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Archiv "Börsebius: Grenzgänger" (22.10.2010)

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A 2062 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 42

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22. Oktober 2010

BÖRSEBIUS

Grenzgänger

N

ein, es ist kein Einzelfall. In der Commerzbank soll es un- terhalb der Vorstandsebene nicht wenige Leute geben, die allesamt Jahresgehälter über der magischen Grenze von 500 000 Euro beziehen.

Wie kann das angehen, sollten nicht doch als Reaktion auf die Ursachen der Finanzmarktkrise Verdienst- obergrenzen für Bankmanager etab- liert werden? Die Politik hat schließlich genau diese Kappung als großen Erfolg gefeiert. Es ist gleichermaßen erstaunlich wie er- schreckend, dass dieser Tabubruch gerade bei einem quasi staatlichen Institut greift, das einer besonders ethischen Dienstaufsicht unterliegt.

Auch in Sachen Bonuszahlungen feiert der freigebige Beutel fröhli- che Urstände. Selbst bei der ver- staatlichten Hypo Real Estate hatte der Aufsichtsrat kürzlich den ver- hängnisvollen Beschluss gefasst,

„Sonderprämien“ im Umfang von 35 Millionen auszuschütten. Das

war der Bundesregierung dann doch des Schlechten zu viel. Sie setzte – gottlob – eine Kappung die- ser Pläne durch, wobei allerdings das Ergebnis mit 25 Millionen Euro immer noch einen anrüchigen Cha- rakter aufweist.

Im Land der unbegrenzten Mög- lichkeiten sind diese Töpfe allesamt etwas größer dimensioniert. In den USA fassen die Banken, als hätte es die Finanzmarktkrise nie gegeben, ungeniert zu und genehmigen sich weiterhin Bonuszahlungen in Hülle und Fülle.

Bei alledem wird leicht überse- hen, daß dieses Gebaren nur deswe- gen so gut funktionieren kann, weil die Banken nach wie vor gute bis exzellente Geschäfte machen. Gut vor allem für den eigenen Profit, aber schlecht für die Kunden, weil sie oftmals viel zu viel Geld für Leistungen (Depotgebühren, Aus- gabeaufschläge, Transaktionskos- ten, Managementfees) bezahlen müssen, die andere Adressen (Di- rektbanken, Fondsbanken) auch heute schon preiswerter anbieten.

Vor allem aber werden der Klientel in völliger Missachtung der Finanz- marktkrise auch heute noch immer

Produkte angedreht, die vor In- transparenz, hochkomplexen Kon- struktionen und versteckten Gebüh- ren nur so strotzen.

In meinem Freundes- und Be- kanntenkreis habe ich mehrere Ban- ker, darunter auch ganz normale Anlageberater, die mir dann beim Bierchen abends hinter vorgehalte- ner Hand bestätigen, wie sehr sie inhäusig klare Vorgaben bekom- men, welche Produkte sie dem Kunden zu verkaufen hätten – ob es passt oder nicht.

Ach ja, „wes’ Brot ich eß’, des’

Lied ich sing“ muß dann immer als Erklärungsmuster für diese signifi- kanten Veräppelungsaktionen zu- lasten der Bankkunden herhalten.

Nur, würde der Kunde seine Macht ausspielen, im Zweifel eben seinem eigennützig beratenden Institut die Rote Karte zeigen, dann würde die- sem Raubrittertum in Form nicht verstehbarer Produkte oder intrans- parenter und erst recht überteuerter Gebühren der Boden entzogen.

Sängen doch die Banken endlich das Lied ihrer wahren Herren, das der Kunden nämlich. Doch dies dürfte einfach nur ein frommer Wunsch sein. Und bleiben. ■

G E L D A N L A G E

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