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HIV: Aufruf zu mehr freiwilligen Tests

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ARS MEDICI 24 2007 T A G U N G S B E R I C H T

T H O M A S F E R B E R

Täglich stecken sich in der Schweiz durchschnittlich 2 Personen neu mit HIV an. Bis Jahresende werden sich seit 1985 rund 30 000 Personen mit HIV infiziert haben. Über 8000 Menschen sind hier- zulande an Aids verstorben. Doch dank den immer besser werdenden antiretro- viralen Therapien ist die Mortalität in den letzten Jahren kontinuierlich gesun- ken, sie liegt bei gutem Therapie- ansprechen heute unter 3 bis 4 Prozent.

Derartige Erfolgsmeldungen, warnen Experten, sollten aber nicht zu einer Unterschätzung des Leidens und der Ansteckungsgefahren führen. Obwohl HIV zu einer behandelbaren, chronischen Krankheit mutiert ist und die Betroffe- nen heute eine bessere Lebensqualität und eine längere Lebensperspektive haben, ist der Alltag oft beschwerlich.

Dies hat in erster Linie mit den Neben- wirkungen zu tun sowie der dauerhaften Beschäftigung mit der Therapie, bei der nie Tabletten ausgelassen werden dürfen, um den Behandlungserfolg nicht zu ge- fährden.

Bereits droht Ungemach von alters- und lebensstilbedingten Risikofaktoren, die

zusammen mit HIV und der spezifischen Therapie die Sterblichkeit zu erhöhen drohen. Laut Bernard Hirschel, Genf, der im Rahmen des EACS sprach, ist es dabei wichtig, zuerst an den Risikofaktoren Hypertonie und Rauchen zu arbeiten, bevor an den antiretroviralen Therapien Modifikationen vorgenommen werden, da Erstere einen stärkeren Effekt auf die Risikoreduktion haben als beispiels- weise das Weglassen eines Proteaseinhi- bitors.

Sozialpolitische Normalisierung in weiter Ferne

Obwohl 70 Prozent der HIV-Positiven heute arbeiten, mehrheitlich als Vollzeit- erwerbende, sind sie nach den Erfahrun- gen der Aids-Hilfe Schweiz immer noch sozial(politisch) benachteiligt. Dies äus- sert sich in den Anfragen bei der Rechts- beratung der Organisation, die, wie Harry Witzthum von der Aids-Hilfe be- richtet, vermehrt arbeitsrechtliche An- fragen – hauptsächlich versicherungs- rechtliche Probleme – zu beantworten hat. In vielen Fällen kommt es auch zu einer unfreiwilligen Offenlegung des HIV-Status und damit verbunden zu negativen Einflüssen bei der Bewerbung.

Solche ökonomische Diskriminierungen verursachen letztlich auch volkswirt- schaftlichen Schaden, denkt man bei- spielsweise an die notwendige Unter- stützung bei Arbeitslosigkeit.

Nur jeder Zweite weiss um seine Infektion

Jetzt, da die Lebenserwartung von Aids- kranken gestiegen ist, gehört es zu den vordringlichen Aufgaben, Infektio- nen früher zu erkennen. Laut epidemio- logischen Schätzungen leben in Europa etwa 2,5 Millionen Menschen, die mit HIV infiziert sind. In der Schweiz dürften es über 20 000 Personen sein. Aber nur rund die Hälfte der Betroffenen ist ge- mäss José Gatell, Präsident der EACS, über ihren Status informiert. Gatell for- derte dazu auf, HIV-Positive früher zu erfassen. Wie, erklärt Manuel Battegay, Mitautor der aktuellen Leitlinien der EACS, im nachfolgenden Interview (siehe Seite 1186) .

Viruslast senken

An der Konferenz gab es keinen Zweifel, dass nur eine dauerhafte virale Suppres- sion ein Widererstarken des Immun- systems erlaubt und letztlich HIV-asso- ziierte Erkrankungen sowie die Ent- wicklung von Resistenzen verhindert.

Maximale Resultate werden bei korrek- ter Einstellung mit bewährten antiretro- viralen Substanzen erzielt, aber auch mit neuen potenten Substanzen. Zuallererst muss die Viruslast unter 50 Kopien pro ml Plasma gedrückt werden. Als Rückgrat der Therapie gelten nach wie vor die Inhibitoren der reversen Transkriptase (NRTI), allen voran die von den verfüg- baren NRTI am besten verträglichen Doppelkombinationen von 3TC+ABC

HIV: Aufruf zu mehr freiwilligen Tests

Ein Bericht vom EACS-Jahreskongress in Madrid

Vom 24. bis 27. Oktober tagte in Madrid die Europäische Ge-

sellschaft für Aids-Behandlung (EACS). Mehr als 4000 Experten

aus 97 Ländern nahmen daran teil. Das Fazit: Den HIV-Positiven

ist es noch nie so gut gegangen, trotzdem beeinträchtigt die

Infektionskrankheit das Leben der Betroffenen immer noch

erheblich.

