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Archiv "Arbeitszeiten: Nicht kostenneutral" (23.08.2004)

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Arbeitszeiten

Zu den Arbeitszeiten im Kranken- haus, insbesondere dem Artikel

„Nach Euphorie jetzt Frust an der Basis“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 23/2004. Dort stand: „Der Marburger Bund warnte die Klinik- arbeitgeber und die Vorgesetzten (Verwaltung, Chefärzte, Oberärzte) davor, bei der Arbeitszeitregelung zu tricksen.“:

Nicht kostenneutral

. . . Im eigenen sehr großen Haus läuft die Diskussion um Erfüllung des Arbeitszeitge- setzes und um Arbeitszeit- management nach den neuen Richtlinien seit etwa einem Jahr. Selbst auswärtige Gesell- schaften sind eingeschaltet worden, um diese Fragen pro- fessionell zu lösen. Es ist aber bereits jetzt erkennbar, dass offenbar versucht werden soll, mit dem vorhandenen Mitar- beiterstamm den neuen For- derungen und Gegebenheiten gerecht zu werden, obwohl al- le an der Diskussion Beteilig- ten wissen, dass das nicht geht.

So kommt es, dass voraussicht- lich ein Schichtdienst für die ärztlichen Mitarbeiter instal- liert werden wird, um den ge- setzlichen Vorgaben genügen zu können. Es wird zu teilwei- se sehr vom bisher Gewohn- ten abweichenden Arbeitszei- ten kommen. Diese Verände- rung soll dann auch noch ko- stenneutral realisiert werden, d. h., dass die Bezüge für die einzelnen Mitarbeiter um ge- schätzt ein Drittel absinken werden. Favorisiert werden absurde Vergütungsvarianten, damit Arbeit teilweise in Frei- zeit vergütet werden kann. Wir werden also arbeiten gehen, um Freizeit zu bekommen!

Unattraktiver ist der Arztbe- ruf nicht mehr zu gestalten.

Man muss sich nicht wundern, wenn unter diesen Umständen die viel beklagte Abwande- rung von Ärzten in fremde Berufszweige weiterhin zu- nimmt. Wir gehen zumindest schweren Zeiten entgegen, wenn diese Politik beibehalten wird. Ärgerlich dabei ist im- mer wieder, dass die Ärzte- schaft für diese von ihr selbst nicht verschuldeten Entwick- lungen verantwortlich ge- macht wird. Die Chefärzte, die Oberärzte und nicht einmal die Verwaltung legen die Stel- lenpläne fest, die unverändert nach uralten Kennzahlen be- rechnet werden. Man sollte sich davor hüten, bei dem vor- aussehbaren Scheitern der Installation einer Arbeitszeit- anpassung die leitenden Ärzte von Krankenhäusern dafür auch noch verantwortlich zu machen. Diese Ärzte haben diese Entwicklung in völliger Ermangelung von Einfluss- möglichkeiten nicht zu verant- worten. Diejenigen, die be- rechtigterweise am Arbeits- zeitsystem der Ärzte in den Krankenhäusern etwas ändern wollen (und können!), müssen folgerichtig auch den zweiten Schritt gehen. Sie müssen ak- zeptieren, dass jegliche positi- ve Veränderung ohne zusätzli- che ärztliche Arbeitskräfte nicht zu realisieren ist und dass die zusätzliche Einstel- lung von Ärzten im Kranken- haus nicht kostenneutral zu bewältigen ist. Hinzu gehört, dass überfällige Probleme wie die viel beschworene und im- mer wieder zitierte „Ver- schlankung“ der Administrati- on endlich Realität werden muss. Es kann nicht sein, dass die Versorgung der Patienten Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004 AA2317

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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letztlich auf dem Altar der ausufernden Dokumentation geopfert wird. Dokumentati- onsassistenten werden zwar allerorts beschrieben und be- schworen, aber kaum eine Kli- nik hat einen derartigen Assi- stenten. Die nervöse Diskussi- on um die notwendigen Verän- derungen im Bereich der ärzt- lichen Arbeitszeit in Kranken- häusern erinnert in fataler Weise an die desaströsen Vor- gänge um die LKW-Maut. So- lange in Deutschland solche wesentlichen Probleme wie Flaschenpfand, Rechtschreib- reform und neuerdings sogar Waldnutzungsgebühren mit Akribie betrieben werden, gibt es wahrscheinlich keine Valenzen, damit Politik und Krankenkassen sich den tatsächlichen und dringend zu lösenden Problemen bei der Humanisierung der ärztlichen Arbeitszeit stellen. Das aber ist eine der wesentlichen Auf- gaben der großen Politik für das strapazierte Gesundheits- system Deutschlands und für die Bürger unseres Landes und deren Ärzte.

