• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Tabakindustrie: Auf diese Ethik pfeife ich" (01.06.2007)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Tabakindustrie: Auf diese Ethik pfeife ich" (01.06.2007)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 22⏐⏐1. Juni 2007 A1575

B R I E F E

KLINIKÄRZTE

Bei der Umsetzung der Tarifverträge gibt es Ärger wegen des Geldes (DÄ 13/2007:

„Streit um Einstu- fung von Oberärztin- nen und -ärzten:

Die ersten Klagen sind eingereicht“ von Sabine Rieser).

Juristische Fortbildung dringend erforderlich

Als vor einigen Jahren die Bezah- lung endoskopisch tätiger Hausärzte mit fadenscheiniger Begründung eingestellt wurde, gab es keine größeren Proteste. Zwar durften diese Ärzte auch weiterhin endosko- pieren, nur bezahlt wurden sie dafür nicht mehr. Wer aber glaubte, dies handle sich um bedauerliche Einzel- fälle, der sieht sich jetzt getäuscht.

Heutzutage dürfen langjährige Oberärzte an den Kliniken ebenso weiterhin ihren Titel führen und die damit verbundene Mehrarbeit ver- richten, nur eingestuft werden sie plötzlich vom Klinikvorstand als Fachärzte. Die Gehaltseinbuße ist gewaltig, rund 1 185 Euro weniger im Monat. Man versucht wieder einmal, sich die im vorigen Jahr mit Streiks durchgesetzten Gehaltser- höhungen von den Ärzten selbst finanzieren zu lassen. Aber nicht nur die Oberärzte fühlen sich um ihr erstreiktes Recht geprellt, auch normale Assistenzärzte werden an der Nase herumgeführt. So werden Fachärzte als bloße Assistenzärzte eingestuft, und auch die 18 Monate, die bis zum Jahr 2004 als „Arzt im Praktikum“ abgeleistet werden mussten, werden von fast keiner

Uniklinik bei der Ermittlung des Ta- riflohns angerechnet, das ist ein mo- natlicher Einkommensverlust von 570 Euro. Anstatt erneut die Arbeit niederzulegen, werden wieder einmal die Gerichte bemüht, um die Ge- setzmäßigkeit der spitzfindigen Auslegung von Arbeitsverträgen durch die Arbeitgeber auszuloten.

Das bedeutet für die Betroffenen im günstigsten Fall einen jahrelangen Einkommensverlust. Der Gang durch die Instanzen der Gerichte dürfte beschwerlich sein . . . Eine zertifizierte betriebswirtschaftliche und juristische Fortbildung für Ärzte wäre sicherlich segensreicher als die bisher geübte Qualitäts- sicherung.

Dr. med. Udo Fuchs,Steenwisch 105, 22527 Hamburg

TABAKINDUSTRIE

Die Tabakindustrie versucht, systema- tisch Einfluss auf die Forschung zu neh- men (DÄ 12/2007:

„Tabakindustrie und Ärzte: ,Vom Teufel bezahlt . . .“‘ von Dr. med. Thilo Grüning und Dr. med. Nicolas Schönfeld).

Auf diese Ethik pfeife ich

Die Gesundheitsreform ist durch, die KBV hat es überlebt, und schon wird wieder kräftig mit der Ethikkeule im

„Deutschen Ärzteblatt“ geschwun- gen. Letzte Woche waren es die scheußlichen Kollegen, die Privat- patienten bei der Terminvergabe bevorzugen, diese Woche sind es die ärztlichen Wissenschaftler, die sich mit der Tabakindustrie einlassen . . .

Auf welche Ethik berufen Sie sich eigentlich? Ist es das Christentum, die Scharia, das marxistische Mani- fest, der deutsche Humanismus oder der kategorische Imperativ nach Kant? Oder ist es schlicht die Ethik, die Ärzte zum Schweigen und un- bezahlter Arbeit zwingt? Milliarden an Tabaksteuer werden nicht dem Gesundheitssystem zugeführt. Das Finanzministerium verdient am legalen Drogenhandel, und die KBV schweigt. Sorry, auf diese Ethik pfeife ich.