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H I V / A I D S : A U F R U F Z U M E H R F R E I W I L L I G E N T E S T S H I V / A I D S : A U F R U F Z U M E H R F R E I W I L L I G E N T E S T S

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sowie FTC+TDF. In beiden Fällen muss eine Pille pro Tag geschluckt werden (Pa- tienten, die beim HLA-B*5701-Screening positiv getestet werden, erhalten kein Abacavir; die Hypersensitivität fällt da- mit bei mit Abacavir Behandelten ge- mäss PREDICT unter 1%). Hinzu kommt dann entweder ein mit Ritonavir ver- stärkter Proteasehemmer oder ein Hem- mer der nicht reversen Transkriptase (NNRTI). Bei Letzteren bietet sich Efa- virenz an, das auch nur einmal täglich geschluckt werden muss. Gerade die tiefe Pillenzahl kann eine Gewähr für eine optimale Einnahmetreue bieten und dafür sorgen, dass die Viruslast perma- nent unter der Nachweisbarkeitsgrenze liegt. Wo dies nicht der Fall ist, soll zuerst die bestehende Therapie optimiert wer- den. Dies betrifft die Einnahme, die Ver- träglichkeit sowie die Harmonisierung mit anderen Therapien.

Bei Therapieversagen viele Optionen offen

Ein Wechsel der Therapie muss erfolgen, bevor die CD4-Werte wieder tief sind und bevor die Viruslast in astronomische Höhen anschwillt. Einzelne kleine Aus- reisser, sogenannte Blips, sind allerdings unerheblich. Es hat sich bewährt, bei Versagen klassischer Substanzen, sei es infolge von Nebenwirkungen, Wirkungs-

verlust oder metabolischen Veränderun- gen, gleich mindestens zwei Substanz- gruppen gegen neue wie beispielsweise Integrasehemmer und CCR-5-Inhibitoren auszutauschen. Hervorzuheben sind die Studien BENCHMARK 1 und 2 mit dem Integrasehemmer Raltegravir bei Patien- ten mit fortgeschrittener HIV-Infektion:

Nach 24 Wochen konnte die Viruslast bei Patienten, deren HIV gegen min- destens drei Substanzklassen resistent waren, unter 400 gedrückt werden.

Eine weitere erwähnenswerte Studie ist MOTIVATE-2 mit dem CCR-5-Inhibitor Maraviroc: Bei vorbehandelten Patien- ten konnte die Viruslast nach 48 Wochen bei 45 Prozent der Betroffenen unter 50 Kopien gesenkt werden.

Bei den neuen Proteasehemmern wie beispielsweise Darunavir® und Tiprana- vir® sticht die gegenüber konventionel- len Proteasehemmern geringere Resis- tenzrate hervor. Darunavir hat zudem eine gegenüber Lopinavir etwas verbes- serte Wirkung bei weniger Nebenwir- kungen wie beispielsweise Diarrhö und Nausea oder nebenwirkungsbedingten Therapieabbrüchen, wie die Studien ARTEMIS, POWER und TITAN belegen.

Hautausschläge treten hingegen etwas häufiger auf. Tipranavir hat sich zusam- men mit dem Fusionsinhibitor Enfu- virtid (Fuzeon®) in der Studie RESIST be-

währt. Die Daten nach 96 Wochen bele- gen, dass 70 Prozent derjenigen Patien- ten, die nach 16 Wochen eine Viruslast unter 400 aufwiesen, auch nach 96 Wo- chen noch unter 400 Kopien verblieben.

Bei den neuen NNRTI sticht hervor, dass es nicht bereits nach einer einzelnen Mu- tation zu Kreuzresistenzen und Behand- lungsversagen mit der ganzen Therapie- klasse kommt. Es braucht mehrere Mu- tationen, und es resultiert höchstens ein vermindertes virales Ansprechen. Die Daten der DUET-Studien zeigen, dass ehemals gegen NNRTI resistente Viren nun mit Erfolg mit neuen NNRTI wie TMC125 behandelt werden können.

Dr. med. Thomas Ferber Neustadt 40 8200 Schaffhausen Tel. 052-620 34 04 E-Mail: thomasferber@mail.ru

Hinweis:

Arbeiten zu den im Text erwähnten Studien können via Google im Internet eingesehen werden: Studienname sowie Substanzname eingeben. Eine weitere wichtige Informationsquelle für Interessierte ist www.hiv.ch/

Lesen Sie zum Thema auch das nachstehende Interview mit Prof. Manuel Battegay.

Interessenkonflikte: Der Autor wurde von den Firmen Pfizer und GSK unterstützt.

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