Priv.-Doz. Dr. med. Till Höfs, Klinik für Innere Medizin, Städtisches Klinikum Magdeburg, Max-Otten-Straße 11–15, 39104 Magdeburg

Glosse

Zu der Glosse „Der ,Zustand nach . . .‘“ von Dr. med. I. N. Seider in Heft 27/2004:

Änderungsvorschlag

Der Zustand nach . . . bereitet dem Kollegen Seider Kopf- zerbrechen. Mir auch. Im Ge- gensatz zu ihm allerdings möchte ich schon wissen, wel- che wesentlichen Erkrankun- gen ein Patient schon durch- gemacht hat bzw. welche we- sentlichen medizinischen Ein- griffe an ihm durchgeführt wurden. Also finde ich es schon hilfreich, wenn ein Pati- ent Unterbauchschmerzen hat und ich weiß, dass der Blinddarm schon entfernt wurde. Auch finde ich es hilf- reich zu wissen, ob ein Patient eine KHK hat ohne Myo- kardinfarkt oder ob er schon

einen Infarkt hatte und an- schließend z. B. einen Vier- fachbypass bekam. Auch möchte ich diese Information ungern in Form eines seiten- langen Besinnungsaufsatzes, sondern kurz und knapp mit- geteilt haben. Also was tun?

Ein Änderungsvorschlag wä- re z. B., statt dem Z. n. das medizinische Ereignis mit Datumsangabe zu versehen, z. B. Myokardinfarkt, inferior 6. 9. 1978. Natürlich wäre es notwendig, dass sich die medi- zinische Community darauf verständigt und die Software- programme und der ICD ent- sprechend angepasst werden.

Bis dahin müssen wir wohl weiterhin mit dem Zustand nach . . . leben.

Dr. med. Dr. rer. pol. Manfred Kerschreiter,Donauwörther Straße 154, 86154 Augsburg

Dank

Ich bitte, dem Autor meine Begeisterung und meinen Dank auszurichten. Ich habe seinen Artikel sofort einge- scannt, um ihn allen meinen Kolleginnen und Kollegen zu- zumailen, die eines meiner Steckenpferde nun auch von einem anderen – und viel ele- ganter – geritten sehen.

Für seinen Zitatenschatz darf ich meinen früheren Chef ergänzend zitieren: „Der Mensch ist ein Zustand nach Geburt mit absolut infauster Prognose, zumindest langfri- stig.“

Dr. med. Michael Klein,

Klinikum Berlin-Friedrichshain, Neurolo- gie, Landsberger Allee 49, 10249 Berlin

Realität besser als Satire

Vor vielen Jahren, als Assi- stenzarzt in einer Frauenkli- nik, ist mir in der Tat von der Rettungsleitstelle ein Zugang angemeldet worden mit den Worten: „Es kommt ein Zu- stand nach Geburt“, was be- deutete, dass ein Rettungswa- gen eine Frau mit ihrem über- raschend schnell zu Hause ge- borenen Kind brachte. Wie man wieder sieht, ist die Rea- lität besser als die Satire.

Joachim Funk,

Bliesgaustraße 3, 66440 Blieskastel

Arzneimittel

Zu dem Beitrag Arzneimittelfor- schung: „Geht es nur um die Wahr- heit?“ von Alexander Großkopf in Heft 27/2004:

Strengere Maßstäbe bei Naturheilmitteln

Das deutsche Arzneimittel- recht gilt als eines der streng- sten. Es ist in der Tat so weit über sein Ziel hinausgeschos- sen, dass es im Begriff ist, die ganze Arzneimittelforschung in Deutschland zu vernichten.