Dr. med. Pompilio Torremante,Marktplatz 29, 88416 Ochsenhausen

Die Fakten sind bekannt

Aus den dargestellten Methoden und Intentionen ergibt sich meines Erachtens nach die zwingende Pflicht für die Ärzteschaft, weltweit – sowohl als Individuum als auch als Berufsstand – ihr Verhältnis zur 1. pharmazeutischen, 2. medizin- technischen und 3. Lebensmittel- industrie zu überprüfen, da die Unterschiede in der Vorgehensweise im Vergleich mit der Tabakindustrie nur graduell – wenn überhaupt – sind. Dass Sponsorship mit der Pro- duktion entsprechender Ergebnisse einhergeht, ist bekannt. Es ist sogar zu befürchten, dass die Verstrickun- gen und Abhängigkeiten sehr viel komplexer und vielfältiger sind und die medizinischen Fachgesellschaf- ten, Expertengremien, Forschungs- einrichtungen und Publikationsor- gane einschließen. Die in letzter Zeit publik gewordenen Fälle (z. B.

Celecoxib, Rofecoxib, Gabapentin, Aprotinin, Drotrecogin alfa, Anti- psychotika, Antidepressiva) werfen ein entsprechendes Licht auf das Gebaren vieler Beteiligter. Insofern überraschen direkte Zahlungen der

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns zudem Kürzungen vorbehalten. Die Chance zur Veröffentlichung ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

(2)

A1576 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 22⏐⏐1. Juni 2007

B R I E F E

Industrie an niedergelassene Ärzte schon kaum mehr. Die Fakten sind bekannt, aber die notwendigen Konsequenzen?

Literatur beim Verfasser

Dr. med. Manfred Gogol,Klinik für Geriatrie, Krankenhaus Lindenbrunn, Lindenbrunn 1, 31863 Coppenbrügge

Wachsamkeit auch in anderen Bereichen

Mit Interesse habe ich den oben ge- nannten Artikel gelesen und mich bei der Lektüre desselben gefragt, in welchen anderen Forschungsberei- chen die dargelegten Strategien Un- terdrückung, Verdünnung, Ablen- kung, Verheimlichung und Manipu- lation von Forschungergebnissen ebenso verfolgt werden und mögli- cherweise auch – zumindest tem- porär – aufgehen. Werden wir bei- spielsweise in einigen Jahren zum Thema „Mobilfunk“ lesen können, dass die als eingetragener Verein ge- gründete „Forschungsgemeinschaft Funk“, die namhafte Mobilfunknetz- betreiber ihre Mitglieder nennt, mit den Strategien Verdünnung und Ab- lenkung dazu beigetragen hat, die potenzielle (und im Vergleich zum Tabakkonsum vermutlich aber auch als weniger schwerwiegend einzu- stufende) Gesundheitsgefährdung durch Mobilfunk zu bagatellisieren?

Den Autoren jedenfalls gebührt Dank für die Darlegung von Mecha- nismen, die möglicherweise auch in anderen Industriezweigen wirksam sind. Sie mahnen so auch zu Wach- samkeit in anderen Bereichen.

Dr. med. Christian R. Fraitzl,Hermannstraße 15, 89077 Ulm

Eine Schande

Ausführlich und – wohl leider – zu- treffend beschreiben Sie die Metho- den der Tabakindustrie, medizinische Forschung zu beeinflussen und zu funktionalisieren. Natürlich hätte ich gerne im DÄ die Namen der „renom- mierten Ärzte“, die sich durch die Annahme von Tabakgeldern von der Zigarettenindustrie korrumpieren ließen, gelesen. Dies wäre meines Erachtens ein deutliches öffentliches Zeichen dafür gewesen, dass der Be- rufsstand der Ärzte eine gewisse Fähigkeit zur Selbstreinigung des ei- genen Hauses hat. Warum nicht Ross

und Reiter benennen? Der gesamte Bereich der industriegesponserten sogenannten Drittmittelforschung ist ja einer demokratischen Kontrolle völlig entzogen. Wer was beforscht, wird von mächtigen Lobbygruppen entschieden. Und als Krönung dieses antidemokratischen Wissenschafts- betriebs ist die Höhe der „eingewor- benen Drittmittel“ ein wichtiges Kri- terium bei der Berufung von Univer- sitätsprofessoren. Je industriefreund- licher die Selbstpräsentation, desto höher die Sponsorengelder und desto besser für die Karriere. Eigentlich ei- ne Schande.

Dr. Wolfgang Mache,Grasser Weg 25, 93051 Regensburg

VERTRAGSARZTRECHT

Seit Beginn des Jahres dürfen Kassenärzte Filialen eröffnen und Kolle- gen in größerem Umfang anstellen (DÄ 10/2007:

„Vertragsarztrechtsänderungsgesetz:

Neue Freiheiten mit Einschränkungen“

von Josef Maus und Sunna Gieseke).

