Unverbrauchte Arzneimittel:
Zu 88 Prozent verordnet
5164 unverbrauchte Medika- mente wurden im Lauf des Jahres 1988 von Kunden einer West-Berli- ner Apotheke zurückgebracht, dar- unter vor allem Analgetika, Anti- rheumatika, Magen-Darm-Mittel, Antitussiva, Dermatika und Psycho- pharmaka. Der Anteil der verschrei- bungspflichtigen Präparate an den Rückläufern lag bei 88 Prozent.
Über 65 Prozent der Packungen wa- ren noch halb voll oder gar nicht an- gebrochen.
Das ist das Ergebnis einer Stu- die von Elisabeth Bronder und An- dreas Klimpel vom Institut für Nie- ren- und Hochdruckforschung Berlin e.V., über die die Autoren in der Pharmazeutischen Zeitung Nummer 9, 1992 berichteten. In ihrer Unter- suchung werden erstmalig in Deutschland alle in eine Apotheke zurückgebrachten Arzneimittel ex- emplarisch ausgewertet. Der Origi- nalwert dieser Medikamente betrug etwa 100 000 DM, berechnet auf der Grundlage der Apothekenverkaufs-
preise von 1989. Da die Packungen im Durchschnitt noch zu 70 Prozent gefüllt waren, hatte der Restinhalt einen Wert von etwa 70 000 DM.
Nur zwölf Prozent der Arznei- mittel, die rezeptfrei sind, wurden nicht verbraucht und zurückge- bracht. Das deutet darauf hin, daß sie im Vergleich zu den ärztlich ver- ordneten wesentlich konsequenter eingenommen werden.
Um den hohen Rücklauf ver- schreibungspflichtiger Präparate zu ergründen, schlagen die Autoren der Studie vor, die Non-Compliance der Patienten und auch das Arzt-Patien- ten-Verhältnis zu betrachten. Die Menge der überhaupt nicht angebro- chenen Packungen beispielsweise, die bei 31 Prozent lag, verweise auf Ängste gegenüber der ärztlich ver- ordneten medikamentösen Thera- pie. Bronder und Klimpel führen dies darauf zurück, daß Fragen zur Therapie und zu möglichen Neben- wirkungen in der Arztpraxis häufig unbeantwortet bleiben. Werden Arz-
neimittel eigenständig gekauft, sind die Bedenken gegenüber uner- wünschten Nebenwirkungen offen- sichtlich von geringerer Bedeutung.
Die zu große Abpackung einzel- ner Medikamente könnte ebenfalls ein Grund für den hohen Restinhalt sein. Da die Autoren der Studie an- nehmen, daß nur ein Teil der insge- samt nicht verbrauchten Medika- mente zurückgebracht wird, wäre die erste Konsequenz, kleinere Packun- gen anzubieten. Um die Menge der nicht eingenommenen Arzneien zu verringern, müsse auch die Frage der therapeutischen Notwendigkeit jeder Verordnung gestellt werden. silk
HIV-Tests: Ergebnisse zweifach bestätigen
Falsch positive Ergebnisse bei HIV-Antikörperuntersuchungen ver- unsichern und belasten getestete Pa- tienten unnötig. Deshalb ist es wich- tig, daß Ärzte und Untersuchungsla- bors diese Tests sachgemäß durch- führen und besonders sorgfältig in- terpretieren. Dies betont das AIDS- Zentrum am Bundesgesundheitsamt, nachdem mehrere Personen dort nachgefragt hatten, als ihnen ein po- sitives HIV-ELISA-Ergebnis mitge- teilt worden war, das nicht durch weitere Bestätigungsuntersuchungen abgesichert worden war.
Meist werden als erster Schritt ELISA-Tests verwendet. Sie zeich- nen sich durch hohe Sensitivität aus.
In wenigen Fällen können allerdings auch falsch positive Ergebnisse vor- liegen: etwa bei Autoimmunerkran- kungen, anderen viralen oder auch parasitären Infektionen, mehrfachen
Schwangerschaften bei Frauen oder unspezifischen Reaktionen ohne er- kennbare Ursachen.
Fällt ein Suchtestergebnis posi- tiv aus, ist eine Abklärung durch me- thodisch aufwendigere Bestätigungs- tests wie Western Blot und Immun- fluoreszenz vorgesehen. Sie ermög- licht in aller Regel die Identifizie- rung falsch positiver Ergebnisse. Da jedoch nicht alle Laboratorien, die Suchtests durchführen, auch die auf- wendigeren Bestätigungstests vor- nehmen, kann es vorkommen, daß dem Arzt das noch nicht abgesicher- te reaktive ELISA-Ergebnis mitge- teilt wird. Gibt der behandelnde Arzt dem Patienten das positive Un- tersuchungsergebnis bekannt, ohne die Bestätigungstests abzuwarten, wird der Untersuchte häufig unnötig verunsichert und belastet. Wichtig ist daher, zur Untersuchung auf HIV-
Antikörper immer so viel Serum ein- zusenden, daß gegebenenfalls auch Bestätigungstests damit durchge- führt werden können.
Laboratorien, die selbst keine Bestätigungstests durchführen, soll- ten reaktive Proben automatisch an spezialisierte Labors zur notwendi- gen Abklärung weiterleiten. Führt auch der Bestätigungstest zu keiner eindeutigen Abklärung, kann die Untersuchung einer weiteren Blut- probe notwendig werden. Dies ist vor allem angezeigt, um eine in den letzten drei bis vier Monaten erwor- bene Infektion auszuschließen. An- amnestische Aussagen des Geteste- ten über den Zeitpunkt, an dem möglicherweise ein Infektionsrisiko bestand, können die Bewertung ei- nes Befundes erleichtern.
Um zukünftige Infektionsrisiken zu
vermeiden, wird eine testbeglei-
tende Beratung empfohlen. Sie soll auch das eigenverantwortliche Ver- halten der Patienten stärken. silk Dt. Ärztebl. 89, Heft 15, 10. April 1992 (27) A1-1307