Das Bundesinstitut für Arz- neimittel und Medizinpro- dukte (BfArM) hat im Juni 2002 die Zulassung des pflanz- lichen Beruhigungsmittels Kava-Kava widerrufen. Die- ser Widerruf wurde mit dem Bericht der AkdÄ (DÄ, Heft 5/2002) begründet. Darin war von vier Todesfällen die Re- de, die durch Kava-Kava ver- ursacht worden sein sollen, was sich schließlich als ein einziger herausstellte, bei dem neben reichlich Alkohol- Konsum auch noch ein Kava- Kava-Präparat genommen worden war. Also ein einziger fraglicher Fall in der ganzen Zeit seiner Verwendung, und Kava-Kava-Präparate gab es schon, als ich vor 40 Jahren meine ärztliche Tätigkeit be- gonnen habe.

Viele Tausend sind schon an akuter Alkoholvergiftung ge- storben und viele Millionen an den Folgen chronischer Alkoholvergiftungen, aber hier musste ja ein Grund ge- sucht und gefunden werden, um die Konkurrenz durch dieses pflanzliche Beruhi- gungsmittel Kava-Kava aus- zuschalten.

Die von der AkdÄ als harm- losere Alternative angegebe- nen Mittel sind mit Sicherheit für mehr Todesfälle verant- wortlich, oder wie kommt es sonst zu so vielen tödlichen Nebenwirkungen, wie Prof.

Dr. med. Joachim Bauer (DÄ, Heft 24/2003) berichtet?

Er schreibt, dass in Deutsch- land die Zahl der durch Medi- kamente bedingten Todesfälle jährlich auf 16 000 geschätzt wird, die Zahl der ernsten Ne-

benwirkungen auf 120 000. In den USA geht eine Studie, die im Journal der American Med- ical Association veröffentlicht wurde, von jährlich 106 000 Todesfällen, die infolge von unerwünschten Medikamen- tenwirkungen aufgetreten sind, aus. Die Fälle von schweren Nebenwirkungen schätzt man dort auf 2,2 Mil- lionen.

Das wird als nahezu unver- meidbar in Kauf genommen.

Aber wenn es sich um ein Na- turheilmittel handelt, dann ist jedes Mittel recht, ein solches zu bekämpfen, da erlaubt man sich, hundert- und tau- sendfach strengere Maßstäbe anzulegen.

Peter Cornelius,

Wiesenstraße 4, 82269 Geltendorf

Sterbegeld

Zu dem Beitrag „Neue Policen nicht zu empfehlen“ in Heft 24/2004:

Sinnvolles Produkt

. . . Anders als Ihre Redakti- on, erachten wir eine Sterbe- geldversicherung als ein sehr sinnvolles Produkt zur Absi- cherung generell hoher Be- gräbniskosten. Die Sterbe- geldversicherung zahlt im To- desfall des Versicherten be- reits nach Eingang des ersten Beitrags die volle Versiche- rungssumme! Bei dem von Ih- rer Redaktion bevorzugten Sparplan dagegen muss diese Summe erst über Jahre ange- spart werden – eine Art Glücksspiel mit der Lebenser- wartung des Versicherten, meinen wir.

Bei einer Sterbegeldversiche- rung steht der sofortige Risi- koschutz im Vordergrund, um die unmittelbar durch den To- desfall verursachten Kosten abzudecken. Der Sinn einer Sterbegeldversicherung liegt nicht in der Maximierung der Rendite, sondern in der Absi- cherung von durch den Todes- fall verursachten Kosten vom ersten Tage der Beitragszah- lung an. . .

Dr. Gabriele Rolfes, DBV-Winterthur Versicherungen, Frankfurter Straße 50, 65178 Wiesbaden

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A2318 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004

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Marburger Bund

Zu dem „Seite eins“-Beitrag

„Zwangsjacke ver.di“ von Jens Flin- trop in Heft 21/2004 und dem Leser- brief „Ein warmer Pullover“ von Dr. med. Christoph Ehrensperger in Heft 25/2004:

Selbst Verantwortung übernehmen

Wir angestellten Ärzte sind die Leistungsträger im Kran- kenhausbetrieb: Wir erbringen die entscheidenden Kern-Lei- stungen, wir setzen uns mit sehr großem persönlichen En- gagement für unsere Arbeit ein, wir sind bereit, unter wid- rigen Bedingungen Höchstlei- stungen zu erbringen, wir lei- sten kontinuierlich Überstun- den und so genannte Bereit- schaftsdienste ohne angemes- senen Ausgleich, wir puffern an der Schnittstelle zwischen Patienten, Pflegepersonal, Verwaltung und Krankenkas- se die dort einwirkenden Kräf- te zum Wohle aller ab, wir tra- gen die Hauptverantwortung für das körperliche Wohlerge- hen der Patienten, wir sorgen durch unsere Flexibilität und Belastbarkeit dafür, dass die finanzielle Existenz aller Krankenhausbeschäftigten er- halten bleibt.

