli- chen Tagungen und Fortbildungsver- anstaltungen soll gefördert werden.
Die regionalen Organisationen von Kammern und Kassenärztlichen Vereinigungen sollen in diesen Mei- nungs- und Erfahrungsaustausch einbezogen werden.
Mit großem Interesse sind die Fragen im Zusammenhang mit der Angleichung der unterschiedlichen, Versorgungssysteme in der Bundes- republik und der derzeitigen DDR.
zur Kenntnis genommen worden. In- formationen über die Angleichungs- schritte wurden von deutscher Seite zugesagt. Außerdem wurde verein- bart, auch interessierte polnische
klärte, werden die Pilotversuche wahrscheinlich erst zum 1. April oder am 1. Juli beginnen können. — Zur Zeit sind zwei Gerätehersteller mit Lesegeräten auf dem Markt, die zum größten Teil den Anforderun- gen des Modellversuches entspre- chen, aber immer noch Mängel auf- weisen (zum Beispiel bei der Codie- rung des Magnetstreifens). Differen- zen zwischen den Krankenkassen und der Kassenärzteschaft gibt es auch noch im Hinblick auf die Neu- gestaltung der maschinenlesbaren Formulare. So fordern die Betriebs- krankenkassen, daß Rezeptblätter quer eingelesen werden. Anderen- falls müßten die Kassen ihre EDV teuer umrüsten. Regelungsbedarf gibt es bei den Abrechnungs- und Uberweisungsscheinen (insbesonde- re beim Ausweis einer Unfallbe- handlung, für die die Berufsgenos- senschaft leistungspflichtig sind).
Die KBV rechnet mit erhebli- chen logistischen Problemen, da rechtzeitig vor Beginn des routine- mäßigen Einsatzes der Versicherten- karte im vereinten Deutschland rund 70 Millionen Karten an die Versi- cherten ausgegeben werden müssen.
In den Abkommen mit den Kran- kenkassen (noch nicht unterzeichnet) ist vorgesehen, daß die Umdruckerko- sten von den Krankenkassen getragen werden. Während der Testphase ha- ben die zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen Vorkehrungen getrof- fen (und entsprechend finanzielle Mittel bereitgestellt), um den Modell- versuch auswertend und statistisch zu
„begleiten".
Diese Aufgaben sollen das Wis- senschaftliche Institut der Ortskran- kenkassen (WIdO), Bonn, und das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Köln, gemeinsam übernehmen. Umfangreiche Statisti- ken in den Modell- und Vergleichsre- gionen sollen das Inanspruchnahme- verhalten der Versicherten und deren Familienmitglieder kontrollieren. Es soll ermittelt werden, ob einevermehr- te Mehrfachinanspruchnahme von Kassenärzten während ein- und des- selben Quartals nach Einführung der Versichertenkarte ausgelöst wurde und damit die Ausgaben der Kranken- kassen allein „nachfragerbedingt" er- höht wurden. HC Dt. Ärztebl. 87, Heft 39, 27. September 1990 (25) A-2873