Aus Bund und Ländern
Menschenrechtspreis für inhaftierten nigerianischen Arzt
BERLIN/WEIMAR.
Ärztliche Behandlung und die sofortige Freilassung des inhaftierten nigerianischen Arztes und Menschenrecht- lers, Dr. Beko Ransome-Ku- ti, hat der Menschenrechtsbe- auftragte der Ärztekammer Berlin, Torsten Lucas, anläß- lich der Verleihung des Men- schenrechtspreises der Stadt Weimar an Kuti gefordert.
Wie die Ärztekammer Berlin mitteilt, ist der ehema- lige Generalsekretär des Ni- gerianischen Ärztebundes und Vorsitzende der Cam- paign for Democracy im Juli 1995 verhaftet und in einem geheimen Prozeß von einem Militärgericht verurteilt wor- den. Aufgrund weltweiter Proteste wurde die ursprüng- lich lebenslange Haftstrafe auf 15 Jahre verkürzt. Der Weltärztebund hat bereits 1995 die Inhaftierung Kutis kritisiert. Amnesty interna- tional bezeichnet den Arzt als gewaltlosen politischen Ge- fangenen und fordert seine sofortige Freilassung. Nach Angaben von Lucas ist Ran- some-Kuti mittlerweile ernst- haft krank, ohne daß er eine angemessene medizinische Behandlung erhält. HK
Urteil: Kein Verkauf von Arzneimitteln am Autoschalter
BERLIN. Apotheken dürfen keine Arzneimittel am Autoschalter verkaufen. Dies sei mit der besonderen Bera- tungspflicht der Apotheker unvereinbar, begründete das Bundesverwaltungsgericht sein Urteil (Az.: 3 C 6.97).
Das Urteil bezieht sich auf die Klage eines Hamburger Apothekers. Dieser hatte 1992 einen Autoschalter ein- gerichtet, dessen Betrieb ihm von den zuständigen Gesund- heitsbehörden untersagt wur- de. Das Bundesverwaltungs- gericht entschied, daß die
Apothekenbetriebsordnung den Verkauf von Arzneimit- teln nur in den Innenräumen der Apotheken zulasse. Dies sei durch die besonderen Ri- siken der Arzneimittel ge- rechtfertigt. Apotheker seien deshalb auch zur Beratung verpflichtet. afp
OptiPen 1E Starlet Charge: Möglichkeit der Unterdosierung
BAD SODEN. Nach An- gaben der Hoechst Marion Roussel GmbH wurden in einzelnen OptiPen 1E Starlet der Charge B 112 verse- hentlich Zählmodule ver- baut, die bei jedem Dosier-
schritt („Klick“) zwei Einhei- ten anstatt einer Einheit zählen. Auf der Einheit er- scheint somit die Zählfolge 2-4-6-8 etc. anstatt erwarteter und tatsächlich verabreichter 1-2-3-4 etc. Dies kann zu ei- ner Unterdosierung mit Insu- lin führen, falls sich der Pa- tient nur auf die Dosisanzei- ge verläßt. OptiPen anderer Chargen sind nicht betroffen.
Das Unternehmen bittet, Pa- tienten zu informieren und betroffene OptiPen als Re- klamation in der Apotheke umzutauschen oder direkt zu senden an: Hoechst Marion Roussel GmbH, Pharmazeu- tisch Technische Reklamatio- nen, Gebäude K 607, 65926 Frankfurt/Main. EB
A-262 (18) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 6, 6. Februar 1998
P O L I T I K NACHRICHTEN
Hörgeräteakustiker gegen Ausgrenzung
MAINZ. Die Bundesin- nung der Hörgeräteakustiker kritisiert den Vorschlag des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Ge- sundheitswesen, „Rand- und Abwahlleistungen“ einzu- führen. Danach könnten Hörhilfen aus dem Regellei-
stungskatalog der Gesetzli- chen Krankenversicherung ausgegrenzt werden.
Letztlich müsse dann der Versicherte diese Leistungen selber finanzieren. Dabei ha- be der Gesetzgeber schon 1974 im Rehabilitationsan- gleichungsgesetz festgelegt, daß Schwerhörige einen An- spruch auf eine Versorgung mit Hörgeräten haben. SG
Ausland
WHO: Krebs-Risiko bei Handys nicht erhöht
GENF. Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht derzeit keine Veranlassung, vor einem mög- lichen Risiko von Gehirntu- moren durch die Verwendung von Mobiltelefonen zu war- nen. Die WHO-Expertin Eli- sabeth Cardis sagte in Genf, es gebe keine glaubwürdigen Un- tersuchungen, die beweisen, daß die Krebsgefahr wachse, wenn der Kopfbereich elek- tromagnetischen Wellen aus- gesetzt sei. Falls ein solches Ri- siko tatsächlich bestehe, wäre es sehr gering. Es könnte dann durch technische Änderungen von Handys weiter verringert werden. Derzeit sind weltweit rund 150 Millionen Mobiltele- fone in Gebrauch. afp
Großbritannien:
Ärzte für routinemäßige HIV-Tests
LONDON. Die AIDS- Stiftung der British Medical Association hat sich für eine
„Normalisierung von HIV- Tests“ vor allem für Schwan- gere ausgesprochen. Die Di- rektorin der Stiftung, Hilary Curtis, sagte in London: „Es gibt viele Gründe, die für das Testen sprechen.“ Mittlerwei- le gebe es Behandlungsme- thoden, die sowohl dem Ge- sundheitszustand einer HIV- positiven Schwangeren nüt- zen als auch das Infektionsri- siko für den Fötus senken.
„Ärzte oder Hebammen soll- ten den Test routinemäßig an- bieten“, sagte Curtis weiter.
Gleichzeitig betonte die Direktorin, daß ein HIV-Test keine Versicherungsproble- me auslöse. Aufgrund erfolg- reicher Lobbyarbeit der AIDS-Stiftung und anderer Organisationen verzichteten die Versicherer mittlerweile darauf, ihre Versicherten da- nach zu fragen, ob sie sich je einem HIV-Test unterzogen haben. Sie beschränkten sich auf die Frage, ob der Betref- fende HIV-positiv sei. HK
Stand: 1.Juli 1997; Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Die Beitragssätze der gesetzlichen Krankenkassen differieren regional erheblich:
Bei den AOK reicht die Spanne von 13 Prozent in Baden-Württemberg bis 14,9 Prozent in Berlin. Der Abstand ist damit kaum geringer als im Jahr 1993 (2,1 Pro- zentpunkte), obwohl seit vier Jahren im Rahmen des Risikostrukturausgleichs Einnahmen- und Belastungsunterschiede zwischen den Krankenkassen ausgegli- chen werden. Keine regionalen Unterschiede gibt es dagegen bei den Ersatzkas- sen, die traditionell über die Landesgrenzen hinweg einheitliche Sätze erheben.