Nur ein Köder

Welch ein Wortungetüm in sich, das Werk selbst ohne wirklichen Inhalt und Sinn. Man versucht, der nieder- gelassenen Ärzteschaft etwas zu ver- kaufen und ködert uns, indes der Kö- der sich beim näheren Hinschauen als etwas erweist wie ein Brötchen einer modernen Großbäckerei: Viel Luft um wenig bis gar nix! Was bitte nutzt uns die so angepriesene Libera- lität und Flexibilität in Zeiten von Bonus/Malus, Richtgrößenprüfung und permanenter wirtschaftlicher Existenzbedrohung? Gründung einer Zweigpraxis oder Anstellen eines Kollegen bei bestehendem Punkt- zahlgrenzvolumen, Fallzahlzu- wachsbegrenzungen, tolerierten Arztfallzahlen und Mengenbegren- zungen? Wozu? Interessant wäre die Anstellung von Kollegen nur in offe- nen Planungsbereichen ohne Zulas- sungsbeschränkungen. Diese sind, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt in Baden-Württemberg, so gut wie

nicht vorhanden. Aber garantiert wird dies in Zukunft anders ausse- hen. Nämlich dann, wenn Politik und Kassenärztliche Vereinigungen die wirklichen Anliegen, Sorgen, Nöte und Probleme von uns Niedergelas- senen weiterhin so konsequent igno- rieren. Das wäre dann vielleicht für noch mehr Kollegen ein Grund, sich intensiv um eine Fremdsprache zu kümmern, und die jämmerliche Si- tuation im eigenen Land hinter sich zu lassen.

Albrecht Weisser,Hauptstraße 37, 77704 Oberkirch

Berichtigung

Der oben genannte Beitrag zum Vertragsarztrechtsänderungsgesetz war sehr gut zusammengestellt.

Leider ist den Autoren dabei ein Fehler unterlaufen. Ein Arzt kann ab 1. Januar 2007 auch nach Vollen- dung des 55. Lebensjahres als Ver- tragsarzt zugelassen werden. Dies gilt nicht nur für unterversorgte Gebiete. § 25 der Zulassungs- verordnung, der dieses 55er-Alters- limit vorgegeben hat, ist gestrichen worden. Die 68er-Regelung gilt, wie im Artikel richtig dargestellt, ab 1. Januar 2007 nicht mehr in unterversorgten Bereichen.

Gangolf Pickel,Kreuzstraße 15 a, 55270 Zornheim Anmerkung der Redaktion: Der Hinweis ist völlig richtig. Leider ist uns in der Berichterstattung ein Fehler unterlaufen. Eine Niederlassung ist jetzt generell auch nach der Vollendung des 55. Le- bensjahres möglich – unabhängig davon, ob ein Planungsbereich unterversorgt ist.

UNIVERSITÄTSKLINIKUM

Ein Jahr nach der Privatisierung zie- hen Politik und Be- treiber eine positive Zwischenbilanz (DÄ 9/2007: „Univer- sitätsklinikum Gießen und Marburg: Ein neuer Geist hält Einzug“ von Jens Flintrop).

Patienten ausgegrenzt

Herr Flintrop berichtet unter ande- rem, in den Ambulanzen der Univer- sitätskliniken Gießen und Marburg dürften bestimmte Fallzahlbudgets nicht überschritten werden. Dem-

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

August 2021 – Die aktuellen Zahlen des RKI machen deutlich, dass es aktuell vorwiegend jüngere und nicht geimpfte Personen sind, die sich infizieren und dann auch im

Ich bin wirk- lich gerne PTA und Apotheke- rin, aber wäre ich heute Schul- abgänger und würde lesen, dass alle 38 Stunden eine Apotheke in Deutschland schließt, würde ich

Dagegen gibt es das Phänomen des plötzlichen Weiß- oder Grauwerdens über Nacht in der Realität nicht: Da Haare keine lebenden Zellen enthal- ten, können sie auch nicht auf

Die Kosten für die Behandlung nach §§ 4/6 AsylbLG in den ersten vier Jahren sind in Bremen nicht höher als die Kosten der Krankenbehandlung für den Personenkreis des § 2 AsylbLG..

Im Jahre 2016 wird der Bund einen weiteren Betrag in Höhe von 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen, sofern die Belastung der Länder und Kommunen im bisherigen

5 AufenthG, die auf den für die Leistungsbehörden in keiner Weise feststellbaren Zeitpunkt der Aussetzung der Abschiebung (wohl die erstmalige Duldungsertei- lung)

Soweit nach Schuljahresbeginn eine Aufnahme eines Schülers erfolgt, reduziert sich die Jahresgebühr nicht

Auf der Internetseite www.or- ganspende-info.de heißt es: „Die positive Einstellung zum Thema Organ- und Gewebespende ist in Deutschland derzeit mit 84 Pro- zent so hoch wie