Diese ärztliche Leistung ver- dient eine angemessene Ent- lohnung, da sie sonst nicht mehr erbracht wird. Immer mehr Ärzte wandern in Hoch- lohn-Berufsfelder oder ins Hochlohn-Ausland ab, und der

Rest verrichtet in stiller Gram Dienst nach Vorschrift ohne Dynamik und Engagement.

Die Zeit ist jetzt reif dafür, die Einkommensverhältnisse zu verbessern: es herrscht Ärzte- mangel, die Wiedergutma- chung für die Durststrecke Krankenhaus aus den 70er- bis 90er-Jahren durch eine Nie- derlassung fällt weg, bei den Ärzten regt sich immer deutli- cher Unmut, und sie sind be- reit, aktiv zu werden.

An der schlechten wirtschaftli- chen Situation tragen die großen Gewerkschaften ver.di bzw. ÖTV Mitschuld. Sie ha- ben bei den Tarifabschlüssen über Jahrzehnte hinweg dazu beigetragen, dass die Gehälter der Ärzte und die der nicht- ärztlichen Mitarbeiter im Ge- sundheitssektor immer mehr angeglichen wurden. Zum Nachteil der Ärzte!

Der Marburger Bund muss die Zeichen der Zeit erkennen und jetzt handeln! Es ist seine Aufgabe, deutlich höhere Gehälter für die Kranken- hausärzte nicht nur zu fordern, sondern durchzusetzen. Wahr- scheinlich ist dazu ein Arbeits- kampf notwendig, der jetzt vorbereitet werden muss.

Bei solch einem Vorhaben ist eine Zusammenarbeit mit ver.di als Großgewerkschaft nicht hilfreich, da ver.di unsere Forderungen nicht vehement genug vertritt.

Wir können nicht verstehen, dass Herr Montgomery die- se „Loose-loose-Situation“

(der Marburger Bund verliert

Mitglieder und Einfluss, die Ärzte verlieren das ihnen zustehende Einkommen) zu einer „Win-win-Situation“

umdeutet.

Lasst uns die Zwangsjacke ver.di abstreifen und selbst Verantwortung übernehmen!

U. a. die Pilotenvereinigung Cockpit hat uns vor Jahren ge- zeigt, wie effizient die Abspal- tung aus dem gewerkschaftli- chen Dachverband ist!

Dr. Stephan Goppel, Ilka Markwort, Dr. Axel Burg, Dr. Thomas Bagnucki, Eintrachtstraße 71, 50668 Köln

Erfolgswünsche für MB

Dr. Ehrensperger beklagt in seinem Brief die angebliche Undankbarkeit von angebli- chen Minderheiten des Mar- burger Bundes. Aber auch Herrn Dr. Ehrensperger dürf- te nicht entgangen sein, dass es eine massive Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten bzw. Medizinstudentinnen und Medizinstudenten aus der Tätigkeit am Patienten bzw.

Krankenhaus gibt. Dies doch wohl, weil die insbesondere auch von ver.di bzw. DAG und ÖTV zu vertretende Tarifpoli- tik für das Gesundheitswesen weder in Vergangenheit noch Gegenwart zu akzeptablen Arbeitsbedingungen, noch zu einer als fair empfundenen Bezahlung geführt hat. Hier von Berufsgruppenegoismus zu sprechen ist auch dann völ- lig verfehlt, wenn man sich er- innert, mit welcher Deutlich- keit gerade in den 80er-Jahren

und frühen 90er-Jahren ge- werkschaftlicherseits gegen die Ärzteschaft aus Sozialneid gepredigt wurde. Die wesent- liche Maxime der Politik ver.dis ist ein „billiges Ge- sundheitswesen“, damit Indu- strie und Dienstleister geringe Lohnnebenkosten bei maxi- maler Gesundheitsversorgung haben. Leider vertritt ver.di damit nicht die Interessen der im riesigen Wirtschaftssektor Gesundheitswesen Tätigen.

Man stelle sieh nur vor, die In- genieure, Chemiker etc. der Metall-, Chemie- oder Auto- mobilindustrie sollten 80 und mehr Stunden die Woche ar- beiten. Was wären dann wohl die für sie gewerkschaftlich geforderten Arbeitszeiten, Grundgehälter und Zulagen?

