NACHRICHTEN
Pharma-Image positiv
Die pharmazeutische Industrie ist mit dem Bild, das sich die Bevöl- kerung von ihr macht, zufrieden.
Wo dies noch nicht der Fall ist, betreiben sie sanfte Medienschel- te. In einer 2000 Personen umfas- senden Repräsentativbefragung im Auftrag des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Frankfurt, halten 70 Prozent der Befragten die Arzneimittelher- steller für „gut" beziehungsweise
„ausgezeichnet". 80 oder mehr von jeweils 100 Befragten gaben an, die Industrie betreibe viel For- schung und sei auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und Tech- nik, und sie sei von internationaler Bedeutung.
Der Hälfte der Befragten fällt dazu ferner ein, die Industrie mache zu- viel Werbung, aber nur 15 Prozent meinten, sie sei nur auf Gewinn aus. Die gleiche Anzahl fordert stärkere Kontrollen durch den Staat, wohingegen nach Ansicht von 53 Prozent der Befragten die Hersteller die Verantwortung für Arzneimittel tragen sollten.
In einem weiteren Teil der Unter- suchung wird die Häufigkeit der Medikamenteneinnahme eruiert.
Immerhin nehmen 17 Prozent täg- lich irgendwelche Präparate zu sich, was nach Ansicht des Ver- bandes auf die wachsende Bedeu- tung chronischer Krankheiten zu- rückzuführen sei. Immerhin be- hauptete fast jeder zweite Befrag- te, selten oder nie zur Tablette zu greifen. Knapp 60 Prozent der ver- wendeten Mittel werden vom Arzt verschrieben; mehr oder weniger ausgeprägte Selbstmedikation be- treiben lediglich 15 Prozent. Fast 75 Prozent der Arzneimittelkonsu- menten geben an, daß sie sich bei der Einnahme stets an die Anwei- sungen des Arztes halten. Ein wei- teres Viertel der Patienten setzt die Mittel ab, wenn es keine Schmerzen mehr verspürt. Negati- ve Erfahrungen („das Medikament hat nicht geholfen") oder Unver- träglichkeit („habe das Mittel nicht
vertragen") gestanden 8 bezie- hungsweise 15 Prozent als Grund für die Nichteinnahme ein, wäh- rend 18 Prozent Angst vor Neben- wirkungen erwähnten.
Zwei Drittel der Befragten äußer- ten überdies, es würden zu viele Präparate angeboten, nur ein Drit- tel hielt die Zahl der auf dem deut- schen Markt angebotenen Medi- kamente „für gerade richtig". HC
Forschungsprojekt zur psychiatrischen Versorgung
Der Verbesserung der psychiatri- schen und psychotherapeutischen Versorgung soll ein Forschungs- projekt dienen, das das Münche- ner Max-Planck-Institut für Psych- iatrie durchführt und das von der Robert-Bosch-Stiftung finanziert wird.
Eine Studie soll zunächst Auf- schluß über die Lebenssituation und den Lebensverlauf ehemali- ger stationär behandelter Patien- ten geben. Die Klärung dieser Fra- gen dient dem weitergehenden Ziel, die Voraussetzungen für die medizinisch richtige und ökono- misch vertretbare Versorgung psychiatrisch Erkrankter zu schaf- fen. Das Projekt soll
> Erkenntnisse liefern über die längerfristige Wirkung bestimmter Behandlungsmaßnahmen auch in ihren psychischen und sozialen Konsequenzen;
> Daten liefern, die der Ermitt- lung des voraussichtlichen Be- darfs an psychiatrischen und psy- chotherapeutischen Versorgungs- einrichtungen dienen;
> Anhaltspunkte über spezifi- sche Risikofaktoren im sozialen, psychologischen und medizini- schen Bereich ergeben, die sich entweder vorbeugend oder positiv auf die Heilung Erkrankter auswir- ken können.
Ergebnisse der Forschungsstudie sollen bereits 1982 vorliegen. WZ
BRIEFMARKEN
Sonderbriefmarke würdigt den „heiligen Doktor von Moskau"
Am 14. August 1980 gibt die Deut- sche Bundespost ein Sonder- Postwertzeichen (zu 60 Pfennig) heraus, das dem in Bad Münsterei- fel geborenen Arzt und Philanthro- pen Dr. med. Friedrich Joseph Haass gewidmet ist.
Friedrich Haass wurde am 10. Au- gust 1780 in Münstereifel geboren.
Nach dem Medizinstudium in Jena und Wien betrieb er 1806 eine Pri- vatpraxis als Augenarzt in Mos- kau, wo er ein Jahr später Haupt- arzt am Paulspital wurde und schließlich zum Leibarzt des Zaren Alexander I. avancierte.
1827 ist er in das vom Zaren öf- fentlich eingesetzte Gefängnisko-
mitee für Moskau berufen worden.
Hier bot sich Friedrich Haass die Gelegenheit, den Ärmsten der Ar- men zu helfen, die als Gefangene in Ketten nach Sibirien marschie- ren mußten. Er erreichte es, daß die Schwachen und Krüppel von Fesseln befreit wurden. Dr. Haass nahm sich auch aufopfernd der Familien der Deportierten an.
Verarmt starb Dr. Haass am 16.
August 1853. In seiner Heimatstadt Bad Münstereifel erinnert eine Ge- denktafel am Geburtshaus an den
„heiligen Doktor von Moskau" — wie er im Volksmund genannt wur- de. Das Sonderpostwertzeichen zeigt eine helfend ausgestreckte Hand. DÄ/Foto: pid
1968 Heft 33 vom 14. August 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT