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Archiv "Hausärztemangel – Weil der Nachwuchs fehlt: Der Ruhestand muss warten" (04.09.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 36⏐⏐4. September 2009 A1701

P O L I T I K

D

r. med. Christine Jankowski wird im Dezember 70 Jahre alt. Dass sie in diesem Alter immer noch im Kittel durch die Praxis hetzt, Herzen abhört, Rezepte schreibt und Krankenakten führt, wäre für sie vor einigen Jahren undenkbar ge- wesen. Doch nun wird genau das Realität: Zum 1. Juli hat Jankowski einen Zweijahresvertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen unterschrieben. Sie ist ei- ne von sechs Allgemeinmedizinern, die gemeinsam in einer Eigenein- richtung der KV in Gotha arbeiten.

Aus Mangel an ärztlichem Nach- wuchs in der Stadt hängen die Medi- ziner noch einige Arbeitsjahre dran.

Der Ruhestand muss warten.

Halb war es die Verpflichtung ihren Patienten gegenüber, halb die Leidenschaft für den Beruf, die Jan- kowski dazu bewogen haben, ihren Garten noch etwas länger zu ver- nachlässigen. „Ich habe immer ge- sagt, mit 70 arbeite ich nicht mehr.

Aber dann hat sich der Ärztemangel wie ein Gewitter über uns zusam- mengebraut. Und schließlich sind wir nun mal Ärzte“, sagt sie. Immer- hin: Ein bisschen mehr Zeit als vor- her hat Jankowski nun. Denn die Mediziner der Gemeinschaftspraxis

arbeiten jeweils nur noch zwei Tage in der Woche. Auch müssen sie das Risiko der Praxis nicht mehr tragen.

Das liegt ausschließlich bei der KV.

Sie hat die Verträge abgeschlossen und steht für alle finanziellen Auf- wendungen gerade. „Es ist schon ei- ne große Erleichterung, nicht mehr für alles verantwortlich sein zu müs- sen“, sagt Jankowski, die erst Ende Juni ihre eigene Praxis geschlossen hat. Auch zwei ihrer neuen Kollegen haben bis vor Kurzem noch in eige- ner Praxis gearbeitet, die beiden an- deren waren gelegentlich als Vertre- tungsärzte tätig.

Die Umstellung vom langjährigen Einzelkämpfer hin zum Arzt im Ge- meinschaftsbetrieb verläuft noch nicht ganz reibungslos. „Vieles muss sich noch einspielen“, sagt Jankows- ki. Das größte Problem der Startpha- se: Alte Patientendaten müssen neu erfasst und digitalisiert werden. Alle sechs Ärzte müssen darauf leichten Zugriff haben. Etwa wenn ein Patient Jankowskis an einem Tag mit Be- schwerden in die Praxis kommt, an dem die Medizinerin nicht da ist.

Die Bürger nehmen die Praxis sehr gut an. Der Ansturm sei riesig, sagt Jankowski. Kaum zu bewälti-

gen. Es kämen vor allem die Patien- ten der Ärzte, die bis vor Kurzem noch voll praktiziert haben, aber auch viele neue. „Und es kommen welche, die hören, dass ihr alter Hausarzt wieder tätig ist.“ Jankows- ki hat einige ihrer Patienten in Trä- nen ausbrechen sehen, als sie gehört haben, dass sie weiter praktiziert.

Bereits die zweite Eigeneinrichtung in Gotha

Die Gemeinschaftspraxis ist bereits die zweite Eigeneinrichtung der KV in Gotha. In der Stadt sei es besonders schwierig, Nachfolger für eine Praxis zu finden, sagt der zweite KV-Vorsit- zende Sven Auerswald. Im Mai 2008 hatte der ehemalige Bundeswehrarzt Andreas Schwenn mithilfe der KV eine Praxis eröffnet. Das Projekt trug schneller Früchte als erwartet: Seit dem 1. Juli führt Schwenn seine Pra- xis losgelöst von der KV, die ihn noch ein weiteres Jahr unterstützt hätte.

„Mein Ziel war es, die Praxis so schnell wie möglich zu übernehmen, und es war schnell klar, dass das funktionieren würde“, sagt der 45- Jährige. Schwenn ist in alle Verträge eingestiegen, etwa mit dem Vermie- ter und dem Hersteller der Compu- ter-Software. „Die KV hat mir das Risiko vom Herzen genommen“, be- schreibt Schwenn die Vorteile der KV-Anstellung. Durch die Unter- stützung habe er „zunächst auspro- bieren können, ob das mit der eige- nen Praxis funktioniert“. Schließlich habe er zuvor nie unternehmerisch gearbeitet und sei nicht sicher gewe- sen, ob die Patienten ihn annehmen.

In der Eigeneinrichtung hätte er sich

„über die erste Durststrecke hinweg-

hangeln“ können. I

Nora Schmitt-Sausen

HAUSÄRZTEMANGEL

Weil der Nachwuchs fehlt:

Der Ruhestand muss warten

Statt in Rente zu gehen, arbeiten im thüringischen Gotha sechs Allgemeinmediziner nach dem eigentlichen Ende ihrer Tätigkeit in einer Eigeneinrichtung der KV.

Ein weiterer Versuch, dem Mangel in der ambulanten Versorgung zu begegnen.

Foto:Mauritius Images

Ausspannen vertagt:Zeit zum Erholen ist später.

Derzeit hat die am- bulante Versorgung der Bürger in Gotha Vorrang.

NEUE STIFTUNG

Um die ambulante Versorgung in Thüringen zu fördern und zu verbessern, hat die Kassenärztliche Vereinigung ge- meinsam mit dem Land Thüringen Ende Juli eine Stiftung gegründet. Die „Stiftung zur Förderung der ambulanten ärztlichen Versorgung im Freistaat Thüringen“ soll unter anderem Ärzte im praktischen Jahr unterstützen und be- darfsbezogene Weiterbildungen fördern. Auch der Betrieb von Eigeneinrichtungen ist ein Stiftungszweck.

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