Insofern ist es zu begrüßen, wenn sich die Auffassung der

„ärztlichen Basis“ innerhalb des Marburger Bundes deut- lich artikuliert. Sicher gilt es,

„einen Kreis zu quadrieren“:

bei oft erheblicher Reduzie- rung der vom Einzelnen zu leistenden Arbeitszeit ist – auch im Vergleich zu anderen Branchen – die volle Bezah- lung der zurzeit oft überlan- gen Arbeitszeiten und eine deutliche Erhöhung der Grundvergütung notwendig.

Ver.di sollte seine Politik end- lich dahingehend anpassen, dass die im Gesundheitswesen Beschäftigten, insbesondere die Ärzte, nicht grundsätzlich schlechter gestellt werden. Sie haben sich nicht nur zum Ei- gennutz, sondern auch zum

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Vorteil der Gemeinschaft hoch spezialisiert und können deshalb nicht zugunsten an- derer Gruppierungen gezielt benachteiligt werden. Dem Marburger Bund sei bei der schwierigen Aufgabe, den ,,Kreis“ zugunsten seiner Mitglieder „zu quadrieren“, der notwendige Erfolg ge- wünscht.

Dr. Elmar Lindhorst,

Alicestraße 29, 63263 Neu-Isenburg

Hausarztpraxis

Zu dem Beitrag „Arbeiten am Limit“ von Martina Merten in Heft 31–32/2004:

Wir sind mit unserem GKV-Umsatz zufrieden

. . . Ich betreibe alleine eine 1 500-Scheine-Praxis mit ho- hem Ausländeranteil mit zwei Vollzeit- und zwei 400-Euro- Kräften. Das auf dem Bild zu

sehende Szenario vor dem Praxistresen aufgrund der Pra- xisgebühr kam lediglich in den ersten Tagen beider vergange- ner Quartale vor, keinesfalls ist es alltäglich.

Geschilderte Zettelwirtschaft am Tresen zeugt von Organi- sationschaos. Es ist z. B. nicht notwendig, die Patienten, die die Praxisgebühr schuldig ge- blieben sind, auf Zetteln zu vermerken: Sie sind alle im Computer erfasst. Vier Arzt- helferinnen haben nicht hinter der Anmeldung hin und her zu laufen. Dahin gehört eine hauptamtliche Verantwortli- che allenfalls mit einer zusätz-

lichen Hilfskraft. Diese Aufga- be wird in unserer Praxis von einer Vollkraft alternierend im wöchentlichen Wechsel bewäl- tigt. Ich frage mich, für welche wichtigen Arztbriefe in einer Hausarztpraxis (keine Fach- arztpraxis!) um 11.30 Uhr – al- so während des Hochbetriebs – eine Arzthelferin abgestellt werden muss und welche dik- tierten Befunde sie in den Pra- xiscomputer eingeben muss.

Meine Empfehlung für die minderbemittelten Chroniker ist nicht Buchführung, die ja meine überwiegend ausländi- schen Patienten überfordern würde, sondern die Verwen- dung eines Schuhkartons, in den alle Quittungen für Ge- sundheitsausgaben hinein- kommen. Das klappt in der Regel mit einigen Ausnahmen.

Erwähnte Differenz von 10 Euro in der Kasse wegen feh- lender Praxisgebühr kommt bei uns auch gelegentlich vor.

Aber da die Arzthelferinnen für diese Diffe- renz keine Ver- antwortung tragen müssen (die Differenz zwischen EDV- Bestand und Quartalsab- rechnung der KV betragen manchmal mehrere Tau- send Euro), ist diese Aufgabe bei uns in zwei bis drei Minu- ten erledigt, und es macht den Arzthelferinnen sogar Spaß, ihre kaufmännischen Qualitäten zu testen.

Wegen des hohen Ausländer- anteils beträgt mein PKV-Pati- entenumsatz unter 5 % der Gesamteinnahmen. Wir sind dennoch mit unserem jährli- chen GKV-Umsatz über 250 000 Euro zufrieden, kön- nen damit auch sehr gut leben.

Das Märchen, dass GKV-Pati- enten durch die Privatversi- cherten subventioniert wer- den, ist hiermit widerlegt.

Nur dem letzten Satz in Ihrem Artikel würde ich voll und ganz zustimmen: „Es gibt kei- nen anderen Beruf, der nach

16 Jahren (ich bin seit 1988 niedergelassen) so abwechs- lungsreich ist“, auch wenn der Preis für diese Abwechslung immer höher wird (seit GMG vielleicht auch nicht mehr).

Dr. med. Dr. rer. nat. Attila Talas, Lohausener Straße 11, 30853 Hannover- Langenhagen

Besteuerung

Zu der geplanten Besteuerung der Versorgungsbezüge:

Wer ist noch betroffen?

Die Teilnehmer der Versor- gungsanstalt Tübingen haben jahrzehntelang ihre Beiträge aus vorher versteuerten Ein- nahmen aufgebracht. In mei- nem Falle 25 Jahre als Selbst- ständiger. Das von mir bezo- gene Ruhegeld wird mit 27 % des so genannten „Ertrags- teils“ besteuert. Die Bundes- regierung bereitet ein Gesetz vor – oder hat es schon erlas- sen –, nach welchem die Ver- sorgungsbezüge ab 1. Januar 2005 mit versteuert werden sollen. Zum Ausgleich haben die noch arbeitenden Kollegen

die Möglichkeit, ihre Vorsorge- aufwendungen in gewisser Höhe von der Steuer abzuset- zen. Wir Rentner haben diese Möglichkeit nicht. Also wer- den wir über den „Ertragsteil“

hinaus mit 23 % unserer Ver- sorgungsbezüge zum zweiten Mal – also doppelt – besteuert.

Meines Erachtens ist das ver- fassungswidrig. Meine Rück- frage bei der Versorgungsan- stalt Tübingen ergab, dass sei- tens der Anstalt eine Verfas- sungsklage nicht beabsichtigt ist und dieser auch nicht be- kannt ist, dass betroffene Ärz- te eine solche erwägen. Das wundert mich sehr, denn sogar der „Reichsbund“ – bestimmt kein Wortführer der Selbst- ständigen – erwägt eine Klage wegen der Doppelbesteue- rung.

Meine Frage ist, ob ich nur ein marginaler Fall bin oder auch andere Kollegen davon betrof- fen sind. Gedenken diese und die Vorstände der Versor- gungsanstalten etwas gegen die verfassungswidrige Dop- pelbesteuerung zu unterneh- men?

Dr. Joachim Lemmerhirt, Dierlingstraße 3, 87629 Füssen

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A2320 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004

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Foto:privat

Bundeswehr

Zu dem Beitrag „Der Rotstift droht den kleineren Kliniken“ von Petra Spielberg in Heft 25/2004:

Sparvorschläge

Da zeichnet sich ab, was un- vermeidlich ist: auch der Sa- nitätsdienst muss sparen. Da begibt sich der Minister in Berlin lieber auch gleich in die Charité als in das eigene Krankenhaus.

Dieses „große Haus“ ist seit Jahren teure Baustelle mit ho- hem Investitionsbedarf und Planungsunsicherheit in ungünstiger Lage in unmittel- barer Nachbarschaft zu Cha- rité und Virchowklinikum.

Ähnliches gilt auch für Ham- burg, das vom Ruhm der Uro- logie und Dermatologie zehrt, infrastrukturell aber marode ist (keine Zweibettzimmer).

Und in Ulm hat die medizini- sche Fakultät dem Haus fast

alle universitären Kliniken entzogen. Leipzig dagegen ist ein Neubau.

Die Schließung „kleiner Häu- ser“ bedeutet eine unersetzba- re Verringerung klinischer Ausbildungsstätten und -kapa- zitäten für Sanitätsoffiziere.

Die Wege der Soldaten zu

„ihren“ Fachärzten werden noch länger. Am meisten ließe sich sparen, wenn Bundes- wehrärzte in erster Linie am Patienten tätig wären. Dazu könnte man den Sanitäts- dienst mit der sog. Streitkräf- tebasis verschmelzen und auf eine eigene Führungsstruktur verzichten. Zusätzlich kann man den klinischen Bereich des Sanitätsdienstes an einen zivilen Krankenhausträger ab- geben, bei diesem in gewissem Umfang Ärzte für Einsätze vorhalten und Behandlungs- kapazität in einem bestimm- ten Bettenumfang einkaufen.

Hans Martin Wollenberg, Monopolstraße 26, 12109 Berlin

Referenzen

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